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GA ZIN JUNI JULI S C H L A C H T H O F L A G E R H A U S

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Academic year: 2022

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(1)

F r e i z e i t T H E M A H a l b z e i t w i s s e n

S C H L A C H T H O F L A G E R H A U S z MA

GA ZIN

F Ü R S T A D T K U L T U R

JUNI JULI

14

KOMMERZ PROTEST

FUSSBALL

We l t m e i st e r s c h a f t i n B r a s i l i e n

!

Gewinne!

Seite 14 F r e i z e i t

T H E N O T W I S T P l u c k e r n d e r P o p

G Y P S Y F E S T I VA L Z e i c h e n g e g e n A n t i z i g a n i s m u s

T H E S L A C K E R S

D i e b e s t e S k a - B a n d

d e r We l t

(2)

inhalt

T H E M A

H A L B Z E I T

F R E I Z E I T

H E R A U S G E B E R V i s i t

KO M M E R Z P RO T E S T F U S S B A L L

Biene Maja sticht Schwarzrotgold | Nora Stötzner Fundiertes Fußballwissen

| Lisa Haferkamp, Sina Blume, Sean-Patric Braun Strand und Protest,

Interview mit Jürgen L. Born

| Sean-Patric Braun

Jenseits des Fußball-Hypes

| Maggie Klobus

Schlachthof

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9

Der mit der Welt tanzt: Samir Akika

| Andreas Schnell Public Viewing Glosse | Arne Helms Und der Tag wird kommen Literatur | Marcus Wiebusch 11

12 13

J u n i 2 014 :

The Slackers | Ni | Die Ultra Ultra-Show | Son of Dave | Theaterlust im Liluba

J u l i 2 014 :

Gypsy Festival | Big Up! Funkhaus Europa-Party | The Notwist | Flut auf der Breminale

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18

Übrigens:

Wir sind eine offene Redaktion. Jede und jeder kann gerne mitmachen!

Kontakt:

zett@schlachthof- bremen.de

F Ü R S T A D T K U L T U R

FRÜHER WAR

MEHR LAMETTA

z MA

GA ZIN

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10

1 4

editorial

EIN MAGAZIN MACHT

STADTKULTUR

Ob sich die 200 Millionen BrasilianerInnen wirklich alle freuen, in diesem Jahr Gastgeber der Fußballweltmeisterschaft zu sein, darf bezweifelt werden.

Die Transparente bei den vielen Demonstrationen zeigen, dass es für die ge- schätzten neun Milliarden Euro, die das Spektakel den Staat kosten wird, auch andere – vermutlich sinnvollere – Verwendungszwecke gibt. Dennoch passt Fußball natürlich zu Brasilien wie zu kaum einem anderen Land. Etwas flapsig formuliert, kann

man sagen, dass Fußballer der Exportschlager des Landes sind, keine andere Nation hat so viele Profis in den Ligen der Welt wie Brasilien. Zur Fußballbegeisterung sagt Jürgen

L. Born im Interview sogar ›Fußball ist die Religion‹. Ansonsten glaubt er, dass der Nutzen, den das Land aus diesem Event ziehen kann, die Nachteile aufwiegt.

Da sind die Meinungen sehr unterschiedlich, wie unsere kleine Umfrage zeigt.

Denn wir haben völlig unrepräsentativ Menschen aus verschiedenen Ländern nach ihrer Einstellung zu Fußball, WM, Fantrikots und der jeweiligen National-

mannschaft gefragt. Das Thema Nation und Fußball ist auch ein Dauerbren- ner in der politischen Auseinandersetzung: Kann man sich politisch links

verorten, trotzdem Fußballfan sein und sich womöglich über Siege der deutschen Nationalmannschaft freuen? Sehr schwierig, findet Fer-

nando Guerrero im Gespräch mit Nora Stötzner, und beschreibt die Diskussion, die seine Fußballseele ständig mit seinem Politikver-

stand führt. Am Ende steht dann Biene Maja. Sehr lesenswert.

Entspanntes Fußballgucken wünscht

G u d r u n G o l d m a n n ( C h e f r e d a k t e u r i n )

P. S. In der Schlachthof-Arena wird es eine Übertragung der Spiele geben.

K U L T U R G U T

v o n M a r l e n a R e i n e r t

F o t o :M A R I N A L I L I E N T H A L

A r n d Z e i g l e r

Auf seine Steuerkarte müsste er wohl Journalist schreiben, aber in seinen Jobs hat er das ganz große Privileg, subjektiv, unge- recht und Fan sein zu dürfen. Ihm gefällt das sehr. Man kennt ihn als TV- und Radiomoderator, Buchautor, als Werders Stadionsprecher und neuerdings als WM-Song-Sänger.

Bist du live in Brasilien mit dabei?

Ja und nein. In Brasilien schon, aber nicht in dem, das alle ken- nen, sondern in einem kleinen Ostseebad namens Brasilien, wo das ARD-Morgenmagazin die WM begleiten wird. Ich bin dort während der ersten WM-Woche für die Presseschau zuständig.

Fifa und Brasilien – Korruption gesellt sich gern?

Ich habe längst den Überblick verloren, wo die Korruption beginnt und wo normales Fifa-Gebaren aufhört. Mittlerweile würde es uns alle überraschen, wenn wir irgendwann mal erfahren, dass eine wichtige Fifa-Entscheidung komplett sauber abgelaufen ist. An Schmiergeldvermutungen, gekaufte Stim- men und halbseidene Funktionäre haben wir uns nun viele Jahre lang gewöhnen können.

Was erwartest du fußballerisch vom Turnier?

Ich bin gespannt, wie viele Mannschaften mit Stürmern spie- len. All dieses Gerede um falsche Neunen und abkippende Sechser finde ich eigenartig. Ich bin altmodisch: Ich will Mann- schaften sehen, die Tore schießen wollen. Und ich vertraue darauf, dass wir in Brasilien ein spannendes, spektakuläres Turnier sehen werden.

Hältst du Jogi Löw für einen guten Trainer?

Ich habe wenig Gründe, das Gegenteil anzunehmen. Ich finde die Außenwahrnehmung oft hochgradig seltsam. Dass wir in ein großes Turnier gehen und viele so tun, als sei der Welt- meistertitel Pflicht, ödet mich an. Ich fand das legendäre 4:4 gegen Schweden symptomatisch. Das haben alle behandelt wie eine Totalblamage. Aber ich habe bei diesem Spiel eine volle Stunde lang den besten Fußball gesehen, den je eine deutsche Nationalelf gespielt hat.

Jetzt musst du mir eine Frage stellen!

Weshalb haben früher oft Abwehrspieler die Abstöße ausge- führt und weshalb macht das heute keiner mehr?

Früher hatten Torhüter maximal Kondition für einen Sprint von der Torlinie bis zum Fünfmeterraum und eine Ballbeherrschung wie die Tipp-Kick-Spieler mit den runden Füßen. Da ging so mancher Abschlag gleich ins Aus oder nur bis zum Sechzehner.

Da musste dann immer der Vorstopper ran.

Wer wird im Endspiel gegen wen Weltmeister?

Ich habe mir den Spielplan noch nicht durchgerechnet, glaube aber, dass Brasilien, Spanien und Deutschland ganz weit kom- men. Deutschland schafft das Halbfinale, ab dann ist Lotterie.

War früher mehr Lametta?

Natürlich – guck dich doch um!

Interview:S E A N - PAT R I C B R AU N

Arnd Zeigler und seine Top-WM-Maskottchen

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THE MA

4 5

F o t o s :M A R I N A L I L I E N T H A L

omentan spricht der politisch beseelte Fernando und es kommen Erinnerungen an 1990 zurück.

Damals kam nach den ›Deutschland, Deutschland‹-Rufen das

›Über alles!‹ oft gleich hinterher und da bekam er richtige Pro- bleme mit der Nationalmannschaft. Von der Stimmung zur

WM 2006 hingegen war er angenehm überrascht, empfand sie fast als ein wenig ›leicht‹. Die ›militaristische Atmosphäre‹

der 90er war verflogen und er dachte: ›Das können nicht alles Rassisten sein!‹ Und doch bleibt er dabei, dass in der unreflektierten Freude über die Siege der Nationalmann-

schaft und all der damit einhergehenden Symbolik Gefahren liegen: der schnellen Vereinnahmung, Ausgrenzung und Über-

heblichkeit. Alles schon mal dagewesen.

Daher hat sich das Eisen-Team gegen jede Form nationa- ler Zeichen entschieden, die über das Tragen von Sportarti- keln hinausgehen. Außer Trikots betrifft diese Regel im Grun- de die meisten ›Party-Accessoires‹. Unter dem Zeichen

deutscher Fahnen hat sich diese Nation bereits genug grau- same historische Denkmale gesetzt. Man wolle keine Verbo-

te aussprechen, sondern wähle in bestimmten Situationen eher den Weg der ›subtilen Vermittlung‹. Vielleicht kommen

manche auf diese Weise eher ins Nachdenken. So passiert es, dass man im Eisen während der Übertragung der deut- schen Nationalhymne Karel Gotts ›Biene Maja‹ oder Balus

›Probiers mal mit Gemütlichkeit‹ zu hören bekommt.

Und was wünscht sich Fernando für die WM? ›Dass die Deutschen schön und erfolgreich spielen, aber nicht zu erfolgreich. Es ist entspannter, wenn sie im Halbfinale nicht

mehr dabei sind. Dann zielt die Konzentration wieder mehr auf den Sport.‹ Und die Fahnen sind auch schneller wieder weg. Das nennt er ›Herunterbrechen auf die sportliche Ebe-

ne‹, ohne dass man als Reflex auf distanzlose Identifikation das Gegenteil wählt und die deutsche Mannschaft auf kei-

nen Fall gewinnen sehen möchte. Die zwei Seelen bleiben sicher weiter in der Diskussion. Mit Blick auf die WM in

Katar hat die sportliche vor der politischen aber bereits den Hut gezogen: Die Entscheidung für einen Boykott der WM 2022 im Eisen ist gefallen.

hat in Bremen Geschichte und

Kulturwissenschaft studiert.

Ihre eigene Fußballkarriere hat sie bereits im Alter von 12 Jahren unterbrochen – kurz nach Zusam- menbruch des ›sozialistischen Nationalstaats‹ DDR. Eine Verbindung zwischen den zwei Ereignissen schließt sie jedoch bis heute aus.

Nora

Stötzner

F o t o :M A R I N A L I L I E N T H A L

BIENE MAJA STICHT SCHWARZ ROT GOLD

ieder ist es soweit: Im Sommer findet die Fußball-WM der Männer statt. Hierzulande werden schwarzrot- goldne Schals und Hüte herausgeholt und selbstbewusst in die Öffentlichkeit getragen. Die Merchandise-Industrie boomt und für viele ist es Zeit, Schaufenster und Gärten zu schmüc- ken und sich in die Farben der bevorzugten nationalen Mannschaft zu hüllen. Autofahrer*innen zeigen ihre Anhänger- schaft gern mit Fähnchen und Spiegelüberzügen. Doch An- hänger*innen wovon eigentlich? Der nationalen Fußballmann- schaft? Der Nation? ›Der Repräsentantin der Nation im Fußball‹? Und was steckt dahinter für ein Verhältnis?

Zur WM 2006 in Deutschland erreichte das beschriebene Phänomen seinen bisherigen Höhepunkt. In den Medien nur noch als ›Party-Patriotismus‹ bezeichnet, wollte man das Ganze mit dem eher ›bösen‹ Nationalismus in keiner Weise in Verbindung gebracht sehen. Dafür mit ›Sommermärchen‹ und

›Feierlaune‹. Braucht man für ein Fest nationale Zeichen?

Wie sehen das Fußballfans, die das Großereignis WM gern mögen, sich in Bezug auf diese Unterscheidung aber gar nicht so sicher sind?

In den 1990ern waren Fußballkultur und Nationalismus recht eng miteinander verbunden, erzählt der Geschäftsführer der Szene- und Fußballkneipe ›Eisen‹ im Bremer Viertel, Fernando Guerrero: ›Wer damals Fußball guckte, wurde auto- matisch in die rechte Ecke gestellt.‹ Er ist froh, dass man den Fußball mittlerweile ›aus dem braunen Loch herausgeholt‹

habe. 1995 wurden die Beschränkungen für Transfers und die Zahl der ausländischen Spieler in den europäischen Ligen auf- gehoben. In dem Zuge wurden auch die Kommerzialisierung des Sports und seine Inszenierung als Massenevent vorange- bracht. In diesen Zusammenhang stellt Fernando auch das Aufkommen von Fähnchen, Hütchen und anderen Accessoires.

Ihm ist Fußball eine Herzensangelegenheit, die Veränderungen in der Fankultur verfolgt er schon lange. Seiner Meinung nach wird auf viele gesellschaftliche Fragen oft undifferenziert mit kompletter Ablehnung oder Zustimmung reagiert. ›Wenn man versucht, situativ abzuwägen, hagelt es oft gleich von beiden Seiten Kritik‹, beschreibt er das Dilemma, als Chef einer Fußballkneipe einen Weg für den Umgang mit nationalen und chauvinistischen Artikulationen zu finden. Die nationalen Meisterschaften schaut er sich ganz subjektiv an – in der Hoffnung, dass Werder gewinnt. Die internationalen Meister- schaften schaut er sich als Fan von schönem Fußball an. Klar hat er auch einen besonderen Bezug zu vielen deutschen Na-tionalspielern. Die meisten kennt er seit Jahren aus dem Vereinsfußball. Und wenn die schön spielen und verdient gewinnen, freut ihn das. Dabei regen sich in Fernando zwei Seelen: die sportliche und die politische. Was ihn richtig auf- regt, ist, wenn die Mannschaft schlecht spielt, aber trotzdem gewinnt und später in den Zeitungen steht: ›Wir sind die Größten!‹ Da gehe es für ihn nicht mehr um den Sport, dann bekommt das schnell eine nationalistische Konnotation.

w

m

F E R N A N D O G U E R R E R O

›Wir gucken, wer gewinnt und selbst haben wir

’ne schöne Zeit …‹

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FUNDIERTES FUSSBALLWISSEN

1 Bist du Fußballfan oder interessieren dich nur die großen Turniere wie EM oder WM?

2 Siehst du dir nur Spiele deiner Nationalmannschaft an oder auch andere?

3 Trägst du beim Fußballgucken Fantrikot oder Schal?

4 Dein persönliches Statement zur WM 2014?

5 Wie weit kommt dein Heimatland im Turnier?

6 Dein Endspieltipp?

L I S A H A F E R K A M P S I N A B L U M E S E A N - P A T R I C B R A U N I N T E R V I E W S

THE MA

6 7

THE MA

6 7

1 Ich bin nicht wirklich fußball- interessiert. Wenn die Sonne scheint, gehe ich für die WM schon mal zum Public Viewing und sehe mir ein holländisches Spiel an. Aber nur, weil es da immer aufregend ist, die vie- len verschiedenen Nationen im eigenen Land zu erleben und kennen zu lernen.

2 Dadurch, dass ich kein Fuß- ballfan bin, trage ich auch keine Fanklamotten.

3 Wenn ich mir ein Spiel ansehe, dann ist es eines unserer Natio- nalmannschaft und eventuell, wenn ich Zeit habe, das Finale.

4 Sicher wird es wegen der Zeit- umstellung dieses Jahr schwie- rig, zum Public Viewing zu gehen. Außer es finden Spiele mitten in der Nacht statt. Aber dafür bin ich dann doch zu wenig fußballbegeistert.

5 Die holländische Mannschaft war bisher oft unter den letz- ten vier Mannschaften. Sicher schaffen sie es erneut, so weit zu kommen.

6 Vielleicht sogar unser Team, zusammen mit Spanien, Itali- en oder Deutschland. Aber wer weiß. Vielleicht gibt es ja mal eine Überraschung und ganz andere Teams spielen sich unter die Finalisten.

A n g e l i q u e H o o r n i k N i e d e r l a n d e

1 Sowohl als auch. Ich bin ab- soluter Werder-Fan. Meine zweite favorisierte Mannschaft ist Dortmund, eine junge dyna- mische Mannschaft. Champi- ons League gucke ich auch immer, erst recht, wenn Bay- ern so grandios rausfliegt wie gegen Real. Aber EM und WM sind natürlich absolute High- lights für jeden Fußbalfan.

2 Ich schaue selbstverständlich auch die anderen Spiele der Chile-Gruppe. Mich interessie- ren aber auch Brasilien und Deutschland.

3 Ich hab mir damals einen Chile/Deutschland-Schal für das Freundschaftsspiel in Köln gekauft, das dann wegen des Selbstmords von Robert Enke abgesagt wurde. Seitdem trage ich ihn regelmäßig, wenn Chile spielt.

4 Ich hoffe, dass es ein friedli- ches, gewaltloses Fußballfest wird, denn Sport verbindet.

Eine WM der korrupten Fifa in einem korrupten Land.

5 Ich hoffe, ins Achtelfinale.

6 Brasilien – Spanien.

R a ú l R e b o l e d o H e n r i q u e z , C h i l e

1 Ich bin nicht nur Fußballfan, sondern Fußballbegeisterter.

2 Allgemein sehe ich alle Spiele meiner Nationalmannschaft.

Aber nicht nur, ich schaue mir auch andere WM-Spiele an.

Vor allem das Finale.

3 Klar, wenn die brasilianische Mannschaft spielt, trage ich auch ein Trikot meines Landes.

4 Die Brasilianer und ich persön- lich erwarten sehr viel von der WM in unserem Land. Wir wissen, dass die Vorbereitung für das Turnier nicht so gelau- fen ist, wie wir es wollten, und dass unser Team jetzt nicht so gut spielt. Einige Brasilianer fragen sich sogar, ob wir die WM veranstalten sollten, denn unser Land hat noch viele Pro- bleme zu lösen. Trotzdem glau- be ich, dass wir die Touristen gut bewirten werden und dass wir ein guter Gastgeber für die- se schöne Fußballparty sind.

Natürlich hoffe ich auch, dass Brasilien gewinnt.

5 Ich bin davon überzeugt, dass unsere Mannschaft sehr weit kommen wird. Ich denke auch, dass wir gewinnen könnten.

6 Ich kann mir vorstellen und wünsche mir, dass Uruguay und Brasilien im Finale stehen werden.

M i g u e l R e s e n d e , B e l o H o r i z o n t e , B r a s i l i e n

1 Ja, ich bin schon Fußballfan.

Aber ich verfolge es nicht all- zu sehr. Denn in den USA steht der American Football im Vordergrund. Für die WM interessiere ich mich aber sehr.

2 Ich sehe mir die Spiele der USA und der Niederlanden an.

Natürlich auch das Finale.

3 Ja, ich fühle mich durch ein Trikot der Fangemeinde ange- schlossen und unterstütze somit gerne auch unser Team.

4 Ich bin gespannt und freue mich darauf.

5 Ich denke nicht, dass die USA sehr weit kommen werden, das tun sie bei der WM nie.

Vielleicht erreichen sie die Top Ten.

6 Im Finale sehe ich auf jeden Fall die Niederlande, vermut- lich mit einer anderen europä- ischen Mannschaft, vielleicht zusammen mit Spanien oder Deutschland. Aber vielleicht auch eine südamerikanische Mannschaft wie Argentinien oder Uruguay.

P e t e r L e w i n P e n n s y l va n i a , U S A

1 Ja, ich bin Fußballfan.

2 Ich gucke mir alle Spiele an.

Alle deutschen, alle von Ghana und noch alle anderen, die zeitlich passend übertragen werden.

3 Ich trage ein Fantrikot und einen Schal von Deutschland und von Ghana.

4 Mein Statement ist, dass die WM toll ist, aber im falschen Land ausgetragen wird. Brasili- en ist noch lange nicht bereit für so eine Herausforderung.

5 Deutschland kommt ins Finale, Ghana bis in die K.o.-Phase.

6 Das Endspiel wird wieder Spa- nien gegen Deutschland sein.

E m a n u e l A g y e k u m G h a n a

1 Ich bin großer Fussballfan und habe jahrelang selber gespielt.

Ich habe Maschinenbau studiert und sogar zum Thema ›Die Aerodynamik von Fußbällen‹ promoviert!

2 Am liebsten würde ich jedes Spiel schauen, wenn ich mehr Zeit hätte. Während meiner Doktorarbeit hatten wir für die WM 2006 in Deutschland einen Fernseher im Büro und haben unsere Forschung als Vorwand benutzt, jedes Spiel schauen zu müssen. Dieses Mal wird das leider nicht klappen, da ich nun in der Windenergie arbeite.

3 Ein altes Trikot habe ich noch, bin mir aber noch nicht sicher, ob ich es anziehen möchte oder nicht. Sehr starke Gefühle für die englische National- mannschaft habe ich nicht, da ich schon fast sieben Jahr im Ausland lebe (bis vor einem Monat in der Schweiz). Ich unterstütze lieber guten und fairen Fußball.

4. Ich bin für eine WM ohne Rassismus!

5. Ich denke nicht, dass die eng- lische Mannschaft sehr weit kommen wird. Mit etwas Glück schafft sie es ins Achtel- finale. Das Team ist zu jung und unerfahren. Andererseits ist vielleicht eine WM ohne große Erwartungen genau das, was die Mannschaft braucht, um erfolgreich zu sein … 6. Mein Tipp ist Spanien gegen

Argentinien. Hoffentlich wird es nicht Brasilien gegen Argen- tinien sein, weil ein Endspiel ohne eine europäische Mann- schaft schade wäre.

S a r a h B a r b e r E n g l a n d

1 Ja, ich bin Fußballfan. Seit der WM 2010 in Südafrika bin ich an Fußball interessiert.

2 Ich bin nicht wirklich ge- spannt auf die australischen Spiele, weil unsere Mannschaft kaum eine Chance hat. Lieber schaue ich mir die Spiele der deutschen Mannschaft an.

3 In der Regel trage ich ein Trikot, wenn ich mir Soccer- Spiele ansehe.

4 Ich bin wirklich gespannt auf die brasilianische Weltmeister- schaft, denn ich werde zu der Zeit in Deutschland sein. Es wird sicher eine tolle Erfah- rung, eine andere WM-Atmos- phäre kennen zu lernen. In Australien wird Fußball auch unterstützt, aber die Leiden- schaft, die es in Europa für die- sen Sport gibt, fehlt. Ich unter- stütze die deutsche Mannschaft und glaube, dass sie durch ihre bisherigen Erfahrungen als Team eine gute Chance zum Gewinnen hat.

5 Ich denke, dass Australien keine große Chance hat, weil unsere Mannschaft in einer Gruppe mit den Niederlanden, Spanien und Chile spielt. Diese Länder sind große Fußball- nationen. Australien hat zwar kein schlechtes Team, es fehlen aber junge Spieler.

6 Ich glaube, dass Deutschland und Brasilien im Finale gegen- einander antreten werden.

Meiner Meinung nach hat die deutsche Mannschaft seit der letzten WM am konsequentes- ten trainiert. Brasilien hat hin- gegen den Vorteil, im eigenen Land zu spielen. Mein Tipp?

Deutschland gewinnt.

Z a i n K l o s e S w a l e h C a s t l e H i l l , A u s t r a l i e n

F o t o :M A R I N A L I L I E N T H A L

1 Ja, ich bin ein echter Fußball- fan. Ich bin Barça-Fan und sehe fast alle Spiele an (spani- sche Liga, Pokal und Champi- ons League). Neben den Spie- len meiner Mannschaft sehe ich auch ab und zu Spiele von anderen Mannschaften und ich interessiere mich sehr für die großen Turniere, wie die EM oder die WM.

2 Bei einer WM/EM sehe ich mir immer alle Spiele Spani- ens an. Außerdem gucke ich sehr gern Spiele von anderen guten Nationalteams, wie Bra- silien, Argentinien, Deutsch- land, Italien oder England, besonders in den entscheiden- den Phasen der Turniere.

3 Bei den Spielen, die ich im Sta- dion sehe, trage ich fast immer einen Schal. Wenn ich das Spiel in einer Kneipe oder zu Hause ansehe, dann trage ich keine Fankleidung.

4 Ich glaube, dass diese WM, die WM Messis sein wird. Ich halte Argentinien für den Top- Favoriten, um Weltmeister zu werden. Als Hauptkonkurrent würde ich die brasilianische Nationalmannschaft aus- wählen. Brasil hat ein sehr gutes Team und sie spielen zu Hause. An die dritte Position meines Favoritenrankings stelle ich Deutschland.

5 In der Gruppe Spaniens sind auch Holland und Chile, bei- des sehr starke Mannschaften.

Deswegen wird es für Spanien überhaupt nicht einfach sein, diese erste Phase zu überwin- den. Auf jeden Fall schließe ich Spanien als Weltmeister aus.

6 Brasilien – Argentinien P a b l o G o n z á l e z S p a n i e n

Weltweit wird die Weltmeisterschaft wieder Milliarden Menschen begeistern und in ihren Bann ziehen. Das Z-Magazin hat Fans der Teilnehmerländer aus der ganzen Welt, die

größtenteils in Bremen wohnen, nach ihrem Fantum und nach ihren Einschätzungen gefragt.

(5)

THE MA

8 9

Innerhalb kürzester Zeit müssen neue Straßen zu neuen gigantischen Stadien durch den Großstadtdschungel führen, Parks und Prestige das Stadtbild schmücken und Drogen, Armut und anderes Unschöne aus dem Sichtfeld der Öffentlichkeit verschwinden. Die beiden sportlichen Mega- Events sollen wirtschaftliche, infrastrukturelle und ökonomische Vorteile mit sich bringen. Doch wie verändern der Bauboom, das Spekulationsfie- ber und staatliche Investitionen in Highways, Hotels und Infrastruktur und die damit einhergehenden Haushaltslöcher in der Staatskasse das Leben der Menschen in ihrer Heimat tatsächlich?

Neun Studierende der Fotografie von der Bremer Hochschule für Kün- ste und eine Kunst- und Kulturwissenschaftsstudentin von der Uni Lüne- burg wollen dieser Frage auf den Grund gehen. Man gründet das SHIFT- Fotoprojekt und begibt sich im Februar 2013 vier Wochen lang in Rio de Janeiro und São Paulo auf eine fotografische Spurensuche. Ausgestattet mit großformatigen Analogkameras und einer gehörigen Portion Engage- ment und Neugier dokumentiert das SHIFT-Team die gesellschaftlichen Folgen der urbanen Veränderungen und Umstrukturierungen in Brasilien.

Carolin Klappe und Bennie Gay erzählen dem Z-Magazin von ihren Eindrücken. ›Obwohl wir uns schon vor der Reise gründlich informiert und vorbereitet haben, wurde uns erst vor Ort die enorme Tragweite der Proble- matik klar.‹ Dank Unterstützung seitens der Uni von Rio de Janeiro und nicht zuletzt der Hilfe von privaten Kontaktpersonen und Dolmetschern vor Ort gewinnen sie Einblicke, die gewöhnlichen Touristen verwehrt bleiben:

Sorgen, Ängste und Proteste gegen Entwurzelung und die Zerstörung städ- tischer Lebensräume. Während viele europäische und US-amerikanische Unternehmen von den Großveranstaltungen profitieren, stehen Millionen Menschen vor einer neuen Situation, gegen die sie sich zur Wehr setzen und gegen die sie für ihre Rechte kämpfen.

Doch neben dem Temperament der Brasilianer lernen die Studierenden auch noch eine andere Seite ihrer Mentalität kennen: Gelassenheit. ›Trotz der Intransparenz und Unüberschaubarkeit der Lage versucht man, sich

der veränderten Realität anzupassen. Viele betroffene Menschen, mit denen wir uns ausgetauscht haben, gingen sehr flexibel mit der rasanten Veränderung um.‹ Für viele bedeutet das den Verlust ihres Heims und oft auch der wirtschaftlichen Lebensgrundlage. Ihre Häuser und Hütten müssen neuen Straßen, Sportstätten oder Shoppingcentern weichen.

›Auch der Straßenhändler muss in der Innenstadt das Feld räumen, weil er die Biermarke des Sponsors nicht in seinem Bauchladen anbietet. Den fragt aber niemand nach seiner Meinung.‹ Zustände, die vor lauter Fußball- euphorie selten in den Fokus der Berichterstattung europäischer Bericht- erstattung rücken.

Die Arbeitsergebnisse des SHIFT-Teams hingegen zeigen eindrucksvolle und sensible Portraits genau dieser Menschen, aber auch Architektur- ansichten und den rasanten Wandel des urbanen Lebens haben die Stu- dierenden in Bildern eingefangen. Zwischen Dokumentation und Inszenie- rung spiegeln die fotografischen Kompositionen ein Lebensgefühl von Hoffnung und Angst, Verstörung und Verunsicherung wider.

Zurück in Bremen kämpft sich die Gruppe durch die Unmengen an ent- standenem Bildmaterial und erarbeitet ein Konzept für ein Buch. Um die Vervielfältigung des ersten Entwurfs finanzieren zu können, suchen sie über eine Crowdfundingplattform spendable Unterstützer. Mit Erfolg! ›In nur 46 Tagen ist ein Budget von 10.000 Euro zusammengekommen. Das ist genug, um unser Buch professionell lektorieren, drucken, verlegen und vertreiben zu können.‹ Der fertige Fotoband wird nun pünktlich zum Anpfiff der Weltmeisterschaft in einer ersten Auflage von 1.000 Exem- plaren herausgegeben.

Eine Reihe ausgewählter Bilder der Fotoserie wird ab Juli im Theater am Goetheplatz ausgestellt. In der Städtischen Galerie in der Neustadt kann man bei der offiziellen Buchvorstellung einen ersten Blick in den Fotoband werfen.

Ausstellungstermine und weitere Informationen zum Projekt:

www.shift-photoproject.org Brasilien investiert 8,7 Milliarden Euro in Infrastruktur, öffentliche Sicherheit,

Flughäfen, Stadien. Ist dieser Aufwand gerechtfertigt für ein Event, das nur vier Wochen dauert? Ist das nachhaltig?

So eine Großveranstaltung hat erst mal immense Anlaufkosten. Man muss das von daher immer in einem Gesamtrahmen wirtschaftlichen und politischen Denkens sehen. Anders als zum Beispiel in Japan / Südkorea 2002, wo etliche Stadien einfach auf die grüne Wiese gebaut wurden, hat Brasilien 40 bis 50 Städte, die größer als Bremen sind. Da bin ich mir mehr als sicher, dass die neuen Stadien auch gebraucht werden. Bei den Hotelkapazitäten sieht das vielleicht anders aus. Ob die vielen neuen Betten wirklich langfristig gebraucht werden, vermag ich nicht zu beurteilen.

Wie sehen Sie die wirtschaftliche Situation Brasiliens?

Ich denke, das Land ist über den Berg des Wirtschaftsbooms hinweg. Der Real bröckelt mehr und mehr. Der Konsum stagniert und die Bevölkerungs- explosion ist auch ein großes Problem. Grundsätzlich ist Brasilien jedoch von Gott begnadet. 5.400 Kilometer schönster Strand, super Häfen, Boden- schätze noch und nöcher. Gold, Silber, Diamanten, allein das Eisenerz reicht für die nächsten 500 Jahre.

Kann sich ein Land wie Brasilien die WM überhaupt leisten?

Brasilien hat ja keine Planwirtschaft, sondern ist von einer freien Markt- wirtschaft geprägt. Somit wird vieles aus privater Hand finanziert. Dem Volk wird ja nicht das Geld weggenommen, um Stadien zu finanzieren, sondern es wird versucht Privatgeld einzubinden.

Aber es gehen doch Tausende Menschen auf die Straße, um gegen Kor- ruption und Milliardenausgaben für die WM und für mehr Wohnungen zu protestieren. Der Regierung wird vorgeworfen, viel Geld in Prestige- projekte zu stecken und notwendige Ausgaben für Bildung und Gesund- heit zu vernachlässigen.

So eine WM hat ja für das ganze Land auch einen immensen wirt- schaftlichen Nutzen. Was bedeutet das für das Land und seine Zukunft? Kommen mehr Touristen, dann muss man das gegen die Ausgaben aufrechnen. Die jetzt auf die Barrikaden gehen, nutzen aus, das dass man bei einer Weltmeisterschaft Gehör findet. Als Brasilien sich darum bemühte, die WM zu bekommen, hat nicht ein einziger protestiert. Es ist eine Bühne, die weltweite Medienpräsenz hat. Natürlich haben die Brasilianer diese Probleme. Aber die hätten sie auch, wenn keine WM stattfinden würde.

Pelé hat gerade sein Land kritisiert, weil es die Stadien nicht fertigkriegt. So findet das Eröffnungsspiel in Sa˜o Paolo ohne Dach statt, nach dem Unfall, bei dem zwei Bauarbeiter ums Leben kamen.

Das ist ja wiederum typisch für Brasilien. Die hatten noch nie ein Organisationstalent, sie waren nie in der Lage, alles richtig zu planen.

Manche Dinge gehen dort schnell, die dauern in Deutschland lange, und andere Dinge kommen durch das Veto irgeneines Bürgermeisters nicht voran. Dass Menschen im Vorfeld ums Leben gekommen sind, ist höchst bedauerlich und sehr traurig.

Hat Brasilien die Weltmeisterschaft gekauft?

Nein, das glaub ich nicht. Dafür hat Brasilien zu viele Trümpfe in der Hand. Sie sind einfach die Fußballnation schlechthin, Fußball ist die Religion. Brasilien ist das Land mit den meisten Titeln, sie spielen den besten Ball und es ist das Land, das am meisten Spieler weltweit expor- tiert. Es gibt keine Nation, die so viele Profis außer Landes hat. Hinzu kommt noch eine gute Infrastruktur durch die vielen großen Städte.

Wie sieht es mit dem Problem der Korruption aus?

Die ist leider überall im Spiel. Das Problem kann man sicherlich nicht vom Tisch wischen. Für meine Begriffe weitet sie sich sogar immens aus.

Und ich habe kein Patentrezept wie man das wieder in den Griff kriegen soll, weil das Problem durch alle Bevölkerungsschichten geht, bis tief in den Asphalt runter. Korruption ist leider ein negativer Faktor, der die ordnungs- gemäße Wirtschaft entscheidend beeinträchtigt.

Was erwarten Sie sportlich von der WM? Wird es sensationelle neue taktische Finessen geben?

Es wird ein Turnier , bei dem die Einzelspieler entscheidend sind. Ich hab schon gewisse Bedenken, gegen Portugal zu spielen, dieser Ronaldo ist außergewöhnlich. Messi ist natürlich auch fantastisch. Die Kolumbianer haben zwei Stürmer, die sind sensationell.

Wie sehen Sie die Rolle der deutschen Mannschaft?

Eigentlich ein doller Kader. Reus super, den Müller mag ich extrem gerne.

Wenn Özil in Form ist, dann geht’s ab, weil bei ihm Überlegung und Umsetzung fast ein Arbeitsgang sind. Wenn die Mannschaft vor der WM noch mal durch ein Tal geht oder sie noch ein paar Bier trinken wollen, sollen sie es machen.

Aber am Tag des Eröffnungsspiels müssen sie auf den Punkt fit sein, das ist die Aufgabe von Löw.

Wer sind Ihre WM-Favoriten?

Spanien, Italien, natürlich Deutschland. Aber aufgrund der klimatischen Verhältnisse haben die Südamerikaner natürlich einen großen Vorteil.

Ihr Endspieltipp?

Brasilien – Spanien.

S E A N - P A T R I C B R A U N I N T E R V I E W

STRAND UND PROTEST

JENSEITS DES

FUSSBALL-HYPES

Die Welt blickt auf Brasilien. Das Land mit der fünftgrößten Bevöl- kerung der Erde ist nicht nur Gastgeber der diesjährigen Fußball- weltmeisterschaft, sondern wird 2016 auch Austragungsort der Olympischen Sommerspiele sein. Was drumherum geschieht, bleibt den Augen der Weltöffentlichkeit allerdings größtenteils verborgen.

M A G G I E K L O B U S

BR ASILIEN IN BILDERN

Die meisten Bremer kennen Jürgen L. Born als langjährigen Werder-Clubchef.

Vorher war er jedoch über 30 Jahre in führender Position für eine große deutsche Bank in Südamerika tätig. Er gilt als Kenner des Kontinents, deshalb lag es

nahe, ihm zur WM ein paar Fragen zum wirtschaftlichen Status Quo des Landes, aber natürlich auch zum Turnier zu stellen.

F o t o :M A R I N A L I L I E N T H A L

Fotos:SHIFT-FOTOPROJECT TeilnehmerInnen: Bennie Julian Gay/Cordula Heins/Carolin Klapp/ Julia Maria Max/Janine Meyer/Carolin Nowicki/Ariane Pfannschmidt/ Caroline Speisser/Djenna Wehenpohl/Lilly Bosse

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halbzeitwissen

F Ü R S T A D T K U L T U R

DER MIT DER WELT TANZT

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z MA GA ZIN

F o t o :M A R I N A L I L I E N T H A L

Als Michael Börgerding vor zwei Jahren als Intendant die Leitung des Bremer Theaters übernahm, brachte er die Koordinatensysteme vieler Theaterfreunde ordent- lich durcheinander. Nicht zuletzt im Tanz wehte nun ein frischer Wind. Nachdem die Sparte lange Jahre von Hauschoreograph Urs Dietrich geprägt wurde, gab es nun auf einmal wortreiche Performance-Kunst mit afrikani- schen Tänzern, intellektuell anspruchsvolle, aber auch spröde Arbeiten von Laurent Chetouane. Und es gab den neuen Hauschoreographen: Samir Akika.

Der brachte mit den Unusual Symptoms ein Ensemble mit, wie im ehrwürdigen Theater am Goetheplatz wohl noch kei- nes Einzug gehalten hatte: Ein Kollektiv mit Zügen einer Großfamilie, dessen ganz spezifische Beschaffenheit und Zusammensetzung sich inklusive Nachwuchs bisweilen bis auf die Bühne erstreckt, wie in ›Me & My Mum‹, einer der ersten Produktionen, die Akika in Bremen zeigte. Da wird auf der Bühne gekocht, gespielt, getobt, gebadet, Hausmu- sik gemacht, gesungen. Und natürlich getanzt.

Bei Urs Dietrich hatte das Bremer Tanzpublikum eigent- lich stets gewusst, was es bekommen würde: streng durch- komponierte Arbeiten, hoch ästhetisiert – und nach über zehn Jahren bisweilen doch auch ein wenig langweilig.

Akika hingegen wirbelt nun das Bremer Tanztheater mit jeder Produktion neu auf, durchaus auch hinter den Kulis- sen, wie man aus Theaterkreisen erfahren kann. Aber nicht zuletzt auf der Bühne: Laut geht es da nun nicht selten zu, anarchisch, grell. Und immer wieder verweisen Stücke wie

›Funny, How?‹ oder ›Penguins and Pandas‹, in denen sich die Grenzen zwischen Tanz, Theater und anderen Kunstformen reizvoll auflösen, auf außertheatralische Bilderwelten, nicht zuletzt auf das Kino, aber auch auf Tanz von der Straße, Pop.

›Ich wusste, dass es nicht einfach werden würde‹, sagt Akika, und meint damit, sich und sein Ensemble in den Strukturen eines Stadttheaters zu etablieren und damit zumindest formal Hierarchien ins Ensemble tragen zu müs- sen. Aber er meint damit auch, in Bremen, einem Ort mit großer Tanztheatertradition, sein Verständnis von Tanzthea- ter vorzustellen und damit einen regelrechten Paradigmen- wechsel einzuläuten.

Akika, in Algier geboren und in Paris aufgewachsen, kommt dabei durchaus aus einer ›klassischen Schule‹, tanz- te in der Compagnie der legendären Pina Bausch, wechsel- te als Autodidakt ins Regiefach – und wäre eigentlich manchmal doch froh, einfach nur den Lastwagen zu fahren,

wie früher, als er freier Künstler war und jeder in seinem Ensemble für alles zuständig war.

Natürlich weiß er aber auch nicht erst, seit er Vater ist, die Sicherheit zu schätzen, die so ein festes Engagement mit sich bringt, schwärmt über Michael Börger- ding in den höchsten Tönen, vergleicht ihn gar mit Barack Obama.

Im System Stadtthea- ter die künstlerischen Freiräume zu erhalten, die er aus der freien Sze- ne gewohnt ist, sieht er dennoch als Herausfor- derung.

Und die Frage, wann

er überhaupt noch mal zum Golfspielen kommt. Sobald das Gespräch auf dieses Thema kommt, scheinen alle Reiberei- en des Alltags vergessen, fangen Akikas Augen an zu leuch- ten: ›Es ist wie Tanz: Es sieht so rein und leicht aus, ist aber hochkonzentriert – du musst dein Ego ablegen.‹

Für einen Künstler ist das wahrscheinlich nicht die ein- fachste Aufgabe. Samir Akika indes wirkt jederzeit ganz und gar nicht eitel, trägt vielmehr, wie es so schön heißt, sein Herz auf der Zunge. Eine Qualität, die er auch an den Schü- lerinnen und Schülern schätzt, mit denen er zuletzt das Stück ›Symptom Tanz‹ entwickelte. Die Arbeit mit Jugend- lichen sei für ihn, hatte er kurz vor der Premiere bei einem Pressetermin gesagt, wie ein Fenster aufzumachen und frische Luft hereinzulassen.

Dem Kunstbetrieb steht er mit einem gewissen Miss- trauen gegenüber, witzelt, er sitze in seinen Pausen lieber im Café als in der Theaterkantine, weil da nicht so viele Künstler seien.

Und dann muss er doch wieder in die Welt der Kunst.

Zurzeit arbeitet er mit an der Produktion von ›Hair‹, die am 27. Juni Premiere am Goetheplatz feiert. Man darf erwarten, dass Akika auch in das altehrwürdige Hippie-Musical frischen Wind bringt.

A N D R E A S S C H N E L L

S A M I R A K I K A

B e l g i s c h e I n d e p e n d e n t - C o m i c s

Kulturnetz e.V. präsentiert die Ausstellung ›Belgische Indepen- dent-Comics – Zwischen Alltagskultur und Avantgarde‹ mit Arbeiten der Künstlerkollektive ›habeas corpus‹ und ›nos restes‹.

Die ausgestellten Künstler und Künstlerinnen repräsentieren die Vielfalt der unabhängigen belgischen Comic-Szene. Die mit

einer DIY-Haltung produzierten Comics reichen von minimalistischen Heftchen mit klarer Narration über ›stumme‹, düstere und abstrakte Comics bis hin zu gefalteten ›Briefchen‹.

Bis 8. Juni, Do bis So, 16 – 19 Uhr, Projektraum 404, Hegelstraße 38.

A U S S T E L L U N G

Foto:JÖRGLANDSBERG

PORTRÄT

W e g e i n e i n e b e s s e r e W e l t

Mit zwei Podien, etlichen Workshops und einem griechischen Solidaritätsfest kündigt sich die Bremer attac-Pfingstakademie an. Quer durchs Viertel – in Paradox, Lagerhaus und dem Zen- trum für Solidarische Ökonomie – wird vom 6. bis 8. Juni über Wege in eine bessere Welt diskutiert. Dabei sind unter anderem AktivistInnen von Attac, Blockupy und dem Chaos Computer Club, thematisch geht’s über Kritik an Arbeitsorganisation, Welt- markt und Freihandel hin zu Grundeinkommen und alternativen (solidar)ökonomischen Modellen. Genauere Infos unter www.attac-bremen.de/pfingstakademie

A T T A C - P F I N G S T A K A D E M I E

U n g e s ü h n t e N a z i j u s t i z

Die Ausstellung ›Ungesühnte Nazijustiz‹, die der Student Reinhard Strecker 1959 auf die Beine stellte, war eine Art Startschuss für die Aufarbeitungsversuche der 68er- Generation. Unter großem persönlichem Einsatz und mit der Unterstützung polnischer und britischer Archive dokumentierte Strecker, dass Nazirichter nicht verfolgt wurden und nach wie vor in Amt und Würden waren. Die Ausstellung, die bis 1962 in mehreren deutschen Städten zu sehen war, schlug Wellen bis ins britische Außenministerium. Für das Buch

›Die Schärfe der Konkretion‹ haben Gottfried Oy und Christoph Schneider mit Strecker gesprochen, der auch sein weiteres Leben der Verfolgung von Nazitätern widmete. Zur Lesung am 27. Juni um 19 Uhr in etage 3 im Lagerhaus sind die beiden Autoren sowie Reinhard Strecker selbst anwesend.

B U C H V O R S T E L L U N G

(7)

z MA GA ZIN

F Ü R S T A D T K U L T U R

12 13

halbzeitwissen

F o t o :M A R I N A L I L I E N T H A L

Nicht den Anschein erwecken, in der großen Maskerade Agenturen stellen die Freundin und besorgen die Fassade Die gestellten Urlaubsfotos und den öffentlichen Auftritt Warten, bis die ganze Scheiße auffliegt

Nicht den Anschein erwecken, auf dem Feld härter spielen Zehn gelbe, zwei rote Karten und die auch verdienen

›Du kennst mich, ich war nie ein unfairer Spieler Und jetzt gelt ich als Treter der Liga‹

›Du weißt nicht, wie das ist, wenn man immer eine Maske trägt Immer aufpassen muss, wer man ist, wie man lebt

Permanent, eigentlich die ganze Zeit Angst

Und du spielst in dem Mist dann so gut, wie du kannst‹

›Und der sehnliche Wunsch und die Frage, wie es wäre Hier ein anderer zu sein, jetzt mit dieser Karriere Wenn ich es ändern könnte, dieses traurige Leben Für mein Fühlen nie entschieden und so ist es eben‹

Wir waren zusammen in Stadien, vor circa zwanzig Jahren Als sie farbige Spieler mit Bananen beworfen haben Dann die Affenlaute, bei jeder Ballberührung Diese Zeiten sind vorbei und keine glückliche Fügung Sondern Fortschritt, Veränderung, wir sind auf dem Weg Außenminister, Popstars, Rugby-Spieler zeigen, dass es geht Früher undenkbar, heute normal, ich wette 90 Prozent ist es egal Und dann erinner dich an die Erleichterung, als es raus war Wie dein Herz zersprang, als die Wörter rauskamen Die finden das zwei Wochen spannend und der Spuk ist verschwunden

Und du hättest deinen Frieden gefunden

›Kein Verein will den Rummel, kein Team den Alarm Und der Vertrag, den ich hab, geht so schnell, wie er kam Das kann keiner absehen, wenn der Sturm losbricht Und der Sturm wird kommen, ob man will oder nicht‹

›Du bist dann der Erste, der Homo, der Freak

Es gibt dann keinen, der in dir nur noch den Fußballer sieht Aber ja, es wird besser, und der Tag ist in Sicht

Einer wird es schaffen, aber ich bin es nicht‹

Es ist deine Entscheidung, ganz egal, wer was sagt Beim Abschied geflüstert: ›With hope in your heart‹

Noch Einigkeit erzielt, dass der Tag kommen wird Und das nächste Heimspiel wohl gewonnen wird Auf dem Nachhauseweg, dieser eine Gedanke Und fast schon ein Lächeln

All ihr homophoben Vollidioten, all ihr dummen Hater All ihr Forums-Vollschreiber, all ihr Schreibtischtäter All ihr miesen Kleingeister mit Wachstumsschmerzen All ihr Bibel-Zitierer mit euer’m Hass im Herzen All ihr Funktionäre mit dem gemeinsamen Nenner All ihr harten Herdentiere, all ihr echten Männer Kommt zusammen und bildet eine Front Und dann seht zu, was kommt

Und der Tag wird kommen, an dem wir alle unsere Gläser heben (…)

Und der Tag wird kommen, an dem wir alle unsere Gläser heben Durch die Decke schweben, mit ’nem Toast den hochleben lassen Auf den ersten, der’s packt, den Mutigsten von allen

Der erste, der’s schafft

Es wird der Tag sein, an dem wir die Liebe, die Freiheit und das Leben feiern

Jeder liebt den, den er will, und der Rest bleibt still Ein Tag, als hätte man gewonnen

Dieser Tag wird kommen

Dieser Tag wird kommen, jeder Fortschritt wurde immer erkämpft Ganz egal, wie lang es dauert,

Was der Bauer nicht kennt, nicht weiß, wird immer erstmal abgelehnt

Und auf den Barrikaden die Gedanken und Ideen, dass das Nötige möglich ist

Wie Freiheit und Gleichheit

Dass nichts wirklich unmöglich und in Stein gemeißelt ist Bis einer vortritt: ›Schluss jetzt mit Feigheit‹

Geschichte ist Fortschritt im Bewusstsein der Freiheit Wir den aufrechten Gang haben, nicht mehr in Höhlen wohnen Nicht mehr die Keulen schwingen, Leute umbringen

Nicht umherstreifen in kleinen Herden

Weil Menschen nicht ewig homophobe Vollidioten bleiben werden Und der Tag wird kommen, an dem wir alle unsere Gläser heben (…)

A-Jugend Leistungsklasse Wilhelmsburg-Süd

Ein verschworener Haufen und einer macht den Unterschied Mit so viel mehr Talent und mit mehr Willen als alle

›Oh, das wird mal ein Profi‹, stolz wussten wir das alle U17, U19, Hamburger Auswahl

Bei fast jedem Heimspiel: Mehrere Scouts da Nur ne Frage der Zeit, bis das Angebot kam Erste Liga, drei Jahre und ein Traum wurde wahr

Und am Abend des Deals, als wir es krachen lassen wollten Er sich uns anvertraute und sich nichts ändern sollte Denn die einen ahnten es, den anderen war es längst klar Manche wussten es schon, es war uns allen egal

Es war uns vollkommen egal, ob er straight oder schwul war Wir spielten zusammen seit der F-Jugend Fußball

Eine Gang, ein Team, ein ›You’ll never walk alone‹

So wurde es beigebracht, so wird es jetzt gemacht, mein Sohn Dann besoffene Tränen und die große Erleichterung

Oh, dieser Tag kommt aus genau dem gleichen Grund:

Weil wir Menschen nicht danach bewerten, wen sie lieben Ihr Sex ihre Sache ist und sie es nicht verdienen Von den Dümmsten der Dummen beurteilt zu werden Von den Dümmsten der Dummen beurteilt zu werden Um von ihnen dann verurteilt zu werden

Und er nahm seinen Traum, zog in die fremde Stadt

Und wir behielten sein Geheimnis, blieben zurück und in Kontakt Und der Tag wird kommen, an dem wir alle unsere Gläser heben (…)

UND DER TAG

WIRD KOMMEN

M A R C U S W I E B U S C H ( K E T T C A R )

WRITER’S CORNER

vo n A r n e H e l m s

Endlich WM-Zeit! Die Deutschen wappnen sich wieder mit Autofähn- chen, ziehen ihr verwaschenes Bierhoff-Trikot von der EM 1996 an und machen sich mit schwarz-rot-golden bemalten Wangen auf den Weg in die Innenstadt zum Public Viewing. Public Viewing ist das, was das Organisationskomitee der WM in Deutschland uns vor acht Jahren ein- gebrockt hat und wir seitdem nicht mehr los werden. Jede noch so kleine Stadt karrt zu jeder WM und EM riesige Leinwände an, um dem Volk seinen Fußball zu geben. Fanfeste sollen gefeiert werden. Ein Stück Stadion zwischen der örtlichen Bank und dem Denkmal für irgendeinen lang verstorbenen Bürgermeister. Dort können sie wieder alle Deutschland-Fan sein, ohne gleich die Nationalismuskeule an den Kopf gedonnert zu bekommen. Dass um einen herum auch der ein oder andere steht, der zwar mit Fußball nichts am Hut hat, aber den- noch voll ausstaffiert mit Trikot und Fahne den Schiri bepöbelt, ist egal.

Wir sind ja Schland!

Egal ist auch, dass Public Viewing eigentlich eine völlig andere Bedeutung hat. Was für uns Deutsche ein Begriff dafür ist, unter freiem Himmel mit teilweise wildfremden Menschen die Tore von Poldi und Klose zu bejubeln, hat im eigentlichen Sinne nichts mit Jubeln zu tun – im Gegenteil. Public Viewing ist nämlich kein Begriff, der vor acht Jahren geschaffen wurde, sondern bedeutet eigentlich das öffentliche Aufbahren eines Verstorbenen. Hätten wir also 2006 einem Amerikaner gesagt, dass wir zum Public Viewing gehen, er hätte uns mitleidig ange- guckt und uns Beileid ausgesprochen. Verständlich. Schließlich wurden wir ja nur Weltmeister der Herzen.

VER ZETT ELT

PUBLIC VIEWING

KONZERT / TANZ / PROPAGANDA

DIETER MEIER BRAND BRAUER FRICK RAZ OHARA ENSEMBLE

HANS UNSTERN T.RAUMSCHMIERE BEATING THE DRUMS

SHRUBBN!!

KHAN ULLI BOMANS BORN IN FLAMEZ

BEN LAUBER TRANSFORMA

NACKT JIM AVIGNON

HOSTED BY WARREN SUICIDE

LET THE SUNSHINE IN!

Das Hair-Festival vom 18. – 20. Juli

Marcus Wiebusch war Sänger der legendären Hambur- ger Punkband But Alive und ist es immer noch bei den Indierockern Kett- car. Dieser Tage hat er zum ersten Mal ein Soloalbum ver- öffentlicht, auf dem sich mit ›Der Tag wird kommen‹ ein Manifest über das Outing eines schwulen Fußballers befindet.

M a r c u s W i e b u s c h

(8)

14 15

freizeit

H I G H L I G H T D E S M O N A T S J U N I

z 06 20 14

THE MA

J A M A I C A N R O C K ’ N ’ R O L L

Ni

B L U M E N S T R A U S S M I T H I R N

Die Ultra Ultra-Show

S T A F F E L 1, E P I S O D E 2 : T H E S H O W M U S T G O O N 0 5

J U N

D o

// L A G E R H A U S

0 4

J U N

M I

// L A G E R H A U S

Mit ›Blues At The Grand‹ veröffentlichte Son of Dave, längst eine feste Größe der Szene, letztes Jahr sein fünftes Album. Es ist das erste, das er mit Band einspielte. Und Son of Dave steht beim Universum schwer in der Kreide angesichts der unglaublichen musikalischen Parts seiner Freunde auf dem Album: Henry Olsen spielt Bass, Will Foster sitzt am Keyboard und Martin Slatterly und Greg Heath sind die Bläser. Klavier, Bass, Gitarre, beats de la bouche und natürlich die Mundharmonika, spielt Son of Dave selbst.

Mit den Crash Test Dummies hat Son of Dave bereits vor seiner Solo- karriere große Erfolge gefeiert. Doch was er nun als One-man-Show leistet, ist unglaublich. Mit Loop-Maschine, Stimme und Mundharmonika erzeugt er wahre Monster des Blues: Ist der erste Ton zu hören, hält es einen nicht mehr ruhig auf dem Stuhl. M A RT H A G R A F

Saal, 20 Uhr // präsentiert von Funkhaus Europa //

Tickets: VVK: € 12,–

Son of Dave

M O N S T E R D E S B L U E S

Zum zweiten Mal wird zu einem kleinen, aber feinen Theaterfestival im lau- schigen Lichtluftbad geladen. Den Auftakt macht Mensch, Puppe! mit ›Die Prinzessin auf der Erbse‹ – frei nach Christian Andersen, anschließend gibt es Chansons. Am Samstag sind ›Fiete Anders‹ und ›Tricks – ein Schauspiel nach Alice Munro‹ zu sehen, für musikalische Umrahmung sorgt der Akkordeonist Florian Oberlechner. Sonntags gibt es ›Schneewittchen‹, bevor der Stab an die Shakespeare Company übergeben wird, die das Festival mit einem besonde- ren Highlight beschließt: einer Inszenierung von Shakespeares ›Pericles‹.

Tauchen wir ab in versonnene Tage und Nächte im Lichtluftbad, wie immer begleitet von großen und kleinen Feuerchen unter wunderbar illuminierten Baumkronen. Übrigens: Alle Aufführungen finden auch bei schlechtem Wetter statt – im gemütlich überdachten Bereich. M A RT H A G R A F

LiLuBa, 20.30/15/11 Uhr // Tickets: Familienprogramm: 8/6 € (Kinder), Abendprogramm: 13/8 (ermäßigt) € 18,–

Theaterlust im Liluba

S O M M E R , F E U E R , P U P P E N Z A U B E R 13 – 15

J U N

F R – S O

// L I C H T L U F T B A D

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J U N

F R

// L A G E R H A U S

Drei Gitarren, ein Schlagzeug und kein Grund zur Sorge. Ni retten das Uni- versum: mit exorbitantem Rock, mit Free Jazz from Outer Space, kontu- riertem Noise und Johann Sebastian Bach auf körpereigenen Substanzen.

Zur Belegschaft des österreichischen Quartetts gehören Mitglieder von so waghalsigen Formationen wie Tumido, Fang den Berg und Braaz. 2010 ver- öffentlichten Ni ihr Debütalbum auf Zach Records, in der Folge bespielte man den halben Kontinent. Nun sind sie wieder unterwegs, um ein frisch- gepresstes Machwerk zu präsentieren. Ihr Zweitling ›Foxtrott‹ erscheint auf Interstellar Records. Als grellpinkes Vinyl in grellgrüner Hülle. Der Astronautenlook ist schrillen Neonkostümen gewichen. Und wieder ist die Musik enthemmt und komplex, filigran und wuchtig zugleich. Wieder ist es rohes Hirn mit Blumenstrauß. Wahnwitz auf höchstem Niveau. Ni? Immer.

etage 3, 21 Uhr M A RT H A G R A F

Nachdem das Fernsehen als Leitmedium bürgerlicher Kultur abgewirtschaf- tet hat, mögen sich andere, altehrwürdigere Kunstformen an seinen sterb- lichen Überresten delektieren. In diesem Sinne arbeitet das Theater an einer Renaissance der Daily Soap aus dem Geiste der Unterhaltungsrevue.

Tägliche Auftritte, noch dazu zu vormittagsschlafender Unzeit, sind den Dar- stellern allerdings nicht zuzumuten, folglich müssen sich Besucher der Pilot- folge der lagerhauseigenen Ultra Ultra-Show einige Zeit gedulden, um zu er- fahren, wie es mit dem Team der angefressenen Erfolgsshow von Radio Bremen 8 weitergeht. Dass der Strudel der Ereignisse nicht zum Erliegen kommt, dafür sorgen Sissi Zängerle in der Rolle der bezaubernden Sissi, Claus Franke als Double, Rudi van der Boven als Showmoderator Heaven und Rick Astublieft als dessen Assistent. Live, ohne Netz und doppelten Boden.

Saal, 20 Uhr J Ö R G W I N D S Z U S

3 0

J U N M O // L A G E R H A U S

Heutzutage hat sich das geändert. Immer mehr Bands tauchen auf, die so wie The

Slackers begannen und die sogar The Slackers als Haupt- einfluss angeben; der Be- weis, dass Ausdauer belohnt wird. The Slackers sind in der Lage, ihre Band aufrecht zu erhalten und Dinge für lange Zeit in Bewegung zu halten, sie drehen nie durch und vergessen auch nie ihre Mission: ihren Fans Musik zu geben, Musik die zu gleichen Teilen aus Handwerk für Seele und Geist und Rhythmus für den Körper besteht.

Es gibt viele Parallelen zwischen The Slackers und Bands wie The Ramones oder sogar The Grateful Dead. Dave Hillyard, der Saxophonist der Band, erklärt: ›Wir versuchen Musik zu machen die andauert, Musik die man jahrelang hören möchte. Wir waren nie wirklich Teil eines Trends. Wir waren immer am Rande von ver- schiedenen Trends. Das ist ein Grund dafür, warum wir nicht ungeheuer berühmt geworden sind, aber auch einer der Gründe, warum wir bis heute dageblieben sind.‹

S E A N - PAT R I C B R AU N

Saal, 20.30 Uhr // präsentiert von Funkhaus Europa //

Tickets: VVK: € 16,– zzgl. VvGeb. AK: € 19,–

The Slackers gelten in der Szene zu recht und unbescheiden als die beste Ska-Band der Welt, wenn auch sie selbst ihren Sound lieber als Brooklyn-Soul, eine relaxte Mischung aus 60ties-Ska, Soul, Swing und Jazz beschreiben. Wie auch immer… Genau diese musikalischen Einflüsse, eine rohe Punkattitüde, unschlagbares Songwriting und die rauchige Stimme des Sängers Vic Ruggieros machen sie live unschlagbar.

Die Geschichte der Slackers begann vor 19 Jahren in New York City. Im Laufe der Jahre entwickelten sie sich zu einem inter- nationalen musikalischen Phänomen mit einem einzigartigen Sound, einer Mischung aus Ska, Rocksteady, Dub, R&B, Reggae, Soul, Garage-Rock und 60’s Pop oder wie Bandleader Vic Ruggiero es nennt:

Jamaican Rock’n’Roll.

Das zwölfte Studioalbum ›The Great Rocksteady Swindle‹ ist der Verdienst einer Band, die sich seit langem in der Musikszene mit andauernder Vitalität und Dynamik etabliert hat. Vic Ruggiero sagte dazu: ›Wir lernten von Bands wie Rancid, die ein Angebot für MTV Ride bekamen, dieses aber nicht annahmen. Wir beobach- teten Bands, die dieses Angebot annahmen. Doch wer hatte am Ende mehr Ärger? MTV Ride macht mehr Ärger als es Wert ist.‹

Er fügt hinzu: ›Du musst nett zu deinen Fans und den Men- schen in deinem Umfeld sein.‹ Hillyard ergänzt: ›Jahrelang hatten wir fast nichts mit der Ska Szene gemeinsam. Zu unserer Anfangszeit gab es ein paar Bands wie Hepcat und Pietasters, doch jahrelang fühlten wir uns, als wären wir alleine.‹

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Warum sind d ie Slac kers die be ste Sk a-Band der W elt?

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The Slackers

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16 17

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Gypsy Festival

für Menschen, die im Bildungssektor tätig sind. Zum Einstieg präsentiert das Thalia-Theater sein Klassenzimmerstück ›Spiel Zigeunistan‹ von Christiane Richers, in dem um es Schulverweige- rung geht und darum, was dahinter steckt. Nach dem theatralen Input wird dann gemeinsam diskutiert. Gäste sind Sladjana Jovanovic, Dzoni Sichelschmidt, Roman Hanstein, Silvio Peritore, Daniel Strauss jun., Helmut Kehlenbeck und Birka Meyer-Mews.

Den Abend gestalten zwei Bands, bevor dann die Disco im Foyer stattfindet. Romengo aus Budapest stehen für einen neuen Klang in der Musik der Sinti und Roma, der Zeugnis von der großen Vitalität und Dynamik des uralten Erbes ihrer Kultur gibt. Romen- go gehören zu den Olah. Diese Bezeichnung wurde für Vlach-Roma oder Walachen verwendet, die nach dem Ende der türkischen Besetzung im 18. Jhahrhundert aus den Fürstentümern Moldau und Walachei, wo sie unter jahrhundertelanger Leibeigenschaft und Versklavung gelitten hatten, nach Ungarn einwanderten.

Anschließend spielt das Blue Sky-Gypsy Project. Die Band um den Bremerhavener Dardo Balke versteht sich als Unterhaltungs- und Showband, sie spielen, was die Community gern hört:

Aktuelle Musik, Perlen des Pop und Klassiker, alles gemischt mit Swing Jazz und Flamenco Pop, so dass es doch wieder ganz neu klingt. Da darf schon kräftig das Tanzbein geschwungen werden, bevor dann DJ Romavilo Swing und Balkan Beatz auflegt und nur noch getanzt wird. G U D R U N G O L D M A N N

Programm und Zeiten siehe Rückseite // präsentiert von Funkhaus Europa // gefördert von der Sparkasse Bremen / dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Programms Toleranz fördern – Kompetenz stärken / Senatorin für Soziales, Kinder, Jugend und Frauen /

Amadeu Antonio Stiftung

0 9 – 12

J U L M I – S A // S C H L A C H T H O F

Vor zwei Jahren fand das Gypsy Festival zum ersten Mal am Schlacht- hof statt, im letzten Jahr gab es ein kleineres Sommerfest, jetzt ist wieder das Festival dran: Wir wollen uns zwei Tage der Kultur der Sinti und Roma zuwenden, aber auch die Probleme ansprechen, mit denen sie hier, wie auch in anderen Ländern, zu tun haben.

Den Auftakt macht am 9. Juli ein preisgekrönter Dokumentar- film aus Kanada. ›A People Uncounted‹ von Aaron Yeger zeigt die kulturelle Vielfalt der Roma und ihre schwierigen Lebensumstän- de, die sich oft direkt aus der Verfolgung während des Holocaust herleiten lassen. Gefilmt wurde in elf Ländern und vorgestellt wer- den Holocaust-Überlebende, Historiker, Musiker und Aktivisten.

Am Freitag wird Dotschy Reinhardt aus ihrem Buch ›Every- body’s Gypsy – Popkultur zwischen Ausgrenzung und Respekt‹

lesen. Die Musikerin und Autorin hat für ihr Buch Kulturschaffen- de in vielen Städten der Welt besucht und Beispiele gesammelt, wie sich Roma und Sinti in den Bereichen Musik, Mode, Literatur, Kunst, Film und Fernsehen gegen Ausgrenzung und Aneignung ihrer Kultur wehren.

Dotschy Reinhardt ist auch Gast am späteren Abend, wenn Ralf Lorenzen seine Gäste zu Musik & Talk auf der Bühne der Kes- selhalle versammelt. Eingeladen sind außerdem die tschechische Schriftstellerin Jana Hejkrlikova, der stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma Silvio Peritore sowie die MusikerInnen Tornado Rosenberg, Oana Catalina Chitu und Dejan Jovanovic, die nicht nur sprechen, sondern auch spielen werden.

›Hindernisse überwinden, Zugänge eröffnen – Bildungswege von Sinti, Roma und anderen Wissensdurstigen‹ lautet der Titel des Workshops, der am Samstag stattfinden wird. Teilnehmen kann grundsätzlich jeder, aber er ist in erster Linie konzipiert

Schlachthof

freizeit

F E S T I V A L D E S M O N A T S J U L I

z 07 20 14

E I N Z E I C H E N S E T Z E N G E G E N A N T I Z I G A N I S M U S

C O M I N G S O O N B I S N O V E M B E R

C O M I N G S O O N B I S N O V E M B E R 07/08 Doctor Krapula 30/08 18. Endless Grind –

Oldschool Skateboard Session 24/09 Martin Sonneborn

25/09 Maybebop

14/1 0 Festival der Volxmusik:

Die abstürzenden Brieftauben / Die Mimmis 16/1 0 Stefan Gwildis & die NDR Bigband

31/1 0 Pascow

08/1 1 Rocko Schamoni 12/1 1 Maxim

21/1 1 Stoppok & Band S

28/1 1 Philipp Boa And The Voodoo Club 07/08 Doctor Krapula

L A G E R H A U S

30/08 18. Endless Grind –

Oldschool Skateboard Session

S C H L A C H T H O F

24/09 Martin Sonneborn

S C H L A C H T H O F

25/09 Maybebop

S C H L A C H T H O F

14/1 0 Festival der Volxmusik:

Die abstürzenden Brieftauben / Die Mimmis

L A G E R H A U S

16/1 0 Stefan Gwildis & die NDR Bigband

S C H L A C H T H O F

31/1 0 Pascow

L A G E R H A U S

08/1 1 Rocko Schamoni

S C H L A C H T H O F

12/1 1 Maxim

S C H L A C H T H O F

21/1 1 Stoppok & Band

S C H L A C H T H O F

28/1 1 Philipp Boa And The Voodoo Club

L A G E R H A U S

Big Up – Funkhaus Europa-Party

L I V E : M O N S I E U R P E R I N É

19 J U L S A

// S C H L A C H T H O F

Einfach nur tanzen, heißt es in diesem Jahr auf der großen Funkhaus Euro- pa-Party. Monsieur Periné aus Kolumbien schenken uns ihre fantastisch- magischen Rhythmen und anschließend geben uns die Funkhaus Europa- DJs die heißen Beats aus ihrer Plattenkiste. Big-Up – Fallen lassen, genießen und Spaß haben!

Monsieur Periné heißt ohne Ende Energie, die von der wunderbaren Sän- gerin Catalina angetrieben wird. Ein bisschen Cumbia, Son, Bolero, Currulao, Tango und Samba in einen Shaker ergibt den eigens gestrickten Musikstil:

Suin à la Columbiana! Und nicht nur die Musik ist besonders, auch die Band- mitglieder sind fein anzusehen. Ihre Bühnenoutfits, eigens von einer Mode- designerin kreiert, runden das Paket perfekt ab. Monsieur Periné haben sich ihre ganz eigene kleine Welt geschaffen!S E A N - PAT R I C B R AU N

Kesselhalle, 20 Uhr // Eintritt frei! // Veranstalter: Radio Bremen To r na d o R o s e n b e r g

Referenzen

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