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Archiv "Hyperbilirubinämie: Nachtrag" (17.09.1982)

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin AUSSPRACHE

Hyperbilirubinämie

Zum Beitrag von Professor Dr. med. Wolfgang Dölle, Heft 24/1982, Ausgabe A/B, Seite 45-56

Zum Beitrag „Hyperbilirubinämie" von Professor Dr. med. Wolfgang Dölle erreichte uns ein Nachtrag, den wir im Einvernehmen mit Profes- sor Dölle als ergänzende Information veröffentlichen. R. Gross

Auswertung der Laborbefun- de: Indirekt reagierendes Bilirubin wird aus der Differenz Gesamtbili- rubin minus direkt reagierendem Bilirubin errechnet. Patienten oh- ne Morbus Gilbert zeigen einen Anstieg von unkonjugiertem Bili- rubin auf das Doppelte des Aus- gangswertes nach 90 Minuten.

Nach fünf Stunden ist der Aus- gangswert wieder erreicht. Patien- ten mit Morbus Gilbert zeigen ei- nen entsprechenden Anstieg nach 120 Minuten, und nach fünf Stun- den besteht noch eine Retention von etwa 50 Prozent des maxima- len Anstiegs (3).

Bekannterweise zeigen viele Pa- tienten mit Gilbert-Syndrom Se- rum-Bilirubin-Spiegel (1, 2), die sich nur unwesentlich von den Normalwerten unterscheiden und erst dann signifikant ansteigen, wenn die Patienten körperlichen Belastungen ausgesetzt sind (z. B.

Fasten infolge Gewichtsreduktion, morgendliches Erbrechen in der Schwangerschaft und Achalasie [1 ]). So ergibt sich vorrangig der Verdacht auf einen Morbus Gilbert oft als Zufallsbefund bei einer rou- tinemäßigen Untersuchung der Laborwerte. Im Gegensatz hierzu liegt nur in ungefähr 30 Prozent der Gilbert-Patienten eine Gelb- sucht oder ein Sklerenikterus als führendes Symptom vor (1).

Wie kann man in solchen Fällen diagnostisch weiter abklären? — Das von Professor Dölle und auch anderswo (1, 3) empfohlene Fa- sten (400 Kalorien/die über drei Ta- ge) wird in der Regel nur stationär durchgeführt — in der Hoffnung, daß der Patient so zu einer Nah- rungskarenz gezwungen ist. Eine absolute Kontrolle über das ko- operative Verhalten des Patienten hat der behandelnde Arzt hierbei nicht. Die weitere medizinische Betreuung kann sich schließlich — werden die diagnostischen Wei- chen nicht richtig gestellt — even- tuell in einem kostenaufwendigen Heilverfahren mit einer Leberspie- gelung erschöpfen.

Wir möchten darum an dieser Stel- le auf den Nikotinsäuretest hinwei-

sen, dessen Aussagekraft unab- hängig von der Kooperation des Patienten ist. Die genaue Anlei- tung hierfür ist leider nicht in der gängigen Literatur vorhanden, so- daß der Test deshalb offensicht- lich wenig praktiziert wird. Im fol- genden möchten wir diesen Niko- tinsäuretest kurz ausführen.

O Indikation: Patienten mit Gil- bert-Syndrom haben weniger Glu- curonyltransferase in der Leber als Gesunde. Demzufolge ist der Nikotinsäuretest indiziert * bei er- höhtem, unkonjugiertem (= indi- rektem) Bilirubin, das heißt etwa 0,75 bis 3 mg% und normalem, konjugiertem (= direktem) Bili- rubin.

Aufklärung des Patienten: Bei Gabe von Nikotinsäure kann es zu

individuellen Reaktionen kom- men: Starke Rötung im Gesicht und am ganzen Körper, Wärmege- fühl. Der Patient soll nach Gabe der Nikotinsäure für eine viertel Stunde liegen bleiben (RR? Puls?

evtl. Schockbekämpfung mit Pred- nisolon [z. B. 1000 mg Solu-Decor- tin® i. v.]).

O Applikation der Nikotinsäure:

Nach Blutentnahme einen halben Milliliter (= 50 mg N.) Niconacid®

i. v. (1 handelsübliche Ampulle Niconacid® beinhaltet 10 ml mit 1000 mg Nikotinsäure).

O Blutentnahme: Zur Zeit t = 0 (vor Applikation), dann 1, 1,5, 2, 3, 4, 5 Stunden nach Applikation.

Bezüglich der Aussagekraft des Testes möchten wir auf die Arbeit von Röllinghoff et al. (2) verwei- sen. Wie beim Hungertest, so gibt es offensichtlich auch hier Grenz- befunde. Dies sollte einen jedoch nicht von der Durchführung abhal- ten. Nicht von der Hand zu weisen ist auf jeden Fall die kostendämp- fende Diagnostik. Ist doch der Hungertest in der Regel mit einem stationären Aufenthalt verbunden, während man beim Nikotinsäure- test lediglich einen Tag benötigt, wobei der Test sogar ambulant durchgeführt werden kann.

Zu bemerken bleibt noch, daß das Vorliegen eines Morbus Gilbert auf 3 bis 7 Prozent der Bevölke- rung geschätzt wird (1) —, so daß diese Erkrankung durchaus keine

„exotische" Erkrankung, sondern eine häufige Normvariante dar- stellt.

Literatu r

(1) Liver and Biliary Disease, Ed. R. Wright, K.

G. M. M. Albert', St. Karran, G. H. Miliward- Sadler, W. B. Saunders, London (1979) — (2) Röllinghoff, W., Paumgartner, G., Preisig, R.:

Nicotinic acid test in the diagnosis of Gilbert's syndrome: correlation with bilirubin clear- ance, Gut 22 (1981) 663-668 — (3) Klinische Hepatologie, Hrsg. H. A. Kühn und H. Wernze, Thieme, Stuttgart (1979)

Dr. Dr. med. H.-M. van de Loo Dr. med. W. Meyer-Glauner Dr. med. B. Schottdorf Stadionstraße 5 a 8900 Augsburg

62 Heft 37 vom 17. September 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe B

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