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Bern, we have a problem! | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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ROHSTOFFHANDEL

36 Die Volkswirtschaft   6 / 2021

Ende April hat der Bundesrat über die Umset- zung der Empfehlungen im Rohstoffbericht 2018 rapportiert. Greifbare Resultate sucht man vergeblich. Zugegeben, die Zivilgesellschaft wäre auch bei einer vollständigen Umsetzung der Empfehlungen nicht zufrieden, denn diese waren in Sachen Menschenrechte, Umwelt und Korruption äusserst ambitionslos.

Zu den wenigen konkreten Instrumenten, die im Bericht von 2018 genannt wurden, gehört der Leitfaden für die Umsetzung der UNO-Leit- prinzipien zu Wirtschaft und Menschenrech- ten im Rohstoffhandel. Der rapportierte «Fort- schritt» beschränkt sich nun auf die Zahl der verteilten Papierkopien und darauf, dass eine Website dazu aufgeschaltet wurde. Da der Bund ganz auf freiwillige Umsetzung der Sorgfalts- pflichten setzt, wären nach drei Jahren Anga- ben darüber, welche Firmen sich überhaupt auf diesen Leitfaden beziehen, mehr als überfällig.

Denn der Handlungsbedarf ist gross.

So kommt eine im März 2021 veröffentlichte Studie der Responsible Mining Foundation, de- ren Resultate im Umsetzungsbericht gar nicht erwähnt werden, zum Schluss: «Die Sorgfalts- prüfung der Unternehmen in Bezug auf Risiken von Menschenrechtsverletzungen, illegalen Fi- nanzströmen und Umweltauswirkungen ist oft sehr begrenzt.» 10 der 25 untersuchten Firmen stammen aus der Schweiz und sind Mitglied der Swiss Trading and Shipping Association (STSA).

Ein weiteres Fazit dieser Studie ist: Transpa- renz fehlt in der Rohstoffbranche grundsätzlich noch immer. Dies gilt nicht nur für die Unter- nehmen, sondern auch für den Bund, obwohl das Bundesamt für Statistik stolze siebeneinhalb

Jahre nach dem ersten Rohstoffbericht wenigs- tens endlich die Zahl der Arbeitsplätze im Sektor klarstellte: 9800. Weshalb die STSA flugs ihre Website korrigieren musste, hatte sie doch jahre- lang mehr als das Dreifache behauptet.

Kopf in den Sand

Gänzlich unverständlich ist es, dass der Bericht mit keinem Wort die zahlreichen strafrecht- lichen Untersuchungen, Schuldeingeständ- nisse und Strafbefehle erwähnt, in welche die Schwergewichte des Schweizer Rohstoffhandels in den letzten Jahren verwickelt waren. Dabei vermeldete der Bundesrat 2018, dass die Bot- schaften in rohstoffreichen Ländern oder Han- delszentren die Medienberichte und die öffent- liche Debatte verfolgen sollen, um mögliche Reputationsrisiken für die Schweiz frühzeitig zu erkennen. Entsprechend relevant wäre, was aus Brasilien, Ecuador, Mexiko, der Elfenbein- küste, den beiden Kongos, Grossbritannien und den USA in die Berner Zentrale gemeldet wurde.

Denn alle diese Länder sind von Korruptions- verfahren gegen Schweizer Rohstoffkonzerne betroffen. Bern, we have a problem!

Diese Realität und die Untätigkeit des Bundes- rats zeigen einmal mehr die Notwendigkeit von verbindlichen Sorgfaltspflichten für Rohstoff- händler bezüglich Geschäften mit politisch ex- ponierten Personen. Mit dem Vorschlag für eine künftige Rohstoffmarktaufsichtsbehörde zeigt Public Eye, wie eine solche Aufsicht für klare Re- geln und griffige Massnahmen sorgen könnte.

Andreas Missbach ist Mitglied der Geschäftsleitung und Fachleiter Rohstoffe bei Public Eye, Zürich.

STANDPUNKT VON ANDREAS MISSBACH

Der Bundesrat scheut im Rohstoffsektor vor konkreten Massnahmen zurück.

Nötig wären Taten – zum Beispiel in Form einer Rohstoffmarktaufsicht.

Bern, we have a problem!

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