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Förderung statt Zwang: Neue Open Access Strategie in Baden-Württemberg

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Academic year: 2021

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Bislang hält § 44 Absatz 6 Landeshochschulgesetz die Hochschulen in Baden-Württemberg dazu an, ihr wis-senschaftliches Personal durch Satzung zu verpflichten, ihr in § 38 Absatz 4 Urheberrechtsgesetz festgelegtes Recht auf nichtkommerzielle Zweitveröffentlichung für wissenschaftliche Beiträge wahrzunehmen, die im Rah-men der Dienstaufgaben entstanden und in einer perio-disch mindestens zweimal jährlich erscheinenden Sammlung erschienen sind. Eine entsprechende Satzung hat die Universität Konstanz erlassen.

Derartige Regelungen stoßen auf verfassungsrechtli-che Kritik, weil sie die durch Art. 5 Abs. 3 GG geschützte Freiheit der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen einschränken, selbst über Ob und Modalitäten von Ver-öffentlichungen zu entscheiden.1 Die rechtswissen-schaftliche Fakultät der Universität Konstanz hat deshalb gegenüber dem Rektorat der Universität erklärt, dass sie der in der Satzung festgelegten Pflicht, zur Zweitveröf-fentlichung auf einem Repositorium der Universität nicht folgen werde.2

Kritik und Protest sind nicht ohne Eindruck auf die Politik geblieben. Der Koalitionsvertrag zwischen Bünd-nis 90/Die Grünen Baden-Württemberg und der CDU Baden-Württemberg vom 9. Mai 2016 kündigt in seinem forschungspolitischen Abschnitt die Prüfung an, ob die Zweitveröffentlichungspflicht aufrechterhalten werden soll.

Zugleich spricht sich der Koalitionsvertrag für eine Weiterentwicklung der Open – Access – Strategie des Landes gemeinsam mit Hochschulen und Bibliotheken aus. Dazu soll geprüft werden, ob baden-württembergi-sche Open – Access – Zeitschriften durch das Land ge-fördert werden können.

Damit rückt ein freiheitlicher Weg zu mehr Open Ac-cess in den Fokus: Wissenschaftler und

Wissenschaftle-rinnen werden aufgerufen, das Recht zur Veröffentli-chung ihrer ForsVeröffentli-chungsergebnisse selbst in die Hand zu nehmen, indem sie, gefördert durch das Land, eigene Online-Zeitschriften für bestimmte Fachgebiete entwi-ckeln und herausgeben.

Dieser Ansatz reicht über die Wahrnehmung des Zweitveröffentlichungsrechts hinaus. Attraktion gewin-nen Online-Zeitschriften, wenn sie auch und sogar über-wiegend Erstveröffentlichungen enthalten. Dass der Aufbau solcher Online-Zeitschriften im Bereich der Rechtswissenschaften möglich ist, mag das Beispiel der – kostenfreien - OdW zeigen, die inzwischen im vierten Jahr erscheint und über nahezu 400 Abonnenten verfügt.

In gewisser Weise berührt sich der baden-württem-bergische Ansatz mit dem kürzlich vom Deutschen Ins-titut für Wirtschaftsforschung gemachten Vorschlag, die vier größten deutschen Forschungsgesellschaften sollten eine eigene Open-Access-Online-Zeitschriften-Platt-form gründen.3

Während dieser Vorschlag aber unvermeidlich mit Bürokratie und dem Aufbau eines großen Gutachterwe-sens durch die Forschungsorganisationen verbunden wäre, führt der vom Koalitionsvertrag Baden-Württem-berg gewiesene Weg zum Aufbau dezentraler Open-Ac-cess-Publikationen. Die von Götting und Lauber-Röns-berg4 vermissten Akzeptanz von Open-Access-Journals, insbesondere auch in der Rechtswissenschaft könnte so allmählich wachsen.

Manfred Löwisch ist Professor an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und Leiter der Forschungsstelle für Hochschulrecht und Hochschularbeitsrecht.

Manfred Löwisch

Förderung statt Zwang – Neue Open Access Strategie

in Baden-Württemberg

1 Siehe etwa Götting/Lauber – Rönsberg, Open Access und Urheber-recht, OdW 2015, 137, 145.

2 Siehe dazu Löwisch, Konstanzer Juristenfakultät verweigert sich der Pflicht zur Zweitveröffentlichung, OdW 2016, 135f.; Mitglieder der Fakultät haben inzwischen beim VGH Baden-Württemberg ein Normenkontrollverfahren mit dem Ziel angestrengt, die Sat-zung für unwirksam zu erklären.

3 Fecher/Wagner, Open Access als Autonomiegewinn für die

Universitäten, FAZ vom 19. 10. 2016, S. N4; auch Fecher/Wagner, Open Access, Innovation, and Research Infrastructure, http:// www.mdpi.com/2304-6775/4/2/17 und Fecher, Academic Academic publishing can free itself from its outdated path dependence by looking to alternative review mechanisms., http://blogs.lse.ac.uk/ impactofsocialsciences/2014/09/16/academic-publishing-path-dependence-qwerty/.

4 aaO S. 146.

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O R D N U N G D E R WI S S E N S C H A F T 1 ( 2 0 1 7 ) , 5 9 – 6 0

6 0

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