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Uni-Report : Jg. 26 Nr. 8 vom 23. Juni 1993

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Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main

23. Juni 1993 . Jahrgang 26 Nr.8

Prozesse in Gang setzen

Der Vorsitzende der hessischen Strukturkommission im Ge- spräch mit dem Senat

"Es geht uns nicht um die Her- stellung von Fertigprodukten. "

Mit diesen Worten stimmte der Vorsitzende der hessischen Hochschulstrukturkommission, Professor Karl Peter Grote- meyer, die Mitglieder des Senats auf den Besuch der Strukturkommission am 22.123.

Juni in Frankfurt ein. Vizepräsi- dent Joachim Weidmann hatte Grotemeyer für den 9. Juni ein- geladen, um den Senat über den Auftrag und die Arbeitsweise der Struktu-1(ommission zu in- formieren.

Nach dem Zusammentreffen des Senats mit den Ständigen Ausschüssen I, II und III An- fang Juni, bei dem über das Ar- beitsprogramm (siehe nebenste- henden Kasten) beraten wurde, war dies das zweite Arbeitsge- spräch zur Vorbereitung des Be- suchs der Strukturkommission.

Während des Gesprächs mit dem Senat am 9. Juni erlebten die Senatsmitglieder Professor Grotemeyer - er war im Hauptberuf über zwei Jahrzehn- te lang Rektor der Universität Bielefeld - als kompetenten . Gesprächspartner. So jedenfalls beschrieb ein Senatsmitglied unter Beifall seiner Kolleginnen und Kollegen seinen Eindruck am Ende der Diskussion.

"Die Kommission will den Dialog"

Professor Grotemeyer versicher- te dem Senat, daß die Struktur-

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kommission den engen Dialog mit den Hochschulen will. Der Kommission geht es um ge- meinsame Analysen, wobei die besonderen Fachkulturen nicht unter den Tisch fallen sollen.

"Alle Aktivitäten", so Grote- meyer, "müssen in den Hoch- schulen liegen. Wenn dies die Hochschulen nicht annehmen, werden sie zu Objekten des ad- ministrativen HandeIns. Unsere gemeinsamen Überlegungen müssen darauf zielen, daß die Hochschulen Subjekt sind. Dies will die Kommission. Deshalb geht sie in die Hochschulen".

Als Basis für die Arbeit der Strukturkommission nannte Grotemeyer den Fragenkatalog des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, der mit den hessischen Universitäts- präsidenten beraten wurde. Der Katalog umfaßt folgende vier Gruppen von Fragen, die mit den Universitäten besprochen werden sollen:

1. Studienstruktur

2. Maßnahmen zur Förderung der Forschung und Einschät- zung ihrer Entwicklung (ein- schließlich Förderung des wissenschaftlichen Nachwuch- ses)

3. Ausbau der Hochschulen 4. Maßnahmen zur Stärkung der Verantwortung der Hochschu- len

Die Strukturkommission plant, im Spätsommer eine Zusam- menfassung ihrer vorläufigen Arbeitsergebnisse vorzulegen.

Sie legt großen Wert darauf, mit ihren Einschätzungen und Emp-

fehlungen zunächst in die ein- zelnen Hochschulen zurückzu- gehen - bevor fertige Papiere auf den Tisch gelegt werden.

Plädoyer für ein wissenschaftliches Studium

Grotemeyer betonte in der Dis- kussion, daß die Strukturkom- mission völlig unabhängig von der Landesregierung sei. Er ver- neinte die Befürchtung, daß die Kommission ein Streichunter- nehmen sei . .,Allerdings geht es angesichts knapper Ressourcen darum, klare Prioritäten zu set- zen." So sind nach Meinung Grotemeyers manche Studienfä- cher .,total überladen". Dies zu ändern, darüber soll nachge- dacht werden. .,Für mich", so Grotemeyer, "steht dabei aller- dings nicht die Berufsqualifizie- rung im Vordergrund, sondern Studieren meint wissenschaft- liches Studium innerhalb von etwa zehn Semestern. Und dies wiederum bedeutet exempla- risch vorzugehen, etwas prinzi- piell zu betreiben, methodisches Instrumentarium und Orientie- rung zu vermitteln. Hätte ich einen Zauberstab, würde ich das Studium in diesem Sinne verän- dern."

Grotemeyer stimmte der An- sicht zu, daß eine Straffung des Grundstudiums aber nur dann von den Universitäten mitgetra- gen wird, wenn auch das Gra- duiertenstudi um sichergestellt und geregelt ist. Die Struktur- (Fortsetzung auf Seite 3)

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Die ausgebreitete Erbsubstanz eines Bakteriums. Der Pfeil weist auf einen Ring aus Erbsubstanz, der für die Gentechnik besonders wichtig geworden ist. Mit diesem Ring können fremde Gene in das Bakterium eingeführt und beliebig vervielfältigt werden. So lassen sich Gen- Banken aufbauen. Zur Gen-Ethik mehr auf Seite 3.

(Foto: Gesellschaft für Biotechnologische Forschung)

Frankfurt stellte sich vor

Am 22. Juni präsentierte sich die Johann Wolfgang Goethe- Universität der Hochschulstrukturkommission mit folgenden Re- ferenten und Themen:

Prof. Dr. Klaus Ring Präsident

Begrüßung und Situationsbeschreibung Prof. Dr. Joachim Weidmann

Vizepräsident

Studienstruktur und Studienreform Prof. Dr. Reiner Dreizler

Fachbereich Physik Studiengang Physik Prof. Dr. Karsten Garscha Fachbereich Neuere Philologien Geisteswissenschaftliches Studium: Romanistik

Prof. Dr. Josef Esser

Fachbereich Gesellschaftswissenschaften

Reform der Soziologie- und Politologieausbildung in Frankfurt Prof. Dr. Dietrich Ohse

Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Reform des wirtschafts wissenschaftlichen Studiums in

Frankfurt Prof. Dr. Volker Nitzschke Fachbereich Gesellschaftswissenschaften Probleme und Perspektiven der Lehrerausbildung

in Frankfurt Prof. Dr. Hugo Fasold

Fachbereich Biochemie, Pharmazie und Lebensmittelchemie Neugründung des Biozentrums und Wechselwirkung mit

anderen Disziplinen

Weitere Schwerpunktthemen in diesem UNI-REPORT:

- Neuer Frauenrat (Seite 2) - Nach Solingen (Seite 4) - Drogen und Politik (Seite 5)

- Serie: Archive und Bibliotheken in Frankfurt (Seite 7)

- Promotionen verschiedener Fachbereiche (Seite 8)

(2)

Auch klassische Methoden werden am neuen Biozentrum ihren Platz finden. .. (Foto: Karl Hemz Schefßer)

Marie-Curie-Straße, Postleitzahl 60053

Die Radioaktivität gehört zu den Entdeckungen, die mit dem Weltbild der klassischen Physik nicht mehr vereinbar waren.

Marie Sklodowska-Curie wurde am 7. November 1867 in War- schau geboren. Ihre Mutter lei- tete eine Mädchenschule, der Vater war Physik- und Mathe- matiklehrer. Mit knapp 15 Jah- ren beendete Marie als beste Schülerin der Klasse das Gym- nasium und ging als Hauslehre- rin aufs Land. Mit 24 hatte sie soviel Geld gespart, daß sie das Studium an der Pariser Sorbon- ne aufnehmen konnte: "Für mich werden diese einsamen Jahre, die völlig dem Studium gewidmet waren und die mit der Erreichung des Zieles endeten, das mir so lange vorgeschwebt hatte, immer eine der besten Er- innerungen bleiben."

Bei Vorversuchen zu ihrer Dok- torarbeit lernte sie 1894 im La- bor ihren künftigen Ehemann Pierre Curie kennen, schon da- mals ein bekannter Wissen- schaftler. Marie erledigte aus Geldmangel die Hausarbeit, er- warb nebenbei die Lehrberech- tigung für Mädchenschulen und veröffentlichte ihre erste wissen- schaftliche Arbeit über die ma- gnetischen Eigenschaften des Stahls. Nach Geburt der ersten Tochter Irene begann sie 1897 ihre Doktorarbeit über eine un- bekannte Strahlung aus Uran, die Becquerel entdeckt hatte.

Sie isolierte und beschrieb die beiden Elemente Radium und Polonium und schlug für die Strahlung aus diesen Atomen den Begriff "Radioaktivität"

vor. 1911 erhielt sie für das Ra- dium den Nobelpreis für Che-

mie, nachdem sie schon 1903 gemeinsam mit Becquerel und Pierre Curie mit dem Physikno- belpreis ausgezeichnet worden war. Pierre Curie war 1900 zum außerordentlichen Professor an die Sorbonne berufen worden, Marie wurde gleichzeitig Phy- siklehrerin in einem Mädchen- seminar bei Paris. Als Pierre 1906 nach einem Verkehrsunfall . starb, durfte sie den Lehrstuhl ihres Mannes übernehmen, die erste Professorin an der Sorbon- neo Am 3. Juli 1934 starb sie an der Strahlenkrankheit.

Nach Marie Curie wird die Straße benannt, an der das neue Biozentrum der Universität er- öffnet wird. Das Biozentrum er- hält die Hausnummer 9, die Chemischen Institute die 11.

Beide sind ab 1. Juli unter der Postleitzahl 60053 zu erreichen.

utz

Wiedereingliederungsstipendien für Frauen

Die in 1991 begonnene Förde- rung von Nachwuchswissen- schaftlerinnen aus dem Bund- Länder- Hochschulsonderpro- gramm 11 wird auch 1993 fort- gesetzt.

Wiedereinstiegsstipendien sollen es Frauen ermöglichen, nach einer Familienphase ihre wissenschaftliche Tätigkeit fort- zusetzen, z. B. sich in ein neues Forschungsprojekt einzuarbei- ten oder ein unterbrochenes Forschungsprojekt wiederaufzu- nehmen und abzuschließen.

Voraussetzung für eine Förde- rung ist die Promotion oder im Ausnahmefall der Abschluß der Promotion im laufenden Jahr.

Bewerberinnen dürfen höch- stens 45 Jahr alt sein (42 Jahre, falls - ausnahmsweise - die Promotion noch nicht abge- schlossen ist) und noch keine Habilitation abgeschlossen ha- ben. Die Förderungsdauer von einem Jahr kann in begründeten Ausnahmefällen um sechs Mo- nate verlängert werden. Das Sti- pendium beträgt monatlich 1800 DM, bei Wiedereinstieg in Pro- motionsvorhaben 1300 DM.

Kontaktstipendien

fördern Frauen, die ihre wissen- schaftliche Arbeit wegen der Er- ziehung und Betreuung von Kindern unterbrochen haben und nun Anschluß an die Ent- wicklung des eigenen Fachs fin- den möchten. Die Förderungs- dauer liegt bei ein bis drei Jah- ren, die Höhe des monatlichen Stipendiums bei 500 DM.

Werkverträge

ermöglichen eigenständige

wissenschaftliche Arbeit in der Familienphase außerhalb von Beschäftigungsverhältnissen mit geregelter Arbeitszeit. Bei Werk- verträgen können Mittel für die Grundausstattung (Bürobedarf O. ä.) nicht gewährt werden.

Verfahren

Der formlose Antrag ist zu stel- len an den Präsidenten der Jobann Wolfgang Goethe-Uni- versität, Dezernat 11: Studienan- gelegenheiten, Postfach 111932, 6000 Frankfurt am Main 11. Der Antrag muß begründet sein und eine kurze Darstellung des bis- herigen wissenschaftlichen Wer- degangs (Lebenslauf) sowie eine begutachtungsfähige Beschrei- bung des Vorhabens enthalten und das mit dem Stipendium angestrebte Ziel beschreiben.

Darüber hinaus ist dem Antrag ein Gutachten einer Universi- tätsprofessorin oder eines -pro- fessors zur Qualität des Vorha- bens einschließlich wissen- schaftlicher Prognose und Qua- lifikation der Antragstellerin unter besonderer Berücksichti- gung des wissenschaftlichen Ar- beitsstandes vor der Unterbre- chung beizufügen.

Die Bewerbungsfrist für die Ver- gabe von Stipendien ab 1. Okto- ber 1993 endet am 19. Juli 1993.

Im Interesse der Förderung von Frauen in der Wissenschaft wer- den qualifizierte Akademikerin- nen nachdrücklich gebeten, sich zu bewerben.

Für Rückfragen steht Frau Jah- nel, Tel. 069/798-2978, zur Ver- fügung.

Metzler Stiftungsgastprofessur für internationale Finanzwirtschaft

Im Rahmen des vom Bankhaus B. Metzler seel. Sohn

U.

CO.

geförderten Professorenaustauschprogramms mit der Wharton School der University of Pennsylvania, Philadelphia,

ist derzeit

Prof. Oded H. Sarig, Ph. D.

am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften zu Gast.

Prof. Sarig wird folgende Veranstaltungen abhalten:

Vorlesung und Seminar: "Security

Analysi~"

Di., 14-16 Uhr (Hll) und Do., 14-16 Uhr (H5) Ph. n.-Kolloquium: "Markets for Corporate Control"

Di., 16-18 Uhr (H6)

Neuer Frauenrat

Endlich gibt es einen zentralen Frauenrat, der neue Impulse für Frauenförderung und Frauenfor- schung setzen wird.

Durch Konventsbeschluß vom 26. Mai 1993 hat sich der erste Frauenrat an der Johann Wolf- gang Goethe-Universität konsti- tuiert.

Damit ist nach langem und zä- hem Ringen eine Frauenvertre- tung gemäß § 3 Abs. 4 Hessi- sches Hochschulgesetz (HHG) in Verbindung mit den Grund- sätzen zur beruflichen Förde- rung von Frauen im Hessischen Landesdienst und der Grund- satzempfehlung zur Gleichstel- lung der Frau an den hessischen Hochschulen eingerichtet. Der Frauenrat - und das ist eine Besonderheit in Frankfurt - umfaßt alle vier Statusgruppen.

Gewählt wurden:

für die sonstigen Mitarbeiterin- nen : Hille Herber, Fachbereich

Viel Erfolg!

Die Universität Frankfurt be- grüßt die Einrichtung eines zen- tralen Frauenrates und wünscht ihm Erfolg für seine Arbeit.

Damit es nicht nur bei diesen Wünschen bleibt, hat sie für die notwendige personelle, räumli- che und finanzielle Ausstattung gesorgt. Der Haushaltsausschuß (Ständiger Ausschuß 111) hatte bereits auf seiner Sitzung im November 1992 beschlossen, das bisherige Frauenbüro ein- schließlich der Sekretariatsstelle weiterzuführen. Ab August die- ses Jahres soll das Frauenbüro Verstärkung erhalten: Gesucht wird zur Zeit eine wissenschaft- liche Mitarbeiterin, die auf einer Zwei-Drittel-Stelle die Ge- schäfte des Frauenrats führen soll (siehe hierzu die Stellenaus- schreibung auf Seite 10). Neben dem Frauenbüro mit seinen bei- den Mitarbeiterinnen werden dem Frauenrat, so der Beschluß des Haushaltsausschusses, "Mit- tel zur persönlichen Entlastung für Lehraufträge und studenti-

Katholische und Evangelische Theologie, Liliane Schmidt, Fachbereich Erziehungswissen- schaften (Vertretung); für die Professorinnen: Ute Gerhard, Fachbereich Gesellschaftswis-

'senschaften, Helga Deppe,

Fachbereich Erziehungswissen- schaften (Vertretung) ; für die Studentinnen: Xenia Fuchs, Fachbereich Erziehungswissen- schaften, Gerlinde Brück, Fach- bereich Erziehungswissenschaf- ten (Vertretung); für die Wissenschaftlichen Mitarbeite- rinnen: Elke Huy, Fachbereich Rechtswissenschaften, Barbara Schuy, Fachbereich Neuere Phi- lologien (Vertretung).

Die Kontaktfrau ist Gesa Ir- wahn im Frauenbüro, Raum 126 im Studentlinnenhaus Jügel- straße. Sprechzeiten Mo-Do, 10-12 Uhr und 14-16 Uhr.

Telefon 798 - 85 65.

Frauenrat

sehe Hilfskräfte in Höhe von bis zu 40000 Mark pro Jahr zur Verfügung gestellt".

Die Universität Frankfurt unter- stützt die Arbeit des Frauenra- tes aus eigenen Kräften. Die Be- mühungen, vom hessischen Wissenschaftsministerium fi- nanzielle Unterstützung zu er- halten, liefen bis jetzt ins Leere.

Erwartet wird nun vom Wissen- schaftsministerium, daß es die Vorleistungen der Frankfurter Universität in Sachen Frauen- förderung anerkennt und die ei- genen ministeriellen Erlasse nun auch für Frankfurt entspre- chend umsetzt.

In den Universitäten in Gießen und Marburg sind seit diesem Jahr die Stellen der Frauenbe- auftragten endlich im Haus- haltsplan fest verankert. Für Frankfurt, das sich mit seinen jüngsten Beschlüssen zur Unter- stützung des Frauenrats hessen- weit sehen lassen kann, sollte dies auch bald Realität sein.

Elisabeth Lutz

Frauenparkplätze

Seit Anfang des Jahres 1993 be- finden sich im ersten Unterge- schoß des Parkhauses an der Johann Wolfgang Goethe-Uni- versität ca. 20 Frauenparkplätze, die von der Universitätsleitung initiiert dort eingerichtet wur- den. Die dafür notwendig ge- wordenen baulichen Verände- rungen bestanden, so der Leiter der Abteilung Liegenschaften Karl-Heinz Grund, .. in der Op- timierung der Sichtbedingungen durch Entfernen einer Mauer und der Ersetzung der Ausg- angstür". Als das Wichtigste wird bislang der schnelle Weg nach draußen erachtet, eine vi- deotechnische Überwachung halte man jedoch nicht für sinn- voll. Außerdem fehlten hierfür die Mittel und Wege. Dennoch ist dies hier erst der "Testlauf', weitere Parkplätze seien geplant und würden, sobald die Unilei- tung den Auftrag dafür gibt, vom Bauamt realisiert. Ur- sprünglich war in der Planung vom Liegenschaftsamt der Uni eine ganze Etage mit Frauen- parkplätzen geplant, wogegen sich in der Abstimmung dann einzelne Mitglieder verwahrten, die das für gefährlich hielten, denn dann .. bräuchten die Män- ner ja nur noch da hingehen".

Augenblicklich, so bemängelt der Kanzler der Universität, Wolfgang Busch, parkten noch zu viele "Fuzzis" auf den für Frauen vorgesehenen Plätzen.

Ob dies aus purer Gedankenlo-

sigkeit oder vermeintlichem Parkplatzmangel oder einer ir- gendwie gearteten Bequemlich- keit geschieht, ist unwichtig.

Tatsache ist, daß dieses Verhal- ten als gegen die Sicherheit der Frauen gerichtet zu werten ist und somit mehr als inakzepta- bel ist. Sinn und Zweck der Ein- richtung kann es jedoch nicht allein sein, den Frauen einen Raum zuzuweisen und ihnen den schnellen Weg nach außen zu sichern. Die größere Sicher- heit beim Betreten und Verlas- sen des Parkhauses kann aber nicht nur durch bessere Sicht- verhältnisse gewährleistet wer- den, auch wenn das schon als Fortschritt gegenüber dem vor- herigen Zustand anzusehen ist.

AnjaLange

UNI-REPORT

Zeitung der Johann Wolfgang Goethe-Univer- sität Frankfurt a. M. Herausgeber: Der Präsi- dent der Universität Frankfurt am Main. Redaktion: Elisabeth Lutz und Gerhard Bier-

~irth, Mitarbeit: Michael Romeis Abteilung Offentlichkeitsarbeit der Universität, Sencken- bergan lage 31, Postfach 11 1932,6000 Frank- furt am Main 11, Telefon: (069) 7 98 - 253 I oder 24 72. Telex: 4 13932 unif d. Telefax (069) 798 - 8530.

Druck: Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main GmbH, 6000 Frankfurt I.

Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wie- der. Uni-Report erscheint alle zwei Wochen am Mittwoch mit Ausnahme der Semesterferien.

Die Auflage von 15000 Exemplaren wird an die Mitglieder der Universität Frankfurt am Main verteilt. Für unverlangt eingesandte Arti- kel und Fotos übernehmen wir keine Gewähr.

Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.

(3)

Soziologie der Monster

Die Ansicht, daß bestimmte Technologien zu brisant sind, um sie ausschließlich Ingenieu- ren und Naturwissenschaftlern zu überlassen, ist nicht erst seit den technischen Katastrophen von Bophai, Harrisburg oder Tschernobyl weitverbreitet. Was alle tangiert, muß von allen mit- erwogen und mitentschieden werden dürfen, lautet eine früh- demokratische Verfahrensregel, die wir aus der Tradition des rö- mischen Rechts kennen. Wäh- rend die sozialwissenschaftliche Beschäftigung mit dem sozialen Kontext des Einsatzes von Ma- schinen gerade in der Frankfur- ter Industriesoziologie seit jeher gut verankert ist, entstand die jüngere Techniksoziologie aus der Reflexion über die Risiken von Hochtechnologien, die weit über das hinausreichen, was de- fekte Dampfkessel oder Kreis- sägen anrichten können.

Die Kontroverse um die Atom- energie bot ein erstes Beispiel für die Unzulänglichkeit der klassischen Industriesoziologie angesichts eines neuartigen Ni- veaus von Risiken und Risiko- wahrnehmungen. Vergleichba- res gilt für die vielfältigen For- schungs- und Anwendungsfel- der der Bio- und Gentechnik.

Auch hier scheinen bisher unbe- kannte physische und "morali- sche" Risiken die gesamte Ge- sellschaft in ein Labor zu ver- wandeln. Dadurch werden neue, "nicht-professionelle" Ak- teure für die Entwicklung der Technik bedeutsam. Eine Auf-

gabe der Gentechnik-Soziologie besteht darin, etwas über Struk- tur, Ressourcen und Mobilisie- rungsschwellen der verschiede- nen, um die neue Technik grup- pierten Akteurkulturen heraus- zufinden.

Interessanterwe'ise hat sich in dem Maße, wie unser Leben technisiert worden ist, unser Verhältnis zu technischen Inno- vationen merklich abgekühlt.

Das liegt nicht allein an den Desastern der Großtechnik. Die brennenden Zeppeline der Ver- gangenheit haben nichts am En- thusiasmus unserer Vorfahren für die Luftfahrt und die "Er- oberung des Himmels" geän- dert. Umgekehrt operiert die in- dustrielle Gentechnik bisher un- fallfrei, ohne daß ihr darum viel Sympathie entgegenschlägt. Ge- rade die geräuscharme, stö- rungsfreie Durchsetzung von Technologien, die u. a. das Kör- perinnere der Menschen er- obern und verfügbar machen, scheint beträchtliche Unsicher- heit in der Öffentlichkeit auszu- lösen. Während eine systemati- sche soziologische Auseinander- setzung mit der neuen Bio- und Gentechnik in Frankfurt bisher nicht stattfindet, wird das The- ma einer Soziologie diagnosti- scher Körpertechnologien, de- ren Entwicklung im Gleich- schritt zur Gentechnik verläuft, bestens von Frau Dr. Barbara Duden am FB 3 vertreten.

Erwähnenswert ist auch die

"Interdisziplinäre Arbeitsgruppe

Technikforschung" (IATF), in der seit einigen Jahren Sozial- wissenschaftler aus drei Diszi- plinen die sozialen und politi- schen Determinanten techni- scher Entwicklungen thematisie- ren. Die Gruppe fungiert an ih- ren Rändern auch als Schleuse, durch die die Rezeption vor al- lem britischer und französischer Beiträge zur soziologischen Technikforschung betrieben wird. Der transnationale Dialog mit KollegIinnen, die schon seit längerem die genetische Mani- pulation und Diagnose von Le- bewesen unterschiedlicher Ord- nung am Leitfaden einer "So- ziologie der Monster" diskutie- ren, stellt den industrie-soziolo- gischen Überhang der älteren Frankfurter Technikdebatten deutlich in Frage. Auf diese Weise gibt die Gentechnik auch Anlaß, grundlegende Fragen der Soziologie neu zu erörtern. Wo liegen eigentlich die Grenzen der sozialen Welt bzw. des Ge- genstandsbereichs der Soziolo- gie? Gehören die manipulierten Mikroben der Hoechst AG, die Insulin synthetisieren, noch zur Natur, oder sind sie die neuen Sozialpartner, Komplizen und Widersacher einer technolo- gisch beschleunigten Experi- mentiergesellschaft? Nicht nur Hinz und Kunz, sondern auch Raps und Rübe sind in dem Maße Objekte der Soziologie, wie sie in ihrem genetischen Kern durch technisch-soziale Eingriffe modifiziert und "frei- gesetzt" werden. Volker Heins

Ethische Forschung

Gentechnik, Informatik, Atom- technologie ... Schlagworte, die schon lange über die Naturwis- senschaften hinausgewachsen sind. Meistens werden diese Themen entweder unter einem naturwissenschaftlichen oder unter einem ethisch-gesell- schaftlichen Licht beleuchtet.

Inzwischen keimen jedoch nicht nur an der Uni Frankfurt zarte interdisziplinäre Ansätze, Vor- reiter in diesem Bereich ist vor allem die Technische Hoch- schule Darmstadt.

Wer in Darmstadt Informatik studiert, kann mehr als Soft- und Hardware lernen: Drei Pro- fessoren der Informatik, Sozio- logie und Sozialethik leiten re- gelmäßig das Seminar "Sozial- orientierte Gestaltung von In- formationstechniken". Dabei können die Studenten unter an- derem Praktika mit fachüber- greifendem Hintergrund in Fir- men absolvieren. Pläne für ein gleichnamiges Nebenfach liegen vor.

Das Institut für Theologie und Sozialethik bietet regelmäßig Wahlpflichtveranstaltungen für weitere Fächer an. So beteilig- ten sich am Seminar "Evolu- tion: Faktum oder Theorie"

Professoren der Biologie, Philo- sophie und Theologie. Es reich- te von altorientalischen und bi- blischen Ursprungsmythen über Charles Darwin und Hans Jo- nas bis hin zu neueren Evolu- tionstheorien der Sozio- und Molekularbiologie.

Dabei vergessen die Forscher nicht, sich selbst in Frage zu stellen, etwa im Seminar zum Thema "Brauchen wir eine Technik-Ethik"? Hier wurde versucht, "einige Kriterien zur ethischen Bewertung techni- scher Entwicklungen" zu erstel- len. Die Initiative zu den ge- nannten Veranstaltungen ging

vor allem von den Fachschaften der Informatik und Biologie aus, wobei sie sowohl in ihren Dekanaten als auch im Institut für Theologie und Sozialethik als Veranstalter der Seminare auf offene Türen trafen.

Ein dritter fachübergreifender Kreis ist die "Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Naturwissen- schaft, Technik und Sicherheits- politik" (IANUS). Den Grund- stein legte vor sechs Jahren der Physiker Egbert Kankeleit. In- zwischen arbeiten dort über ein Dutzend Wissenschaftler aus 6 Fachbereichen - von der Poli- tologie bis zur Kernphysik - zusammen. Ihr Blick richtet sich auf die "Erforschung, Entwick- lung und Einführung neuer Technologien" und ihre sicher- heitspolitischen Auswirkungen.

Unter den Schwerpunkten Ent- wicklung und Weitergabe von Massenvernichtungswaffen nimmt IANUS die Gentechnik ebenso wie physikalische Waf- fen unter die Lupe. In Veröf-

fentlichungen der IANUS schreibt beispielsweise Egbert Kankeleit über die "Waffen- tauglichkeit von Reaktorpluto- nium", der Sozialethiker Wolf- gang Bender stellt die Beziehun- gen zwischen Wissenschaft und Ethik dar und die Mikrobiolo- gin Kathryn Nixdorff unter- sucht neue biologische Waffen- potentiale.

Den Frankfurter Studenten bleibt nicht nur der eigene Kopf und abendliche Diskussionen in der Wohnheimsküche, um sich über ethische Belange ihres Fa- ches Gedanken zu machen. Bei wenigen Hinweisen im Vorle- sungsverzeichnis hilft ein Blick in die Programme der Hoch- schulgruppen außerhalb des Lehrbetriebes. Neben politi- schen Gruppen bieten beispiels- weise die Hochschulgemeinden, das Studentische Institut für kri- tische Interdisziplinarität (SIF- KI) oder einzelne Fachschaften derartige Veranstaltungen an.

Simone Humml

WISSENSCHAFT UND GESELLSCHAFT

STIFTUNGSGASTPROFESSUR DER DEUTSCHEN BANK AG NATUR NEU DENKEN - RE-THINKING NATURE Öffentliche Vortragsreihe in Zusammenarbeit mit der interdiszi- plinären Forschergruppe "Kulturelle und religiöse Traditions- prozesse" und mit der Johann Wolfgang Goethe-Universität

Islamic Traditions of Understanding Nature and their Scientific Relevance Today Prof. Dr. Fatima Haddad-Chamakh Philosophie et Sciences Humaines,

Universite de Tunis, Tunesien 23. Juni 1993,18.00 Uhr Science, Gender and Ecological Survival

Prof. Dr. Vandana Shiva

Research Foundation for Science, Technology and Natural Resources, Dehra Dun, Indien

30. Juni 1993,18.00 Uhr

Hörsaal H4 der Universität, Hörsaalgebäude, Gräfstraße

... doch der Schwerpunkt liegt auf den Methoden der molekularen Biologie. Auf dem Foto wird ein Gel vorbereitet, in dem Proben von Erbsubstanz oder Proteinen in einem elektrischen Feld aufgetrennt werden sollen. (Foto: Gesellschaft für Biotechnologische Forschung)

Prozesse in Gang setzen

(Fortsetzung von Seite 1) kommission hat aber noch keine klaren Vorstellungen darüber, was getan werden muß, um zu einer vernünftigen Strukturie- rung der Graduiertenausbildung zu kommen. Hier werden Daten gebraucht, um zu einer Ein- schätzung zu kommen.

"Auch über die Sozialstruktur und die Lebensrealität der Stu- denten wissen wir noch zu we- nig", entgegnete Grotemeyer auf mehrere Senatsmitglieder, die auf die Situation der Studie- renden hinwiesen. Die Fachbe- Hessische Strukturkommission

reiche müßten hier selbst vor Ort ihre Studenten befragen, meinte Grotemeyer.

Auf die Frage, ob in diesem Zu- sammenhang der Beschluß, die Hochschulen offenzuhalten, nicht sämtliche Reformbemü- hungen ad absurdum führe, ver- wies Grotemeyer darauf, daß der Öffnungsbeschluß politisch gewollt war. "Wenn .er

bes~e~t,

gehören dazu auch die Reahsle- rungsmöglichkeiten. Und dazu hat sich die Kommission zu ver- halten". Elisabeth Lutz

Umfassend begutachten

"Die Kommission hat einen umfassenden Begutachtungsauf- trag, das heißt, sie soll alle wichtigen Fragen, in denen es in der hessischen Wissenschaftspo- litik Handlungsbedarf gibt, in ihre Arbeit einbeziehen. Hessen ist damit das erste Bundesland, in dem eine uneingeschränkte Begutachtung des Hochschul- und Wissenschaftssystems statt- findet." So heißt es in einer Presseerklärung des hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst vom Juli 1992.

Nach den Besuchen in Kassel, Gießen, Darmstadt und Frank- furt wird die fünfte "Station"

der Strukturkommission die Universität Marburg sein. Ziel der Kommission ist es, bereits im Spätsommer erste Ergebnisse vorzulegen. Dann wäre gerade einmal ein Jahr vergangen, seit die hessische Wissenschaftsmi- nisterin Evelies Mayer die Öf- fentlichkeit über die Einsetzung einer Strukturkommission zur Beratung der Landesregierung unterrichtet hat.

Der Vorsitzende der Kommis- sion, Karl Peter Grotemeyer, hat in einem Gespräch mit dem Senat am 9. Juni 1993 die Un- abhängigkeit der Kommission versichert. Die Senatsmitglieder

haben "offen und fair", so seine Einschätzung, mit ihm disku- tiert - wie auch schon mit der Ministerin, die Anfang dieses Jahres vom Senat zum gleichen Thema eingeladen worden war.

Sie haben dabei aber auch ihre Sorge nicht verhehlt, daß die Arbeitsergebnisse der Kommis- sion nicht im Sinne der Univer- sitäten umgesetzt werden könn-

ten. EL

PERSONENWAGEN UND TRANSPORTER

A S T

~ ... ~

(4)

Nach Solingen Frauenbild vieler Türken kriti- siert, wir haben über ihre Unter- drückung der Kurden ge- schimpft, ohne uns gleich mit der PKK zu identifizieren, wir haben argwöhnisch die Ausbrei- tung eines religiösen Funda- mentalismus beäugt und wir ha- ben uns über die vereinzelten Verwicklungen von Türken in Drogengeschäfte oder Banden- kriminalität empört. Alles ganz normal, wie es schien.

Zuflucht am Bosporus

Nach Solingen herrscht Läh- mung. Der Aktivismus der De- monstrationen kann nicht dar- über hinwegtäuschen. Es herrscht Lähmung, weil der rechte Terror neben den Flücht- lingen ein neues Ziel aufgebaut hat: die bei uns lebenden Aus- länder und ihre Familien - vor allem die Türken, weil sie die größte Gruppe sind.

Die Lähmung geht quer durch das politische Spektrum. Zu- nächst ging es scheinbar nur um die Flüchtlinge. Sie waren vor politischer Verfolgung und wirt- schaftlichem Elend nach Deutschland geflohen. Da Deutschland nach offizieller Lesart kein Einwanderungsland ist, konnten sie nur aufgenom- men werden, wenn sie in die beiden Schubladen "Asyl" oder .,Studium" gelangten.

Mit Asylbewerbern hatte unsere Universität in der Praxis immer nur am Rande zu tun. Es gab nur wenige, die studieren konnten und wollten. Zwar gab es bald Erlasse, die den Asylbe- werbern ein Studium grundsätz- lich untersagten, zwar gab es Maßnahmen, sie am Verlassen der Lager zu hindern, aber da die Zahl immer klein war, hat unsere Universität das Problem sozusagen pragmatisch lösen können.

Mit den anderen Asylbewerbern haben wir uns immer nur theo- retisch beschäftigt. Mit der Än- derung des Grundgesetz-Arti- kels 16 scheint dieses Kapitel nun abgehakt. Die Appelle an den Bundespräsidenten, die mehrheitlich beschlossene Grundgesetzänderung nicht ab- zuzeichnen, werden ihn wohl nicht umstimmen.

Die Rechnung ist nicht aufgegangen

Das gruJ?.dlegende Argument der Anderungsbefürworter schien plausibel: Eine Begren- zung ist notwendig, um den so- zialen Frieden nicht zu gefähr- den. Schützenhilfe bekamen die Änderungsbefürworter auch aus dem Ausland. Frankreich geht sogar noch einen Schritt weiter und ist dabei, seine Grenzen dichtzumachen (Nullösung).

Zugleich wird dort an einer neuen Staatsangehörigkei tsrege- lung gebastelt mit demselben Argument: Zu viele Ausländer stören den sozialen Frieden.

Anders ausgedrückt: Der rechte Terror und das Abwandern von Wählern aus dem konservativen Lager in die rechten Parteien und Gruppierungen werden aufhören, wenn die Flüchtlinge und Ausländer, die den Rechten ein Dorn im Auge sind, ver- schwinden.

Aber die Brandanschläge gehen weiter, nicht mehr nur gegen Asylbewerberunterkünfte, son- dern jetzt auch gegen die Woh- nungen und Geschäfte von aus- ländischen Bürgern.

Die Rechnung ist also nicht aufgegangen. Die Flüchtlinge sind so gut wie weg, der rechte Terror aber breitet sich aus.

Es gab Leute, die schon die skandalösen Ereignisse in Ro- stock als Etappensieg der Rech- ten erkannt haben. Anstatt da- mals die Asylbewerber vor Ort vor dem rechten Mob zu schüt- zen, hat man sie "verlegt". Das genau wollte der Mob, das hat ihn ermutigt.

Die Hoffnung auf Integration wurde enttäuscht

Jetzt sind die Türken dran. Das heißt, jetzt wissen wir endlich alle, daß es gar nicht nur um Flüchtlinge ging, sondern um alle im krisengeschüttelten Deutschland, die irgendwie

anders aussehen, sprechen und leben.

Darin haben sich auch die Tür- ken selbst getäuscht, die bis So- lingen immer noch gedacht ha- ben: wir gehören doch dazu, wir haben doch schließlich so viel zum deutschen Bruttosozialpro- dukt beigetragen, wir sind doch schließlich schon seit zig Jahren hier ansässig. Die totale Fas- sungslosigkeit einer jungen Tür- kin nach den Krawallen in So- lingen illustriert sehr schön, wie weit die Zusammengehörigkeit von Türken und Deutschen schon gediehen war: im ausge- prägten Solinger Dialekt be- klagte sie vor allem anderen ihr bei einer Demonstration demo- liertes Auto, des Deutschen liebstes Kind. Aber auch sie hat sich getäuscht. Es ging wirklich von Anfang an um "Deutsch- land den Deutschen".

Der Vergleich hinkt, ich weiß, aber dennoch erinnert dies be- klemmend an die deutschen Juden, die im Angesicht des heraufziehenden Nazi-Terrors ihr im Ersten Weltkrieg erwor- benes Eisernes Kreuz wie ein Schutzschild vor sich hertrugen und der festen Überzeugung waren, sie könnte das alles nicht treffen.

Wie wir inzwischen wissen, hat es auch sie getroffen.

Der normale Umgang miteinander ist in Gefahr

Viele von uns haben geglaubt, wenigstens mit den hier ansässi- gen Ausländern gäbe es keine größeren Probleme. Sicher, der Kampf um das kommunale Wahlrecht ist immer noch nicht zugunsten der Ausländer ent- schieden, sicher, die überfälli- gen Erleichterungen für die Er- teilung einer doppelten Staats- bürgerschaft werden bisher nicht ernsthaft geprüft, sicher, die alltäglichen Diskriminierun- gen (Mietwucher, Eintrittsver- bote, rassistische Bemerkungen) gibt es nach wie vor, aber wir haben geglaubt, das alles sei doch nicht ganz so schlimm.

Irgendwie hat uns das auch er- mutigt, "ganz normal" mit den hier ansässigen Ausländern um- zugehen und mit ihnen und über sie zu sprechen. Wir haben ohne Scheu das obsolete

Wir müssen alle wieder von vorne anfangen

Nach Solingen wird der Um- gang miteinander komplizierter.

Türkische Männer, Frauen und Kinder sind zur Zielscheibe des rechten Mob geworden, Türken sind zu Opfern geworden.

Kann man, das ist jetzt die ent- scheidende Frage, mit Opfern

"normal" umgehen? Gibt es jetzt, nach Solingen, nicht mehr nur noch eine Alternative: Für die Türken oder gegen sie?

Wird nicht alles, was wir jetzt noch an differenzierenden Ar- gumenten vorbringen, von die- ser Alternative erdrückt? Wird nicht jede Entscheidung über die Erteilung eines Studienplat- zes, jede Beurteilung einer Prü- fungsleistung, jede akademische Diskussion über die Rolle der Religion im Staat von dieser Frage beeinflußt?

Business as usual geht nicht mehr nach Solingen.

Lähmung aus Enttäuschung darüber, daß unsere Hoffnun- gen auf eine wie immer geartete Integration der hier lebenden Ausländer zunichte gemacht worden sind, ist jedoch auch keine Lösung.

Wir müssen eben alle wieder von vorne anfangen, die Türken ebenso wie die Deutschen. Un- ser gemeinsames Ziel, der nor- male Umgang miteinander, der Toleranz und Zuwendung eben- so miteinschließt wie Kritik und Auseinandersetzung, muß auf jeden Fall erhalten bleiben. Ge- rade weil der rechte Terror mit seinem "Deutschland den Deut- schen" dieses Ziel bekämpft, dürfen wir uns nicht sein primi- tives Entweder-Oder aufzwin- gen lassen.

Nach Solingen müssen wir un- sere Worte sorgfältiger wägen,

aber wir dürfen uns nicht von dem rechten Terror zur Läh- mung und zum Schweigen ver- urteilen lassen.

Gerhard Bierwirth

Die Emigration deutscher Wissenschaftler ins Land Ata- türks (1933-1953)

In seinem offenen Brief an den türkischen Botschafter weist Universitätspräsident Ring dar- auf hin, "daß die Türkei in der Zeit des Nationalsozialismus deutschen Wissenschaftlern Schutz vor Verfolgung geboten und Freiheit der Forschung er- möglicht hat". Tatsächlich stell- te die Universität Istanbul (ne- ben Ankara) nach 1933 die wohl größte Emigrantenuniver- sität dar, die es je gab. Fast 100 deutsche (und später auch öster- reichische) Professoren lehrten seit dem Wintersemester 1933/34 in der Türkei: Sie wa- ren als deutsche Juden zumeist aus "rassischen" Gründen zwangsentlassen worden. Dazu kamen die Assistenten, Lekto- ren, wissenschaftliches Hilfsper- sonal und ihre Familien. Vor- aussetzung für das "deutsch-tür- kische Wunder" (Fritz Neu- mark) jenseits sprachlicher und religiöser Grenzen war die 1922/23 vom Gründer der türki- schen Republik Kemal Atatürk eingeleitete und bis heute an- dauernde Revolution, die den theokratisch-osmanischen Staat zu einer vorgeschobenen Demo- kratie entwickeln sollte.

Integraler Bestandteil dieses Prozesses war die vom türki- schen Bildungsministerium ge- plante und vom Genfer Pädago- gikprofessor Malche

konzip~~rte

Neugründung der Istanbul Uni- versitesi zum I. August 1933, bei der der Lehrkörper völlig neu besetzt wurde. Malche kon- taktierte den spiritus rector

d~r

in Zürich beheimateten "Notge- meinschaft deutscher Wissen- schaftler im Ausland", den Frankfurter Medizinprofessor Philipp Schwartz. Ihrer nach- drücklichen und wagemutigen Initiative und der offenen Auf- nahme von seiten der türkischen Institutionen (viele der emigrie- renden Deutschen waren mit nunmehr ungültigen Pässen aus- gelieferte Staatenlose) verdankt sich die "Masseninvasion", die Istanbul - wie es scherzhaft hieß - "zur größten und besten deutschen Universität" werden ließ (Widmann).

Die zunächst auf drei bis fünf Jahre laufenden Anstellungsver- träge sahen ein gutes Gehalt vor und enthielten keinerlei inhaltli-

Platz vor der Istanbul Üniversitesi in den zwanziger Jahren, ein Blick, wie er sich auch den Emigranten aus FraJlkfurt bot. Einen detaillierten Überblick der Emigrationsgeschichte gibt H. Widmann, Exil

und Bildungshilfe, Frankfurt 1973. Von den vor 1933 in Frankfurt lebenden Wissenschaftlern E.

Hirsch und F. Neumark . stammen die zwei interes- santesten autobiographischen Berichte.

ehe Vorgaben, wohl aber die yerpflichtung, mit Hilfe eines Ubersetzers Lehrbücher auf Türkisch zu schreiben, in fünf Jahren die Landessprache zu er- lernen und an allgemeinen Fort- bildungen teilzunehmen.

Die Arbeit der Emigranten be- einflußte nachhaltig die einhei- mischen Ärzte, Anwälte, Chemi- ker, Physiker, Sozialwissen- schaftler und Sprachlehrer und den wissenschaftlichen Nach- wuchs zu Privatdozenten. Das doppelte Ziel der Bildungshilfe, sich selbst überflüssig zu ma- chen und (deutsch-)jüdische Gelehrte vor dem totalitären Zugriff zu bewahren, war nach 1945 erreicht. Zwischen 1950 und 1956 kehrte die Mehrzahl von ihnen in das Land zurück, das ihnen zum Teil alle Fami- lienangehörigen genommen hat- te. Es "haben viele, ja wohl die meisten der Emigranten die Türkei als ein zweites Vaterland kennen- und liebengelernt. Die- ses Wort ist jedenfalls von Män- nern wie Ernst Reuter, Ernst Hirsch, Curt Kosswig und mir in voller Aufrichtigkeit gebraucht worden" (Fritz Neu-

mark). Helge Peukert

Auswahl Frankfurter Wissen- schaftler in der türkischen Emi- gration: P. Schwartz (pathologi- sche Anatomie), H. Braun (Mi- krobiologie), W. Lippschitz- Lindley (Pharmakologie), F.

Dessauer (physikalische Thera- pie), J. Igersheimer (Augenkli- nik), E. Hirsch (Jura), A. Isaac (Betriebswirtschaft), F. Neu- mark (Finanzwissenschaften).

Offener Brief des Präsidenten an den türkischen Botschafter anläßlich des

Mordanschlags in Solingen

Frankfurt/M., 30. Mai 1993.

Sehr geehrter Herr Botschafter, als Präsident der Johann Wolf- gang Goethe-Universität möchte ich Ihnen, Exzellenz, meine tie- fe Betroffenheit darüber aus- drücken, daß in der Bundesre- publik erneut türkische Frauen und Kinder ermordet worden sind. Wir trauern um die Toten;

unser Mitgefühl gilt ihren Fami- .lien; unser Respekt dem türki- schen Volk, dem wir uns ver- bunden fühlen.

Als Präsident einer deutschen Universität gedenke ich voller Dankbarkeit daran, daß die Türkei in der Zeit des National- sozialismus deutschen Wissen- schaftlern Schutz vor Verfol- gung geboten und Freiheit der Forschung ermöglicht hat. Die Johann Wolfgang Goethe-Uni- versität versucht, ihre Aufgaben in Lehre und Forschung in in- ternationaler Kooperation wahrzunehmen. Viele türkische Studentinnen und Studenten leben und arbeiten mit uns zusammen; sie sind Teil unserer universitären Gemeinschaft. Die Integration, die uns bei voller Selbstbestimmung eines jeden einzelnen im universitären Raum gelingt, erhoffen wir weltweit und insbesondere in der Bundesrepublik, für die wir als Deutsche die politische Ver- antwortung tragen.

In diesem Sinne verbleibe ich mit dem Ausdruck meiner auf- richtigen Verbundenheit mit Ih- nen, Exzellenz, und dem Volk, das Sie in der Bundesrepublik diplomatisch vertreten.

Professor Dr . . Klaus Ring,

Präsident der Johann

Wolfgang Goethe-Universität

(5)

Drogen und Politik

Der Umgang mit Dealern und Konsumenten, die Finanzierung von Therapieeinrichtungen oder die Einrichtung von Methadon- Programmen. Dies sind die The- men, die man zuerst mit Dro- genpolitik verbindet. Drogen und Politik stehen aber noch in einem viel globaleren und un- heilvolleren Verhältnis zueinan- der. Der weltweite Drogenhan- del ist ein Instrument der Poli- tik. Wo es um Nord-Süd-Bezie- hungen, regionale und soziale Konflikte oder Unterentwick-

lu~g

in Armutsländern geht, spIelen illegale Märkte eine große Rolle. Polizei- und Zoll- behörden haben zwar gründli- che Kenntnisse über Schmug- gelpraktiken, aber nicht notwen- digerweise auch über politische und soziale Hintergründe des internationalen Drogenhandels.

Staatliche Politik und illegale Märkte sind das Thema der Dissertation von Norbert Neu- mann aus dem Fachbereich Ge- sellschaftswissenschaften der Frankfurter Universität. Er ist Korrespondent in Deutschland für das HObservatoire Geopoli- tique des Drogues (OGD)".

Dieses Netzwerk sammelt Infor- mationen über weltweiten Dro- genhandel, "um gegenwärtige gesellschaftliche Mißstände zu analysieren". Monatlich er- scheint ein dreisprachiges Infor- mationsbulletin.

OGn mit Sitz in Paris ist die einzige nichtregierungsabhängi- ge Organisation dieser Art, was es dem Netzwerk erlaubt, Infor-

Schlafmohn

mationen ungeachtet des politi- schen Mainstreams zu sammeln.

Einige Studien wurden von OGD-Mitgliedem in Drogen- Herkunftsländem angefertigt.

Im Mittelpunkt stehen dabei die Existenzbedingungen der Pro- duzenten.

Die vom OGD gesammelten Studien enthalten reichhaltiges Material aus den Herkunftslän- dern in Lateinamerika, Süd-

u~d

Südostasien und den Repu- bliken der ehemaligen Sowjet-

~nion.

Sammlungsschwerpunkt 1st ebenfalls die Verquickung des Drogenhandels mit staatli- cher Politik, was auch Europa und die USA betrifft. Laut OGO sei "beobachtbar, daß Drogen zwar einen besonderen Platz im Sicherheitsdiskurs der politischen Parteien einnehmen.

Dieses Problem wird spätestens dann zu einer vernachlässigba- ren Größe, wenn verbündete Regierungen in Drogenhandel verwickelt sind oder solche Märkte erobert werden kön-

nen.~'

Die Materialien des OGO

aus über 50 Ländern stellen so

ei~e

einzigartige Fundgrube für WIssenschaftler wie Sozialfor- scher, Ökonomen und Krimino- logen, aber auch für Journali- sten dar. Ebenso ermöglichen die Mitglieder des OGD auslän- dischen Studierenden, Kontakte zu knüpfen und in Europa zu forschen.

1990, zur gleichen Zeit als auch die Ar1?eit des OGD begann, wurde

10

Brüssel ein Europäi- sches Drogenbeobachtungszen- trum gegründet. Kontakte zwi- schen bei den Organisationen er- möglichten das Zustandekom- men eines Kolloquiums, wei- ches im Dezember 1992 in Paris stattfand. Dieses Kolloquium mit dem Titel "Illegale Drogen und globale Geopolitiken" wur- de von der Kommission der Eu- ropäischen Gemeinschaft fman- ziert. Hier fanden sich zahlrei- che Wissenschaftler aus allen Teilen der Welt zusammen, was dem Netzwerk für die Schaf- fung neuer Kontakte nützlich war.

Oie Geldmittel des Netzwerks sind, wie bei vielen unabhängi- gen Organisationen, mehr als beschränkt. Deshalb rmdet die Arbeit des OGD überwiegend ehrenamtlich statt. Im April die- ses Jahres erschien ein umfas- sender Bericht, dessen deutsche Fassung im Herbst 1993 unter dem Titel .,Drogen und die neue Weltordnung" im Deut- schen Taschenbuchverlag er- scheinen wird. Schwerpunktthe- men des Bandes sind die Ent- wicklung der innerstaatlichen US-Orogenpolitik, Finanzierung von regionalen Konflikten, Geldwäsche und andere Aus- wirkungen des Drogenhandels.

Wie aktuell die Arbeit des OGO ist, dokumentiert auch ein Aus- schnitt aus seinem Memoran- dum: .,Die jüngste Auflösung staatlicher Einheiten und die von ihnen hervorgerufenen Um- wälzungen [ ... ] bieten einmalig günstige Voraussetzungen zur Entwicklung illegaler Finanz- ströme. Aber auch die Abwen- dung der Großmächte von ihren ehemaligen Schützlingen ver- schärft nur noch deren Suche nach anderen Finanzierungs- quellen."

Wegen der Aktualität auf der einen und der Interdisziplinari- tät auf der anderen Seite ist es für Norbert Neumann ein An- liegen, an der Frankfurter Uni- versität ein Kolloquium über die Geopolitik des Drogenhan- dels zu initüeren. Eine Organi- sation ist ihm jedoch zur Zeit nicht möglich. Er würde jedoch in Zusammenarbeit ein solches Kolloquium mitgestalten.

Weitere Informationen über OGO bei: Norbert Neumann, Schumannstr. 22, 6000 Frank- furt/Mo I, Tel.: 146250 rom

Die

Freundesvereinigoog teilt mit:

Auch dieses Jahr lädt die Ver- einigung von Freunden und Förderem der Johann Wolf- gang Goethe-Universität Frankfurt wieder ein zur

"Akademischen Feier zur Verleihung von Preisen der Vereinigung für hervorra- gende wissenschaftliche Lei- stungen". Die Feier rmdet statt am 8. Juli 1993 um 11 Uhr in

d~r

Aula der Universi- tät (Hauptgebäude).

Ab I. Juli 1993 lautet die neue Postleitzahl der Vereinigung:

60054 Frankfurt am Main, Postfach 111932.

Über Leichen zum Examen

SATIS steht für das lateinische Wort "genug" und "Bundesver- band studentischer Arbeitsgrup- pen gegen Tiennißbrauch im Studium". Unter Tiennißbrauch verstehen wir alle Versuche, die mit Schmerzen, Leiden oder Schäden für Tiere verbunden sind, also auch Versuche an ei- gens für diesen Zweck getöteten Tieren oder Teilen von ihnen.

Unsere Ziele sind zunächst die Einführung von Möglichkeiten für StudentInnen, ihr Studium ohne den Mißbrauch/Ver- brauch von Tieren durchzufüh- ren, ohne daß daraus Nachteile entstehen. Unsere Methoden sind Informationssammlung und Austausch über durchge- führte Versuche und der mögli- chen und bereits angewandten Alternativmethoden. Wir versu- chen mit Infoständen, Podiums- diskussionen u. ä. möglichst vie- le StudentInnen und andere BürgerInnen zu erreichen. SA- TIS unterstützt die StudentIn- nen ideell, informell und finan- ziell in der Auseinandersetzung an ihren Universitäten.

SATIS wirkt an der Entwick- lung und Verbreitung von Lehr- methoden mit, die die tierver- brauchenden Methoden erset- zen können und außerdem die fraglichen Lehrinhalte weit bes- ser darstellen (Selbstversuche Video, Computersimulation:

Modelle). Eine wichtige Alter- native ist der Myograph, der die meisten in der Ausbildung durchgeführten Froschversuche durch schmerzlose Selbstversu- che ersetzen kann. Hierüber ist ein Videofilm gedreht worden, der von SA TIS mitfinanziert wurde.

Durch gezielte Information und Gespräche mit PolitikerInnen aller Parteien wirkt SATIS auch auf politischer Ebene. Bei zwei Landtagsbeschlüssen, die sich

g~gen

einen Teilnahmezwang an TIerversuchen und für Alterna- tivmethoden einsetzten, wurde SATIS als Sachverständige her- angezogen. Außerdem ist SA- TIS in die Lobbyliste des Deut- schen Bundestages eingetragen.

SATIS unterstützt StudentIn-

nen, die auf gerichtlichem Wege versuchen, ihr Anliegen durch- zusetzen, auch ohne Tierrniß- brauch ihr Studium weiterfüh- ren zu können. Ende 1990 gab es das erste positive Urteil in der deutschen Rechtsgeschichte, das die Universität verpflichtet, StudentInnen, die aus Gewis- sensgründen nicht an den Tier- versuchen teilnehmen, Alterna- tiven anzubieten.

Vor vier Jahren wurde im Phy- siologiepraktikum der Biologie zum ersten Mal der Myograph eingesetzt. Seitdem haben jedes Jahr bis zu zwanzig StudentIn- nen die Funktion von Nerv und Muskel nicht mehr an geköpf- ten Fröschen, sondern im schmerzlosen Selbstversuch er- lernt. Obwohl die Einführung des Myographen ein erster Er- folg war, ist darüber hinaus we- nig im Sinne von SATIS er- reicht worden.

Schon seit Jahren hat SATIS ein ausgearbeitetes Konzept, nach dem alle tierverbrauchen- den Versuche im Grundstudium der Biologie durch Alternativen ersetzt werden können.

Daß dieses Konzept bisher nicht weiter umgesetzt wurde liegt weniger an der Koopera~

tionsbereitschaft der Professo- ren als am Desinteresse und dem mangelndem Nachdruck von seiten der StudentInnen!

Deshalb wurde bisher nur die Anzahl der verbrauchten Tiere reduziert und nicht der Tierver- such/Tierverbrauch als Lehrme- thode abgeschafft.

Das Leiden der Tiere geht so- lange weiter, wie StudentInnen nicht bereit sind, aus ihrer Be- quemlichkeit aufzuwachen und sich mit den bestehenden Lehr- methoden kritisch auseinander-

zusetzen. SATIS

SATIS-Kontaktadressen : Ralf Horres, Wittelsbacherallee 99, 60385 Frankfurt, Telefon: 069/

493260; Anja Heister, Fr.-W.- v.-Steuben-Str. 90, Zi. AB I, 60488 Frankfurt, Telefon: 069/

1894641

Professoren-Troika im Inflationsgalopp

So oder so ähnlich könnte man in wenigen prägnanten Worten die Reise kennzeichnen, die die Professoren Eisen, Gäbler und · Neubäumer zu einem Vortrags- zyklus auf die zur Ukraine ge- härende Insel Krim führte.

Anlaß war ein Seminar für ca.

10 russische, ukrainische belo- russische und bulg~rische Hochschullehrerinnen und -leh- rer wirtschaftswissenschaftlicher Einrichtungen, das vom 1. bis 31. März 1993 auf Initiative des Instituts für Volkswirtschaft Temopil/Ukraine und mit Un- terstützung des ukrainischen Bildungsministeriums in dem kleinen Kurort Foros unweit von Jalta stattfand. Das Thema der Veranstaltung' lautete:

"Makroäkonomische Probleme - Konjunktur, Wachstum Ver- teilung, Arbeitsmarkt und' Wirt- schaftspolitik.

~,

<!ewisse~aßen

als ein zugkräf- tIges TrOIka-Gespann führten die Frankfurter Professoren in- nerhalb von nur vier Wochen ein umfangreiches Vortragspro- gramm,

u~terstützt

von. jungen Ubersetzennnen und Uberset- zern aus dem Gastland und aus Deutschland, durch.

In den ersten bei den Wochen gab Prof. Dr. J. Gäbler einen grundlegenden und systemati- schen Einblick in die Methoden und Grundmodelle der makro- ökonomischen Theorie und Sta- bilitätspolitik. Dabei konnte auf sein zuvor ins Russische über- setztes Skriptum Makroökono-

mie I zurückgegriffen werden, das die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit starkem Interes- se aufnahmen. Außerdem hielt Uwe Teichert, wissenschaft- licher Mitarbeiter am Lehrstuhl Gäbler, eine!! Vortrag über Pro- bleme des Ubergangs von der alten Politischen Ökonomie zu einer modemen weltoffenen Volkswirtschaftslehre, der ange- sichts der Herausforderungen, die mit dem notwendigen Wechsel des ökonomischen Theoriensystems verbunden sind, auf großes Interesse stieß.

Prof. Or. R. Eisen hielt eine Vorlesung zu "Konjunktur und Wachstum" und hatte dabei mit einer viel zu kleinen Tafel zu kämpfen. Darüber hinaus bot sich in manchen Gesprächen

un~ Diskussione~.

die Gelegen- heIt, auch einen Uberblick über unser deutsches Studium, die Studieninhalte und Studienpro- gramme zu vermitteln.

Mit den Fragen des Arbeits- marktes beschäftigte sich Frau Prof. Dr. R. Neubäumer (Aka- demie der Arbeit) im abschlie- ßenden Teil des Kurses und sorgte somit dafür, daß die Ver- anstaltung eine runde Sache werden konnte, da sie auch vie- len Teilnehmerinnen und Teil- nehmern bereits von einem frü- heren Aufenthalt auf der Krim her bekannt war.

Während des Aufenthaltes auf der Keim konnten die deutschen Gäste hautnah den Galopp der

Inflation verspüren: in den er- sten bei den Märzwochen bei- spielsweise verdoppelten (!) sich die Preise in den Restaurants des Sanatoriums für Kaffee und Krim-Sekt. Mit einem landesüb- lichen Stipendium von ca. 8000 Kupon wäre man demzufolge gerade mal in der Lage, ca. 3 Haschen Sekt zu bezahlen. Um so höher zu bewerten ist es, daß das Vortragshonorar mit über 50000 Kupon für dortige Ver- hältnisse bis an die Grenze des materiell möglichen gegangen sein dürfte, wenngleich der Ge- genwert in DM praktisch be- deutungslos ist.

Als besonders gravierende Pro-

blem.~

haben sich gezeigt, daß die Ubersetzer z. T. Schwierig- keiten mit der Fachsprache hat- ten, daß Studienmaterialien und modeme Lehrbücher als Über- setzungen aus dem anglmimeri- kanischen oder deutschen Sprachraum kaum vorhanden sind. Deshalb dürfte in erster Linie die "Humankapital-Inve- stition" in Gestalt von Studien- praktika ukrainischer Studenten und Wissenschaftler in Deutsch- land eine große ,.Multiplika- tor" -Wirkung haben. Hier liegen offensichtlich derzeitig die größten Möglichkeiten, den so- zialökonomischen Reformpro- zeß mit wirksamer Hilfe zu un- terstützen. Dafür spricht auch der fruchtbare Verlauf dieser Veranstaltung, die deshalb fort- gesetzt werden soll.

Uwe Teicbert

Referenzen

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