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Der Kalender der alten Perser.

Von Julius Oppert.

Nicht selten erregen ganz specielle Fragen ein besonderes Interesse,

namentlich dann, wenn man vielleicht niemals im Stande sein wird,

die Antwort geben zu können. Zu diesen höchst anziehenden Fragen

gehört die über den Kalender mid die Monatsfolge bei den alten

Persem zur Zeit der Achämeniden. Wir müssen es daher dankbar

anerkennen, wenn ein Mann von den hohen Verdiensten um die

Kunde des alten Iran sich einmal wieder eingehend mit der Auf¬

gabe beschäftigt hat, die Reihenfolge der altpersischen Monate, wie

sie einzig und allein durch die berühmte Felseninschrift von Behistun

bekannt ist, in einer gelehrten Abhandlung zu beleuchten und die

Feststellung der einzelnen Monatsnamen zu ermitteln.

Die Frage ist, .wie Justi bemerkt hat, nicht neu. Rawlinson,

Spiegel und der Verfasser haben seit fast einem halben Jahr¬

hundert es sich angelegen sein lassen, das Problem zu lösen, und

langsam Schritt für Schritt ist man endlich dabin gekommen,

das vorhandene Material zu ordnen. Leider ist aber seit den

zweiundfünzig Jahren , wo Rawlinson die Heldenleistung der Ab¬

schrift des Textes vom Pelsen selbst vollführte, kein neues Doku¬

ment gefunden worden, und unser Material hat sicb um keinen

Zuwachs bereichert.

Es ist unnötig, die Specialgescbichte der Lösungsversuche des

Problems dem Leser vorzuführen. Die ersten Vermutungen wurden

1852 von mir ausgesprochen, ehe die babylonische Übersetzung für

fünf nocb vorbandene Monate einen festen Anhalt gegeben hatte. Zu

bemerken ist, dass trotz der Mangelhaftigkeit der dem Forscher

damals zu Gebote stebenden Mittel die relative Richtigkeit der

Reihenfolge schon erreicht war, obgleich die darauffolgenden Ver¬

suche, die sich schon der Vorteile der Benutzung der fünf keil¬

inschriftlichen Angaben erfreuen konnten, mehrere Änderungen ein¬

führen mussten.

Denn nicbt drei, wie Justi sagt, sondern fünf Monate sind

in der babylonischen Übersetzung der Felseninschrift erhalten. Ich

weiss nicht, wie raein verehrter alter Freund diese irrige An-

(2)

260 Oppert, Der Kalender der aüen Perser.

schauung gewonnen hat. Es sind dieses die Monate 2, 3, 9, 10

und 12, wie man früher sagte. Im Anfang der Studien glaubte

man die Reihe der Monate beginne mit dem Tischri oder Oktober,

und man rechnete auch das assyrische Eponymenjahr von dem

Herbste ab. Erst 1863 machte ich darauf aufmerksam , dass im

10. Monate Schnee und Regen den König Sanherib aus Elams Ge¬

birge vertrieben habe. Da in Susiana im Juli kein Schnee auf den

Bergen liegt, konnte dieser nur der Januar sein und der erste

Monat der assyrischen Liste musste mit dem April beginnen. Das

bekannte Täfelchen, welches ims die assyrischen Namen giebt, wurde

erst 1865 von Coxe entdeckt und bestätigte die Annahme des

Jahresanfanges im Prühling.

Auf diese fünf Monatsidentifikationen stützt sich nun die, wie

ich glaube , jetzt endgültig erlangte Kenntnis von der Reihenfolge

der Monate; es handelt sich bloss um die Prage nach den vier

übrigen, noch unbekannten ; denn drei Monatsnamen fehlen uns gänz¬

lich , nicbt durch Zufall , sondem weil die wäbrend dieses Viertel¬

jahres herrschende Hitze jede Kriegsoperationen erschweren musste.

Wir gehen nun zu der Ausführung der Einzelheiten über und

bemerken, dass wir unserer Reihenfolge in der Stockholmer Kongress¬

abhandlung, als die vierte von uns gegebene, aber als die endlicb

richtige aufrecht halten.

Wir beschäftigen uns zuerst mit dem Thuravähara, über

dessen Bedeutung wir ja seit 45 Jahren alle einig sind.

Hier haben wir es nun leider mit einem materiellen Irrtum

Justis zu thun, der Unrecht gethan hat, Herrn Ploigl zu folgen.

Rawlinson und icb haben diesen Monat mit dem lyar identificiert,

einfach deshalb, weil schon König Darius Hystaspes Sobn es ge¬

than. Er wusste davon soviel als Rawlinson, Unger, Justi und ich,

und ich sage freilicb mit einiger Zögerung, selbst als Ploigl, dessen

ausgebreitete Kenntnis von allem Unbekannten mich Unwissenden

immer tief beschämt hat. So weiss er auch hier vom Neumond

zu erzählen, mit dem wir hier gar nichts zu thun haben ; ich weiss

nicht, ob der Monat 29 oder 30 Tage zählte, und ob der folgende

Monat schon begonnen hatte. Was Rawlinson und ich wissen, ist:

Dass die Behistuninschrift babylonischer Text, Z. 56 yum

XXX (dam) sa arah Airu itipsv, saku „am 30. Tag des Monats

lyar lieferten sie die Schlacht' hat;

Das persische Original hat (H, 62): Thuraväharahya mühyä

kshiyamanam „An des Monats Thuravähara Ende' ;

Und die medische (nicbt susische) tjbersetzung: Qurvarva

puinkitava was dasselbe bedeutet.

Scbon Benfey erklärte 1846 das Wort als „den letzten Tag'

und die babylonische Übersetzung, wo der 30. Tag steht, gab ihm

Recht. Es ist die bekannte Wurzel khsi, sanskr. , fcshi enden.

2 1

(3)

Es handelt sich um die Schlacht von Autiyarus, die der

persische Heerführer Omises gegen die medischen Aufrührer schlug.

Im assyrischen Text steht <<< { ^|[< i das Ideogramm des zvr eiten Monats, lyar.

Man begreift, aufrichtig gesagt nicbt, wie man sich gegen diese

so sonnenklar kundgegebene Autorität auflehnen kann.

Also: Thuravähara ist und bleibt der zweite Monat.

Nun zum Tbäigarcis.

In dem babylonischem Texte haben vrir Z. 52, wo es sich um

die Schlacht von ühyama handelt: yum 9 kam arah Siv ani.

Im persischen und im medischen Texte steht beide Male der

9. Tbäigarcis.

Wo in aller Welt bat denn Ploigl gesehen, dass dort das

Zeichen des lyar steht? Der Text hat <<< \ ^^|^, auf jeden Fall richtig eingegraben»), nur unrichtig gelesen: es ist das komplicierte

<— das den Sivan, den 3. Monat ausdrückt. Mit richtigem

Blicke setzt ja Justi den Tbäigarcis gleich nach dem Thuravähara;

ersterer ist der dritte Monat, der Sivan.

Also : Thuravähara, lyar und Tbäigarcis = Sivan sind endgiltig

und unverlegbar, fixum immotumque, festgestellt. Wir haben nur

noch an Herm Ploigl, Unger und Justi die Prage, die jeder Assyrio¬

loge schon gestellt hahen wird:

Ist der Thuravähara wirklich der Nisan, warum steht dann

Beh. Z. 56 das Zeichen für lyar und nicht eines der beiden Gruppen

<<< I ^1^-» J|- oder <<< ! »-|-, die den ersten Monat bedeuten?

Die Antwort warte ich nicht ab, sondem wende mich sofort

zu den drei andern, über die Herr Justi und icb einig sind.

Athriyädiya — Kislev

Anämaka — Tebet und

Viyakhna — Adar.

Mein gelehrter Preund sagt mit Recht, dass man über die

Stellung des letzten Monats einig sei. Aber dafür giebt es einen

sehr triftigen Grund. So steht es in der assyrischen Übersetzung, 1) Die Inschrift von Behistun enthält gar keine Zeichen, die ihr eigen wären; sie ist in der zu Darius Zeiten landläufigen kursiven babylonischen Schreibweise eingegraben. Es ist sicher, dass auf dem Felsen ^^^^^ steht, eine leichte Beschädigung der Stelle kann, wie es oft geschielit, die beiden ge¬

brochenen Keile in zwei einfache horizontale verwischt haben und liess den kleinen Doppelhaken ^ als ein f erscheinen. Kein anderes Monatzeichen sieht dem falschen Hilde ähnlich, ausser das des Sivan, der allein mit dem Doppel¬

haken und den beiden ho izontalen Keilen anfiingt und mit den Doppel¬

haken endigt.

(4)

262 Oppert, Der Kalender der alten Perter.

wo man in Zeile 15 bezüglich der Erhebung des Magiers Gomata

in Pasargadä liest:

^1 <7 4-- <<<! T< l] < I! --^I

yum. 14. * Addari au-u. a- na

die XIV (mensis) Adar ille ad

Was in der ersten Ausgabe Rawlinsons von Justi tü-a-nu ge¬

lesen vrird, ist schon 1858, in meiner Expedition en Mesopotamie

tom. II, p. 207 richtig getrennt worden, und in dieser wahren

Porm von allen andem (siehe Bezold, Achämenideninschriften, S. 62)

als einfach dastehend angenommen worden.

Nach diesen fünf direkt festgestellten Monaten bleiben noch

vier übrig, nämlich Gar map a da, Bägayädis, Adukanis und

Margazana.

Von diesen sind die ersten zwei fest, die beiden anderen nur

hypothetisch, aber mit grösster Wahrscheinlichkeit zu bestimmen.

Hier kommt nur die Behistuninschrift, erklärt durch die baby¬

loniscben Privattexte, in Betracht. Der Pelsentext:

„Und hierauf war ein Magier, Gomata mit Namen, dieser erbob

sich zu Pasargadä (P a i s i y ä ' u v ä d ä), am Berge genannt Arakadris.

Es war im Monat Viyakhna, am 14. Tage, dass er sich erhob.

Also log er zum Volk und sprach: „Ich bin Smerdis, der Sohn des

Cyms, der Brader des Kambyses. Hierauf fiel das ganze Volk von

Kambyses ab und ging zu ihm über, Persien, Medien und die andern

Länder. Er bemäcbtigte sicb des Königtumes. Es war am 9. des

Monats Garmapada, dass er sich des Königtumes bemächtigte.

Hierauf starb Kambyses, indem er sich selbst tötete".

Dann erzählt Darius, wie er in der Peste Sikhyavati, in Nisaea

in Medien, nicht in Susa, wie Herodot sagt, am 10. Bägayädis den

Magier getötet habe.

Also 14. Viyakhna: Erste Erhebung des Magiers.

9. Garmapada: Der Magier wird König.

10. Bägayädis: Tod des Magiers.

Wie Herodot und alle Geschichtsschreiber erzäblen , regierte

der Magier sieben Monate. Dieses ist durcb die Privattexte be¬

stätigt worden. Von der Etymologie des Wortes Garmapada:

„Wärmezeit" ausgebend, setzte ich unrichtig im Jahre 1852 den

Monat als Juli an , zählte sieben Monate weiter und bekam den

Monat Bägayädis auf den Pebraar. Diese zwar philologisch mög¬

liche, aber nicbtsdestoweniger unhaltbare Ansetzung ist von Justi

angenommen worden.

Am 14. Viyakhna erhob Gomates die Pabne des Aufrahrs,

am 9. Garmapada wurde er König; es gab also zwei Tage, von

dt;nen man seine Königswürde datieren konnte ; dieser fiel vor den

(5)

1. Nisan, der zweite nach diesem Datum, da der Adar — Viyakhna

sogleich nach folgt. Nun zählte man die Jahre vom Nisan ab; die

letzten Monate, Adar inklusive, „des Jahres der Thronbesteigimg '

hiessen in den babyloniscben Texten „Jahr des Anfangs der Herr¬

schaft", und vom folgenden 1. Nisan ab zählte das erste Jahr des Königtumes.

Es gab also für den Magier zwei Arten seine Jahre zu rechnen,

entweder von dem Tage seines Aufruhrs, dann gehörten nur 15

oder 16 Tage dem „Antrittsjabr", und die Daten von dem 1. Nisan

des Jahres 521 waren das erste Jahr des Smerdis.

Oder man zählte vom 9. Garmapada ab, dem Tage der Krönung

in Pasargadä, dann waren alle Daten des Jahres 521 das Antritts¬

jabr, da der Anfang des Jahres noch zum 9. Jahre des Kambyses

gehörte — welches wirklich genannt wird — und bis zum 9. Garma¬

pada unter der Rubrik des Kambyses aufgezeichnet werden musste.

Diese beiden Alternativen finden sich in der That.

ünter den zwölf Texten aus der Regierung des Pseudo-Smerdis sind zwei . die von dem lyar (Str. n" 1) und dem Sivan (Peiser, Bab. Vertr. n" XXXVII) des Antrittsjahres datieren. Es ist also

mit stringentester mathematischer Notwendigkeit zu folgern, dass

der Antritt der Regierung in den lyar Mit. Der lyar ist aber

der zweite Monat, also ist Smerdis Herrschaftsantritt, gezählt von

seinem Krönungstage an, in den Nisan zu setzen. Hat nun Darius

Recht, dass der Magier am 9. Garmapada zum König erklärt wurde,

so kann dieser Monat nur der Nisan gewesen sein, da

urkundlich der lyar dem Thuravähara gleich ist.

Ist dieses einleuchtend?

Hiermit stimmt nun auch die Lage der Dinge selbst. Nur

24 oder 25 Tage trennt die Erhebung des Gomates von seiner

Thronbesteigung. Dieses ist annehmbar. Aber in der irrigen, be¬

seitigten Voraussetzung hätte sich der Magier und seine ümgebung

mit einem provisorischen Titel begnügt, und seine Gegner denselben

geduldet? Dieses ist nicbt vorauszusetzen Aber genau sind die

julianischen Daten nur für babylonische Dokumente; von

den persischen Ereignissen dürfen wir nur sagen, dass die Erhebung

vor, die Krönung nacb dem 14. April 52l fiel.

Die Inschriften des Kambyses gehn bis in den Scbebat 521;

am 14. Adar oder Ende März 521 hörte seine Herrschaft auf Kam¬

byses starb nicht zur selben Zeit, sondem erst nach der Krönung

des üsurpators, wie Darius energisch behauptet. Das Wort panava

heisst nie etwas anders als „nachher". Er hatte, wie Herodot richtig

behauptet, effektiv und noch bei Lebzeiten seines Vaters 7 Jahre

5 Monate als König von Persien regiert, von Oktober 529 bis

27. Mai 521. Die Zeitrechnung der Jahre des Kambyses ist übrigens

schwierig; Strassmaier und Praiek haben schon bemerkt, dass

(vgl. Str. Kamb. n' 81) Cyms nocb am 27. Dezember 529, das ist

25. Kislev des Jahres 1 des Kambyses, am Leben war, dass er als

2 1 *

(6)

264 Oppert, Der Kalender der alten Perter

„König der Länder* genannt wird»), während sein Sohn schon den

Titel „König von Babylon' trug.

Wenn nun nach Darius der Garmapada dem Nisan gleich¬

zusetzen ist, was ist der Bägayädis? Hierauf geben die von Strass¬

maier veröffentlichten Texte Aufschluss.

Das letzte Dokument aus der Regierung des Smerdis (assyr.

Barziya, zendisierte Form des altpersischen Bardiya) ist aus Babylon datiert, vom 1. Tischri (Str. n" 9). Es lautet:

„(Zwanzig?) Kor Datteln, Pacht des Feldes, welches ein

„Grundstück ist vor dem grossen Thore des Gottes Zamama, ist

„die Forderung des Itti-Marduk-balat, Sohn des Nabu-akhe-iddin,

„aus dem Stamme Egibi : an Naba-benanni, Sklaven des Itti-Marduk-

„balat, Sobnes des Nabu-akhe-iddin, aus dem Stamme Egibi.

„Im Monat Marchesvan wird er die Datteln in Auswahl

,(? hari) nach dem Masse von einer Amphora, hinzugefügt für

„eine Messvmg des Grundstücks noch eine Kor tugalla gibü

„mangaga biltu hueai 1. dariku'') geben.

„Gewährsmänner: Nergal - usaUim , Sohn des Bel-nadin, aus

„dem Stamm Ederu; Nabu-kin-abal, Sobn des Nur-qiba aus dem

„Stamm Ir-äni, Marduk-suzibani-edir, Schreiber, Sohn des Nadin-

„ Marduk aus dem Stamme Epis-el.

„Babylon, im Monat Tischri, am 1. Tage, Jahr 1 des Smerdis,

„Königs von Babylon, König der Länder.'

Sechszehn Tage später findet sich folgende Urkunde:

„2 Minen Silber sind das Depositum des Itti-Marduk-balat,

„Sohnes des Nabu-akhe-iddin, aus dem Stamme Egibi, welches

„im Besitze ist des Nergal-usallim , Sohnes des Bel-nadin, aus

„dem Stamme Ederu, des Depositars.

„Am Ende des Tischri wird er es zurückbringen und dem

„Itti-Marduk-balat überliefern.

„Gewährsmänner: Marduk-nadin-akb. Sohn des Ibnä, aus dem

Stamme Egibi.

„Kinä, Sohn des Nur-qibä, aus dem Stamme Ir-ani, der

„Jäger (?) Itti-Nabu-balat, Sohn des Tabiq-zir.

„Nabu-zir-ikis der Schreiber, Sobn des Bal-'abal-iddin, aus

„dem Stamme Egibi.

„Babylon, im Monat Tischri, am 17. Tage des Antritts-

„ jahres des Nabuchadnezzar, König von Babylon.'

1) Die abgescbmaclite Lesung: 11 Jalire des Kambyses, worauf mehrere Gelehrte eine gewiss feine, aber mir unverständliche, Theorie bauten, ist längst durch Strassmaier beseitigt. Am 27. Dezember 529 war Cyrus wahrscheinlich schon im fernen laxartes gefallen, ohne dass die Kunde von seinem Tode nach liabylon gedrungen war. Cambyses , der nach Herodots präciser Aussage sieben Jahr und fünf Monate herrschte, war wohl schon während der Abwesenheit des Vaters wirklicher Regent.

2) Eine häufig gebrauclite, biaher noch unerklärte Phrase.

2 1 *

(7)

Diese ürkunde (Str., Nabuch. n" 3) ist also unter dem, von

Darius genannten Nidintabel ausgefertigt, der sicb nacb Aussage des

Darius betrügerischer Weise für Nebuchadnezzar, Sohn des Nabonid

ausgab. Nun existieren aber von Smerdis ürkunden von dem

10. Elul (Peiser XXXVHI) und vom 20. Elul (Str. n« 8), und von

Nebuchadnezzar ähnliche Dokumente vom 20. Tischri und einem

unleserlichen Datum aus dem Tischri (Str. n" 4 und 5), sodass also gar kein Zvreifel darüber obwaltet, dass im Tischri der Regierungs¬

wechsel in Babylon eingetreten ist. Daher liegt die an Gewissheit

grenzende Wahrscheinlichkeit vor, dass der Bägayädis dem Tischri

entspricht, und dass der Magier am 10. Tischri getödtet wurde.

Ganz stringent ist der Beweis indes nicht. Ist der Regierungs¬

antritt Nidintabels abhängig zu macben von der Ermordung des

Gomates, die am 10. Bägayädis erfolgte, so ist es auffallend, dass

aus Nisaea in Medien die Kunde von dem Sturze seiner Herrschaft

schon in Babylon sieben Tage später eingetroffen sein und zu einer

Revolution Anlass gegeben haben soll. Steht aber die Usurpation

des Nidintabel in keinem Konnex mit dem Tode des Pseudo-Smerdis,

dann ist platterdings kein Schluss zu ziehen. Die sieben Monate

können nicht von Viyakhna, sondem von Gannapada ab zu rechnen

sein, so dass der Bägayädis sich mit dem Marchesvan decken würde.

Mir behagt indessen ersteres viel besser, da gerade mein Preund

Justi in seiner gelehrten Auseinandersetzung mir Gründe an die

Hand giebt, mit dem Marchesvan den Adukanis zu identificieren.

Da die Gleichsetzrmg des Adukanis mit dem Sivan abgethan ist,

weil der Sivan sicher und ohne Widerrede mit dem Tbäigarcis zu¬

sammenfällt, so bleibt für diesen der Marcheschvan übrig. Wenn Justi sagt (S. 246): „Im Perserkalender ist der 8. Monat nicht der Ardvi¬

süra Anähita, sondem einem andern Genius des Wassers, der Haurva¬

tät geweiht und Anähita steht unter dem Namen Apan dem achten

Monat (babyl. Arahsamna, hebr. Marchesvan) vor, dessen Benennung

im Altpersischen unbekannt ist. Nun , so unbekannt ist er aber

nicbt. Der Marcheschvan ist entweder der Bägayädis, oder was sich

als viel wahrscheinlicher herausstellt, der Ädukani, der Kanal- oder

Grundgraben. Kann man nun auch einmal die altsumerische Be¬

zeichnung in Betrachtung zieben , so vergesse man nicht , dass der

Marcheschvan, dessen sumerischer Name uns aus unbekannten ürsachen

und Motiven vorenthalten ist, sich den Gründungsmonat nennt, im

Assyrischen ^ { -^^-jl , babyl. <<< j || . Viele Ana¬

logien zu diesem Beispiel bietet der sumerische Kalender jedoch nicht.

Wir setzen also getrost den Marchesvan rait dem Adukanis gleicb ; weil es uns als das rationellste erscheint. Nicht zu vernachlässigen sind

auch andere ümstände , auf die wir später zurückkommen werden.

Meine Annahme, dass der Margazana dem Schebat entspricht,

nimmt Justi an, ob es nun Wiesenzeugung oder Vogelbrut oder

Varkazana, Wolfstödtung heisst. Die altpersiscbe Ponn ist verloren

(8)

266 Oppert, Der Kalender der alten Perier.

und die medische Übersetzung giebt Varkazanas, was ebensogut auf

das eine, wie auf das andere altpersische Wort sehliessen lassen kann.

Durch die Zusammenstellung mit den babylonischen Monaten

haben wir nun folgende Reibenfolge als endgiltig festzustellen, welche

wir aus annehmbaren , wenn auch nicht gebieterisch notwendigen

Gründen mit dem Herbste beginnen.

X. 1. Bägayädis Götteropfer Tischri

XI. 2. Adukanis Ausgrabung Marcheschvan

xn. 3. Athriyädiya Feuerdienst Kislev

I. 4. Anämaka Unbenannter Tebet

II. 5. Margazana Vögelbrut Schebat

III. 6. Viyakhna Eisfrei Adar

IV. 7. Garmapada Wärmeanfang Nisan

V. 8. Thuravähara Frühling lyar

VI. 9. Tbäigarcis Scbattenverkürzimg Sivan

VII. 10 Tammuz

vm. 11 Ab

IX. 12 Elul

Wir werden nun zur Chronologie der in der Behistuninscbrift

erwähnten Ereignisse übergehen, doch ehe wir dazu schreiten, haben

wir eine sehr emste und sehr unbequeme Frage aufzuwerfen, welche

unserem verehrten Freunde fremd geblieben zu sein scheint. Herr

Justi giebt alle Daten nacb unserm , auf die Texte beginindeten

Ansetzungen des ausschliesslich babylonischen Kalenders. Aber

wer ermächtigt uns denn anzunebmen , dass Darius I. , der in

Ekbatana, Persepolis, Susa, Pasargardä, Gabä und Taoka, aber

niemals wie sein Urenkel Darius Ochus in Babylon wohnte, seine

arischen Zeitbestimmungen nach dem semitischen Kalender mit

seinen Capricen und Unregelmässigkeiten berechnet habe? Was

wir von den baktrischen Zeitbestimmungen wissen, lässt uns im

Gegenteil vermuten, dass dieses nicht der Fall war, und dass die

Perser nach wirklichen Sonnenjabren die Zeit abteilten. Die Tra¬

dition spricbt dafür. Preilich ist hier sehr vieles dunkel, aber wir

wissen, dass die Sassaniden sich nach der Sonne richteten, dass sie

ein Jahr von 365 oder 366 Tagen besassen, und sich nach-ägyp¬

tischem Muster der 12 Monate zu 30 Tagen und 5 oder 6 Epa¬

gomenen bedienten»). Der heutige Parsenkalender datiert von

Jezdegerd IH. von 632, und der von meinem geehrten Preunde

aufgeführte in dieser Form von 1075, als Djellaleddin, Sultan von

Khorassan, den heute gebrauchten Kalender einführte, der von Allen

dem tropischen Sonnenjahr am nächsten kommt. Djellaleddin änderte

]) Das persische System verliiirzt das julianische Jahr um 6.'54,54 Seien¬

den, und nicht wie das gregorianische um 648 Sekunden, kommt also dem Sonnenjahr um 6" 54 näher.

(9)

sogar die Reihenfolge der Monate, und setzte den Farvardin in den

März, der bis dahin mit dem Adar zusammenfiel, der Deh (Daya)

fiel trotz seines Namens in den Frühling.

Der Kalender des Darius hatte vor allem eine streng klima¬

tische und keineswegs religiöse Färbung. Mit dem assyrisch-

chaldäischen System, mit seinen aus einer uns vollkommen un¬

bekannten Sprache stammenden Namen hatte derselbe nichts gemein,

als eine ungefähre Gleichzeitigkeit. Es ist mehr als wahrscbeinlicb,

dass die Gleichsetzung der babylonischen und altpersischen Monate

nur auch annähernd richtig war, und dass man beispielsweise den

14. Viyakhna durch 14. Adar wiedergab, ohne nachzurechnen, ob

dieses synchronistisch stimmte.

War das altpersiscbe Jahr ein lunisolares Jabr, so fielen sicher¬

lich die Schaltmonate nicht zusammen, so dass die Kongruenz der

Monate nicht kontakt war.

Nur wenn wir babylonische Daten haben , können wir mit

Sicherheit die Zeit bestimmen ; so fällt die Erbebung des Nidintabel

sicher zwischen den 1. und 17. Tischri 521, das ist zwiscben den

6. und 22. Oktober 521, ob es aber gerade am 10. des Monats, am

Sonnabend den 15. Oktober war, ist böchst fraglich.

Wir baben aber noch andere Anhaltspunkte. Der 9. Garma¬

pada muss nach dem 1. Nisan babylonischer Rechnung gefallen

, sein, nämlich dem Tage der wirklichen Herrschaft des Magiers, also

frühestens am 13. April 521 v. Chr. Daraus folgt, dass der

14. Viyakhna nicht auf den 18. März gefallen sein kann. Wir

haben ausserdem einen Text (Str. Camb. n" 412) vom 27. Schebat

des Jahres 8 des Kambyses, also vom 12. März. Aber vom 12. März

bis 22. Oktober, 17. Tischri, wo Nidintabel schon auf dem Throne

sass, sind nur 224 Tage, sodass wir hier die äusserste Grenze

haben, die gar nicht überschritten werden kann. Ausserdem ist

Kambyses spätestens den 12. gefallen und der Magier frühestens

den 18. März zur Herrschaft gekommen. Zwischen der Erhebung

des Magiers rmd der Nidintabels sind nur 218 Tage, und da ist es

sehr fraglich, ob wir nicht annehmen müssen, dass Nidintabel schon

die letzten Tage des Smerdis, vor seiner Ermordung, das Perserjoch

abgeschüttelt hat'). Dann allerdings wissen wir gar nichts mebr

über die Usurpation des Darius, und können entweder einen zweiten

Elul annebmen, oder uns zur Gleichsetzung des BägayadTs mit dem

Marcheschvan bequemen.

Man sieht, wie die neuen Entdeckungen und die jüngst erst

bekannt gewordenen Urkunden die Porschung durchkreuzen und die

Ergründung der Wahrheit erschweren.

Nach diesen Bemerkungen wollen wir jetzt die annähernde

1) Auf die Ausdruclisweise des Darius (Beh. P. I, 73) yatha adam

Gaumätam tyam Magum aväkanam pagäva „Ais ich den Magier Gaumäta

tötete, dann" ist Itein grosses Gewicht zu logen; doch kann es bedeuten, dass damals schon Nidintabal in Babylon König war.

(10)

268 Oppert, Der Kaientier der alten Perser.

Chronologie der Behistuninschrift aufstellen, indem wir darauf hin¬

weisen, dass es ims nicht gestattet ist, eine vollständige Kon¬

gruenz der altpersischen Angaben mit dem damals geltenden

babylonischen Kalender anzunehmen , so dass wir durch diese un¬

gefähre Bestimmung sicher vor bedeutenden Irrtümern geschützt

sind'). So fiel beispielsweise der 15. Adar 521 nacb dem babylo¬

niscben Kalender auf den 26. März , wohin der altpersische den

1. Garmapada setzen musste, wenn, wie die Perser, wie noch

heute, das neue Jahr mit der Prühlingsnachtgleiche begannen; das¬

selbe Resultat würde sich ergeben, da 521 v. Chr. 9280 ein julia¬

nisches Schaltjahr war, wenn am 1. Bägayädis das Jabr mit dem

Herbstäquinoctium seinen Anfang nahm. Der 14. Adar fiele also

auf den 26. März, der 14. Viyakhna auf den 9. März. Daher thun

wir viel weiser, uns mit ungeftihren Angaben zufrieden zu geben.

Kambyses, König von Babylon

Tod des Cyrus im Norden, wohl schon frUher Erhebung des Magiers Gomates zu Pasargadä Herrschaft des Pseudo-Smerdis

Tod des Kambyses bald nachher

Empörung des Nidintabel in Babylon . . . Tod des Pseudo Smerdis u. Darius wirdKönig Rebellion der Susianer unter Athrina . . . Sieg am Tigris Uber die Babylonier ....

Schlacht bei Zazäna Einschliessung Babylons Abfall der Ägypter

Phraortes, der Meder, unabhängig unter dem Namen Sattarita

Zug des Hydarnes gegen Medien und Schlacht bei Marus

Feldzug des Dadarses in Armenien, Schlacht bei Zuza

Zweite Schlacht bei Tigra Dritte Schlacht bei Uhyäma

Feldzug des Omises in Armenien und Assy- rien, Schlacht bei Issid

Feldzug des Hystaspes gegen die Parther Schlacht gegen die Partber bei Patigrabana

acht Tage später, zweite Schlacht ....

Aufstand der Perser unter dem zweiten Pseudo-Smerdis, Oeardates

Schlacht bei Racha

Schlacht des Omises gegen die Heder bei Autiyarus

Darius verlässt Babylon

Niederlage des Phraortes bei Kundurus . . Einnahme der medischen Hauptstadt Rhagä,

Hinrichtung der Rebellen in Ekbatana .

14. Viyakhna 9. Oarmapada

9471 9472 9480 9480

530 529 521 521

Juli Dec.

März April Okt.

10. l^ägaySdis 9480 521 Nov.

27. Athriyädiya 6. Anämaka

9480 9481

521 .020

Dec.

Jan.

27. Anämaka 9482 519 Jan.

6. Thuravähara 18. Thuravähara 9. Tbäigarcis

9482 9482 9482

519 519 519

Mai EndeMai

Juni 15. Anämaka

22. Viyakhna 9. Garmapada

9483 9483 9483

518 518 518

Jan.

März April

12. Thuravähara 9483 518 Mai 30. Thuravähara 9483 518 Hai

25. Adukanis 9483 518 Nov.

1) So bedeutet z. B. der 9. Ab heute noch bei den orientalischen Katho¬

liken den 9. August, bei den Orthodoxen den 21. August gregorianisch; bei den Juden ist er der bewegliche Gedenktag der Zerstörung Jerusalems.

(11)

Empörung der Susianer unter Martiya . . . Aufstand der Sagartier unter Cliitraütaklima Dämpfung der Empörung der Margianer unter

FrSda

Sclilacht gegen Oeardates bei Paraga (Forg) Gefangennahme des Usurpators und seine Hinrichtung in Uvadaicaya (Aude(^j) . . . Feldzug des Hyanes in Arachosien gegen die

Anhänger des Pseudo-Smerdis Schlacht bei Käpisakänis

Niederlage der Smerditen bei Gandutava . Aufstand der Baktrier und Oefangennahme

des Fräda

Zweite Empörung der Babylonier unter Arakha. Einnahme der Stadt

Zug gegen Ägypten Zug gegen die Scythen Bebellion in Susiana Tod des Darius

6. Garmapada 9184 517 April

6. Garmapada 9484 517 April 13. Anämaka 948.5 516 Jan,

7. Viyakhna 9485 516 Slärz 27. Athriyädiya 9485 516 Dec.

22. Margazana 9488 513 Febr.

9492 509 9516 485 Okt.

Es ist, wie Justi richtig bemerkt, eine Lücke vou 109 Tagen

in den Privattexten, dem Jabr 7 des Darius vom Tischri bis An¬

fang Schebat. Ich sehe keinen Grund, hier meinem gelehrten

Preunde nicbt zu folgen; der 22. Margazana, an dem Babylon

wieder unter die Perserherrschaft kam, braucht nicbt gerade der

22. Schebat des Jabres 7 gewesen zu sein. Eine andere Lücke

ist übrigens zwei Jahre später vom 25. Marcheschvan bis 5. Adar

des Jahres 9, was die Usurpation des Armeniers Arakha in den

Anfang des Jahres 511 setzen würde. Das erste Jahr des Darius

beginnt mit dem 2. April 9481 (520); seine Regierungsjahre zäblen

von seiner Tbronbesteigung an, sodass das zwölfte Jahr, nachdem

die Skythen besiegt und die susianische Empörung niedergeworfen

war, auf Oktober 510 bis Oktober 509 zu setzen ist.

Ist etwas auf die persische Tradition zu halten , so war das

Jahr der alten Perser ein Sonnenjabr, ohne Einmischung der syno¬

dischen Monate. Begann das Jahr mit dem Prühlingsäquinoctium,

dem Eintritt der Wärme, Garmapada, so war dieses zu Darius

Zeiten am 25. oder 26. März ; bildete die Herbstnacbtgleiche den

Anfang, so war es nur der 27. oder 28. September julianisch, rmd

der erste Tag des Jahres war der erste Bägayädis. Wo die

Epagomenen eingeschaltet, wissen wir nicht; sie werden aber von

jeher bestanden haben, wie in Ägypten ; Djellaleddin hat im Jabre

1075 in gelehrtester Weise schon Reform, aber kein neues Monats¬

system geschaffen. Man könnte nun nach diesem Stand die alt-

persischen Angaben berechnen, aber die Basis selbst ist zu wenig

verbürgt, um sie zur Grundlage eines allzugenauen, das heisst un¬

wahren Systems zu machen.

Bis jetzt wissen vrir nicht viel über den Kalender der alten

Perser. Aber man erlaube mir, etwas in diesen Kalender zu

(12)

270 Oppert, Der Kalender der alten Perser.

schreiben. Herr Justi nennt die Sprache des Cyrus altpersisch,

die Zendsprache altmediscb, und die Sprache der zweiten Gattung

der achämenidischen Trilinguen, susisch (!). Er möge mir gestatten, zu

bemerken, dass die beiden letzteren Namen irrig sind. Der zweiten

Gattung Sprache ist mit Nichten die der susianischen Inschriften,

die zwar nahe verwandt, jedoch verschieden ist, wie Zend und

Altpersisch. Man hat sie auch elamitisch genannt, auch wie

ich glaube anzanisch, Namen die sehr Wenige verstehen, denn

die grosse Mehrheit des Menschengeschlechtes bilden die Nicht¬

assyriologen. Diese zweite Sprache ist und bleibt die Sprache der

nichtarischen Meder, und Hincks und Rawlinson hatten Recht,

Norris und ich hatten ünrecht, sie skythisch oder medo-skythisch

zu heissen. Wer Elamite sagt, sagt Semite, und wer vom Meder

spricbt, redet von Turaniern. Die Meder nannten sich selbst vor

der Ankunft der Meder Arier, sagt der alte Herodot ; er sagt wahr.

Die Arier wurden von den Turaniern überflutet ; aber als die Arier

durch die Perser die Übermacht wiedererlangten, schwand auch der

Name (Medien und Mal) aus der Gescbichte, und das einstige Medien,

wo es immer Arier gegeben, hiess wieder Ariana, und führt noch

heute den Namen Irän. Seine iranische Majestät wohnt unfern

des alten Rhagä, der Mederhauptstadt. Medisch ist die Sprache

des Daya-ukku, Pirruvartis, Vak-istarra, Istuvegu, Sattan-ita und

Kasparrita, die in der Geschichte arianisierte Namen tragen. Sie

waren keine Arier, sondern Turanier. Heute soll nun das Zend

altmediscb genannt werden, und der früher vorgeschlagene, gewiss

richtigere Name altbaktrisch wird schon altmodisch. Alle diese

mehr oder weniger passenden neuen Bezeichnungen sind vom Übel

und schlagen doch nicht durcb. Reden wir verständlich: die

beilige Sprache der Barsen') heisst auf deutsch: das Zend.

1) Die einstigen Bestrebungen meiner Jugend sind seitlier durch ein aus¬

gezeichnetes Buch gefordert worden, welches den Titel führt: Handbuch der Zendsprache von Ferdinand Justi. Leipzig I860. Ist auch manches auszu¬

setzen, so muss man Sprachgebrauch respektieren; auch in der Philologie, und namentlich dort, muss es heissen: usus dominus. Man darf keine Namen wählen , die ausser einigen sehr wenigen Esoterikern , kein Mensch versteht.

Wftium soll man „anzanische Inschriften" sagen, wenn sie susianisch sind? oder warum soll man alarodisch reden, wenn man noch gar nicht sicher ist, dass die Alarodier Herodots, die allerdings den Namen Ararat darstellen, die Sprache der Inschriften von Van und Taschburun, dem alten Duschpa-uru, redeten? Wenn wir von altarmenisch , medisch , susianisch , cappadocisch , phrygisch , karisch, lycisch, libyisch, etruskisch, celtiborisch reden, so versteht dieses jeder, weuT auch niemand weiss, zu welchem Sprachstamm alle diese Sprachen gehören.

Selbst Herodot wusste nicht, welche Sprache eigentlich die Pelasger redeten, und ich gestehe, nicht mehr davon zu wissen als Herodot. Man darf für ganz neuentdeckte Sprachen ganz neue Namen wählen, nur müssen sie das GlUck haben, allgemein angenommen zu werden, wie sumerisch, mitani, hittitisch ; sie behalten dann diese Bezeichnung, ohne dass man sie mit barbarischen und nichtssagenden Namen, wie protocbaldäisch, anatolisch oder haldisch (!) vertauscht.

Der Name thut nichts zur Sache : aber falsch darf er nicht sein.

(13)

The Indian Game of Chess.

By F. W. Thomas.

In the ZDMG. for 1896 pp. 227—233 Professor Jacobi has

adduced two passages from Eatnakara's Haravijaya XII. 9 and

Eudrata's Kävyälarihära 5. 2 as containing the earhest references

to the Indian game of chess. The two works belong to tbe ninth

century. But that the game was known to the Hindoos before

this time appears from other passages in works of an earlier date.

The first (Väsavadattä p. 284 ed. Hall) occurs in a description

of the rainy season, and reads as follows: —

pltaliaritaih krsnäsu Jcedärikäkostkikäsu samutpatadbhir jatu-

dabalair iva dardurair nayadyütair iva cikrida varsäkälah.

"The time of the rains played its game with frogs for chessmen, which, yellow and green in colour, as if mottled witb lac, leapt up on the black field (or 'garden bed') squares".

The reference to chess seems to be here quite plain. The

frogs, yellow and green in colour, are compared to the lac-stained

pieces on tbe board. The fields are tbe squares, for which reason

tbey are named kosthikä, a word which at least in tbe forms

kostha and kosthaka is used elsewhere of chess. The frogs leap

as do the chessmen.

Hall's various readings do not in any marked degree affect

the sense. We have äpita for pita (ABGP), kystäsu 'ploughed'

for krsnäsu (ABD), nara for naya (Schol.), jätusaba^Aiir 'armies

of lac' for jatuSahalair (ABDPH), nava for naya (ABDPGH), dar¬

durair vidyutä samam navadyüte (CE). The Commentator's ex¬

planation reads as follows: —

Icedärikä eva kosthikäs täsu. kedärakosthäbhyäm alpatce

kani rüpam. kiyärlti^) bhäsäyäm. vasträdinirmitam laridä-

sädhanam sthalaviiesah kothä iti ca.

pltaharitais tadvarnair. jatudabalair läksärdktair. ruxyo yu-

ddhanltis tacchiksakair dyütaiS caturarigai^ caturaiigasädh- 1) Hindi = "garden bed', as Prof. Cowell informs me.

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