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Schaub, M., & Arend, M. (2014). Sind einheimische Buchenherkünfte für eine klimagerechte Waldwirtschaft geeignet? Zürcher Wald (3), 9-10.

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Academic year: 2022

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Die Buche unter dem Einfluss des Klimawandels

Sind heimische Buchenherkünfte für eine klimagerechte Waldwirtschaft geeignet?

Mehrere Wochen haben Matthias Arend und Marcus Schaub im Wallis und im Churer Rheintal Buchen auf extremsten Standorten gesucht: Die letzten, die noch wachsen, bevor es zu trocken ist. Sie hoffen, dort Buchen zu finden, die an Trockenheit angepasst sind.

Denn in gewissen Regionen des Wallis fallen kaum mehr als 500 mm Niederschlag im Jahr – Verhältnisse fast wie im Mittelmeerraum.

von Marcus Schaub & Matthias Arend, Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL Die Ausgangslage

Aktuelle Klimaszenarien prognostizieren für die Schweiz im Laufe des 21. Jahrhunderts eine Zunahme der Jahrestemperaturen um 2.7-4.1°C, eine Abnahme der som- merlichen Niederschläge um 18-24% und eine Häufung extremer Trockenperioden1. Eine solche Abnahme der Wasserverfüg- barkeit in der Vegetationszeit wird erheb- liche Auswirkungen auf die Struktur und Funktionalität unserer Waldökosysteme haben. Zunehmende Jahrestemperaturen und gleichzeitig abnehmende Sommernie- derschläge sind insbesondere für die Buche eine potentielle Gefährdung. Auf der einen Seite gehen einige Studien davon aus, dass eine zunehmende Sommertrockenheit für die Buche zukünftig zu einem Arealverlust führen könnte. Diese Annahmen basieren allerdings auf theoretischen Überlegungen und Modellrechnungen zur zukünftigen Vegetationsentwicklung und werden in der forstlichen Praxis kontrovers diskutiert.

Auf der anderen Seite zeigen Studien an polnischen, deutschen oder italienischen Buchen, dass an den ökologischen Grenzen der Buchenverbreitung Ökotypen auftreten können, die sich lokal an ein trockeneres Kli- ma angepasst haben. Es ist heute noch nicht bekannt, ob solche trockentoleranteren Ökotypen auch in der Schweiz vorkommen.

Die Idee

Hier setzen wir an und untersuchen folgende Idee: Wir möchten die Eignung von Schwei- zer Buchenherkünften für eine klimagerechte Waldwirtschaft untersuchen, d.h. Herkünfte mit einer erhöhten Toleranz gegenüber Tro- ckenheit ausfindig machen. In der Schweiz gibt es im oberen Rhonetal und Churer Rheintal Standorte, die aufgrund geringer Jahresniederschläge von nur 540 - 800 mm den südeuropäischen Klimabedingungen sehr ähnlich sind. Dort kommt die Buche zum Teil auf sehr extremen Standorten vor, erreicht aber auch ihre natürliche, durch

Abbildung 1: Buchen-Föhrenbestand oberhalb von Felsberg.

1 CH2011 (2011) Swiss Climate Change Scena- rios CH2011, published by C2SM, MeteoSwiss, ETH, NCCR Climate, and OcCC, Zurich, Switzerland, 88 p.

Es ist heute noch nicht bekannt, ob solche trocken- toleranteren Ökotypen auch in der Schweiz vorkommen.

WSL

ZÜRCHER WALD 3/2014

Die Buche

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Wald wertschätzen

WSL

Trockenheit bedingte Verbreitungsgrenze (Abbildung 1).

Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich die Buchen dort verstärkt an Trockenheit an- gepasst haben.

Die Methode

Wir haben autochthone Vorkommen der Buche auf sehr trockenen Standorten im oberen Rhonetal und im Churer Rheintal identifiziert. Ortsnahe Buchenvorkommen auf feuchten Standorten (Jahresniederschlag 800-1300 mm) dienen als Referenz.

Aus den ausgewählten Buchenvorkommen wurden im Frühjahr 2011 Jungpflanzen entnommen und in die Modelökosysteman- lage MODOEK der WSL verpflanzt (Ab- bildung 2). Diese hinsichtlich Grösse und technischer Ausstattung weltweit einmalige Anlage ermöglicht mehrjährige kontrol- lierte Klimabehandlungen unter naturnahen Bedingungen. Automatisch schliessende Regendächer, eine automatisierte Bewäs- serung, isolierte Bodenkompartimente und eine moderne Messtechnik für Boden- und Klimaparameter garantieren eine kontrol- lierte Trockenbehandlung. Alle Versuche in

dieser Anlage werden auf zwei natürlichen Waldböden durchgeführt. Eine detaillierte Übersicht der technischen Ausstattung von MODOEK und den laufenden Messungen ist auf der Projektwebseite2 zu finden. Im Versuchszeitraum werden unter anderem das ober- und unterirdische Wachstum der Bäume verfolgt, physiologische Reaktionen gemessen und eventuelle Mortalitäten er- fasst. Mit Projektpartnern von der Univer- sität Göttingen in Deutschland untersuchen wir zudem die Genetik von Altbäumen in den ausgewählten Buchenvorkommen.

Was ist neu

Erstmals werden in einem Projekt sowohl die Genetik von Waldbeständen an natür- lichen Trockenheitsgrenzen als auch die Reaktionen von jungen Bäumen aus genau diesen Waldbeständen auf eine experimen- telle Trockenbehandlung untersucht. Dieser interdisziplinäre Forschungsansatz wird umfassende Informationen über mögliche Anpassungen von Schweizer Buchen an Trockenheit liefern.

Wozu das alles?

Die Erkenntnisse aus diesem Versuch sind wichtig für die Forstpraxis: Trockenheits- tolerante Buchen aus dem Rhone- oder Rheintal könnten Saatgut liefern für die Wälder des Mittellands – eine mögliche Massnahme im Rahmen der «vorsorglichen Anpassungsstrategie» an den Klimawandel, die die Waldpolitik 20203 fordert. Das interdisziplinäre Experiment ist aber auch aus Forschungssicht vielversprechend.

Bisher weiss man wenig über das Anpas- sungsvermögen von Baumarten. Und dank der naturähnlichen Bedingungen in der Modellökosystemanlage können andere Wissenschafter gleichzeitig den Einfluss von Trockenheit auf den Boden untersuchen oder die Reaktionen von Bodenmikroor- ganismen und Mykorrhizapilzen verfolgen.

Abbildung 2. Modelökosystemanlage MODOEK der Eidg.

Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL in Birmensdorf/ZH.

Kontakt:

Marcus Schaub, marcus.schaub@wsl.ch

2 http://www.wsl.ch/fe/walddynamik/projekte/

modoek/index_DE

3 http://proclimweb.scnat.ch/portal/ressour- ces/2059.pdf

Trockenheit- stolerante Buchen aus dem Rhone- oder Rheintal könnten Saat- gut liefern für die Wälder des Mittellands.

ZÜRCHER WALD 3/2014

Die Buche

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Referenzen

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