• Keine Ergebnisse gefunden

Predigt am , Apostelkirche Harburg Thema: Das wird zu viel - Die eigenen Grenzen beachten Diakonin Rena Lewitz

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Predigt am , Apostelkirche Harburg Thema: Das wird zu viel - Die eigenen Grenzen beachten Diakonin Rena Lewitz"

Copied!
6
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Predigt am 30.9.2018, Apostelkirche Harburg

Thema: „Das wird zu viel - Die eigenen Grenzen beachten“

Diakonin Rena Lewitz

Liebe Gemeinde,

vor den Sommerferien haben Mitglieder aus dem Diakonieausschuss unserer Gemeinde 20 Kleingruppen und Gesprächskreise in Apostel besucht. Es ging dabei um das Thema

„Füreinander da sein“. Das waren interessante Gespräche und wertvolle Begegnungen, die uns sehr bereichert haben! Vielleicht waren Sie ja dabei und sind gespannt darauf, was die anderen Gruppen denn so dazu gesagt haben! Vielleicht gehören Sie bisher auch noch zu keiner Kleingruppe - heute bekommen Sie alle einen kleinen Einblick.

In allen Gruppen ging es jeweils um drei Fragen:

1) Was verbinde ich mit Füreinander da sein?

2) Was macht es mir leicht füreinander oder für andere da zu sein?

3) Was hindert mich füreinander oder für andere da zu sein?

Außerdem konnten alle ihre Ideen und Anregungen einbringen, mit denen wir uns weiter beschäftigen werden.

„Füreinander da sein“ - so nennen wir nicht nur den diakonischen Arbeitszweig in Apostel.

„Füreinander da sein“ ist zugleich ein zentraler Wert in unserer Gemeindekultur und geht damit uns alle an. Darin wollen wir als Gemeinde noch besser werden, das ist unser

erklärtes Ziel. Wir wollen füreinander und überhaupt für Menschen in Not da sein, weil Gottes Liebe uns dazu beauftragt. Jesus selbst hat uns vorgelebt, wie das aussehen kann. Wenn wir Jesus wirklich nachfolgen wollen, ist Füreinander da zu sein also keine Option.

Aber mal ehrlich: Im konkreten Fall ist das ja gar nicht immer so leicht - auch nicht für gestandene Christen. Kennen Sie das auch? Wir wünschen uns einen liebevollen Umgang, aber wir sind nicht immer liebevoll. Wir wollen anderen gerne helfen, aber doch nicht

ausgerechnet jetzt, wo so viel anderes ansteht. Und nicht ausgerechnet bei dieser oder jener Art von Hilfe, die uns so gar nicht zusagt. Wir wünschen uns, dass Menschen in Apostel leicht Anschluss finden und Gemeinschaft erleben, aber wir kommen nicht mit jedem ins Gespräch und manchmal wollen wir einfach lieber unsere Ruhe. Wir wollen füreinander da sein, aber es gelingt uns nicht immer in dem Maße, wie wir uns das wünschen. Da nehme ich mich selbst gar nicht aus.

Woran liegt das eigentlich? Eine Frage, die wir in allen Gruppen gestellt haben, lautete: „Was hindert mich, füreinander oder für andere da zu sein?“ Was glauben Sie, waren die

häufigsten Nennungen?

Ich nenne Ihnen mal die Gründe, die am häufigsten genannt wurden:

1. Fehlende Zeit/Energie

2. Mangel an Bekanntschaft und Vertrautheit 3. fehlende Eignung

Das sind handfeste Gründe, die uns daran hindern können, füreinander da zu sein. Sie haben alle mit unseren persönlichen Grenzen zu tun. Unserer begrenzten Zeit und

Belastbarkeit, dem begrenzten Maß an Bekanntschaft und Vertrauen, die uns Sicherheit und Nähe vermitteln, und der Begrenzung durch nicht vorhandene Fähigkeiten, Kenntnisse oder

(2)

auch körperliche Einschränkungen. Manches davon kann sich bei näherer Betrachtung als Ausrede entpuppen, z.B. beim Stichwort Zeit: Wenn uns jemand oder etwas sehr wichtig ist, finden wir dafür ja in der Regel Zeit, egal wie voll der eigene Terminkalender ist. Trotzdem kommen wir tatsächlich manchmal schnell an unsere Grenzen der Belastbarkeit und dann kann eben genau diese eine Anfrage das „zu viel“ ausmachen.

Wie können wir die eigenen Grenzen beachten und trotzdem füreinander da sein? Das ist heute unser Thema.

Die Bibel hilft uns bei vielen Fragen des Alltags weiter, so auch hier. Umgang mit Grenzen ist auch schon in der Bibel ein Thema und Jesus selbst nimmt dazu Stellung. Schauen wir in eine Begebenheit aus dem Lukasevangelium. Sie kennen die Geschichte vermutlich schon.

Lukas 10,25-37 vorlesen (auf Beamer zum Mitlesen)

Wo sind Sie in dieser Beispielgeschichte, die Jesus erzählt? Wären sie schnell

weitergegangen wie der Priester oder hätten wie der Tempeldiener einen Bogen gemacht?

Oder hätten Sie geholfen wie der Samariter? - Wir wären natürlich alle stehengeblieben und hätten geholfen, wie es der Samariter tat, stimmt’s? So möchten wir uns gerne sehen. Aber wenn ich ehrlich bin, finde ich mich genauso in den ersten beiden wieder. Ich glaube in ihnen spiegeln sich viele Menschen unserer modernen Zeit.

Man könnte theologisch vieles zu diesem Text sagen, ich möchte mich heute auf diesen einen Fokus beschränken: Was sagt uns dieser Text im Blick auf unsere eigenen Grenzen, wenn es um das Dasein für andere geht?

Ich denke, bei allen dreien -- Priester, Tempeldiener und Samariter – spielt der Umgang mit Grenzen eine Rolle:

Ob der Priester und der Tempeldiener keine Zeit oder Energie zum Helfen haben, wissen wir nicht. Sie sind auf dem Weg von Jerusalem nach Jericho, also auf dem Heimweg vom Tempel. Vielleicht haben sie nach einem langen und anstrengenden Tag endlich Feierabend und sind erschöpft. Aber das ist reine Spekulation.

Die fehlende Bekanntschaft und Vertrautheit könnte auch sie hindern zu helfen, denn höchst wahrscheinlich kennen sie den Verletzten nicht, der da am Wegesrand liegt. Aber spielt das in einer solchen Notsituation wirklich eine Rolle? Zumal wenn in dieser Einöde weit und breit kein anderer potenzieller Helfer in Sicht ist?

Ein klarer Hinderungsgrund ist für sie allerdings die Frage nach der persönlichen Eignung:

Nach jüdischem Gesetz würden sie sich verunreinigen, wenn sie zu dem Verletzten hingingen und bei der Wundversorgung womöglich mit dessen Blut in Kontakt kommen würden. Das würde bestimmte vorgeschriebene Reinigungsrituale nach sich ziehen. Im Klartext bedeutet das, sie könnten ihren Dienst im Tempel für eine bestimmte Zeit nicht mehr ausführen. Undenkbar! Dann doch lieber nicht helfen und um das schlechte Gewissen zu überwinden schnell weitergehen bzw. einen großen Bogen machen und so tun, als hätte man die Not gar nicht bemerkt.

Die äußeren Grenzen und Vorschriften hindern die beiden daran, für diesen einen Mann in Not da zu sein und ihm zu helfen. Sie halten sich als Helfer für nicht geeignet. Diese Fokussierung auf äußere Grenzen hindert sie aber auch daran, den Verletzten überhaupt erst einmal aufmerksam wahrzunehmen und Mitleid mit ihm zu empfinden.

(3)

Es gibt ja auch Situationen, da ist gar keine besondere Eignung, sondern einfach menschliche Zuwendung gefragt: Ein Gesicht, das sich herabbeugt und hinsieht. Ein

aufmunternder Blick. Eine Hand, die sich beruhigend auf die Schulter legt und tröstet. Füße, die sich in Bewegung setzen und Wege mitgehen. Ein Ohr, das zuhört, eine Stimme, die beruhigende Worte findet. Ein Herz, das mitfühlt.

Und was ist mit dem Samariter? Auch bei ihm gibt es äußere Grenzen, die sehen aber anders aus. Er ist auf der Durchreise, wahrscheinlich ist er geschäftlich unterwegs Eigentlich hat er keine Zeit für eine Unterbrechung – schon gar nicht in diesem Gebiet, das er möglichst schnell wieder verlassen möchte. Samariter und Juden waren damals verfeindet und mieden den Kontakt. Man verachtete sich gegenseitig. Sicher konnte er sich in diesem Gebiet nicht fühlen. Nichts lag näher, als bei einer notwendigen Durchreise das feindliche Gebiet so zügig wie irgendwie möglich zu durchqueren. Niemand hätte von einem Samariter erwartet,

ausgerechnet hier helfend aktiv zu werden, im Gegenteil. Dieser Samariter aber tut es trotzdem. Nicht weil sich das so gehört oder weil es das Gesetz vorschreibt, nicht aus

Pflichtgefühl sondern mit einem Herzen voller Mitgefühl. Diese Herzenshaltung ermöglicht es ihm, die Prioritäten neu zu ordnen und seine Pläne zu ändern, damit er diesem einen

Menschen helfen kann. Und diese Hilfe beginnt damit, dass der Samariter auf den Verletzten zugeht, Nähe zulässt, sich ihm zuwendet, mit ihm spricht, Aufmerksamkeit schenkt und ihm dann auch ganz praktisch hilft.

Jesus stellt den Samariter in dieser Geschichte als Positivbeispiel dar. Er sagt: „Geh und folge seinem Beispiel!“

Aber was heißt denn das? Wo sind die Grenzen meiner Hilfsmöglichkeiten? Und wie gehe ich mit den Grenzen meiner Hilfsbereitschaft um? Denn es ist ja tatsächlich so, dass ich nicht immer und nicht allen helfen kann, und manchmal auch nicht helfen will. Fordert Jesus tatsächlich den allzeit bereiten Helfer, der immer alle Not sieht, und völlig selbstlos, jederzeit und für alle Hilfe anbietet? Einen Superhelfer sozusagen? Es lässt sich nicht leugnen, dass dieses Ideal im Christentum eine Rolle spielt: Viele eifern ihm nach. Viele aber bekommen angesichts dieses Ideals ein schlechtes Gewissen und fühlen sich unter Druck, weil sie ihm aus unterschiedlichsten Gründen nicht entsprechen können. Im Grunde ist dieses Ideal unmenschlich.

Aber so ein Superhelfer ist der Samariter ja auch gar nicht. Anders als Priester und Tempeldiener lässt er sich zwar nicht von äußeren Grenzen abhalten. Aber er achtet auf seine inneren Grenzen der Belastbarkeit und das ist gut so. Auch darauf verweist Jesus, wenn er sagt: Geh und folge seinem Beispiel! Der Samariter hilft dem einen Verletzten, der ihm gerade auf seinem Weg begegnet. Er hilft nicht allen Verletzten, die es in der Umgebung gibt. Er begleitet ihn ein Stück des Weges und delegiert dann die weitere Unterstützung an den Wirt der nächsten Herberge. Das ist ihm sogar ein Teil seines Geldes wert, denn seine zur Verfügung stehende Zeit und seine Belastbarkeit erlauben keine eigene weitergehende Hilfe. So stellt der Samariter sicher, dass der Hilfebedürftige Hilfe bekommt, überfordert sich aber nicht selbst. Er achtet bei aller grundsätzlichen Hilfsbereitschaft auf seine eigenen Grenzen. Er bringt sich nicht in eine Abhängigkeitsbeziehung, sondern lässt wieder los. So ist er helfend für seinen Nächsten da und kann dennoch seinen eigenen Weg kraftvoll weitergehen.

(4)

Zu diesem recht bekannten Gleichnis vom barmherzigen Samariter gehört auch die

Rahmenhandlung, die oft ausgeblendet wird. Aber sie ist wichtig, um die Aussage, um die es Jesus hier geht, richtig zu verstehen. Sehen wir darum noch einmal genau hin:

Ein Schriftgelehrter kommt zu Jesus mit der Frage: „Was muss ich tun, um das ewige Leben zu bekommen?“ Das Judentum war geprägt von einer Fülle an Geboten und Vorschriften, an die man sich zu halten hatte. Es gab genaue Regeln, was man zu tun oder zu lassen hatte.

Neben vielen Opfer- und Reinigungsvorschriften gab es z.B. auch das Sabbatgebot. Am Sabbat durfte man eben gerade nichts tun. Jesus selbst hat dieses Gebot mehrfach gebrochen, als er am Sabbat Menschen geholfen oder geheilt hat. Nach Auslegung der damaligen Gesetzeslehrer war das verboten. Nicht ohne Grund fragt der Schriftgelehrte Jesus also, was er tun müsse? Wird Jesus auf die Einhaltung der Regeln und Gebote des Judentums verweisen, könnte er Jesus überführen, weil er sich nicht immer daran hält. Wird Jesus dagegen sagen, dass die Regeln und Gebote keine Bedeutung haben, stellt er selbst das Gesetz Gottes in Frage. Es ist also eine Fangfrage.

Jesus antwortet aber ganz anders, als erwartet. Er stellt eine Gegenfrage: „Was steht denn darüber im Gesetz (also den fünf Büchern Mose)? Was liest du dort?“ Der Schriftgelehrte nennt daraufhin das höchste Gebot: „Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben mit deinem ganzen Herzen, von ganzer Seele, mit aller Kraft und deinem ganzen Verstand. Und auch deinen Mitmenschen sollst du so lieben wie dich selbst.“ Jesus sagt dazu: „Richtig! Tue das und du wirst ewig leben.“

Es gibt gläubige Menschen, die glauben mehr an ihren eigenen Glauben als an Gott selbst.

Ihr Inneres ist weniger von der Liebe Gottes erfüllt, als von dem ständigen Appell: „Du sollst das, du sollst das nicht!“ Da geht es eher um gesetzlich oder moralisch richtiges Verhalten als um eine lebendige Beziehung zu Gott. Dazu gehört bestimmt auch der Schriftgelehrte in dieser Geschichte.

Und dann gibt es gläubige Menschen, die verlieren vor lauter Tun für Gott den Nächsten aus dem Blick. Hier ist nicht die Gesetzlichkeit das Problem, sondern das Beschäftigtsein. Es gibt ja so viel zu tun! Und so geht es mehr um das geschäftige Tun für Gott als um eine liebende Aufmerksamkeit für sich selbst und den Nächsten, die aus der Liebe zu Gott, also einer lebendigen Beziehung mit Gott entspringt.

Gott aber geht es nicht zuerst um Tun sondern um Beziehung, um Liebe. Ohne Liebe ist alles Tun letztlich nichts wert.

Direkt im Anschluss an das Gleichnis vom barmherzigen Samariter steht im

Lukasevangelium die Geschichte von den beiden Schwestern Maria und Marta, da wird das sehr deutlich. Es ist kein Zufall, dass diese beiden Geschichten direkt hintereinander in der Bibel stehen.

Als Jesus mit seinen Jüngern bei den beiden Schwestern zu Gast ist, sitzt Maria Jesus zu Füßen und hört ihm aufmerksam zu, während Marta mit der Bewirtung der Gäste beschäftigt ist. Auch hier haben wir es mit äußeren und inneren Grenzen zu tun:

Marta achtet eher auf äußere Grenzen. Einer Frau stand es damals nicht zu, am Gespräch eines Rabbis mit seinen Schülern teilzunehmen. Ihre Rolle war klar definiert: Sie hatte für die Bewirtung der Gäste zu sorgen. An diese Erwartungen von außen hält sie sich. Sie ist so

(5)

sehr mit diesen äußeren Grenzen verhaftet, dass sie ihre eigene Befindlichkeit und damit ihre innere Grenze ignoriert. Das geht auch eine Weile gut. In der Geschichte heißt es, sie ist

„unentwegt“ mit der Bewirtung der Gäste beschäftigt. Dann aber platzt Marta der Kragen.

Das wird ihr alles zu viel. Die Beachtung der vermeintlichen äußeren Grenzen hat sie an die Grenze ihrer Belastbarkeit gebracht. Sie kann nicht mehr. Und sie ärgert sich. Vielleicht ist sie auch neidisch auf ihre Schwester, die so seelenruhig dasitzt und Jesus zuhört, während sie selbst sich abrackert in dem Bemühen, alles richtig zu machen. Vielleicht ist sie

unzufrieden mit sich selbst, weil sie diese innere Freiheit von Maria eben nicht hat. An diesem Tiefpunkt angekommen, sind ihr die äußeren Grenzen plötzlich egal. Ihre Emotionen entladen sich in einem nicht sehr liebevollen Vorwurf gegenüber Jesus: „Siehst du nicht, dass meine Schwester mir gar nicht hilft? Sie überlässt mir die ganze Arbeit! Kannst du ihr nicht sagen, dass auch sie etwas tun soll?“

Wie anders hätte Marta reagieren können, wenn sie früher auf ihre eigenen Grenzen geachtet hätte, statt nur zu tun, was andere von ihr erwarten! Marta will für andere da sein, indem sie tut, was man von ihr erwartet. Was äußerlich nach Fürsorge und Nächstenliebe aussieht, ist aber eigentlich was anderes. In Martas Herzen ist keine Liebe sondern Pflichtgefühl, Ärger, Neid und Unzufriedenheit.

Jesus antwortet ihr: „Marta, Marta, du machst dir so viel Sorgen und verlierst dich an

vielerlei, aber nur eines ist notwendig. Maria hat die gute Wahl getroffen. Sie hat sich für das unverlierbar Gute entschieden, das ihr nicht genommen werden kann.“

Hier wird deutlich, dass es Jesus nicht um Aktionismus geht, noch nicht einmal um Aktionismus für Gott. Eins nur ist wichtig. Das hat Maria verstanden. Maria achtet auf ihre inneren Grenzen. Sie weiß, dass sie nicht alles gleichzeitig schaffen kann und entscheidet darum für sich, was jetzt gerade wichtig ist. Sie hört dabei auf ihr Herz. Was andere darüber denken, ist nicht ihr Maßstab. Da können wir viel von ihr lernen. Sicher wäre es gut, Marta in der Küche zu helfen um etwas für Jesus und seine Freunde zu tun, aber jetzt ist es wichtiger, Zeit mit Jesus zu verbringen. Maria braucht diese Zeit mit Jesus. Denn da wird ihr

Liebestank gefüllt. Sie weiß, dass sie nur die Liebe weitergeben kann, die in ihr ist, die durch die Gegenwart mit Jesus in ihr Herz gelangt ist. Was auf den ersten Blick egoistisch

erscheinen mag, ist in Wirklichkeit gesunde Selbstliebe. Gerade die Beachtung ihrer eigenen inneren Grenzen und Bedürfnisse macht sie fähig, andere aufrichtig zu lieben und mit

ungeteilter Aufmerksamkeit für sie da zu sein.

Beim Füreinander da sein geht es also nicht darum, dass wir selbstlos immer noch mehr für andere tun sollen. Es geht zu allererst um eine innere Haltung der liebenden Aufmerksamkeit für den anderen und das Mitleiden mit dem, der in Not ist. Dafür brauchen wir regelmäßig Zeiten der Stille, die wir mit Gott verbringen und zwar nicht im Tun sondern im Sein. Wo wir in aller Ruhe Gottes Liebe und unsere Beziehung zu ihm, zu uns selbst und zu unseren Mitmenschen betrachten können. So wie Maria es tat.

In dem Maß, wie ich Gottes bedingungslose Liebe und Barmherzigkeit für mich annehme und mein Herz immer wieder neu damit fülle, werden äußere Grenzen und äußere Maßstäbe für mich unwichtig. Dann ist nicht wichtig, was andere sagen. Dann ist auch nicht wichtig, ob ich Anerkennung oder Dank für eine Hilfestellung bekomme. Der Samariter hat am Ende auch kein Wort des Dankes gehört.

(6)

Wichtig ist allein, wie Gott über mich und meinen Nächsten denkt. Und Gott sagt: Vergiss es nicht: Ich liebe dich, egal was andere sagen! Und deinen Nächsten liebe ich übrigens

genauso wie dich!

Jesus hat nicht nur vorgelebt, wie Lieben aussieht. Er hat auch gesagt: Komm, und folge mir nach!

„Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben mit deinem ganzen Herzen, von ganzer Seele, mit aller Kraft und deinem ganzen Verstand. Und auch deinen Mitmenschen sollst du so lieben wie dich selbst.“ - Das bedeutet Nachfolge. Nicht mehr und nicht weniger.

Noch eine Bemerkung zum Schluss:

Vielleicht sitzen Sie schon die ganze Zeit mit einer inneren Unruhe hier, weil Sie sich in der Geschichte vom barmherzigen Samariter am meisten mit dem Verletzten identifizieren, der am Boden liegt. Da hören Sie die ganze Zeit was von Nächstenliebe, aber können gerade gar keine Aufmerksamkeit für den Nächsten aufbringen, weil Ihnen die Kraft ausgegangen ist. Weil Sie sich verletzt, allein und mit Ihrer persönlichen Situation überfordert fühlen. Sie sehnen sich nach jemandem, der keine weiteren Anforderungen an Sie stellt, der nichts von Ihnen will, sondern der Sie als Person wahrnimmt und Ihnen aufhilft. Der Sie ein Wegstück begleitet.

Wenn das so ist, dann sagen Sie bitte nicht: „Ach, danke, ich komm schon zurecht!“ oder

„Klar kann ich diese oder jene Aufgabe auch noch übernehmen.“ Achten Sie auf sich und Ihre Grenzen und nehmen Sie Hilfe an! Sie müssen nicht immer der Superhelfer für andere sein! Sie dürfen auch mal schwach sein und sich von anderen helfen lassen! Bestimmt gibt es hier sogar einige, die Sie gerne unterstützen würden, wenn sie nur wüssten, dass es Ihnen in Wirklichkeit gar nicht so gut geht, wie es nach außen scheint.

Es ist ein Zeichen von Stärke und hat viel mit der Achtung der eigenen Grenzen zu tun, wenn wir eigene Schwäche und Bedürftigkeit vor uns selbst und vor anderen eingestehen können. Manchmal ändert sich erst dann unser Blickwinkel, so dass wir Gottes Liebe und Fürsorge spüren und dadurch auch wieder für andere da sein können.

Darum lassen Sie uns ehrlich miteinander und mit uns selbst umgehen. Lassen Sie uns in Liebe aufeinander achten und füreinander da sein. Dazu segne uns Gott. Amen.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Wenn ein Mann nicht wirklich in seiner männlichen Essenz ist und mehr den weiblichen oder gar kindlichen Pol in der Beziehung ausfüllt, dann MUSS eine Frau diese männliche oder

„Es geht im Leben nicht darum, zu warten dass das Unwetter vorbeizieht.. Es geht darum, zu lernen

Also wenn ich glaub, Religionen können sich untereinander nie verstehen, und wenn das der Mainstream der Bevölkerung denkt, dann werden sie sich untereinander auch nicht

Für jemanden, der unsere Gesellschaf- ten durcheinanderbringen will, ist das eine Schwäche, die man ausnutzen kann, nach dem Motto: Wenn die eine Wahrheit so gut ist wie die andere,

Verfall hat begonnen. Längst hat der Eigentümer andere Pläne. Doch ob Stellplätze für Wohnmobile oder die Bebauung mit Stadtvillen – all das wird der Bezirk an dieser Stelle

Erschöpfungsdepression bezeichnen, auch wenn es sich zunächst nicht um eine medizinische Diagnose handelt, sondern um die Beschreibung des Endzustandes einer Kaskade von Ab- läufen

Dann gehört auch das Haus im Dorf dem reichen Mann.. In jedem Jahr kann der reiche Mann

Es gibt viele Menschen, die einen Bezug zu mehr als einer Nation haben, manchmal haben Menschen mehr als einen Pass oder eine Muttersprache.. Der Nationalismus macht