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Archiv "Andy Warhol – The Late Work: Es muss nicht immer Marilyn sein" (16.04.2004)

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er kennt sie nicht, die schrill bunten Por- träts von Marilyn Monroe, die Campbell’s Sup- pendosen oder die aufge- türmten Waschmittelkartons der Marke Brillo. In den 60er- Jahren entdeckte Andy War- hol (1928–1987) den Ameri- can Way of Life, die Stars der Kinowelt und den trivialen Alltagsgegenstand für seine Kunst und ist seitdem als Iko- ne der Pop Art weltbekannt.

Bislang existiert die nach wie vor weit verbreitete Meinung, dass Warhol nur als Pop-Art- Künstler in den 60er-Jahren interessant war. Die aktuelle Ausstellung „Andy Warhol – The Late Work“ im Düssel- dorfer museum kunst palast will gerade diese Sicht auf den Künstler revidieren und konzentriert sich in enger Zusammenarbeit mit Mark Francis, dem Gründungsdi- rektor des Andy Warhol Mu- seums in Pittsburgh, auf die letzten 15 Jahre von Warhols Schaffen.

Mediale Vielfalt

Den Besucher erwartet eine Schau, die erstmalig die me- diale Vielfalt seiner Arbeit zeigt. Dazu zählen seine Filme, Videos und Fotografien, aber auch die großen Selbstpor- träts, in denen er sein Alter Ego facettenreich schuf: mal

teuflisch feuerrot, mal hinter einem Camouflage-Muster versteckt. Warhol bewegte sich seit seinem 20. Lebensjahr überwiegend maskiert mit Perücke und Sonnenbrille in der Öffentlichkeit. Diese Mas- kerade erfährt im Selbstbild- nis mit dem aufgelegten Tarn- muster eine Potenzierung.

Sein ganzes Verhalten, aber auch seine Wortwahl waren darauf ausgerichtet, möglichst wenig preiszugeben. „Wenn du alles über Andy Warhol wissen möchtest“, sagte er,

„betrachte nur meine Ober- fläche, die meiner Gemälde und Filme, und da bin ich.

Nichts ist dahinter.“ Er selbst formte sich zu einer perfekten Oberfläche, zu einer Kunstfi- gur. Warhols künstlerische

Auseinandersetzung mit dem Tod findet einige Jahre nach dem Attentat, das am 3. Juni 1968 eine Bekannte in seinem Atelier auf ihn verübte, eine persönliche Färbung.

Waren es in den 60er-Jah- ren aus der Presse entnom- mene Sensationsbilder, so wählte er mit dem Motiv des Totenschädels ein altes Vani- tassymbol, das er in seiner Gemäldeserie Skull farblich variierte. Gerade die in pop- piger Farbigkeit ausgeführ- ten Werke spiegeln den Ver- such Warhols wider, mit künstlerischen Mitteln ein Gegengewicht zum Sujet des Todes zu finden.Vor allem of- fenbart ein Revolverbild sein persönliches Trauma des At- tentats. Mit den Bildern von Kreuzen wendet sich Warhol erstmals einem religiösen Symbol in seinem Werk zu.

Als einzelne, monumentale Kreuze, die vor einem schwarzen Hintergrund zu schweben scheinen, werden sie zu einem Zeichen für Transzendenz. Diese Hoff- nung auf ein jenseitiges Le-

ben schwindet jedoch beim Anblick einer Serie von zwölf Kreuzen, die sich wie anony- me Grabsteine auf einem Soldatenfriedhof aneinan- der reihen. Sie erzeugen ein Bild der Ohnmacht und Trostlosigkeit. Fast ein Jahr lang beschäftigte sich Warhol mit der Umsetzung eines der berühmtesten Werke der Kunstgeschichte, dem „Letz- ten Abendmahl“ von Leo- nardo da Vinci. Mit mehr als hundert Werken rückte er diesem Sujet zu Leibe. Auf dem Gemälde „Das letzte Abendmahl“ von 1986 sind Christus und seine Jünger zwischen Motorrädern, ei- nem Preisschild sowie diver- sen Firmenlogos dargestellt.

Von einer dieser groß ins Bild gesetzten „Höllenmaschi- nen“ wird die Christusgestalt regelrecht überrollt. Gleich daneben kündigt ein rot-gel- bes Preisschild den „Ausver- kauf an den Teufel“ an und verweist auf den Verrat Chri- sti durch Judas. Unverkenn- bar blitzt darin Warhols

Skepsis gegenüber der christ- lichen Heilslehre auf. Als freudiger Experimentator gibt er sich in der Rorschach- Serie und den Oxidationsbil- dern zu erkennen, die das Er- gebnis chemischer Prozesse sind, in denen er Kupferfarbe mit Urin reagieren ließ. Mit einem Augenzwinkern ent- deckte er sogar das abstrakte Bild für sich, das sich aller- dings bei genauer Überprü- fung als Sammlung bunter Eier oder verknäulter Garne entpuppt. Sabine Sander-Fell V A R I A

Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 1616. April 2004 AA1107

Andy Warhol – The Late Work

Es muss nicht immer Marilyn sein

Das museum kunst palast in Düsseldorf zeigt

die Vielseitigkeit im Spätwerk des Pop-Art-Künstlers.

Die Ausstellung „Andy Warhol – The Late Work“ ist bis zum 31. Mai im museum kunst palast in Düsseldorf zu sehen. Telefon: 02 11/8 99 24 60;

www.museum-kunst-palast.de. Öff- nungszeiten: Dienstags bis sonn- tags von 11 bis 20 Uhr.

Feuilleton

Andy Warhol, Skull

Fotos:museum kunst palast

Andy Warhol, Oxidation

Andy Warhol, Last Supper

Referenzen

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