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Analysen Nr. 115

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 Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde e.V.

Forschungsstelle Osteuropa

NACHLESE DER FUSSBALL-EM 2012

A N A L Y S E N P O L E N -

www.laender-analysen.de/polen

Herausgegeben mit finanzieller Unterstützung der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit

ANALYSE

Mehr als ein Fußballfest – Die EM 2012 2

Reinhold Vetter, Warschau

TABELLEN UND GRAFIKEN ZUM TEXT

Meinungen zur Fußball-EM 2012 in Polen 7

CHRONIK

Vom 2. bis zum 15. Oktober 2012 15

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Mehr als ein Fußballfest – Die EM 2012

Reinhold Vetter, Warschau

Die Fußball-Europameisterschaft EURO 2012 war für Polen ein wichtiger Erfolg. Das Land hat bei der Modernisierung der Infrastruktur einen Sprung nach vorn gemacht, auch wenn so manche Vorhaben nicht erledigt wurden. Trotz diverser kleiner Pannen funktionierte die Organisation. Die innere Sicherheit wurde gewährleistet, ohne dass Polen als Polizeistaat auftrat. Polnisch-russische Rangeleien waren eher ein Rand- ereignis und polnische Hooligans spielten kaum eine Rolle. Insgesamt gesehen präsentierte sich Polen als weltoffenes, gastfreundliches Land. Andererseits wurden die Schwächen des polnischen Fußballs und des nationalen Verbandes PZPN durch das frühe Ausscheiden der heimischen Mannschaft erneut schonungs- los aufgedeckt.

M

an hatte sich viel vorgenommen und große Erwar- tungen gehegt. So prognostizierte der Chefre- dakteur der renommierten Wochenzeitung »Polityka«, Jerzy Baczyński, etwas vollmundig »die größte Veran- staltung in der Geschichte Polens« und auch die bis- lang größte Anstrengung, »das Bild des neuen Polen«

zu prägen. Auch Ministerpräsident Donald Tusk fand starke Worte, als er von der »größten organisatorischen Herausforderung in unserer Geschichte« sprach. Ohne Zweifel stand von Anfang an fest, dass Polen gezwun- gen war, an seine Grenzen zu gehen, wollte es die Vorga- ben der UEFA erfüllen. Die polnischen Medien heizten die Stimmung an, indem sie vor allem die Aspekte ins Visier nahmen, die über den rein sportlichen Rahmen hinausgingen, insbesondere die organisatorischen Vor- bereitungen und den Stand des Baus bzw. der Renovie- rung von Stadien, Bahnhöfen und Straßen.

Gut die Hälfte der Bevölkerung wertete es als großen Erfolg, dass Polen und die Ukraine den Zuschlag für die Fußball-EM 2012 bekommen hatten, und je näher das Ereignis rückte, desto besser beurteilten die Bürger den Stand der Vorbereitungen. Waren im Mai 2008 noch 69 Prozent der vom Meinungsforschungsinstitut CBOS Befragten der Auffassung, das Land sei schlecht oder gar sehr schlecht vorbereitet, erklärten im Mai 2012 51 Pro- zent, Polen sei sehr gut oder zumindest gut vorbereitet.

Weniger optimistisch, anders ausgedrückt: eher rea- listisch, waren die Erwartungen an die eigene National- mannschaft. Ebenfalls im Rahmen einer CBOS-Unter- suchung meinten 32 Prozent der Befragten, Polen werde die Gruppenphase nicht überstehen, während 30 Prozent glaubten, die Nationalmannschaft werde wohl im Vier- telfinale ausscheiden. Die größten Chancen auf einen Sieg wurden Deutschland und Spanien eingeräumt.

Reichlich unfair gebärdeten sich diverse ausländische Medien, insbesondere die britische BBC, die vor allem Angstparolen verbreiteten. Da war die Rede vom vorher- sehbaren Verkehrschaos, der Ausbeutung der anreisen- den Fans durch exorbitante Preise und von Prostituier- ten unter allen Hotelbetten. Die Fan-Milieus in Polen

und der Ukraine wurden als Brutstätten für Gewalt- täter, Chauvinismus und Antisemitismus dargestellt.

Infrastruktur: »70 Prozent der Aufgaben erledigt«

Schon ein Spaziergang durch Warschau zeigt, was sich im Zusammenhang mit der EURO 2012 alles verändert hat. So ist der Zentralbahnhof (Warszawa Centralna) durch eine aufwendige Renovierung heller und freund- licher geworden. Die Reisenden freuen sich über das neue digitale Informationssystem in der Halle und auf den Bahnsteigen. Nicht wiederzuerkennen ist der Ost- bahnhof (Dworzec Wschodni), wo das alte Ambiente aus primitiven Verkaufsbuden, verrauchten, mitunter zwielichtig wirkenden Cafés, Fahrkartenschaltern aus sozialistischen Zeiten und trister Beleuchtung völlig ver- schwunden ist. Sowohl die Fassade als auch das Innere des Bahnhofs wurden komplett erneuert.

Auch die seit langem geplante S-Bahnverbindung zwischen dem Chopin-Flughafen und dem Stadtzen- trum wurde pünktlich zur EM fertiggestellt. Außer- dem entstand neben dem neuen Stadion ein S-Bahnhof (Dworzec Stadion), der durch seine Funktionalität und Großzügigkeit (z. B. die sehr breiten Bahnsteige für die Massen der Fans) auffällt.

Der wichtigste Blickfang ist natürlich das in den Nationalfarben weiß und rot gestaltete Nationalstadion (Stadion Narodowy) auf der rechten Seite der Weichsel, das in dieser Form auch in München, Dortmund, Lon- don oder Mailand stehen könnte. Zwar kann man sich fragen, ob es nicht besser gewesen wäre, dieses Stadion, etwa nach deutschem Vorbild, außerhalb des Stadtkerns zu errichten, weil dort mehr Raum für Anfahrtswege und Parkplätze besteht. So musste für die EM-Spiele in diesem Stadion die nahegelegene Poniatowski-Brü- cke gesperrt werden, wodurch das Verkehrschaos im Stadtzentrum noch vergrößert wurde. Andererseits steht die neue Arena an einem historischen Ort, nämlich auf den Fundamenten des alten Nationalstadions (Stadion Dziesięciolecia), das in den Jahren 1954/55 im Rekord-

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tempo von elf Monaten aus dem Boden gestampft wor- den war. Auch wenn das alte Stadion aus der Zeit des Stalinismus stammte und im letzten Jahrzehnt durch den dort aufgebauten riesigen Basar verunstaltet wurde, nahm es doch einen wichtigen Platz im Bewusstsein der Bürger ein. Die Warschauer Zeitschrift »Stolica« hat unlängst mit einem lesenswerten Text an die Entstehung der alten Arena erinnert. Auch die anderen neuen Sta- dien in Danzig (Gdańsk), Posen (Poznań) und Breslau (Wrocław) entsprechen den Prinzipien moderner Fuß- ballarenen und strahlen sogar eine gewisse Ästhetik aus.

Zu den Pluspunkten in Sachen Infrastruktur zählt natürlich auch die Fertigstellung der A2 zwischen der deutsch-polnischen Grenze und Warschau, wodurch endlich die seit langem notwendige durchgehende Autobahnverbindung zwischen Berlin und der pol- nischen Hauptstadt besteht. Allerdings wurde dabei etwas geschummelt. Das Teilstück zwischen Lodz/Stry- ków und Warschau (Łódź/Stryków–Warszawa) war im Moment der Freigabe nicht wirklich fertig. Noch fehlten Parkplätze, Toiletten, Hinweistafeln und anderes mehr.

Gebaut bzw. renoviert wurden auch einige Schnell- straßen in verschiedenen Regionen Polens sowie neue Flughafenterminals, Hotels und andere Infrastruktur- bzw. Dienstleistungseinrichtungen.

So ist den polnischen Bürgern ein gewisser Stolz nicht zu verdenken. Die ganze Szenerie des Landes habe sich verändert, hieß es in der Wochenzeitung »Polityka«, und ihr Chefredakteur Jerzy Baczyński behauptete sogar, Polen habe den größten Sprung in der Geschichte hin- sichtlich seiner Infrastruktur gemacht.

Andererseits liegt noch vieles im Argen. Es fehlen die so dringend notwendigen durchgehenden Autobahn- verbindungen zwischen einzelnen Landesteilen, etwa von Danzig nach Warschau und von Krakau (Kraków) zur polnisch-ukrainischen Grenze. Auch die Eisenbahn (Polskie Koleje Państwowe – PKP) hat den Sprung zu einem modernen und leistungsfähigen Dienstleistungs- unternehmen noch nicht geschafft. Weiterhin behin- dern riesige Baustellen im ganzen Land den Straßen- und Schienenverkehr.

Vermutlich kam Ministerpräsident Donald Tusk der Wahrheit nahe, als er in einem Interview in der

»Polityka« feststellte, man habe etwa 70 Prozent der geplanten Infrastrukturmaßnahmen realisiert. Und Sławomir Nowak, Bau- und Transportminister, stellte in der Tageszeitung »Gazeta Wyborcza« in Aussicht:

»Nach der EURO 2012 geht der Bau weiter.« Seit Jahren leidet Polen unter gravierenden Strukturproblemen, die bis heute nicht grundlegend angegangen wurden. Dazu zählen undurchsichtige Ausschreibungen, ein schleppen- der Grunderwerb, Korruption und die Schwächen der staatlichen bzw. der städtischen Bauaufsicht.

Zu den Pluspunkten, die Polen mit der EM 2012 sammeln konnte, gehört die gute Organisation des Fuß- ballfestes. Größere organisatorische Pannen, empfindli- che Ausfälle des Verkehrsnetzes oder gar terroristische Anschläge blieben aus. Die »Neue Zürcher Zeitung«

gab die diesbezügliche internationale Einschätzung richtig wieder, als sie schrieb, dass das meiste so funk- tioniert habe, wie es in einer Endrunde funktionie- ren solle. Wörtlich: »Das klingt nach wenig, ist aber viel, wenn man es an der schwierigen […] Vorberei- tung misst.« Auch die große Mehrheit der Polen vertrat diese Ansicht. Aus einer Befragung von CBOS ging her- vor, dass 89 Prozent der Befragten die Organisation der EM als sehr gut bzw. eher gut bewerteten.

In kluger Voraussicht hatten die Regierung, die Woi- wodschaftsbehörden und Stadtverwaltungen sowie Poli- zei und Militär, natürlich unter maßgeblichem Einfluss der UEFA, schon ein Jahr vor Beginn der Meisterschaft damit begonnen, Lageanalysen und Einsatzpläne aus- zuarbeiten und deren Umsetzung mit den Beteiligten zu diskutieren.

Mehrere tausend Personen, von den Verantwortli- chen über die Einsatzkräfte bis zu dem Heer der freiwil- ligen Helfer, waren im Einsatz. So war es nur recht und billig, dass Ministerpräsident Donald Tusk allen Betei- ligten symbolisch die schulische Bestnote, nach polni- scher Tradition eine Fünf, zugestand.

Rowdytum am Rande

Nach übereinstimmenden Angaben der polnischen Behörden und der UEFA-Beobachter versammelten sich während der EM 2012 auf den »Fan-Meilen« in verschiedenen polnischen Städten insgesamt etwa 3,5 Millionen Menschen. Dort herrschte ein auf den ers- ten Blick explosives Gemisch aus Emotionen jedweder Art, aus Spannung und Begeisterung, Lethargie und Trauer. Natürlich waren auch Alkohol und andere Auf- putschmittel im Spiel. Zuschauer verschiedener Natio- nen standen eng beieinander und verfolgten die Spiele auf Großbildwänden. Vor und nach den Spielen zogen Gäste aus Deutschland, England, Irland, Spanien, Ita- lien und anderen teilnehmenden Länder durch die Stra- ßen und riefen ihre Parolen und sangen ihre Lieder.

Trotzdem gab es kaum gravierende Probleme und war die innere Sicherheit nie ernsthaft gefährdet. Grö- ßere Ausschreitungen blieben aus, ebenso wie Szenen, wie man sie aus anderen Ländern kennt, denkt man nur an die antisemitischen Parolen im Stadion von Ferencváros Budapest, die Prügeleien britischer Fans in Liverpool, Manchester und Glasgow, das Chaos beim Spiel Fortuna Düsseldorf gegen Hertha BSC. Schließ- lich kommt es auch bei Spielen in der ersten polnischen Fußballliga regelmäßig zu Auseinandersetzungen zwi-

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schen Fans und der Polizei, besonders dann, wenn die Anhänger von Legia Warszawa beteiligt sind.

Als Verdienst kann man diesen weitgehend ruhigen Verlauf der EM 2012 sowohl den in- und ausländischen Fans als auch den polnischen Ordnungskräften anrech- nen. Den Fans war vor allem nach einem internationa- len Volksfest zumute, während Polizei und die städti- schen Wachdienste (poln.: Straż Miejska) zwar sichernde Präsenz zeigten, nicht aber den Allüren eines allgegen- wärtigen Polizeistaats anheimfielen.

Wie immer aber bestätigten auch Ausnahmen die Regel. Das gilt besonders für die Prügeleien vor und während des Spiels Polen gegen Russland in Warschau.

Das Spiel war noch nicht angepfiffen, da gingen schon Hooligans beider Seiten aufeinander los, insbesondere auf der Poniatowski-Brücke und dem unweit des Natio- nalstadions gelegenen Rondo Waszyngtona. Auch wenn Schaulustige mit ihren Fotoapparaten anfangs den Ein- satz der Ordnungskräfte behinderten, gelang es den bis an die Zähne bewaffneten Polizisten samt ihren Was- serwerfern und Hundestaffeln relativ schnell, die Situa- tion unter Kontrolle zu bringen. Hooligans und auch nur aufgedrehte Fans beider Seiten wurden, mitunter ziemlich brutal, von breitschultrigen, durchtrainierten Beamten in Zivil abgeführt.

Nun war es auch eine äußerst dumme Idee russi- scher Fans, am Tag des russischen Nationalfeiertags durch Warschau zu marschieren, während polnische Hooligans dies natürlich als willkommene Gelegenheit ergriffen, »Randale« zu machen.

Trotz dieser Rangeleien fiel auf, dass die bekann- ten Gruppen von Fußball-Hooligans insbesondere aus Warschau, Krakau, Posen, Königshütte (Chorzów) und Landsberg an der Warthe (Gorzów Wielkopolski) wäh- rend der EM 2012 kaum in Erscheinung traten – Grup- pen, die zum Teil neofaschistischem Einfluss unterliegen und ihre Sympathie für Hitler und die Nationalsozia- listen offen zur Schau tragen (z. B. Hitlers Stimme als Handyklingelton). Dafür gab es im Wesentlichen zwei Gründe. Zum einen interessieren sich diese Hooligans hauptsächlich für den »Kampf« zwischen »ihrem« Ver- ein und den vermeintlich verabscheuungswürdigen Gegnern aus anderen Städten, Prügeleien (»Abrech- nungen«) mit eingeschlossen. Zum Zweiten waren die Eintrittspreise bei der EM für die meisten dieser Rowdys unerschwinglich.

Fragt man nach dem ökonomischen Erfolg der Meis- terschaft für Polen, dann fällt die Bilanz eher gemischt aus. Allerdings gibt es bislang keine verlässlichen kon- kreten Zahlen für die Kosten. Schwierig ist auch, die engeren Kosten für die Veranstaltung selbst und die weiteren Kosten für die Infrastruktur- und Vorberei- tungsmaßnahmen zu unterscheiden. Darüber hinaus ist

der finanzielle Beitrag der UEFA bislang nicht öffent- lich bekannt, ebenso wenig wie der Gewinn, den der europäische Fußballverband etwa durch die Vergabe der Übertragungsrechte gemacht hat. Ministerpräsident Donald Tusk gab bekannt, dass man für die Moderni- sierung der Infrastruktur in den Jahren zuvor, insbeson- dere für den Autobahnbau, etwa 100 Milliarden Zloty (zirka 24,5 Milliarden Euro – d. Red.) ausgegeben habe.

Das Nationalstadion in Warschau kostete etwa 500 Mil- lionen Euro (zum Vergleich: Für die Allianz-Arena in München wurden 350 Millionen Euro ausgegeben).

Warschauer Ökonomen wie Paweł Borys von der Bank PKO BP gehen davon aus, dass die Investitionen in die Infrastruktur in den Jahren 2009 bis 2012 mit etwa 0,5–1 Prozent zum Anstieg des Bruttoinlandpro- dukts beigetragen haben, die EM selbst mit ca. 0,3 Pro- zent. Die ausländischen Gäste haben während der EM etwa 900 Millionen Zloty in Polen ausgegeben. Davon profitierten vor allem die Gastronomie, das Hotelwesen, die Hersteller von Lebensmitteln und Getränken sowie der Handel. Allerdings kamen nur etwa 500.000 Fans nach Polen, während man im Vorfeld mit 1 Million gerechnet hatte. Der Preisanstieg während der Meister- schaft blieb mit durchschnittlich 0,4 Prozent eher mode- rat. Andererseits hat die EM direkt kaum zur Schaffung neuer Arbeitsplätze beigetragen.

Zwei parallele Veranstaltungen

Vermutlich war es von Anfang an eine Fiktion zu glau- ben, dass die EM 2012 eine gemeinsame Veranstaltung zweier Länder unter der Obhut der UEFA werden wird.

Tatsächlich aber hatte das, was in Polen stattfand, kaum etwas mit dem zu tun, was in der Ukraine ablief, abge- sehen von einigen wenigen bilateralen Absprachen bzw.

kooperativen Schritten etwa bezüglich der Grenzkon- trollen. Es gab zwei getrennte organisatorische Zentren und Abläufe. Nun ist dies keine neue Erfahrung, nur war sie dieses Mal noch drastischer als 2008, als Öster- reich und die Schweiz auf ihre eigene Weise europäischen Fußball veranstalteten. »Creating History together« – dieser als Trademark gedachte Slogan der EURO 2012 blieb hohl. Das »Gemeinsame« wurde lediglich von der UEFA vorgegeben.

Dass zwei getrennte Filme abliefen, wird beispiels- weise deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass das ukrainische Organisationskomitee eng mit den Günst- lingen von Staatspräsident Viktor Janukowitsch und den politisch bzw. finanziell und organisatorisch einflussrei- chen Oligarchen besonders im Osten der Ukraine ver- woben war. Sie entschieden über Ausschreibungen und Bauvorhaben, Hotel- und Eintrittspreise, Warenströme und Dienstleistungen. »Dieser Filz wurde von der UEFA geduldet und begünstigt«, sagte die sportpolitische Spre-

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cherin der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grü- nen, Felicitas Kubala, der »Süddeutschen Zeitung«. Zwar hatten auch in Polen die Regierung, einflussreiche Inves- toren und korrupte Funktionäre des Polnischen Fußball- verbandes (Polski Związek Piłki Nożnej – PZPN) die Finger im Spiel und ging es nicht bei allen Ausschrei- bungen mit rechten Dingen zu, aber die Verfilzung zwi- schen Politik, Kommerz und halblegaler bzw. kriminel- ler Szene war nicht so stark wie in der Ukraine. Auch die politisch ziemlich abgekühlten Beziehungen zwischen Polen und der Ukraine waren einer etwaigen Koopera- tion nicht förderlich. Immerhin sprach sich die Mehr- heit der Befragten in einer Umfrage von CBOS gegen einen Boykott der EM in der Ukraine aus.

Zu Recht empfand man in Polen den selbstherr- lichen Dirigismus der UEFA gegenüber ihren polni- schen Partnern als arrogant. UEFA-Funktionäre traten besonders während der Meisterschaft oft wie Hausher- ren auf. Ministerpräsident Donald Tusk sprach in einem Interview mit der »Polityka« von »ziemlich rücksichts- losem« Verhalten. Andererseits kann man dem euro- päischen Fußballverband gewisse Erfahrungen bei der Ausrichtung solcher Großveranstaltungen nicht abspre- chen. Doch haben sie offensichtlich nicht den richtigen Ton gefunden.

Es bleibt die Frage, wie die schönen, neuen und teu- ren Stadien in Warschau, Danzig, Posen und Breslau künftig genutzt werden sollen und ob diese Nutzung die enormen Bau- und Betriebskosten amortisiert. Abgese- hen von Warschau wird dies vermutlich kein großes Pro- blem sein, da die ansässigen Erstligaklubs die Stadien nutzen und die Zuschauerzahlen vor Ort ansteigen, weil die Klubs sportlich attraktiver werden und peu à peu auch in die europäischen Wettbewerbe wie Europaliga und Champions-League vordringen dürften. Schwie- riger ist die Lage in Warschau, weil der dortige Erstli- gaklub Legia Warszawa bereits sein eigenes neues Sta- dion besitzt. Bislang sind nur einige durchaus attraktive Musikveranstaltungen im Warschauer Nationalstadion geplant. Ob das ausreicht, wird sich zeigen.

Das Elend des polnischen Fußballs

Natürlich war die Enttäuschung bei den polnischen Fuß- ballanhängern groß, als ihre Mannschaft schon in der Vorrunde ausschied. Die Gesänge auf den »Fan-Meilen«

verstummten spätestens, als Tschechiens Petr Jirácek vom Bundesligisten VFL Wolfsburg in der 72. Minute das Siegestor für seine Mannschaft schoss. Die Stim- mung unter den polnischen Fans reichte von Trauer bis zu blankem Entsetzen. Offenbar waren auch die drei international erfahrenen »Dortmunder«, Robert Lewan- dowski, Kuba Błaszczykowski und Łukasz Piszczek, nicht in der Lage, ihr Team zum Erfolg zu führen. Die

Realisten unter den Fußballanhängern hatten jedoch auch nicht viel mehr erwartet. Wissen muss man aller- dings auch, dass sich nur die Hälfte der polnischen Bür- ger mehr oder weniger für Fußball interessiert.

Wie üblich, kam es gleich nach dem Ausscheiden der polnischen Mannschaft zum bekannten Hauen und Stechen. Sportministerin Joanna Mucha legte dem Prä- sidenten des PZPZ Grzegorz Lato den Rücktritt nahe.

Auch aus dem Team wurden Stimmen laut, dass Lato den Kontakt zur fußballerischen Realität in Polen ver- loren habe. Nationaltrainer Franciszek Smuda dage- gen nahm Lato in Schutz, kündigte aber auch seinen Rücktritt an.

Die schärfste Kritik kam vom früheren polnischen Nationalspieler Zbigniew Boniek, der in seiner aktiven Zeit unter anderem auch beim italienischen Spitzenklub Juventus Turin gespielt hatte. Er bemängelte, dass es der Mannschaft vor allem an Motivation und Teamgeist gefehlt habe. Boniek wörtlich: »Die Professionalität im polnischen Fußball reduziert sich auf die Handlungs- maxime: Niemandem unangenehm auffallen, etwas Schlaues sagen und nach dem Spiel eine schöne Frisur haben.« In der Tat hatte die polnische Mannschaft wie- der einmal, wie schon seit Jahren, als locker verbundene Truppe von Individualisten, nicht aber als schlagkräfti- ges Team agiert. Hinzu kam, dass Nationalcoach Fran- ciszek Smuda nicht gerade zu den international erfahre- nen Trainern gehört, die durch systematisches Studium der gegnerischen Mannschaften im Vorfeld eines solchen Turniers Taktik und Spielweise für ihre Teams vorgeben.

Anders als etwa bei deutschen Vereinen gibt es im polnischen Fußball noch sehr wenig gezielte Talentför- derung. Und diejenigen jungen Spieler, die wirklich gut sind, zieht es früh in den Westen, weil dort das große Geld lockt.

Das größte Problem aber stellt der PZPN dar. Seit zwei Jahrzehnten verwalten Funktionäre wie Grzegorz Lato ihre gut bezahlten Jobs und verschlafen die interna- tionalen Zeichen der Zeit. Von diesem Verband kamen bislang kaum Anstöße

• zur gezielten Förderung von Talenten,

• zur Betreuung der Fans mit dem Ziel eines friedli- chen, disziplinierten Verhaltens,

• zur professionellen Vermarktung der ersten Liga,

• zur Werbung für einen modernen, volksnahen Fuß- ball als gut organisierte Unterhaltung – etwa nach dem Vorbild von Borussia Dortmund,

• zur Verpflichtung der bekannten Spieler auf ein bür- gernahes, nicht von Arroganz geprägtes öffentliches Auftreten.

So ist es kein Wunder, dass der PZPN seit Jahren in den Bürgerbefragungen ein schlechtes Ergebnis erzielt.

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Reifeprüfung

Die EM 2012 war ein Ort der Begegnung. Mehr als 650.000 Fans aus insgesamt 110 Ländern verfolgten die Spiele in den vier polnischen Stadien. Den Besuchern aus der ganzen Welt gegenüber erwies sich Polen als guter Gastgeber, auch nachdem die polnische Mannschaft ausgeschieden war. Es kam zu vielen freundschaftlichen Begegnungen zwischen Polen und Ausländern auf den

»Fan-Meilen«, in den Stadien, auf den Marktplätzen und in den Camps, wo die Gäste ihre Zelte aufgeschla- gen hatten. Dabei darf man natürlich nicht vergessen, dass gut 80 Prozent der Polen die Europameisterschaft lediglich im Fernsehen verfolgt haben und ebenso viele während des Turniers keinerlei Kontakt mit ausländi- schen Besuchern hatten. Die Fußballtouristen aus dem Ausland haben sich im Großen und Ganzen korrekt verhalten, auch wenn es hin und wieder zu kleineren Rangeleien kam.

Die EM 2012 brachte Menschen zusammen, die sich ohne den Fußball wohl nie begegnet wären. Für die meisten der ausländischen Gäste war dies die Reise in einen Teil Europas, den sich bisher nur über Einwande- rer im eigenen Land, ihre Putzfrauen, LKW-Fahrer und Barkeeper kannten. So mancher von ihnen registrierte verwundert, dass es auch in Polen attraktive Altstädte, schöne Landschaften und moderne Wellness-Center gibt. Vermutlich werden nicht wenige ausländische Fuß- ballfans als Touristen wiederkommen. Schon vor der EM hatte ein Ire, der einige Jahre in Polen gelebt hatte, einen Reiseführer über das Land für die irischen Fuß- ballfans geschrieben.

Viele Erinnerungen werden bleiben. So versammel- ten sich viele Bürger aus Posen auf dem alten Markt ihrer Stadt, um die irischen Fans zu verabschieden, deren Mannschaft hier zwei Spiele absolviert hatte. Zuvor hatte sich fast die halbe Stadt auf die Suche nach einem jun- gen Iren gemacht, der nachts in einen Fluss gefallen und ertrunken war. Der überfüllte Marktplatz von Breslau bebte, als 50.000 Fußballbegeisterte aus Tschechien und Polen ihre Mannschaften anfeuerten. Diejenigen Polen, die Skepsis oder gar Abneigung gegenüber Ausländern

empfinden, traten während der EM so gut wie nicht in Erscheinung.

Offenbar hat es ein Teil der polnischen Nation zum ersten Mal geschafft, sich um ein positives Ereig- nis herum zusammenzufinden. In der »Polityka« hieß es, bislang hätten Massenversammlungen in Polen fast immer historisch-tragischen bzw. religiös-marty- rologischen Charakter gehabt: Jahrestage, Beerdigun- gen, Proteste. Die EM sei das »Coming-out« derjeni- gen gewesen, die in der 1989/90 begründeten »Dritten Republik« geboren seien, eine Generation ohne histori- sche Traumata und Komplexe, aber voller Fröhlichkeit und Selbstironie.

Viele Polen haben gespürt, dass ihr Land etwas zu bieten hat, dass sie selbstbewusst auftreten können und dass sie in der Welt willkommen sind. Sie haben sich als Europäer gefühlt.

Damit ist das Schwanken zwischen Stolz und Min- derwertigkeitskomplexen in der polnischen Gesellschaft nicht ein für alle Mal beendet. Das Stereotyp des »armen europäischen Verwandten« ist nicht völlig aus der Welt geschafft. Trotzdem war die EM 2012 ein großer Schritt nach vorn. Der Stolz, den viele Polen deshalb empfin- den, ist also berechtigt.

Die Regierung von Donald Tusk konnte davon aller- dings kaum profitieren. Der Bonus, den sie anfangs in den Umfragen im Zusammenhang mit der EM erhielt, war wegen des Finanzskandals um die Parabank »Amber Gold« bald aufgebraucht. Auch die wieder zunehmen- den sozialen Auseinandersetzungen trüben ihr Ansehen.

Allerdings benahm sich auch Jarosław Kaczyński, Vorsit- zender der Partei Recht und Gerechtigkeit (Prawo i Spra- wiedliwość – PiS) sehr ungeschickt, als er die Organisa- tion der EM in Bausch und Bogen kritisierte. Wenn das ganze Land Freude und Stolz verspüre, sei es keine poli- tische Glanzleistung, den Miesepeter zu spielen, schrieb die Tageszeitung »Rzeczpospolita«. Immerhin bewies die britische BBC die Fähigkeit zur Selbstkritik, als sie, ganz im Gegensatz zu ihren anfänglichen Warnungen, Polen für seine Leistungen bei der EM gratulierte.

Über den Autor

Reinhold Vetter, Ingenieur und Politikwissenschaftler, lebt als freier Publizist in Warschau und Berlin. Zuletzt sind von ihm erschienen: »Zweite Chance für Tusk. Die Parlamentswahlen in Polen 2011.« In: Osteuropa, Heft 11/2011, S. 27–42, und »Ungarn. Ein Länderporträt.« Berlin: Christoph Links Verlag 2012.

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TABELLEN UND GRAFIKEN ZUM TEXT

Meinungen zur Fußball-EM 2012 in Polen

Grafik 1: Interessieren Sie sich für Fußball? (%)

Ja, sehr 21

Ich interessiere mich ein bisschen für

Fußball.

41 Ich interessiere mich

überhaupt nicht für Fußball.

21

Ich interessiere mich eher nicht für Fußball.

17

Quelle: CBOS BS/99/2012 Sukces EURO 2012 [Der Erfolg der EURO 2012]. Warszawa 07/2012. www.cbos.pl

Grafik 2: An der Fußballeuropameisterschaft 2012 in diesem Jahr wird die polnische National- mannschaft zum zweiten Mal in der Geschichte teilnehmen. Welches Ergebnis wird sie erzielen? (Mai 2012) (%)

Ausscheiden nach der Gruppenphase

32

Ausscheiden im Viertelfinale als eine

der besten acht Mannschaften

30

Ausscheiden im Halbfinale, Spiel um

den dritten Platz 9 Vizeuropameister

3 Europameister

2 schwer zu

sagen/interessiert mich nicht

24

Quelle: CBOS BS/78/2012 Kto wygra EURO 2012 – przewidywania Polaków [Wer gewinnt die EURO 2012 – Vorhersagen der Polen].

Warszawa 06/2012. www.cbos.pl

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Grafik 3: Welche Mannschaft wird Ihrer Vorhersage nach Sieger in der EURO 2012? (%)

Deutschland 28

Spanien

22 England

5

Niederlande 4 Polen

4 Portugal

4 Italien

2 Frankreich

1 Russland schwer zu sagen 1

29

Quelle: CBOS BS/78/2012 Kto wygra EURO 2012 – przewidywania Polaków [Wer gewinnt die EURO 2012 – Vorhersagen der Polen].

Warszawa 06/2012. www.cbos.pl

Grafik 4: Wie bewerten Sie im Allgemeinen die Organisation der EURO 2012, die in Polen und der Ukraine stattgefunden hat? (%)

sehr gut 42

eher gut 47

eher schlecht 3 schwer zu sagen

8

Quelle: CBOS BS/99/2012 Sukces EURO 2012 [Der Erfolg der EURO 2012]. Warszawa 07/2012. www.cbos.pl

(9)

Grafik 5: Sind Sie im Allgemeinen damit zufrieden, dass Polen und die Ukraine die Fußball- europameisterschaft 2012 organisiert haben? (%)

sehr zufrieden 41

eher zufrieden 40

eher unzufrieden 3 sehr unzufrieden

1 Es ist mir egal.

13 schwer zu sagen

2

Quelle: CBOS BS/99/2012 Sukces EURO 2012 [Der Erfolg der EURO 2012]. Warszawa 07/2012. www.cbos.pl

Grafik 6: Können die Polen nach Abschluss der Fußballeuropameisterschaft das Gefühl von Stolz oder eher Minderwertigkeitskomplexe in Bezug auf die Sportstadien haben, die für die EURO 2012 gebaut wurden? (%)

67

86

12

7

11

4

10 3

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Mai 2012 Juli 2012

Stolz etwas von beidem schwer zu sagen Minderwertigkeitskomplexe

Quelle: CBOS BS/99/2012 Sukces EURO 2012 [Der Erfolg der EURO 2012]. Warszawa 07/2012. www.cbos.pl

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Grafik 7: Können die Polen nach Abschluss der Fußballeuropameisterschaft das Gefühl von Stolz oder eher Minderwertigkeitskomplexe in Bezug auf die polnischen Fußballfans haben? (%)

26

77

21

11

15

6

38

6

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Mai 2012 Juli 2012

Stolz etwas von beidem schwer zu sagen Minderwertigkeitskomplexe

Quelle: CBOS BS/99/2012 Sukces EURO 2012 [Der Erfolg der EURO 2012]. Warszawa 07/2012. www.cbos.pl

Grafik 8: Können die Polen nach Abschluss der Fußballeuropameisterschaft das Gefühl von Stolz oder eher Minderwertigkeitskomplexe in Bezug auf die Arbeit der Polizei und der Ordnungsdienste haben? (%)

44

66

24

13

13

17

19 4

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Mai 2012 Juli 2012

Stolz etwas von beidem schwer zu sagen Minderwertigkeitskomplexe

Quelle: CBOS BS/99/2012 Sukces EURO 2012 [Der Erfolg der EURO 2012]. Warszawa 07/2012. www.cbos.pl

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Grafik 9: Können die Polen nach Abschluss der Fußballeuropameisterschaft das Gefühl von Stolz oder eher Minderwertigkeitskomplexe in Bezug auf das Funktionieren des öffentlichen Transports haben? (%)

19

45

26

16

14

30

41

9

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Mai 2012 Juli 2012

Stolz etwas von beidem schwer zu sagen Minderwertigkeitskomplexe

Quelle: CBOS BS/99/2012 Sukces EURO 2012 [Der Erfolg der EURO 2012]. Warszawa 07/2012. www.cbos.pl

Grafik 10: Können die Polen nach Abschluss der Fußballeuropameisterschaft das Gefühl von Stolz oder eher Minderwertigkeitskomplexe in Bezug auf den Zustand der Straßen haben? (%)

7 20

11

20

7

10

75

50

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Mai 2012 Juli 2012

Stolz etwas von beidem schwer zu sagen Minderwertigkeitskomplexe

Quelle: CBOS BS/99/2012 Sukces EURO 2012 [Der Erfolg der EURO 2012]. Warszawa 07/2012. www.cbos.pl

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Grafik 11: Sind Sie im Allgemeinen mit dem Ergebnis der polnischen Nationalmannschaft zufrieden oder eher unzufrieden? (%)

sehr zufrieden 2 eher zufrieden

18 Es ist mir gleichgültig.

10

eher unzufrieden 42

sehr unzufrieden 26

schwer zu sagen 2

Quelle: CBOS BS/99/2012 Sukces EURO 2012 [Der Erfolg der EURO 2012]. Warszawa 07/2012. www.cbos.pl

Grafik 12: Sind Sie im Allgemeinen mit der Einstellung der polnischen Nationalmannschaft zufrieden oder eher unzufrieden? (%)

sehr zufrieden 8 eher zufrieden

42

Es ist mir gleichgültig.

10

eher unzufrieden 27

sehr unzufrieden schwer zu sagen 9

4

Quelle: CBOS BS/99/2012 Sukces EURO 2012 [Der Erfolg der EURO 2012]. Warszawa 07/2012. www.cbos.pl

(13)

Grafik 13: Sind Sie im Allgemeinen mit der Vorstellung und dem Niveau der Fußballspiele während der EURO 2012 zufrieden oder eher unzufrieden? (%)

sehr zufrieden 36

eher zufrieden 44

Es ist mir gleichgültig.

15 eher unzufrieden sehr unzufrieden 2

1 schwer zu sagen

2

Quelle: CBOS BS/99/2012 Sukces EURO 2012 [Der Erfolg der EURO 2012]. Warszawa 07/2012. www.cbos.pl

Grafik 14: Hatten Sie persönlichen Kontakt mit Fußballfans aus anderen Ländern, die zur EURO 2012 nach Polen gekommen sind? (%)

Ja, ich habe mich unterhalten, habe Hilfe/Informationen

erteilt, habe mit ihnen gefeiert.

5

Ja, ich habe Fußballfans aus anderen Ländern in

meiner Stadt oder woanders gesehen.

10 Nein, ich bin nicht

persönlich auf Fußballfans aus anderen Ländern

getroffen.

84

schwer zu sagen 1

Quelle: CBOS BS/99/2012 Sukces EURO 2012 [Der Erfolg der EURO 2012]. Warszawa 07/2012. www.cbos.pl

(14)

Grafik 15: Wie bewerten Sie die Tätigkeit des Polnischen Fußballverbandes (PZPN)? (%)

eher schlecht 23

eindeutig schlecht 36

eher gut 16

eindeutig gut schwer zu sagen 2

23

Quelle: CBOS BS/90/2012 Zaufanie do działaczy piłkarskich oraz oceny PZPN i UEFA [Vertrauen in die Fußballfunktionäre und die Bewertung des PZPN und der UEFA]. Warszawa 07/2012. www.cbos.pl

Grafik 16: Wie bewerten Sie die Tätigkeit der Vereinigung Europäischer Fußballverbände (UEFA)? (%)

eher schlecht 14 eindeutig schlecht

8

eher gut 36

eindeutig gut 6

schwer zu sagen 36

Quelle: CBOS BS/90/2012 Zaufanie do działaczy piłkarskich oraz oceny PZPN i UEFA [Vertrauen in die Fußballfunktionäre und die Bewertung des PZPN und der UEFA]. Warszawa 07/2012. www.cbos.pl

(15)

CHRONIK

Vom 2. bis zum 15. Oktober 2012

02.10.2012 Bei einem Treffen mit dem Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates der Türkischen Republik, Muammer Türker, in Warschau spricht sich Staatspräsident Bronisław Komorowski für eine Intensivierung der sicherheitspoliti- schen Zusammenarbeit aus. Sowohl die Türkei als auch Polen seien Länder mit NATO-Außengrenzen, daher seien eine Reihe von Ansichten und Problemen ähnlich, so Komorowski.

03.10.2012 Nach Schätzungen des Nationalen Atomforschungszentrums (Narodowe Centrum Badań Jądrowych) werden im ersten polnischen Atomkraftwerk Arbeitsplätze für zirka 900 hochqualifizierte Fachkräfte entstehen. Nach Angaben des Investors PGE (Polska Grupa Energetyczna) soll der erste Kraftwerksblock 2024 ans Netz gehen.

Vorgesehen sind nach Regierungsplänen zwei Atomkraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 6.000 MW.

04.10.2012 Staatspräsident Bronisław Komorowski unterzeichnet die Novelle zum Versammlungsgesetz. Sie sieht die Mög- lichkeit vor, Demonstrationen zu verbieten, wenn sie gleichzeitig am selben Ort stattfinden sollen, eine Trennung nicht möglich ist oder Schaden zu befürchten steht. Das Gesetz tritt nach dem Nationalfeiertag am 11. Novem- ber in Kraft, zu dem zahlreiche Demonstrationen erwartet werden. Im Vorfeld der Novelle hatte es Proteste von Nichtregierungsorganisationen und ehemaligen Oppositionellen der Volksrepublik Polen gegeben. Der Vorsit- zende der Gewerkschaft Solidarność, Piotr Duda, kündigt eine Klage beim Verfassungsgericht an.

05.10.2012 Das Ministerium für Arbeit und Sozialpolitik informiert, dass die Arbeitslosenquote im September 12,5 % betrug (August: 12,4 %). Die höchste Arbeitslosigkeit herrscht mit 19,4 % in der Woiwodschaft Ermland-Masuren (województwo warmińsko-mazurskie), die niedrigste �uote wird in der Woiwodschaft Großpolen (woj. wiel-województwo warmińsko-mazurskie), die niedrigste �uote wird in der Woiwodschaft Großpolen (woj. wiel-), die niedrigste �uote wird in der Woiwodschaft Großpolen (woj. wiel-woj. wiel- kopolskie) mit 9,2 % verzeichnet.

06.10.2012 Der Parteivorsitzende von Recht und Gerechtigkeit (Prawo i Sprawiedliwość – PiS), Jarosław Kaczyński, kün-Prawo i Sprawiedliwość – PiS), Jarosław Kaczyński, kün- – PiS), Jarosław Kaczyński, kün- digt bei einem Treffen mit Anhängern von PiS in Białystok an, dass PiS im Frühjahr nächsten Jahres ein Regie- rungsprogramm für eine zukünftige von PiS geführte Regierung vorstellen wird. Aktuell sei es notwendig, mit der Aufstellung einer außerparlamentarischen Regierung zu beginnen. Zu diesem Zweck hatte Kaczyński Anfang der Woche einen Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten benannt. Die Parlamentswahlen sollen regulär 2015 stattfinden.

07.10.2012 In einem Diskussionsforum im Rahmen der internationalen Lebensmittelmesse Polagra Food in Posen (Poznań) wird diskutiert, welche Chancen für eine deutliche Steigerung von Lebensmittelproduktion und -handel beste- hen, ob die hochwertige Lebensmittelverarbeitung eine wesentliche Rolle für den polnischen Landwirtschafts- und Lebensmittelsektor wird übernehmen können und welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um regio- nale Produkte fest in der Ernährung der Polen zu etablieren.

08.10.2012 Auf Einladung von Recht und Gerechtigkeit (Prawo i Sprawiedliwość – PiS) findet eine Debatte über das Gesundheitssystem statt, zu der neben dem Parteivorsitzende von PiS, Jarosław Kaczyński, der Kandidat von PiS für das Amt des Ministerpräsidenten, Piotr Gliński, und Vertreter der Ärzteschaft und des Pflegepersonals sowie weitere Experten teilnehmen. Kaczyński schlägt einen öffentlichen Beitrag von 6 % des Bruttoinlands- produkts zur Finanzierung des Gesundheitswesens vor.

09.10.2012 Außenminister Radosław Sikorski gratuliert seinem georgischen Amtskollegen Grigol Waschadse bei dessen Besuch in Warschau zum demokratischen Ablauf der Parlamentswahl in Georgien in der vergangenen Woche und unterstreicht, dass Georgien eine erwachsene Demokratie geworden sei. Waschadse appelliert an Polen, Georgien und seine Bemühungen um Integration in die westlichen Strukturen, insbesondere in die EU und die NATO, weiterhin intensiv zu unterstützen.

10.10.2012 Der stellvertretende Ministerpräsident und Wirtschaftsminister Waldemar Pawlak (Polnische Bauernpartei/

Polskie Stronnictwo Ludowe – PSL) triff t sich mit dem Vorsitzenden der Oppositionspartei Recht und Gerech- – PSL) trifft sich mit dem Vorsitzenden der Oppositionspartei Recht und Gerech- tigkeit (Prawo i Sprawiedliwość – PiS), Jarosław Kaczyński. Thematisiert werden laut Pressesprecher von PiS, Adam Hofman, Vorschläge für Wirtschaftsreformen sowie die Unterstützung für Piotr Gliński, den Kandi- daten von PiS für das Amt des Ministerpräsidenten. PiS hatte angekündigt, ein Misstrauensvotum gegen die Regierung aus Bürgerplattform (Platforma Obywatelska – PO) und PSL zu stellen.

11.10.2012 Staatspräsident Bronisław Komorowski empfängt den Staatspräsident der Tschechischen Republik, Václav Klaus, zu einem zweitägigen Besuch. Dies ist der letzte Besuch Klaus’ in seiner Funktion als Staatsoberhaupt.

Beide unterstreichen die sehr gute bilaterale Zusammenarbeit und sprechen sich für einen Ausbau der Verkehrs-, Transport- und Energieinfrastruktur aus. Am nächsten Tag ist die gemeinsame Eröffnung des polnisch-tsche- chischen Wirtschaftsforums in Warschau vorgesehen.

(16)

Sie können die gesamte Chronik seit 2007 auch auf http://www.laender-analysen.de/polen/ unter dem Link »Chronik« lesen.

12.10.2012 In der zweiten Regierungserklärung nach seiner Wiederwahl im Jahr 2011 setzt Ministerpräsident Donald Tusk einen Schwerpunkt auf die Wirtschaftspolitik, insbesondere die Sicherung von Arbeitsplätzen und Wirt- schaftswachstum, und kündigt u. a. ein Investitionsprogramm von 40 Mrd. Zloty bis 2015 an, das von einer staatlichen Förderbank verwaltet werden soll. 233 Abgeordnete sprechen Tusk und seiner Regierung das Ver- trauen aus (Gegenstimmen 219).

12.10.2012 Nach einer Wählerumfrage von TNS Polska, die im Auftrag der Nachrichtensendung »Wiadomości« des polni-Wiadomości« des polni-« des polni- schen Fernsehens TVP nach der Regierungserklärung von Ministerpräsident Donald Tusk durchgeführt wurde, würden die Parteien folgende Ergebnisse bei einer Parlamentswahl erzielen: Recht und Gerechtigkeit (Prawo i Sprawiedliwość – PiS) 40 %, Bürgerplattform (Platforma Obywatelska – PO) 35 %, Demokratische Linksallianz/

Sojusz Lewicy Demokratycznej – SLD) 13 %, Palikot-Bewegung (Ruch Palikota) 7 %. Nicht im Parlament ver- – SLD) 13 %, Palikot-Bewegung (Ruch Palikota) 7 %. Nicht im Parlament ver- treten wäre der aktuelle Koalitionspartner Polnische Bauernpartei (Polskie Stronnictwo Ludowe – PSL) mit 2 %.

13.10.2012 Der Vorsitzende der Gewerkschaft Solidarność (NSZZ Solidarność), Piotr Duda, kritisiert, dass das am Vor-Solidarność (NSZZ Solidarność), Piotr Duda, kritisiert, dass das am Vor-), Piotr Duda, kritisiert, dass das am Vor- tag vorgestellte Regierungsprogramm von Ministerpräsident Donald Tusk die Arbeitnehmer derart mit Kosten belasten werde, dass es zu sozialen Eskalationen kommen könne.

14.10.2012 Der Minister für Transport, Bauwesen und Meereswirtschaft teilt mit, dass bis 2015 474 km Autobahn und 335 km Landesstraßen zur Nutzung frei gegeben werden. In den Jahren 2012 bis 2015 werden im Rahmen des Landesfonds für Verkehrswege 45–46 Mrd. Zloty ausgegeben werden.

15.10.2012 Ministerpräsident Donald Tusk kündigt eine mehrmonatige Informationskampagne an, bei der er das Gespräch mit Bürgern im ganzen Land suchen werde.

(17)

Die Meinungen, die in den Polen-Analysen geäußert werden, geben ausschließlich die Auffassung der Autoren wieder.

Abdruck und sonstige publizistische Nutzung sind nach Rücksprache mit der Redaktion gestattet.

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Deutsches Polen-Institut Darmstadt

Das Deutsche Polen-Institut Darmstadt (DPI) ist ein Forschungs-, Informations-, und Veranstaltungszentrum für polnische Kultur, Geschichte, Politik, Gesellschaft und die deutsch-polnischen Beziehungen, die sich im Kontext der europäischen Integration ent- wickeln. Das seit März 1980 aktive und bis 1997 von Gründungsdirektor Karl Dedecius geleitete Institut ist eine Gemeinschafts- gründung der Stadt Darmstadt, der Länder Hessen und Rheinland-Pfalz sowie des Bundes. 1987 wurden die Kultusminister der Länder und 2011 das Auswärtige Amt weitere institutionelle Träger. Einen wesentlichen Beitrag zur Verwirklichung der Institutsziele leisten private Stiftungen. Das DPI hat satzungsgemäß die Aufgabe, durch seine Arbeit zur Vertiefung der gegenseitigen Kenntnisse des kulturellen, geistigen und gesellschaftlichen Lebens von Polen und Deutschen beizutragen.

Ziel der Vermittlertätigkeit des DPI ist es, »die zu interessieren, auf die es politisch, wirtschaftlich, gesellschaftlich und kulturell im deutsch-polnischen Verhältnis ankommt« (Leitlinien 1997). Es geht um die Entscheider und Multiplikatoren in Politik, Kultur, Bildung, Verwaltung, Medien und Wirtschaft und, wesentlich stärker ausgeprägt als bisher, um das Hineinwirken in Wissenschaft, Forschung und Bildung.

Derzeit bemüht sich das DPI in Kooperation mit den verstreuten Orten wissenschaftlicher Polen-Kompetenz an deutschen Hoch- schulen und Forschungsinstituten verstärkt darum, ausgehend von einer Bestandsaufnahme deutscher Polen-Forschung Ort wis- senschaftlicher Forschung und verbindendes, vernetzendes und kooperierendes Zentrum zu werden. Ausgangspunkt der Neuaus- richtung ist die kaum mehr kontrollierbare Dynamik des Rückbaus der Ressourcen der wissenschaftlichen Polen-Kompetenz in den unterschiedlichen Disziplinen. Mit der über 60.000 Bände zählenden multidisziplinären Fachbibliothek für Polen, die eine einzigartige Sammlung polnischer Literatur in der Originalsprache und in deutscher Übersetzung umfasst, ist das DPI bereits ein geschätzter Ort der Recherche und des wissenschaftlichen Arbeitens. (www.deutsches-polen-institut.de)

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1982 gegründet, widmet sich die Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen der interdisziplinären Analyse der Länder Ost- und Ostmitteleuropas in Zeitgeschichte und Gegenwart. Der Forschungsschwerpunkt liegt dabei auf der Rolle von »Dissens und Konsens«, von Opposition und Zivilgesellschaft in ihrem historischen, politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Kontext.

Die Forschungsstelle besitzt in ihrem Archiv eine einzigartige Sammlung alternativer Kulturgüter und unabhängiger Texte aus den ehemaligen sozialistischen Ländern. Darunter befindet sich auch eine umfangreiche Sammlung des »Zweiten Umlaufs«, die das Schrifttum und Dokumente unabhängiger Initiativen und gesellschaftlicher Gruppen in Polen aus der Zeit von 1976 bis zum Umbruch umfasst. Hinzu kommt eine umfangreiche Bibliothek mit wissenschaftlicher Literatur. Mit Archiv, Bibliothek und zwei wissenschaftlichen Abteilungen ist die Forschungsstelle auch eine Anlaufstelle sowohl für Gastwissenschaftler als auch für die interes- sierte Öffentlichkeit.

Eine der Hauptaufgaben der Forschungsstelle ist die Information der interessierten Öffentlichkeit. Dazu gehören unter anderem regelmäßige E-Mail-Informationsdienste für Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Medien.

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