• Keine Ergebnisse gefunden

(1)In den Schuhen des Andern

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "(1)In den Schuhen des Andern"

Copied!
9
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)In den Schuhen des Andern. Autor(en):. Jacobs, Leo / Speich, Martin. Objekttyp:. Article. Zeitschrift:. Actio humana : das Abenteuer, Mensch zu sein. Band (Jahr): 98 (1989) Heft 3. PDF erstellt am:. 30.01.2022. Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. Die systematische Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderen Servern bedarf ebenfalls des schriftlichen Einverständnisses der Rechteinhaber. Haftungsausschluss Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr für Vollständigkeit oder Richtigkeit. Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder durch das Fehlen von Informationen. Dies gilt auch für Inhalte Dritter, die über dieses Angebot zugänglich sind.. Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch http://www.e-periodica.ch.

(2) /iL. Po/meYscAenYz SLwwam wAerse/z/ Lama GAe-. La. raAs 5egra55ang5-. »orte /«/• LeswcAe/voa Lagya Lmg.. ///«ter /Ar tfer. 7em/>e/ m/Y e/ea. LL mäcAf/ge«. Z?//L/Aa-SYaLe«. GcAma/e iveme GeAeto/aAwe« ./7Lter« /m HG«L L>/e Laropäer/« /m //A <?//.«'A e«. MAY/cAsgewa«// /L ^4L, LA. e/«e /Vo««e, Le v/e/e LaAre /« üfer^4AgescAte/te«AezY /tes LT/osters (Yrnte«: L/s L7«ga«gs/or,) verAracA/ Aa/. DocA .sYe /rägf zw,sàYz//eA c/e/z 77?e/. La, e/«e ÄLrz/orm vew Lama. Pas Aemrt wo'rLcA «Ler //o'Aere»,./L e/«e //Ae/z'scAe. PAerse/zw«g efey Gaa^AnYwor/es Gara a«z/ /L AeLe Le //ö/7/cAAe;Y5aarez/e /i/r yee/en respeÄY/erte« Mo'rtcA oz/er Pr/ester. P/e jaage Lra// geAo'rt zw e/en « Grewzgä «gern »,. Le Lo/ogra/ CA/'/L/a« //e/m/e /m Pargtmz/ AesacA/e.. /ofo-Lssay Aeg/«L a«/Ge/Ye JJ.. Se/Y/. INDEN SCHUHEN DES ANDERN Kriegerisches Verhalten in allen Bereichen gefährdet die ExiKulturkritiker fordern deshalb ein Umdenken, ein Besinnen auf weibliche Qualitäten. Es gibt auch Menschen, die solch neue Gesinnung in einer Grenzzone zwischen Männerherrschaft und Menschlichkeit praktizieren. Sie können den anderen verstehen, indem sie sich in seine Schuhe versetzen. ^ Stenz unseres Planeten.. l. 7.

(3) Ip nttMTIKI ;. KuUpvnon. W ftpcr.îroat. Gewäft/te Bbrte, starke Geste«, /awte Sft'mme, Hasstra/z/««g vo« zlafor/tât. Das s/'«ä £ïge«sc/ta/te« eûtes D/a/ogs, /'« äem twä««//c/ze Dwergte« ttèerwzegen - woèez ä/ese Dwergte« «z'c/zt. atz/Männer. Zte-. sc/trän/cf szwä. D/'e Dzgensc/ta/te« äezäer Gesc/z/ec/tter sz'näja /n ans a//en a«ge/egt.. 8. los, versuchen sich zu übertönen, wiederholen ironisch und spöttisch Worte des anderen, rufen in die Menge hinein, schauen weg, schweigen abweisend. Als wir vor zwei Tagen zum ersten Mal auf diese Szene trafen, dachte ich, es sei ein. i. .^L_. Martin. M then, Omonia-Platz. Sonntag, 2. Juli 1989,14 Uhr45. Ein historisches Datum? Kaum. Zwar hat um 12 Uhr der neue griechische Regierungschef Tzannetakis sein Kabinett vorgestellt, das die Trümmer der Politskandale vergangener Monate beseitigen soll. Und drüben am Syntagma-Platz demonstrieren ein paar hundert Staatsangestellte. Aber sonst ist es ein heisser Sonntag wie viele andere in diesem heissen Sommer. Doch für mich ist es eine Stunde der Erkenntnis. Ich stehe in derprallen Sonne an diesem Platz, wo sternförmig sieben grosse Strassen zusammenkommen. Ich stehe da, schaue durch den Sucher der Kamera und drücke ab. Immer wieder. Ich halte eine für mich unwahrscheinlich symbolstarke Szene fest: Ein Kioskhäuschen mit grünem Blechdach. Unter der Dachrinne sind mit Wäscheklammern die Titelseiten von Tageszeitungen mit den grossen Schlagzeilen aufgehängt, die ich nicht verstehe. Neben dem Kiosk, in einem langsam wachsenden Häuserschatten, eine Gruppe von Männern. Sie diskutieren, gestikulieren, schreien, schneiden Gesichter, gehen drohend aufeinander. Zusammenstoss von Streikenden und Streikbrechern. Aggression lag in der Luft. Meine 18jährige Tochter drängte zum Weitergehen. «Mir ist das unheimlich», sagte sie. Inzwischen sind wir jedesmal, wenn wir am Omonia-Platz vorbeikamen, auf dieses Schauspiel gestossen. Ich frage den Concierge im Hotel, was das für Männer seien. Der wusste zuerst nicht, wovon ich sprach. Er runzelte die Stirn. Plötzlich hellte sich sein Gesicht auf. «Aha, z/z'e meinen Sie!» rief er und fügte mit spitzem Lächeln hinzu: «Das sind unsere Philosophen. Die haben nichts zu tun, und deshalb lösen sie alle Probleme der Welt. Sie treffen sich beim Zeitungskiosk, Kommunisten, Sozialisten, Demokraten, und sie debattieren, dass die Fetzen fliegen.» Was diskutiert wurde, konnte ich nicht verstehen. Trotzdem erkannte ich, dass offenbar keine Verständigung zustandekam: Noch nach Stunden, wenn man wieder vorbeikam, gestikulierten und schrien sich die gleichen Männer an. Mir fiel auf, dass dies eine reine Männersache war. Frauen unter den Passanten, vor allem jüngere Frauen, machten meist einen grossen Bogen um die Debattierer. Manchmal blieb eine Matrone mit der.

(4) Einkaufstasche in der Hand stehen und schaute schweigend zu, bevor sie weiterging. Das verstärkte noch den Symbolcharakter der Szene: Wenn es um die «Lösung der Probleme der Welt» geht, sind die Frauen, oder besser gesagt die weiblichen Werte, häufig noch ausgeklammert. Deshalb plädiert der Berner Sozialpsychiater Luc Ciompi in seinem faszinierenden Buch «Aussenwelt Innenwelt» für einen Ausgleich dieses jährtausendelangen Ungleichgewichts. Das weibliche Prinzip, sagt er, könne uns zur Einsieht bringen, «dass eine Verbesserung der Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen viel wichtiger ist als jeder technische Fortschritt». Vier Tage nach dem Erlebnis in Athen lernte ich auf dem Hasliberg eine Frau kennen, deren Lebenswerk dieser Qualitätsverbesserung gewidmet ist: Ruth C. Cohn. Doch davon später. Bei Ciompi, dessen Buch ich in jenen Tagen las, fand ich auch eine wunderschöne Définition von Liebe als «sanftes Eingehen auf Andersartiges». Davon konnte bei den Debattierern vom Omonia-Platz keine Rede sein. Ich war noch selbstvergessen am Knipsen. Plötzlich hörte ich etwas wie «fotografia». Die Gruppe öffnete sich. Alle drehten sich gegen mich. Feindselige Blicke. Ein banger Moment. Meine spontane Reaktion verblüffte mich selber: Ich ging auf die Männer zu, ganz nah heran, zeigte auf die Kamera und sagte auf englisch, es sei schade, dass sie den Ton nicht auch aufnehme. Dann machte ich eine Geste gegen den jungen Mann, der mich am bösesten anschaute und der vorher am lautesten gerufen hatte, und sagte zu den anderen: «Er ist der Star!» Da kam schon das Echo: «Ja, er ist der Professor!» Gelächter. Rede. Gegenrede. DerBann war gebrochen. Ich, der Störenfried, war ver-. unseres mög/z'c/zezz f£rste/zezz.y ange/angt s/nd. /c/z we/ss, dass s/e s/c/z m/t Rec/zt zzzzztzgäzzg//c/z ge/zen: Denn w/e sc/zw/er/g z'st es, e/n KanstwerA: /ür s/c/z se//zst sprec/zen zu /assen, und w/e /e/c/zt, es z'n Jene gäng/gen Regrzj//«c/zzz/z/az/ezz e/nzuordnen, we/c/ze me/n vozge/zsstes Kizzzstverstazzz/zz/s y'a doc/z nur z'mmer /zestät/gen. Gerade /z/n z'c/z z'm Ges/zräc/z m/t der Kunst/z/stor/Ler/n w/eder e/nma/ da/zez, d/es zu tun, a/s m/r d/e Zwez/e/Zza/f/gLe/t me/nes Gzztez/azzgens /zewusst w/rd. /c/z möc/zte dem Korsett me/ner Regrz/swe/t entnommen - doc/z w/e so// z'c/z das azzsteRezz? /c/z muss m/c/z an etwas .Fremdes /angsam /zerantasten, und es z'st entsc/ze/dend, dass d/es unvore/ngenommen und au/r/c/zt/g gesc/z/e/zt. zezz. BITTE UMBLATTERN. Martin. Erlösendes Gelächter. Eine Woche nach dem Schauspiel auf dem Omonia-Platz erlebte ich ein Echo davon. Es war das Gelächter von Zuschauern, vor allem Frauen und Kindern, über die linkischen Versuche zweier Männer, sich zu verstehen. In einem Innenhof in der Altstadt von Brescia, aufhalbem Weg zwischen Mailand und Venedig, wurde ein Meisterwerk des modernen italienischen Theaters aufgeführt. Es war die 393. Aufführung des Stückes «Robinson e Crusoe» von und mit Nino D'Introna und Giacomo Ravicchio, das schon in fünfzehn Ländem, darunter auch in der Schweiz, Erfolge gefeiert hat. Die beiden jungen Dramatiker, Regisseure und Schauspieler vom «Teatro dellAngolo» Turin haben sich ganz dem Thema Kommunikation verschrieben. Ihre Stücke stellen humorvoll und zugleich rasant-dramatisch dar, wie schwer wir uns in der Kunst des Verstehens tun. Und sie zeigen, wie läppisch einfach manchmal das. Ft/7/ez; a/zer e/zzz/rz'zzg/z'c/zer. Komzzzezztar ü/zer ü/e Gm wo/t. Der (7zzzw/sc/zezz vozz z/er. GS-Reg/e-. rtzzzg Zzese/r/gteJ L/LFFD TRC vozz. Ferra. z'zz. New TorL.. gessen. Leo F/zz Ges/zräc/z/zzzüet .statt, zzzzü /c/z würde gerne daran tez'/zze/zmezz. mü«te zz/c/zt tn At/zezz .se/zz; Fs g/Zzt v/e/e A//tag«/rzzat/ozzezz, z'zz denen /c/z m/c/z atzsürüc/cezz möc/zte nnd daüer den. &. C/zaraLter de.s' gerade .s'tatt//ndenden Kommzzzz//cat/ozz.S77roze«e.s'. verste/zezz. mt/rt.. 7c/t. möc/zte die Mazzer ü/zerw/zzüezz, we/c/ze m/c/z von den anderen trennt. Doc/z o/t w/rd m/r öewzz«t, da« m/r d/es v/e/Ze/c/zt zz/c/zt ge//zzgezz w/rd. Da.y z'st sc/zozz e/n Lerzz/zroze«: /c/z verste/ze, da« z'c/z n/c/zt verste/ze. D/es wtzrde m/r/cürz/z'c/z w/eder e/nma/ Zzewzz«/ z'n dem Gesprac/z, we/c/zes z'c/z m/t der Uz/a«er/n des ArtzTce/s üüer das ffér/c des Dz/d/zaaers L/c/za/'d Ferz-a (vg/. V dSJ tznd ü/zer d/e Dedeattzng der modernen Kzzzz« /ü/zrte. /c/z Zzegrzjt/S dass Gzzverytäzzü/z'c/z/ce// e/nes z'/zrer L/azz/ztmerLma/e z'st zznd es an m/r //egt, z'/zren Fz'zzzz /zeraaszzz/znden. «Man mtzss ez'zzeF/«z//zt«rvozz Ferra am e/genen Lez'/ze ez/a/zrezz», me/ntes/e, «nar dann merDt man, w/e s/e e/ne feranderzzng der e/genen Rb/zrzze/zzzzzzzzg Zzew/r/ct.» L/ne Regegzzzzzzg m/t den r/es/gen, verrosteten L/sen/z/as?//cen von R/cU/zy/ Serra z'st z'mmer azze/z e/ne Fe/Zzst/zegegzzzzzzg. Fe/zze F/czz//ztzzrezz s/nd s////e, a/zer e/ndr/ng//c/ze Kommentare ü'/zer d/e Gmwe/t. S/e Zzet/räzzgezz ans, w/e tzns e/ne/remde Kzz/ttzr atz/e/ner Re/se Zzedrdngen kann, wenn w/r merLezz, dass w/r an den Grezz-. d. 5 § s 2 3 o. 1I 7 n Z..J. 9.

(5) Zw/ Männer 6eÄ:ä'm/>/e« 5/cä,. 5cä/age« s/cft gege«5e///g 6ew«55//o5,/e55e/n 5/c/j, 6e5/eWe« 5/c6 - 6/5 5/e werAren, ä<255. 5/e. e/n gewe/«5ame5 Sc/n'cfcm/ 6ö6e«. Szene AM5 «Ro6/n50« e Cr«5oe».. 10. Überwinden von Mauern und Barrieren ist. erlösende Gelächter soll dem Das Zuschauer helfen, eigene ähnliche Probleme aus einem neuen Gesichtswinkel anzuschauen.. Mit unheilvollem Getöse und blutroten. Blitzen im Dunkel beginnt das Stück. Eine Katastrophe. Sintflut? Weltuntergang? Die aufgehende Sonne scheint auf ein Hausdach, das als Insel aus den Fluten ragt. Die vier mal sechs Meter sind der Ort des kommenden anderthalbstündigen Geschehens. Hier begegnen sich zwei Überlebende der Katastrophe. Die letzten Menschen? Ihre Namen kommen nur im Titel, im Stück seiber aber nicht vor. Doch man versteht eigentlieh rasch, weshalb aus dem einen Namen Robinson Crusoe zwei Personen entstanden sind. Robinson (D'Introna) trifft, wie in Defoes Roman, auf einen Mann, dessen Sprache er nicht versteht. Aber es ist nicht der «edle Wilde», den Robinson wie Wachs in seinen zivilisierten Händen formen und zum Butler mit dem sinnigen Namen Freitag machen kann. Der Fremdling ist eigentlich noch einmal Robinson, ein Spiegelbild, ein Robinson aus einer Gegenwelt. Crusoe ist asiatisch geschminkt, trägt ein rotes Stirnband im schwarzen Haar und spricht ein asiatisches Kauderwelsch, das sich Ravicchio beim Anschauen von mehreren hundert japanischen und chinesischen Filmen zusammengeschpstert hat. Die für Defoe noch selbstverständliche Überlegenheit des. weissen Mannes ist liquidiert. Es begegnen sich zwei gleich starke, gleich argwöhnische, gleich aggressive, gleich heimwehkranke Männer. Das Stück gerät so zur Darstellung eines Mythos, der wahrscheinlich tief in unserem kollektiven Unbewussten seine Wurzeln hat. Die Männer, die uniformähnliehe Kleider tragen, bekämpfen sich, schlagen sich abwechselnd bewusstlos, fesseln sich, bestehlen sich - bis ihnen langsam bewusst wird, dass sie ein gemeinsames Schicksal haben. Der raffinierte Dialog, eingebettet in einen raschen Handlungsablauf, zieht mich als Zuschauer, ohne dass ich es merke, in den Verständigungsvorgang hinein. Crusoe begleitet seinen unverständlichen Wortschwall mit vielen pantomimischen Gesten. Robinson versucht es mit Übersetzungen in verschiedene Sprachen: «Pesce poisfish Fisch ...» Die eigentliche son Sprache, die zwischen den beiden entsteht, liegt jedoch weder in den Pantomimen, noch in den Übersetzungen. Sie liegt auch weniger beim jeweils Sprechenden als vielmehr beim Partner, nicht beim Sender, sondern beim Empfänger. Verstehen heisst verstehen wollen, heisst letztlich sich in die Schuhe des anderen versetzen. So entsteht ein echter Dialog. Der Fachausdruck dafür lautet Empathie. D'Introna, 34, und Ravicchio, 30, sind seit über 15 Jahren beim Theater und arbeiten seit sieben Jahren in Dialogstücken zusammen. Ihre Stärke ist die Improvisation..

(6) «Wir haben schon Tausende von Improvisationen zusammen gemacht», berichtet D'Introna. «Jeder von uns kann innerhalb von Sekundenbruchteilen am anderen ablesen, was dieser vorhat, und sofort entsprechend reagieren.» Das ist hochentwickelte Empathie. Ich muss an die jagenden Schimpansen denken, von denen uns der Zürcher Primatologe in der letzten Ausgabe von ACTIO HUMANA erzählt hat: Wie jedervom anderen genau weiss, wie er reagieren wird. Leo 7ck üenLe znrüc/c an me/nen Grossva/er, we/-. cker wäkrenü des Zwe/Ze« RL/Zkr/egs a/s ko//ünü/scker D/p/omaZ /« j'apan/scke Fr/egsge/a«ge«scka/Z gen'eZ, we/7 er männ/Zck, Fnropäer «nü som/Z e/n Fe/«ü war. Dre/ /akre Zwa«gsa«ke/Z /« FeZZe« ka//e erza ükersZeke«. FrsZ dre/ Lakre «ack dem Fr/eg ka// das 7«/er«ah'ona/e Dorn dee vom Fo/e« Frenz me/«er Grossmn/Zer, /k« an/znspüre«. Fo/a«d d/e Fam///e /« Fnropa w/eder znsamme«, wen/gs/ens änsserZ/ck. Rhs me/« GrossvaZer er/ek/ kade, war so grane«ka/Z, dass /km d/e Rb/Z me/ner GrossmaZZer, a« der der Fr/eg ünrckaas anck «/ck/ spnr/os vorükergegange« war, w«zwgd«g//ck wurde. 7kre R7eüervere/«/gn«g war daker «nr von kurzer Dauer. 7kre veränder/e Fez/eknng mack/e d/e Tor/se/zung /krer Fke/ür ke/de so u«er/räg//ck, dass s/e/ür de« Des/ /kres Leke«s ge/re««/ /ek/e«, «n/äk/g, dem andere« d/e e/ge«e Fr/akrung «akeznkr/nge« u«d s/ck so md /km zu versükne«. Zwar/ande« s/e au/ e/ge«e Faus/ R£ge, /kre Fckrec/cen zu verarke//e«, aker s/e /ek/e« zu we«/g /a«ge, a/s dass s/e je d/e Ge/ege«ked gekak/ käden, s/ck gegensed/g zu vers/eke«. Dm m/7 dem Furck/kare« /erd'g zu werde«, muss/e« s/e /kre Fez/eknng op/er«. F/e/Ze/ckZ müsse« s/ck D'7«/ro«a und Fav/cck/o deska/k gege«se///g wek/a«: s/e so//e« /er«e«, das f£rka//e« und Fr/eke« des andere« a/s Fp/ege/ der e/ge«e« Ferso« wakrzunekme«. Okne d/e Fr/akru«g von Fckmerz wüss/e« w/r n/ckz, was Fus/ /s/, und okne Fran/cke/Z n/ck/, was Gesundked. R7e dann /ck m/ck a/so /« d/e F/Zern e/nes gekur/sgesckäd/g/en F/nües e/n/ük/enf Dnd w/e /« e/nen ge/s//g ßek/nder/en? Der 7955 vers/orkene /ranzös/scke FünsZ/er /ea« Daka/FeZ samme/Ze ze/Z se/nes Fekens Fans/werke von so/cke« /lassense/Zer«. 7kre ge/sZ/ge Fek/nüerang k/nderZe s/e n/ckz daran, d/e Fea/zZäZ, /n der s/e /eke«, zum Zusdrucd zu kr/ngen. FpäZer sckend/e er se/ne Famm/ang von Gemä/den, Fka/pZare«, Ze/cknungen und Codage« der FZaüZ Lausanne, wo d/e söge«ann/e «Zrz FraZ» e/n e/genes Museum kes/ZzZ. Fr kojfZe, dass an d/eser FunsZ unsere FmpaZk/e wackse« würde, unsere Fäk/gde/Z, d/e/lusges/ossenen /« unserer Gesedscka/Z kesser zu vers/eken. Fe/«e Fkz/osopk/e des Ma/ens /ormu/zerZe DukujTeZ /o/gendermassen; «7ck ma/e, um zu seken, zu /ernen, m/ck se/ksZ zu er/akre« und neues Rüssen üker d/e D/nge zu erwerken.» 7ck g/aake, man muss de/n FünsZ/er se/n, um m/Z /km sagen zu dünnen: 7ck /eke, n wm zu seken, zu /ernen, m/ck se/ksZ zu 2. er/akren... Martin Die Theatermacher aus Turin haben beide eine lockere und spielerische Art im. Umgang mit anderen Menschen. «Das verdanken wir der Tatsache, dass wir viel mit Kindern arbeiten», sagt Ravicchio. Ihre Stücke wurden ursprünglich als Kindertheater konzipiert und haben sich von dort her weiter entwickelt. Heute steht jeweils auf dem Programm: «Auch fürKinder.»Es spielt auch keine Rolle, in welchem Land sie aufgeführt werden. Eines der Stücke, «Terra Promessa», ist ganz ohne Worte. In «Robinson e Crusoe» baut D'Introna jeweils spielerisch Übersetzungen in der Sprache des Landes ein, in dem sie gerade gastieren. Die Idee für dieses Stück kam den beiden an einem Robinson-Wochenende mit einer Gruppe von Kindern im Wald. Es war in der ersten Hälfte der 80er Jahre, zu einer Zeit, als in den Kinos mehrere Weltuntergangs- und Überlebensfilme liefen. D'Introna: «Als wir den ersten Entwurf hatten, spielten wir eine ganze Woche mit 18 Kindern im Alter von drei bis fünf Jahren. Wir diskutierten mit ihnen, hörten auf ihre Ideen, Vorschläge und Einwände. Als Ergebnis fügten wir manches hinzu und strichen vieles weg. Das Stück gewann unheimlich an Energie und. BITTE UMBLATTERN. Ma/en, am za seken, za /ernen, m/ck se/ksZ za HrZez/akre« FraZ-FansZwe/F «Fe ManZeaa r/a MaZaüor» von Z/ozse.. 'S. <. g S «-I. 0. 11.

(7) Tempo.» Ravicchio: «Die Kinder waren sehr kritisch. An einer Stelle spiesste ich einen Fisch auf, den wir mit Bröcklein unseres Notzwiebacks angelockt hatten. Die Kinder fanden das Töten eines Tieres abstossend, also strichen wir diese Szene.» Dafür fängt Robinson jetzt im Estrich des Hauses eine Maus und bringt sie in einem Kessel aufs Dach. Die beiden wollen sie verspeisen, aber keiner bringt es übers Herz, sie zu töten, und zuletzt füttern sie das Tierchen. erst noch mit ihrem kostbaren Zwieback. DTntrona: «Die Idee für die Mausszene wurde uns von einer echten Maus geliefert, die während der Proben plötzlich auftauchte und seelenruhig die als Fischköder gestreuten Zwiebackstücke verspeiste, während wir im Zuschauerraum sassen und disku-. tierten.» Männer und Kinder gestalten ein Theaterstück, das einen Mythos aufgreift und zum Welterfolg wird. Für mich ist das ein starkes Beispiel für das Wirken «weiblicher» Energie, die ja nach den Erkenntnissen der Tiefenpsychologie unabhängig vom Geschlecht jedem Menschen zur Verfügung steht. Immer mehr Denker unserer Zeit rufen uns auf, dem weiblichen Prinzip in unserem alltäglichen Denken und Handeln zum Recht zu verhelfen. Leo Me/«. Gz'ossvzz/ez; von dem /cA vorder erzz/A/Z verAracA/e z//e /e/z/e« TaAre semes LeAe«s m// ««serer Famz7/e. Lrwar ez« ,/rzez///e-. AaAe,. Aewz/erMa«« geworz/e«, z/er we«/g R«s/zrzZcAe a« z//e Rh// meAr s/e///e. M/r sez'ne Z/garre« wäre« /Am w/cA//g, «nz/ eAe«so, z/ass wm /An Aerwm L/armo«/e AerrscA/e. 7««erAa/A z/er Lamz/z'ey'ez/ocA gaA es rege/mäss/g G/rezY: zw/scAe« z/e« L//er«, z/e« L7«r/er«, zw/scAe« L//er« ««z/ L7«z/er«. Z/s AT/«// z/acA/e /cA zmmer, z/ass w/r v/e/ zw v/e/ s/re//e«, z/ocA,/e/z/ AaAe /cA z/e« L/«z/rwcL, z/ass w/r e/«e ga«z «orma/e Lamz7/e wäre«. Me/« Grossva/erwar«/ema/s z/z're/c/vo« z/e« G/rezY/g/ce/Ze« Ae/ro/Fe«, zzAer er «AerwaAm o/Z z//e Lo//e z/es GcA/z'cA/ers.. Leso«z/ers me/« (4rAä7/«/s z« me/nem ,/««gere« Lrwz/er war «AerscAa/fe/ vo« gescAw/s/er//cAerL/va/z/äY. 0// m/scA /e s/cA z/er Grossva/er e/«, we«n es zw Zwsemawz/erse/zwwge« /cam. zzRFr»,/rag/e er/ewez/s, mz/Asam L«/Z Ao/e«z/, we// erißro«cA///s Aa//e, zz wer /.sY z/erM/es/e w«z/ Rhz'ses/e vo« ans ?»D/e ezYzzz'geZn/wor/, we/cAe er a/czep//er/e, war, z/ass er es se/. zzGanz ge«aw», /zzcAe/Ze er za/r/ez/e«, zzamarme ,/e/z/ z/e/«e« Lrwz/er zz«z/ sag /Am, z/ass es z//r /e/z/ /«/.» Es war e/« ZawAers/zrzzcA, z/er w«s vo« ««serer LezYzz/scAa/Z er/ös/e ««z/ ««s versöA«/e. /« v/e/er/e/ ///«s/cA/ wa«z//e mez« Grossva/er z/aAe/ e/«e m//z/e Form vo« Ges/a/Z-LAera/z/e a«: OA GcAwes/er ««z/Gr« z/er, Grwz/er «nz/Fr«z/er, M«//er w«z/ L7«z/ - z/as FrgeA«/s z/es 7?//«a/s Aes/a«z/ z/ar/«, z/ass w/r w«ser Ge/AsZ s/rär/e« ««z/ w«s ««serer zzAe/m//cAe« GeAnsmcA/ «aeA L7armo«/e» /«wewzzrz/e«. Gav/ccA/o ««z/ Z)7«/ro«a Aes/ä//ge« es m/Y /Arer LAea/erarAe// m// Ä7«z/er«: (T/r Lö««e« vo« Ä7«z/er« /er«e«. Oz/er ma« mwss/e A/«zmy«ge«." IT/r /er«e« vo« /Gnr/AezY a«. Lz« vo« e«g//scAe« Goz/o/oge« z/«rcAge/«Ar/es Lx/zerzme«/ze/g/e, w/e /e/cA/ w/r7?o//e« «AeraeAme«, we/cAe «nsere kzzrs/e//w«ge« «Aer Mä««//cA/ce// w«z/ RF/A//cA/cezY a«/ze/ge«. Lz« ga«z /« G/a« ge/c/e/z/e/es GaAy (ez« Mäz/cAe«/ wzzz'z/e oA«e se/«e M«//er m// e/«er Grw/>/ze vo« Lra«e« zwsammewgeAracAZ, ,,z/ere« Gea/c//o«e« a«/geze/cA«e/ wwrz/e«. Z«sser««ge« w/e «RTzs,/«/' ez« /zracA/zgerGzzrscAe/» oz/er zzR/zs ,/wr e/n 7Aw/e/sLer/7», wäre« Zy/z/scA. L/ng z/as GaAy a« z« scAz-e/e«, A/ess es: zzRhs /«r s/ar/ce L««ge« z/w scAo« Aas//» oz/er zzZ)w sags/ scAo« o/fe«, was z/w z/e«/csZ, «z'cA/?»Z)a«« wwz-z/e z/asse/Ae GaAy ga«z /« Losaro/ ge/c/e/z/e/ ««z/ z/e«se/Ae« 12.

(8) ßaZ/z Co/z/z /zaZ z'/zre. MeZ/zorfe rfer. 7Z/. e/zZwz'c/ce/z,. ÖMJ rff/77 /7Zrf/77Z/zc/ze/7 7é>ZZM/77. /e/s/crez's rfes ß/zZ-. werfe/-Oc/er aaszw/wc/zezz M/zrf a«/ e/ne /zôTzere isèe/ze zm ge/a/zge/z. ße/ rfe/z eß/z/7o,s'o///ze/z>/. flzz/rfe/w O/zzo/zz'a/»/aZz (rf/'/zfcsrf ge/zZ es ez'/zzzg rfarM/zz, rfe/z a/zrfere/z zm MrferzeMge/z. ß/zZ-. s//rec/ze/zrf aggress/V s/e/zZ rfe/z/z ûmc/z. rfer ß/a/og. azzs. ^ggress/v èeg/'/z/zZ ömc/z rfös. TTzeaZmZz/c/z, rfoc/z s/c/z rfze Mrf/z/ze/- az// t//?zwege/7 zzrf/ze/'. Â:o/?z/7ze/z. /4/s. sz'e ez'/ze. Sc/z/za/zs^/z/sc/ze e/zZrfec/ce/z, ßö/z/ze/z sz'e. sogar. z'/zre. ße/z/zsäc/zZe /?zz'/7ze/z (gege/ZMèer/z'ege/zrfe ßez'ZeJ.. GEGEN-TEILE, DIE SICH GEGENSEITIG BEDINGEN Ruth C. Cohn hat mit der Themenzentrierten Interaktion TZI schon in den sechziger Jahren eine Erkenntnis vorweggenommen, die sich jetzt langsam durchzusetzen beginnt: Die Lösung scheinbar unüberwindlicher Widersprüche zwischen so gegensätzlichen Systemen wie «Ich» und «Wir» liegt in einem Sprung auf eine höhere Verstehens- und Funktionsebene. So formuliert es 1988 Luc Ciompi in «Aussenwelt - Innenweit». Er äussert die «Vermutung, dass sich so gegensätzliche Weltbilder wie diejenigen der Russen und der Amerikaner wechselseitig bedingen» und dass beide, aus der Distanz betrachtet, eine Art Gleichgewicht bilden wie etwa positive und negative Ladungen im Atom. Das gleiche gilt für Konstellationen wie Männer und Frauen, Eltern und Kinder, Junge und Alte, Hiesige und Fremde, deren Eigenwahrheit jeweils «Gegen-Teile» sind, die sich gegenseitig bedingen, weil sie immer •. erst zusammen das Ganze ausmachen. Ruth C. Cohn praktiziert diese Erkenntnis seit 30 Jahren. Sie spricht von «dynamischer Balance» als einem allgemeinen Lebensbegriff. Das ist «die Notwendigkeit, Gegenpole im Leben einzubeziehen, wie es auch der chinesischen Yin-YangPhilosophie entspricht. Leben ist gekennzeichnet durch sich bewegende Neuorientierung und nicht durch Statik». In der TZI-Gruppenarbeit, die bei uns vor allem in der Pädagogik, aber auch in der PrivatWirtschaft erfolgreich angewandt wird, äussert sich das Prinzip der dynamischen Balance in der Anerkennung der Gleichgewichtigkeit der vier Faktoren Person (Ich), Gruppeninteraktion (Wir), Thema/Aufgabe (Es) und Umfeld (Globe), wobei die Anerkennung der Menschen- und Lebenswürde eine unabdingbare Voraussetzung ist. BITTE UMBLATTERN. i. I. j. G D O. 13.

(9) Frawe« vorge/ï/F/t. F/Asma/ /a«/e/e« ûf/e Ahm/«e«/are a«//m." «FA/ //« e/n MèscAes F/«g/» o//er«.S7Y /.st 50 zar/ w/e Se/V/e/». t/«// we«« //as Faèy w/e//erzw sc/ire/e« a«/?«g, verswc/Ye« z//e F/awe«, es m/YScA/a/Z/ez/ern oz/ersa«//en Bö«/e« zw èerw/u'ge«. Mä««e« «e/ge« zw z/e«?se//>e«. fbr/ia/Ze«.. Fas Fe/sp/e/ ze/g/, w/e /e/c/?//ert7g w/> Ä7«z/e/'« ««sere Fo//e«vo«w«/e//e we//e«gebe«. Fs Ast z/a/ie« w/cMg, z/ass w/> m«s t/esse« bewMss/ s/«z/ w«z/ w«se«e Fowmw«//ca;/o« m/Y //ine« z/araw//z/« ä«z/e«« - gemäss z/e« Fege/, we/eäe //et /« Zäric/z a«sgeö//z/e/e Fo/HmM«/A:a//o«sZ/zeoreZ/Fe« Fazz/ Bü/z/aw/c/c /omzw/ze«/ /za/: «Ä"o«z«zM«/Fa/zv so// a/s F/ge«sc/za//swo«/ vers/anz/e« werz/e«, w/e Mezzsc/ze« zz/ez/za«//er /« Fez/e/zw«g /re/e« ««// aw/e/«a«//er e/«-. wz>Fe«...». Martin Für Ruth. C. Cohn, 77, die sich schon vor fünf-. zig Jahren den Kopf darüber zerbrach, wie die Erkenntnisse der Psychologie möglichst. vielen Menschen zugänglich gemacht werden könnten, ist solches Umdenken angesichts der verheerenden Umweltzerstörung eine Frage des Überlebens. Sie hat es in einem siebenzeiligen Gedicht lapidar ausgedrückt (siehe Vorwort Seite 3). Als ich sie in ihrer Chalet-Wohnung in Hasliberg-Goldem besuchte, brachte ihr Nachbar eben das Heu ein. Ruth, seit kurzem allergisch auf Heu, hielt ihre Fenster geschlossen, wagte dann aber doch, die mitgebrachten Brote auf dem Balkon mit der legendären Sicht auf den Rosenlaui-Gletscher zu verspeisen und auf Zürichdeutsch mit mir zu plaudern. Auf meine Verblüffung über den Dialekt reagierte sie augenzwinkernd: «Berndeutsch kann ich leider nicht. Ich habe ja in Zürich studiert.» Das war in den dreissiger Jahren; in den vierziger Jahren emigrierte die gebürtige Deutsche dann in die USA, wo sie über 30 Jahre lebte und sich beidseits des Atlantiks einen Namen als amerikanische Psychotherapeutin machte. Vor 15 Jahren kehrte sie in die Schweiz zurück - «wegen der Aussicht auf den Rosenlaui-Gletscher»; Für ihren Beruf als psychologische Beraterin und Lehrende der TZI an der Ecole d'Humanité Hasliberg «vereinbarten wir völlige Arbeitsfreiheit, kein Geld und die Chalet-Wohnung mit der schönsten Aussicht der Welt». Heute unterhält sich die Psychologin, Dichterin und Publizistin in allen drei Sprachen Hochdeutsch, Englisch und Schweizerdeutsch - gleich leicht. «Nur beim Umschalten habe ich Mühe», erzählte sie.«Da bleibe ich jeweils ein paar Sätze lang in der alten Sprache hängen, bevor ich es merke. Einmal brachten mir die Nachbarkinder, als ich mich oben mit einer amerikanischen Patientin unterhielt, wie gewohnt die Eier. Es war ein Regentag, und ich sagte ihnen, sie dürften mit den nassen Schuhen nicht hochkommen, würden aber ihre gewohnten Güezi das nächste Mal erhalten. Sie schauten mich mit grossen Augen stumm an, machten rechtsumkehrt und rannten davon. Später erfuhr ich, dass sie der Mutter atemlos berichtet hatten: „Die arme, arme Ruth! Die cha gar nümme schwätze. Die seit nur no bau wau wau !"». Da sitzt in einem einfachen Holzhäuschen im Berner Oberland eine weise alte Frau an der Schreibmaschine und leistet ihren Beitrag zur Veränderung der Welt. Sie empfängt mich wie einen alten Freund. Schon am Telefon hatte sie mir das Du angetragen: «Ich bin mit jedem Gesprächspartner per Du, sofern er einverstanden ist. Der Zwang zur Anrede mit Sie ist ein archaisches oder atavistisches Überbleibsel aus der Zeit der Knecht/HerrSchaftsbeziehung zwischen Eltern und Kindern, ein Überbleibsel, das wir noch nicht losgelassen haben. So macht es die deutsche Sprache den Kindern noch ein klein wenig schwerer, demokratisch zu denken. Das ist die rationale Begründung. Emotional und intuitiv hasse ich das Sie seit meiner Kindheit. Ich erinnere mich, wie ich als kleines Mädchen mit den Füssen strampelte, weil ich nicht Sie sagen wollte zur Klavierlehrerin, die ich gern hatte. Ich habe es dann natürlich doch tun müssen...» Aber die Abneigung gegen eine Kommunikation von oben nach unten ist geblieben. Es war nicht leicht, einen Interview-Termin zu bekommen. Ruth Cohn ist eine vielbeschäftigte Frau. Sie schreibt Gedichte, Artikel, Bücher, Beiträge für Kolumnen in Tageszeitungen (Aargauer Tagblatt, Berner Zeitung), sie berät Kollegen in der Anwendung und Weiterverbreitung der von ihrentwickelten Themenzentrierten Interaktion TZI (siehe Kasten), und sie behandelt Patienten. Ihrwichtigstes Anliegen ist heute neben dem Verstehen innerpsychischer Vorgänge (also der Heilung des einzelnen Mensehen) und dem zwischenmenschlichen Verstehen (zum Beispiel am Arbeitsplatz) «das Sich-gegenseitig-Verstehen im Völkerleben und im Religionsleben». Man müsse eine «dynamische Balance» anstreben, sagt sie: «Ich bin wichtig, und du bist wichtig, und wir sind wichtig, und die Sache ist wichtig, und die Welt ist wichtig. Wenn ich eines dieser Elemente rausnehme, klappt alles zu-. sammen.» Und den Skeptikern, die sie fragen, ob sie denn wirklich glaube, dass TZI und andere humanisierende Ansätze die Welt positiv verändern könnten, hält sie die Fabel von den zwei Fröschen entgegen, die in einen Milchtopf fielen. Der eine schrie: «Ich ertrinke!», streckte alle viere von sich und ertrank. Der andere strampelte, trat die Milch und fand sich erschöpft und ganz lebendig auf einem Haufen Butter wieder, m.

(10)

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Der Tumor kann auch durch Kälte (Kryotherapie) oder hochfokussierten Ultraschall (HI- FU-Therapie) zerstört werden, die sich jedoch nicht für jeden Patienten eignen. Hat der

Jahren, als Kieners Buch erschienen ist, die Herrenmode heute offener und bunter ist, wohingegen die Damenmode einfacher geworden ist. Der Druck auf die Frau, perfekt aussehen

 Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein, dass ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die anderen, sondern auch für diese Welt..  Nur für heute

Wenn ich sage, es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, dann heißt das nicht, dass die Politik das irgendwie wegdrücken kann, sondern sie muss natürlich ihren Teil dazu

Während immer noch mehr Frauen als Männer Teilzeit arbeiten, ist der Unterschied zwischen den beiden Gruppen im Bundesdienst geringer als in der Privatwirtschaft.. 6,4 Prozent

Am Lieder- und Kulturfest kamen die Studenten mit vielen jungen Männern, die sich in der Freiwilligenarbeit engagieren, in Kontakt. Es zeigte sich als Vorteil, dass die Interessenten

(2) Für Personensorgeberechtigte, deren Kinder in Kindertageseinrichtungen in freier Trägerschaft oder in Kindertagespflege im Gebiet der Gemeinde Niederau betreut werden,

e 800 m un tzen der Lä rläufe in de ei geringer ttkämpfe m deergebnis mpfe sind im Protoko en Läufe w alifikation e Finalläuf rungen wer ufe werden eldeter Sc mmer entfäl