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Vortrag Cornelia Reher: Behandlung von minderjährigen Flüchtlingen – Besonderheiten und Herausforderungen

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Academic year: 2022

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Behandlung von minderjährigen Flüchtlingen – Besonderheiten und Herausforderungen -

Dipl. Psych. C. Reher

Therapeutische Leiterin der Flüchtlingsambulanz KJP Psychologische Psychotherapeutin

Fachkunde Kinder und Jugendpsychotherapie

Traumatherapeutin

(2)

Kinder im Exil

2

Quelle: BAMF (08/2015). Aktuelle Zahlen zu Asyl

27,9%

3,8%

23,3%

(3)

Zwei Gruppen von Minderjährigen

3

90-95%

(4)

UN-Kinderrechtskonvention (1989)

 das erreichbare Höchstmaß an Gesundheit.

 Keine Benachteiligung von Kindern

 Achtung des Privatlebens und der Würde der Kinder

 Mitbestimmungsrecht und freie Meinungsäußerung.

 Informationen

 Bildung und Ausbildung

 Spiel, Erholung und Freizeit

 besonderen Schutz im Krieg und auf der Flucht

Schutz vor Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung

 das Recht auf Geborgenheit, Familie, elter- liche Fürsorge und ein sicheres Zuhause

 das Recht auf besondere Fürsorge und Förderung bei einer Behinderung.

4

Die UN–Kinderrechtskonvention gewährleistet das Recht des Kindes auf

(5)

Meist berichtete Symptome im Erstgespräch

 Kopf- und Magenschmerzen

 Schlafstörungen

 Albträume

 Konzentrations- und Gedächtnisstörungen

 Flashbacks, Intrusionen, Sorge verrückt zu werden

 Unangemessene Angst/ Wut

 Suizidalität/ SVV

 Cannabis- und Tramadolkonsum

 Einnässen

 Psychotische Symptome

5

(6)

Wie geht es den Flüchtlingskindern

psychisch wenn Sie in

Deutschland ankommen?

6

(7)

Psychische Gesundheit von Kindern aus ehemaligen Kriegsgebieten

 PTBS (häufiger bei Kindern <15J.) und Depressionen (mehr bei Erwachsenen >15J.) Flüchtlingen (Espiè et al., 2009)

Weltweit : Prävalenzen einer PTBS zwischen 22% und 73 % (Bayer

et al., 2007; Betancourt et al., 2012; Dyregrov et al., 2002; Elbert et al., 2009; Hasanovicet al., 2006; Kohrt et al., 2008; Laor et al., 1997; Schaal & Elbert, 2006; Thabet & Vostanis, 1999, 2000)

Deutschland:

 50 % psychisch belastet (Gavranidou et al., 2008).

 40 % sind durch das Erlebte in wichtigen Lebensbereichen (Lernen, zwischenmenschlichen Beziehungen) deutlich eingeschränkt.

 19% PTBS, davon sind 1/3 suizidal (Ruf et al., 2010).

(8)

Neue Studie -Prof. Dr. med. Volker Mall 09/15

 Stichprobe

 102 syrische Flüchtlingskinder

 Durchschnittsalter: 6,8 Jahre (0,4 - 14 Jahre)

 Erstaufnahmeeinrichtung

 Psychische/psychiatrische Befunde:

 PTBS 22,3%

 Anpassungsstörung 16,2%

 Weitere Diagnosen 3 - 5%

8

(9)

Belastungen/ Traumata

9

(10)

Belastungen der Flüchtlinge – 3 Bereiche

Heimatland

Terror

Krieg

Armut

Verfolgung

Flucht

Trennung

Gefahren

Armut

Körp.Strapazen

Aufnahmeland

Sprache/

Kultur

Asylverfahren

Schule

Integration

Aufträge der Familie Gewalt

Gewalt

Schulden

Soziale Entwurzelung

(11)

Heimatland und Flucht - Erhebung Flüchtlingsambulanz

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90

Folter Beschneidung Zwangsehe Trennung von den Eltern Tod Geschwister / nahe Verwandte Tod der Eltern Inhaftierung Gewalterfahrungen sexuelle Traumata Kindersoldat Tod anderer Menschen auf der Flucht Entführungen

Prozent %

Quartal 3/ 2014 ( N = 100)

(12)

Flucht und Exil - Neue Studie -Prof. Dr. med. Volker Mall

Flucht

 Dauer länger als 10 Monate 60%

 Trennung von Angehörigen 18,5%

 Hunger / Durst 33%

Exil

 Gefühl der sozialen Isolation 58,7%

Diskriminierung 25%

 Suche nach Angehörigen - erfolgt 4,6%

- benötigt 35,4%

12

(13)

Belastungen im Exil - Gemeinsamkeiten &

Einschränkungen als Asylbewerber (wenig Geld, Arbeitsverbot,

Residenzpflicht, eingeschränkte Krankenversorgung)

Überforderung mit

Leistungsanforderungen der deutschen Gesellschaft

 Kein ausreichendes soziales Netz/

Isolation

unsichere Zukunft, wenig Einflussmöglichkeiten auf Asylverfahren, Anhörungen

Dauerstress durch Akkulturationsprozess

13

Fallbeispiel

(14)

Belastungen und Ressourcen im Exil

Schlepperschulden

 Aufträge der Familie, Familie vermissen

Sorge um die Familie, Trauer

 Fehlen einer engen Bezugsperson

 Jugendwohnung

 Pädagogische Betreuung

 Vormund

14

Ressourcen:

Belastungen:

(15)

Belastungen und Ressourcen im Exil

 Gemeinschaftsunterkünfte,

 Eingeschränkte Freizeitmöglichkeiten

 Parentifizierung/ Kinder als Dolmetscher

 Eltern können nur wenig Orientierung geben

 Psychische Erkrankung der Eltern

 Soziale Unterstützung durch Familie

15

Belastungen: Ressourcen:

(16)

Therapie

(17)

S3-Behandlungsleitlinie PTBS

 L16: Eine traumaadaptierte Psychotherapie soll jedem Patienten mit PTBS angeboten werden

 L6: Psychopharmakotherapie nicht als alleinige Therapie, nur zur Unterstützung der Symptomkontrolle, ersetzt aber keine traumaspezifische Psychotherapie

 L11: klinische Komorbidität und Stabilität im

Gesamtbehandlungsplan berücksichtigen; Vernetzung ambulant und stationär

 L17: Die behandelnden (approbierten) PsychotherapeutInnen sollen über eine traumatherapeutische Qualifikation verfügen

Flatten et al. 2011, S3-Leitlinie Posttraumatische Belastungsstörung.

17

(18)

Interventionsstudien

 „Wirksamkeit psychotherapeutischer Interventionen bei

minderjährigen Flüchtlingen mit PTBS und Depressionen“, Metzner et al. in Vorbereitung, 2015

 Systematische Literaturanalyse

 9 Studien PTBS; 1 Studie Depressionen

 KID(NET) (narrative Expositionstherapie), traumafokussierte KVT, EMDR

18

(19)

Das Angebot der Flüchtlingsambulanz

19

Eingangs- diagnostik

1 FÄ für Kinder- und Jugendpsychiatrie 2 PT in Ausbildung

1 Kunsttherapeutin 2 Sozialpädagoginnen

1 Dipl.-Psych.

(Forschungsprojekt)

3 approbierte Psychotherapeuten

Stützende Gespräche Medikation

Kunsttherapie Sozialberatung

Bildungsberatung

(20)

Herausforderungen für die Therapie

System

 Asylbewerberleistungsgesetz; nur Notfallversorung (KZT)

 erschwerter Zugang zu Behandlern durch Vorbehalte der Ärzte und Therapeuten

 Sprachbarrieren: zu wenig Muttersprachler, meist fehlende Kostenübernahme für Dolmetscher

 Längere stationäre Aufnahme wird oft von Kliniken abgelehnt

 Hohe soziale Belastung

Patient

 Unkenntnis oder Vorbehalte der Patienten ggü. Psychotherapie

 Sorge als verrückt zu gelten; Stigmatisierung

 nicht ans Trauma erinnert werden wollen

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(21)

Implikationen für die Versorgung von Flüchtlingskindern

Steigende Patientenzahlen

Bedarf an qualifizierten Therapeuten:

 Approbation und Traumatherapeutische Ausbildung

 Muttersprachler oder

 Interkulturelle Kompetenzen

 Einsatz von Sprach- und Kulturvermittlern

Langzeittherapien (mind. 45 Sitzungen, meist länger bis zu 5 Jahre)

 enge Vernetzung mit einer Vielzahl von Einrichtungen

 Notwendigkeit einer ambulanten und stationären Versorgungsstruktur

 Verbesserung des Zugangs zu Leistungen der Jugendhilfe (Hilfen zur Förderung der Erziehung), aufsuchende Hilfen

21

(22)

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit

22

Kontakt: c.reher@uke.de

oder connyreher@gmx.de

Referenzen

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