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Herr, dein Wort sei unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unseren Wegen. Amen.

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Academic year: 2022

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(1)

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Liebe Gemeinde, Hiob hat genug von Gott -

von dem, wie sich Gott in seinem Leben bemerkbar macht,

von dem – wie Hiob meint – wie sich Gott in seinem Leben bemerkbar macht -

nämlich als Kontrolleur, - als Aufpasser, als einer, der ihn auf die Probe stellt,

als einer, der ihn massiv konfrontiert mit Leid und Elend.

Ich lese aus dem Hiobbuch im 14. Kapitel:

1 "Wie vergänglich ist der Mensch! Wie kurz sind seine Jahre! Wie mühsam ist sein Leben!

2 Er blüht auf wie eine Blume - und verwelkt;

er verschwindet wie ein Schatten - und fort ist er!

3 Und doch verlierst du ihn nicht aus den Augen und stellst ihn vor dein Gericht!

4 Von Geburt an sind wir mit Schuld beladen und bringen nichts Gutes zustande - keiner von uns!

5 Die Jahre eines jeden Menschen sind gezählt; die Dauer seines Lebens hast du festgelegt.

Du hast ihm eine Grenze gesetzt, die er nicht überschreiten kann.

6 So schau jetzt weg von ihm, damit er Ruhe hat und seines Lebens noch froh wird, wie ein Arbeiter am Feierabend!

Herr, dein Wort sei unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unseren Wegen. Amen.

(2)

Ja, liebe Gemeinde, Hiob hat genug von Gott.

Am Ende des Abschnitts, den ich gerade vorgelesen habe, bittet er Gott wegzuschauen, -

damit er seine Ruhe hat und seines Lebens froh werden kann - wie ein Arbeiter am Feierabend.

Ein schlichtes, ganz normales Leben wie jeder andere möchte Hiob. Nicht mehr und nicht weniger.

Im Grunde schreit er Gott entgegen: Lass mich in Ruhe!

Lass mich bloß endlich in Ruhe, Gott!

Und ihr, ihr Freunde, lasst auch ihr mich in Ruhe!

Ihr versucht vergeblich, mich zu trösten!

Hört auf, mir mein Unglück erklären zu wollen!

Redet mir das Leben nicht schön!

Erzählt mir nichts von Sinn! Haltet endlich den Mund!

Es gibt Unglück, das ist so groß, dass die Worte versagen. Es gibt einen Schmerz, der kann und will nicht gestillt werden. Es gibt eine Trauer, an der zerschellen die noch so gut gemeinten Worte.

Vermessen scheint da, wer versucht zu trösten.

Vermessen, wer glaubt zu wissen, wie groß das Leid sein kann. Unerträglich wird, wer beginnt, dem Unglück einen Sinn zu geben. So ist es mit Hiob.

Hiob ist ein Mann an der Grenze dessen, was ein Mensch ertragen kann. Vielleicht ist er sogar schon jenseits dieser Grenze. Unfassbares ist ihm geschehen.

Sein Vermögen und Besitz sind dahin; seine Kinder sind tot - begraben unter den Trümmern des Hauses. Er selbst ist geschlagen vom Aussatz, von einer üblen Hautkrankheit.

(3)

Dass er noch lebt, grenzt an ein Wunder.

„Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen, der Name des Herrn sei gelobt“, sagt Hiob.

Und: „Wenn wir das Gute von Gott empfangen, sollen wir das Böse nicht auch von ihm nehmen?“

Ist das noch Gottvertrauen oder schon Zynismus?

Wie kann Hiob überhaupt noch von Gott reden in seiner Situation? Und wie kann er mit Gott reden?

Drei Freunde sind bei Hiob.

Zuerst haben sie einfach bei ihm gesessen –

sieben Tage lang. Geschwiegen, ausgehalten, bis es nicht mehr auszuhalten war.

Dann fingen sie an zu reden. Begannen, sein Leid zu deuten. Lieferten theologische Erklärungen.

Hört auf damit, sagt Hiob.

Ich kenne eure Argumente längst.

Macht euch und mir nichts vor. Gott tut, was er will.

Er ist niemandem Rechenschaft schuldig.

Was er tut, muss man nicht erklären können.

Spart euch eure Reden.

Und dann wendet er sich an Gott:

Lass mich in Ruhe, sagt er.

Lass mich doch einfach endlich in Ruhe.

Hiob und das, was er erfährt, sind nicht leicht zu ertragen.

Es bringt mich an die Grenze meines Glaubens.

Es bringt mich an die Grenze meiner Möglichkeit, von Gott und mit Gott zu reden.

(4)

Auch wenn ich selber nicht im Unglück sitze – Hiob stellt alle Schönwetter-Theologie infrage.

Alles, was uns an Lob und Dank manchmal zu leicht über die Lippen geht, hier gerät es ins Stocken.

Hiob fragt radikal: Ist Gott gut?

Können wir überhaupt etwas wissen von ihm?

Können wir seinen Willen ermessen?

Eine abgrundtiefe Skepsis tut sich da auf.

Der Glaube gerät auf den Prüfstand.

Ja Hiob und das, was er erfährt, sind nicht leicht zu ertragen. Und bevor ich mich ihm und seiner Geschichte weiter aussetze, erinnere ich mich daran, dass die Bibel mehr ist als die Hioberzählung.

Weit spannt sich in den biblischen Schriften der Bogen an Lebens- und Gotteserfahrung. Ich erinnere mich an die Lob- und Dankpsalmen, und ich denke, sie sollten nicht wertlos werden angesichts der Zweifel und Fragen, die Hiob hat.

Ich erinnere mich an die Erzählung von Rettung und Bewahrung der Israeliten auf der Flucht aus Ägypten und will mich an sie halten. Ich erinnere mich daran, dass Jesus von Gott wie von einem gütigen Vater erzählt. Diese Vergewisserung brauche ich.

Mit dem eigenen kleinen Glauben allein ist es schwer, der Herausforderungen zu begegnen, die in der

Hioberzählung stecken. Auch wenn ich nicht im Unglück stecke – Hiob setzt mir zu.

Zugleich würde mir etwas fehlen, wenn es die Hiob- erzählung in der Bibel nicht gäbe.

(5)

Nirgendwo sonst wird so anschaulich geschildert,

welchen Belastungen die Beziehung zwischen Gott und Mensch ausgesetzt sein kann.

Nirgendwo erfahre ich so intensiv etwas über die Gefühls- und Gedankenlage eines Menschen, der mit Gott hadert und im Widerstreit liegt.

Hiob arbeitet sich ab an der Frage von Gottes Gerech- tigkeit ab. Bis zu seinen Schicksalsschlägen konnte er annehmen, dass ein frommer Lebenswandel und Gottes Segen in einem Zusammenhang stehen.

Nun muss er sich von diesem Denken verabschieden.

Einen vernünftigen Zusammenhang zwischen seinem Leben und dem Willen und dem Wirken Gottes vermag Hiob nicht zu erkennen.

An diesem Punkt wird es spannend.

Hiob bittet zwar „Lass mich in Ruhe, Gott!“

Doch undenkbar ist für ihn, dass da gar kein Gott ist.

Hiob bestreitet die Existenz Gottes nicht.

Auch Gottes Wirken stellt er nicht infrage.

Die Welt und sich selber zu denken, als gäbe es Gott nicht, ist für Hiob unmöglich.

Er kann nicht einfach aufhören zu glauben.

Das Einzige, was er kann, ist bitten: Lass mich in Ruhe, Gott. Lass mich leben, als seiest du nicht da, Gott.

Ich denke, heute geht es vielen Menschen ganz ähnlich wie Hiob. Auch ihnen ist der Zusammenhang zwischen Gottes Willen und Wirken und ihrem Leben

abhandengekommen.

(6)

Weder dort, wo sie glücklich sind, sehen sie Gott am Werke, noch erst recht nicht im Leid.

Sie vermuten, dass undurchschaubare politische oder wirtschaftliche Mächte ihr Leben bestimmen.

Sie deuten, was ihnen geschieht, als Wirken der Natur.

Oder sie haben den Eindruck, dass das eigene Vermögen, die eigene Leistung entscheidet, ob das Leben gelingt oder nicht.

Wenn dann unvorhergesehenes Leid oder Gewalt über sie hereinbrechen, stellt das nicht nur Gottes guten Willen, sondern auch seine ganze Existenz infrage.

„Wenn es keinen guten Gott gibt für mich, dann gibt es überhaupt keinen Gott“, sagen sie.

„Dann kann ich nicht an ihn glauben.

Zumindest will ich nichts mit ihm zu tun haben.

Er soll mich in Ruhe lassen.“

„Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe, geht auf wie eine Blume und fällt ab, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht.“ gibt Hiob zu Protokoll.

Wie schmal ist der Grat, auf dem wir mit unserem Glauben wandeln!

Wie verletzbar ist unser Vertrauen in Gottes Güte.

Von der ersten Sekunde des Lebens an sind wir zum Tod bestimmt. Niemand entgeht diesem Schicksal.

Die Begrenztheit unseres Lebens haben wir vor Augen – das macht uns aber nicht automatisch zu Glaubenshelden.

Im Gegenteil. Kennen wir nicht den heimlichen Wunsch, die Verlockung, die sich da auftun kann? (:)

(7)

Der Mühsal des Lebens wie den Ansprüchen Gottes entfliehen wollen.

Dem Leben im Hier und Jetzt so viel wie möglich abgewinnen wollen?

Leben ohne Hoffnung und Aussicht auf ein späteres

„Danach“. Leben ohne Furcht vor einer letzten Instanz, die eine Lebensbilanz fordert. Ein Leben, auf das Gott nicht schaut – weder gütig noch richtend.

Ja, so ein Leben ist illusionslos und trostlos zugleich.

Aber ist es nicht das, was auch Hiob sich wünscht?

Ich könnte es angesichts seines Schicksals verstehen.

„Doch du tust deine Augen über einem solchen auf, dass du mich vor dir ins Gericht ziehst.“ weiß Hiob.

Er schwankt. Er ist zerrissen zwischen dem Wunsch, Gottes Aufmerksamkeit entgehen zu können und dem Wissen, dass er das doch nicht schaffen wird.

Er kann Gott nicht wegstellen wie eine Holzfigur.

Gott ist kein Gegenstand, über den Hiob verfügt.

Mit Worten aus Psalm 139 gesagt:

„Wohin soll ich gehen vor deinem Geist und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht?

Führe ich gen Himmel, so bist du da; bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da.

Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten.“

Kein Ort also, an dem Gott nicht ist,

kein Winkel des Kosmos, der seiner Macht entzogen ist.

(8)

So entgeht auch unsere Vergänglichkeit der Aufmerk- samkeit Gottes nicht. Gott, der alles gemacht hat, weiß auch, was für ein „Gebilde“ wir sind:

Staub, Erde und Asche einerseits.

Geschaffen zu seinem, zu Gottes Bild andererseits.

Ein Nichts, weniger als ein Staubkorn im Universum bin ich und zugleich wenig niedriger als Gott, „mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt“, wie es in Psalm 8 heißt.

Ich empfinde diesen Gedanken als eine große Heraus- forderung, als eine Zerreißprobe; als Zumutung, etwas zusammen zu denken, was ich kaum zusammen denken kann. - Vielleicht geht das auch gar nicht.

Vielleicht kann nur ein anderer, einer mit dem Blick von außen, mich in dieser Widersprüchlichkeit sehen:

zum einen ein Staubkorn im Universum, und zum anderen geschaffen zum Bilde Gottes.

Vielleicht kann das nur einer zusammen denken, der alles im Blick hat, alles im Blick haben kann.

Einer, der mehr sieht als das, was Hiob sieht.

„Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe, geht auf wie eine Blume und fällt ab, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht.“

Das ist Hiobs Wahrheit. Die Wahrheit dessen, der gerade an der Nichtigkeit seines Lebens verzweifelt.

Lass mich endlich in Ruhe, Gott.

Wie geht es aus mit Hiob? Bei allem Verständnis: Ich würde es als schrecklich empfinden, wenn nun nichts mehr käme, wenn Gott Hiobs Wunsch entsprechen würde. Welche Kälte würde sich über Hiob legen!

(9)

Doch Hiob wird nicht aus Gottes Augenmerk entlassen.

Gott entspricht Hiobs Wunsch nicht; er lässt ihn nicht in Ruhe.

Am Ende des Hiobbuches meldet Gott sich noch einmal zu Wort. „Aus einem Wettersturm“, wie es heißt, ertönt Gottes Wort. Unüberhörbar und unmissverständlich macht Gott Hiob klar, wer der Herr der Welt ist.

Und Hiob akzeptiert das, er gibt Gott Recht.

Zugleich rechtfertigt Gott Hiob gegenüber den Freunden und sagt: Hiob hat recht von mir geredet.

So gelangt Hiob schließlich zurück ins Leben.

Klar, er wird nicht mehr der sein, der er einmal war.

Es brauchte mehr als den gut gemeinten Rat der Freunde, um ihn zurück ins Leben zu bringen.

Es brauchte mehr als theologisch belastbare Lebens- deutungen und Erklärungen.

Ins Leben zurückbringt das Wort des lebendigen Gottes, so wie das Wort der Jahreslosung von 2018 mit der Gott verspricht:

Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst. (Offb 21,6) Gebe Gott, dass er uns, auch gegen unseren Wunsch, mit diesem seinem guten, wegweisenden Wort nicht in Ruhe lässt, -

dass er uns nicht in Ruhe lässt, wenn wir es brauchen und bitter nötig haben.

Amen.

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