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OPUS 4 | Was leisten brandenburgische Kitas?

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Was leisten

brandenburgische Kitas?

Qualitätsmessungen und Bildungsstandards

LAND

BRANDENBURG

M i n i s t e r i u m f Ÿ r B i l d u n g J u g e n d u n d S p o r t

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1. Auflage, Juli 2003

Herausgegeben vom: Ministerium für Bildung, Jugend und Sport (MBJS) Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Steinstraße 104 –106 14480 Potsdam

Internet: www.mbjs.brandenburg.de E-Mail: poststelle@mbjs.brandenburg.de Bildungsserver: www.bildung-brandenburg.de Redaktion: Sabine Karradt, Ralf Kohlberger

Fotos: privat, Archiv, Anne Heinlein

Der seit Januar 1998 ehrenamtlich tätige Redaktionsbeirat KITADEBATTE unterstützt bei Themenfindung und Realisierung die KitaDebatte. Für die Ausgabe 1/2003 kamen Zuarbei- ten u.a. von Elvira Drabek, Erzieherin/Integrationskita, Eisenhüttenstadt; Ines Freitag-Amt- mann, Leiterin des Überregionalen Pädagogischen Zentrums Potsdam; Christine Henning, Referat Kita im Landesjugendamt; Sigrid Höhne, Leiterin/Erzieherin, Bardenitz; Dr. paed.

Andreas Kaiser, Amtsleiter Stadt Forst (Lausitz); Karin Kretzschmar, Abteilungsleiterin Jugend und Familie/AWO Regionalverband Brandenburg-Ost; Brunhilde Schulz, Praxisbera- terin, Landkreis Spree-Neiße

Layout/Druck: sd:k Satz Druck GmbH Umschlaggestaltung: schütz & co.

Die namentlich gekennzeichneten Beiträge entsprechen nicht in jedem Fall der Meinung des Herausgebers und der Redaktion.

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Inhaltsverzeichnis

Seite Ehrungen im ersten Kita-QualitŠts-Wettbewerb im Land Brandenburg

Rede von Minister Steffen Reiche anlŠsslich der Auszeichnung der

erfolgreichsten Teilnehmer . . . 6 Aufruf zur Teilnahme am zweiten Brandenburger Kita-QualitŠts-Wettbewerb . . . 13 QualitŠt messen und mit Standards vergleichen

Ziel und Aufgabe des Wettbewerbs / Dagmar Pattloch, Daena Schlecht, Wolfgang Tietze . . . . 15 Die SIEGER-Kitas im ersten QualitŠts-Wettbewerb . . . 23 Der GROSSE Tag in der Kita ãKinderlandÒ

Erheberinnen und Erheber beim Kita-QualitŠts-Wettbewerb

im Land Brandenburg / Erfahrungen eines Beteiligten / Dirk Stoewer . . . 24 Zum 10-Stufen-Projekt-Bildung

Beate Andres, Julia Koch . . . 27 Bildungsstandards im Land Brandenburg

Fachtagung in SPFW / Detlef Diskowski . . . 44 Projekt als Bereicherung der pŠdagogischen Arbeit

Kita ãRegenbogenÒ in Brieselang nimmt am 10-Stufen-Projekt-Bildung teil /

Michael Gštze-Ohlrich . . . 47 Grenzsteine der Entwicklung als Grundlage eines FrŸhwarnsystems fŸr Risikoanlagen in Kindertageseinrichtungen

Hans-Joachim Laewen . . . 49 Beobachtungsbogen zu den ãGrenzsteinen der EntwicklungÒ . . . 57

INHALTSVERZEICHNIS 3

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4 INHALTSVERZEICHNIS

Praxisbericht zum Einsatz des FrŸhwarnsystems ãGrenzsteine der EntwicklungÒ in der KindertagesstŠtte

Es geht um FrŸherkennung und FrŸhfšrderung von Kindern / Marina Meyer . . . 66 Entwicklung von Sprachkompetenzen von Kindern in der KindertagesstŠtte

ãHaus der kleinen StrolcheÒ und ãWaldhŠuschenÒ bearbeiteten BAUSTEINE / Andrea Nšske . . 72

†bergang von Kita in die Grundschule partnerschaftlich gestalten

VerŠnderte ZustŠndigkeiten als Chancen begreifen / Erfahrungen der Stadt Forst (Lausitz) Dr. paed. Andreas Kaiser . . . . 84 Konzept fŸr Schule und Kita

Jenaplanschule in LŸbbenau / Sonnhild Bockenheimer . . . 88 Eine Bildungsreise von Virginia nach Brandenburg

Die Amerikanerin Nancy Hoenisch zu Gast im Land Brandenburg . . . 91 EisenhŸttenstadt: Kita schlie§t Ð Kita šffnet ?!

Teamarbeit unter verŠnderten Bedingungen und mit neuen Kolleginnen / Elvira Drabek . . . 93 Gesundheitsfšrderung im ãNetzwerk gesunde KitaÒ

Aktuelle Konzeptarbeit im Kita-Museum in Gro§ Glienicke / Heidemarie Waninger . . . 95 Kurzkonzept zur Zusammenarbeit von Schule und Hort

Erfahrungen in Guben . . . 101 Ziele und Aufbau des Projekts ãfair-BindungenÒ

Abschlusstagung des Projekts im Dezember 2003 in Potsdam / Ines Freitag-Amtmann . . . 104

AUS DER PRAXIS Ð F†R DIE PRAXIS

Der Honig aus LšwenzahnblŸten schmeckte allen

Wettbewerb zur gesunden ErnŠhrung in der Kita ãSeepferdchenÒ / Ulla Brandt . . . 107 Kinder entdecken die Welt der Musik spielerisch

AWO-Kita in Wriezen ãersangÒ sich Anerkennung und eine Auszeichnung . . . 113 Zwei SchmetterlingsstrŠucher wurden gepflanzt

Erfahrungen bei der Projektarbeit / Beate Kšhn . . . 115 Das VI. PŠdagogische Forum in Blankensee in der RŸckschau . . . 118

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INHALTSVERZEICHNIS 5

Diskussionsforum Diversi enthŠlt spannende Themen . . . 121

Kleinkinder nicht eher ãtrockenÒ . . . 123

WAS Ð WANN Ð WO Ð WAS Ð WANN Ð WO PraxisunterstŸtzungssysteme fŸr Kindertagesbetreuung im Land Brandenburg . . . 125

Verzeichnis regionaler und Ÿberregionaler FrŸhfšrder- und Beratungsstellen im Land Brandenburg . . . 130

†berregionales PŠdagogisches Zentrum (†PZ) Beratungsstelle ãTagespflege in BrandenburgÒ . . . 134

†berregionales PŠdagogisches Zentrum (†PZ) Kita-Museum in Gro§ Glienicke . . . 135

†berregionales PŠdagogisches Zentrum (†PZ) zum Situationsansatz . . . 137

Konsultationskita ãHaus der kleinen StrolcheÒ in Woltersdorf . . . 138

Konsultationskita Kinderhaus ãWi-Wa-WunderlandÒ in EisenhŸttenstadt . . . 139

Konsultationskita ãKita am ParkÒ in Beelitz . . . 140

Konsultationskita ãKIWIÒ in Brandenburg/Havel . . . 142

FACHLITERATUR Ð REZENSIONEN Ð ANK†NDIGUNGEN Lexikon und Bilderbuch . . . 144

Tiere des Meeres entdecken . . . 144

Kinder lernen Kranksein verstehen . . . 145

Viele Ideen zur gesunden ErnŠhrung . . . 146

GESETZE Ð VERORDNUNGEN Ð EMPFEHLUNGEN KindertagesstŠttengesetz (KitaG) . . . 147

Empfehlungen zur QualitŠt von Tagespflege / Beschluss des LJHA vom 27.01. 2003 . . . 149

HŠufig gestellte Fragen zum Abholen und Bringen / Georg Scharnagl . . . 164

Kitas im Land Brandenburg . . . 166

Grafik . . . 167

Aus der Reihe KitaDebatte . . . 168

InternetprŠsenz . . . 168

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Ehrungen im ersten Kita-Qualitäts- Wettbewerb im Land Brandenburg

Rede von Minister Steffen Reiche anlŠss- lich der Auszeichnung der erfolgreichsten Teilnehmer

Der Kita-QualitŠts-Wettbewerb ist nicht nur ein Erfolg, weil es heute Sieger auszuzeich- nen gilt, er ist ein Erfolg, weil sich Ÿber 300 Einrichtungen im Land Brandenburg in die- sem Wettbewerb messen lassen wollten. Mit ihrer Teilnahme am Wettbewerb šffneten sich die brandenburgischen KindertagesstŠtten und dokumentierten ihren Leistungsstand.

FŸr alle KindertagesstŠtten war der Wettbe- werb eine Chance zur vergleichenden Be- standsaufnahme. In diesem landesweiten Vergleich gewannen alle beteiligten Einrich- tungen. Mit dieser fortlaufenden QualitŠtsbe- obachtung werden die Erfolge und die Ent- wicklungsnotwendigkeiten der Bildungs-, Er- ziehungs- und Betreuungseinrichtung Kinder- tagesstŠtte Gegenstand šffentlicher Betrach- tung und Bewertung.

In der Kita-Landschaft des Landes Branden- burg vollzogen sich in den zurŸckliegenden Jahren zahlreiche VerŠnderungen. Nachdem viele Jahre quantitative Fragen im Vorder- grund standen und insbesondere der Umfang des Rechtsanspruchs in der šffentlichen Dis- kussion einen zentralen Platz einnahm, wer- den gegenwŠrtig zunehmend QualitŠtsfragen diskutiert. Im Nachklang zu den PISA-Ergeb- nissen und der anschlie§enden Diskussion

wird zunehmend der Nachweis darŸber ein- gefordert, welchen Beitrag der Kindertages- stŠttenbereich fŸr gelingende frŸhe Bildungs- prozesse leistet. Dies ist eine bundesweite Diskussion, die von Brandenburg insofern offensiv mitgestaltet werden kann, als wir seit mehreren Jahren der QualitŠtsfeststellung erhebliche Aufmerksamkeit widmen.

Um zu fundierten Aussagen zu gelangen, in- wieweit sich im Zuge der verschiedenen Ver- Šnderungs- und Reformprozesse die pŠdago- gische QualitŠt in den Tageseinrichtungen

KITA-QUALIT€TS-WETTBEWERB 6

Minister Steffen Reiche wŠhrend seiner Eršffnungsrede im Rahmen der Auszeichnungsveranstaltung zum Kita- QualitŠts-Wettbewerb

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KITA-QUALIT€TS-WETTBEWERB 7 verŠndert hat oder verŠndert, bedarf es einer

entsprechenden Dauerbeobachtung (Monito- ring). Das Land Brandenburg hat Ð und das ist neu in der bundesdeutschen Kita-Land- schaft Ð damit begonnen, systematisch Infor- mationen Ÿber die pŠdagogische QualitŠt von Einrichtungen erheben zu lassen. Zur Erfas- sung der pŠdagogischen QualitŠt wurde auf international anerkannte Standardverfahren zurŸckgegriffen.

Der erste Schritt zum QualitŠts-Monitoring wurde im Kindergartenjahr 1993/94 unter- nommen durch die Einbeziehung einer ersten Brandenburger Untersuchungsstichprobe im

Rahmen einer bundesweiten Untersuchung, die in der Publikation Buch ãWie gut sind unsere KindergŠrtenÒ (Tietze u.a. 1998, Luch- terhand Verlag) veršffentlicht ist.

Die in Brandenburg untersuchten 27 Kinder- gartengruppen mit 115 Kindern bildeten (neben 14 Ostberliner Gruppen) den ostdeut- schen Teil der Gesamtstichprobe, die 422 Gruppen mit insgesamt 518 Kindern umfass- te. Die Forschergruppe beschrieb als Ge- samtfazit, dass die pŠdagogische Prozess- qualitŠt in den deutschen Kindergartengrup- pen lediglich im Bereich gehobener Mittel- mŠ§igkeit lag.

Dieses insgesamt und auch fŸr das Land Brandenburg nicht zufriedenstellende Ergeb- nis wird besonders bedeutsam, wenn man berŸcksichtigt, dass die Kindergartenerzie- hung einen nachgewiesenen erheblichen Ein- fluss auf die Entwicklungsdimensionen ãBe- wŠltigung von LebenssituationenÒ, ãsoziale KompetenzÒ und ãSprachentwicklungÒ hat.

Zwar ist der nachgewiesene Einfluss familiŠ- rer ErziehungsqualitŠt insgesamt etwas hšher als der des Kindergartens, aber der Entwick- lungsunterschied zwischen einem Kind, das einen sehr guten oder einen sehr schlechten Kindergarten besucht, ist in etwa so gro§ wie der einer Jahrgangsstufe. Obwohl es sich hier nur um statistisch und nicht um kausal nach- weisbare ZusammenhŠnge handelt, kann man vereinfacht ausgedrŸckt sagen: Ein sehr guter Kindergarten kann insbesondere im Bereich der Sprachentwicklung einen Ent- wicklungsunterschied von einem Jahr bewir- ken.

Gast der Ehrung war die Amerikanerin Nancy Hoenisch. Eingeladen von Minister Steffen Reiche weilte sie im Mai und Juni im Land Brandenburg. Nancy Hoenisch besuch- te hier viele KindertagesstŠtten und nahm im SozialpŠdagogischen Fortbildungswerk an Foren und FachgesprŠchen teil.

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8 KITA-QUALIT€TS-WETTBEWERB Die Brandenburger Stichprobe wurde 2001 erneut untersucht mit dem Ziel, die QualitŠt- sentwicklung im LŠngsschnitt abzubilden.

ErgŠnzt wurde diese Stichprobe im Jahr 2001 durch 48 Gruppen aus Einrichtungen, die an einem Modellprojekt teilnahmen, und 23 Gruppen aus Konsultationskitas des Landes.

Damit beruht die QualitŠtsmessung im Jahr 2001 immerhin auf einer Gesamtstichproben- grš§e von 112 Gruppen.

Die Ergebnisse zeigten im Landesdurch- schnitt fŸr das Jahr 2001 in allen Altersgrup- pen erneut eine mittlere QualitŠt.

Neben den Durchschnittsergebnissen zeigte die Untersuchung ein spezifisches QualitŠts- profil brandenburgischer KindertagesstŠt- tenmit spezifischen StŠrken und SchwŠchen.

Im Durchschnitt der brandenburgischen Kin- dergartengruppen erfahren die Kinder (und auch Eltern) eine freundliche und individuelle BegrŸ§ung und Verabschiedung, der Tages- ablauf ist kindgemŠ§ und abwechslungsreich gestaltet, es herrscht eine zufriedenstellende AtmosphŠre, und die Ruhe- und Schlafpau- sen sind in den meisten FŠllen differenziert und kindangemessen gestaltet. Bei den pŠdagogischen AktivitŠten hebt sich der Bereich der Grobmotorik positiv ab, obwohl bei der Ausstattung fŸr Grobmotorik im Durch- schnitt keine Ÿberragenden Werte gegeben sind. Bei der BeschŠftigung der Kinder mit Bau- und Konstruktionsspielen ebenso wie die Anleitung und Beaufsichtigung bei kreati- ven TŠtigkeiten gibt es vergleichsweise hohe Werte.

Den genannten relativen StŠrken stehen auch klar erkennbare SchwŠchen gegenŸber. Zum einen sind eher niedrige Punkt- werte im Bereich der so- zial-emotionalen Fšrde- rung der Kinder erkenn- bar. Dies wird deutlich bei den RŸckzugsmšg- lichkeiten fŸr das einzel- ne Kind, bei den fŸr die Sozialentwicklung wichti- gen Rollenspielen wie auch bei der Ausstattung fŸr Entspannung und Behaglichkeit. Zum an- deren fŠllt auf, dass die meisten Kindergarten- Im Brandenburg-Saal der Staatskanzlei in Potsdam fand die Auszeich-

nungsveranstaltung zum ersten Kita-QualitŠts-Wettbewerb 2002/2003 statt. Minister Steffen Reiche zeichnete die erfolgreichsten Teilnehme- rinnen und Teilnehmer mit Preisen und Urkunden aus. Insgesamt nah- men an der Veranstaltung Erzieherinnen aus fŸnfzig Kitas, Vertreter der TrŠger der Kitas und zahlreiche GŠste teil.

Fotos: Anne Heinlein

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KITA-QUALIT€TS-WETTBEWERB 9 gruppen im Bereich der kognitiv-sprachlichen

Anregungen recht niedrig punkten. Auch fin- det sich dort, wo es um die UnterstŸtzung eines eigenstŠndigen und kŸnstlerischen Gestaltens der Kinder geht, ein eher niedriger Wert.

Wir haben in meiner Amtszeit eine Reihe von Ma§nahmen zur Qualifizierung der Arbeit und insbesondere zur StŠrkung des Bildungsauf- trags der Kitas in Angriff genommen. Dazu gehšren die Grenzsteine der Entwicklung, mit deren Hilfe Entwicklungsprobleme von Kin- dern ab dem 1. Lebensjahr mit einer sehr ein- fachen Methodik erkannt werden kšnnen. Wir haben zum Bildungsauftrag ein Buch mit vie- len PraxisvorschlŠgen publiziert und an alle Kitas verteilt. UnlŠngst haben wir ein Gutach- ten zum Bildungsauftrag erstellen lassen, das in seinem zweiten Kapitel ãBausteine fŸr die Weiterentwicklung von KindergŠrten als Bil- dungsorteÒ darstellt. Als solche Bausteine werden benannt: sprachliche Kompetenz, logisch-mathematische und wissenschaftliche Kompetenz, musikalische Kompetenz, kšr- perliche Kompetenz, darstellend-kŸnstleri- sche Kompetenz, personale Kompetenz.

Diese Kompetenzbereiche werden beschrie- ben und auch praxisnah erlŠutert. All diese Texte sind Ÿbrigens auf den Internet-Seiten meines Ministeriums unter dem Stichwort Kita nachzulesen und damit der breiten …ffentlich- keit zugŠnglich.

In den nŠchsten Monaten wollen wir mit 3 Fachtagungen, einer Diskussion im Internet, Auswertungen von vorliegendem Material und AbstimmungsgesprŠchen mit den Spit-

zenverbŠnden der Kita-TrŠger in einen inten- siven Diskussionsprozess treten, um bis zum Jahresende GrundsŠtze der Bildungsarbeit fest zu verabreden.

Aber heute Ÿbergeben wir im Brandenburg- Saal die Auszeichnungen an die erfolgreichs- ten Wettbewerbsteilnehmer: Im Mai 2002 wurde bundesweit erstmalig mit einem lan- desweiten ãKita-QualitŠts-WettbewerbÒ den KindertagesstŠtten des Landes Brandenburg die Mšglichkeit eršffnet, ihre Arbeit zu doku- mentieren und ihre QualitŠt messen zu las- sen. Gemeinsam mit dem Institut PŠdQUIS gGmbH, einem Kooperationsinstitut der Frei- en UniversitŠt Berlin Ð vertreten durch Herrn Prof. Dr. Wolfgang Tietze, wurden alle 1.900 KindertagesstŠtten des Landes Brandenburg zu diesem Wettbewerb aufgerufen.

Der Kita-QualitŠts-Wettbewerb richtete sich an alle KindertagesstŠtten des Landes Bran- denburg, unabhŠngig von ihrer TrŠgerschaft und der betreuten Altersgruppen. So nahmen Einrichtungen mit Kindern im Kindergarten-, Krippen- und auch Hortalter teil.

FŸr die Kitas des Landes Brandenburg war der QualitŠts-Wettbewerb eine gute Gelegen- heit, ihre pŠdagogische QualitŠt nach au§en hin zu zeigen. Durch ihre Teilnahme am Wett- bewerb konnten sie feststellen, wo sie stehen, was noch fehlt, wo sie von anderen lernen, aber auch wo sie anderen etwas vermitteln kšnnen. Daher war neben der QualitŠtsmes- sung auch eine differenzierte und grŸndliche RŸckmeldung der jeweils erzielten QualitŠt an jede teilnehmende Einrichtung Bestandteil des ãKita-QualitŠts-WettbewerbsÒ.

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10 KITA-QUALIT€TS-WETTBEWERB DurchgefŸhrt wurde das Projekt durch das Institut PŠdQUIS gGmbH mithilfe der Kinder- garteneinschŠtzskala (KES-R) und entspre- chender gleichartiger Instrumente fŸr Kinder in anderen Altersgruppen (Krippen-Skala, Hort-Skala), die eine deutsche Version der Early Childhood Rating Skala (ECERS) sind.

Die verwendeten Instrumente messen die pŠdagogische QualitŠt jeweils auf einer sie- benstufigen Skala.

Mit der Einladung und Ausschreibung zum Wettbewerb und nachfolgend der Publikation zu diesem Vorhaben in der Veršffentlichungs- reihe KitaDebatte 2/2002 wurden sŠmtlichen KindertagesstŠtten des Landes die in der KES-R enthaltenen ãQualitŠtsmerkmale fŸr den Kita-WettbewerbÒ bekannt gemacht.

Insgesamt haben sich 311 KindertagesstŠtten fŸr den Wettbewerb beworben, von denen 50 KindertagesstŠtten per Los fŸr die Messung und Bewertung der QualitŠt ihrer Arbeit aus- gewŠhlt wurden. Die QualitŠtsmessungen fanden von September bis Dezember 2002 in den 50 ausgewŠhlten Einrichtungen statt. Die festgestellten Ergebnisse wurden im MŠrz und April 2003 den einzelnen beteiligten Ein- richtungen durch den ProjekttrŠger PŠdQUIS gGmbH zurŸckgemeldet und bieten diesen Kitas wertvolle Standortbestimmungen und Orientierungen fŸr Entwicklungsnotwendig- keiten. Eine Art PISA-QualitŠts-RŸckmeldung fŸr Kitas.

Heute sollen alle Einrichtungen, die teilge- nommen haben, fŸr ihre Bereitschaft und ihr Engagement gewŸrdigt werden und wir wol- len der …ffentlichkeit nur die besten Kitas

namentlich bekannt machen, als best-prac- tice-Beispiele.

Ein deutliches Zeichen des gewachsenen Interesses der Wirtschaft an Fragen frŸhkind- licher Bildung und Betreuung zeigt, dass es gelungen ist, eine Reihe von Sponsoren fŸr diesen Wettbewerb zu gewinnen. Von IBM- Deutschland, AOK-Brandenburg, Beltz Ver- lagsgruppe, Herder Verlag bis zum Hellweg- Baumarkt aus Potsdam kamen attraktive Preise, um das Engagement und die Leistung der Einrichtungen zu belohnen. Den Spon- soren dafŸr mein ausdrŸcklicher Dank.

Ich denke, die Spannung bei den Teilnehmern ist im Saal zu spŸren, deshalb will ich schnell weiterleiten im Programm.

Der Erfolg des ersten Kita-Wettbewerbs be- stŠrkt uns, diesen Kita-QualitŠts-Wettbewerb fortzusetzen. Die Vorbereitungen fŸr den Wettbewerb im Jahr 2003/2004 laufen. Bei aller Bedeutung, die die Kindertagesbetreu- ung fŸr die Vereinbarkeit von Familie und Be- ruf hat, dŸrfen wir nicht vergessen, dass hier die Wurzeln fŸr die zukŸnftigen Chancen der Kinder gelegt werden, dass hier die Grundla- gen fŸr die Teilhabe der Kinder am Leben in der Gemeinschaft und fŸr die Produktivkraft unserer Gesellschaft gelegt wird.

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KITA-QUALIT€TS-WETTBEWERB 11

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12 KITA-QUALIT€TS-WETTBEWERB

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AUFRUF 13

Aufruf zur Teilnahme am zweiten Brandenburger Kita-Qualitäts-Wettbewerb

Das Ministerium fŸr Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg stellt seit langem die pŠdagogische Arbeit in den KindertagesstŠtten in den Mittelpunkt seines Interesses. Wichtig ist ihm vor allem die Frage nach der pŠdagogischen QualitŠt, die auch in Brandenburg nicht auf einem einheitlichen Niveau ist.

Vor diesem Hintergrund hat PŠdQUIS gGmbH Ð Kooperationsinstitut der Freien UniversitŠt Berlin Ð im Kindergartenjahr 2002/2003 einen QualitŠtswettbewerb durchgefŸhrt, der durch das Ministerium fŸr Bildung, Jugend und Sport gefšrdert wurde. Dieser Erste Brandenburger Kita-QualitŠts-Wettbewerbwar ein gro§er Erfolg: Jede 6. Kita im Land meldete sich zur Teil- nahme, insgesamt rund 300 Kitas.

In 150 Kindergarten-, Krippen- und Hortgruppen aus 50 Kitas, die aus den 300 angemeldeten per Los ausgewŠhlt wurden, wurde die pŠdagogische QualitŠt genauer untersucht. Alle 50 Kitas erhielten eine Urkunde, dazu Preise. Die besten Kitas erhielten besonders wertvolle Sachpreise. Besonders wichtig: Jede Kita, bei der die QualitŠt untersucht wurde, bekam eine genaue RŸckmeldung ihres Ergebnisses und damit eine Grundlage fŸr die eigene weitere QualitŠtsentwicklung.

Wegen der gro§en Resonanz rufen PŠdQUIS und das Ministerium fŸr Bildung, Jugend und Sport zum Zweiten Brandenburger Kita-QualitŠts-Wettbewerb im Kindergartenjahr 2003/2004 auf.

Warum am Wettbewerb teilnehmen?

FŸr die Kitas des Landes Brandenburg ist der QualitŠts-Wettbewerb eine gute Gelegenheit, ihre pŠdagogische QualitŠt nach au§en hin zu zeigen. Und auch diejenigen, die noch auf der Suche nach geeigneten Methoden zur QualitŠtsverbesserung sind, gehen nicht leer aus.

Durch ihre Teilnahme am Wettbewerb kšnnen sie feststellen, wo sie stehen, was noch fehlt, wo sie von anderen lernen, aber auch wo sie anderen etwas vermitteln kšnnen.

Wer kann teilnehmen?

Der Kita-QualitŠts-Wettbewerb richtet sich an alle KindertagesstŠtten des Landes Branden- burg, unabhŠngig von ihrer TrŠgerschaft. Teilnehmen kšnnen Einrichtungen mit Kindergarten- gruppen, Krippengruppen und auch Hortgruppen; selbstverstŠndlich auch alle Einrichtungen mit verschiedenen Formen von Altersmischung.

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14 AUFRUF

Wie meldet man sich an?

Ende Mai erhalten alle Einrichtungen im Land Brandenburg Ÿber ihren TrŠger eine Einladung (BroschŸre) zum Zweiten Brandenburger Kita-QualitŠtswettbewerb. Alle Einrichtungen und TrŠger, die sich bis zum 31. Juli 2003 anmelden, sind dabei.

Woran erkennt man die Teilnehmer-Kitas?

Alle Kitas, die sich angemeldet haben, erhalten eine Plakette mit der Aufschrift ãZweiter Bran- denburger Kita-QualitŠts-WettbewerbÒ, die sie fŸr die eigene …ffentlichkeitsarbeit verwenden kšnnen (siehe Abbildung). Die Plakette demonstriert nach au§en, dass diese Einrichtung bereit ist, ihre pŠdagogische Arbeit offen zu legen.

Mehr Anmeldungen als PlŠtze beim Wettbewerb?

Insgesamt kann bei 50 Kitas, die sich zur Teilnahme angemeldet haben, die QualitŠt unter- sucht werden (fŸr die Kitas kostenfrei). Bei mehr als 50 Anmeldungen entscheidet das Los.

Weitere Kitas, die nicht gezogen wurden, kšnnen teilnehmen, wenn sie selbst fŸr eine Finan- zierung ihrer Untersuchung sorgen.

Was haben die Kitas von der Teilnahme am Wettbewerb?

Am Ende des Wettbewerbs erhŠlt jede der teilnehmenden Einrichtungen eine individuelle RŸckmeldung Ÿber das erreichte QualitŠtsniveau und Ÿber die QualitŠtsprofile in den Grup- pen. Die Ergebnisse werden nur einrichtungsintern zurŸckgemeldet. Alle Einrichtungen erhal- ten Urkunden und Sachpreise. Die drei Besten werden vom Minister fŸr Bildung, Jugend und Sport, Herrn Steffen Reiche, besonders ausgezeichnet und erhalten einen wertvollen Sach- preis.

Weitere Informationen im Internet unter www.paedquis.de oder www.mbjs.brandenburg.de

Nachfragen unter:PŠdQUIS gGmbH Takustra§e 4, 14195 Berlin Tel.: 030/838-51173 e-mail: info@paedquis.de

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Qualität messen und mit Standards vergleichen

QUALIT€T MESSEN 15 Ziel und Aufgabe des Wettbewerbs /

Dagmar Pattloch, Daena Schlecht, Wolfgang Tietze

Wie gut sind die KindertagesstŠtten in Bran- denburg Ð und sind sie gut genug? Mit dieser Frage beschŠftigen sich das Ministerium fŸr Bildung, Jugend und Sport des Landes Bran- denburg ebenso wie viele pŠdagogische FachkrŠfte und Experten seit langem. Als eine Mšglichkeit, die QualitŠtsfrage zwanglos und positiv ins šffentliche Bewusstsein zu rŸcken, hat PŠdQUIS, Kooperationsinstitut der Freien UniversitŠt Berlin, zusammen mit dem MBJS den Brandenburger Kita-QualitŠts-Wettbe- werb entwickelt und mit Fšrderung durch das MBJS im Kindergartenjahr 2002/2003 erst- mals durchgefŸhrt. Damit erhielten Kinderta- gesstŠtten die Gelegenheit, die Erfolge ihrer Arbeit zu zeigen, aber eben auch ihre QualitŠt messen und mit Standards vergleichen zu lassen. Jede teilnehmende Einrichtung sollte am Ende etwas gewinnen: die Besten einen Preis, aber alle in jedem Fall Anerkennung fŸr ihre Teilnahme. Jede evaluierte Einrichtung sollte zudem eine detaillierte RŸckmeldung zu ihrer pŠdagogischen QualitŠt erhalten Ð als Anregung, die vorhandenen Ressourcen noch besser zu nutzen und die pŠdagogische QualitŠt systematisch weiter zu entwickeln.

Ablauf des Wettbewerbs

Einrichtungen, die am Kita-QualitŠts-Wettbe- werb teilnehmen wollten, konnten sich von

Mitte Mai bis Ende Juli 2002 anmelden. Das Interesse war unerwartet hoch. Innerhalb des kurzen Bewerbungszeitraums von nur gut zwei Monaten meldeten sich rund 300 Ein- richtungen und ihre TrŠger zur Teilnahme am Wettbewerb an. Jede sechste Kita im Land war damit rasch bereit, ihre konkrete pŠdago- gische Arbeit durch externe Beobachter eva- luieren zu lassen. Diese mutige und selbstbe- wusste Bereitschaft zur Offenlegung der eige- nen Arbeit verdient Anerkennung. Deshalb erhielt jede Einrichtung, die sich angemeldet hatte, eine Plakette, die diese Bereitschaft auch nach au§en, besonders gegenŸber den Eltern, aber auch sonst der …ffentlichkeit gegenŸber, dokumentiert.

Da nur Mittel fŸr die Evaluation in 50 Einrich- tungen mit im Durchschnitt drei Gruppen (150 Gruppen) zur VerfŸgung standen, musste das Los entscheiden. Die Herkunft der nach Zufall ausgewŠhlten Einrichtungen lŠsst sich der Abbildung 1 entnehmen. In der Auswahl sind alle Landkreise und auch alle Arten von TrŠ- gerschaft vertreten.

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16 QUALIT€T MESSEN

Die Evaluationsphase mit den Beobachtun- gen in den Einrichtungen erstreckte sich von September bis Dezember 2002. Insgesamt wurden 34 Krippengruppen, 68 Kindergarten- gruppen und 48 Hortgruppen in den 50 Kitas untersucht. Im FrŸhjahr 2003 erfolgte die Aus- wertung und im April die RŸckmeldung der Untersuchungsergebnisse an die 50 Einrich- tungen. Den Abschluss fand der Wettbewerb am 12.05.2003 mit der Preisverleihung durch den Minister Steffen Reiche.

Wie wurde die pŠdagogische QualitŠt festgestellt ?

Zur Erfassung der pŠdagogischen QualitŠt wurde auf anerkannte und bereits in Bran- denburg in frŸheren Projekten eingesetzte Standardverfahren zurŸckgegriffen. In AbhŠn- gigkeit von der jeweiligen Altersgruppe kamen die Krippen-Skala(KRIPS), die Kindergar- ten-Skala (KES-R) und die Hort-Skala (HOS) zum Einsatz. Diese drei Verfahren sind gleichartig aufgebaut.

Sie bestehen aus jeweils 38 Ð 43 QualitŠts- merkmalen. Jedes Merkmal wird in Form einer siebenstufigen Skala eingeschŠtzt. Zu den jeweiligen ungeraden Ankerstufen 1 (unzureichend), 3 (minimal), 5 (gut) und 7 (ausgezeichnet) gibt es eine Anzahl von ein- zelnen QualitŠtsaspekten, deren Vorhanden- sein vom Beobachter einzeln festzustellen ist und auf deren Grundlage dann der zutreffen- de Wert (zwischen 1 und 7) vergeben wird.

Aus den QualitŠtsmerkmalen resultiert fŸr jede Kitagruppe ein KRIPS-, KES- oder HOS- Gesamtwert, der Ð als Mittelwert aller Qua- litŠtsmerkmale Ð eine schnelle Einordnung der QualitŠt dieser Gruppe ermšglicht. Eben-

so lŠsst sich fŸr jede Gruppe ein QualitŠtspro- fil erstellen, das StŠrken wie auch SchwŠchen in den einzelnen QualitŠtsmerkmalen wieder- gibt.

Alle drei Instrumente erfordern eine ca. drei- stŸndige Beobachtung durch geschulte Beo- bachter in einer Kindergruppe und ein an- schlie§endes Interview mit der Gruppenerzie- herin.

ZusŠtzlich zur KES-R, KRIPS und HOS wur- den Verfahren zur Selbstevaluationdurch die Gruppenerzieherin sowie Fragebogen zur Erfassung von Strukturbedingungen der pŠdagogischen Arbeit fŸr die Einrich- tungsleiterinnen und die Gruppenerzieherin- nen eingesetzt. Des Weiteren wurde eine schriftliche Elternbefragung durchgefŸhrt.

Ergebnisse

1. Hšhere QualitŠt in den Wettbewerbs- Kitas

Das Gesamtbild weist auf eine vergleichswei- se hšhere QualitŠt in den Wettbewerbs-Kitas hin. Offenkundig haben viele qualitativ gute Einrichtungen am Wettbewerb teilgenommen.

Dies jedenfalls legt ein Vergleich mit den Ergebnissen aus dem Projekt QualitŠt trotz Kostendruck nahe, der im Jahr 2001 durch- gefŸhrt wurde (vgl. Tietze/Schlecht 2002) und in dem unausgelesene Stichproben von Krip- pen-, Kindergarten- und Hortgruppen in Bran- denburg untersucht worden waren.

Bei den Krippengruppen im Wettbewerb be- trŠgt der durchschnittliche KRIPS-Wert 3,77 gegenŸber 2,98 im QtK-Projekt, der durch- schnittliche KES-R Wert 4,14 gegenŸber 3,89 und der durchschnittliche HOS-Wert 4,25

(17)

QUALIT€T MESSEN 17 gegenŸber 3,29. Damit ist in allen Gruppen-

arten der Einrichtungen im Kita-Wettbewerb eine hšhere QualitŠt zu verzeichnen.

2. Unterschiedliche Qualitätsniveaus in den verschiedenen Kinder- gruppen

In der Abbildung 2 sind die KES-R-Gesamt- werte fŸr alle untersuchten Kindergartengrup- pen wiedergegeben.

Wie ersichtlich gibt es eine gro§e Streubreite in der QualitŠt. Bei fŸnf Kindergartengruppen findet sich eine unzureichende QualitŠt. 55 Gruppen liegen in der Zone mittlerer QualitŠt und acht Kindergartengruppen in der Zone guter bis ausgezeichneter QualitŠt. Bei den Kindergartengruppen mit mittlerer QualitŠt ist eine Tendenz zu guter QualitŠt hin erkennbar.

Abb. 1: Regionale Verteilung der am Kita-Qualitäts-Wettbewerb teilnehmenden Einrichtungen

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18 QUALIT€T MESSEN

Bei den Krippengruppen liegen 4 Gruppen in der Zone unzureichender QualitŠt, 29 Grup- pen weisen eine mittlere QualitŠt auf und eine

einzelne Krippengruppe kommt in den Bereich guter bis sehr guter QualitŠt zu lie- gen. Es sei darauf hingewiesen, dass die Abb. 2: Kindergartengruppen (68) nach KES-R-Gesamtwerten

Abb. 3: Krippengruppen (34) nach KRIPS-Gesamtwerten

(19)

QUALIT€T MESSEN 19 KRIPS vergleichsweise strenge Ma§stŠbe

setzt, sodass Krippengruppen im Allgemeinen

schwŠchere Gesamtwerte erzielen als Kin- dergarten- oder Hortgruppen.

Abb. 4: Hortgruppen (48) nach HOS-Gesamtwerten

Im Hortbereich gibt es keine Gruppe mit unzu- reichender pŠdagogischer QualitŠt. 43 Hort- gruppen weisen eine mittlere QualitŠt und fŸnf Gruppen eine gute bis ausgezeichnete Qua- litŠt auf. Wie bei den Kindergartengruppen ist auch bei den Hortgruppen mit mittlerer Qua- litŠt eine Tendenz zu guter QualitŠt hin erkennbar.

3. StŠrken und SchwŠchen im QualitŠtsprofil

Bisher wurden Vergleiche auf der Basis von KRIPS,- KES-R und HOS-Gesamtwertenge- zogen. Betrachten wir jetzt die durchschnitt- lichen Werte in einzelnen QualitŠtsmerkma- lender KRIPS, KES-R und HOS. Wo liegen relative StŠrken und SchwŠchen in den Grup- pen der am Wettbewerb teilnehmenden Ein-

richtungen? Im Rahmen dieses Beitrags kšn- nen allerdings nur wenige Aspekte beleuchtet werden.

Im Durchschnitt werden im Krippenbereich die Kinder freundlich begrŸ§t und verabschie- det (KRIPS Nr. 6: 5,65). Damit wird die gera- de fŸr Kleinkinder so wichtige †bergangssi- tuation in gelungener Weise gestaltet. Die Grundausstattung fŸr die regelmŠ§ige Pflege und Versorgung der Kinder wie auch fŸr Lern- aktivitŠten erreicht zwar im Durchschnitt noch nicht ganz gute Werte, kann aber im Allge- meinen als zufriedenstellend betrachtet wer- den (KRIPS Nr. 1: 4,38; Nr. 2: 4,85). Ein aus- gesprochen hoher Wert wird in dem wichtigen Bereich der Fšrderung der Interaktion zwi- schen den Kindern erreicht (KRIPS Nr. 25:

5,71).

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20 QUALIT€T MESSEN

Bei den pŠdagogischen AktivitŠten sind eben- falls vergleichsweise hohe Werte in den Bereichen BeschŠftigung mit BŸchern und Bildern (KRIPS Nr. 16: 4,91) sowie Bau- und Rollenspiele (KRIPS Nr. 21: 4,56 und KRIPS Nr. 22: 4,41) hervorzuheben. Eher niedrige Punktwerte sind im Bereich der Betreuung und Pflege der Kinder zu verzeichnen.

Dies wird besonders an den Merkmalen Wickeln und Toilette (Nr. 9: 1,74) und Ge- sundheits- und Hygienema§nahmen (Nr. 11:

1,26) deutlich. Hier werden fŸr die Gesundheit und Sicherheit gerade der jungen Kinder wichtige Standards oft nicht eingehalten.

Auch im Kindergartenbereichfindet sich ein ausgesprochen freundliches und einfŸhlsa- mes Interaktionsklima bei der BegrŸ§ung und Verabschiedung der Kinder (KES-R Nr.9:

6,35). StŠrken liegen auch hier in der Fšrde- rung der Kind-Kind-Interaktion (KES-R Nr. 33;

5,44) und im Bereich der Anregung zur Kom- munikation (KES-R Nr. 16; 5,26). Der Kinder- gartenbereich weist wie der Krippenbereich hinsichtlich der Betreuung und Pflege der Kin- der gewisse SchwŠchen auf. (Nr. 12: 3,10; Nr.

13: 3,87 und Nr. 14: 2,00). Ebenfalls niedrige Werte finden sich in den AktivitŠtsbereichen, darunter vor allem fŸr Merkmale wie Natur- und Sacherfahrungen (Nr. 25: 3,63), mathe- matisches VerstŠndnis (Nr.26: 3,32) und Musik und Bewegung (Nr. 21: 3,60).

StŠrken im Hortbereichzeigen sich ebenfalls im Bereich der Interaktion bei BegrŸ§ung und Verabschiedung (HOS Nr. 27: 6,06), im Bereich der Erzieherin-Kind-Interaktion (HOS Nr. 28: 5,92) und in der Freispielsituation der Kinder (HOS Nr. 37: 5,90). SchwŠchen beste- hen z.B. im Hinblick auf Kšrperpflege (HOS

Nr. 18: 2,73) sowie auf Beratung und fachli- che Beurteilung der Erzieher/innen (HOS Nr.

42: 2,48).

Etwas vergršbernd lŠsst sich als Ÿbergreifen- des QualitŠtsmuster Ÿber die verschiedenen Gruppenarten hinweg feststellen: FŸr die Kin- der aller Altersstufen gibt es im Regelfall ein freundliches Interaktionsklima, bei dem sich Kinder wohlfŸhlen kšnnen. Hygienischen Aspekten und Sicherheitsaspekten, die besonders bei jungen Kindern von gro§er Bedeutung sind, sollte mehr Beachtung geschenkt werden. Ebenfalls sollte das weit- hin sehr positive Interaktionsklima durch gezielte Anregungen und Erfahrungsmšglich- keiten in sprachlichen, auf Sachwissen bezo- genen, Šsthetisch-kreativen und bewegungs- bezogenen Anregungs- und Entwicklungsbe- reichen ergŠnzt werden.

RŸckmeldungen an alle Einrichtungen Die RŸckmeldungen zu den QualitŠtsprofilen mit den jeweiligen StŠrken und SchwŠchen fanden jeweils in mŸndlicher und schriftlicher Form statt. In Team- oder EinzelgesprŠchen erlŠuterten PŠdquis-Mitarbeiter/innen die Ergebnisse auf der Gruppenebene und ord- neten sie in das Gesamtbild des Wettbewerbs ein. Die RŸckmeldeunterlagen in schriftlicher Form enthielten: eine Leseanleitung fŸr die Erzieherin, eine MerkmalsŸbersicht des be- treffenden Instruments, das QualitŠtsprofil nach Bereichen und Merkmalen (in grafischer Form) sowie das QualitŠtsprofil nach Aspek- ten (in schriftlicher Darstellung).

Die RŸckmeldeunterlagen sind so gestaltet, dass sie fŸr die weitere QualitŠtsentwicklung in den Teams immer wieder herangezogen

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QUALIT€T MESSEN 21 werden kšnnen. Auf Wunsch bietet auch PŠd-

QUIS UnterstŸtzung bei der weiteren Qua- litŠtsentwicklung an.

Die Siegerkitas

Die besten Kitas sollten mit besonderen Prei- sen ausgezeichnet werden. Dabei wurde nach Bereichssiegern und nach Gesamtsie- gern unterschieden. Als Bereichssieger wur- den jeweils die Kita mit dem besten Krippen- bereich, die Kita mit dem besten Kindergar- tenbereich und die Kita mit dem besten Hort- bereich ermittelt. Als Gesamtsieger galten die drei Kitas, die insgesamt die beste pŠdagogi- sche QualitŠt Ð Ÿber die verschiedenen Berei- che von Krippe bis Hort hinweg (sofern diese vorkamen) Ð aufwiesen.

Nun kann ein einfacher Vergleich der pŠdago- gischen QualitŠt von Kitas unfair sein und zu einem verfŠlschten Ergebnis fŸhren. Denn die Kitas arbeiten nicht unter denselben Rahmen- bedingungen. Vielmehr kšnnen sich Unter- schiede z.B. in den rŠumlichen Voraussetzun- gen, der Ausstattung oder der Personalsitua- tion ergeben. Wir haben deshalb bei der Ermittlung der Siegerkitas die unterschiedli- chen Ausgangsbedingungen auf statisti- schem Wege kontrolliert. Das Ergebnis zeigt, dass die Siegerkitas nicht durch besonders gŸnstige Rahmenbedingungen gekennzeich- net sind, sondern dass es die Einrichtungen sind, die aus ihren Ausgangsbedingungen besonders ãviel gemachtÒ haben. Dies ist ein ermutigendes Ergebnis, das zeigt, dass auch unter eher durchschnittlichen Rahmenbedin- gungen gute bis sehr gute pŠdagogische QualitŠt erreicht werden kann.

Wie geht es weiter?

Der erste Brandenburger Kita-QualitŠts-Wett- bewerb hat bei den beteiligten Einrichtungen und TrŠgern wie auch in der …ffentlichkeit eine gro§e und positive Resonanz gefunden.

Er hat gezeigt, dass eine gro§e Zahl der Kitas in Brandenburg fŸr die QualitŠtsfrage offen und bereit ist, die eigene Arbeit und Situation durchleuchten zu lassen und die Ergebnisse fŸr die eigene QualitŠtsentwicklung im Team zu nutzen. Wegen dieses Erfolges wurde in diesen Tagen der Zweite Brandenburger Kita- QualitŠts-Wettbewerb ausgeschrieben (vgl.

auch Aufruf zum Zweiten Brandenburger Kita- QualitŠts-Wettbewerb in diesem Heft).

Literatur

Tietze, W., Meischner, T., GŠnsfuss, R., Gren- ner, K., Schuster, K.-M., Všlkel, P. & Ro§- bach, H.-G. (1998). Wie gut sind unsere Kin- dergŠrten? Eine empirische Untersuchung zur pŠdagogischen QualitŠt in deutschen Kin- dergŠrten. Neuwied: Luchterhand.

Tietze, W:, Schuster, K.-M., Grenner, K. &

Rossbach, H.-G. (2001). Kindergarten-Skala.

Revidierte Fassung. Deutsche Fassung der Early Childhood Environment Rating Scale Revised Edition von Th. Harms, R. M. Clifford

& D. Cryer. Neuwied: Luchterhand.

Tietze, W., Ro§bach, H.-G. , Stendel, M. &

Wellner, B. (2001). Hort-Skala. Forschungs- version. Deutsche Fassung der School Age Care Environment Rating Scale von Th.

Harms, M. Jacobs & K.R. White. Unveršffentl.

Manuskript.

Tietze, W.,. et.al.: Kinderkrippe-EinschŠtzska- la. Forschungsversion. Deutsche Fassung

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22 QUALIT€T MESSEN

der Infant/Toddler Environment Rating Scale von Th. Harms, D. Cryer, R. M. Clifford.

Unveršffentl. Manuskript.

Tietze, W., Schlecht, D. (2002). PŠdagogi- sche QualitŠt in Brandenburger Kindertages- einrichtungen. In: KitaDebatte 1/2002, Mini- sterium fŸr Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg.

PŠdquis gGmbH Takustra§e 4 14195 Berlin Tel.: 030/838-51173

Weitere Informationen zum Kita-Qua- litŠts-Wettbewerb sind auf der MBJS- Homepage zu finden: www.mbjs.bran- denburg.de ÈKita-Startseite.

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Die SIEGER – Kitas

DIE SIEGER Ð KITAS 23

1. Kita Missen

Wiesenweg 7, 03205 Missen, Tel.: 0 35 43 / 63 29 Leiterin: Frau Beate Berg

TrŠger: Gemeinde Missen

Stadt- und Amtsverwaltung Vetschau/Spreewald

Schlossstra§e 10, 03226 Vetschau/Spreewald, Tel.: 03 54 33 / 777-0 KapazitŠt: 30 Kinder (altersgemischt 0Ð6 Jahre)

2. Kita ãMischkaÒ

Gartenstra§e 14, 16548 Glienicke, Tel.: 0 33 05 / 67 76 09 Leiterin: Frau Kšhler

TrŠger: Gemeinde Glienicke

Hauptstra§e 19, 16548 Glienicke, Tel.: 0 33 05 / 66 92 11 Landkreis: Oberhavel

KapazitŠt: 150 Kinder (3 Gruppen altersgemischt 2Ð6 Jahre)

3. Christliche Kita Schatzkiste Ð auch bester Kindergarten

Hans-Knoch-Stra§e 1, 15569 Woltersdorf, Tel.: 0 33 62 / 33 05 Leiterin: Frau Christel Schmidt

TrŠger: Elterninitiative Christliche Kita e.V.

Kšpenicker Stra§e 50, 15569 Woltersdorf, Tel.: 0 33 62 / 7 58 70 Landkreis: Oder-Spree

KapazitŠt: 80 Kinder (15 Krippe, 40 Kita, 25 Hort)

Kita ãRasselbandeÒ Ð beste Krippe

Karlstra§e 10, 04910 Elsterwerda-Biehla, Tel.: 0 35 33 / 31 92 Leiterin Frau Kattein

TrŠger: BIK e.V.

Rungestra§e 19, 10179 Berlin, Tel.: 0 30 / 2 79 02 27 Landkreis: Elbe-Elster

KapazitŠt: 124 Kinder (27 Krippe, 55 Kita, 42 Hort)

Kita Pumuckl Ð bester Hort

(Gesamtplatz 9) Werftstra§e 104, 15754 Senzig, Tel.: 0 33 75 / 90 14 91 Leiterin: Frau Uta Wenzel

TrŠger: Gemeinde Senzig im Amt Unteres Dahmeland

FŸrstenwalder Weg, 15711 Kšnigs Wusterhausen, Tel.: 0 33 75 / 51 01 10 Landkreis: Dahme-Spreewald

KapazitŠt: 80 Kinder (10 Krippe, 40 Kita, 30 Hort)

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Der GROSSE Tag in der Kita „Kinderland“

Erheberinnen und Erheber beim Kita- QualitŠts-Wettbewerb im Land Branden- burg / Erfahrungen eines Beteiligten / Dirk Stoewer

Wie andere Erheberinnen und Erheber auch bin ich schon lŠnger mit unseren wissen- schaftlichen Erhebungsinstrumenten KRIPS, KES-R, HOS und verschiedenen Fragebogen quer durch Deutschland unterwegs. Viele Ein- richtungen haben wir gesehen und deren QualitŠt eingeschŠtzt, auch in Brandenburg.

Aber ein Kita-QualitŠts-Wettbewerb, wie er im vergangenen Jahr vom Ministerium fŸr Bil- dung, Jugend und Sport des Landes Bran- denburg erstmals in Deutschland ausge- schrieben wurde, das ist sogar fŸr uns Erhe- berinnen und Erheber etwas Neues.

Neu daran ist, dass sich die Einrichtungen freiwillig einer QualitŠtsŸberprŸfung stellen, sich also selbst anmelden und damit doku- mentieren, wir wollen wissen, wo wir stehen und was wir noch besser machen kšnnen. Es ist fŸr uns Erheberinnen und Erheber ein angenehmer Nebeneffekt, dass wir in den Einrichtungen eher mit freudig gespannter Erwartung empfangen werden und nicht mit kritisch-misstrauischem Blick, was sonst schon einmal passiert, wenn eine Einrichtung angemeldet wird.

Im Vorfeld der Erhebungen wurde ich, wie alle anderen Erheberinnen und Erheber, noch ein-

mal gezielt fŸr den brandenburgischen Kita- QualitŠts-Wettbewerb trainiert. Alle Erhebe- rinnen und Erheber mussten sich einem so genannten ReliabilitŠts-Check (ZuverlŠssig- keits-†berprŸfung) unterziehen, um sicherzu- stellen, dass bei gleichen Bedingungen glei- che Ergebnisse produziert werden. Schlie§- lich geht es um die Vergleichbarkeit von Ein- richtungen, die nicht abhŠngig sein darf von der Person der Erheberin oder des Erhebers.

Wie lief so ein Erhebungstag ab? Einige wer- den es ãliveÒ erlebt haben, aber eben aus der ãBetroffenensichtÒ Ð und da stellt sich man- ches anders dar oder man bekommt im Tru- bel der alltŠglichen Arbeit nicht alles so genau mit. Sollte Ÿbrigens Letzteres der Fall gewe- sen sein, hat die Erheberin oder der Erheber alles richtig gemacht. Denn die Arbeit mit den Kindern soll nach Mšglichkeit nicht gestšrt werden und die Beobachtung nur im Hinter- grund erfolgen.

Da wir Erheberinnen und Erheber meist in Berlin und Umgebung wohnen und Branden- burg ein ziemlich gro§es FlŠchenland ist, hat- ten wir mitunter eine recht weite Anfahrt. Wir kamen viel herum in Brandenburg und konn- ten viele im Šu§eren Bild recht unterschiedli- che Einrichtungen sehen: Fachwerkhaus, Neubau, alte Schulen. Die Bandbreite war gro§ und spannend. Gut organisiert, die Unterlagen, Stifte und Hausschuhe lagen schon bereit, fuhren wir hŠufig mit der Bahn

DER GROSSE TAG IN DER KITA 24

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DER GROSSE TAG IN DER KITA 25 einem bemerkenswerten Sonnenaufgang

entgegen, ehe wir in den Einrichtungen ein- trafen.

Mein Ziel ist bei einer dieser Fahrten die Kita ãKinderlandÒ.

In der Einrichtung angekommen, werde ich von der Leiterin freundlich begrŸ§t. Den meis- ten Erzieherinnen ist anzumerken, dass sie vorsichtig gespannt, ja vielleicht sogar ein bisschen Šngstlich sind bei dem Gedanken, wen sie sich da ins Haus geholt haben und was da nun auf sie zukommt! Manche erzŠhlen, die Kolleginnen und sie hŠtten die letzte Nacht etwas unruhig geschlafen. Aber Ÿberall treffe ich auf eine positive Grundhal- tung. Zu spŸren ist eine gespannte Erwar- tung, dass jemand von au§en die Einrichtung und die pŠdagogische Arbeit beobachtet und einstuft.

Nach dem obligatorischen Schuhwechsel werden mir das Haus, die Gruppen und alle Erzieherinnen vorgestellt. Nach der kurzen EinfŸhrung ziehe ich mich in eine Ecke des Raumes zurŸck. Nach und nach kommen die Kinder. Die staunenden Blicke weichen bald einer selbstverstŠndlichen NormalitŠt. Aus meiner Ecke beobachte ich das Treiben beim FrŸhstŸck, Basteln oder Freispiel und doku- mentiere meine Beobachtungen auf dem Erhebungsbogen. Ich schaue mir die Einrich- tungsgegenstŠnde an, die BŸcher, Spiele und andere Materialien. Manchmal fragt ein Kind, was ich denn da mache? ãIch forscheÒ, sage ich ãund schaue einfach mal, was die Kinder hier so machen und schreibe es aufÒ.

Inzwischen haben sich alle die Jacken ange- zogen und sind aufs FreigelŠnde gestŸrmt, kein Wunder bei dem Wetter und dem benei- denswerten neuen Spielplatz. So etwas kšn- nen sich leider nicht viele Einrichtungen leis- ten. ãWenn wir mehr Geld hŠtten, ja dann...Ò Ð so erzŠhlen dieser Tage viele Erzieherinnen von ihren Nšten und WŸnschen.

Es ist Zeit fŸr das Mittagessen, das ist noch ein wichtiger Bestandteil meiner Beobach- tungszeit. Dann verabschiede ich mich von den Kindern. Das abschlie§ende GesprŠch mit der Erzieherin muss noch etwas warten, einige AufrŠumarbeiten und das Schlafenle- gen der Kinder gehen selbstverstŠndlich vor.

Ich nutze die Zeit und sehe meinen Erhe- bungsbogen noch mal durch, um nichts zu vergessen.

Jetzt hat die Erzieherin Zeit fŸr mich und das vereinbarte Interview. Wieder ist eine gewisse Anspannung spŸrbar, denn dies ist keine ganz alltŠgliche Situation. Doch schnell wird alles locker und unverkrampft. Die fehlenden Angaben im Erhebungsbogen sind durch das Interview bald ergŠnzt und es bleibt Zeit, die Situation mit der Erzieherin zu reflektieren.

Dabei gibt es so manche Aha-Erlebnisse, hier und da ein Staunen, und leider ist auch manchmal Resignation zu spŸren.

Nach einer Stunde sind wir fertig, das GesprŠch mit der Erzieherin wŠre geschafft.

NatŸrlich mšchte die Erzieherin gern gleich wissen, wie ihre Gruppe oder gar ihre Einrich- tung abgeschnitten hat. Ich verstehe die Neu- gier gut, aber ich kann und darf auch keine

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26 DER GROSSE TAG IN DER KITA spontane RŸckmeldung geben und verweise auf die spŠtere ausfŸhrliche RŸckmeldung.

WŠhrend die Erzieherin wieder zurŸck zu den Kindern geht, wartet die Leiterin schon auf mich. Das Interview mit ihr gestaltet sich spannend und aufschlussreich. Es gibt Ideen, WŸnsche und klare Vorstellungen, wie eine Verbesserung der QualitŠt erreicht werden kšnnte. Es ist erstaunlich, wie viel Zeit noch gefunden wird, sich neben dem Alltagstrubel zusŠtzlich mit QualitŠtsstandards auseinan- der zu setzen.

Unser GesprŠch dauerte vierzig Minuten, und ich habe jetzt sechs Stunden in der Einrich- tung verbracht. So interessant die Beobach- tung, so anregend und befruchtend die GesprŠche auch waren, das Ende meiner AufnahmefŠhigkeit ist langsam erreicht. Ich verabschiede mich und bedanke mich fŸr die gute Kooperation. Ich wei§ und sage das auch, dass es einigen Mut erfordert, sich einer solchen Evaluation zu stellen. Aber ich wei§ und sage auch dies, dass alle in der Ein- richtung ãKinderlandÒ ihren Nutzen daraus ziehen werden.

Beim Anziehen fŠllt mein Blick noch auf die gro§e Tafel im Eingangsbereich. Und da steht es unter dem heutigen Datum ganz dick:

Unser gro§er Tag!

Es waren gro§e, wenn auch anstrengende Tage fŸr die Einrichtungen, aber auch fŸr uns, die Erheberinnen und Erheber. Wir mšchten uns an dieser Stelle noch mal ausdrŸcklich bedanken bei den rund 300 Einrichtungen, die sich freiwillig gemeldet haben, und natŸr-

lich vor allem bei den 50 nach dem Zufallsprinzip ausgewŠhlten Einrichtungen, in denen wir zu Gast sein durften und die mutig genug waren, uns Einblicke in ihre Arbeit zu geben und die pŠdagogische QualitŠt eva- luieren zu lassen.

PŠdQUIS gGmbH, Takustr. 4 14195 Berlin Tel.: 030/838-51173

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Zum 10-Stufen-Projekt-Bildung

Beate Andres, Julia Koch

Auf dem 1. Bildungstag KITA in Potsdam und in der KitaDebatte 1/2002 (ãEne, mene, muh Ð Und was sagst du...? Sprachkompetenz in der Kita) wurde im FrŸhjahr 2002 das 10-Stu- fen-Projekt-Bildung vorgestellt. In diesem Projekt werden neue Formen der Umsetzung des Bildungs- und Erziehungsauftrags er- probt, die sich an international anerkannten Vorgehensweisen in der FrŸhpŠdagogik ori- entieren und in dessen Mittelpunkt die Bil- dungsprozesse des einzelnen Kindes stehen.

Der folgende Beitrag informiert Ÿber den Fort- gang im Brandenburger Bildungsprojekt.

Einleitend ein kurzes Wort zur aktuellen Dis- kussion um Bildungs- und ErziehungsplŠne fŸr Kindertageseinrichtungen in der Bundes- republik Deutschland und dazu, was das 10- Stufen-Projekt- Bildung damit zu schaffen hat.

Sind verbindliche Bildungs- und Erziehungs- plŠne fŸr Kindertageseinrichtungen sinnvoll, wŸnschenswert oder gar notwendig? Brau- chen wir verbindliche GrundsŠtze der Bil- dungsarbeit oder RahmenplŠne fŸr die pŠ- dagogische Arbeit in KindergŠrten und Kin- dertagesstŠtten? Sichern verbindliche pŠda- gogische Standards die QualitŠt in der FrŸh- pŠdagogik und kšnnen sie die Bundesrepub- lik Deutschland vor einem weiteren ãBildungs- schockÒ, wie sie die Ergebnisse der PISA-Stu- die darstellten, bewahren? In GesprŠchen

unter PŠdagogen und PŠdagoginnen kommt man frŸher oder spŠter unweigerlich auf diese Fragen, die nicht mit einem einfachen ja oder nein zu beantworten sind. Zugleich wird nach dem PISA-Schock, der auch durch das bes- sere Abschneiden der deutschen Grund- schŸler und GrundschŸlerinnen bei IGLU, der internationalen Grundschul-Lese-Untersu- chung, nur geringfŸgig gemindert wurde, drin- gender Handlungsbedarf angemahnt. Ent- sprechend sind in einigen BundeslŠndern auf der Ebene der politischen EntscheidungstrŠ- ger die WŸrfel bereits gefallen. Es wurden Bil- dungsplŠne in Auftrag gegeben, erarbeitet oder wie in Bayern wurde ein Entwurf in Tei- len schon einer breiteren …ffentlichkeit vorge- stellt. Auch im Land Brandenburg liegt seit Anfang 2003 ein Entwurf fŸr Bildungsstan- dards vor, der gegenwŠrtig in der Fachšffent- lichkeit diskutiert wird (nachzulesen auf den Kitaseiten der MBJS-Homepage www.mbjs.

brandenburg.de).

Wie ist vor diesem Hintergrund das 10-Stu- fen-Projekt Bildung in Brandenburg zu beur- teilen? Welchen Stellenwert hat in der derzei- tigen politischen und wissenschaftlichen Dis- kussion die praktische Erprobung der einzel- nen Module in den 30 mitforschenden bran- denburgischen KindertagesstŠtten? Halten die 10 Bildungsmodule des Konzepts den Anforderungen stand, die Ÿber die bundes- deutschen Landesgrenzen hinaus im interna- tionalen Vergleich formuliert wurden und die

10-STUFEN-PROJEKT-BILDUNG 27

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28 10-STUFEN-PROJEKT-BILDUNG

durch Erkenntnisse aus der Hirnforschung gestŸtzt werden?

Vergleicht man vorliegende europŠische Bil- dungsplŠne und EntwŸrfe fŸr Bildungs- und ErziehungsplŠne, wie den Brandenburger und den Bayerischen Entwurf, so fŠllt ins Auge, dass BildungsplŠne sehr unterschied- lich aussehen kšnnen. Die Spannbreite reicht von Curricula, die eher allgemeine Ziele fŸr die Bildungs- und Erziehungsarbeit enthalten, ohne methodische Vorgehensweisen vorzu- schreiben Ð das schwedische Curriculum stellt ein solches Beispiel dar (nachzulesen auf den Kitaseiten der MBJS-Homepage www.mbjs.brandenburg.de, innerhalb der ãStichwortsuche TagesbetreuungÒ unter ãCur- riculumÒ Ð bis zu RahmenplŠnen, die detail- liert beschreiben, welche Basiskompetenzen die Kinder erwerben sollen und ãPlanung, Implementierung und EvaluationÒ verbindlich vorgeben, wie in Norwegen (Oberhuemer 2003) oder dabei Ð trotz vorgegebener Lern- felder - auch das Ziel setzen, die Entwicklung jedes einzelnen Kindes im Blick zu haben, zu dokumentieren und zu erkennen, was jedes Kind an UnterstŸtzung braucht, wie im engli- schen Curriculum (Department for Education and Employment, 2000).

ZunŠchst sei betont, eine Gesellschaft, die Curricula nicht nur fŸr ihre Schulen vorhŠlt, sondern auch ihre KindergŠrten und Kinderta- geseinrichtungen auf ein verbindliches Vorge- hen verpflichtet, hat die Bedeutung der ersten Lebens- und Lernjahre des Menschen und damit der FrŸhpŠdagogik anerkannt. In die- sem Sinn ist es zu begrŸ§en, dass nunmehr

auch in der Bundesrepublik Deutschland ein neues Niveau der Diskussion erreicht wird und nach der Nationalen QualitŠtsinitiative die seit langem anstehende Frage beantwortet werden soll, welche Ziele im Zentrum der FrŸhpŠdagogik stehen, welche Ergebnisse angestrebt werden und auf welchem Weg Ð also wie Ð diese Ergebnisse und Ziele erreicht werden sollen. Schlie§lich besteht schon seit langem Konsens darin, dass Bildung nicht erst in der Schule beginnt, sondern schon lange vorher und dass Ÿber die Bildungs- chancen von Kindern auch die QualitŠt der KindertagesstŠtte entscheidet, die sie besu- chen (vgl. u.a. Tietze 1998).

Die Diskussion um Bildungs- und Erziehungs- plŠne muss jedoch berŸcksichtigen, dass ein solcher allgemein verbindlicher Rahmenplan der komplexen Herausforderung gerecht wer- den muss, die mit frŸhkindlichen Bildungspro- zessen und ihrer Fšrderung durch Erwachse- nen einhergeht. LŠuft er doch sonst Gefahr, auf eine PŠdagogik zurŸckzufallen, die den heutigen Kenntnissen Ÿber das Lernen und die Bildungswege des Menschen nicht stand- hŠlt.

Worum geht es? Es besteht ein Spannungs- feld zwischen den Zielen der Erwachsenen einer Gesellschaft, wie sie z.B. als Bedarfe in der Delphi-Studie zusammengetragen wur- den oder wie sie eben auch in BildungsplŠnen als fŸr alle Kinder anzustrebende Basiskom- petenzen benannt sein kšnnen einerseits und den EntwicklungsbedŸrfnissen und Interes- sen des einzelnen Kindes zu einer bestimm- ten Zeit andererseits. Die Erwartungen, Anfor-

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10-STUFEN-PROJEKT-BILDUNG 29 derungen oder Ziele des Erwachsenen sind

keineswegs immer deckungsgleich mit den aktuellen Entwicklungsnotwendigkeiten, Lei- denschaften und Bildungsinteressen eines Kindes. VŠter und MŸtter haben damit eben- so ihre (manchmal leidvollen) Erfahrungen gesammelt wie jede PŠdagogin und jeder PŠdagoge. Zielt man nun aber auf gelingende Bildungsprozesse, die immer individuellen Wegen und Umwegen folgen, dann kann es nicht darum gehen, (nur) die richtige Methode zu finden, mit der ein Erwachsener glaubt, dem Kind die jeweilige Kompetenz ãbeibrin- genÒ zu kšnnen. Das, was die ãaltenÒ PŠdago- gen und PŠdagoginnen schon wussten, wird inzwischen von der neurobiologischen For- schung bestŠtigt. Kinder sind nicht das Werk ihrer Eltern oder Erzieherinnen (Pestalozzi), sie sind nicht nach den WŸnschen der Erwachsenen formbar. Kinder sind auch nicht jederzeit fŸr alles empfŠnglich, es gibt ãsen- siblen PeriodenÒ, in denen Kinder besonders interessiert sind an bestimmten Inhalten und Lernbereichen, wie schon Montessori fest- stellte. Dass PŠdagogen auf solche ãZeitfens- terÒ wohl in stŠrkerem Ma§ als von Montesso- ri angenommen beim einzelnen Kind achten mŸssen und nicht von allgemein gŸltigen Angeboten fŸr eine bestimmte Altersgruppe ausgehen kšnnen , davon ist heute auszuge- hen. Aus der Hirnforschung gibt es dazu deut- liche Aussagen.

ãEs ist nutzlos und womšglich kontraproduk- tiv, Inhalte anzubieten, die nicht adŠquat ver- arbeitet werden kšnnen, weil die entspre- chenden Entwicklungsfenster nicht offen sind.

Da bislang nur wenig Daten darŸber vorlie-

gen, wann das menschliche Gehirn welche Informationen benštigt, ist wohl die beste Strategie, sorgfŠltig zu beobachten, wonach die Kinder fragenÒ, so Wolf Singer (2003a, S.

67-77). Und an anderer Stelle: ãWenn so ein kleiner Kopf sich fŸr Malen oder Musik oder auch fŸr kšrperliche AktivitŠt interessiert und raffinierte Bewegungsmuster lernen mšchte und wenn es entsprechende Fragen stellt, dann sollte man ihm soviel wie mšglich nach- geben, weil das offenbar auf individuelle Res- sourcen hinweist, die zu erschlie§en sind.

Das Gehirn wei§ offenbar, wo es Ressourcen hat, und versucht, diese Strukturen optimal auszufŸllen (ders. 2003b, S. 112)

Zugleich haben uns die Ergebnisse von PISA und IGLU deutlich gemacht, dass auch die von den Erwachsenen gesetzten Ziele eher erreicht werden, wenn sich das pŠdagogi- sche BemŸhen nicht vereinheitlichend auf eine Kinder- oder Altersgruppe richtet. Ein besseres Abschneiden in internationalen Bil- dungsvergleichsstudien verspricht Ð nach allem, was wir heute wissen - ein individuelles Curriculum fŸr jedes Kind der Kindergruppe, wie es in den finnischen Schulen praktiziert wird.

Wollen wir das Lernen und die Bildungspro- zesse jedes einzelnen Jungen und MŠdchens also angemessen unterstŸtzen, sodass jedes Kind seine Potenziale ausschšpfen und seine StŠrken ausbauen kann, dann mŸssen wir die Kinder ãbefragenÒ. Wir mŸssen herausfinden, was gerade dieses Kind braucht. Und mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit wird es Ð ent- sprechend seiner Lebensgeschichte, seines sozialen Umfeldes und seiner Potenziale und

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30 10-STUFEN-PROJEKT-BILDUNG

StŠrken im Detail etwas anderes sein, als das, was seine Freundin oder sein Freund braucht.

Ein Bildungs- und Erziehungsplan muss also sowohl die legitimen Ziele der Erwachsenen formulieren als auch verbindliche Handlungs- schritte und Vorgehensweisen beschreiben, anhand derer Erzieher/innen Kenntnisse sammeln kšnnen Ÿber die bevorzugten Zugangsbereiche der einzelnen Kinder zur Welt, ihre StŠrken und ihre aktuellen Bil- dungsthemen sowie VorschlŠge enthalten, wie die Erzieher/innen mit ihren Angeboten an den Kenntnissen, StŠrken und Themen der Kinder anknŸpfen kšnnen (vgl. hierzu das englische Curriculum, 2000).

Das 10-Stufen-Projekt-Bildung

Am Anfang des Projekts steht eine grŸndliche Auseinandersetzung des pŠdagogischen Fachpersonals der KindertagesstŠtten mit dem aktuellen Stand des Wissens Ÿber die frŸhen Bildungsprozesse von Kindern. Erzie- herinnen lernen dabei Ð nicht zuletzt durch die praktischen Beobachtungen - die Kinder unter neuen Perspektiven zu betrachten. Sie verstehen, dass jedes Kind mit den ihm zur VerfŸgung stehenden Mitteln ein Bild von der Welt entwirft und weiterentwickelt, das fŸr seine zukŸnftige Entwicklung wichtige Grund- lagen schafft. Es wird klar, dass diese frŸhen Bildungsprozesse der Kinder ernst genom- men werden mŸssen. Einen solchen fachli- chen Diskurs und den damit einhergehenden notwendigen Perspektivenwechsel kšnnen auch die besten Standards und RahmenplŠne nicht ersetzen.

Im Zentrum des Projekts und damit der kon- kreten pŠdagogischen Arbeit der mitforschen- den KindertagesstŠtten stehen dann die bei- den Seiten des oben beschriebenenen Span- nungsverhŠltnisses, die Bildungsprozesse der einzelnen Kinder und die Erziehungsziele der Erwachsenen.

Die Erziehungsziele der Erwachsenen dieser Gesellschaft

Das ãWeltbildÒ, das die Kinder entwerfen, soll- te so reich und so komplex wie mšglich aus- fallen, um die Entwicklung der Kinder nicht frŸhzeitig einzuengen. Die Einrichtung muss deshalb den Kindern den Reichtum unserer und anderer Kulturen in der Gestaltung der RŠume und in der Interaktion mit ihnen er- fahrbar machen. Das pŠdagogische Handeln in der Einrichtung muss sich dabei an Erzie- hungszielen orientieren, die von Erzieherin- nen, TrŠgern und Eltern diskutiert und festge- legt werden. Ohne eine solche Zieldefinition kann Erziehung die Bildung der Kinder nicht verantwortlich anleiten und herausfordern.

Wie weiter unten beschrieben wird, sind die am Projekt beteiligten Brandenburger Erzie- herinnen in diesem Zusammenhang derzeit dabei, folgende Fragen zu klŠren: Was ist jedem von uns ganz persšnlich wichtig? Wel- che Bedarfe werden in unserer Gesellschaft formuliert? Was sollen nach Meinung der Eltern ihre Kinder in der KindertagesstŠtte ler- nen und erfahren? Welche Erziehungsziele nennen der TrŠger und der Gesetzgeber?

Aus den in der Kindertageseinrichtung ver- bindlich gemachten Erziehungszielen erge- ben sich dann Themen, die von den Erziehe- rinnen aktiv an die Kinder herangetragen wer-

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10-STUFEN-PROJEKT-BILDUNG 31 den. Den Kindern werden Themen Òzugemu-

tetÓ, deren Bearbeitung in unserer Gesell- schaft von hoher Bedeutung ist. Sprache und Bewegung, die Gestaltung sozialer Interaktio- nen sowie Urteils- und Entscheidungskompe- tenzen werden dabei in allen FŠllen eine wichtige Rolle spielen.

So sollen z.B. durch eine Neugestaltung der rŠumlichen Umgebung in der Kita die Kinder frŸhzeitig Erfahrungen mit der Welt der Sym- bole machen, d.h., Schriftzeichen, mathema- tische Symbole, Notenschrift, die Formen- sprache der Malerei und der Architektur und anderes mehr sollen von Beginn an zu einem vertrauten Bestandteil ihrer Welt werden.

Aber auch die Bewegungskompetenz der Kin- der soll durch eine geeignete Gestaltung der RŠume gefšrdert werden. Die Kinder sollen Gelegenheit bekommen und dazu herausge- fordert werden, sich u.a. an schiefen Ebenen, Stufen, Podesten, KlettergerŠten, -stangen, -tŸrmen etc. zu erproben und weiter zu ent- wickeln. Sie mŸssen Gelegenheit haben, Erfahrungen mit schwierigen Gleichgewichts- lagen zu sammeln, um sich schlie§lich sicher und mŸhelos bewegen zu kšnnen.

Die Bildungsprozesse der einzelnen Kinder Um als Kita-Team ein Curriculum fŸr jeden Jungen und jedes MŠdchen entwickeln und jedem Kind gerecht werden zu kšnnen, mŸs- sen die Erzieherinnen zunŠchst die Bil- dungsthemen der einzelnen Kinder, ihre Zu- gangswege zur Welt und ihre StŠrken er- kennen, d.h., die Beobachtung jedes Kindes muss zum festen Bestandteil der pŠdagogi- schen Arbeit jeder mitforschenden Erzieherin werden.

Die unterschiedlichen Talente und Interessen jedes Kindes mŸssen frŸhzeitig erkannt und auf einem mšglichst hohen Niveau weiterent- wickelt werden. Kein Kind soll hinter die Gren- zen seiner persšnlichen LeistungsfŠhigkeit zurŸckfallen. Der EinŸbung in verschiedene Beobachtungsverfahren, die eine Identifizie- rung frŸher Bildungsprozesse und ihrer The- men ermšglichen, wird deshalb im Projekt eine hohe Bedeutung beigemessen.

Jede Erzieherin ist aufgefordert zu dokumen- tieren, was die Kinder tun und sagen. Die Dokumentation und Reflexion dieser Informa- tionen bieten die Grundlage fŸr das pŠdago- gische Handeln in der Einrichtung und fŸr die Information der Eltern Ÿber ihr Kind. FŸr jedes Kind wird ein so genanntes Portfolio angelegt, ein Ordner, in dem alle Beobachtungen, Noti- zen, Fotos der Erzieherin vom Kind und die BeitrŠge des Kindes selbst (Malereien, Fotos von Bauwerken etc.) zusammengefŸhrt wer- den. Die fachlichen Ressourcen des ganzen Teams werden genutzt, um daraus richtungs- weisende SchlŸsse fŸr die weitere Arbeit zu ziehen.

Durch eine genaue Beobachtung jedes ein- zelnen Kindes sollen die Bildungsthemen, an denen die Kinder aktuell ãarbeitenÓ, von den Erzieherinnen erkannt und auf eine Weise ãbeantwortetÓ werden, die den Kindern eine WeiterfŸhrung ihrer Themen erlaubt und sie zugleich Ÿber die Grenzen ihres jeweiligen Erfahrungshorizontes hinausfŸhrt. Zugleich wird systematisch darauf geachtet, dass ein besonderer Fšrderbedarf bei einzelnen Kin- dern ggf. frŸhzeitig erkannt wird.

Die Eigenarten der frŸhen Bildungsprozesse der Kinder verlangen es, dass die Kinder ein

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32 10-STUFEN-PROJEKT-BILDUNG

hohes Ma§ an freier Entscheidung in der Bearbeitung ihrer Themen behalten. Erst das Zusammenspiel von Erziehung als UnterstŸt- zung, aber eben auch als Herausforderung von Bildungsprozessen und solchen FreirŠu- men fŸhrt zu einem Optimum an Ergebnissen.

Auf diese Weise kšnnen viele Kinder schon lange vor Schulbeginn die wichtigsten Grund- lagen fŸr den Schriftspracherwerb und ele- mentare mathematische Operationen beherr- schen. DarŸber hinaus bringen sie eine starke Lernmotivation in die Schule mit, die sich ihrer- seits darauf einstellen muss, diese ãLust auf LernenÓ bei den Kindern stŠrker zu pflegen.

Wir gehen davon aus, dass die Mitarbeit im 10-Stufen-Projekt-Bildung den Kindertages- stŠtten ermšglicht, sich die Kompetenzen an- zueignen, die notwendig sind, um der He- rausforderung gerecht zu werden, sowohl die Erziehungsziele und Kompetenzerwartungen der Erwachsenen einer Gesellschaft im pŠdagogischen Dialog prŠsent zu halten als auch jedem Kind in seinen Lern- und Bil- dungsprozessen die UnterstŸtzung und He- rausforderung zukommen zu lassen, die es braucht.

KindertagesstŠtten, die sich auf die im Projekt angelegte Weise in einen eigenen For- schungs- und Bildungsprozess begeben, sind in der Lage, ihr Arbeitskonzept kontinuierlich weiterzuentwickeln und ggf. von verbindli- chen RahmenplŠnen ausgehend ihren ein- richtungsspezifischen Bildungs- und Erzie- hungsplan zu entwerfen. Sie werden zu ler- nenden Organisationen, die der Weiterent- wicklung ihrer pŠdagogischen Arbeit hohe Aufmerksamkeit widmen. Die Woltersdorfer KonsultationskindertagesstŠtte ãHaus der

kleinen StrolcheÓ kann bereits jetzt als ein hervorragendes Beispiel gelten, dem andere folgen werden.

Die teilnehmenden mitforschenden KindertagesstŠtten des 10-Stufen- Projekts-Bildung

Im Land Brandenburg sind 30 Kinderta- geseinrichtungen am 10-Stufen-Projekt-Bil- dung beteiligt. Sie sind Teil eines Projektver- bundes, der finanziert wird durch das Ministe- rium fŸr Bildung, Jugend und Sport des Lan- des Brandenburg, die Landeswohlfahrtsver- bŠnde Baden und WŸrttemberg-Hohenzollern sowie die Stadtverwaltungen von Stuttgart, Bšblingen, Heilbronn und Ulm. Insgesamt arbeiten 47 Kindertageseinrichtungen in Brandenburg und Baden-WŸrttemberg gemeinsam mit infans im Projektverbund ãBildung in der KindertageseinrichtungÒ daran, den Anschluss an die internationale Entwicklung herzustellen und zu den am wei- testen entwickelten Konzepten der Vorschul- pŠdagogik in Europa Ð wie sie etwa in Nor- ditalien, Gro§britannien oder Schweden prak- tiziert werden Ð aufschlie§en zu kšnnen, Im Rahmen des 1. Bildungstags Kita in Pots- dam im April letzten Jahres hatten 113 Ein- richtungen und 10 TrŠger Unterlagen fŸr eine Bewerbung zum Projekt angefordert.

Zum Ende der Bewerbungsfrist, am 16. Sep- tember 2002, lagen von 42 Einrichtungen schriftliche Bewerbungen vor, von denen 24 Kindertageseinrichtungen in freier TrŠger- schaft waren. Nach genauerer telefonischer Information zu den Arbeitsanforderungen, die im Projekt auf die Teams zukommen wŸrden,

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10-STUFEN-PROJEKT-BILDUNG 33 zogen sieben Einrichtungen ihre Bewerbung

vor Beginn des Projekts wieder zurŸck.

Die Herausforderung, die das 10-Stufen-Pro- jekt-Bildung fŸr die beteiligten Teams bedeu- tet, wurde vielen Leiterinnen und Erzieherin- nen aber wohl erst wŠhrend der einfŸhrenden Workshops im Herbst 2002 klar. Schaffen wir das, war fŸr viele die Frage, weshalb sich einige Teilnehmerinnen noch einmal Bedenk- und Diskussionszeit fŸr ihre Teams erbaten.

Bis zum Januar 2003 hatten sich dann weite- re fŸnf KindertagesstŠtten gegen eine Teil- nahme entschieden, sodass eine endgŸltige Zahl von 30 Einrichtungen feststand. Mit Aus- nahme von fŸnf Landkreisen sind die beteilig- ten KindertagesstŠtten in allen Kreisen vertre- ten und liegen insgesamt gut Ÿber das Land verteilt. Die Namen und die Adressen der Ein- richtungen kšnnen Sie der Homepage des Projekts www.infans.net entnehmen.

Zur Struktur des Projekts Die einfŸhrenden Workshops

Die einfŸhrenden Workshops zum Auftakt des 10-Stufen-Projekts-Bildung fanden in vier Gruppen zu jeweils zwei Tagen zwischen Oktober und Dezember vergangenen Jahres im PŠdagogischen Landesinstitut Branden- burg in Ludwigsfelde und im SozialpŠdagogi- schen Fortbildungswerk in Blankensee statt.

An diesen Veranstaltungen nahmen die Leite- rinnen und in AbhŠngigkeit von der Grš§e der Einrichtung 1 bzw. 2 Mitarbeiterinnen teil. FŸr die Laufzeit des Projekts sollen diese Kolle- ginnen als Multiplikatorinnen in ihren Teams wirken.

Die regionalen Arbeitskreise

Die Erzieherinnen der beteiligten Kinderta- geseinrichtungen werden in der Umsetzung der 10 Module des Projekts (siehe KitaDebat- te 1/2002) in ihre pŠdagogische Praxis von den Beraterinnen der beteiligten Landkreise unterstŸtzt und begleitet. Der Projektstruktur folgend treffen sich die Erzieherinnen der mit- forschenden Kindertageseinrichtungen in regionalen Arbeitskreisen unter der Moderati- on mindestens einer Praxisberaterin. Sie haben dort Gelegenheit, miteinander ins GesprŠch zu kommen und Ÿber Schwierigkei- ten, Fragen und Erfolge in der Projektarbeit in einen fachlichen Diskurs zu treten (vgl.

Abbildung). Die Erarbeitung der Erziehungs- ziele, praktische BeobachtungsŸbungen, die Gestaltung der Zusammenarbeit mit den Eltern und gemeinsame Diskussion und Reflexion stehen derzeit im Mittelpunkt der Arbeitstreffen. Die meisten Treffen, an denen bis zu drei Mitarbeiterinnen pro Einrichtung teilnehmen, finden in jeweils einer der betei- ligten Kitas statt, sodass praxisnah diskutiert werden kann und sich die Erzieherinnen wechselseitig ein Bild machen kšnnen davon, wie die verschiedenen KindertagesstŠtten die Inhalte des Projekts fŸr sich umsetzen. Insge- samt finden im laufenden Jahr sechs Treffen in einem Abstand von sechs bis acht Wochen statt.

Die Praxisberaterinnen wiederum finden sich mit dem infans-Team in Fachkonferenzen zusammen, in deren Zentrum der Austausch Ÿber den Fortgang der Arbeiten der einzelnen KindertagesstŠtten steht. Gemeinsam wird geklŠrt, welche weitere UnterstŸtzung die Kin-

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34 10-STUFEN-PROJEKT-BILDUNG

dertagesstŠtten bei der Umsetzung der in den 10 Modulen beschriebenen Handlungsschrit- te benštigen. Daran anknŸpfend erhalten die Praxisberaterinnen fachlichen Input von infans, den die Beraterinnen im Rahmen der Arbeitskreise wieder an die Kita-Teams wei- tergeben. DarŸber hinaus bieten die Konfe- renzen Raum fŸr Informationen Ÿber die Wei- terentwicklung des theoretischen Konzepts

und Erfahrungsberichte aus den am Projekt- verbund beteiligten weiteren 17 Einrichtungen aus Baden-WŸrttemberg. Das Praxisbera- tungssystem des Landes Brandenburg er- weist sich damit als wesentliche und uner- lŠssliche BrŸcke bei der Umsetzung und Wei- terentwicklung des Bildungs- und Erziehungs- auftrages.

Region/en Anzahl der Kitas Beraterin/ Moderatorin

Oberspreewald-Lausitz 1 Christine Noack

Cottbus 4 5 Karola Nowara

Sabine Vogt

Potsdam 3 3 Anita Figiel

Marina Meyer

Potsdam-Mittelmark 1 Evelore Burkert

Teltow-FlŠming 5 6 Andrea Schmidt

Oberhavel 2

Havelland 2 Rosi Vorkastner

Ostprignitz-Ruppin 1 5

Uckermark 3 3 Margit KrŸger

Oder-Spree 4 Doris Butschke

Frankfurt (Oder) 1 5 Ingrid Peschel

MŠrkisch-Oderland 3 3 Karin Herrmann

Insgesamt 30

Die Kerneinrichtung des 10-Stufen-Projekts-Bildung

Eine der am Projekt beteiligten Kindertages- stŠtten Ÿbernimmt im Rahmen des 10-Stufen- Projekts-Bildung die Aufgabe einer Kernein- richtung. ãDas Haus der kleinen StrolcheÒ in

Woltersdorf, das auch Konsultationseinrich- tung im Land Brandenburg ist, hat bereits als Modelleinrichtung in dem Bundesmodellpro- jekt ãZum Bildungsauftrag von Kindertages- einrichtungenÒ mitgearbeitet und beschŠftigt sich somit seit vielen Jahren mit der šffentlich

Abbildung

Abb. 1: Regionale Verteilung der am Kita-Qualitäts-Wettbewerb teilnehmenden Einrichtungen
Abb. 3: Krippengruppen (34) nach KRIPS-Gesamtwerten
Abb. 4: Hortgruppen (48) nach HOS-Gesamtwerten

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