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Implantatsofortbelastung eines zahnlosen Patienten

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Academic year: 2022

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ZUSAMMENFASSUNG

Ein gesunder 61-jähriger Mann wurde für die pro- thetische Rehabilitation im Ober- und Unterkiefer

zeigte sich mit der prothetischen Arbeit sehr zu- frieden. Sein Wunsch nach einer Verbesserung Bild oben: Vier durchmesserreduzierte Implantate im zahnlosen Unterkiefer

SCHLÜSSELWÖRTER

Mini-Implantate, Sofortbelastung, zahnloser Kiefer, Totalprothese

Andreas Worni

1

Vincent Fehmer

2

Patrick Zimmermann

3

Irena Sailer

4

1 Zahnarztpraxis Bellevue, Bern

2Klinik für festsitzende Pro- thetik und Biomaterialien, Universität Genf

3Zahntechnikermeister, Zahntechnisches Labor Zahn manufaktur, Bern

4Klinik für festsitzende Pro- thetik und Biomaterialien, Universität Genf

KORRESPONDENZ

Dr. med. dent.Andreas Worni, MAS

Zahnarztpraxis beim Bellevue Kochergasse 1

CH-3011 Bern

E-Mail: worni@zahnarztpraxis-

bellevue.ch

Implantatsofortbelastung

eines zahnlosen Patienten

Sofortbelastung von durchmesserreduzierten (ø 2,4 mm)

Implantaten im zahnlosen Kiefer

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PRAXIS UND FORTBILDUNG

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Ausgangssituation

Ein gesunder 61-jähriger Mann wurde für die prothetische Re- habilitation im Ober- und Unterkiefer überwiesen. Der Patien- tenwunsch beinhaltete eine Wiederherstellung der Kaufunktion und eine Verbesserung der Ästhetik. Aufgrund seiner Zahnarzt- phobie ausgelöst durch schlechte Erfahrungen in der Vergan- genheit wünschte der Patient eine zeitlich effiziente Therapie ohne aufwändige operative Verfahren sowie eine langzeitstabile Versorgung. Zum Zeitpunkt der Befundaufnahme bestanden keine allgemein medizinischen Einschränkungen, und der Pa- tient war Nichtraucher. Der Patient zeigte einige Wurzelreste im Unterkiefer und zwei retinierte Weisheitszähne im Oberkiefer auf. Die bestehenden Prothesen waren insuffizient (keine gesi- cherte Okklusion in Kombination mit einem front-offenen Biss von 5 mm und eine reduzierte vertikale Dimension) und konn- ten für die Implantatplanung nicht als Referenz verwendet wer- den.

Die Hauptziele der Therapie waren die Verbesserung der Kau- funktion und der Prothesenstabilität als auch eine langzeitsta- bile Versorgung ohne umfangreiche augmentative Verfahren für den Aufbau von Hart- und Weichgewebe. Um dies zu erzielen, war eine Stabilisierung der Prothesen über Mini-Implantate ge- plant.

Es wurde gezeigt, dass die Stabilisierung von Prothesen im zahnlosen Kiefer über Mini-Implantate zu einer Verbesserung des Tragekomforts und somit auch zu einer Zunahme der pa- tientenbezogenen Lebensqualität (OHRQoL) führt (Enkling et al. 2017; Reissmann et al. 2018).

Bei der ITI-Consensus-Konferenz von 2014 wurden durch- messerreduzierte Implantate (bis 3,5 mm) in drei Kategorien eingeteilt (Bornstein et al. 2014). Gemäss den systematischen Übersichtsarbeiten für diese Consensus-Konferenz sind Mini- Implantate der Kategorie 1 (Durchmesser von 1,8 bis 3,0 mm) im zahnlosen Kiefer eine gut dokumentierte Alternative zu Standardimplantaten (Mundt et al. 2015; Worni et al. 2018;

Enkling et. al 2019). Die Überlebensrate von Kategorie-1-Im- plantaten liegt nach einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von 28,24 Monaten bei 95,63% (Jawad & Clarke 2019). Somit

sind die Resultate vergleichbar mit fixen implantatgetragenen Brückenrekonstruktionen mit einer durchschnittlichen Überle- bensrate von 95,6% nach fünf Jahren (Pjetursson et al. 2012).

Zusätzlich ist der chirurgische Eingriff durch den Verzicht auf augmentative chirurgische Verfahren weniger invasiv und da- durch mit einer geringeren Morbidität und geringeren Kosten für den Patienten einhergehend (Chiapasco et al. 2009). Solch minimalinvasive Eingriffe werden von Patienten ebenfalls bes- ser toleriert (Nkenke et al. 2014; Reissmann et al. 2018). Ebenfalls scheint die Sofortbelastung der Implantate ab einem Eindreh- moment von 35 Ncm möglich, was zu einer weiteren Abnahme der totalen Behandlungsdauer führt (Scepanovic et al. 2015;

Worni et al. 2018).

Im vorliegenden Fallbericht wurde daher eine Therapie mit Mini-Implantaten der Kategorie 1 in Kombination mit einer Sofortbelastung der Implantate gewählt.

Fallbericht

Die noch vorhandenen Wurzelreste sowie der Weisheitszahn 18 wurden als Erstes entfernt. Der asymptomatische Weisheits- zahn 28 wurde in situ belassen (Abb. 1). Zur Erreichung einer optimalen Weich- und Hartgewebsheilung wurde eine Latenz- zeit von vier Monaten nach Extraktion eingehalten. Danach wurden zwei neue Totalprothesen mit einer bilateral balancier- ten Okklusion nach dem Gerber-Konzept hergestellt (Abb. 2, 3).

Die neuen Prothesen wurden nach Fertigstellung mit durch- sichtigem Kunststoff und radioopaken Zähnen aus Bariumsulfat dupliziert und eine digitale Volumentomographie (DVT) herge- stellt. Basierend auf diesen prothetischen und anatomischen Informationen wurden die Platzverhältnisse analysiert und die optimale 3-D-Position der Implantate digital festgelegt. Nach den Herstellerangaben (Straumann, Basel, Schweiz) wurden im Oberkiefer sechs und im Unterkiefer vier Implantate geplant.

Die Röntgenschienen wurden danach zu Operationsschienen umgebaut, indem lediglich die bukkalen Facetten der ur- sprünglichen Röntgenschiene bestehen blieben (Abb. 4,5).

Somit fungierten die Operationsschienen als zusätzliche in- traoperative Kontrolle.

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Chirurgisches Vorgehen

Der Patient erhielt präoperativ eine einmalige Dosis oraler Antibiotika (1750 mg Amoxicillin und 250 mg Clavulansäure).

Die Operation wurde in Lokalanästhesie durchgeführt (Ubis- tesin forte, Articain 4% and Epinephrin 1 : 100 000, 3M ESPE).

Im Unterkiefer erfolgte die Schnittführung krestal von der Prämolarenregion regio 35 bis 45 in Kombination mit einer medianen vertikalen Entlastungsinzision (Abb. 7, 8). Im Ober- kiefer wurde eine krestale Inzison regio 16 bis 26 in Kombina- tion mit zwei dis talen vertikalen Entlastungsinzisionen ge- wählt.

Im Bereich der prospektiven Implantatpositionen wurde vor- sichtig ein spannungsfreier Mukoperiostlappen gebildet und die ossären Verhältnisse dargestellt (Abb. 9, 10). Das Foramen men- tale wurde intraoperativ nicht dargestellt.

Eine erste Pilotbohrung wurde mit einem Nadelbohrer

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Prothetisches Vorgehen

Direkt nach dem operativen Eingriff wurden die neuen Total- prothesen im Bereich der Implantate ausgeschliffen, um Platz für das Unterfütterungsmaterial und die Übertragungskappen zu schaffen. Mit diesem Vorgehen können die Totalprothesen in implantatgetragene Hybridprothesen umgewandelt werden.

Übertragungskappen wurden vor dem Abdruck auf die Implan- tate montiert. Es erfolgte ein Unterfütterungsabdruck in zentri- scher Okklusion mit einem Vinyl-Polysiloxan-Material (Im- printTM 4, 3M ESPE). Dabei fungierten die bestehenden Pro- thesen als Abdrucklöffel (Abb. 20–22).

Im zahntechnischen Labor wurden die Laboranaloge einge- setzt, Meistermodelle hergestellt und im Artikulator montiert.

Die bestehenden Prothesen wurden weiter ausgeschliffen, um genügend Platz für die Matrizengehäuse zu schaffen. Zur Vermei- dung von Prothesenbrüchen wurde jeweils ein orales Verstär- kungsgitter einpolymerisiert (PalaXpress Ultra, Heraeus-Kulzer).

Die Prothesen wurden danach vorsichtig ausgearbeitet und poliert.

Nachsorge

Die im zahntechnischen Labor umgebauten Prothesen konnten innerhalb von vier Stunden nach Implantation im Munde des Patienten eingegliedert werden (Abb. 23–24). Die Nahtentfer- nung erfolgte sieben Tage nach Implantation während der ers- ten Nachkontrollsitzung. Zu diesem Zeitpunkt sowie bei der Kontrolle drei Wochen postoperativ konnte eine reizlose und stadiengerechte Wundheilung beobachtet werden. Während der Osseointegration der Implantate wurde bei der Oberkiefer- prothese die Gaumenbedeckung belassen.

Bei der Nachkontrolle drei Monate nach Implantation zeigten

Abstract

Worni A, Fehmer V, Zimmermann P, Sailer I:Immediate loading of ø 2,4 mm narrow-diameter implants in the edentulous maxilla and mandible (in German). SWISS DENTAL JOURNAL SSO 130:

691–698 (2020)

A 61-year-old healthy patient was referred for prosthetic re- habilitation in the maxilla and mandible. The primary wish of the very anxious patient was to improve the masticatory func- tion and his aesthetic appearance with the least invasiveness and as efficiently as possible. Furthermore, he desired to receive a reliable long-term solution. The patient had no general medi- cal restrictions and was a non-smoker. At the time of the first clinical examination, the patient presented nearly edentulous, with a few root remnants in the mandible and remaining wis- dom teeth in the maxilla.

The main objective of the treatment, hence, was to improve both his chewing function and the stability of the prostheses without invasive surgeries. After the removal of the root rem- nants and one of the two wisdom teeth (18), two new complete dentures were fabricated. Thereafter, 6 diameter reduced mini implants (SLA® one-piece self-tapping Straumann® Mini Im- plants made of Roxolid®, with a diameter of 2.4 mm and a length of 10 mm) were inserted in the maxilla, and 4 mini im- plants (SLA® one-piece self-tapping Straumann® Mini Implants made of Roxolid®, with a diameter of 2.4 mm and a length of 10 mm) were inserted in the mandible. After the implant inser- tion with good primary stability, the two new complete den- tures were transferred into two implant-supported removable dental prostheses and retained by means of the transmucosal integrated attachment system of the mini implants (Optiloc®).

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PRAXIS UND FORTBILDUNG

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Literatur

Bornstein M M, Al-Nawas B, Kuchler U, Tahma- seb A: Consensus statements and recommended clinical procedures regarding contemporary surgical and radiographic techniques in implant dentistry. Int J Oral Maxillofac Implants: 78–82 (2014)

Chiapasco M, Casentini P, Zaniboni M: Bone aug- mentation procedures in implant dentistry. Int J Oral Maxillofac Implants: 237–259 (2009) Enkling N, Saftig M, Worni A, Mericske-Stern R,

Schimmel M: Chewing efficiency, bite force and oral health-related quality of life with narrow diameter implants - a prospective clinical study:

results after one year. Clin Oral Implants Res:

476–482 (2017)

Enkling N, Haueter M, Worni A, Müller F, Leles C R, Schimmel M: A prospective cohort study on sur- vival and success of one-piece mini-implants with associated changes in oral function: Five- year outcomes. Clin Oral Implants Res: 570–577 (2019)

Jawad S, Clarke P T: Survival of Mini Dental Im- plants Used to Retain Mandibular Complete Overdentures: Systematic Review. Int J Oral Maxillofac Implants: 343–356 (2019) Mundt T, Schwahn C, Biffar R, Heinemann F:

Changes in Bone Levels Around Mini-Implants in Edentulous Arches. Int J Oral Maxillofac Im- plants: 1149–1155 (2015)

Nkenke E, Neukam F W: Autogenous bone harvest- ing and grafting in advanced jaw resorption:

morbidity, resorption and implant survival. Eur J Oral Implantol: 203–217 (2014) Review Pjetursson B E, Thoma D, Jung R, Zwahlen M, Zem-

bic A: A systematic review of the survival and complication rates of implant-supported fixed dental prostheses (FDPs) after a mean observa- tion period of at least 5 years. Clin Oral Implants Res: 22–38 (2012)

Reissmann D R, Enkling N, Moazzin R, Haueter M, Worni A, Schimmel M: Long-term changes in oral health-related quality of life over a period of 5 years in patients treated with narrow diameter implants: A prospective clinical study. J Dent:

84–90 (2018)

Šćepanović M, Todorović A, Marković A, Patrno- gić V, Miličić B, Moufti A M, Mišić T: Immediately loaded mini dental implants as overdenture re- tainers: 1-Year cohort study of implant stability and peri-implant marginal bone level. Ann Anat: 85–91 (2015)

Worni A, Hicklin S P, Mericske-Stern R, Enkling N:

Performance and marginal bone level alteration around immediately loaded narrow-diameter implants. A prospective clinical study: Results after 1 year. Quintessence Int: 267–276 (2018)

Referenzen

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