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DAS WIRKEN DES HEILIGE.'Il GEISTES ALS UNTERPFAND DER AN UND WlEDERKUNFf CHRISTI Die Bedeutung der Epiklese 1

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DAS WIRKEN DES HEILIGE.'Il GEISTES ALS UNTERPFAND DER AN- UND WlEDERKUNFf CHRISTI

Die Bedeutung der Epiklese1

von Michael Staikos

Pneumatologische Themata führen und verführen leicht und oft orthodoxe Theologen zur Kontroverstheologie. Das eingeschränkte Thema jedoch über das Wirken des Hl. Geistes als Unterpfand der An- und Wiederkunft Christi und besonders die Aufgabe dieses Kurzreferates, die sakramentale Präsenz und die Bedeutung der Epiklese, d.h. der Anrufung des Geistes und dessen Wirken im Hier und Heute aus orthodoxer Sicht zu erläutern, gibt auch mir die Gelegen- heit, in dieser Thematik das Gemeinsame und Einigende zu unterstreichen, denn wie Metropolit Emilianos Timiadis feststellt, kann die Epiklese, anstatt Anla{3 zur Uneinigkeit, Grund zur Einheit zwischen unseren Schwesterkirchen im Osten und im Westen sein.2

Die vielen, langen und alten Gottesdienste der Orthodoxen Kirche, die sowohl den orthodoxen Glauben als auch die Frömmigkeit der Gläubigen zum Ausdruck bringen, weisen eine stark pneumatologische Dimension auf und lassen die Epiklese und die Anbetung des Hl. Geistes zum tragenden Grund allen gottesdienstlichen Geschehens werden. 3 Die konkrete Wirkung Gottes ist also notwendig bei jeder orthodoxen gottesdienstlichen Handlung, als Führung, als Erleuchtung, als Beistand, als Heiligung. Diese Wirkung des Dreifaltigen Gottes ist aber ausschließlich eine gemeinsame der drei göttlichen Personen, denn alle drei göttlichen Personen bilden eine Gemeinschaft.• Immer, wenn etwas im Leben der Kirche geschieht, und der Gottesdienst ist der Ausdruck des Lebens der Kirche und des Lebens in der Kirche, sind alle drei göttlichen Personen gegenwärtig, der Vater, der Sohn und der Hl. Geist, ohne Beeinträchtigung ihrer Selbst- oder Eigenständigkeit. Jeder göttliche Akt kommt vom Vater durch den Sohn und ist vollendet im GeisL lnfolge dessen existiert der Hl. Geist nicht isoliert, sondern in der Communio der drei göttlichen Personen, die auf dem

1 Neuwaldegg, 19.1.1990.

2 E.Tuniadis, Die fruhen Anfange der Epiklese, in: Die Anrufung des Heiligen Geistes im Abendmahl, (Beiheft zur Okumenischeo Rundschau 31), Fraokfurt/Main 19TI, 117.

3 A.BilSdelcis, Die Orthodoxe Kirche in Bild, Ton und Texl, Müncheo-Offenbach 1983, 33.

4 G.Larentzakis, Der Heilige Geist uod die Prufung der Geister, in: Das Wirken des Heiligen Geisles. Proleslantisch-ortbodoxes Gesprach, Dokumentation EPD, Nr. 6/88, Frankfurt/Main 1988, 47.

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Prinzip der Liebe fundien ist. So wird in der Onhodoxen Kirche die Pneumato- logie von der trinilarischen Dimension getragen, die das Prinzip der Gemein- schaft bzw. der Einheit in der Vielfalt hervorbebt und jeden extremen In- dividualismus ausschließt.5 Diese Gleichwenigkeit der göttticben Personen ist Voraussetzung der Wirkung des 1-ll. Geistes, der als Paraklet in der Kirche präsent ist, denn die Verheißung Christi, er werde den 1-ll. Geist senden, war kein leeres Versprechen. So ist der 1-ll. Geist nicht nur "eine platonische Liebe", sondern "wahrer Gott", "von dem eine gescbichtsmächtige Wirkung zu erwarten ist. Damit wird der Kirche durch diese pneumatologiscbe Dimension eine notwendige und grenzbewältigende Dynamik geschenkt, die erquickend und be- freiend wirkt".6

Die Epiklese ist die Bitte der Ecclesia um das Kommen des 1-ll. Geistes auf die zum Gottesdienst versammelte Gemeinde, und der ekklesiologiscbe Sinn der Epiklese ist die trinitariscbe Kircbeneinheit, die der 1-ll. Geist bewirkt.7 Die Überbetonung des Stellenwenes der Epiklese in der onhodoxen Liturgie, betreffend den Zusammenbang Anamnese-Epiklese bzw. Epiklese -Wandlung8 bat zu einer An Monopol der Epiklese seitens der eucharistischen Gemeinde gefühn. H.Cbr.Scbmidt-Lauber stellt fest, daß die Epiklese sehr früh für die eucharistische Liturgie besondere Bedeutung gewonnen bat und sich nicht in erster Linie und ausgesprochen auf die Wandlung der Gaben richtet, sondern auf die ganze Gemeinde.9 In der Cbrysostomos-Liturgie bittet der Zelebrant um die Herabkunft des 1-ll. Geistes nicht nur auf die Gemeinde und die auf dem Altar vorliegenden Gaben, sondern auch das ganze Volk. Wie aber die Christus-Anamnese nicht nur bei der Eucharistiefeier stattfindet, wird auch für das Kommen des 1-ll. Geistes bei jedem Gottesdienst gebetet, denn wie anders kann das Kommen Christi zu seiner und in seinem Namen versammelten und betenden Gemeinde vorgestellt werden wenn nicht durch den 1-ll. Geist?10 So breitet sich der epikletiscbe Charakter der Liturgie auf das gesamte sakramentale bzw. gottesdienstliche Leben der Kirche aus, nicht zuletzt als eine immer neue

5 Ebd., 49.

6 Ders., Heiliger Geist II, Pneumatologie, orth. Sicht, in: Ökumene-Lexikon, Frank- furt/MaiD 21987, 529.

1 A.Kallis, Orthodoxie. Was ist das?, Mainz 1979, 74.

8 Vgl. S.Harldanakir, Die heilige Eucharistie in orthodoxer Siebt, in: Die Eucharistie im Verständnis der Konfessionen, bg.v. T.Sattory, Recklinghausen 1961, 184 und G.Liuentzaki.r, Das Sakrament der heiligen Eucharistie in der orthodoxen Kirche, in: Eucharistie und Geistliebes Amt im ökumenischen Dialog, hg.v. C.Gieixner für das Pastoralamt der Er2diözese Wien, Wien 1978, 12

9 H.O.r.SchmidJ-Llwber, Eucharistie: Anamnese und Epiklese, in: Okumeniscbes Forum 4{1981)14.

10 Ebd.

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Aktualität und Erfahrung des Pfingstgeheirnnisses. Es ist charakteristisch, daß fast alle onhodoxen Gottesdienste, kirchlichen Feiern und Gebete mit folgendem Hymnus an den Hl. Geist aus dem Pfingstgonesdienst beginnen: "Himmlischer König, Tröster, du Geist der Wahrheit! Du bist überall und erfüllst alles, du bist der Schatz alles Guten und der Spender des l...ebens. Komm, wohne in uns und reinige uns von allen Sünden und rette, Gütiger, unsere Seelen."

In diesem Sinne ist die Epiklese ein Wesensbestandteil jeder heiligen bzw.

heiligenden Handlung, denn die Anrufung des Hl. Geistes ist das Gebet, das der Priester "in Gemeinschaft mit dem Volke Gottes im Zentrum jeder sakramen- talen Handlung ausspricht, um vorn Vater die Sendung seines Geistes auf die Materie des Sakramentes und auf alle Gläubigen zu erbitten, um sie - diese durch jenes - in den Geist-I...eib des Auferstandenen zu integrieren: keineswegs entmaterialisien, sondern vollauf belebt und belebend, vergöttlicht und vergöttlichend"11Der Hl. Geist, der Paraklet nach der Verheißung Christi, ist das eigentliche Zentrum des l...ebens der Kircheu, welches seinen Höbepunkt in der bl. Eucharistiefeier findet, die schließlieb auch die Einheit aller Gemeinden garantien und darstellt. Wenn wir den tieferen und unsichtbaren Aspekt der Sakramente erwägen wollen, dann muß man feststellen, daß alle Sakramente den Empfängern die erwünschte heiligende Gnade des Hl. Geistes, um dessen Kom-

u.u.al epikletisch gebetet wird, vermitteln.

Der Gläubige wird durch die Taufe und die Firmung erneuen und so im neuen l...eben in Christus gestärkt, durch die Buße und die Salbung gereinigt und geheilt, durch die Trauung in den heiligen Bund der Ehe geführt, durch die heiligen Weihen für die kirchlichen Ämter befähigt, und in der heiligen Eucharistie durch die Bekräftigung der Einheit mit Christus ernährt oder belebt.13 Die Sakramente haben jeweils eine ihnen eigene Wirkung und bringen den Gläubigen gewiß unterschiedliche Gnadengaben. Die göttliche Eucharistie steht ihnen dabei in Würde und "Nützlichkeit" voran14, ohne diese aus der

"Symphonie" der Sakramente losreißen oder isolieren zu dürfen, denn alle Sakramente bilden eine Einheit und Ganzbeitlicb.keit. Alle Sakramente sind auch durch die Epiklese und Herabkunft des HI. Geistes Träger und Mittel, durch die den Gläubigen die Gnade des Dreifaltigen Gottes gegeben und vermittelt wird, und zwar durch die Ecclesia, und in der Ecclesia, die an und für sieb ein einziges Mysterium ist, mit einer stark ausgeprägten eucharistischen Ekklesiologie, die

11 O.Oiment, L'Eglise espace de I'Espril, in: Coo!acls 19(1977),94.

u E.T<mi<JIÜs, ProlokoUberichl, io: Die Anrufuog des Heiligen Geistes, 19.

13 Ebd., 104.

14 Ebd.

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jedoch keinesfalls verabsolutiert werden darf.u Daher müssen wir auch die übrigen theologischen Aspekte innerhalb der orthodoxen Theologie und üturgie rnitberücksichtigen. Die liturgische Ek.klesiologie schließt in sich auch eine trinilarische Sicht der Kirche, wobei es neben dem christologischen auch den pneumatologischen Aspekt der Kirche gibt. So müssen wir besonders die epikletische Struktur und den breiten epi.kletischen Charakter des orthodoxen liturgischen und gottesdienstlichen Lebens berücksichtigen und unterstreichen.16 Mit dem Kirchenvater Irenäus glauben wir Orthodoxe: "Da, wo die Kirche ist, da ist auch der Geist Gottes, und da, wo Gottes Geist ist, da ist die Kirche und alle Gnade" (Smyrn, VIII,2). Dieser Glaube hat im Osten zu einer Pneu- matologie geführt, die alle Aspekte des christlichen Lebens und Glaubens bestimmend beeinflußt und die Epiklese lebensnotwendig für die Kirche macht17,

insbesondere für die eucharistische Gemeinde, denn das gesamte sakramentale Leben fließt in der Eucharistie zusammen und erlangt durch sie Erfüllung. Dies ist die tiefere theologische Bedeutung der historischen Tatsache, daß alle sakramentalen Riten, z.B. Taufe, Firmung, Ehe usw., in der frühen Kirche im Rahmen der eucharistischen üturgie eingebettet waren. 18

Diese enge Verbindung zwischen der hl. Eucharistie und der durch die Epiklese erfolgenden Herabkunft des HJ. Geistes bringt uns schließlich nicht nur dem Thema dieser Tagung, nämlich der heilsgeschichtlichen Bedeutung der An- kunft und Wiederkunft Christi näher, sondern unterstreicht auch die Dynamik des Wirkens des Pneumas dabei. In der hl. Eucharistie wird nicht nur die Erinnerung an ein Ereignis der Vergangenheit vollzogen, denn die Eucharistie als Anamnese wurzelt nicht in der Vergangenheit, in der Ankunft und im Kreuz Christi, sondern in der Zukunft, in der Auferstehung und Wiederkunft Christi und im kommenden Reich. Bei einem solchen Eucharistieverständnis wird die orthodoxe üturgie von der Freude der Erfahrung des Reichs Gottes durchdrun- gen. 19 Dadurch bekommen die Ankunft, das Kreuz und das Opfer Christi, die Auferstehung und die Eschata eine neue Dimension und eine neue Beziehung zueinander. Wir haben ein neues Konzept von Vergangenheit, das durch die Zu-

15 Vgl. G.I.Arentmki.s, Im Mysterium leben. Entwicldungen io der Mysterientheologie des '!Vestens aus der Siebt eines orthodoxen Theologen, io: Orthodoxes Forum 2(1988)8ff. Den., Uber die Bedeutung der Ortskirebe io der orthodoxen Theologie, io: Orthodoxes Forum 2(1988)233.

16 E. Thtodorou, Theologie und Liturgie, io: Theologia 55(1984)185f.

17 E.T1171iaik.s, a.a.O, 117.

18 I.Zizioulas, Die Eucharistie in der neuzeitlichen orthodoxen Theologie, io: Die Anrufung des Heiligen Geistes im Abendmahl, (Beiheft zur Ökumenischen Rundschau 31), Frank- furt/MaiD l9T7, 174.

19 Ebd., 176.

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kunft hindurchgeht. Man kann die Vergangenheit nicht von der Zukunft abgesehen und die Ankunft von der Wiederkunft Cbrisu getrennt verstehen.

Erst die Zukunft gibt der Vergangenheit ihren Sinn.20

Aus dieser Perspektive wird die Rolle der Pneumatologie in der sakramen·

talen und besonders in der eucharistischen Theologie der orthodoxen Kirche besser verständlich. Metropolit Ioannis Zizioulas meint, daß die traditionelle Dis- kussion zwischen Ost und West über die Epiklese eine weiterreichende Bewandtnis gewinnt. Sie beinhaltet nun auch die Rolle des Hl. Geistes bei der Gegenwart Christi im allgemeinen und bei seiner Parusie in der Eucharistie im besonderen.Z1 Der Hl. Geist ist nicht als ein Agens zwischen Christus und der Kirche zu betrachten, sondern als das "In", in dem Christi eigenste Existenz verwirklicht wird, sowohl bei der Ankunft als auch bei der Wiederkunft, bei der Vergangenheit und bei der Zukunft. Es gibt eine Zukunft, und wir beten und hoffen, daß sie kommen wird. Und in den Sakramenten haben wir die Zusage, daß sie kommen wird, und durch das Wirken des Hl. Geistes wird uns ein Vorgeschmack dessen geschenkt, was noch kommen wird. Dafür gedenkt man in jeder orthodoxen LiturgJe, bei der um den Beistand des Parakleten epikletisch gebetet wird, nicht nur der Vergangenheit bzw. der Ankunft Christi, d.h. des Kreuzes, des Grabes, der Auferstehung am dritten Tag, der Auffabrt in den Himmel, des Sitzens zur Rechten des Vaters, sondern auch der Zukunft. D.h.

""' "~"•tca und glorreichen Parousie"22Vergangenheit, Gegenwart und die

Eschata bilden in der Liturgie, d.h. im Leben der Kirche, durch das Wirken des Hl. Geistes, eine Einheit, nicht zuletzt als Ausdruck der weiteren Einheit des ganzen Himmels mit der Erde, des Schöpfers mit der Schöpfung, jener Einheit, der heutzutage die ökumenische Aufmerksamkeit weltweit geschenkt wird.

20 I.Zizioultu, Prolokollberichl, in: Die Allrufuog des Heiligen Geistes, 41.

21 Ebd., 177.

22 Ebd., 44.

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