• Keine Ergebnisse gefunden

Von welchen Ressourcen lebt die Kirche?

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Von welchen Ressourcen lebt die Kirche?"

Copied!
11
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

3.3.5

Von welchen Ressourcen lebt die Kirche?

Teil 3.3: Kirche in unserer Gesellschaft

3.3.5 Von welchen Ressourcen lebt die Kirche?

Kompetenzen und Unterrichtsinhalte:

Die Schüler sollen

Š

die ökonomische und gesellschaftspolitische Lage der Volkskirchen realistisch einschätzen lernen,

Š

die Gestaltungskraft der Kirchen für die Zukunft der Länder erkennen,

Š

ehrenamtliche Gemeindearbeit leisten und Mitspracherecht in den Pfarreien einfordern lernen,

Š

mit fi nanziellen und sozialen Indikatoren kirchlichen Lebens kalkulieren können,

Š

die charismatischen Feuerzungen der Apostelgeschichte als Bild geistlichen wie auch ökonomi- schen Aufbruchs in Europa kennenlernen,

Š

die metaphorische Ausdrucksform „Viel Dampf im Kessel“ auf die Zeit von der Reformation bis heute anwenden können,

Š

Papst Franziskus mit seinem aus vergoldetem Silber gefertigten Fischerring und als Prediger des Weltjugendtags wertschätzen lernen.

Didaktisch-methodischer Ablauf Inhalte und Materialien (M) I. Hinführung

Ist die katholische Kirche die von Papst Franzis- kus geforderte „Kirche der Armen“? Wie ver- trägt sich dieser Anspruch mit einem Diözesan- haushalt, in dem Millionensummen

ausgewiesen sind. Über 664 Millionen Euro verfügt z.B. das Erzbistum München und Frei- sing im laufenden Haushaltsjahr; bereits im Vorjahr hat man durch unerwartet hohe Kir- chensteuereinnahmen 55 Mio. Euro „als kurz- fristige strategische Investitionsreserve“ zurück- legen können. Das meiste Geld wird für das Personal, die Seelsorge und für karitative Zwe- cke ausgegeben.

Alternative:

M2 eröffnet mit einem alttestamentarischen Text einen Ausblick auf eine zukunftsfähig und fruchtbar werdende Kirche.

M1 stellt den „Teufelskreis“ von Glaubenskrise und Vermittlungskrise einschließlich passender Arbeitsaufträge für die Schüler vor.

Mit einer Folie von M1b kann als Thementitel

„Das Kreuz mit dem Geld – von welchen Res- sourcen lebt die Kirche?“ diskutiert werden.

p Arbeitsblatt 3.3.5/M1a und b**

p Folienvorlage 3.3.5/M1c*

Der Text wird gemeinsam gelesen. Die Arbeits- aufträge bearbeiten die Schüler selbstständig.

p Arbeitsblatt 3.3.5/M2a und b**

II. Erarbeitung

Unternehmensberater diagnostizieren, dass – außer den fi nanziellen – alle Indikatoren auf eine gefährliche Abwärtsspirale hindeuten.

VORSC

HAU

(2)

3.3.5 Von welchen Ressourcen lebt die Kirche?

Teil 3.3: Kirche in unserer Gesellschaft

Folgende Thesen helfen:

• Krisen, so auch die Krise der Kirche, können heilsam sein.

• Vorbild dafür: Wie Augustinus mit dem Blick auf den paulinischen Römerbrief seine Erschüt- terung bewältigt.

• Gleichwohl haben beide Kirchen die Aufgabe, in politischen Machtfragen mitzusprechen, denn sie befi nden sich in folgenden Traditio- nen des fünfzehnten und sechzehnten Jahr- hunderts:

• die europäischen Renaissance • der christliche Humanismus • die Reformation

M3 und M4 thematisieren konstitutive Res- sourcen kirchlichen Lebens: die Ehrenamtli- chen und die „Hörer des Wortes“ (Karl Rah- ner).

p Arbeitsblatt 3.3.5/M3a und b**

p Arbeitsblatt 3.3.5/M4a und b***

Den dramatischen Abwärtstrend aller Indikato- ren zeigt M5 auf, wobei in der Klasse debat- tiert werden kann, wie die Kirche im selben Zeitraum fi nanziell um fast fünfzig Prozent wachsen konnte.

p Arbeitsblatt 3.3.5/M5a und b**

M6 bietet mit dem Pfi ngstbericht der Apostel- geschichte ein Urmuster geistlichen wie auch ökonomischen Aufbruchs. Die Schüler können ihre Gedanken dazu auf dem Arbeitsblatt und in freier Aussprache äußern.

p Arbeitsblatt 3.3.5/M6a und b**

III. Weiterführung und Transfer

Der Jesuitenorden hat mit Heinrich Pesch (1854-1926), Oswald Nell-Breuning (1890- 1991) und Friedhelm Hengsbach (geb.

1937) die katholische Soziallehre ausdiffe- renziert und mit Jon Sobrino (geb. 1938) die südamerikanische Befreiungstheologie unter- stützt.

Papst Franziskus ist als Jorge Mario Bergog- lio SJ Provinzial der Jesuiten in Buenos Aires gewesen. Und er verleugnet heute seine jesui- tischen Bindungen nicht.

M7 stellt die Jugend als Zukunft der Kirche vor.

p Arbeitsblatt 3.3.5/M7a und b**

Auch in früheren Zeiten gab es Krisen, wie der Text zur augustinischen Theologie verdeutlicht.

p Arbeitsblatt 3.3.5/M8a und b***

M9 fragt die Klasse, ob sie den „Dampf im Kes- sel“ als Antriebskraft für kirchliche Erneuerung nachempfi nden kann.

VORSC

HAU

(3)

3.3.5

Von welchen Ressourcen lebt die Kirche?

Teil 3.3: Kirche in unserer Gesellschaft

Alternative:

Auf ein durch sozialkritische Theologie und Philosophie geschultes Denken wird eine Kir- che der Zukunft nicht verzichten können, um das „Kreuz mit dem Geld“ im Sinne des Religi- onsstifters Jesus von Nazareth tragen zu kön- nen.

In M9c kann Papst Franziskus als der Hoff- nungsträger mit dem Fischerring anhand eines Lückentextes erarbeitet werden.

p Arbeitsblatt 3.3.5/M9a und b**

p Lückentext 3.3.5/M9c*

p Lösungsblatt 3.3.5/M9d

Eine vertiefende Betrachtung kann mit M10 bis M12 ökumenische Fragestellungen einüben:

• Wie stand Luther zum prunkvollen Leben der Renaissance-Päpste?

• Wie hat die Reformation die deutsche Historie geprägt?

• Wie haben sich beide Kirchen im 20. Jahrhun- dert nicht nur als Nachfahren Abels, sondern auch Kains erfahren?

p Arbeitsblatt 3.3.5/M10a und b**

p Arbeitsblatt 3.3.5/M11a und b**

p Arbeitsblatt 3.3.5/M12a und b***

Tipp:

! Š

Eberhard Simons, Augustinus, in: Theologisches Taschenlexikon in acht Bänden, hrsg. von Karl Rahner, Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 1973

Š

Thomas von Mitschke-Collande, Schafft sich die Katholische Kirche ab?, Tagungsskript der Hanns-Seidel-Stiftung, München 2013 (http://www.hss.de/fi leadmin/media/images/Bildung- Politik/AKA/130725_Praesentation_Mitschke.pdf)

Š

Jakob Wetzel, Das Kreuz mit dem Geld – „Thema des Tages“ zum Erzbistum München und Freising, in: Süddeutsche Zeitung, 21.8.2013

Š

Jakob Wetzel, Sozialer Auftrag der Kirche, ebd.

Autor: Franz-Josef Reismann, geb. 1954, studierte Theologie und Germanistik für das Lehramt an Gymnasien an der WWU Münster und der LMU München. Er unterrichtet Religion und Deutsch an einem Landshuter Gymnasium und ist Autor mehrerer Publikationen in verschiedenen Verlagen.

VORSC

HAU

(4)

3.3.5/M1a** Von welchen Ressourcen lebt die Kirche?

Teil 3.3: Kirche in unserer Gesellschaft

Der Teufelskreis

Die Krise der Kirche erfasst alle Dimensionen in einer Abwärtsspirale

Gl b k i

1 2

Glaubenskrise

Vertrauens- krise Vermitt-

lungs-

3

krise

Autoritäts- krise

Struktur-

krise Führungs

6

krise Führungs-

krise 4

5

(Grafi k aus: „Schafft sich die katholische Kirche ab?“ Analysen und Fakten des Unternehmensberaters Thomas von Mitschke-Collande – Tagung der Hanns-Seidel-Stiftung vom 25.07.2013)

Die Diagnose des Unternehmensberaters ist wenig schmeichelhaft. Folgende Kritikpunkte führt er an:

1. Der Glaube an die christlichen Inhalte fällt den Zeitgenossen schwer.

2. Daraus ergibt sich eine Vertrauenskrise. Man traut der Kirche nicht mehr zu, dass sie heutigen Menschen etwas zu geben hat.

3. Welche Autorität gilt heute? Der Pfarrer oder der Bischof werden nur von wenigen Menschen als Autoritäten anerkannt.

4. Die Kirche selbst hinterfragt den eigenen Führungsstil. Die Ökonomie ist ein schwerwiegendes Argument. Wenn mit den zunehmenden Kirchenaustritten Kirchensteuereinnahmen wegbrechen, sind die eigenen Arbeitsplätze in Gefahr. Somit wird besonders die kirchliche Führung in Frage gestellt.

5. Muss nicht die kirchliche Hierarchie – vom Laien über den Geistlichen bis hin zu den höchsten geistlichen Würdenträgern – neu geordnet werden? Ist die über Jahrhunderte gewachsene Struk- tur christlichen Gemeindelebens im 21. Jahrhundert noch länger aufrechtzuerhalten?

6. Die biblischen Texte sind in vor- und frühchristlicher Zeit entstanden. Lässt sich aus ihnen heute noch Gottes Heilszusage und Frohbotschaft ableiten und an die deutschen und europäischen Bürger vermitteln?

Arbeitsaufträge:

1. Warum muss sich die christliche Volkskirche, ob sie nun katholisch oder protestantisch ist, auch als Wirtschaftsunternehmen verstehen?

________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________

VORSC

HAU

(5)

3.3.5/M2a**

Von welchen Ressourcen lebt die Kirche?

Teil 3.3: Kirche in unserer Gesellschaft

Die Kirche als Magd des Herrn

Der Priester Eli erwiderte und sagte zu Hanna: „Geh in Frieden! Der Gott Israels wird dir die Bitte erfüllen, die du an ihn gerichtet hast.“ Sie sagte: „Möge deine Magd Gnade fi nden vor deinen Augen.“

Dann ging sie weg; sie aß wieder und hatte kein trauriges Gesicht mehr. […] Ikana erkannte seine Frau Hanna; der Herr dachte an sie, und Hanna wurde schwanger. Als die Zeit abgelaufen war, gebar sie einen Sohn und nannte ihn Samuel, denn [sie sagte]: „Ich habe ihn vom Herrn erbeten.“

1 Sam 1, 17-20

1

5

10

15

20

„Denen, die in dieselben Flüsse hineinsteigen, strömen andere und wieder andere Wasserfl uten zu. In dieselben Flüsse steigen wir und steigen wir nicht; wir sind und wir sind nicht.“ Diese Betrachtungen Heraklits aus vorchrist- licher Zeit konnten kein statisch gefestigtes Denkgebäude begründen.

Seine These „Alles hat jederzeit das Entgegengesetzte an sich“ wurde bald durch den Satz von der Selbst-Identität aller Dinge abgelöst: „Zu sagen, das Seiende sei, und das Nichtseiende sei nicht, ist wahr.“ Den festen Boden dieser widerspruchsfreien Logik des Philosophen Aristote- les brauchte das abendländische Denken, um sich entwickeln zu können. Diese Rationalität wurde die der modernen Wissenschaft und der Ökonomie. Die Kraft und Konsequenz, mit der der Mensch seine wirtschaftlichen Geschicke und seine Welt selbst zu gestalten und zu verant- worten begann, hat als Hintergrund dieses Denken.

Die Stärke dieser Weltauffassung darf aber nicht über ihre Schwächen hinwegtäuschen. Parallel zur griechischen Philosophie hat sich im letzten vorchristlichen Jahrtausend das Denken der biblischen Schreiber herausgebildet, das die Gespanntheit und Widersprüchlichkeit der Le- bensverhältnisse mitunter besser erfasst und thematisiert, als es die aristotelische Logik vermag.

Eingefl eischte Widerspruchsverbote werden unter Schmerzen gelöst, wenn jemand es wagt, in sein eigenes Scheitern einzusteigen und es in Worte zu fassen.

Hanna bringt das Elend ihrer Unfruchtbarkeit mutig zur Sprache – so kann sie als beken- nende Magd des Herrn durch die Fürsprache des Propheten Eli schließlich Samuel und mit ihm einen Vorboten des messianischen Königtums gebären.

Arbeitsaufträge:

1. „Ikana erkannte seine Frau …“ Das bedeutet, dass Ikana mit seiner Frau Hanna Geschlechtsverkehr hatte. Warum bevorzugt die Bibel dieses Tätigkeitswort „erkennen“?

________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________

Hanna und Samuel

(11. Jh. v. Chr.)

VORSC

HAU

(6)

3.3.5/M2b** Von welchen Ressourcen lebt die Kirche?

Teil 3.3: Kirche in unserer Gesellschaft

2. Wegen ihrer Kinderlosigkeit wird Hanna zum Gespött ihrer Umgebung. Wie reagiert sie auf diese Schmach?

________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________

3. Die von dem griechischen Denker Aristoteles bereits vor mehr als zweitausend Jahren begründeten Wissenschaften haben Europa das Gesicht gegeben, das es heute hat. Wie versuchen die Wissenschaft- ler heute kinderlosen Frauen in ihrer Verzweifl ung zu helfen?

________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________

4. Mit Rationalität und Logik lässt sich nicht jedes Elend des Lebens beseitigen. Wann bist du beim Blick in die Zeitung oder in die Fernsehnachrichten über die Unvernunft des Menschen am meisten erschüt- tert?

________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________

5. Auch der Kirche wird heute ihre Unfruchtbarkeit vorgeworfen, wenn man sagt, sie gestalte die Zukunft der Menschen nicht mehr mit. Welche Demut lebt die biblische Hanna uns allen vor?

________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________

6. Der biblische Gott setzt Samuel in seinen heilsgeschichtlichen Ablauf – vom ersten Gesalbten Israels, König David, bis hin zum Messias Jesus Christus – ein. Welche Bedeutung bekommt Samuel in dem altbiblischen Geschichtsbuch gleichen Namens für David?

________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________

VORSC

HAU

(7)

3.3.5/M5a**

Von welchen Ressourcen lebt die Kirche?

Teil 3.3: Kirche in unserer Gesellschaft

Finanzielle Bodenschätze der Kirche

Dramatischer Abwärtstrend fast aller Indikatoren – Veränderungen 1990 - 2011

Rückgang Mitglieder (-3,7 Mio.) -13%

-14%

Rückgang Pfarreien (-1.900)

-25%

-42%

Rückgang Welt-/Ordenspriester

Rückgang Taufen

(-4.800)

(-123.000)

Rückgang Trauungen (-63,800) -58%

61%

Rückgang Trauquote -33%

Rü k G tt di tb h

(48% Ö30%)

( 3 1 Mi )

+48%

Rückgang Gottesdienstbesuche -61%

Anstieg Kirchensteuer pro Kopf

(-3,1 Mio.)

(+1,1 Mrd.)

(Grafi k aus: „Schafft sich die katholische Kirche ab?“, Analysen und Fakten des Unternehmensberaters Thomas von Mitschke-Collande – Tagung der Hanns-Seidel-Stiftung vom 25.07.2013)

1

5

10

Die Unternehmensberatung verzeichnet in den wichtigsten Bereichen kirchlichen Lebens in Deutschland schwerwiegende Rückgänge. Der Schwund an Mitgliedern und Pfarreien betrug in den letzten zwei Jahrzehnten mehr als zehn Prozent. Die Zahl der Inhaber geistlicher Be- rufe ging im selben Zeitraum um ein Viertel zurück, die Zahl der Trauungen und der Taufen sogar um die Hälfte. Und nur noch etwa ein Drittel der Gottesdienstbesucherzahlen des Jahres 1990 kann heute verzeichnet werden.

Der dramatische Abwärtstrend betrifft alle Indikatoren – bis auf einen! Nach den Informationen des Wirtschaftswissenschaftlers von Mitschke-Collande, der ein enger Berater der katholischen Kirche ist, ist die Pro-Kopf-Belastung des einzelnen Kirchensteuerzahlers in den untersuchten Jahren um fast fünfzig Prozent angestiegen. 1,1 Mrd. Euro wurden im Jahr 2011 mehr an Mit- gliedsbeiträgen eingenommen als 1990.

Arbeitsaufträge:

1. Viele Jugendliche sind stolz darauf, Mitglied in einem Sportverein oder in der Fangruppe eines großen Klubs zu sein. Auf welche Mitgliedschaft bist du stolz?

________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________

VORSC

HAU

(8)

3.3.5/M8a***

Von welchen Ressourcen lebt die Kirche?

Teil 3.3: Kirche in unserer Gesellschaft

Illuminatio Christi

Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt, bei denen, die nach seinem ewigen Plan berufen sind; denn alle, die er im Voraus erkannt hat, hat er auch im Voraus dazu bestimmt, an Wesen und Gestalt seines Sohnes teilzuhaben, damit dieser der Erstgeborene von vielen Brüdern sei. Die aber, die er vorausbestimmt hat, hat er auch berufen, und die er berufen hat, hat er auch gerecht gemacht; die er aber gerecht gemacht hat, die hat er auch verherrlicht.

Röm 8, 28-30

1

5

10

15

20

Aurelius Augustinus (354-430), Rhetorikprofessor in Mai- land, entscheidet sich auf dem Höhepunkt einer lange währenden geistigen Krise – er ist inzwischen von dem diesseitsverneinenden, leibfeindlichen Manichäismus und einem fundamentalen Skeptizismus erfasst – unter dem Eindruck der Lektüre des paulinischen Römerbriefes für

das Christentum. Seine später entwickelte Gnaden- und Prädestinationslehre hat hier ihre Quel- le.

Manche kritisieren: „Wer in Gottes Erwählungsplan nicht berücksichtigt wird, hat wohl Pech gehabt.“ Aber die These von der Vorherbestimmung des Menschen durch Gott muss rich- tig verstanden werden. Augustinus kommt zu der Einsicht, dass der Mensch bei sich selbst einkehren muss. Die Wahrheit ist innerlicher und intimer, als das Ich sich selbst innerlich ist.

Die von ihm entwickelte Illuminationslehre besagt, dass in allem Erkennen die Wahrheit als das unbedingte Licht allen Bewusstseins miterkannt wird. Als Licht und Leben ist die Wahrheit Er- eignis der Begegnung des Menschen mit Gott. Einmal ist sie immerwährende illuminatio Gottes im Menschen, der der sündige Mensch seine Dunkelheit überstülpt. Zum anderen ist sie die je einmalige illuminatio, in der die Herrlichkeit Gottes als Heil erfahren wird. Die „Erleuchtung“

ereignet sich im Anruf Gottes und in der Antwort des Menschen.

In diesem Dialog verwirklicht sich die göttliche Transzendenz und die Geschichte des frei ent- scheidenden Menschen zugleich. Diese augustinische Radikalisierung der dialogisch-ereignishaft gedachten Bezogenheit von Transzendenz und menschlicher Freiheitsgeschichte ist von späteren Denkern kaum mehr erreicht worden.

Arbeitsaufträge:

1. Lies die Erklärung der Fachbegriffe aus dem Text und beantworte dann die Frage.

Manichäismus = die Lehre des Persers Mani (3. Jh.) von der Zweiteilung der Welt in Licht und Finsternis; Skeptizismus = Verzicht auf alle Sicherheit; Prädestinationslehre = gnadenhafte

Vorherbestimmung menschlichen Lebens; Illumination = Erleuchtung; Transzendenz = Bereich jenseits des Irdischen.

Augustinus

(4. Jh. n. Chr.)

VORSC

HAU

(9)

3.3.5/M8b*** Von welchen Ressourcen lebt die Kirche?

Teil 3.3: Kirche in unserer Gesellschaft

Was verstehst du mit diesen Worterklärungen leichter?

________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________

2. Der Auftrag „Nimm und lies!“ verändert das Leben des Augustinus. Welche Lektüre hat dich schon einmal „umgehauen“?

________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________

3. Die Grimm’schen Märchen kennen Figuren, die in einer Glückshaut geboren sind und denen die Nach- stellungen vom König und von Räubern stets zum Guten geraten. Was erfährt Augustinus als tiefes Glück?

________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________

4. Mit der Entdeckung der asiatischen Religionen durch den Westen ist die Suche nach der Erleuchtung in unseren Breiten populär geworden. Was bedeutet dir im Gebet das Licht?

________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________

5. Herrchen ruft und der Hund antwortet mit dem Heben des Kopfes oder mit einem Bellen. Was erlebst du in grundlegenden Kommunikationen des Alltags?

________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________

6. In gewisser Hinsicht ist das augustinische Denken in späteren Jahrhunderten kaum mehr erreicht worden. Was zeichnet diesen Theologen der frühen Kirchengeschichte aus?

________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________

VORSC

HAU

(10)

3.3.5/M9c*

Von welchen Ressourcen lebt die Kirche?

Teil 3.3: Kirche in unserer Gesellschaft

Vergoldetes Silber: Hoffnungsträger Bergoglio

(Foto: Reuters/Tony Gentile)

Arbeitsauftrag: Ergänze die Lücken.

1

5

10

15

20

Jorge Mario Bergoglio, der neue Papst Franziskus, nennt sich nach dem Prediger des Armutsideals Franz von A________ aus dem 13. Jahrhundert.

Das ist genauso neu in der Kirchengeschichte wie auch die Zugehörigkeit eines Papstes zum Jes____________________. Die Jesuiten gelten in der Kirche als die sozial_________________ Denker. Franziskus ist ein besch_____________, aber auch ein ent________________ Mensch.

Bei seinem ersten Auftritt auf dem Balkon des Petersdoms trug er nur die w________ Soutane statt des üblichen Papstornats. Für die Fahrt zum Abendessen benutzte er nicht den vorgesehenen M______________ mit Cha_____________, sondern einen B____. Beim Essen selbst setzte er sich nicht auf den T___________________.

Er übernachtete weiter im G________________, holte sein G_________ dort selbst ab, b_____________ sein Zimmer und ging zu F____ zurück.

Er trägt weiterhin das e___________ Kreuz aus seiner Kardinalszeit vor der Brust, nicht eins aus Ed_______________. Statt der päpstlichen r________

Schuhe trägt er sc___________ Schuhe. Er ließ den Volks__________ wieder aufstellen und feierte die Messe somit zur Ge____________ gewandt.

Danach nahm er sich Z_______ für Gespräche mit Messbesuchern.

Sein Fischerring besteht nicht aus G_______, sondern aus verg____________

S__________. Vor dem Empfang der Vatikanbotschafter feierte er mit Rein_____________________, Gärtnern und Ang________________

des Vatikans eine Me________.

VORSC

HAU

(11)

3.3.5/M11a**

Von welchen Ressourcen lebt die Kirche?

Teil 3.3: Kirche in unserer Gesellschaft

Sola fi de – allein aus dem Glauben

"Wie viel Vertrauen haben Sie zu …?" (Skala von 1 - 4)

3,5 3,7 Mittelständische Unternehmen

Arbeitskollegen

( )

3 0 3,2

3,4 3,5

G k h ft

Kommunale Verwaltung meines Wohnsitzes Kleine Banken (z.B. Sparkassen)

Mittelständische Unternehmen

3,0 3,0 3,0

Bundesbank Stiftungen Gewerkschaften

2,8 2,8

Evangelische Kirche 2,7 Nichtregierungsorganisationen Presse

2 2 2,4 2,4

Großbanken Bundesregierung

Große Wirtschaftsunternehmen

2,1 2,2 2,2

1 9 Aufsichtsräte

Parteien Großbanken

1,9 Katholische Kirche

(Grafi k aus: „Schafft sich die katholische Kirche ab?“, Analysen und Fakten des Unternehmensberaters Thomas von Mitschke-Collande – Tagung der Hanns-Seidel-Stiftung vom 25.07.2013)

1

5

10

Ohne Vertrauen gibt es kein gutes Leben. Die oben vorgestellte Statistik der Hamburger Stiftung für Wirtschaftsethik ist besonders demütigend für die katholische Kirche. Diese kommt in der Liste der sechzehn Vertrauensgrößen auf den letzten Platz mit einem Wert von 1,9. Selbst die vielgescholtenen politischen Parteien schneiden mit einer Bewertung von 2,2 etwas besser ab. Mehr Vertrauen schenken die Deutschen der evangelischen Kirche (Index 2,7). Auch diese wird aber um sieben Zehntel z.B. von der Sparkasse übertroffen. Am wichtigsten ist den Bürgern des Landes das Vertrauen von oder zu den Kollegen am Arbeitsplatz.

Wenn man die Aufl istung betrachtet, erscheinen die Kirchen tatsächlich weitgehend verzichtbar.

Diese demoskopische Erhebung hat aber die Frage ausgelassen, welcher Wert der „Heiligen Schrift“ als der persönlichen Instanz des Glaubens gegeben wird. Dass die Befragten die Botschaft des Evangeliums tatsächlich geringer als ihre Sparkasse schätzen, muss leider befürch- tet werden.

Arbeitsaufträge:

1. Kirchen bieten sich als Orte des Glaubens und des Vertrauens an. Ihre Basis ist das „Wort Gottes“. Welchen Vertrauenswert zwischen 1,0 (niedrig) und 4,0 (hoch) würdest du der Bibel geben? Begrün- de deine Wahl!

________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________

________________________________________________________________________________________

Quelle: Ethikmonitor, Hamburger Stiftung Wirtschaftsethik, 2010

VORSC

HAU

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Das Wort'im altorientalischen und im hebräischen Denken Das göttliche Wort im alten Orient gehört mehr dem physischen Gebiet an, in Assyrien und Babylonien als ungeheure Kraft,

Reste etwa aus J(jrchen im bulgarischen Perustica und Zar Krum 6 bzw. ägypti- schen Bawir1. Die einzige erfreuliche Ausnahme stellt Ravenna 8 dar, welches aber hier

Dialogisches Denken von Rosenzweig bis zur Philosophie der Befreiung..

Solange man ohne festes und klares Ziel umherschweift ohne Führer, durch wirren Lärm und Lockstimmen bald dahin, bald dorthin gezogen, fließt das kurze Leben dahin unter

Jürgen Lichtkoppler ist Absolvent der BWL an der WU- Wien und eines MBA Studiums (UBC Vancouver in Kooperation mit der Donau Universität Krems). Zuletzt zeichnete er als

In der Nachfolge Jesu muss auch für die Kirche heute das erste Kriterium ihres Handelns in der Orientierung an der Wahrheit des Evan- geliums liegen. Wenn diese feststeht,

Kommen bei Ihnen andere bildgebende Verfahren wie Röntgendurchleuchtung, Kernspintomografie oder Ultra­ schall in Betracht, wird Sie der Arzt über die Vor- und Nach­ teile

Jeder Satz über Christus enthält auch eine Aussage über die Kirche, [...].‟ Moltmann macht damit selbst klar, dass die Christologie die Ekklesiologie fast von alleine beeinflusst.