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Archiv "Der Deutsche Symbolismus: Die Tiefen der menschlichen Seele" (21.06.2013)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 25

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21. Juni 2013 A 1263 DER DEUTSCHE SYMBOLISMUS

Die Tiefen der menschlichen Seele

Die Künstler des Symbolismus waren die ersten, die subjektive Ebenen des Unbewussten in bildnerischen Symbolen thematisierten.

A

nders als die Impressionisten, welche die Außenwelt fokus- sierten, rückten die Symbolisten das Innere in den Mittelpunkt. Eine Ausstellung, die bis zum 7. Juli in Bielefeld zu sehen ist, zeigt auf, dass die Künstler sich so die ur- sprüngliche Natur vorstellten und sich an den antiken Mythologien mit ihren Göttern, dem Christentum mit seinen Heiligenfiguren, an Mär- chen und Fabelwesen, aber auch mittelalterlichen Rittern und jungen Helden orientierten. Der Symbo - lismus versuchte, die Tiefen der menschlichen Seele zu ergründen.

Sigmund Freuds Forschungen über die Traumdeutung und seine Trieb- lehre hinterließ ebenso Spuren in den künstlerischen Werken, wie die Auseinandersetzung mit den Wer- ken Nietzsches und Schopenhauers sowie der Musik von Wagner.

Der Symbolismus war eine künstlerische Bewegung, die sich gegen den mit der Industrialisie- rung verbundenen Rationalismus

wandte. Der Blick zurück in die Welt, die von geheimnisvollen Mächten beseelt war, wird um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhun- dert zum Lebenselixier vieler Künstler, um der entzauberten Rea- lität zu entfliehen. Dennoch kann die Kunst der Symbolisten nicht einfach als Weltflucht gedeutet wer- den, sondern in der gesamten künst- lerischen Bewegung gibt es ein ho- hes Wandlungspotenzial. Der Blick auf das Innere kennzeichnet den Symbolismus: Empfindungen, Träu- me, die individuelle Wahrnehmung der Welt beschäftigten die Künstler.

Ihre geistige Existenz sollte im Kunstwerk auf eine allgemeingülti- ge Weise dargestellt werden. Die Künstler des Symbolismus waren die ersten, die subjektive Ebenen des Unbewussten in bildnerischen Symbolen thematisierten.

Arnold Böcklin zeige in seinen Bildern Faune, Meeresnymphen oder den Hirtengott Pan, dessen Er- scheinen in der Mittagshitze, so die

Ausstellungserläuterung, Hirt und Ziegen in sprichwörtlich „pani- schen Schrecken“ versetze. In sei- nem Gemälde „Flora, die Blumen weckend“ von 1876, werden die Blumen zu unbefangenen spielen- den Kinder. Lovis Corinth spricht im Rückgriff auf mythologische Themen die menschliche Triebna- tur an. Franz von Stuck zeigt die Ambivalenz von Lust und Sünde innerhalb der moralischen Veror- tungen seiner Zeit. In den Werken von Walter Leistikow wird die Landschaft zum Symbol. Zugleich war der Rückzug in die Stille und in die Natur das große Thema der nachromantischen Künstlergenera- tion, die im Rückgriff auf die natio- nal prägenden Mythologien ihre ei- genen Analysen formulierte. Wie in einem Traum vereinigt dieses Werk in sich ein ganzes Bündel von wi- dersprüchlichen Sinneseindrücken und Emotionen. Kaum eine Kunst- gattung hat sich so intensiv mit der Symbolik der seelischen Zwischen- räume auseinandergesetzt.

Fast schonungslos scheint das Bekenntnis zur beseelten Natur, nicht nur als eine Form der Fanta- sie, sondern vielmehr als gelebte Erfahrung. Subjektives Erleben und innere psychische Prozesse werden in der Kunst des Symbolismus zu einer visuellen Erfahrung transfor- miert, die besonders den Ausstel- lungsbesucher zur Introspektion über Kunst einlädt: Was im Wach- zustand gewöhnlich unbewusst ist, wird in der Kunst bewusst gemacht

(Erich Fromm).

Dr. phil. Georg Franzen

Zur Ausstellung „Schönheit und Geheimnis. Der deutsche Symbolismus“ ist ein umfangreicher Katalog erschienen. Preis an der Museumskasse während der Ausstellungslaufzeit: 24,95 Euro. Im Versand kostet das Buch 39,90 Euro (Buchhan- delspreis) zuzüglich Versandkosten.

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Internet: www.kunsthalle-bielefeld.de

Foto: © bpk I Museum der bildenden Künste Leipzig I Ursula Gerstenberger

Lovis Corinth spricht im Rückgriff auf mythologische Themen die menschliche Trieb- natur an (hier:

Salome II, 1900, Museum der bil- denden Künste Leipzig)

K U L T U R

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