Waldzustandsbericht 2020
Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
NW-FVA
Nordwestdeutsche
Vorwort
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Nordwestdeutschen Forst- lichen Versuchsanstalt (NW-FVA) haben mit diesem Waldzustandsbericht die aktuellen Erkenntnisse zur Vitalität unseres Waldes dokumentiert. Die extremen Witterungsbedingungen nach drei aufeinander folgenden Jahren mit Stürmen, Trockenheit, Insekten- und Pilzbefall haben sichtbare Spuren in den Wäldern hinterlassen. Abgestorbene Bäume und entwaldete Freiflächen prägen das Land- schaftsbild unserer Mittelgebirge. Mehr als die Hälfte der Fichten in der Stichpro- be der Waldzustandserhebung ist seit 2017 durch Sturm und Borkenkäferbefall abgestorben.
Der Gesundheitszustand unserer Waldbäume spiegelt sich in den mittel- und langfristigen Durchschnittswerten für die Kronenverlichtung, für den Anteil star- ker Schäden und für die Absterberate wider. Im Jahr 2020 hat sich die Situation im Durchschnitt über alle Baumarten und Altersklassen nicht nennenswert verbes- sert. Mit 21% liegt die Kronenverlichtung einen Prozentpunkt unter dem Vorjahr – dem höchsten Wert überhaupt in der Zeitreihe der Waldzustandserhebung.
Der diesjährige Witterungsverlauf brachte für die Wälder in Niedersachsen keine Entlastung, erneut war es zu warm und zu trocken. 2020 sind – wie bereits im Vorjahr – überdurchschnittlich viele ältere Rotbuchen abgestorben. Wesentliche Ursache dieser Buchen-Vitalitätsschwäche sind Trockenheit sowie die Dauer und Intensität der Sonneneinstrahlung. Nach- folgend schwächende Pilze lassen die mächtigen Bäume rasch absterben. Insgesamt zeigen die Ergebnisse der Waldzu- standserhebung, dass die Krise unseres Waldes noch nicht überstanden ist. Mit Ausnahme der Eichen zeigt dieser Bericht einen deutlich verschlechterten Gesundheitszustand unserer Waldbäume.
Die Schadensbewältigung und der klimagerechte Waldumbau stellen Forstbetriebe, Waldbesitzer und Forstwissenschaftler vor große Herausforderungen. Gemeinsames Ziel ist und bleibt ein stabiler, arten- und strukturreicher Wald, der nachhaltig auf ökologischer Grundlage bewirtschaftet wird. Eine klimaangepasste Baumartenwahl ist die Voraussetzung für den stand- ortsgemäßen und zukunftssicheren Waldumbau. Bei dieser wichtigen und langfristigen Aufgabe ist die Verfügbarkeit von geeignetem forstlichen Vermehrungsgut von großer Bedeutung. Neben den zugelassenen Forstsaatgutbeständen rücken forstliche Samenplantagen als Saatgutquellen zunehmend in den Fokus.
Aktuelle Klimaprojektionen lassen für Niedersachsen einen Temperaturanstieg mit trockneren Sommern und verlängerten Vegetationsperioden erwarten. Für unsere Waldbäume bedeutet das ein zunehmendes Trockenstressrisiko. Um dies bei der klimaangepassten Waldbauplanung zu berücksichtigen, wurde die standortstypische Wasserhaushaltsziffer um eine Standortswasserbilanz ergänzt.
Der Boden ist neben dem Klima wichtigster Standortsfaktor für unsere Wälder und bedeutender Bestandteil des Forstli- chen Umweltmonitorings. Bodenchemische Untersuchungen belegen, dass die Stoffeinträge aus der Luft abgenommen und sich der Humushaushalt vieler Waldböden verbessert hat. Kompensationskalkungen tragen dabei zur Erhaltung der Boden gesundheit bei.
Der vorliegende Waldzustandsbericht gibt Ihnen Einblicke in die praxisnahen Forschungsergebnisse der NW-FVA. Sie berät alle Waldbesitzenden und gibt wissenschaftlich begründete Empfehlungen – ein wichtiger Beitrag in diesen herausfor- dernden Zeiten.
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre und trotz der schwierigen Lage viel Zuversicht!
Ihre
Barbara Otte-Kinast
Niedersächsische Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Foto: Jaworr
3
Seite
Vorwort 2
Inhaltsverzeichnis 3
Hauptergebnisse 4
Inge Dammann und Uwe Paar
Forstliches Umweltmonitoring 6
Johannes Eichhorn, Inge Dammann und Uwe Paar
WZE-Ergebnisse für alle Baumarten 8
Inge Dammann und Uwe Paar
Kiefer 10
Fichte 11
Buche 12
Eiche 13
Andere Laub- und Nadelbäume 15
Witterung und Klima 17
Johannes Sutmöller
Insekten und Pilze 21
Martin Rohde, Rainer Hurling, Gitta Langer, Johanna Bußkamp, Pavel Plašil und Ines Graw
Entscheidungshilfen zur klimaangepassten Baumartenwahl 24 Hermann Spellmann, Johannes Sutmöller, Christian Schulz und
Ralf-Volker Nagel
Samenplantagen und Mutterquartiere als Beitrag zur
Biologischen Vielfalt 31
Matthias Paul, Wilfried Steiner, Samuel Schleich, Meinolf Lau, Dagmar Leisten, Matthias Moos und Carola Schmidt
Stoffeinträge 35
Birte Scheler
Literaturverzeichnis 39
Impressum 40
Inhaltsverzeichnis
Waldzustandserhebung (WZE)
Der Witterungsverlauf 2020 brachte keine Entlastung für die Wälder in Niedersachsen. Erneut war es zu warm und zu trocken, so dass nach drei aufeinanderfolgenden Jahren mit extremer Witterung die Schäden in den Wäldern höher sind als im Zeitraum 1984-2017. Der Vitalitätszustand aller Baum artengruppen mit Ausnahme der Eichen hat sich seit- dem verschlechtert, insbesondere in den Fichtenbeständen sind die Schäden verheerend. Mehr als 50 % der Fichten in der Stichprobe der Waldzustandserhebung mussten seit 2017 als Schadholz entnommen werden oder sind abge- storben.
Die mittlere Kronenverlichtung der Waldbäume in Nieder- sachsen beträgt in diesem Jahr 21 %. Dies ist nach 2019 der zweithöchste Wert seit Beginn der Waldzustandserhebung 1984. Mit Sturmschäden, Trockenstress und Insektenbefall setzte 2018 eine Entwicklung der Schäden in den Wäldern ein, die bislang nicht zum Stillstand gekommen ist. Bei den älteren Kiefern, Fichten, Buchen und für die Gruppe der an- deren Nadelbäume (alle Alter) gibt es 2020 kaum Verän- derungen gegenüber dem Vorjahr. Für die älteren Eichen und die Gruppe der anderen Laubbäume (alle Alter) sind die Verlichtungswerte leicht zurückgegangen.
Der Anteil starker Schäden liegt 2020 für den Gesamtwald in Niedersachsen mit 3,8 % mehr als doppelt so hoch wie das langjährige Mittel (1,5 %). Den höchsten Anteil starker Schäden weisen auch in diesem Jahr die Fichten (13,6 %) auf. Am niedrigsten ist der Anteil starker Schäden bei den Kiefern (1,1 %).
Auch für die Absterberate werden 2020 erneut hohe Werte verzeichnet. Mit 1,1 % überschreitet die diesjährige Abster- berate für den Gesamtwald in Niedersachsen den langjäh- rigen Mittelwert (0,18 %) um das 6-fache. Es sind vor allem überdurchschnittlich viele Fichten (4,6 %) abgestorben.
Bei der Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume) wird mit 3,5 % der zweithöchste Wert in der Zeitreihe ver- zeichnet. Bei der Fichte ist die Ausfallrate besonders hoch (22,4 %).
Die Baumartenverteilung in der WZE-Stichprobe in Nie- dersachsen ergibt für die Kiefer einen Flächenanteil von 38 %, die Ergebnisse der Waldzustandserhebung für den Gesamtwald in Niedersachsen werden daher stark durch die vergleichsweise niedrigen Verlichtungswerte der Kiefer geprägt. Die Fichte ist mit 13 %, die Buche mit 16 % und die Eiche mit 7 % im Kollektiv der Waldzustandserhebung vertreten. Die anderen Laub- und Nadelbäume nehmen zu- sammen einen Anteil von 26 % ein.
Witterung und Klima
Im Vegetationsjahr 2019/2020 setzte sich die Trockenheit im dritten Jahr in Folge unvermindert fort. Mit einer Mit- teltemperatur von 10,8 °C (+2,2 K) war das Jahr wiederum außergewöhnlich warm. Ein Vergleich der aktuellen Refe- renzperiode 1961-1990 mit der neuen Periode von 1991- 2020 zeigt deutlich, dass die Klimaveränderung in Nieder- sachsen bereits zu einer signifikanten Erwärmung geführt hat. Die Jahresmitteltemperatur ist von 8,6 °C auf 9,7 °C in den letzten dreißig Jahren angestiegen. Im Vegetationsjahr 2019/2020 fielen im Flächenmittel des Landes 733 mm Nie- derschlag. Dies entspricht nahezu dem langjährigen Nie- derschlagssoll der Klimanormalperiode 1961-1990. Damit reichten die Niederschläge jedoch nicht aus, um die Defizite der letzten Jahre auszugleichen und die tieferen Boden- schichten zu durchfeuchten. Von der Trockenheit beson- ders betroffen sind die südlichen und östlichen Landesteile von Niedersachsen.
Foto: K. Dammann
Hauptergebnisse
Foto: M. Spielmann
Insekten und Pilze
Die Schäden durch Borkenkäfer an Fichte haben auch 2020 weiter stark zugenommen. Nach dem milden Winter 2019/2020 kam es früh zu Schwärmflügen des Buchdru- ckers. Ab Ende Mai waren nicht nur besonnte Bestandes- ränder, sondern auch Fichten im Bestandesinneren befallen.
Insgesamt sind sehr viele Schadflächen und hohe Schad- mengen entstanden. Die Fichten hatten aufgrund des seit drei Jahren anhaltenden Wassermangels kaum Abwehr- kräfte gegen Borkenkäfer.
Auch für Absterbeerscheinungen durch Pilze war die beson- dere Witterungssituation ein entscheidender auslösender Faktor. Die Buchen-Vitalitätsschwäche, die Rußrindenerkran- kung des Ahorns und das Diplodia-Triebsterben der Kiefer werden in den letzten Jahren zunehmend festgestellt.
Entscheidungshilfen zur klimaangepassten Baumartenwahl
Die Klimaanpassung der Wälder ist derzeit die größte Her- ausforderung der Forstbetriebe. Die erarbeiteten Entschei- dungshilfen der NW-FVA zur klimaangepassten Baumarten- wahl ergänzen die bisherige standortsbezogene Zuordnung der Waldentwicklungstypen (WET), die auf Kombinationen der Nährstoff- und Wasserhaushaltsziffern basieren, um die so genannte Standortswasserbilanz in der Vegetationszeit (SWBVZ). Dabei wird das Trockenstressrisiko der Wälder un- ter zukünftigen Klimabedingungen des Emissionsszenarios RCP8.5 anhand der SWBVZ abgeschätzt.
Zwischen den Baumarten gibt es hinsichtlich der Ansprü- che an die Standortsbedingungen deutliche Unterschiede.
Zur Potenzialabschätzung der Baumarten wurde an der NW-FVA eine Zuordnungstabelle entwickelt. Darin wird die Stellung der Baumarten in Mischwäldern entsprechend ih- rer Wasser- und Nährstoffansprüche nach der SWBVZ und der Nährstoffziffer eingeordnet. In der Regel ergeben sich unter künftigen Klimabedingungen mehrere Optionen für die Wahl geeigneter WET. Ihre Anzahl ist gegenüber heu- te allerdings weitaus geringer, weil ein nicht unerheblicher Teil der Waldstandorte in Niedersachsen sich bezüglich der SWBVZ schon bis zur Mitte des Jahrhunderts in Bereiche ver- schlechtert, die die Auswahl möglicher WET stark einschrän- ken.
Foto: M. Delpho
Hauptergebnisse
Foto: M. Spielmann
Samenplantagen und Mutterquartiere als Beitrag zur Biologischen Vielfalt
Samenplantagen und Mutterquartiere sind eine wichtige Quelle für die Bereitstellung von forstlichem Vermehrungs- gut. Die NW-FVA unterhält in ihren Trägerländern über 200 Samenplantagen mit Laub- und Nadelbäumen sowie Straucharten. Auf diesen Flächen wird für forstliche Zwe- cke und für Naturschutzaufgaben höherwertiges Vermeh- rungsgut produziert, das zur Erhaltung und Nachzucht von genetisch vielfältigen Waldbeständen benötigt wird.
In Mutterquartieren werden von der NW-FVA auf Artrein- heit geprüfte Pappeln und heimische Weiden von gefähr- deten Vorkommen erhalten und vegetativ vermehrt.
Stoffeinträge
Aufgrund der Filterwirkung der Baumkronen für Gase und Partikel (trockene Deposition) sind die Einträge luftbürtiger Nähr- und Schadstoffe im Wald höher als im Freiland.
Im Vergleich zum Trockenjahr 2018 fiel auf allen Flächen des Intensiven Monitorings zwar mehr Niederschlag, aber bis auf die Region Solling erneut weniger als im Mittel der Jahre 2009-2018.
2019 betrug der Sulfatschwefeleintrag je Hektar zwischen 2,3 (Göttinger Wald Buche) und 4,7 kg (Solling Fichte). Die ganzjährige dichte Benadelung führt in den Fichtenbestän- den zu deutlich höheren Einträgen als bei Kiefer, Buche und Eiche. Die sehr hohe Belastung in den 1970er und 1980er Jahren mit Schwefeleinträgen bis zu 108 kg je Hektar konn- te durch Maßnahmen zur Luftreinhaltung wirksam reduziert werden.
Seit Untersuchungsbeginn sind auch die Stickstoffeinträge (Ammonium und Nitrat) zurückgegangen. Im fünfjährigen Mittel der Jahre 2015-2019 lag der Stickstoffeintrag zwi- schen 11,9 (Ehrhorn Eiche) und 26,8 kg je Hektar und Jahr (Solling Fichte).
Johannes Eichhorn, Inge Dammann und Uwe Paar
Wie ist das Ausmaß der Schäden mit Blick auf die Verän- derungen der Wälder über die Jahre richtig einzuordnen?
Worin liegen die Besonderheiten der Witterung in den ex- tremen Jahren 2018 bis 2020? Ist der Wald als Ganzes be- troffen oder unterscheiden sich Regionen? Reagieren die Baumarten gleich sensitiv? Antworten auf diese Fragen zu geben, ist eine wesentliche Aufgabe des Forstlichen Um- weltmonitorings.
Das Forstliche Umweltmonitoring berät Verwaltung und Politik auf fachlicher Grundlage und erarbeitet Beiträge für Entscheidungshilfen der forstlichen Praxis. Die rechtliche Grundlage für Walderhebungen in der Forstlichen Umwelt- kontrolle stellt § 41a des Gesetzes zur Erhaltung des Waldes und zur Förderung der Forstwirtschaft (Bundeswaldgesetz- BWaldG) dar. Dies wird konkretisiert durch die Verord- nung über Erhebungen zum Forstlichen Umweltmonitoring (ForUmV 2013) und durch das Durchführungskonzept Forst- liches Umweltmonitoring (BMEL 2016). Die Rechtsgrund- lagen sichern eine methodische Vergleichbarkeit über lange Zeiträume und über Ländergrenzen.
Konzept
Grundsätzlich werden im Forstlichen Umweltmonitoring folgende Kategorien unterschieden:
waldflächenrepräsentative Übersichtserhebungen auf ei- nem systematischen Stichprobenraster (Level I),
die intensive Dauerbeobachtung ausgewählter Waldöko- systeme im Rahmen verschiedener Beobachtungspro- gramme (Bodendauerbeobachtungsprogramm (BDF), Level II, Waldökosystemstudie Hessen (WÖSSH)) sowie Experimentalflächen, z. B. Vergleichsflächen zur Boden- schutzkalkung (Level III).
Die methodischen Instrumente der Ökosystemüberwa- chung sind europaweit harmonisiert nach den Grundsätzen des ICP Forests (2016).
Die Waldzustandserhebung (WZE) ist Teil des Forstlichen Umweltmonitorings in Niedersachsen. Sie liefert als Über- sichtserhebung Informationen zur Vitalität der Waldbäume unter dem Einfluss sich ändernder Umweltbedingungen.
Das Stichprobenraster der Waldzustandserhebung ist dar- auf ausgelegt, die gegenwärtige Situation des Waldes lan- desweit repräsentativ abzubilden. Ergebnis ist das Gesamt- bild des Waldzustandes für das Bundesland.
Die Stichprobe der Waldzustandserhebung vermittelt auch ein zahlenmäßiges Bild zu dem Einfluss von Stürmen, Witte- rungsextremen und Insekten- und Pilzbefall. Lokale Befun- de wie sturmgefallene Bäume oder ein extremer Befall der Kiefer durch Pilze können von dem landesweiten Ergebnis abweichen.
Waldzustandserhebung – Methodik und Durchführung
AufnahmeumfangDie Waldzustandserhebung erfolgt auf mathematisch- statistischer Grundlage. Die Rasterweite des landesweiten Stichprobennetzes beträgt seit 2005 8 km x 8 km, für Buche und Eiche werden zusätzliche Erhebungspunkte im 4 km x 4 km-Raster durchgeführt, wenn 2004 mindestens 6 Buchen oder Eichen am WZE-Punkt vorhanden waren. Nach einer Rasterüberprüfung im Frühjahr 2020 wurden 12 weitere WZE-Punkte in das 8 km x 8 km-Raster integriert, so dass jetzt 315 Erhebungspunkte zum Stichprobenkollektiv gehö- ren, von denen in diesem Jahr 298 Erhebungspunkte in die Inventur einbezogen werden konnten. Dieser Aufnahme- umfang ermöglicht repräsentative Aussagen zum Waldzu- stand auf Landesebene sowie Zeitreihen für die Baumarten Buche, Eiche, Fichte, Kiefer und die Gruppen der anderen Laub- und Nadelbäume. Die Aufnahmen zur Waldzustands- erhebung erfolgten im Juli und August 2020. Sie sind mit qualitätssichernden Maßnahmen sorgfältig überprüft.
Für den Parameter mittlere Kronenverlichtung zeigt die Ta- belle Seite 7 die 95 %-Konfidenzintervalle (= Vertrauens- bereiche) für die Baumarten und Altersgruppen der WZE- Stichprobe 2020. Je weiter der Vertrauensbereich, desto unschärfer sind die Aussagen. Die Weite des Vertrauensbe- reiches wird im Wesentlichen beeinflusst durch die Anzahl der Stichprobenpunkte in der jeweiligen Auswerteeinheit und die Streuung der Kronenverlichtungswerte. Für relativ homogene Auswerteeinheiten mit relativ gering streuenden Kronenverlichtungen (z. B. Kiefer bis 60 Jahre) sind enge Kon- fidenzintervalle auch bei einer geringen Stichprobenanzahl
Forstliches Umweltmonitoring
WZE-Aufnahmeteam Foto: M. Spielmann
Tensiometer zur Messung der Bodenfeuchte Foto: J. Weymar
sehr viel leichter zu erzielen als für heterogene Auswerteeinheiten, die sowohl in der Altersstruktur als auch in den Kronenverlichtungs- werten ein breites Spektrum umfassen (z. B. Fichte bis 60 Jahre).
Aufnahmeparameter
Bei der Waldzustandserhebung erfolgt eine visuelle Beurteilung des Kronenzustandes der Waldbäume, denn Bäume reagieren auf Umwelteinflüsse u. a. mit Änderungen in der Belaubungsdichte und der Verzweigungsstruktur. Wichtigstes Merkmal ist die Kronenver- lichtung der Waldbäume, deren Grad in 5 %-Stufen für jeden Stich- probenbaum erfasst wird. Die Kronenverlichtung wird unabhängig von den Ursachen bewertet, lediglich mechanische Schäden (z. B. das
Abbrechen von Kronenteilen durch Wind) gehen nicht in die Berechnung der Ergebnisse der Wald- zustandserhebung ein. Die Kronenverlichtung ist ein unspezifisches Merkmal, aus dem nicht un- mittelbar auf die Wirkung von einzelnen Stress- faktoren geschlossen werden kann. Sie ist daher geeignet, allgemeine Belastungsfaktoren der Wäl- der aufzuzeigen. Bei der Bewertung der Ergebnisse stehen nicht die absoluten Verlichtungswerte im Vordergrund, sondern die mittel- und langfristigen Trends der Kronenentwicklung. Zusätzlich zur Kro- nenverlichtung werden weitere sichtbare Merkma- le an den Probebäumen wie der Vergilbungsgrad der Nadeln und Blätter, die aktuelle Fruchtbildung sowie Insekten- und Pilzbefall erfasst.
Mittlere Kronenverlichtung
Die mittlere Kronenverlichtung ist der arithmeti- sche Mittelwert der in 5 %-Stufen erhobenen Kro- nenverlichtungswerte der Einzelbäume.
Starke Schäden
Unter den starken Schäden werden Bäume mit Kronenverlichtungen über 60 % (inkl. abgestorbe- ner Bäume) sowie Bäume mittlerer Verlichtung (30-60 %), die zusätzlich Vergilbungen über 25 % aufweisen, zusammengefasst.
Absterberate
Die Absterberate ergibt sich aus den Bäumen, die zwischen der Erhebung im Vorjahr und der aktu- ellen Erhebung abgestorben sind und noch am Stichprobenpunkt stehen. Durch Windwurf und Durchforstung ausgefallene Bäume gehen nicht in die Absterberate, sondern in die Ausfallrate ein.
Ausfallrate
Das Inventurverfahren der WZE ist darauf ausge- legt, die aktuelle Situation der Waldbestände un- ter realen (Bewirtschaftungs-) Bedingungen abzu- bilden. Daher scheidet in jedem Jahr ein Teil der Stichprobenbäume aus dem Aufnahmekollektiv aus. Der Ausfallgrund wird für jeden Stichproben- baum dokumentiert. Gründe für den Ausfall sind u. a. Durchforstungsmaßnahmen, methodische Grün de (z. B. wenn der Stichprobenbaum nicht mehr zu den Baumklassen 1-3 gehört), Sturmschä- den oder außerplanmäßige Nutzung aufgrund von Insektenschäden.
Dort, wo an den WZE-Punkten Stichprobenbäu- me ausfallen, werden nach objektiven Vorgaben Ersatzbäume ausgewählt. Sind aufgrund großflä- chigen Ausfalls der Stichprobenbäume keine ge- eigneten Ersatzbäume vorhanden, ruht der WZE- Punkt, bis eine Wiederbewaldung vorhanden ist.
Die im Bericht aufgeführte Ausfallrate ergibt sich aus den infolge von Sturmschäden, Trockenheit und Insekten- oder Pilzbefall (insbesondere durch Borkenkäfer) am Stichprobenpunkt entnommenen Bäumen.
Forstliches Umweltmonitoring
95 %-Konfidenzintervalle für die Kronenverlichtung der Baumartengruppen und Altersstufen der Waldzustandserhebung 2020 in Niedersachsen. Das 95 %-Konfidenzintervall (= Vertrauensbereich) gibt den Bereich an, in dem der wahre Mittelwert mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 % liegt.
Baumarten-
gruppe Altersgruppe Anzahl
Bäume Anzahl
Plots Raster 95%-Konfidenz- intervall (+-) Buche alle Alter
bis 60 Jahre über 60 Jahre
2272 316 1956
153 25 134
4x4 km 4x4 km 4x4 km
2,4 3,7 2,3 Eiche alle Alter
bis 60 Jahre über 60 Jahre
1027 159 868
111 23 94
4x4 km 4x4 km 4x4 km
3,2 2,2 2,8 Fichte alle Alter
bis 60 Jahre über 60 Jahre
500 181 319
47 19 31
8x8 km 8x8 km 8x8 km
8,7 21,2
7,7 Kiefer alle Alter
bis 60 Jahre über 60 Jahre
1501 327 1174
83 22 66
8x8 km 8x8 km 8x8 km
1,4 2,1 1,6 andere
Laubbäume alle Alter bis 60 Jahre über 60 Jahre
644 330 314
75 36 42
8x8 km 8x8 km 8x8 km
3,0 3,7 4,7 andere
Nadelbäume alle Alter bis 60 Jahre über 60 Jahre
394 186 208
45 19 26
8x8 km 8x8 km 8x8 km
3,8 5,1 4,7 alle
Baumarten alle Alter bis 60 Jahre über 60 Jahre
3960 1178 2782
165 61 131
8x8 km 8x8 km 8x8 km
1,9 3,8 2,1 Borkenkäferschäden 2020 Foto: J. Weymar
Inge Dammann und Uwe Paar
Die extremen Witterungsbedingungen der Jahre 2018 bis 2020 haben zu sichtbaren Schäden in den Wäldern Nieder- sachsens geführt. Nach Sturmwurf und Borkenkäferbefall prägen umfangreiche Freiflächen und abgestorbene Fich- ten das Waldbild in den Fichtenregionen.
Mittlere Kronenverlichtung
Die Waldzustandserhebung 2020 weist als Gesamtergebnis für die Waldbäume in Niedersachsen (alle Baumarten, alle Alter) eine mittlere Kronenverlichtung von 21 % aus. Nach- dem im Vorjahr mit 22 % der höchste Wert in der Zeitreihe der Waldzustandserhebung erreicht wurde, hat sich 2020 die Situation nicht nennenswert verbessert.
Insgesamt wird der Verlauf der mittleren Kronenverlichtung für den Gesamtwald ganz wesentlich durch die Kiefer ge- prägt, die als häufigste Baumart in Niedersachsen maßgeb- lich das Gesamtergebnis mit relativ konstanten niedrigen Verlichtungswerten beeinflusst. Auch die anderen Laub- und Nadelbäume, die an der WZE-Stichprobe einen Anteil von 26 % einnehmen, wirken – trotz erhöhter Verlichtung seit 2018 – mit vergleichsweise niedrigen Verlichtungswer- ten ausgleichend auf die höheren Verlichtungswerte von Fichte, Buche und Eiche.
Anteil starker Schäden
Der Anteil starker Schäden liegt im Mittel der Zeitreihe (1984-2020) bei 1,5 %. 2020 wird dieser Mittelwert deut- lich überschritten (3,8 %). Dies ist der höchste Wert in der Zeitreihe der Waldzustandserhebung. Vor allem bei den Fichten liegt der Anteil starker Schäden 2020 weit über dem langjährigen Durchschnitt. Die Spanne der starken Schäden reicht in diesem Jahr von 1,1 % (Kiefer) bis 13,6 % (Fichte).
Mit einer Kronenverlichtung über 60 % sind im Vergleich zu einer vollbelaubten Baumkrone Begrenzungen der Versor- gung der Bäume mit Wasser und Energie verbunden. Das Vermögen der Bäume, sich an wechselnde Bedingungen anzupassen, wird eingeschränkt.
Mittlere Kronenverlichtung in %
Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume), alle Baumarten, alle Alter in %
WZE-Ergebnisse für alle Baumarten
Foto: J. Evers
Alle Baumarten
mittlere Kronenverlichtung in % 40
35 30 25 20 15 10 5
0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020
alle Altersstufen
bis 60 Jahre über 60 Jahre
21 23
16 16
11 8
Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume), alle Baumarten, alle Alter in %
4
3
2
1
0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020
3,8
Foto: J. Weymar
Foto: M. Spielmann
Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Baumarten, alle Alter in %
Jährliche Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume), alle Baumarten, alle Alter in %
Anteil an den Vergilbungsstufen, alle Baumarten, alle Alter in %
Absterberate
Zur Absterberate werden Bäume gezählt, die zum Zeitpunkt der Erhebung noch stehen, aber abgestorben sind. Die Ab- sterberate (alle Bäume, alle Alter) ist 2020 mit 1,1 % niedriger als im Vorjahr, übersteigt aber das langjährige Mittel um das 6-fache. Bis 2018 lag die Absterberate in allen Jahren weit unter 1 %. Bei den Eichen ist die Absterberate 2020 durch- schnittlich, bei den anderen Baumarten(gruppen) liegen die aktuellen Absterberaten über den Durchschnittswerten.
Ausfallrate
Die Ausfallrate ist das Ergebnis der infolge von Sturmwurf, Trockenheit, Insekten- und Pilzbefall (z. B. Borkenkäferbefall) am Stichprobenpunkt entnommenen Bäume. Die jährlichen Ausfallraten bilden die Auswirkungen der Stürme „Kyrill“
(2007) und „Friederike“ (2018) deutlich ab. In beiden Jahren waren Sturmschäden die Hauptausfallursache. 2019 und 2020 ist dagegen Borkenkäferbefall der Hauptausfallgrund.
Besonders betroffen ist die Fichte mit einer Ausfallrate von 22,4 %.
Vergilbungen
Vergilbungen der Nadeln und Blätter sind häufig ein In- diz für Magnesiummangel in der Nährstoffversorgung der Waldbäume. Bis Mitte der 1990er Jahre waren Vergilbun- gen häufig beobachtet worden, seither ist die Vergilbungs- rate merklich zurückgegangen. Im Jahr 2020 wurde dieses Merkmal nur sehr vereinzelt (0,1 %) festgestellt. Die von den Waldbesitzern und Forstbetrieben durchgeführten Waldkal- kungen mit magnesiumhaltigen Kalken und der Rückgang der Schwefelemissionen haben dazu beigetragen, das Auf- treten dieser Mangelerscheinung zu reduzieren.
Fazit
Seit drei Jahren haben Stürme, Borkenkäfer, Hitze- und Tro- ckenperioden umfangreiche Schäden in den Wäldern verur- sacht. Die Vitalitätsparameter aller Baumartengruppen mit Ausnahme der Eichen belegen eine Verschlechterung des Waldzustandes. Die Ergebnisse der Waldzustandserhebung zeigen 2018-2020 die höchsten Anteile an stark geschädig- ten und abgestorbenen Bäumen. Die mit Abstand höchs- ten Ausfallraten sind bei der Fichte aufgetreten. Strukturelle Störungen in Form von Blößen und Freiflächen sind die Fol- ge. Die Krise der Wälder ist noch nicht überstanden, Fol- geschäden durch den mehrjährigen Trockenstress werden vermutlich auch in den nächsten Jahren noch festzustellen sein.
WZE-Ergebnisse für alle Baumarten
1,4 1,2 1,0 0,8 0,6 0,4 02 0
Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Baumarten, alle Alter in %
1,1
91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05
05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19 19-20
84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91
Jährliche Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume), alle Baumarten, alle Alter in %
5
4
3
2
1
0
3,5
91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05
05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19 19-20
84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91
Anteil an den Vergilbungsstufen, alle Baumarten, alle Alter in % 25
20 15 10 5
0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020
0,1 Stufe 1 (11 - 25 % der Nadel-/Blattmasse) Stufe 2 (26 - 60 % der Nadel-/Blattmasse) Stufe 3 (über 60 % der Nadel-/Blattmasse)
Die WZE-Ergebnisse für die Kiefern zeigen eine modera- te Reaktion auf das Witterungsgeschehen der letzten drei Jahre. Schadensausmaß und -intensität sind bei der Kiefer geringer als bei Fichten, Buchen und Eichen. Gleichwohl gibt es auch bei der Kiefer lokale Schäden durch Sturm, Pilzbefall und Trockenheit.
Ältere Kiefer
Die älteren Kiefern weisen über den gesamten Erhebungs- zeitraum einen stabilen, vergleichsweise niedrigen Kronen- verlichtungsgrad auf. Im Zeitraum 1993-2001 wurden leicht erhöhte Werte festgestellt, die Kiefer bleibt aber durchge- hend unter den Verlichtungswerten von Fichte, Buche und Eiche. Die mittlere Kronenverlichtung der älteren Kiefern beträgt in diesem Jahr 18 %.
Jüngere Kiefer
Die Unterschiede im Kronenverlichtungsgrad zwischen den Altersgruppen sind bei der Kiefer im Vergleich zu den an- deren Hauptbaumarten nur gering ausgeprägt. Die mittle- re Kronenverlichtung der jüngeren Kiefern liegt 2020 bei 13 %.
Starke Schäden
Auch bei den starken Schäden heben sich die Ergebnisse der Kiefer von denen der anderen Baumarten ab. Im Erhe- bungszeitraum treten nur geringe Schwankungen auf. Der Anteil an starken Schäden ist bei den jüngeren und älteren Kiefern etwa gleich. Im langjährigen Mittel liegt der Anteil starker Schäden unter 1 %. 2020 sind 1,1 % der Kiefern stark geschädigt.
Absterberate
Die Absterberate der Kiefer lag bis 2019 ebenfalls bemer- kenswert niedrig (0-0,3 %). Im Jahr 2020 ist die Absterberate erhöht (0,5 %).
Ausfallrate
Jährlich fallen im Durchschnitt 0,5 % der Kiefern aufgrund außerplanmäßiger Nutzung (als Schadholz entnomme- ne Bäume) aus. Auch 2020 bleibt die Ausfallrate gering (0,2 %).
Mittlere Kronenverlichtung in %
Foto: J. Evers
Kiefer
Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume), alle Alter in %
Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Alter in %
Jährliche Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume), alle Alter in %
Kiefer
mittlere Kronenverlichtung in % 40
35 30 25 20 15 10 5
0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020
über 60 Jahre
bis 60 Jahre
13 12 18
11
1995 1990
1985 2000 2005 2010 2015 2020
Kiefer alle Baumarten
1,1 Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume),
alle Alter in % 14
12 10 8 6 4 2 0
7 6 5 4 3 2 1 0
0,5
91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05
05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19 19-20
84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91
Kiefer alle Baumarten
Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Alter in %
Jährliche Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume), alle Alter in %
0,2
91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05
05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19 19-20
84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91
Kiefer alle Baumarten 25
20
15
10
5
0
Das Ausmaß der Schäden durch Sturm, Trockenheit und Borkenkäferbefall ist bei den Fichten auch 2020 außer- ordentlich hoch. Die Anteile starker Schäden und die Ab- sterbe- und Ausfallraten überragen die Mittelwerte der Zeitreihe um ein Vielfaches.
Ältere Fichte
Im gesamten Beobachtungszeitraum werden für die älte- ren Fichten anhaltend hohe Kronenverlichtungswerte zwi- schen 24 und 30 % festgestellt. 2020 erreicht die mittlere Kronenverlichtung mit 34 % ein Maximum in der Zeitreihe der Waldzustandserhebung.
Jüngere Fichte
Für die Fichte ist ein deutlicher Alterstrend festzustellen.
Die mittlere Kronenverlichtung der jüngeren Fichten lag bis 2018 weit unter den Werten der älteren Fichten. 2020 ist das Schadniveau der jüngeren Fichten (29 %) fast so hoch wie das der älteren Fichten.
Starke Schäden
Für die Fichten wurden bis 1996 wiederholt erhebliche An- teile an starken Schäden (bis 5,5 %) festgestellt. Bis Mitte der 1990er Jahre haben mittlere und starke Vergilbungen von
>25 % der Nadelmasse, die zur Einstufung in die nächst- höhere Schadstufe führen, eine bedeutsame Rolle gespielt.
Mit dem Rückgang der Vergilbung gingen bei der Fichte auch die Anteile an starken Schäden zurück. Ab 1997 sind nur leichte Schwankungen aufgetreten.
2019 stieg der Anteil starker Schäden auf 8,4 % und 2020 wird ein neuer Höchststand mit einem Anteil von 13,6 % starker Schäden erreicht.
Absterberate
Die Absterberate der Fichte (alle Alter) schwankt im Er- hebungszeitraum bis 2018 nur wenig (0-0,5 %). 2019 und 2020 sind außergewöhnlich hohe Absterberaten (6,1 % bzw.
4,6 %) festzustellen
Ausfallrate
Der Anteil als Schadholz entnommener Fichten liegt im Mittel der Beobachtungsjahre bei jährlich 3 %. Im Zeitraum 2018-2020 mussten aufgrund der Sturmschäden und Bor- kenkäferbefall sehr viele Fichten außerplanmäßig genutzt werden. 2018 überwogen die Ausfälle durch Sturmschäden, 2019 und 2020 sind die meisten Fichten aufgrund von Bor- kenkäferbefall entnommen worden.
Mittlere Kronenverlichtung in %
Fichte
Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume), alle Alter in %
Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Alter in %
Jährliche Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume), alle Alter in %
Foto: M. Spielmann
Fichte
mittlere Kronenverlichtung in % 40
35 30 25 20 15 10 5
0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020
29 34 über 60 Jahre
bis 60 Jahre 27
7
1995 1990
1985 2000 2005 2010 2015 2020
Fichte alle Baumarten
13,6 Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume),
alle Alter in % 14
12 10 8 6 4 2 0
7 6 5 4 3 2 1 0
4,6
91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05
05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19 19-20
84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91
Fichte alle Baumarten
Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Alter in %
Jährliche Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume), alle Alter in %
22,4
91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05
05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19 19-20
84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91
Fichte alle Baumarten 25
20
15
10
5
0
Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Alter in %
Jährliche Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume), alle Alter in %
Foto: H. Heinemann
Für die Buchen bleibt das 2019 festgestellte erhöhte Schad- niveau auch 2020 bestehen.
Ältere Buche
Bei den älteren Buchen beträgt die mittlere Kronenverlich- tung in diesem Jahr 31 %.
Auffällig sind bei der Buche die Schwankungen von Jahr zu Jahr. Eine Ursache für die zunehmende Variabilität der Verlichtungswerte der älteren Buchen ist die Intensität der Fruchtbildung. In Jahren mit intensiver Fruchtbildung stei- gen die Kronenverlichtungswerte an, in den Folgejahren ohne Fruchtbildung weisen die Buchen dann wieder eine dichtere Belaubung auf. In den Jahren 2018 bis 2020 sind die Schwankungen allerdings nicht auf die Fruchtbildung zurückzuführen, da sich die Fruchtintensität in diesen drei Jahren nicht wesentlich unterschieden hat.
Jüngere Buche
Bei der Buche sind die Unterschiede in der Belaubungs- dichte zwischen jüngeren und älteren Beständen besonders stark ausgeprägt. Die jüngeren Buchen weisen seit 1995 ein geringes Kronenverlichtungsniveau auf. 2019 und 2020 sind die Werte erhöht (11 bzw. 8 %), heben sich aber nicht deut- lich von den Befunden früherer Jahre ab.
Starke Schäden
Auch beim Anteil starker Schäden treten bei den Buchen im Beobachtungszeitraum Schwankungen auf. 2020 liegt der Anteil starker Schäden mit 3,6 % über dem langjährigen Mittel (2,1 %).
Absterberate
Die Buche weist eine auffallend niedrige Absterberate auf.
Im Mittel der Zeitreihe liegt die Absterberate der Buche bei nur 0,06 %. 2019 und 2020 sind überdurchschnittlich viele Buchen abgestorben. Gerade weil in den letzten Jahrzehnten kaum Buchen abgestorben sind, sind diese Absterbeerschei- nungen besonders auffällig.
Mittlere Kronenverlichtung in %
Buche
Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume), alle Alter in %
Buche
mittlere Kronenverlichtung in % 40
35 30 25 20 15 10 5
0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020
8 über 60 Jahre 31
bis 60 Jahre 13
7
14 12 10 8 6 4 2
0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020
Buche alle Baumarten
3,6 Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume),
alle Alter in %
7 6 5 4 3 2 1
0 0,3
91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05
05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19 19-20
84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91
Buche alle Baumarten
Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Alter in %
Jährliche Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume), alle Alter in %
25
20
15
10
5
0 0,4
91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05
05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19 19-20
84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91
Buche alle Baumarten
Die Vitalitätsparameter der Eiche zeigen 2020 eine Verbes- serung gegenüber dem Vorjahr.
Ältere Eiche
In der Zeitreihe der mittleren Kronenverlichtung der älteren Eichen treten die höchsten Verlichtungswerte (>30 %) in den Jahren 1996-1997 und 2010-2013 unter dem Einfluss von Insekten- und Pilzbefall auf. Für den allmählichen Anstieg der Verlichtung seit 2015 spielt die Eichenfraßgesellschaft allerdings keine Rolle, da in diesem Zeitraum nur moderate Fraßschäden beobachtet wurden. 2020 ist die mittlere Kro- nenverlichtung der älteren Eichen gegenüber dem Vorjahr etwas zurückgegangen (31 %).
Jüngere Eiche
Die Kronenentwicklung der Eichen in der Altersstufe bis 60 Jahre zeigt einen sehr viel günstigeren Verlauf als die Entwicklung der älteren Eichen. Mit einer mittleren Kronen- verlichtung von 7 % wird für die jüngeren Eichen 2020 wie- der ein niedriger Kronenverlichtungswert festgestellt.
Starke Schäden
Parallel zu den erhöhten Kronenverlichtungswerten in den Jahren 1996-1997 und 2010-2013 waren in diesen Phasen auch erhöhte Anteile starker Schäden zu verzeichnen. Im Durchschnitt der Zeitreihe sind 2,2 % der Eichen als stark geschädigt eingestuft worden. Der diesjährige Anteil stark geschädigter Eichen (2,6 %) ist nicht durch Insektenfraß be- dingt.
Mittlere Kronenverlichtung in %
Eiche
Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume), alle Alter in %
Anteil mittel und stark fruktifizierender älterer Buchen in %
Buche
Foto: J. Evers
Ausfallrate
Die durchschnittliche Ausfallrate ist bei der Buche ver- gleichsweise niedrig (0,4 %). Dieser Durchschnittswert ist auch 2020 festzustellen, 0,4 % der Buchen sind als Schad- holz entnommen worden.
Fruchtbildung
Die Ergebnisse zur Fruchtbildung im Rahmen der Waldzu- standserhebung zeigen die Tendenz, dass die Buchen in kurzen Abständen und vielfach intensiv fruktifizieren. Dies steht im Zusammenhang mit einer Häufung warmer Jahre sowie einer erhöhten Stickstoffversorgung der Bäume. Geht man davon aus, dass eine starke Mast erreicht wird, wenn ein Drittel der älteren Buchen mittel oder stark fruktifiziert, ergibt sich rechnerisch für den Beobachtungszeitraum der Waldzustandserhebung 1984-2020 alle 2,2 Jahre eine starke Mast. Literaturrecherchen (Paar et al. 2011) hingegen erga- ben für den Zeitraum 1839-1987 Abstände zwischen zwei starken Masten für 20-Jahresintervalle zwischen 3,3 und 7,1 Jahren.
In der Regel ist bei der Buche nach einem Jahr mit intensi- ver Fruchtbildung im Folgejahr eine geringe Fruchtbildung zu erwarten. Die letzten drei Jahre zeigen eine Abweichung von dieser Regel.
100 80 60 40 20 0
Anteil mittel und stark fruktifizierender älterer Buchen in %
1995 1990
1985 2000 2005 2010 2015 2020
34
Eiche
mittlere Kronenverlichtung in % 40
35 30 25 20 15 10 5
0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020
über 60 Jahre
bis 60 Jahre 16
3 7
31
In den Jahren 1987-1989, 1992-1993 und 1995-1996 sind aufgrund des Stichprobenumfanges keine Aussagen für die Eiche bis 60 Jahre möglich
In den Jahren 1987-1989, 1992-1993 und 1995-1996 sind aufgrund des Stichproben- umfanges keine Aussagen für die Eiche bis 60 Jahre möglich.
1995 1990
1985 2000 2005 2010 2015 2020
Eiche
alle Baumarten
2,6 Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume),
alle Alter in % 14
12 10 8 6 4 2 0
Absterberate
Die Absterberate der Eiche liegt im Mittel der Jahre 1984- 2020 bei 0,2 %. Überdurchschnittliche Absterberaten wurden jeweils im Anschluss an starken Insektenfraß ermittelt. Am höchsten war die Absterberate 1998 (0,9 %). Im Jahr 2020 entspricht die Absterberate (0,2 %) dem Durchschnittswert.
Ausfallrate
Im Mittel der Erhebungsjahre liegt die Ausfallrate bei 0,3 %.
Nach einer Erhöhung 2018 und 2019 (1,1 %) ist die aktuelle Ausfallrate niedriger (0,4 %).
Anteil mittlerer und starker Fraßschäden an älteren Eichen in %
Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Alter in %
Jährliche Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume), alle Alter in %
Eiche
Foto: J. Weymar
Fraßschäden
Die periodische Vermehrung von Insekten der so genannten Eichenfraßgesellschaft trägt maßgeblich zu den Schwankun- gen der Belaubungsdichte der älteren Eichen bei. Der Fraß an Knospen und Blättern durch die Eichenfraßgesellschaft wirkte sich besonders stark in den Jahren 1996-1997 und 2011 aus. Seit 2013 ist der Anteil mittlerer und starker Fraß- schäden gering (2020: 1 %).
Fruchtbildung
Die Fruchtbildung der Eiche ist zum Zeitpunkt der Waldzu- standserhebung im Juli und August nur schwer einzuschät- zen, weil die Eicheln dann noch sehr klein sind. Im Zustän- digkeitsbereich der NW-FVA wurde daher für WZE-Punkte mit mindestens 17 Eichen im Alter über 60 Jahre im 8 km x 8 km-Raster eine zusätzliche Erfassung im September durchgeführt. Die Eichen an diesen Referenzpunkten, be- stehend aus 13 WZE-Punkten, haben 2020 zu 31 % mittel und stark fruktifiziert.
7 6 5 4 3 2 1
0 0,2
91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05
05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19 19-20 84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91
Eiche
alle Baumarten
Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Alter in %
Jährliche Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume), alle Alter in %
0,4
91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05
05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19 19-20
84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91
Eiche
alle Baumarten 25
20 15 10 5 0
50 40 30 20 10
0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020
1 Anteil mittlerer und starker Fraßschäden an älteren Eichen in %
1984-2005: Einstufung in 4 Stufen, ab 2006: Einstufung in 5 %-Stufen, Fraßschäden >=15 % zählen zu den mittleren und starken Fraßschäden
Foto: M. Spielmann
Andere Laub- und Nadelbäume
In Niedersachsen werden bei der Waldzustandserhebung als landesweite flächendeckende Stichprobeninventur 30 Baum arten erfasst. Neben den Hauptbaumarten Kiefer, Fichte, Buche und Eiche kommt in den Wäldern eine Viel- zahl von anderen Baumarten vor, die insgesamt 26 % der Stichprobenbäume der Waldzustandserhebung in Nieder- sachsen ausmachen. Jede Baumart für sich genommen ist allerdings zahlenmäßig so gering vertreten, dass allenfalls Trendaussagen zur Kronenentwicklung möglich sind. Bei den Ergebnissen der Waldzustandserhebung werden sie daher in den Gruppen andere Laubbäume und andere Na- delbäume zusammengefasst. Zu den anderen Laubbäumen gehören u. a. Esche, Ahorn, Linde und Hainbuche. Am häu- figsten ist die Birke, gefolgt von der Erle. Die Gruppe der anderen Nadelbäume setzt sich vorwiegend aus Lärche und Douglasie zusammen.
Mittlere Kronenverlichtung
Die mittlere Kronenverlichtung der anderen Laubbäume (alle Alter) ist nach dem Anstieg 2019 (21 %) in diesem Jahr wieder zurückgegangen (16 %). Bei den anderen Nadelbäu- men (alle Alter) wurde der 2019 festgestellte Höchststand (17 %) auch 2020 erreicht.
Starke Schäden
Für die anderen Laubbäume (alle Alter) schwanken die An- teile an starken Schäden von Jahr zu Jahr, im langjährigen Mittel wurden 1,5 % als stark geschädigt eingestuft. 2020 sind es 3,3 %. Bei den anderen Nadelbäumen wurden in den ersten Jahren der Waldzustandserhebung hohe Anteile an starken Schäden festgestellt, anschließend gingen die Wer- te zurück. 2020 beträgt der Anteil 3 %.
Mittlere Kronenverlichtung in %
Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume), alle Alter in %
40 35 30 25 20 15 10 5
0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020
17 16
Andere Laub- und Nadelbäume
mittlere Kronenverlichtung in %
andere Laubbäume, alle Altersstufen andere Nadelbäume, alle Altersstufen
9 7
1995 1990
1985 2000 2005 2010 2015 2020
andere Laubbäume andere Nadelbäume alle Baumarten
3,33,0 Anteil starker Schäden (inkl. abgestorbener Bäume),
alle Alter in % 14
12 10 8 6 4 2 0
Douglasie Foto: J. Evers
Esche Foto: J. Evers
Andere Laub- und Nadelbäume
Absterberate
Die Absterberaten sind für beide Baumartengruppen im Vergleich zum Vorjahr 2020 etwas niedriger, überschreiten aber weiterhin die Mittelwerte der Zeitreihe.
Ausfallrate
Beide Gruppen weisen im Erhebungszeitraum eine relativ niedrige Ausfallrate auf. Dies gilt auch für 2020 mit Ausfall- raten von 0,6 % (andere Laubbäume) bzw. 0,5 % (andere Nadelbäume).
Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Alter in %
Jährliche Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume), alle Alter in %
7 6 5 4 3 2 1 0
0,61,0
91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05
05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19 19-20
84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91
Jährliche Absterberate (stehende Bäume), alle Alter in % andere Laubbäume
andere Nadelbäume alle Baumarten
Jährliche Ausfallrate (als Schadholz entnommene Bäume), alle Alter in %
0,50,5
91-92 92-93 93-94 94-95 95-96 96-97 97-98 98-99 99-00 00-01 01-02 02-03 03-04 04-05
05-06 06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19 19-20
84-85 85-86 86-87 87-88 88-89 89-90 90-91
andere Laubbäume andere Nadelbäume alle Baumarten 25
20
15
10
5
0
Feldahorn Foto: T. Ullrich
Lärche Foto: H. Heinemann
Witterung und Klima
Im Januar dominierten weiterhin Westwind-Wetterlagen, so dass der Monat sehr mild ausfiel. Die Abweichung be- trug +4,4 K. Da die Niederschlagsgebiete häufig nur abge- schwächt auf Niedersachsen übergriffen, fielen mit 47 mm nur knapp 60 % der üblichen Niederschlagsmenge. Auf- grund der hohen Temperaturen blühten Hasel und Erle 2 bis 3 Wochen früher als im Mittel der Jahre 1961-1990.
Es folgte ein extrem niederschlagsreicher und milder Fe- bruar. Mit 5,7 °C (+4,6 K) war der Februar 2020 in Nieder- sachsen einer der wärmsten seit Messbeginn im Jahr 1881.
Wiederholt wurden in den tieferen Lagen Tageshöchsttem- peraturen von 15 °C bis knapp 20 °C gemessen. Zahlreiche Tiefdruckgebiete führten dazu, dass landesweit sehr viel Niederschlag fiel. Im Mittel wurden rund 133 mm gemessen.
Dies entspricht rund dem dreifachen der üblichen Nieder- schlagsmenge. Zumindest die Oberböden waren zum Ende des Winters gut durchfeuchtet. Neben den hohen Nieder- schlagsmengen traten im Februar mehrere Sturmereignisse auf. Der Orkan „Sabine“ am 9. und 10. Februar sorgte auch in Niedersachsen für zahlreiche Schäden. Frostperioden blie- ben während des gesamten Winters 2019/20 in Niedersach- sen eine Ausnahme.
Auch im März setzte sich die milde Witterung zunächst fort.
Erst in der letzten Märzdekade führte eine mehrere Tage andauernde Ostwetterlage dazu, dass vielfach die tiefsten Johannes Sutmöller
Seit 2018 haben extreme Witterungsbedingungen mit Hit- zeperioden, Trockenheit und heftigen Stürmen zu Schäden in den Wäldern geführt, wie sie seit Jahrzehnten nicht be- obachtet wurden.
Für eine flächenhafte Aussage für das Land Niedersachsen werden die klimatologischen Größen Niederschlag und Temperatur anhand der Messstationen des Deutschen Wet- terdienstes (DWD) ausgewertet, indem die Messwerte mit einem kombinierten Regionalisierungsverfahren (Inverse Distance Weighting, Höhenregression) auf ein 200 m-Raster interpoliert werden. Die Mitteltemperaturen werden in Grad Celsius (°C) und die Abweichung in Kelvin (K, entspricht °C) angegeben. Im Waldzustandsbericht wird die Witterung des aktuellen Vegetationsjahres beschrieben. Das Vegetati- onsjahr umfasst die Monate Oktober des Vorjahres bis ein- schließlich September des aktuellen Jahres.
Im Vegetationsjahr 2019/20 setzte sich die Trockenheit im dritten Jahr in Folge unvermindert fort. Obwohl die Nicht- vegetationszeit von Oktober 2019 bis April 2020 leicht überdurchschnittlich hohe Niederschläge brachte, konnte die Trockenheit der Waldböden dadurch nicht vollständig ausgeglichen werden. Dies ist einerseits in der ungleichen Niederschlagsverteilung begründet (nur in den Monaten Oktober und Februar fiel deutlich mehr Niederschlag als im langjährigen Mittel), andererseits waren alle Monate der Nichtvegetationszeit teilweise deutlich wärmer im Vergleich zur Periode 1961-1990, so dass auch die Verdunstungsleis- tung der Wälder überdurchschnittlich hoch war.
Das Vegetationsjahr 2019/20 war mit 10,8 °C im Landesmit- tel von Niedersachsen ähnlich warm wie die Jahre zuvor und zählt damit ebenfalls zu den wärmsten seit Messbeginn im Jahr 1881. Mit 733 mm Jahresniederschlag wurde das lang- jährige Mittel von 742 mm annähernd erreicht. Dabei wur- den in der Vegetationszeit nur rund 80 % der langjährigen Niederschlagssumme gemessen, während in der Nichtve- getationszeit rund 15 % mehr als im Mittel der Referenz- periode fiel.
Witterungsverlauf von Oktober 2019 bis September 2020
Nach dem trockenen Sommer 2019 führten im Oktober Westwindwetterlagen zu häufigen und flächendeckenden Niederschlägen. Mit 96 mm im Flächenmittel von Nieder- sachsen war der Monat sehr nass (74 % über der mittleren Niederschlagsmenge), so dass in den oberen Bodenschich- ten die Trockenheit gelindert wurde. Mit einer Monatsmit- teltemperatur von 11,1 °C war der Oktober fast 1,5 K wär- mer als im langjährigen Durchschnitt (Abb. rechts, Tab. Seite 18).
Im November setzte sich die milde Witterung fort. Die Mo- natsmitteltemperatur betrug 5,7 °C (+0,7 K). Das Gegen- spiel von Hochdruckgebieten über Osteuropa und tiefen Luftdruck über Westeuropa führte zu einem Wechsel aus wechselhaften und trockenen Witterungsphasen. Insgesamt fielen im Flächenmittel von Niedersachsen 66 mm Nieder- schlag und damit genauso viel wie im langjährigen Mittel.
Der Dezember war aufgrund häufiger Südwest-Wetter- lagen mit 4,9 °C deutlich zu warm (+3,0 K) und mit 51 mm Niederschlag trockener als üblich (73 %).
Daten des Deutschen Wetterdienstes, Offenbach
Abweichungen von Niederschlag und Temperatur vom Mittel der Klimareferenzperiode 1961-1990 (durch- gezogene schwarze Linie) in Niedersachsen, Monats- werte für das Vegetationsjahr 2020 (Oktober 2019 bis September 2020)
Foto: T. Ullrich
K5
3 1 -1 -3
%300 250 200 150 100 50 0
Okt.
Temperatur
Niederschlag
Nov. Dez. Jan. Feb. Mrz. Apr. Mai Jun. Jul. Aug. Sep.