März 20 1
Die Folgen des Klimawandels für den heimischen Wald:
aktuelle Situation und erste Perspektiven
Axel Henke, Forstamt Boppard
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Wo stehen wir?
Wo stehen wir? Wo stehen wir?
Wo stehen wir?
Klimasituation aktuell Klimasituation aktuell Klimasituation aktuell Klimasituation aktuell
Kl imaveränderung: Temperaturanstieg in RLP:
Kl imaveränderung: Temperaturanstieg in RLP: Kl imaveränderung: Temperaturanstieg in RLP:
Kl imaveränderung: Temperaturanstieg in RLP:
2018 wärmstes Jahr 2018 wärmstes Jahr 2018 wärmstes Jahr 2018 wärmstes Jahr
7 ,1 °C 1 0 ,8 °C
Vegetationszeit: Phänologische Uhr
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Wie wird sich das Klima Wie wird sich das Klima Wie wird sich das Klima Wie wird sich das Klima
entwickeln?
entwickeln? entwickeln?
entwickeln?
Klimaprognosen Klimaprognosen Klimaprognosen Klimaprognosen
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1,6 °C-Anstieg gegenüber vorindustriell
weiterer Anstieg: 0,9 bis 4,7 °C bis 2100 gegenüber 1971-2000
Kl i mawandel in der Zukunft:
weiterer Temperaturanstieg
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Thema der Präsentation März 20 1Thema der Präsentation März 20 März 20
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Aktuelle Situation im Wald Aktuelle Situation im Wald Aktuelle Situation im Wald Aktuelle Situation im Wald
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Folgen für den Wald und seine Baumarten
Durch Trockenheit und Borkenkäfer abgestorbene Fichten
Douglasiengallmücke Trocknisschäden Eiche
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Eichenprachtkäfer
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Eschensterben
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Sogar die Buche ist betroffen ....
Rotbuche mit Komplexkrankheit
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Rindenfenster der Rotbuche
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Insektenbefall an Rotbuche
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Stammquerschnitt mit Holzverfärbung
Folgen des Klimawandels auf Folgen des Klimawandels auf Folgen des Klimawandels auf Folgen des Klimawandels auf den Wald, seine Funktionen den Wald, seine Funktionen den Wald, seine Funktionen den Wald, seine Funktionen
und die Gesellschaft und die Gesellschaft und die Gesellschaft und die Gesellschaft
Ökonomische Folgen der Klimakrise im Wald:
Schadholz an Fichten: Sturm und Borkenkäfer
Fichten-Kalamitätsholz Sturmwurf
Friederike 2018: 400.000 fm, Eberhard 2019: 250.000 fm Sabine 2020: 400.000 fm Trocknis-/ Borkenkäfer-Schadholz:
RLP: 2,5 Mio m³ 2019 europaweit: 150 Mio m³
Holzpreis (Fichte normal):
65 €/ m³
derzeit: 27 €/ m³
Aufarbeitungskosten: 23 – 35 €/ m³
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Menge Käf erholz: 150 Mio f m, europaweit, noch nie dagewesen
Forstamt Boppard: 2018 10.000 m³, 2019 30.000 m³
Holzpreise decken
Auf arbeitungskosten kaum noch, tlw. Sortimente nicht v ermarktbar.
Unternehmerv erfügbarkeit?
Borkenkäfer
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Folgen der Klimakrise im Wald Infrastruktur
Eichen-Niederwald befallen mit Schwammspinner und Eichenwickler
• Kein Wasserrückhalt bei Starkregen
• Erosionsschutz vermindert
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Folgen der Klimakrise am Wald
Infrastruktur
Hangrutsch bei Starkregen:
• „Systemimmanente Schäden“ für Bahntransport
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Folgen der Klimakrise am Wald Schutz der Ortslagen und Kleinklima
Wald schützt Besiedlung
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Kahlflächen durch Borkenkäferfrass
Ökol ogische Folgen der Kl imakrise im Wald:
K ahlflächen im Wald K ahlflächen im Wald K ahlflächen im Wald K ahlflächen im Wald
Intensive Sonneneinstrahlung und Mineralisierung führt zur
• Auswaschung von Nährstoffen
• CO2-Quelle in ersten 3-4 Jahren
• Wiederbewaldung schwierig
• Grundwasserneubildung und – speicherung verringert
• Trinkwasserfilter reduziert
• Wasserrückhalt bei Starkregen nicht mehr gegeben
• Erosionsschutz vermindert
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Klimawandel verändert unsere Waldlandschaft
Fol gen der Kl imakrise i m Wald
Landschaftsbild
Starkregenereignis Binger Wald
Folgen der Klimakrise im Wald:
Erholung und Forstwirtschaft
Folgen der Klimakrise im Wald Walderholung und Tourismus
Eichenprozessionsspinner an Wanderweg
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Elsbeernaturverjüngung
Folgen der Klimakrise im Wald:
Wiederbewaldung – viel Arbeit, hohe Kosten
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Eiben im Hordengatter
Folgen der Klimakrise im Wald:
Wiederbewaldung - Wildverbiss
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Folgen der Klimakrise im Wald Forstpersonal
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... und jetzt?
Oberziel: Erhaltung des Waldes und seiner Funktionen Klimastabile, naturnahe Mischwälder
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Erste Schlussfolgerungen Erste Schlussfolgerungen Erste Schlussfolgerungen Erste Schlussfolgerungen
Klimakrise im Wald Klimakrise im Wald Klimakrise im Wald Klimakrise im Wald
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•Der Klimawandel ist die größte Herausforderung unsere Zeit, insb. für Natur und Landnutzungssysteme
•Das Überleben der Menschheit hängt mittelfristig davon ab, wie wir mit der Klimakrise umgehen
•Die Walderhaltung und Sicherung aller Waldfunktionen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe
•Aktiver Klimaschutz und Klimaanpassungsstrategie für den Wald sind notwendig
Welche Schlussfolgerungen können wir ziehen?
Welche Handlungsoptionen haben wir den Wald an den Klimawandel anzupassen?
Klimaanpasssung:
•Walderhalt des vorhandenen Waldes als Oberziel
•Waldumbau zu klimastabileren Mischwäldern
•Wiederbewaldung von Kalamitätsflächen
•Stressfaktoren auf den Wald zurückfahren: z. B. Wildbestand in Bereichen deutlich reduzieren.
Klimaschutz:
•Walderhaltung - als größte terrestrische CO2-Senke
•Weiterer Aufbau von Holzvorräten (Waldspeicher, CO2-Senke)
•Verwendung von Holz in langlebigen Produkten (Holzspeicher + Substitution), Suffizienz
Anpassungsgrundlagen
Klimaeignung Hauptbaumarten
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Anpassungsfähigkeit erhöhen
Alternative Baumarten - eurasiatische Arten?
lange Koevolution mit heimischen Arten/Gattungen geringes Invasionspotenzial
passende mikrobielle Begleitarten
in vorhandene Lebensgemeinschaften in der Regel besser integrierbar
geringe Gefahr durch gefährliche Gegenspieler
Auswahl aussichtsreicher, zu prüfender Arten
►Felsenahorn
►Esskastanie
►Baumhasel
►Zerreiche
…
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Eichen Naturverjüngung
Anpassungsfähigkeit erhöhen Genetische Auswahl
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Tannen und Buchen- Jungwuchs
Klimaanpassung:
Stressfaktoren reduzieren: Wildverbiss
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Ausblick und mögliche Lösungsansätze
•Nichtstun? – ist keine Lösung: Wald ist Patient, Mensch ist Teil des Ökosystems, Evolution kommt nicht der Entwicklung der Menschheit hinterher, Staats- und Gemeindewald ist Gemeinwohl und Daseinsvorsorge verpflichtet zum Handeln, vorbildlich.
•Weiter so wie bisher? Erwerbsorientierte Forstwirtschaft, die alle Waldmaßnahmen finanziert, funktioniert nicht mehr: Nadelholzkrise!, Holzzuwachs?, Holzeinnahmen? Verderbl. Produkt
•Oder einen Paradigmenwechsel in der Waldbewirtschaftung generell herbeiführen? Finanzierungsmodell, Gesetzgebung, Umsetzungsstruktur
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Paradigmenwechsel in der Waldnutzung
1. Neues Oberziel heißt Walderhaltung: klimastabiler, naturnah, nachhaltig bewirtschaftetes Ökosystem Wald mit hohem CO2- Speicherpotential und möglichst großem Holznutzungspotential in langlebige Holzprodukte, klimaresilliente naturnahe Mischwälder 2. Neues Finanzierungsmodell der Waldnutzung: z. B. Flächenprämie
für gesamtgesellschaftliche CO2-Speicherleistung (Klimaleistung: 8,8 m³x1 to/CO²/m³x 25 € = 220 €/ha) mit drei Abstufung nach def.
Kriterien, einfaches Auszahlungsmodell mit jährl. Wirtschaftsplänen 3. Angepasste Gesetzgebung (LWaldG, LJagdG, Klimaschutzgesetz,
etc): strengere Regeln zum Oberziel Walderhalt/ „KlimaWald“, Waldleistungen ins Klimaschutzgesetz aufnehmen
4. Umsetzungsvoraussetzungen schaffen: Forschung intensivieren, Umsetzungsstrukturen aufbauen, Instrumente umbauen, Akteure und Bevölkerung „schulen“
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