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Archiv "Rufmord ist öffentlich, Rehabilitierung jedoch nicht" (20.03.1992)

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DEUTSCHES

ARZTEBLATT

KURZBERICHTE

"Den Kindem von Tschernobyl"

Bitte um Hilfe von deutschen Arzten ••

Tausende von Kindern in Belo- rußland, in der Ukraine und im west- lichen Rußland leiden knapp sechs Jahre nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl noch immer an den Fol- gen. Allein auf dem belorussischen Territorium sind 40 Prozent der Flä- che verstrahlt. Dort leben immer noch rund 600 000 Kinder in den ver- seuchten Gebieten. Gleichzeitig zeichnet sich seit dem letzten Jahr ein dramatischer Anstieg der Häu- figkeit verschiedener Erkrankungen ab.

Da das staatliche Hilfspro- gramm unzureichend sei, hat die un- abhängige belorussische Stiftung

"Den Kindern von Tschernobyl"

nach eigenen Angaben in umfangrei- cher Eigeninitiative seit Juni 1990 die Verschickung von rund 20 000 Kindern zu Erholungsaufenthalten ins Ausland organisiert. Gleichzeitig wurden humanitäre Hilfssendungen mit medizinischen Geräten und Me- dikamenten in die Wege geleitet.

Unter anderem konnten auch eine Fabrik zur Produktion von nicht strahlenbelasteter Säuglingsnahrung und ein SOS-Kinderdorf in Weiß- rußland aufgebaut werden.

...,.. Versorgung von Patienten mit besonders schwerwiegenden Krankheitsverläufen, die nicht ins Ausland geschickt werden können,

...,.. Versorgung von Patienten, denen schnell geholfen werden muß, die jedoch vom Staat keine Hilfe mehr erwarten können,

...,.. Vermittlung von Konsultatio- nen mit ausländischen Ärzten,

...,.. Fortbildung von belorussi- schen Ärzten durch entsprechende ausländische Spezialisten, die den modernen Stand der Diagnosever- fahren und Behandlungsmethoden vermitteln können

...,.. Fortbildung des Krankenpfle-

gepersonals vor allem mit dem Ziel, an den vom Ausland gestifteten Ge- räten geschult zu wer.~en.

Die deutschen Arzten werden dringend um Unterstützung gebeten, damit die belorussischen Mediziner in Kooperation mit den demokrati- schen Kräften des Landes die Pro- bleme "in Eigenverantwortlichkeit und unter Wahrung der medizini- schen und ethischen Grundsätze" lö- sen können.

Die belorussische Stiftung orga- nisiert außerdem Arbeitsseminare von weißrussischen und ausländi- schen Fachkollegen mit dem Bestre- ben, die Strukturen und die Funkti- onsabläufe in den Krankenhäusern zu verbessern. Ein solcher Lehrgang wurde bereits zur Therapie des Dia- betes veranstaltet.

Arbeitsseminare

In diesem Frühjahr ist ein weite- res Fortbildungsseminar in Minsk zu Schilddrüsenerkrankungen vorgese- hen. Da besonders Kinder zuneh- mend von Schilddrüsenkarzinomen betroffen seien, bittet die belorussi- sche Stiftung deutsche Spezialisten um ihre Mitarbeit, gegebenenfalls auch um Teilnahme an diesem Kon- greß in Minsk .

*

Wer helfen will, wende sich an die Belorussische gemeinnützige Stiftung "Den Kindern von Tscher- nobyl", Dr. Irina Gruschewaja, Sta- rovilenskaja Straße 14, 220029 Minsk, Telefon und Fax:

00 70 17 2/34 34 58. Deutsche Kon- taktadresse: PD Dr. med. H.-D.

Schenk, Evangelisches Krankenhaus, An der Lutter 24, W-3400 Göttin- gen-Weende, Tel: 05 51!50 34 26 1, Fax: 05 51/50 34 23 0. EB

Das vordringlichste Anliegen der Stiftung, mit der sich der russi- sche Schriftsteller und Bürgerrecht- ler Lew Kopelew solidarisiert, ist je- doch der Kampf gegen den medizini- schen Versorgungsnotstand der be- troffenen Kinder. Deshalb werden in t?.inem Aufruf der Stiftung deutsche Arzte um Hilfe gebeten. Vor allem Endokrinologen, Onkologen, .K.ardi- ologen, Neurologen und Psycholo- gen sollten mit der Organisation, die bereits ein vom Staat unabhängiges, internationales Diagnosezentrum ge- gründet hat, Kontakt aufnehmen.

Obwohl zur Zeit dort noch keine Räume zur Verfügung stehen, haben sieben ärztliche Fachgruppen in Zu- sammenarbeit mit der Stiftung ein gemeinsames Programm entworfen und die Arbeit auch schon aufge- nommen. Dieses Diagnosezentrum hat sich folgende Schwerpunkte ge- setzt:

Rufmord ist öffentlich,

Rehabilitierung jedoch nicht

Von dem "Fall Waldbröl" be- richteten nicht nur lokale, sondern auch überregionale Tageszeitungen, die Boulevard- und Regenbogen- presse berichtete in großen Schlag- zeilen. Sogar verschiedene Fernseh- sendungen beschäftigten sich mit den Ereignissen: Anband von "To- deslisten" wurde der Chefarzt der Chirurgie des Kreiskrankenhauses Waldbröl, Professor Dr. Bernd Kess- ler, beschuldigt, unverantwortlich und aus Profitsucht operiert zu ha- ben. Um diese ungeheueren Vorwür- fe auszuräumen, sah sich Kessler ge- nötigt, zusammen mit der Kranken- hausleitung die Staatsanwaltschaft einzuschalten. Mittlerweile, fast ein A1-998 (36) Dt. Ärztebl. 89, Heft 12, 20. März 1992

Jahr danach, sind 41 Fälle abge- schlossen und zu den Akten gelegt.

In den restlichen zwölf Fällen dau- ern die Ermittlungen noch an, weil sich die gutachterliehen Stellungnah- men verzögern. Jedoch hat die Staatsanwaltschaft bereits signali- siert, daß es zu einer Einstellung der Ermittlungsverfahren kommen wird.

Doch welchem Medium ist das eine Meldung wert? Und wenn, dann si- cherlich nicht in ebenso großen Let- tern, sondern versteckt - oder ver- schämt? - unter "Vermischtes".

Hand aufs Herz, denken nicht auch Sie als Kollegen vielleicht: "Irgend etwas wird schon dran gewesen

sein"? [>

(2)

Zumindest für LD-50-Tests werden in Zu- kunft keine Versuchstiere mehr benötigt:

Nach interna- tionaler Rege- lung ist er nun abgeschafft,

Foto: Gesellschaft Gesundheit und Forschung

LD-50-Tests abgeschafft

In Stichworten die Geschichte:

Auslösendes Moment für die Diffa- mierungskampagne war die Entlas- sung des internistischen Chefarztes.

Dieser eigentlich interne Vorgang wurde Gegenstand einer öffentli- chen Auseinandersetzung und eska- lierte, weil neben anderen Sympathi- santen auch ein niedergelassener In- ternist und ein Bundestagsabgeord- neter aktiv in die Diskussion eingrif- fen mit Schlagworten wie „sanfte Medizin kontra Skalpell". Die An- griffe richteten sich vor allem gegen den Chef der Chirurgie, der eklatan- te Behandlungsfehler seines Kolle- gen aufgedeckt hatte. Dann tauchten plötzlich die sogenannten Todesli- sten auf.

Notizen über

schwierige Operationen Woher die Listen kamen, ist bis heute nicht geklärt. Die Vermutun- gen konzentrieren sich auf die Inten- sivstation, und dafür gibt es einige Indizien. Die Listen können auf- grund der Daten nur von einem Insi- der stammen, der Zugang zu diesem Bereich hat. Kessler wurde von meh- reren Seiten darüber informiert, daß über schwierige Operationen oder Todesfälle Notizen gemacht wurden.

Sektiererische Pfleger der Intensiv- station griffen in provokanter Weise die Operationsindikation bei sehr al- ten und schwerkranken Patienten an, mit Kommentaren wie „Solche Patienten muß man sterben lassen".

Die ominösen Listen nennen Namen von entweder alten, mori- bunden Patienten oder von Kranken, die nach großen Eingriffen auf der Intensivstation verstorben sind.

Kessler, der auch die Untersuchung der noch ausstehenden Fälle nicht fürchtet, lehnt eine defensive Chir- urgie ab, weil dabei sehr viele Ein- griffe, mit denen man Patienten hel- fen könnte, aus Angst vor den recht- lichen Folgen unterbleiben. Kessler:

„Wer gibt uns das Recht zu sagen ,Nein, Du bist zu alt', wenn ein 85jähriger Magenkarzinom-Patient

inständig bittet, ihn zu operieren?

Alter allein darf niemals ein Grund sein, eine notwendige Operation ab- zulehnen." bl-ki

Unter Beteiligung des Bundes- gesundheitsamtes (BGA) wurde kürzlich eine internationale Über- einkunft zur Abschaffung der LD- 50-Tests in der Arzneimittelfor- schung getroffen. Weiterhin wurde Übereinstimmung darüber erzielt, Tierversuche in der Regel auf sechs Monate zu begrenzen. Diese Rege- lung ist auf der Internationalen Kon-

ferenz für Harmonisierung in Brüs- sel erreicht worden, an der Vertreter aus den EG-Staaten, USA, Japan, Kanada, den EFTA-Staaten sowie Vertreter der Weltgesundheitsorga- nisation und der pharmazeutischen Industrie teilgenommen haben.

Prüfsubstanz in ansteigender Dosis

Bereits 1982 hatte das Bundes- gesundheitsamt international den LD-50-Test als unnütz bezeichnet und daher zur Abschaffung vorge- schlagen. Seit diesem Zeitpunkt wur- de der Test in der Bundesrepublik Deutschland auch nicht mehr gefor- dert. Im Rahmen eines LD-50-Tests wird den Tieren in ansteigender Do- sis die Prüfsubstanz verabreicht, bis diejenige Dosis ermittelt werden kann, bei der 50 Prozent der Ver- suchstiere an der Substanz sterben.

Dieses Ergebnis wurde dann als Maß der Giftigkeit der Substanz angese-

hen. Nach Ansicht des Bundesge- sundheitsamtes und nunmehr auch nach internationaler Übereinstim- mung ist der Erkenntnisgewinn durch diese Tierversuche für die Be- urteilung des Arzneimittels in den wenigsten Fällen von Bedeutung.

Einen weiteren Erfolg für den Tierschutz stellt laut BGA die Be- grenzung der Tierversuche auf in der

Regel sechs Monate dar. Die wissen- schaftliche Diskussion der letzten Jahre habe gezeigt, daß die Ergeb- nisse der sechsmonatigen Versuche für die Arzneimittelsicherheit aus- reichen.

Auf Initiative des Bundesge- sundheitsamtes wurde auch die Ab- schaffung von unnötigen nationalen Prüfregeln zur Erfassung von toxi- schen Effekten auf die Reprodukti- on in die Wege geleitet. Dies sind solche Untersuchungen, die mögli- che toxische Wirkungen auf die Fort- pflanzung sowie auf die Entwicklung von Embryo, Fötus und Kind erken- nen lassen sollen.

Eines der im Bereich der Toxizi- tätsprüfungen von Arzneimitteln in- ternational noch ungelösten Proble- me seien, so das BGA, die Kanzero- genitätsstudien am Tier. Ob, unter welchen Bedingungen und bei wel- chen Arzneimitteln diese Studien noch durchgeführt werden müssen, werde derzeit international noch kontrovers diskutiert. EB Dt. Ärztebl. 89, Heft 12, 20. März 1992 (39) A1-1001

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