Luca Mathias 4. Fachsemester, Geophysik/Meteorologie
Universität zu Köln
STUDIE ÜBER DAS AUFTRETEN VON
ERDBLITZEN WÄHREND EINES GEWITTERS
0) Inhaltsverzeichnis
1. Vorwort 2. Einleitung 3. Theorie
Luftelektrizität
Ladungsverteilung in einer Gewitterzelle
Haupttypen der Blitze
Donner
Verlauf der Blitzaktivität während eines Gewitters
Blitzortung 4. Methode
5. Ergebnisse 6. Diskussion
7. Zusammenfassung
8. Index (Quellen- und Literaturverzeichnis) 9. Nachwort
(Wolke-Erde-Blitz aufgenommen am 24.08.12)
I) Vorwort
Gewittrige Wetterlagen führen immer zu einer Gefahr für Mensch und Tier durch
Blitzschläge. Doch so überwältigend diese physikalischen Erscheinungen auch sind, erzeugen sie verschiedene Reaktionen beim Menschen – Angst, aber auch Faszination vor der
Schönheit von Sturmwolken, Blitzen und Donner. Die Bewunderung für dieses
Naturspektakel wie auch die Suche nach dem Wissen führte uns zu näherem Kontakt mit diesen unberechenbaren elektrischen Strömen. In diesem Bericht werden von den
Naturwissenschaften begeisterte Menschen im Laufe der Lektüre neue Erkenntnisse dieser atmosphärischen Phänomene erwerben. Sie werden einen ganz speziellen Einblick in die Eigenschaften der sogenannten Erdblitze bekommen und deren Verhältnis zu den Wolkenblitzen in unseren Breiten erfahren.
II) Einleitung
Jährlich werden in Europa ca. 50 bis 100 Menschen durch Blitzschläge getötet, und zwar hauptsächlich während kräftigen Gewitter im Frühjahr und Sommer (0). Im April 2012 wurde eine Frau während eines Spaziergangs mit ihrem Hund in Bad Hersfeld (Bundesland Hessen) von einem Blitz getroffen und verstarb anschließend an ihren Verletzungen. Medien zufolge kam der Blitzschlag aus heiterem Himmel, also bevor das anstehende Gewitter über die Gegend zog. Desweiteren stand die Spaziergängerin auf einem erhöhten Plateau der Stadt (1).
Wie ist ein solches Ereignis physikalisch zu erklären bzw. welcher Blitztyp kann dafür verantwortlich gemacht werden und welche Schlüsse kann man daraus für die Zukunft ziehen? Wie groß ist die Erdblitzdichte in unseren Breiten und wie hängt die Anzahl von Erdblitzen mit der Gewitterdauer zusammen?
Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen werden wir zuerst auf die Theorie der
elektrischen Prozesse in der Atmosphäre eingehen und im weiteren Verlauf analysieren wir unsere Blitzdaten der beiden vergangenen Sturmjagdperioden von 2011 und 2012!
Weltweite Blitzdichte (Blitze pro km² pro Jahr) – Quelle: (2)
III) Theorie
1. Luftelektrizität
Man kann annehmen, dass die Erde mit ihrer Atmosphäre einem großen Kugelkondensator entspricht. Die obere Platte des Kondensators wäre dementsprechend die Elektrosphäre und und die Erdoberfläche bildet die untere Platte. Die Ionosphäre, auch Elektrosphäre genannt, wird durch kosmische Strahlung ionisiert und somit leitfähig. Zwischen diesen beiden Platten herrscht ein permanentes elektrisches Feld, das sich ständig ändert, mit einer
Potentialdifferenz von ungefähr
300.000 Volt. Bei diesem sogenannten Schönwetterfeld (wolkenloser Himmel) beträgt dieses Feld 100 V/m bis 300 V/m an der Erdoberfläche. Nach oben hin wird das Feld geringer, da der elektrische Widerstand der Luft als Dielektrikum mit der Höhe über der Erde abnimmt. Durch die Bewegung der Ionen im Feld ensteht eine Stromstärke von ungefähr 1000 Ampere und somit wird das Feld abgebaut. Das Wiederaufladen des
"Erdkondensators" erfolgt dann durch Gewitter. Unter einer Gewitterwolke können leicht Felder von 25 kV/m bis 35 kV/m entstehen und somit folgen dann auch die ersten Blitze um einen kurzzeitigen Ladungsausgleich durchzuführen.
2. Ladungsverteilung in einer Gewitterzelle
Klassische Theorie
Diese Theorie basiert auf die Zusammensetzung einer Cumulonimbus-Wolke, die hauptsächlisch aus mehreren hundert Millionen Wassertröpfchen, Eiskristallen,
Schneekristallen und Hagelkörnern besteht. Alle diese Teilchen werden als Hydrometeore bezeichnet. Anhand der Aufwärtsströme stoßen diese Teilchen ständig zusammen und somit werden sie elektrostatisch aufgeladen durch die Vermischung und das Aneinanderreiben der verschiedenen Partikel. Der Theorie nach setzen sich die leichten positiv geladenen
Eiskristalle im oberen Bereich der Wolke fest und die schweren negativ geladenen Wassertröpfchen werden Richtung Wolkenbasis gezogen.
Elektrostatisches Feld der Erde – Quelle: (3)
Ausserdem existiert ein kleines Kerngebiet aus positiv geladenen Teilchen an der Wolkenbasis nahe des Abwärtsstromes. Dort herrschen vergleichweise höhere Temperaturen.
An der Erdoberfläche stellt sich eine Ladungsumkehr ein aufgrund der negativen Ladungen in der Wolke und somit entsteht eine positive Influenzladung am Boden. Diese Anordnung der verschiedenen Partikeln wird Tripolstruktur genannt.
Erweiterte Theorie
Nach drei amerikanischen Wissenschaftlern (M. Stolzenburg, D. Rust und T. Marschall [1998]) soll die Ladungsverteilung innerhalb von Gewitterwolken viel komplexer sein als bisher gedacht. Durch Untersuchungen basierend auf viele E-Feldmessungen mittels Wetterballons konnten extreme Fälle von mehreren übereinander gelagerten
Ladungsschichten in den vertikalen Aufwärts- und Abwärtsströmen festgestellt werden.
Diese komplexe Verteilung würde sich auch je nach Gewitterphase verändern. Somit können die elektrostatischen Verhältnisse im selben Gewittertyp sehr unterschiedlich sein.
Ladungszentren nach der klassischen Theorie - Quelle: (4)
Ladungszentren nach der erweiterten Theorie – Quelle: (4)
In diesem Schema merkt man, dass die negative Ladung im oberen Bereich ein größeres Volumen einnimmt als im vorherigen Schema. Die bedeutendste Veränderung tritt im unteren Wolkenbereich auf, wo eine Überlagerung von zwei Schichten (positiv und negativ geladen) im Zentrum der positiven Ladungen im Niederschlagsstreifen stattfindet. Zusätzlich gibt es einen weiteren Kern positiver Teilchen im Innern des Aufwärtsstromes.
Diese in der Zeichnung dargestellte elektrische Anordnung tritt am häufigsten auf, in mehrzelligen Gewittern wie auch in Superzellen.
3. Haupttypen der Blitze
Der Blitz ist eine natürliche Funkenentladung sehr großen Ausmaßes und hat eine Dauer von etwa 10-5 s. Die zu einem Blitz führenden Spannungsdifferenzen betragen in der Regel einige 100 Millionen Volt und die Stromstärke kann bis zu 100.000 A hoch sein. Die im Blitzkanal erzeugten Temperaturen können über 20.000°C betragen, wärmer als die
Sonnenoberfläche! Die umgesetzte Energie eines Blitzschlags beläuft sich im Mittel auf etwa 40.000 Wh.
Die Blitze lassen sich in drei Gruppen unterteilen und zwar wie folgt:
der Blitz innerhalb einer Wolke oder zwischen den Wolken (Wolkenblitz)
der Blitz von der Wolke in den freien Luftraum (Luftentladung)
der Blitz von der Wolke zum Boden (Erdblitz)
Der Flächenblitz gehört auch zur Kategorie der Wolkenblitze und er besteht aus einer Aufeinandefolge von Entladungen meistens im oberen Bereich einer Cumulonimbus-Wolke.
Die Geschwindigkeit seiner Ausdehnung kann 250 km/h oder mehr betragen.
Etwa 70 bis 80% aller Blitze sind Wolkenblitze und nur die restlischen 20 bis 30% finden den Weg zur Erde.
Klassifikation der Entladungen am Boden
Der negative abwärts gerichtete Erdblitz (a) ist der am häufigsten vorkommende Blitzschlag in Europa. Er entsteht im unteren negativ geladenen Teil einer
Gewitterwolke und sein Hauptblitz überträgt negative Ladungen zum Boden.
Der negative aufwärts gerichtete Erdblitz (c) tritt sehr selten auf und bevorzugt im Bergland oder an hohen Fernmeldemasten (mindestens 100 m Höhe). Er entwickelt sich zu dem negativ geladenen Teil der Wolke hin und es werden negative Teilchen von der Wolke zum Boden hin transportiert.
(a) (c)
Erdblitz aufgenommen am 24.08.12 Wolkenblitz aufgenommen am 04.06.11
(b) (d) Quelle: (3)
Der positive abwärts gerichtete Erdblitz (b)ist relativ selten (~ 5 bis 10% aller Blitzschläge) und tritt eher im Winter auf. Er hat seinen Ursprung im oberen oder mittleren positiv geladenen Teil der Wolke und sein Hauptblitz überträgt sehr viele positive Ladungen zum Boden. Eine nennenswerte Abart dieses Blitzes ist der
sogenannte Superblitz, welcher eine imposante Entladung mit einer Stromstärke von 150.000 bis 300.000 Ampere besitzt.
Der positive aufwärts gerichtete Erdblitz (d) ist wie der vorherige Blitz ziemlich selten und tritt nur an exponierten Stellen auf. Er entwickelt sich zu dem positiv geladenen Teil der Wolke hin und es werden somit positive Teilchen von der Wolke zum Boden transportiert.
Ablauf des negativen abwärts gerichteten Blitzes
Bei kritischem Wert der Feldstärke bewegen sich negative Ladungsträger als Leitblitz (eng.
leader) von der Wolke gen Erdoberfläche. Es entsteht ein dünner, kaum sichtbarer, ionisierter Kanal der später vom Hauptblitz benutzt wird. Es kommt zu Verästelungen. Der Leitblitz bewegt sich in Sprüngen von einigen 10 Metern und seine mittlere Geschwindigkeit entspricht etwa 1/20 der Lichtgeschwindigkeit. Bei Annäherung der Erdoberfläche erhöht sich die Konzentration der positiven Teilchen am Boden.
Die Fangentladung kommt dem stepped leader erst vom Erdboden aus entgegen wenn die lokale Feldstärke einen kritischen Wert erreicht hat. Dann schliesst sich der Blitzkanal und die Ladungen bewegen sich entlang des ionisierten Kanals. Desweiteren folgt sofort der Hauptblitz (eng. return-stroke), der nur einige Mikrosekunden dauert. Die transportierte Ladungsmenge liegt in der Regel bei einigen Coulomb und die elektrische Energie bei einigen GigaJoule. Die meisten Blitzschläge bestehen aus mehreren return-strokes, die den Kanal des ersten Blitzes nutzen.
Entwicklung des Leitblitzes und der Fangentladung - Quelle: (4)
4. Donner
Der Donner bezeichnet das Geräusch, das dem Auftreten eines Blitzes folgt. Das erhitzte Plasma im Blitzkanal (25.000°C bis 30.000°C) dehnt sich explosionsartig aus. Somit entsteht eine Schockwelle, an der intensive Schallwellen, der Donner, generiert werden. Durch das Multiplizieren der mittleren Schallgeschwindigkeit (340 m/s) mit der Anzahl der Sekunden, die zwischen dem Aufleuchten des Blitzes und dem Einsetzen des Donners liegen, kann man die Entfernung des Blitzes abschätzen.
5. Verlauf der Blitzaktivität während eines Gewitters
Die Blitzaktivität einzelner Gewitter ist sehr variabel. Die ersten Blitze welche bei einem Gewitter auftreten sind Wolkenblitze und zwar während dem konvektiven Wachstum der Gewitterwolke. Die ersten Erdblitze treten erst im Reifestadium des Gewitters auf und die
maximale Blitzrate tritt gleichzeitig mit der höchsten vertikalen Erstreckung der Wolke auf. In der Phase des Nachlassens nimmt die Zahl der Blitzschläge ab und es kommt fast nur noch zu ausgedehnten Wolkenblitzen.
Man glaubt allerdings auch, dass die Abschwächung der Cumulonimbus-Wolke zur Folge hat, dass es noch zu vereinzelten positiven
Blitzschlägen kommen kann, die durch eine andauernde Explosion in den Wolken gezündet werden.
Wetterleuchten aufgenommen am 29.08.12
6. Blitzortung
Elektromagnetische Strahlung, die in Blitzentladungen ihre Ursache hat, wird mit
Lichtgeschwindigkeit in einem breiten Spektrum emittiert und zwar im Frequenzbereich von weniger als 1 Hz bis annähernd 300 MHz, wobei der Spitzenbereich zwischen 5 kHz und 10
kHz liegt. Sogar Röntgenstrahlung wurde im Zusammenhang mit Blitzentladungen gemessen. Anhand dieser Signale kann sowohl Ort eines entfernten Blitzes als auch bestimmte Eigenschaften wie z.B. Stromstärke und Polarität (negativ oder positiv) festgestellt werden.
Die drei häufigsten Blitzortungs-
Methoden sind Richtungspeilung (MDF, 'Magnetic Direction Finding'),
Laufzeitverfahren (TOA, 'Time Of Arrival') und Interferometrische Methoden bzw. deren Kombination.
Mit dem TOA-Prinizip wird der
Blitzschlag aus der Differenz der in den Empfängern aufgezeichneten Zeiten lokalisiert, doch meistens kommt ein kombiniertes Verfahren zur
Anwendung, bei dem sowohl Richtung als auch Zeit aller Sensoren
ausgewertet wird.
IV) Methode
Bei einer Sturmjagd ist eine solide Grundausstattung das A und O. Ein absolutes Muss ist natürlich eine Kamera um Wolkenformationen, Blitze und weitere Begleiterscheinungen der einzelnen Gewitter festhalten zu können. Zusätzlich ist ein solides Stativ auch immer empfehlenswert, da von Natur aus die Stimmung bei Unwettern etwas düster ist und somit die Lichtverhältnisse darunter leiden. So kann man verwackelte Bilder vermeiden und auch den einen oder anderen schönen Blitz erwischen.
Wasser- und windfeste Kleidung ist theoretisch auch Pflicht, da kräftige Gewittergüsse und stürmische Böen zu jeder Zeit auftreten können. Weiterhin ist ein Auto nicht weg zu denken, weil ohne Pkw ist die Sturmjagd sowohl sinnlos als auch gefährlich. Dieses sollte natürlich verkehrssicher sein und Warnwesten sollten bestenfalls auch immer zur Verfügung stehen.
Last but not least ist es sehr hilfreich wenn man jederzeit Zugriff auf einen Laptop bzw. auf Europäisches Netzwerk der Blitzortung
Quelle: (6)
Weitere Geräte wie ein Kompass, meteorologische Messinstrumente oder auch zusätzliche Akkus für die Kamera können sehr nützlich sein.
Mit solch einer Ausrüstung haben wir in den letzten beiden Jahren Stürme gejagt und etliche Erdblitze aufgenommen. Diese haben wir gründlich analysiert und zwar mittels ihrer
optischen bzw. akustischen Eigenschaften und des Gewitterstadiums.
Die Richtung der Erdblitze konnte mithilfe einer Verlangsamung der aufgenommenen Videos und ihrer optischen Struktur auf den Fotos ermittelt werden so wie auch deren Polarität, denn positive Blitze haben andere Eigenschaften als Blitze mit negativer Polarität. Sie haben nämlich einen durchaus stärkeren Donner (einer dumpfen Explosion ähnlich) wegen ihrer extremen Stromstärke und sie besitzen auch öfters einen wesentlich geradlinigeren
Plasmakanal. Darüber hinaus leuchten diese Blitze länger und treten hauptsächlich während der Abschwächung eines Gewitters auf.
Eine weitere Hilfe für die Analyse waren verschiedene Blitzortungsdienste im Internet ((9) &
(10)) sowie Google Earth (11) um die gemessenen mit den beobachteten Daten zu vergleichen. Anhand der Blitzfotos und der Koordinaten unseres Standortes konnten wir ungefähr den Ort der Einschläge mithilfe des Donners und eines Kompasses bestimmen, und somit feststellen ob die einzelnen Blitze geortet wurden oder nicht.
Mit dieser Vorgehensweise konnten folgende Eigenschaften der Erdblitze erarbeitet werden:
Richtung: aufwärts oder abwärts
Polarität: negativ oder positiv
Blitzortung: erfolgreich oder fehlgeschlagen
Außerdem werden wir auch ein paar Berechnungen durchführen mittels Formeln aus der Fachliteratur.
V) Ergebnisse
1. Resultate der Erdblitzanalysen
Anzahl der analysierten Erdblitze: 26
Polarität: negativ positiv
25 1
Richtung: abwärts aufwärts
21 5
Bemerkung : die 5 aufwärts gerichteten Erdblitze gingen alle vom RTL Sendeturm in Düdelingen aus! (7)
Blitzortung: erfolgreich fehlgeschlagen
19 7
2. Blitzdichten in Luxemburg
Jahr 2011 2012
Gewittertage* (TD) 23 21
*Quelle: (8)
Gemittelter Wert:
Berechnung der jährlichen Erdblitzdichte ( ) in Luxemburg („keraunischer Pegel“):
Die Formel (i) ist der zuverlässigste Ausdruck zu Berechnung der Erdblitzdichte und basiert auf der Regressionsgleichung über den Logarithmus des 5-Jahres-Mittelwerts von Ng (gemessen von Blitzdetektoren an 62 Orten in Südafrika) und dem Logarithmus des Werts TD (gemessen von den jeweiligen Wetterstationen).
Beziehung zwischen der jährlichen Dichte von Erd- und Wolkenblitzen in Funktion vom Breitengrad λ:
81%
19%
Richtung der Erdblitze
abwärts aufwärts
73%
27%
Blitzortung
erfolgreich fehlgeschlagen
96%
4%
Polarität der Erdblitze
negativ positiv
Die Formel (ii) basiert auf Beobachtungen von 29 Gewitterfällen von den Wissenschaftlern Prentice und Mackerras (1977). Sie fanden ein Verhältnis von 5,7 : 1 für niedrige Breiten (2°
– 19°) und ein Verhältnis von 1,8 : 1 für hohe Breiten (52° – 69°).
| mit
( ≈ Luxemburgs Breitengrad)
(berechnete jährliche Wolkenblitzdichte in Luxemburg) 3. Anzahl der Erdblitze in Funktion der Zeit
Charakteristische Dauer für verschiedene Gewittertypen:
Einzelzellengewitter 0 bis 70 Minuten
Multizellengewitter 50 bis 175 Minuten
Superzellen bzw. große Sturmsysteme 80 bis 250 Minuten
Das Diagramm beschreibt eine grob geschätzte Beziehung zwischen einer Gewitterdauer und der totalen Anzahl N von Erdblitzen. Dafür wurde folgende Formel benutzt, welche mit Excel verarbeitet wurde:
(A) :
Die Formel (A) basiert auf Untersuchungen von Peckham et al. (1984). Er wertete mehrere Daten von verschiedenen Gewitterarten aus und daraus folgte dann seine experimentell
0 10000 20000 30000 40000 50000 60000
0 50 100 150 200 250 300
Totale Anzahl von Erdblitzen
Gewitterdauer T [min]
VI) Diskussion
1.
Das Resultat für die Polarität der Erdblitze stimmt ziemlich gut mit den Werten der Theorie überein obwohl es sich durchaus schwierig gestaltete die Analyse der einzelnen Blitze
durchzuführen wegen fehlender Stromstärkedaten. Überraschend ist die relativ große Anzahl der aufwärts gerichteten Erdblitze, die alle während einem einzigen Gewitter beobachtet wurden. Hier wiederum stellt sich eine neue Frage und zwar welche physikalische Ursache dieses eher unerwartete Ergebnis hat.
Das Endergebnis der Blitzortungsanalyse ergab ein eher erwartetes Resultat, da uns keine offiziellen bzw. keine professionellen Blitzortungsdaten zur Verfügung standen.
2.
Der berechnete Wert der Erdblitzdichte liegt in einem akzeptablen Bereich. Es fehlt an einer größeren Genauigkeit in der Rechnung, denn eine solche Dichte wird am genauesten über mehrere Jahre hinweg gemittelt!
Die daraus resultierende Wolkenblitzdichte scheint somit auch korrekt aber unterliegt logischerweise auch der beschriebenen Ungenauigkeit.
3.
Die dargestellte Grafik stellt nur in sehr idealisierter Weise dar wie sich die Blitzaktivität während eines Gewitters mit der Zeit verhält. Es soll einen Eindruck vermitteln, dass die Anzahl der Blitze während einer längeren Gewitterdauer höchstwahrscheinlich exponentiell steigt.
VII) Zusammenfassung
Negative Erdblitze Positive Erdblitze
96% 4%
Die Analyse unserer Erdblitzdaten aus den Jahren 2011 und 2012 ergab, dass der größte Anteil der Entladungen eine negative Polarität besaßen.
Die statistische Auftrittswahrscheinlichkeit von starken positiven Blitzen ist sehr gering und sie wurden somit auch selten beobachtet. Trotzdem sollte man diese Blitzart auf keinen Fall unterschätzen, da sie mit ihrer extremen Stromstärke große Schäden anrichten kann und auch für den Menschen eine nicht zu vernachlässigende Gefahr darstellt, denn positive Wolke-Erde-Blitze treten meistens außerhalb vom Niederschlagszentrum eines Gewitters auf. Die Entfernung zu diesem Zentrum kann durchaus 10 km betragen, entweder vor oder hinter dem Unwetter. Daher stammt auch der Begriff, den man sehr oft in den Medien liest und zwar, dass ein Mensch unter blauem Himmel (eng. bolt from the blue) bzw. aus heiterem Himmel von einem Blitzschlag tödlich verletzt wurde.
Außerdem besitzen diese außergewöhnlichen Blitze eine überdurchschnittlich starke
elektromagnetische Strahlung. Wegen seiner Seltenheit und seiner gigantischen Energie sind Erdblitze mit positiver Polarität von besonderer Bedeutung in der Blitzforschung.
Schema eines positiven Erdblitzes – Quelle: (12)
Mit einem gemittelten Wert der Gewittertage aus den letzten beiden Jahren und einem angenommenen geographischen Breitengrad von 49° wurden die jeweiligen Dichten berechnet und die Resultate zeigen, dass in unseren Breiten ungefähr 2 bis 3 mal mehr Wolkenblitze als Erdblitze pro km2 und pro Jahr auftreten. In Richtung Äquator wird generell ein höherer Anteil der Wolkenblitze beobachtet als in unseren Breiten, wahrscheinlich wegen höheren Wolkenober- und Wolkenuntergrenzen und somit einer gröβeren Ausdehnung der Gewitterwolke. Doch dieses Verhältnis wird nicht nur von örtlichen Gegebenheiten
beeinflusst sondern variiert auch während der Lebensdauer eines Gewitters und hängt auch noch von anderen Faktoren ab wie z.B. das Temperaturprofil der Atmosphäre, die Jahreszeit oder der Gewittertyp.
0 10000 20000 30000 40000 50000 60000
0 50 100 150 200 250
Anzahl der gesamten Erdblitze
Gewitterdauer T [min]
Idealisierter zeitlicher Verlauf der Erdblitzaktivität
Erdblitzdichte Ng Wolkenblitzdichte Nc Verhältnis der beiden Dichten 1,91 km-2 yr-1 4,49 km-2 yr-1 Nc = 2,35 × Ng
Der im Diagramm dargestellte idealisierte zeitliche Verlauf der Erdblitzaktivität zeigt, dass die Anzahl der gesamten Wolke-Erde-Blitze mit der fortlaufenden Dauer eines Gewitters
exponentiell ansteigt. Daraus kann man folgern, dass man je nach Gewitterart bzw.
Gewitterdauer die Blitzaktivität am Boden in plausibler Art und Weise abschätzen kann. Da es sich hier um eine Idealisierung der atmosphärischen Prozesse handelt muss man davon ausgehen, dass der physikalisch exakte zeitliche Verlauf der Erdblitzaktivität sehr viel komplexer ist und von vielen weiteren Faktoren abhängt, die in der Berechnung nicht mit einbezogen wurden.
Somit besteht für die Menschen bei kräftigen Multizellen- und Superzellengewitter noch eine größere Blitzschlaggefahr als bei den knapp einstündigen Einzelzellengewitter!
VIII) Index (Quellen- und Literaturverzeichnis)
(0) URL: http://www.leifiphysik.de/web_ph08/umwelt_technik/02_blitze/17getroffen.htm (1) URL: http://www.hersfelder-zeitung.de/nachrichten/lokales/bad-
hersfeld/spaziergaengerin-blitz-erschlagen-2290086.html
(2) URL: http://science.nasa.gov/science-news/science-at-nasa/2001/ast05dec_1/
(3) Uman, M.: The Lightning Discharge. Dover, 2001.
(4) Rakov V./Uman M.: Lightning. Physics and Effects. Cambridge University Press, 2010.
(5) Hermant, A.: Gewitter. Faszination eines Phänomens. Delius Klasing, 2002.
(6) URL: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S016980950800344X (7) URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Sender_D%C3%BCdelingen
(8) URL: http://www.meteolux.lu/climatologie (9) URL: http://www.blibis.de/
(10) URL: http://www.gewitter-check.de/Webpages/
(11) URL: http://www.google.com/earth/index.html
(12) URL: http://www.weatherimagery.com/blog/positive-negative-lightning/
Zur Verfassung der Theorie wurden nur die Quellen (3), (4) und (5) benutzt.
Alle in diesem Projektbericht dargestellten Blitzfotos wurden während 2011 und 2012 in verschiedenen Regionen von Luxemburg aufgenommen.
IX) Nachwort
An dieser Stelle möchte ich allen Personen danken, die mir beim Verfassen dieser Arbeit eine sehr große Hilfe waren.
Herzlichen Dank an Herrn Henri Weyer (Physiklehrer) und an meine Familie, die mich bei meiner Arbeit unterstützt haben und stets bereit waren, meine Fragen zu beantworten.