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Finger weg von der Nationalbank | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Die Volkswirtschaft  7 / 2019 25 QUELLE Die führenden Zentralbanken beeinflussen mit

ihrer Geldpolitik sowohl die Finanzmärkte wie auch den realen Wirtschaftsverlauf massgeblich.

Dies gilt in besonderem Mass in einer Rezes- sion: Anders als die Finanzpolitik, die staatliche Stimulierungsprogramme mühsam über Steu- ern oder über zusätzliche Schulden finanzieren muss, kann eine Notenbank einen Wirtschafts- abschwung durch Zinssenkungen abfedern.

Mit dem Konzept der quantitativen Lockerung beziehungsweise einem massiven Aufkauf von Staatsanleihen haben die Notenbanken jedoch eine Grenze überschritten, die bisher verpönt war: die Vermischung von Staatshaushalt und Geldpolitik. Gerade in Europa und Japan ist diese Vermischung mittlerweile so stark gewor- den, dass berechtigte Zweifel an der Unabhän- gigkeit der geldpolitischen Instanz angebracht werden können. Mittlerweile ist die Geldpolitik zum Retter in aller Not avanciert. Sie soll rich- ten, was Regierungen zuvor versäumt haben.

Die Ideen gipfeln in der sogenannten Modern Monetary Theory. Ihr Kerngedanke ist: Der Staat muss sich nicht verschulden oder Steuern ein- treiben, wenn er Ausgaben beschliesst – er kann das Geld einfach via Notenbank bereitstellen.

Diese bedenkliche Entwicklung stoppt lei- der nicht an der Landesgrenze. Auch in der Schweiz wachsen seit einigen Jahren die geld- politischen Begehrlichkeiten wie das Unkraut im Salatgarten. Die Schweiz soll zum Beispiel über die Schweizerische Nationalbank (SNB) einen Staatsfonds finanzieren, der – je nach politischer Couleur des Promotors – weltweit oder nur in der Schweiz investiert. Oder die Vollgeldinitiative: Sie wollte erreichen, dass die Notenbank jährlich Milliarden an die Be- völkerung verteilt. Wie bei der Modern Money

EINBLICK VON RUDOLF MINSCH

DIE SICHT DER CHEFÖKONOMEN

Finger weg von der Nationalbank

Theory wollten die Initianten die Geldpolitik in den Dienst der Finanzpolitik stellen. Man kann argumentieren, dass solche Allmachts- fantasien in der Schweiz (zum Glück) keine Chance haben. Momentan mag dies zutref- fen, doch die Angriffe auf die Unabhängig- keit der Notenbank gehen trotzdem munter weiter. So werden derzeit zwei Initiativen im Parlament diskutiert, die direkte Vorgaben an die SNB formulieren: Gemäss einer Stan- desinitiative des Kantons St. Gallen sollen Pensionskassen von den Negativzinsen be- freit werden. Und eine parlamentarische In- itiative verlangt, dass die Nationalbank die Hälfte ihres Eigenkapitals zur AHV-Finanzie- rung einsetzen soll. Damit rütteln die Parla- mentarier an der Unabhängigkeit der SNB.

Inflation rasch ausser Kontrolle

Die Schweiz profitiert seit vielen Jahren von einer Preisstabilität, wie sie nur eine unab- hängige Nationalbank sicherstellen kann. Die politische Einflussnahme ist langfristig ge- fährlich. Die Geschichte zeigt, dass es bei einer Vermischung von Fiskal- und Geldpolitik leicht zu steigenden Inflationsraten kommen kann. Hinzu kommt: Wenn man sich an den kurzfristigen Segen einer Staatsfinanzierung durch die Notenbank erst einmal gewöhnt hat, rückt man nicht einfach wieder davon ab.

Es wäre daher falsch, zu glauben, die Un- abhängigkeit der Nationalbank sei ein für alle Mal gesichert. Auch in der Schweiz gibt es immer wieder Vorschläge, die Notenbank in den Dienst der Politik zu stellen. Rich- tig ist vielmehr, dass die Unabhängigkeit der SNB dauernd erkämpft werden muss.

Rudolf Minsch ist Chefökonom von Economiesuisse, Zürich.

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