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Standardsoftware mit betriebswirtschaftlicher E-Business

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Academic year: 2022

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(1)

Petra Schubert/Ralf Wölfle/Walter Dettling (Hrsg.)

E-Business

mit betriebswirtschaftlicher

Standardsoftware

Einsatz von Business Software in der Praxis

Das Kompetenzwerk der Schweizer Fachhochschulen für E-Business und E-Government

(2)

Die in diesem Buch enthaltenen Fallstudien wurden für den eXperience 2004 Event in Basel erstellt. Sie wurden wissenschaftlich aufbereitet durch E-Business- Experten der Universität St. Gallen, der Universität Bern, der Fachhochschule beider Basel, der Fachhochschule Aargau Nordwestschweiz, der Hochschule für Technik und Informatik (Berner Fachhochschule), der Zürcher Hochschule Win- terthur sowie von Experten aus der Praxis. Die Ecademy (www.ecademy.ch), das Kompetenznetzwerk der Schweizer Fachhochschulen für E-Business und E-Government, hat durch ihre ideelle und finanzielle Unterstützung zur erfolgrei- chen Erstellung dieser Publikation beigetragen.

www.hanser.de

Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im

Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt.

Alle Rechte, auch die der Übersetzung, des Nachdruckes und der Vervielfältigung des Buches, oder Teilen daraus, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) – auch nicht für Zwecke der Unterrichtsgestaltung – reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, verviel- fältigt oder verbreitet werden.

© 2004 Carl Hanser Verlag München Wien Redaktionsleitung: Lisa Hoffmann-Bäuml Herstellung: Ursula Barche

Umschlaggestaltung: Wolfgang Perez, büro plan.it Datenbelichtung, Druck und Bindung: Kösel, Krugzell Printed in Germany

ISBN 3-446-22960-4

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Inhalt I

Inhalt

Petra Schubert

E-Business mit betriebswirtschaftlicher Standardsoftware... 1 Ralf Wölfle

Geschäftsprozesse im Zusammenspiel mit Business Software... 9 Walter Dettling

Wie Schweizer KMU Business Software einsetzen ... 17 Vertriebsunterstützung / CRM

Fachbeitrag

Marcel Altherr und Günter Bader

IT-Unterstützung für Marketing und Verkauf ... 27 Fallstudien

Andreas Voss

Kardex (Ramco Systems) – Anlagenbau ... 35 Matthias J. Göckel

Debrunner & Acifer-Gruppe (Team Brendel AG) – Baustoffhandel ... 49 Petra Schubert

PERMASHOP (ABACUS Research AG) – Verkauf Fanartikel ... 63 Malte Dous und Susanne Glissmann

Tonet AG (Dynasoft AG) – Holzbehandlung... 77 Nicole Scheidegger

Antalis AG (UD Neue Medien AG / Boxalino AG) – Papiergrosshandel... 91 Schlussbetrachtung

Ralf Wölfle

Vertriebsunterstützung / CRM... 105

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II Inhalt

B2B-Integration Fachbeitrag Thomas Myrach

B2B-Integration ... 107 Fallstudien

Uwe Leimstoll

Brütsch/Rüegger AG (Polynorm Software AG) – Werkzeughandel ... 115 Werner Lüthy

INFICON (io-market AG) – Elektrotechnik... 129 Bruno Simioni

Stadtmühle Schenk (itelligence AG) – Lebensmittelbranche ... 143 Schlussbetrachtung

Petra Schubert

B2B-Integration ... 155 Elektronische Rechnungsabwicklung

Fachbeitrag

Christian Tanner und Bruno Koch

Die elektronische Rechnungsabwicklung in der Schweiz ... 157 Fallstudien

Christian Tanner

UBS AG (Swisscom IT Services AG) – Finanzdienstleistung ... 169 Christian Tanner

Swisscom Fixnet AG (PostFinance) – Telekommunikation... 181 Christian Tanner

Universitätsspital Basel (PayNet Schweiz AG) – Gesundheitswesen ... 191 Daniel Risch

Schweizerische Bundesbahnen (yellowworld AG) – Schienenverkehr... 199

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Inhalt III

Schlussbetrachtung Ralf Wölfle

Elektronische Rechnungsabwicklung ... 213 Corporate Performance Management

Fachbeitrag Roger Klaus

Corporate Performance Management ... 215 Fallstudien

Barbara Sigrist

Swissbit (TDS Multi Vision AG) – Elektrotechnik ... 223 Rolf Gasenzer

Amt für Verkehr und Tiefbau des Kantons Solothurn (NOVO Business

Consultants AG) – Öffentliche Verwaltung ... 237 Ralf Wölfle

Swiss TS Technical Services AG (Process Partner AG) – Prüfinstitut ... 251 Schlussbetrachtung

Petra Schubert

Corporate Performance Management ... 265

Literaturverzeichnis ... 267 Kurzprofile der Herausgeber und Autoren ... 271

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2 Geschäftsprozesse im Zusammenspiel mit Business Software

Ralf Wölfle

Der Geschäftsprozess nimmt eine zentrale Position in der Diskussion um die Or- ganisation von Wertschöpfung ein. Als „Structure for action“ [Davenport 1993]

konzentriert er die Einzeltätigkeiten auf den Output, der für den Prozesskunden einen Mehrwert gegenüber dem Input bedeuten muss.

Dieser Beitrag beschreibt eine Methode, Geschäftsprozesse in ihrem Business Kontext sowie im Zusammenspiel mit Business Software zu beschreiben. Er rich- tet sich an Personen, die sich mit der Gestaltung oder Beurteilung von Geschäfts- prozessen und deren Unterstützung durch IT befassen.

2.1 Geschäftsprozesse verstehen und beschreiben

Geschäftsprozesse sind eine Herausforderung für jede Organisation, da ihre An- forderungen in Konkurrenz zur fachlichen Spezialisierung der Mitarbeitenden und häufig auch zur Aufbauorganisation stehen. Das gleiche gilt für Business Soft- ware: Sie hat ihren Ursprung in der Unterstützung eng abgegrenzter Einzeltätigkei- ten und wurde erweitert zu Funktionssammlungen für Fachabteilungen, die im späteren Verlauf als Module zu PPS- bzw. ERP-Systemen zusammengeführt wur- den. Nun ist auch dieser zwar umfassende, aber auf eine einzelne Organisation beschränkte Integrationsgrad zu eng geworden. Der Wertschöpfungsprozess einer einzelnen Organisation bezieht seinen Input jenseits ihrer Grenzen und reiht den Output wieder in die übergeordnete Wertschöpfungskette ein – sofern er nicht zum Konsum bestimmt ist. Die Technologien und Komponenten des E-Business er- möglichen die IT-Unterstützung dieser Vorgänge organisationsübergreifend und End-to-End.

(7)

10 Geschäftsprozesse im Zusammenspiel mit Business Software

Der erweiterte Gestaltungsspielraum zieht eine Gestaltungsnot nach sich. Immer weniger Handlungsweisen sind mangels Alternativen einfach so gegeben. Sie sind zum Gegenstand der Abwägung durch die Verantwortlichen geworden – und zwar auf verschiedenen Ebenen der Unternehmensführung. Voraussetzung für die Ab- wägung ist, die Alternativen zu erkennen, für die eigene Situation zu konkretisie- ren und sie mit Partnern besprechen und umsetzen zu können. Diese Gestaltungs- und Ausdrucksfähigkeit bedarf einer Methode, Geschäftsprozesse in ihrem Kon- text einzuordnen, zu beschreiben und bei dieser Beschreibung die Querverbindung zu Informationssystemen mit abzudecken. Dafür sind die Instrumente der ingeni- eurmässigen Softwareentwicklung nur bedingt einsetzbar. Sie zielen darauf ab, in einem teilautomatisierten Prozess aus dem Fachkonzept ein Datenverarbeitungs- konzept und daraus die technische Implementierung abzuleiten. Sie wurden für speziell ausgebildete Experten entwickelt und nicht für die Bedarfsträger und Lei- tungsgremien, die ihre Anforderungen zum Ausdruck bringen sollen. Diese benö- tigen ein Toolset, das ihnen das Lesen von Geschäftsprozessen ohne spezifische Vorbildung erlaubt und das Skizzieren eigener Vorstellungen ohne Spezialsoft- ware ermöglicht. Dabei bleibt es bei neu einzurichtenden Systemen unvermeidlich, dass am Ende der Meinungsbildung ein Spezialist das Fachkonzept mit seinen Tools aufnimmt. Die Meinungsbildung selbst soll aber kompetenter und weiterge- hender in den Fachabteilungen erfolgen. Wenn die IT-Lösung mit einem Business Process Management Tool ausgestattet sein sollte - einige Business Software Her- steller haben dafür bereits Lösungen – dann könnte die Fachabteilung in deren Rahmen die Prozessabläufe selbstständig ändern und damit die Reaktionszeit auf veränderte Anforderungen enorm beschleunigen.

Das Kompetenzzentrum E-Business am Institut für angewandte Betriebsökonomie der Fachhochschule beider Basel FHBB hat im Verlauf der vergangenen Jahre ein Set von Methoden und Schemata für die Darstellung businessrelevanter IT- Lösungen entwickelt. Im Jahr 2004 wurde dieses Set im Bereich Prozessdarstel- lung und -einordnung erweitert. Diese Erweiterung ist Teil der Initiative ProZoom, die mit einem Bündel von Massnahmen die Kompetenz von Berufsleuten und Studierenden der Betriebsökonomie im Bereich Geschäftsprozesse fördern will.

Weitere Informationen zu ProZoom sind unter www.prozoom.ch verfügbar.

2.2 Das Business Szenario

Geschäftsprozesse einer Organisation werden auf sehr unterschiedlichen Ebenen diskutiert: Die Wertkette nach Porter beispielsweise unterscheidet auf einer sehr abstrakten Ebene primäre Aktivitäten von unterstützenden Aktivitäten. Dabei leis- ten Logistik, Produktion, Vertrieb u.a. als primäre Aktivitäten einen direkten Bei- trag zum Kundennutzen, während Personal- und Finanzwirtschaft, Technologie- entwicklung u.a. als unterstützende Aktivitäten die primären erst möglich machen

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Das Business Szenario 11

[Porter 1986]. Viele Organisationen definieren auf dieser strategischen Ebene ihre wichtigsten Prozesse. Die Betrachtung bleibt dabei so grob, dass ein Primärprozess häufig für ein ganzes Geschäftsfeld steht. Daneben stehen Ablaufkettendiagram- me, die z.B. im Kontext von Qualitätssicherungshandbüchern erstellt werden oder stellenbezogene Ablaufdiagramme, die in einem konkreten organisatorischen Kon- text den arbeitsteiligen operativen Ablauf verdeutlichen.

Neben diesen beiden Typen organisationsbezogener Betrachtung von Geschäfts- prozessen besteht ein Bedarf, die Aktivitäten aus mehreren Organisationen mitein- ander in Verbindung zu setzen. Diese organisationsübergreifenden Darstellungen sind nützlich, um den Kontext jedes einzelnen Geschäftsprozesses aus dem Zu- sammenspiel der Aktivitäten aller Beteiligten heraus zu verstehen.

Fertigungsbetrieb (Kundenrolle)

Maschinenbauer (Anbieterrolle) Bedarfsmeldung

Spedition

Verkaufsförderung

Sourcing Verkauf

Beschaffung

Inbetriebnahme

Betrieb Kundendienst

Auftragsabwicklung Beschaffung Angebotserstellung

Lieferung Verkauf

Tourenplanung Fertigung

Transportausführung Anfrage/Beratung

Angebot/Auftrag Rolle Hauptprozess

Unterprozess Transaktion

Abb. 2.1: Vereinfachtes Beispiel für ein Business Szenario: Kauf einer Maschine

Diesem Zweck dient auch das Business Szenario wie es exemplarisch in Abb. 2.1 dargestellt ist. Im Business Szenario werden die in dem zu diskutierenden Kontext relevanten Ausschnitte eines Marktschemas, einer Supply Chain, der Zusammen- arbeit in einem Konzern oder auch nur der fachbereichsübergreifenden Zusam- menarbeit in einem Unternehmen abgebildet. Es zeigt die Beteiligten in ihren Rol- len, die im Kontext wichtigsten Prozesse sowie die Austauschbeziehungen zwi- schen diesen Prozessen. Soll daraufhin einer der bezeichneten Prozesse im Detail betrachtet werden, so sind die wichtigsten Vorgaben zur Arbeitsteilung zwischen den Rollen sowie Input/Output aus der grafischen Übersicht bereits gegeben.

(9)

12 Geschäftsprozesse im Zusammenspiel mit Business Software

2.3 Die Ereignisgesteuerte Prozesskette

An die Detaildarstellung der Geschäftsprozesse wurde der Anspruch gestellt, dass auch ihre Querverbindungen zu den unterstützenden Informations- und Kommuni- kationssystemen aufgezeigt werden können und dass Berufsleute ohne spezifische Vorkenntnisse eine gegebene Abbildung lesen können. Die Methode der Ereignis- gesteuerten Prozesskette wird dem gerecht [vgl. Rosemann 1996]. Abb. 2.2 zeigt die Modellelemente der EPK.

Konnektor Kontrollfluss

Aufgabe 1 erfüllen

Start- ereignis A

OR

Ereignis B Ereignis C löst aus

erzeugt

Prozess:

Ein Prozess ist eine Festlegung einer Abfolge von Aufgaben, die zur Erzeugung einer Leistung definiert wird. Jeder Prozess hat ein Start- und ein Endereignis.

Ereignis:

Ein Ereignis ist ein eingetretener Zustand, der im jeweiligen Kontext relevant ist. Ein Ereignis kann Aufgaben auslösen, ist selbst aber passiv und verbraucht weder Zeit noch Kosten.

Aufgabe:

Eine Aufgabe ist ein zweckgebunden zusammenhängendes Bündel von Tätigkeiten, das mit einer definierten (Teil-)Leistung zu einer übergeordneten Wertschöpfung beiträgt. Eine komplexe Aufgabe kann in einer separaten Darstellung verfeinert abgebildet werden.

Kontrollfluss:

Der Kontrollfluss beschreibt die zeitlichen und logischen Abhängigkeiten von Ereignissen und Aufgaben.

Konnektoren:

Konnektoren kennzeichnen sachlogische Verknüpfungen bei Prozessverzweigungen und -zusammenführungen:

AND: Und-Verknüpfung / Konjunktion OR: Und-/Oder-Verknüpfung / Adjunktion XOR: Entweder-/Oder-Verknüpfung / Disjunktion ET: Entscheidungstabelle [Rosemann 1996]

Prozessverweis:

Ein Prozessverweis zeigt an, dass an dieser Stelle ein anderer Prozess angestossen wird.

ereignis DEnd- Aufgabe 2 erfüllen (mit Verfeinerung)

Aufgabe 2 erfüllen (mit Verfeinerung) Prozess-

verweis Prozess- verweis

Abb. 2.2: Modellelemente der Ereignisgesteuerten Prozesskette EPK mit Erläuterungen Die Ereignisgesteuerte Prozesskette EPK wurde am Institut für Wirtschaftsinfor- matik der Universität des Saarlandes entwickelt [Keller et al. 1992]. Sie nimmt Zustände eines Prozesses in die Abbildung der Aufgabenkette mit auf. Zustände werden als Ereignisse dargestellt, wobei ein Ereignis das Eingetretensein eines bestimmten Faktums bedeutet. Dieses Faktum kann als Information in einem In- formationsverarbeitungssystem abgebildet werden. Das oder die Ereignisse, die einen Prozess auslösen, können dementsprechend bestimmte Ausprägungen (Wer- te) von Daten sein. Z.B. kann das Sinken eines Artikellagerbestands auf einen bestimmten Wert das Ereignis „Mindestlagerbestand ist unterschritten“ auslösen und einen Bestellprozess anstossen. Auch innerhalb eines Prozesses wird jede einzelne Aufgabe durch ein oder mehrere Ereignisse ausgelöst. Eine Aufgabe beinhaltet eine oder mehrere Tätigkeiten, die an einem Prozessobjekt verrichtet werden und dieses vom Eingangszustand in den Ausgangszustand überführen. Der

(10)

Die Ereignisgesteuerte Prozesskette 13

Ausgangszustand wird als neues Ereignis aufgefasst und mit dem verarbeiteten Prozessobjekt kann eine Daten-Variable einen neuen Wert annehmen. Eine Aufga- be „Bestellung durchführen“ würde z.B. dazu führen, dass ein Prozessobjekt „Be- stellung“ erzeugt würde und nach vollständiger Erfüllung der Aufgabe den Zu- stand „Bestellung ist erfolgt“ einnehmen würde. Ereignisse können also einzelne Aufgaben oder ganze Prozesse auslösen. Diese wiederum resultieren in einem neuen Ereignis.

Die Identifikation der Zustände als Eingangs-, Ausgangs- oder Zwischenereignis erleichtert die Aufteilung grosser Hauptprozesse in sinnvolle Teilprozesse. Der Detaillierungsgrad lässt sich sowohl auf Ebene der Ereignisse als auch der Aufga- ben ändern. Ein komplexes Ereignis kann in elementare Ereignisse zerlegt werden, wobei diese dann durch Konnektoren verbunden werden müssen. Zwischen zwei Ereignissen lässt sich der Detaillierungsgrad ändern, indem eine Aufgabe durch die Einbettung einer Teilprozesskette verfeinert wird oder indem ein Prozessab- schnitt durch Restriktion auf ein einzelnes Element verdichtet wird. Die Zustände beschreiben die möglichen Auslöser und ggf. weitere Voraussetzungen für die Durchführung eines Prozesses ebenso wie dessen Resultat. Damit sind diese In- formationen wertvolle Beschreibungen für Prozessübergänge (Schnittstellen), wie sie beim Übergang der Verantwortung von einem Bereich zu einem anderen oder bei der Integration zweier Informationssysteme auftreten.

Die Ereignisgesteuerte Prozesskette ist als Methode unabhängig davon einsetzbar, ob Informationssysteme verwendet werden oder nicht. Sie eignet sich gleichermas- sen zur Darstellung rein manueller, interaktiver oder automatisch von einem Sys- tem ausgeführter Aufgaben. Ihr Vorteil besteht aber v.a. in den Querverbindungen, die implizit hergestellt werden können. Ereignisse können als Zustände von Daten- variablen abgebildet werden. Die in den Aufgaben verarbeiteten Prozessobjekte werden im System als Informationsobjekte im Datenmodell abgebildet. Wird die Aufgabe vom Informationssystem selbst ausgeführt, so sind es die Funktionen des Systems, die die Transformation an den Informationsobjekten bewirken. Die Auf- einanderfolge der Elemente würde in einem Informationssystem dem Workflow, der Funktions- oder Maskenfolge entsprechen.

Um dieses Potenzial der Zusammenfassung mehrerer Sichten in einer Prozessab- bildung noch zu erweitern, wurde die EPK zur erweiterten Ereignisgesteuerten Prozesskette eEPK weiterentwickelt. Die Erweiterung besteht in der Assoziation zusätzlicher Informationen zur EPK, z.B. Infomationsobjekten und Angaben zu Organisation und Informationssystemen. Abb. 2.3 zeigt ihren Einsatz schematisch.

Wird bei den Erweiterungen auf objektorientierte Konstrukte wie z.B. Klassen zurückgegriffen, spricht man auch von objektorientierten Ereignisgesteuerten Pro- zesssketten oEPK [Scheer et. al. 1997; Dandl 1999].

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14 Geschäftsprozesse im Zusammenspiel mit Business Software

Ereignisgesteuerte Prozesskette

ist verant- wortlich für Erläuterungen zu Organisation und Informationssystemen

ist repräsentiert durch

erzeugt hängt ab

von

Informations-/Materialfluss erzeugt

Aufgabe 1 erfüllen

Start- ereignis A

OR

Ereignis B Ereignis C

ereignis DEnd- Organisations-

einheit Informations-

system Informations-

system

unterstützt

Ware/

Service Dokument

Informationsobjekt

Erläuterung

Prozess- verweis Prozess- verweis

Erläuterungen zu Informationsobjekten

und Input / Output

Aufgabe 2 erfüllen (mit Verfeinerung)

Aufgabe 2 erfüllen (mit Verfeinerung)

Attribut Informationsobjekt

Abb. 2.3: Modellelemente der erweiterten Ereignisgesteuerten Prozesskette eEPK

Mit den Erweiterungen können die vier Sichten zusammen abgebildet werden, die für die Beschreibung des Fachkonzepts für ein Informationssystem erforderlich sind: Daten, Funktionen, Organisation und Steuerung. Diese vier Sichten bilden auch die Grundlage des weit verbreiteten methodischen Rahmenkonzepts ARIS – Architektur integrierter Informationssysteme [Scheer 1991].

In einigen Fallstudien in diesem Buch wird eine vereinfachte Form der erweiterten Ereignisgesteuerten Prozesskette verwendet. Die Vereinfachungen dienen der Übersichtlichkeit und leichteren Lesbarkeit der Prozessmodelle. Auch bei der eingangs erwähnten Initiative ProZoom werden EPKs in vereinfachter Form ein- gesetzt. Dabei dienen die Darstellungen als Anschauungsbeispiele. Sie sollen nicht mit Hilfe fester Transformationsregeln in konkrete Implementierungen überführt werden können. Die Abbildungen stellen deshalb auch keine vollständige und formal konsistente Modellierung eines Fachkonzepts dar. Für die vereinfachte Notation ist auf der Website www.prozoom.ch eine Anleitung [Wölfle 2004] und eine Microsoft Powerpoint Formatvorlage mit Modellelementen verfügbar.

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Verteilung und Integration von Anwendungssystemen 15

2.4 Verteilung und Integration von Anwendungssystemen Nachdem mit Hilfe des Business Szenarios und der erweiterten Ereignisgesteuer- ten Prozesskette der Geschäftsprozess in seinem Kontext abgegrenzt und in seinem Ablauf mit Ergänzungen aus den vier ARIS-Sichten beschrieben ist, bleibt die Übertragung zusammenhängender Lösungen auf konkrete Anwendungssysteme.

Bei einer verteilt genutzten Anwendung eines oder mehrerer Informationssysteme, wie sie in Business Szenarios aufgrund der organisationsübergreifenden Perspekti- ve die Regel sein dürfte, bietet sich das Schema gemäss Abb. 2.4 an [Schubert 2003]. Es zeigt die am Business Szenario beteiligten Rollen mit ihren im Kontext wichtigen Anwendungssystemen sowie deren Integration. Das Schema zeigt die Verteilung der wichtigsten Funktionen und Daten, was für das Verständnis der Verantwortungsbereiche, Abhängigkeiten und damit Risiken der Lösung äusserst wichtig ist. Indem für die Systeme die drei Layer Datenhaltung, Geschäftslogik und Benutzerinterface unterschieden werden, lässt sich aufzeigen, auf welcher Ebene die Integration erfolgt.

Handelsunternehmen Alle Handelsprozesse

Auftragsbearbeitung

Produktdaten ERP-Datenbank

E-Shop

Datenbank Ergänzende Produktdaten Auftragsdaten

Bestellung ERP-

System

Kundendaten

Browser Online-Einkauf

Kunden Verkaufsprozesse

Lieferanten

Auftragsbearbeitung

Bestandsdaten ERP-Datenbank

Produktdaten ERP- System

Lagerführung

ERP- Client ERP-

Client

Legende Einsatzbereich/

Hauptprozesse Präsentationslayer/

Benutzerbildschirm

Anwendungslayer/

Geschäftslogik

Datenlayer/

Datenhaltung Hauptfunktionen

Wichtigste Daten

Abb. 2.4: Verteilung und Integration von Anwendungssystemen eines Business Szenarios Das Schema soll mit folgendem Beispielszenario erläutert werden: Ein Handelsun- ternehmen in einem beratungsintensiven B2B-Marktsegment will seine Marktstel- lung grundsätzlich verbessern. Dies soll durch die Ausweitung des Sortiments, die Erhöhung der Lieferfähigkeit sowie die schnellere und effizientere Bestell- und Auftragsabwicklungsprozesse bei den Kunden und im eigenen Unternehmen erfol- gen. Abb. 2.4 zeigt das für diese Anforderungen entworfene Lösungsszenario, darin die involvierten Anwendungssysteme und deren Integration. Ein E-Shop soll den Kunden in Zukunft ein komfortables One-Stop-Shopping bieten, er ist aber

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16 Geschäftsprozesse im Zusammenspiel mit Business Software

ausschliesslich via Internet und Browser zugänglich. Neben zahlreichen Zusatz- informationen zu den wissensintensiven Produkten sind die kundenindividuellen Preise sowie die aktuelle Artikelverfügbarkeit anzuzeigen. Dies wird erreicht, indem ein zur Produktfamilie des ERP-Systems gehörender E-Shop (ein E-Business-Modul) ausgewählt wird, der über eine systeminterne, proprietäre Schnittstelle direkt auf die Applikationslogik des ERP-Systems zugreift. Die eben- falls angestrebte Ausweitung des Sortiments und die Erhöhung der Lieferverfüg- barkeit kommen mit dem zuvor praktizierten Logistikkonzept nicht in Betracht.

Dem Beispiel anderer Branchen folgend wird eine Lösung mit den Vorlieferanten gesucht. Mit dreien von ihnen, die insgesamt 80 % des Sortiments abdecken kön- nen, soll eine Integration auf Stufe der ERP-Systeme erfolgen. Die asynchrone Integration ist so eingerichtet, dass Aufträge und Artikelverfügbarkeit mehrmals in der Stunde abgeglichen werden.

2.5 Fazit

Das vorgestellte Methodenset erlaubt auch Nichtspezialisten, Darstellungen von Geschäftsprozessen im Zusammenspiel mit Business Software zu lesen, zu disku- tieren und zu entwerfen. Es ermöglicht, die Architektur der Geschäftsprozesse mit der Architektur der Anwendungssysteme zu verbinden.

Für Betriebsökonomen und Prozessverantwortliche in Fachabteilungen ist es vor- teilhaft, wenn sie sich im Themendreieck Business Szenario, Geschäftsprozess und Business Software artikulieren können. Sie werden in ihrer Wertschöpfungskette leichter eine geeignete Arbeitsteilung finden, „Schnittstellen“ als fachliche Gestal- tungschance erkennen und Anforderungen an technische Infrastrukturen kompe- tenter formulieren können. Zudem beginnen einige Hersteller von Business Soft- ware, ihre Anwendungen um einen zusätzlichen Prozesslayer zu erweitern [vgl.

Fachbeitrag Altherr/Bader, S. 27]. Der Prozesslayer ist zwischen Anwendungslay- er und Präsentationslayer angesiedelt (vgl. Abb. 2.4) und öffnet die Anwendung für Business Process Management Tools. Diese Tools präsentieren dem Benutzer eine Oberfläche, die eine Anpassung der systemgestützten Geschäftsabläufe mit Hilfe von grafischen Elementen erlaubt.

Der Kompetenzaufbau auf Seite der Fachabteilungen ist damit das Pendant zur Entwicklung von Business Process Management Tools auf Seite der Softwareher- steller. Beide zusammen können einen Quantensprung in der flexiblen Abstim- mung von Prozess und IT bewirken.

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