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Archiv "Sultanat Oman: 1700 Kilometer Küste warten auf Touristen" (21.02.1992)

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Sultanat Oman

1700 Kilometer Küste*

Moderne Moschee in Maskat Im Bankenviertel von Rum Fischerhafen bei Salalah

RWEirma ,.v magaste time-

Auf dem Sprung vom 19. ins 21. Jahrhundert Das kleine/große Land hat viel zu bieten

E

twa 10 (zehn!) Kilome- ter gepflasterte Straße, ein einziges Missions- krankenhaus, keine Zeitung, keine Post, kein Rundfunk und ganze drei Schulen — das war Oman bis 1970. Elektrizi- tät gab es nur in der Doppel- hauptstadt Maskat und Mutt- rah. Nachts wurden die Stadt- tore geschlossen; das Tragen von Brillen in der Öffentlich- keit war verboten.

So sehr hatte der Sultan sein Land gegen westlichen Einfluß abgeschottet. Ein Land, das in seiner Geschich- te keineswegs immer so ver- gessen war: wegen seiner stra- tegisch wichtigen Lage am Eingang zum Golf und wegen seiner Schätze war es immer begehrt. Um so mehr sind die Omanis stolz darauf, daß sie nie eine Kolonie waren. Im Gegenteil: Im Mittelalter hat- ten sie weitweite Verbindun- gen. Und als die Omanis um 1650 ihre portugiesischen Be- satzer vertrieben, übernah- men sie deren ostafrikanische Kolonien gleich mit; zeitwei- lig residierte der Sultan in sei- ner Kolonie Sansibar.

Heute hört man immer wieder die Jahreszahl 1970, als zwei Dinge zusammentra- fen: die ersten Öleinnahmen und die Machtübernahme durch den jungen Sultan Ka- bus bin Said Al Said, der die- se Einnahmen vorwiegend für

selbstverständlich mit den christlichen und hinduisti- schen Nachbarn zusammen die religiösen Feste aller drei Religionen feierte. Omanis sind tolerant, erwarten aber auch Verständnis dafür, daß sie zur festgesetzten Uhrzeit ihr Gebet verrichten; die Uhr- zeit steht in der Zeitung, den Aufkleber mit dem in Rich- tung Mekka weisenden Pfeil findet man überall, selbst auf dem Nachttisch im Hotelzim- mer.

Oman hat erst etwa 2000 Hotelzimmer europäischen Standards (allerdings ein ho- her Standard, aber zu er- schwinglichen Preisen). Man braucht also weder Touri- stenbusse noch Besucher- schlangen zu fürchten, son- dern kann sich eines auf- merksamen, persönlichen Service erfreuen (oft von phi- lippinischem Personal, unter europäischer Leitung). Und so soll es auch bleiben: Zwar will Oman seinen Tourismus entwickeln, aber man setzt vor allem auf diejenigen, die sich für die einzigartigen Na- turschönheiten und histori- schen Sehenswürdigkeiten in- teressieren — man will keinen Massentourismus.

Nun, 1700 Kilometer Küste mit endlosen, menschenleeren Stränden und vielfältigen Ba- de-, Surf-, Segel- und Tauch- möglichkeiten sind schon im Einzugsbereich des Verwal- tungs- und Handelszentrums um Maskat und Muttrah eine Verlockung. Hier, in der Bati- nah, der 25 Kilometer breiten Ebene entlang der 300 Kilo- meter langen geschwungenen Nordküste, konzentrieren sich einige der Reichtümer des Landes: die Hälfte der gesam- ten Landwirtschaft — Dattel- palmen, Bananen, Feigen, Mangos, Papaya, Gemüse —, der Fischfang und der bei So- har wieder aufgelebte Abbau von Kupfer — auf den Spuren von Kupferminen, die schon vor 4500 Jahren betrieben wurden.

Kupferverhüttung und -export machten Sohar zu ei- die Behebung der dringend-

sten Nöte verwenden ließ:

Bildung und Erziehung. Heu- te gehen etwa 350 000 Jungen und Mädchen mindestens sechs Jahre in die 1000 neu- gebauten Schulen, wo die ausländischen Lehrer Zug um Zug durch Omanis ersetzt werden können. Und die 1986 gegründete Universität wird im nächsten Jahr die ersten im Land ausgebildeten Ärzte entlassen können.

Dies muß man wissen, wenn man nach der Landung auf dem Seeb International Airport auf einer sechsspuri- gen, hell erleuchteten Auto- bahn zum Hotel gefahren wird. Während an der Recep- tion im Computer die Reser- vierung nachgeprüft wird, reicht einem ein freundlicher Mann aus einer im Holzkoh- lenfeuer stehenden Kupfer-

kanne einen Kaffee. Dieser erste Eindruck von Gegensät- zen wird sich immer wieder bestätigen: eine verschleierte Fahrschülerin steigt aus ei- nem Straßenkreuzer; ein Bar- geldautomat unter Palmen;

ein Omnibus auf der Asphalt- straße in der Wüste, aus dem man mit der ganzen Welt te- lefonieren kann; freundliche Menschen, die einen Frem- den gern in ihr Haus einla- den, aber nicht fotografiert werden wollen; der Ruf des Muezzins vom Tonband über Lautsprecher...

Auch dazu ein Wort: Dr.

Ali bin Mohammed bin Moo- sa — er war der erste omani- sche Arzt, der 1970 aus dem Ausland nach Oman zurück- kehrte; seitdem ist er Ge- sundheitsminister — erzählte mir anschaulich von seiner Kindheit in Maskat, wo man

A1 -616 (126) Dt. Ärztebl. 89, Heft 8, 21. Februar 1992

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Palmengarten am Hotel im Norden Weihrauchbäume in Dhofar

REI S EAr ;

Illagare

ner der bedeutendsten Han- delsstädte des Orients; vor tausend Jahren soll es 12 000 Häuser gehabt haben. Sind- bad der Seefahrer stammte aus Sohar. Dann zerfiel es, und den Rest gab ihm Alfon- so de Albuquerque, der Kom- mandeur der Portugiesen, die im 16. Jahrhundert entlang der ganzen Küste ihre Spuren hinterließen, zerstörte Städte und ihre eigenen Befestigun- gen, mit deren Hilfe sie Oman zu unterwerfen ver- suchten — vergebens.

An atemberaubend schö- nen Felsbuchten vorbei er- reicht man von Maskat aus in südöstlicher Richtung weitere Beispiele, wie Quriyat und Qalhat, schließlich die alte Handelsstadt Sur, wo noch heute die malerischen Dhows für die Indienfahrt gebaut werden. Wenige Kilometer weiter bei Ras al Hadd, der östlichsten Spitze der arabi- schen Halbinsel, liegt eines der beiden großen Schutzge- biete für Schildkröten.

Nach Süden erhebt sich hinter der Batinah der bis zu 3000 Meter erreichende Jebel Akhdar. Man erreicht leicht die alte Hauptstadt Nizwa mit ihrer Festung. Am Nordhang des Gebirges liegt Rustaq, dessen Festung wahrschein- lich schon von den Persern begonnen wurde, also älter ist als der Islam. Auch Bahla war zeitweilig Hauptstadt und ist mit Festung und 12 Kilometer Stadtmauer fast ganz erhal- ten. Besonders sehenswert ist gerade hier der Markt, auf dem noch viel traditionelles Handwerk betrieben wird, vom Töpfern über das Silber- schmieden bis zum Indigofär- ben.

Man tut gut daran, solche Ausflüge von Maskat aus in vierradgetriebenen Fahrzeu- gen zu unternehmen, damit man auch einmal in die Wadis hineinfahren und die zacki- gen Felserhebungen auf sich wirken lassen kann.

Wer es sich leisten kann, meidet von Juni bis Septem- ber die feuchte Hitze des Nordens und begibt sich in den Dhofar, das südliche Drittel Omans. Seine Haupt- stadt Salalah erreicht man in

einer Flugstunde oder auf der vor zehn Jahren fertiggestell- ten, 1000 Kilometer langen Straße per Auto oder im täg- lich verkehrenden Linienbus (mit Telefonzelle). In dieser Jahreszeit wechseln die Kü- stenebene von Salalah und die Hänge nördlich davon ihr Aussehen: mit unfehlbarer Regelmäßigkeit macht der Monsun alles grün. Man fühlt sich an den Allgäu erinnert — tatsächlich betreiben die Bergbauern viel Viehzucht,

und man lernt es bald: Die frei laufenden Rinder pflegen einem Auto aus dem Wege zu gehen, Kamele nicht.

Auch um Salalah ist viel vom alten, aber auch vom neuen Oman zu sehen. Schon die Römer versuchten, den Dhofar zu erreichen, um in den Besitz dessen zu bekom- men, was damals mit Gold aufgewogen wurde: das Harz von Boswellia Sacra, des Weihrauchbaumes.

Schwärme von Möwen zei- gen den Fischern in den Dör- fern um Salalah, wo die Sar- dinen im Meer stehen. Die Kinder angeln vom Strand aus; die Frauen sitzen im Sand, schnattern und graben mit boßen Händen die Sand- krebse aus ihren Verstecken.

Ein Stück weiter sind Hun- derte von Quadratmetern Bo- den von einer Schicht toter Sardinen bedeckt. Sie trock- nen eine Woche in der Sonne und werden dann als Viehfut- ter verkauft. Sie machen die Milch süß, sagen die Dhofa- ris; wenn man — nur vom Hin- sehen — noch nach Stunden den Geruch in den Kleidern hat, kriegt man leise Zweifel.

Die Versöhnung kommt abends im Al Kharif des Sala- lah Holiday Inn, wenn man sich am „Catch of the day"

sattessen kann, dem riesigen Fischbuffet mit allem, was hier gefangen wird, und das ist eine Menge.

Und auch hier wieder: ki- lometerlange leere Strände, gesäumt von Kokospalmen, Bananen-, Papaya-Pflanzun- gen, farbenprächtige Sonnen- untergänge, in der Ferne die grünen Hügel — man möchte den Rest der Welt verges- sen . . . Günter Burkart

Fotos (8): G. Burkart

Oman erstreckt sich zwischen dem 26. und dem 17. Grad nörd- licher Breite. Fläche: Etwa 250 000 Quadratkilometer ( = alte Bundesrepublik), zwei Drittel davon Wüste. Bevölkerung: an die zwei Millionen. Maskat liegt auf der gleichen Breite wie Kalkutta, Hongkong, Assuan, Havanna, Hawaii.

Temperatur an der Küste, Oktober bis Mai: 25 bis 30 Grad. Im Sommer im Norden bis über 45 Grad.

Einreise: Normalerweise benötigt man einen Sponsor, der eine Unbedenklichkeitsbescheinigung beantragt. Am besten bedient man sich eines der großen Reiseveranstalter, die Oman anbieten (zum Beispiel DER, airtours, Kuoni). Ausflüge läßt man sich am besten in den großen Hotels organisieren, wie Al Bustan, Intercon- tinental, Sheraton.

Währung: 1 Rial Omani ( = 1000 Baizas) entspricht etwa 4,50 DM Kreditkarten in den Hotels, sonst Traveller-Schecks, Bargeld.

Alkohol: Die Einfuhr ist verboten. Die Hotels und gute Restau- rants haben eine Alkohollizenz. Eine weithin berühmte Kneipe im englischen Stil ist das Al Ghazal (im Hotel Intercontinental).

Kleidung: leicht, aber nicht zu freizügig. Bikini am Strand oder Pool erlaubt, aber für Damen „oben ohne" streng verboten. Aus- länder dürfen keine Landestracht tragen.

Malariaprophylaxe wird empfohlen.

In der Hauptstadt Maskat: Altes Hafenfort und der Palast des Sultans

Dt. Ärztebl. 89, Heft 8, 21. Februar 1992 (127) A1-617

Referenzen

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