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Archiv "Ozeanien: Eine exotische Welt" (16.01.2004)

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rei Wandteppiche mit Szenen von James Cooks Reisen in Ozeanien neh- men die Besucher bereits im Eingangsbereich mit in eine faszinierende, exotische Welt.

Sodann wird er begrüßt von (der Kopie) einer knapp vier Meter hohen Moai-Figur eines Ahnen von der Oster- insel, die verschmitzt in die Ferne lächelt. „Bitte rechts entlang gehen“, sagt eine freundliche Wärterin. Kurzes Zögern. Denn rechts ist es dunkel.

Man begibt sich in eine an- dere Welt: Decke, Wände, Fußboden – alles ist schwarz. Sogar das Holz der Vitrinen, die das Auge erst allmählich erkennt.

Fast scheu nähert man sich den ersten Objekten, die raffiniert und nahezu mystisch durch exzellente Lichtkonzepte wir- kungsvoll aus der Dunkelheit heraus- gehoben werden.

Überwiegend Kult- objekte sind in die- sem Raum zu sehen, die von den Völkern Ozeaniens bei Zere- monien zu Ehren der Götter, Geister und Ahnen benutzt wurden wie kunst- voll verzierte Stäbe oder fächerähnliche Gebilde. Sie sind farbenfroh mit Naturfar- ben, Federn und Muscheln geschmückt. „Tapas“ genann- te Stoffe aus geklopftem Rin- denbast sind mit fantasie- vollen Malereien verziert, kunstvoll geschnitzt die Pfo- sten eines Männerhauses. Mit apotropäischen Figuren ist eine Schlitztrommel verse-

hen, die auch heute noch in manchen Regionen zur Ver- breitung wichtiger Nachrich- ten verwendet wird.

Ein dunkelroter Gang führt zum großen Ausstel- lungsraum. Dieser ist bei Tageslicht in blenden- dem Weiß gehalten.

Dort überraschen Idole, kleinere Skulpturen und Schmuck aus Naturmateriali- en wie Federn, Schnecken, Perlmutt, Holz und gefärbten Fasern. Magisch wird der Be- sucher jedoch angezogen von einer erhabenen Maske mit einer extrem hohen weißen Haube, die gekrönt wird von einem üppigen, tief braunen Kamm aus Pflanzenfasern. Das Pendant gegenüber in der Vitrine trägt einen leuchtend gel- ben Kamm über der azurblauen Haube.

Beide Masken, die die Seelen bestimm- ter Verstorbener symbolisieren, be- zaubern den Besu- cher.

Viele der 200 Expo- nate, die aus den Ma- gazinen von 27 Völ- kerkunde- und Missi- onsmuseen Deutsch- lands stammen und zum größten Teil noch nie ausgestellt worden waren, er- schließen sich noch mehr durch die sorgfältigen Be- schriftungen. Es sind uner- messliche kulturelle Schätze einer Region mit jahrtausen- dealter Zivilisation, die sich von der Osterinsel im Süd- osten des Pazifiks bis Neugui- nea im Westen erstreckt und von Neuseeland im Süden bis nach Hawaii im Norden. Pa- radiesisch ist die landschaft-

liche Schönheit;

von bezaubern- der Liebenswürdig- keit sind die Menschen. Die klimatische Verschiedenheit von gletscherbedeckten Alpen der Südinsel Neuseelands bis zu tropischen, feucht-heißen Gebirgen von Neuguineas Bergwelt und sich kaum aus dem Wasser erhebende Atolle schufen eine beeindruckende Welt von Göttern und Gei- stern, die für Vulkanausbrüche und Verwüstungen durch Taifune zuständig waren. Sie, aber auch die Ahnen, die vom Jenseits aus nun die Geschicke der Nachkommen lenkten, sollten geehrt werden.

Als vor 500 Jahren erste europäische Seefahrer in die- se Regionen kamen und auf ihren Spuren die Missionare, stand man voller Unverständ- nis diesen Kulturen gegen- über und bezeichnete sie als

„primitiv“. Vieles wurde, weil es interessant war, den Be- wohnern für ein paar Glas-

perlen abgeschwatzt. Das tat auch der Seefahrer James Cook im 18. Jahrhundert, aus dessen Nachlass einige der Exponate stammen. Mehr un- wiederbringliches Kulturgut wurde als „heidnisch“ ver- dammt und vernichtet, die Herstellung der Ahnen- und Göttermasken von den Mis- sionaren bei Todesstrafe ver- boten, wie auf einigen der nördlichen Inseln Papua-Neu- guineas, weshalb die Kunst ihrer Herstellung nahezu verloren ging – es sei denn, sie lebt wieder auf wie bei den Maori in Neuseeland, die ihre Kunstfertigkeiten nun lu- krativ für den Tourismus einsetzen.

Geheimnisvoll blickt der Moai über die Besucher hinweg. Ob er weiß, dass Künstler wie Emil Nolde und Paul Gauguin sich inspirieren ließen durch die Kunst Ozeaniens, die sich in man- chen ihrer Werke wider- spiegelt? Renate V. Scheiper V A R I A

Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 316. Januar 2004 AA127

O ZEANIEN

E INE EXOTISCHE W ELT

Unermessliche kulturelle Schätze einer Region mit jahrtausendealter Zivilisation sind zurzeit im Lippischen Landesmuseum Detmold zu sehen.

Informationen: Lippisches Landesmuseum Detmold, Ameide 4, 32756 Detmold, Telefon: 0 52 31/99 25-0, Fax: 99 25 25, E-Mail: mail@Lippisches- Landesmuseum.de; Internet: www.Lippisches-Landesmuseum.de.

Die Sonderausstellung ist bis zum 14. Februar zu sehen. Sie ist geöffnet dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr. Eintritt: Erwachsene 4,50 Euro, ermäßigt 1,50 Euro. Der Katalog der Ausstellung ist im Prestel Verlag München erschienen (288 Seiten, 244 Abbildungen), kostet im Museum 25,50 Euro, im Buchhandel 49,95 Euro.

Internet: www.kultundvisionen.org Feuilleton

Fotos: Lippisches L

andesmuseum Detmold

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