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Die Verfolgung des Gemäldes Schützengraben (1923) von Otto Dix

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DIETRICH SCHUBERT

Die Verfolgung des Gem äldes Schützengraben (1923) von O t t o Dix

...weil zur geschichtlichen Wahrheit nicht bloß die genauen Angaben des Faktums, sondern auch gewisse Mitteilungen über den Eindruck, den jenes Faktum auf seine Zeitgenossen her­

vorgebracht hat, notwendig sind. Diese Mittei­

lungen sind aber die schwierigste Aufgabe.

Heinrich Heine

1.

Kein künstlerisches Werk der Weimarer Republik hat derartig tiefgreifende Kontroversen ausgelöst wie O t t o Dix' großformatige Leinwand von 2,27 auf 2,50 m, die seinerzeit auch den Titel Krieg trug, aber seit langer Zeit als der

Schützengräben in die Kunsthistorie einging (Abb. 1). Selbst das

Aufsehen, das George Grosz mit seinen antimilitaristischen Mappen Gott mit uns von 1920, Ecce Homo von 1922 und Hintergrund in Zusammenarbeit mit E.

Piscator von 1928 mit dem Blatt von dem gekreuzigten Christus mit einer Gasmaske (Hintergrund Bl. 10) erregte (vgl. Hütt 1990 u. Neugebauer 1993), da der Künstler deshalb vor Gericht stand, übertraf nicht den Furor, den Dix auslöste. Freilich erst seit dem Tag, als sein Schützengräben öffentlich im Mu­

seum zu Köln hing, wo sich Schlangen von Besuchern bildeten, die das veri­

stische Gesicht des Ersten Weltkrieges sehen wollten. Die Geschichte dieses Gemäldes von 1923 bis u m 1945 liefert ein signifikantes Beispiel im Bereich der bildenden Künste für radikale Intoleranz in der Weimarer Republik und ihrer Spätphase, in der die nationalistischen Kräfte erstarkten.

D a ß die Nazis das Gemälde 1937 in ihrem Propaganda­Katalog zur Ausstel­

lung Entärtete Kunst mit dem zerstörten Gemälde Kriegskrüppel von 1920 abbildeten und die Parole darübersetzten: »Gemalte Wehrsabotage des Malers O t t o Dix«,

1

liefert den Fluchtpunkt für die Darstellungsperspektive, die ich hier skizzieren will (Abb. 3).

1 Entartete Kunst [Katalog] 1937, 15; ein Reprint in Schuster 1987, nach 182; Schubert 41996,

66-71.

Originalveröffentlichung in: Kloepfer, Rolf ; Dücker, Burckhard (Hrsgg.): Kritik und Geschichte der Intoleranz : [Dietrich Harth zum 65. Geburtstag], Heidelberg 2000, S. 351-370

(2)

3 5 2 DIETRICH SCHUBERT

Was allgemein bekannt sein dürfte, betrifft die

nach M ü n c h e n 1937 folgen­

den Stationen der Wanderschau der Nazis: Berlin, Leipzig, Düsseldorf, Salz­

burg, Hamburg, Stettin, Weimar usw. bis Halle im April 1941. Bereits in H a m b u r g im N o v e m b e r / D e z e m b e r 1938 fehlte die Leinwand des Schützen­

graben, wohl weil sich

Kunsthändler u m den Absatz bemühten. In der Düs­

seldorfer Station J u n i / J u l i 1938 rangierte das Gemälde als Der Krieg.

2

Weniger bekannt ist, daß die Nazis bereits seit 1933 Schandausstellungen in verschiedenen Städten organisierten wie in Karlsruhe, Mannheim, Stuttgart und Dresden. Von Beginn an wurden vor allem die kritischen Realisten (Veristen), die ßrüdce­Expressionisten und die Abstrakten wie Schwitters, C a m p e n d o n k , Kandinsky und Molzahn als »entartet« diffamiert u n d ausge­

grenzt. Diese Tatsachen der politischen Aktivitäten in breitem Stil seit April 1933 relativieren die neue Ansicht von Jean Clair (Clair 1998, 32­45), daß die Nazi versuchten, den Expressionismus in ihre Kunstpolitik umzumünzen; le­

diglich das Amt Goebbels versuchte, Teile des Expressionismus als »deutsche«

Kunst zu retten. Aber es setzten sich bekanntlich Hitler u n d Rosenberg radi­

kal dagegen durch, und seit 1936 wurde der Expressionismus, also auch Ernst L. Kirchner, Lehmbruck, Franz Marc, Emil Nolde, Ernst Barlach, Max Beck­

m a n n u. a. verdammt und ihre Werke verfolgt oder mit Malverbot belegt.

Die Vorläufer der großen »Entarteten« von 1937 waren folgende: in Mann­

heim ab 4. April 1933 Kulturbolschewistische Bilder, in Karlsruhe ab 8. April

Regierungskunst 1918­1933, in

Nürnberg ab 17. April Schreckenskammer, in Chemnitz ab 14. Mai Kunst, die nicht aus unserer Seele kam, in Stuttgart im Juni Novembergeist, in Dresden im Herbst 1933, organisiert von den Künst­

lern Richard Müller und Willy Waldapfel u n d dem »Kunstkommissar« Walter Gasch.

Hier in Dresden stand bereits der Titel Entartete Kunst; Müllerv beschrieb die Schau in der Zeitung Dresdner Anzeiger vom 23.9.33 als »Spiegelbilder des Verfalls«,

1

es ist aber gesichert ­ auch durch einen kurzen Film der Nazis in Dresden 1933/35 ­ daß die Aktion bereits Entartete Kunst hieß. Das Kon­

tingent ging 1934­35 auf Wanderschaft; Hitler sah mit Göring diese Kollekti­

on im August 1935 in Dresden im Rathaus

4

und ordnete an, daß sie noch in anderen Städten gezeigt werden solle (im März 1936 war sie in M ü n c h e n , das konstruktivistische Plakat in Rot­Schwarz hat sich gefunden).

Da der Dixsche Schützengraben 1928 nach langem Hin­und­Her von der Stadt Dresden u n d der Gemäldegalerie erworben worden war, stellten die Na­

zis diese Leinwand in Dresden 1933­35 natürlich heraus; sie war also mit den

2 Vgl. schon Lepper in: Verboten Verfolgt [Katalog] 1983, 45; Degenerate Art [Katalog] 1991,

dt. Edition: Entartete Kunst 1992, besonders die Beiträge von Mario A. von Lüttichau über München 45 ff. und von C. Zuschlag über die Vorläufer-Ausstellungen seit 1933 und die Stationen nach 1937, 83 ff, alle Stationen übersichtlich 104-105.

1 Brenner 1963, 175-177; Schmidt 1964, 213; Schubert 41996, 107; Thiele 1990, 321 f.

(Abbildungen des Artikels von R. Müller und des Film-Titels).

4 »Schreckenskammer der Kunst« in: Kölnische Illustrierte Zeitung vom 17. August 1935 (in

Verboten Verfolgt [Katalog] 1983, 11); vgl. C. Zuschlag in: Entartete Kunst [Katalog] 1992, 85 und sein materialreiches Buch von 1995.

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O T T O DIX, DER SCHüTZENGRABEN ( 1 9 2 3 ) 3 5 3

Kriegskrüppeln von Dix vereint, die aus dem Stadtmuseum stammten wie die Werke von Schwitters, Heckel, Grundig, Eugen H o f f m a n n , Christoph Voll, Paul Klee u. a.5

Der

Nazi-Film Ausstellung Entartete Kunst zeigt Besucher vor dem Gemälde (vgl.

Abb. Fischer 1981, S. 99). In M ü n c h e n 1937 war der Holzrahmen weg, und die Leinwand m u ß dadurch wie ungeschützt u n d ge­

schändet ausgesehen haben.

Die Verfolgung des Gemäldes begann jedoch viel früher. Man könnte an dieser Stelle darauf hinweisen, daß bereits 1923, vor Bekanntwerden des Ge­

mäldes, der ehemalige Lehrer von Dix an der Kunstgewerbeschule Dresden, Richard Guhr, eine kleine Broschüre publizierte, die zum Wetterleuchten der deutschnationalen bzw. nazistischen Ideologie gehört: Die Schuld am Verlall

der Künste schimpfte gegen

den Expressionismus, Kubismus und Exotismus, verwendete Vokabeln wie »bolschewistische Narrheit«, »Kunstniveau des Ne­

gers« und führte schon den Vergleich mit »Produkten unserer Irrenhäuser«.

Die reale Verfolgung des Werkes setzte sogleich ein, als der junge Kunsthi­

storiker Hans F. Secker im Kölner Wallraf­Richartz­Museum im Herbst 1923 die Leinwand von Dix über die Galerie Nierendorf für 10 000 Mark (freilich nur in einem Tausch gegen ein altes Generalsporträt von Beechey) kaufte und im Rahmen einer N e u o r d n u n g bzw. Neueröffnung des Museums am 1. De­

zember ausstellte/' Damit begann im französischen Rheinland der Skandal in der Öffentlichkeit, welcher vielleicht bei einer Erstausstellung in Berlin, auf die der Händler Karl Nierendorf im Oktober 1923 drängte,

7

nicht in dieser Weise ausgebrochen und verlaufen wäre?

Bereits im November/Dezember­Heft des Kunstblattes von Paul Westheim wird das Gemälde in großen Abbildungen im Rahmen eines Textes von Paul Fechter über die »Nachexpressionistische Situation«, der zwar die Polarisie­

rung der Künste in einen neuen Naturalismus und einen abstrakten Konstruk­

tivismus skizzierte, jedoch nichts zum Kriegsbild von Dix schrieb, publiziert.

(Die Bebilderung des Beitrages von Fechter hat Paul Westheim bestimmt.)*

Paul Westheim hielt am 2.12.1923 im Kölnischen Kunstverein einen Vortrag über »Fragen der modernen Kunst«, besonders den Verismus, in welchem er das Kriegsbild von Dix in seinem »Tatsachensinn« als künstlerische Zukunft darstellte.

5 Es war der Direktor des Dresdner Stadtmuseunis, Paul Ferd. Schmidt, der diese wirklich pro­

gressive Sammlung der Veristen/Realisten aufbaute und der bereits seit 1920 über sie publi­

zierte (Schmidt 1924a, 367 f.).

6 Schröck­Schmidt 1989 u. 1991/1992, 109 ff.

7 S. Briefe zwischen Dix und Nierendorf im Dix­Archiv des German. Nat. Museum Nürnberg.

8 Kunstblatt 7 (1923), 321­329. Signifikant für die malereigeschichtliche Situation war die Na­

turalismus­Debatte unter Schriftstellern und Malern, die Paul Westheim 1922 in seinem Kunstblatt veranstaltete; sein Anschreiben an die Befragten habe ich trotz langem Suchen nicht finden können. Von Dix gibt es leider kein Statement. Der Mannheimer Gustav Hart­

laub unterschied bereits einen »rechten Flügel« (konservativ bis zum Klassizismus) und ei­

nen »linken Flügel« (grell zeitgenössisch ­ Aufdeckung des Chaos, wahres Gesicht unserer Zeit). George Grosz: »Die sog. Neue Gegenständlichkeit ist für uns heute wertlos (...) Es scheint, daß der politischen Reaktion nun auch die geistige folgt.« Der Bildhunger der Men­

schen würde bereits durch den Film befriedigt (Kunstblatt 6 (1922), 382). Zu Paul Westheini und dem Kunstblatt vgl. Windhöfel 1995, 188 f.

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3 5 4 DIETRICH SCHUBERT

In der Kölnischen Volkszeitung vom 1.12.1923 berichtete H. Reiners

über die »Neuordnung der Museen« und schrieb zum Dix­Werk:

[F]urchtbarer kann die Wirkung des modernen Menschenmordens nicht gegeben und der wahre Inhalt des Krieges nicht geschildert werden. Inhaltlich ist es das grausigste Bild, das vielleicht je gemalt wurde [...]. U n d darum wird der Inhalt immer wieder in den Vordergrund treten und deshalb das Bild viele Gegner finden.

Tatsächlich: den Krieg als dynamisches Geschehen, als Kämpfen zwischen Menschen, als ein quasi »dionysisches« Ereignis, als ungeheures Geschehen, das die Masse Mensch verändert, wie Dix den Ersten Weltkrieg, in dem er als MG­Stoßtruppführer seit September 1915 kämpfte, in den folgenden Jahren

1916­1918 in Zeichnungen und Gouachen wiedergab,

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dies sehen wir nicht.

Im Schützengraben ist das Ende gezeigt, die Folgen, also das, was der Krieg bringt, wie Reiners treffend schrieb, »die Wirkung«: Wir sehen einen nach ta­

gelangem Trommelfeuer zerstörten Kampfgraben mit den toten Soldaten bzw.

den Leichen, den Fetzen von Fleisch, Erde, Eisenträgern. Da wir keine Farb­

Abbildungen besitzen, sei es mit der Beschreibung von Zeitgenossen versucht, die das Gemälde damals sahen. Walter Schmits von der Kölnischen Zeitung, Alfred Salmony u n d Willi Wolfradt haben das Werk gesehen, Wolfradt m. E.

den vielleicht wichtigsten Text über »the most famous Painting of the Golden Twenties«

1

" 1924 publiziert.

In der Kölnischen Zeitung las man am 7.12.1923 aus der Feder von Walter Schmits:" Das Gemälde

enthüllt mit unbarmherziger Deutlichkeit die scheußlichste Fratze des vielgesichtigen Krieges. In dem kalten, fahlen, gespensternden Licht des Tagesgrauens, unter trübem Himmel, an dem ein blasser ironischer Regenbogen, die biblische Friedenskunde, winkt, tut sich ein Schützengraben auf, über den ein vernichtendes Feuer niedergegan­

gen ist. Wie ein Lächeln der Hölle blinkt in der Tiefe eine giftige schwefelgelbe Lache.

[...] D e n n o c h bedauern wir den Ankauf des Bildes. Man hat es als sittliche Tat geprie­

sen. Darunter kann hier nur pazifistische Propaganda verstanden werden ...

Schmits sprach in einer Replik sogar von einer »gemalten pazifistischen Pre­

digt«, die das Museum entfremde u n d die Besucher, die zur Erbauung in ein Kunstmuseum kämen, niederschmetterte:

1 2

Das ist eine Entwürdigung der Kunst; sie wird zur dienenden Magd im Haus, w o sie herrschen soll [...]. Unseres tapferen Heeres wird heute aus pazifistischer Ideologie viel zu wenig gedacht. Aber ein Klumpen verstümmelter Leichen sagt so wenig v o n kriege­

rischen Heldentaten, wie ein Haufen am Meeresufer angespülter Leichen v o n den Ta­

ten kühner Seefahrer sagen würde.

Conzelmann: 1983 (Rezension von Uwe M. Schneede in: FAZ v o m 26.11.1983); Schubert 1980/41996, 21­32; Rüdiger 1991, eine der besten Publikationen über Dix im Kriege; Schu­

bert 1996, 179­193 [1996a]; ders. 1996, 151­168 [1996b].

0 Crockett 1992, 72­80; Barton 1991, 50 f.; Strobl 1996, 102 f.; Peters 1998, 194 ff.

1 W. Schmits: Ein Bild des Krieges, in: Kölnische Ztg., 7.12.1923

2 W. Schmits: Nochmals das Kriegsbild von O t t o Dix, in: Kölnische Ztg., 15.12.1923.

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O T T O DIX, DER SCHüTZENGRABEN ( 1 9 2 3 ) 3 5 5

Diese Position war offen zwiespältig: Einerseits

würdigte Schmits die künstleri­

schen Qualitäten, den Verismus von Dix, andererseits verweist er das Gemälde aus dem Kunstmuseum, ­ aber wohin?

Dagegen klarer Alfred Salmony:

Wenn man geläutert die Akademiker verlassen, Impressionisten und Expressionisten [...] überwunden hat, steigt man eine kleine Treppe herab, betritt den Umgang des In­

nenhofes und steht [...] vor einem grauen Vorhang. Ein männlich­ernster Selbstporträt­

kopf der Rene Sintenis warnt, dann betritt man, städtische Vorsicht mißachtend, das Dix­Kabinett: ein großes Bild, der Krieg. Die Menschen stehen schweigend, Kunsthi­

storiker sagen Grünewald [...]; Entrüstete behaupten Musee Wiertz und blicken weg [...]. Der erste Eindruck ist nur: unerhörte Farben. Langsam begreift man entsetzt: Ein Schützengraben liegt gänzlich zerschossen, Material mischt sich zerfetzt mit zerfetzten Leibern, Holzstützen zersplittert, Eisenstangen verbogen, Draht. Gasmaske und Arm­

banduhr blieben unversehrt. Die Phosphorpfutze bildet den Farbmittelpunkt. Gedärm, Fleisch und Blut hängen umher. Ein Teil der Leichen verwest, weiße Würmer kriechen aus, einige scheinen frisch. In seltsam stehender Stellung haben sich Soldaten mit zeris­

senem Gesicht erhalten, einen warf s aufgespießt auf Stützen. In den Bergen des Hin­

tergrundes dämmert es in herrlichen Farben. So war es an Herbsttagen in den Gräben südlich von Soissons.

Das Bild kennt keine Tendenz, nur peinlich genaue sachliche Schilderung: so ist Krieg.

[...] Keiner sonst wäre imstande gewesen, diese gehäuften Greuel in Einzelheiten zu ge­

ben, ein Bild damit zu bauen. Das ist gesunde Gegenwirkung gegen Vereinsromantik und Salonpeinture. Man wird die Stadt Köln und ihren Museumsdirektor wegen dieser Erwerbung angreifen und loben, Schlagworte neu gruppieren [...]. Aber Rechtfertigung wäre überflüssig, Dix malt mit reifer Beherrschung seiner Mittel ­ zum Beweis hängen einige Aquarelle ­, Dix malt wie er muß, mit ungehemmter Gestaltungskraft, aus der Fülle geschauter Erlebnisse. Es hat keinen Zweck, geschmacklich Stellung zu nehmen.

Verismus und Naturalismus sind leere Worte, wir wissen noch gar nicht, wie das ein­

mal heißen wird. (Salmony 1924, 8)

Salmonys Ausdruck »Vereinsromantik« könnte eine Anspielung auf die be­

schönigende Kriegspropaganda und die Kriegsausstellungen sein, in deren Zu­

ge seit 1914 in den Städten der Heimat auch Schützengräben gebaut, instal­

liert und der Bevölkerung vorgezeigt wurden, u m die Überlegenheit der deut­

schen Armee zu suggerieren, der Bevölkerung »die greifbaren Erfolge unserer Truppen vor Augen zu fuhren«. Ein Beispiel ist die Kriegsausstellung 1915 auf dem Festhallen­Gelände von Frankfurt a. M., von welcher eine Fotoserie er­

halten ist.

13

Das große Gemälde von Dix dürfte vor allem gegen diese lügnerische Kriegssicht gemalt worden sein, also um das wirkliche Gesicht eines modernen Krieges und die Folgen für die Soldaten zu zeigen. Der Schützengraben wurde im April 1924 von dem Maler Max Liebermann in die Jahresausstellung der Berliner Akademie geholt. In der Weltbühne berichtete Paul Ferdinand Schmidt: Da schreien die Kriegsverlängerer »Unerhört! unser Stahlbad, nie­

mals hat es so ausgesehen!« Aber Schmidt betont, daß in diesem Werk nichts übertrieben sei:

13 Kriegsöffentlichkeit und Kriegserlebnis [Katalog] 1978; Ein Krieg wird ausgestellt [Katalog]

1976, 72-73, 130 u. 455. Auf diesen Zusammenhang hat dankenswerterweise Folkert Reichert in der Diskussion am 25. Februar hingewiesen.

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356 DIETRICH SCHUBERT

Es ist n u r k o m p r i m i e r t [...]. Ein M a n n lag vier Jahre i m S c hü t z e n g r a b e n u n d erlebte das u n n e n n b a r Scheußliche, das der N a m e Krieg bedeckt [...]. U n d es entstand ein großes Kunstwerk: ein Bekennntnis z u m Leben in der grausamsten Darstellung des Todes, die w o h l jemals gemalt w o r d e n ist (mit einziger A u s n a h m e v o n Grünewalds Gekreuzigtem). (Schmidt 1924b, 236)

Diese Vermittlung von »Bejahung des Lebens« angesichts der scheußlichsten Zerstörung des Lebens durch imperialistische Politik verweist uns auf die Nietzsche­Fermente in der Dixschen Malerei, d. h. Dix als gleichsam

»dionysischen« Künstler.

14

O h n e Zweifel kannte der Nietzsche­Leser Dix auch die ungenaue Ausgabe der Texte­Kompilation Der Wille zur Macht von Peter Gast, 1908 als Taschenbuch bei Kröner erschienen, insbesondere darin das für alle Künstler seinerzeit inspirierende Artisten­Evangelium No. 853 über die mehrfachen Funktionen der Kunst »als das Antichristliche, Anübuddhistische, das Antinihilistische par excellence«. Auch ist hier zu erinnern an die

Schlußidee Nietzsches in diesem Text: der Schmerz »als Folge des Willens zur Lust [...] das heißt zum Schaffen [...]. Es wird ein höchster Zustand von Beja­

hung des Daseins konzipiert, aus dem auch der höchste Schmerz nicht abge­

rechnet werden kann: der tragisch­dionysische Zustand.«

Freilich, ­ übertragen auf die Opposition von Bejahung des Lebens ange­

sichts der Vernichtung von Leben im realen Kampfgraben u n d im Schützen­

graben

von Dix wäre die Schlußfolgerung einer platten Affirmation des politi­

schen Krieges durch den Maler m. E. aber schief bzw. unangemessen.

1 5

Bereits 1923 ­ vor dem großen Gemälde ­ rückte Paul Ferdinand Schmidt in einem Text für Nierendorf die ganze Dixsche Kunst in ein nietzscheani­

sches Licht:

N i c h t der ö d e Materialismus einer N a t u r n a c h a h m u n g : der schöpferische Geist eines Menschengestalters waltet hier. Aus d e m H a ß sind seine Gestalten geboren; aber nicht aus d e m u n f r u c h t b a r e n H a ß des Verneiners, s o n d e r n aus der z e u g e n d e n Liebe des Zu­

künftigen, Zerbrecher alter Tafeln zu sein. (Schmidt 1923, 5)

2.

Z u m Zeitpunkt der Berliner Ausstellung 1924 steigert sich der öffentliche Streit. D e n n die Deutsche Allgemeine Zeitung bittet den bekannten Autor der

Entwicklungsgeschichte der modernen Kunst, Julius Meier­Graefe,

um einen Artikel. Dieser sagt wenig über die Inhalte des Bildes, er argumentierte viel­

mehr ästhetizistisch: die Grenze des erlaubten Unfugs sei mit dem Ankauf des

1 4 Schubert 1981/82, 309. Diese Perspektive habe ich bereits 1980, 54-56 in meiner Rowohlt-

Monographie skizziert (41996, 57); diese Sicht entfaltet auch Peters 1998, 200-201 im Hin­

blick auf die verschiedenen Kriegsbilder.

1 5 Zu diesen Fragen auch Conzelniann 1983, 121 (der Krieg sei für Dix ein »Numinosum«, er

erlebe ihn wie ein »Verliebter«) und Jürgens­KirchhofF 1993, 87 u. 247 die differenzierte Kri­

tik an Conzelnianns Darstellung. O h n e Zweifel m u ß zwischen den dynamischen Skizzen und Gouachen von 1915­18 und dem veristischen Schützengraben und den Radierungen von 1924 unterschieden werden ­ als zwei ganz verschiedene Haltungen zum Kriegserlebnis.

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O T T O DIX, DER SCHüTZENGRABEN ( 1 9 2 3 ) 357

G e mä l d e s ü b e r s c h r i t t e n ; d a s s e l b e wird als » M o n s t r u m « u n d als » S c h m u t z « be­

z e i c h n e t ; M e i e r ­ G r a e f e s c h l ä g t d i e E n t f e r n u n g des W e r k e s aus d e m M u s e u m v o r (was d i e N a z i s s o f o r t 1933 t a t e n ) o d e r a b e r m i t D i x z u v e r h a n d e l n , u m e i n e n T a u s c h z u o r g a n i s i e r e n : »Als A n t w o r t b e k a m ich z u h ö r e n , d e r g e s c h ä t z ­ te V e r k ü n d e r des I m p r e s s i o n i s m u s sei n i c h t i m s t a n d e , ein N I X v o n e i n e m D I X z u u n t e r s c h e i d e n . « M e i e r ­ G r a e f e f a n d das G e m ä l d e s c h l e c h t g e m a l t mit einer penetranten Freude am Detail, aber bitte schön, nicht am sinnlichen Detail, sondern am begrifflichen. Gehirn, Blut, Gedärm können so gemalt werden, daß einem das Wasser im M u n d zusammenläuft. Das hat der junge Max Liebermann [...] bewie­

sen. Die zweite Anatomie Rembrandts mit dem offenen Bauch ist zum Küssen. Dieser Dix ist [...] zum Kotzen.1 6

P a u l W e s t h e i m w e n d e t sich u m g e h e n d a n d i e Z e i t u n g m i t e i n e r s c h ü t z e n d e n A n t w o r t , die a m 8. J u l i a b g e d r u c k t u n d v o n P a u l F e c h t e r , d e r d a s G e m ä l d e n i c h t s c h ä t z t e , k o m m e n t i e r t w u r d e ; das W e r k sei n a c h F e c h t e r » p o l i t i s c h e s T e n d e n z g e s c h w ä t z « u n d r i c h t e i m f r a n z ö s i s c h b e s e t z t e n R h e i n l a n d n u r Scha­

d e n an, »d. h . V o r s t e l l u n g e n v o n d e r M e n t a l i t ä t d e r D e u t s c h e n w e c k e n , d i e die H e r r e n d r ü b e n n u r z u i m m e r n e u e r M i ß a c h t u n g u n d A n m a ß u n g t r e i b e n . «1 7

D e r g e s c h m ä c k l e r i s c h e A r t i k e l v o n M e i e r ­ G r a e f e i n s p i r i e r t e d e n K u n s t h i s t o ­ riker Willi W o l f r a d t z u s e i n e m T e x t i m Cicerone, d e r a u c h als k l e i n e M o n o ­ g r a p h i e in d e r R e i h e Junge Kunst 1924, Bd. 4 1 e r s c h i e n :

Mit besonderer Entrüstung ist man über das große Schützengrabenstück des Kölner Museums hergezogen. Meier­Graefe hat es geradezu infam genannt; wohl könnten auch Leichen zum Küssen gemalt sein, dies aber sei einfach zum Kotzen. ­ Bitte sehr, das fehlte auch noch, daß den Herren beim Anblick dieser gräßlich zerfetzt und halb ver­

west in Pfählen und zerissenen Drähten hängenden Kadaver, angesichts dieses stinken­

den Morasts aus Gehirn, Eingeweide und Pfützen blutiger Jauche >das Wasser im M u n d zusammenliefe«, statt daß Ihnen nun endlich einmal das Entsetzen in die Kai­

daunen schlägt. Wahrlich zum Kotzen und nicht zum Komfort ist das gemalt, dies himmelschreiende Stilleben der Würmer in aufgeschmetterten Schädeln, diese wahn­

sinnige Landschaft gespießter, wild zusammengestampfter Leiber. Eine gewisse Indis­

kretion der Mittel ist ja nicht in Abrede zu stellen. Aber die wird doch wohl dem Kriege auch nachgesagt, ­ eben in diesem Bild. Wie halt so ein Frontschwein malt, meine Herren; es ist direkt unästhetisch! ­ Allerdings, und das ist Dix überhaupt. Er scheut keine Brutalität des Ausdrucks, keine Blutrünstigkeit, u m nur g e s e h e n zu werden, zu wirken, zu packen, die furchtbare Vergeßlichkeit der Menschen zu durch­

brechen. Gibt es ein deutlicheres Zeugnis dieser lästerlichen Vergeßlichkeit als jene ge­

schmäcklerische Kunstgesinnung, die sich von Dix skandalisiert fühlt und glaubt, es wäre heute an der Zeit, das Aas der Schlachtfelder als malerische Delikatesse zu erle­

ben? Dix ist eine einzige Obstruktion gegen das subtile Bildchen, das so tut, als o b nichts gewesen ist.

U n d W o l f r a d t b e s t ä t i g t d e m G e m ä l d e d i e m a l e r i s c h e G e w a l t , d a s h a n d w e r k l i ­ c h e K ö n n e n : » W e l c h ein W a n d s c h m u c k f ü r die S c h u l e n ! W e l c h ein M e m e n t o !

16 J. Meier-Graefe: Die Ausstellung in der Akademie, in: DAZ, 2.7.1924; Schubert 1980/41996,

66; Schröck-Schmidt 1991, 162.

17 Paul Fechter, Kommentar zu Westheims Brief an die Redaktion der DAZ, 8.7.1924; wieder

abgedruckt in: Querschnitt 4 (1924), 261-262.

(8)

3 5 8 DIETRICH SCHUBERT

Elementar ist dieser Realismus, elementar die frenetische Tatkraft des Schaf­

fens, elementar das Einschlagen dieses Outsiders in die Moderne.«

1 8

Der alte Max Liebermann, der das Gemälde nach Berlin geholt hatte, äußert sich nun; er schickt einen Brief an den Kölner Museumsdirektor Secker, der im Kölner Tageblatt abgedruckt wird; Liebermann schrieb u. a.:

Was das T e n d e n z i ö s e betrifft, so glaube ich, d a ß es kein Kunstwerk gibt oder geben kann, das nicht tendenziös wäre, w e n n m a n u n t e r T e n d e n z n a c h der wahren Bedeu­

t u n g des Wortes die Absicht versteht, die Idee im Bilde lebendig zu gestalten. D i x wollte das G r a u e n h a f t e u n d Fürchterliche, das er d u r c h vier J a h r e in der vordersten F r o n t [...] erlebt hat, darstellen, u m es sich v o n der Seele zu wälzen. [...] D a s Bild v o n D i x ist sozusagen die Personifizierung des Krieges. N i c h t eine Episode des D r a m a s [...]

s o n d e r n d e n Krieg als fürchterlichstes D i n g an sich wollte der Künstler i m Schützen­

grabenbilde veranschaulichen, o h n e Pathos u n d o h n e bengalisches Feuerwerk. Wie der Historiker reiht er einfach eine Tatsache an die andere. Wie mir ein anderer Maler, W a l d e m a r Rösler, seine Erlebnisse acht Tage vor seinem Selbstmorde geschildert hat.

[...] Es gereicht I h n e n z u m bes. Verdienst, das Bild v o n Dix für das M u s e u m Wallraf­

Richartz erworben zu h a b e n ; wobei ich allerdings m e i n Bedauern n i c h t u n t e r d r ü c k e n k a n n , d a ß es nicht seinen i h m g e b ü h r e n d e n Platz in der Berliner Nationalgalerie ge­

f u n d e n hat.1 9

Auch die Maler der Gruppe Junges Rheinland verteidigen das Gemälde und den Künstler. Sie hielten Meier­Graefe entgegen, daß er begeisterter Kriegsbericht­

Erstatter gewesen sei, während der Arbeitersohn Dix den Krieg erlebt habe.

2

"

Aus dem Hintergrund wurde auch in Köln gegen das Gemälde operiert;

nicht nur die konservative Kölner Presse arbeitete für eine Entfernung des Bildes. So sendet der Chef des Kölnischen Kunstvereins, R von Schnitzler, den Artikel über Die Ausstellung in der Akademie (Berlin) aus der DAZ an den O B von Köln, Dr. Konrad Adenauer. Im Januar 1925 wird das Gemälde aus dem Museum entfernt und dem Dix­Händler Nierendorf zurückgegeben.

Biermanns Zeitschrift Der Cicerone meldet dies im Januar­Heft. Der Direktor des Schloßmuseums in Berlin, H e r m a n n Schmitz, wendet sich im Februar 1925 mit einem Brief an den O B Adenauer und äußert seine Genugtuung über die Entfernung des Dix­Werkes und skizziert generell die drohende Ge­

fahr der »Zersetzung« der rheinischen Kultur.

21

Der unermüdliche Dix­Förderer Paul Westheim hatte bei der Frankfurter

Zeitung, die als liberal galt, das Berliner Kunstreferat in eigener Regie; dieses

wurde ihm nach dem Schützengraben-Streit von der Chefredaktion der Zei­

tung im November 1924 entzogen ­ es sollte von Meier­Graefe ü b e r n o m m e n werden. Dagegen protestierten der Verband dt. Kunstkritiker (Max O s b o r n an der Spitze) und eine Gruppe von Künstlern, darunter Carl Einstein, Rudolf

lt! Wolfradt 1924a, 943 u. 953 (ders. 1924b, 14); Schubert, in: Harth/Schubert 1985, 185­202;

Schubert 1980/"l996, 68 u. 150. ­ Im übrigen war es 1924 Wolfradt, der für die Kriegsbilder von Dix bereits zwischen Werk und Wirkung unterschied (947), etwas das Conzelmann in seinem Eifer 1983 völlig übersah.

19 Max Lieberniann, Brief an Hans Secker (Kölner Tageblatt, 9.10.1924).

2" Das Statement der Maler des Jungen Rlieinhnd in: Das Kunstblatt 8 (1924), 317.

2 1 Histor. Stadtarchiv Köln, Abt. 902, No. 194 (Akte 507), n. Schröck­Schmidt 1989, II, 16.

(9)

O T T O DIX, DER SCHüTZENGRABEN ( 1 9 2 3 ) 3 5 9

Belling, O t t o Dix, George Grosz, E. L. Kirchner, Kokoschka, Meidner, Nolde, Pechstein, die Architekten Hans Poelzig u n d Bruno Taut u. a.22

Fr

üher hatte m a n angenommen, daß Nierendorf und Dix das Gemälde auf eine Wanderausstellung M e wieder Krieg im Anti­Kriegsjahr 1924 gegeben hätten;

2 1

dies m u ß aber offenbar revidiert werden, weil bislang nicht nach­

weisbar. Eine große Reproduktion jedoch erschien in der Broschüre Nie wieder

Krieg,

herausgegeben von der Sozialistischen Arbeiterjugend West­Sachsens.

24

Das umstrittene Gemälde hing im Sommer 1925 in der Internationalen

Kunstausstellung

im Kunsthaus Zürich als N o . 120 in der Nachbarschaft von

12 Gemälden Max Beckmanns. Im Februar 1926 zeigt Nierendorf die Lein­

wand innerhalb der Dix­Retrospektive in seiner Berliner Galerie, läßt das Werk jedoch im Katalog nicht abbilden.

2 5

Ferner war die M a p p e der 50 Radierun­

gen Der Krieg zu sehen, zu der Henri Barbusse nachträglich für eine geplante zweite Auflage der kleinen Buchausgabe einen Text verfaßt hatte; dieser Text von Barbusse ist im Katalog von 1926 mit Pressestimmen zur Radiermappe abgedruckt worden.

2 6

Die 50 Kriegs­Radierungen, die im Antikriegsjahr 1924 als Mappenwerk in einer Auflage von 70 Exemplaren erschienen und die der Dix­Galerist Nierendorf in einer billigen Buchausgabe bekannt machte, gehö­

ren neben dem Gemälde zum Radikalsten an realistischer Bildgestaltung, das die gesamte Kunst im 20. Jahrhunderts vorzuweisen hat. Alfred Hrdlicka hat dies in einem Text von 1974 bezeugt; 1982­83 wurden diese Radierungen zu­

sammen mit Hrdlickas Zyklus Wie ein Totentanz (zum 20. Juli 1944) in

Utrecht und in Heidelberg ausgestellt; zuletzt zeigte das August Macke­Haus in Bonn 1999 die Kriegsradierungen (vgl. Schubert 1999). Bereits im Sommer 1924 fand der Radierzyklus ebensolche konservativen Gegner wie der Schüt­

zengraben. So

schrieb z. B. der Kunsthändler Hermann Abels aus Köln an Nierendorf:

Ihre Werbekarte zur Subskription auf die Radierfolge v o n O t t o Dix beantworte ich dahin, d a ß m a n über die A b s c h r e c k u n g s m e t h o d e , die m i t d e m Schützengrabenbild im hiesigen M u s e u m versucht wird, d e n k e n k a n n wie m a n will.

W e n n aber die neue Radierfolge als ein deutsches D e n k m a l für den u n b e k a n n t e n Sol­

daten gelten soll, so ist dies nicht n u r eine Entgleisung in der W a h l der Anpreisung, s o n d e r n eine U n v e r s c h ä m t h e i t , die jeden ehemaligen F r o n t k ä m p f e r auf das Tiefste em­

p ö r e n m u ß [...].

Abels wußte offenbar nicht, daß Dix als Frontkämpfer in vordersten Linien mehrere Jahre das elende Sterben erlebt hatte. Nierendorf schrieb mit der

2 2 Das Schreiben Max Osborns vom 26.11.1924 und der Brief der Künstler an die Frankfurter

Zeitg. abgedruckt in: Das Wort - Organ der kommunistischen Partei Halle, 27./31. Januar 1925.

2 3 Löffler 1977, 67; Conzelmann 1983, 141; O t t o Dix und der Krieg, in: Harth/Schubert 1985,

186; Werner Hamnann: Lachende Totenköpfe, in: FAZ. v o m 14. April 1984; Willett 1998/99, 65; Schubert 1999, 26. - Die Zeitung Vorwärts vom 27. Juli 1924 erwähnte eine Buch- und Kunstausstellung Nie wieder Krieg in Leipzig.

2 4 Schubert 1980/41996, 69.

2 5 Vgl. den Bericht über die Dix-Schau bei Nierendorf in: Die Welt am Montag, 15.2.1926.

2(1 Der Text von Henri Barbusse jetzt wieder in: O t t o Dix [Katalog] 1999, 47 f.

(10)

3 6 0 DIETRICH SCHUBERT

H a n d an den Rand: »Lieber O t t o - fast alle Buchhandlungen weigern sich das Buch auszustellen aus Angst, daß m a n die Fenster einschl

ägt... Der >deutsche<

Buchhandel ist eben sehr verhakenkreuzelt.«

27

Selbst heute noch findet sich kein Verleger, mit den Repros dieser M a p p e n eine Buchausgabe zu machen, wie ich im Jahr 1999 erfahren mußte, als ich eine Neuausgabe plante.

Im Juni/Juli 1926 hing das Werk in M ü n c h e n in der Modernen Galerie Thannhauser innerhalb der dortigen Dix­Ausstellung. Danach konnte man dem Gemälde in M a n n h e i m begegnen, jedoch nicht in der Kunsthalle ­ of­

fenbar war Hartlaub doch zu »liberal« bzw. unentschieden, die Leinwand an­

zukaufen ­ sondern in der Galerie Tannenbaum. Dort sah auch der Pazifist Kurt Hiller das Werk u n d schrieb an Dix:

Vor einigen Tagen hatte ich in M a n n h e i m die Freude, z u m erstenmale das Original Ih­

res Schützengrabenbildes zu sehen ­ welches bei grünewaldischer Meisterschaft des H a n d w e r k s d u r c h die Wesentlichkeit u n d Wahrhaftigkeit seiner Schau ein Manifest ist.

[...] Meier­Graefe verging sich seinerzeit schwer an d e m E t h o s dieses Werkes u n d seines Schöpfers; er hat sich daniit aus der geistigen Bewegung ausgeschlossen; da n ü t z t aller prickelnde Stil u n d alle Asthetenvielwisserei nichts. Ich e m p f i n d e das Bedürfnis, als ein Theoretiker der gegen d e n Krieg gerichteten Bewegung, I h n e n für Ihre S c h ö p f u n g D a n k zu sagen [...].

Anschließend warb Hiller den Maler für die »Gruppe Revolutionärer Pazifi­

sten«.

28

Im November 1928 entschließt sich die Stadt Dresden z u m Ankauf des be­

rüchtigten Werkes für 10000 Mark, hälftig von der Gemäldegalerie und vom Patronatsverein; es wird jedoch in der Gemäldegalerie nicht aufgehängt (vgl.

O t t o Dix [Katalog] 1991/92, 162).

Im Jahr zuvor 1927 veröffentlichte Ernst Kallai den Text Dämonie der Sati­

re

im Kunstblatt, in welchem er meinte: »Das Schützengrabenbild von Dix könnte ebenso gut der Gegenstand höchster Anbetung eines fanatischen Kriegsgottverehrers als pazifistisches Propagandamittel sein.« Ich bin bereits 1980 in der ersten Auflage meiner Dix­Monographie dieser Nivellierung ent­

gegengetreten. Die Reaktion der Nazis nämlich widerlegen Kallais These; sie sahen in dem Gemälde und in den 50 Radierungen Der Krieg primär Zeugnis­

se der »Zersetzung des Wehrwillens des deutschen Volkes«.

29

Rüdiger 1993. Ich danke der Autorin für die Übersendung der Kopie des Briefes Abels an Nierendorf.

Kurt Hiller am 17.10.1926 an Dix (Nürnberg G N M AbK, Nachlaß Dix), dank freundlicher Hilfe von Jörg Merz; vgl. ders. 1999 (im Druck).

Kallai 1927, 97 f , wieder in: Kallat 1986, 93; - dazu Schubert: 1 9 8 0 / 1 9 9 6 , 68-69; Peters 1998, 199 f.

(11)

O T T O DIX, DER SCHüTZENGRABEN ( 1 9 2 3 ) 3 6 1 3 .

N a c h d e r M a c h t e r g r e i f u n g d e r N a z i s w i r d d e r Schützengraben i n D r e s d e n i n d i e V o r lä u f e r ­ S c h a u Entartete Kunst i m H e r b s t 1 9 3 3 i m R a t h a u s g e s t e l l t ( A b b . 2). N u n w a r d a s b e d e u t e n d e K r i e g s b i l d u n d r a d i k a l e s Z e u g n i s d e r K r i e g s f o l g e n d e s 2 0 . J a h r h u n d e r t s u n g e s c h ü t z t . M a x L i e b e r m a n n w u r d e als J u d e v e r f o l g t ; P a u l F e r d . S c h m i d t v o m S t a d t m u s e u m D r e s d e n w u r d e e n t l a s ­

s e n ; P a u l W e s t h e i m e m i g r i e r t e n a c h Paris.3 0

D i x s e l b s t h a t t e k e i n e M ö g l i c h k e i t , weil i h m d a s W e r k n i c h t m e h r g e h ö r t e . V o n d e r D r e s d n e r K u n s t a k a d e m i e , w o er seit S o m m e r 1 9 2 7 e i n e K u n s t ­ P r o f e s s u r u n d M a l k l a s s e l e i t e t e , w u r d e er A n f a n g A p r i l 1 9 3 3 d u r c h d e n R e i c h s k o m m i s s a r S a c h s e n s , M a n f r e d F r h . v o n K i l l i n g e r , e n t f e r n t u n d z o g s i c h a n d e n B o d e n s e e z u r ü c k .3 1

D e r G r a p h i k e r R i c h a r d M ü l l e r , n e i d i s c h a u f d i e E x p r e s s i o n i s t e n u n d Reali­

s t e n , j e t z t N S ­ R e k t o r d e r D r e s d n e r K u n s t a k a d e m i e , p u b l i z i e r t e i m H e r b s t 1 9 3 3 e i n e n A r t i k e l ü b e r d i e fijfarrefe­Schau i m D r e s d n e r R a t h a u s ;3 2 w i r l e s e n i m

Dresdner Anzeiger:

Eine Schilderung des Krieges, wie sie irgendein rühriger P a n o p t i k u m s b e s i t z e r als At­

traktion seiner Kriegsabteilung einverleiben k ö n n t e in der H o f f n u n g , ein gutes Ge­

schäft zu m a c h e n . Der Nervenkitzel, das ist die H a u p t s a c h e ­ ganz einerlei, o b mit den H e l d e n eines Volkes, mit heiligen T o t e n , ein H a n d e l getrieben wird. M a n k ö n n t e sich das G e m ä l d e a u c h als D e m o n s t r a t i o n s s t ü c k k o m m u n i s t i s c h e r Agitatoren denken, die der aufgepeitschten M e n g e zurufen, d a ß hier Leute zu sehen sind, die so d u m m waren, ihr Vaterland ausgerechnet im Schützengraben zu verteidigen, o d e r Leute, die a u f d e m Felde der U n e h r e gefallen sind, wie ein Professor G u m b e l einst gesagt hat. Eine gerech­

te W ü r d i g u n g würde das Bild erfahren, w e n n m a n es als eine E n t w ü r d i g u n g des gefal­

lenen d e u t s c h e n Frontsoldaten ansehen wollte ­ des Frontsoldaten, der d o c h verdient, d a ß m a n i h m n a c h seinem H e l d e n t o d e ein ihn ehrendes D e n k m a l setzt, nicht eines, das in solch entsetzlicher Elendschilderung besteht. [...] W e l c h schwere Schuld h a b e n m a n c h e Leute auf sich geladen, als sie ausgerechnet diesen M a n n als Lehrer an die K u n s t a k a d e m i e beriefen u n d so die J u g e n d jahrelang seinem vergiftenden E i n f l u ß aus­

setzten, einer Tätigkeit, der d u r c h seine Entlassung im F r ü h j a h r dieses Jahres ein E n d e bereitet w o r d e n ist.

W i r k e n n e n e i n a u t h e n t i s c h e s Z e u g n i s e i n e s K ü n s t l e r s , K a r l K r ö n e r , d e r 1 9 3 3 a n D i x ü b e r d i e L a g e i n D r e s d e n i m W i n t e r 3 3 / 3 4 b e r i c h t e t e :

Die Greuel­Ausstellung wurde z u m Kabinett verquälter Seelen, die sich dort enragierten o d e r die daselbst v o n einsam gewordenen Kunstfanatikern m a n n h a f t e n Bescheid be­

k a m e n . Das spielte sich meist vor Ihrem g r o ß e n Kriegsbild ab. Q u e r n e r3 3 soll wegen seiner Verteidigung einmal einige S t u n d e n v o n der Stelle weg in S c h u t z h a f t gelangt sein, u n d mir sagte eine hysterische D a m e n a c h einer Verteidigungsunterhaltung davor,

311 Frank 1985, 322 ff; Windhöfel 1995, 331 f.

31 Dazu Löffler 1977, 97 ff und Fischer 1981, 98; Schubert 1980/1996, 106; Bächler 1990,

268­275.

32 Richard Müller: Spiegelbilder des Verfalls, in: Dresdner Anzeiger, 23.9.1933; Schubert

1980/1996, 107. ­ Zu Müller vgl. Grosz 1955, 66 f.; Thiele, in: Dresden 1990, 308 ff; Peters 1998, 88 f.

3 3 Curt Querner war Schüler von Dix vor 1933; da er als KPD­Mitglied in der ASSO engagiert

war, war er seit Frühjahr 1933 besonders gefährdet; vgl. Bächler 1990, 275.

(12)

3 6 2 DIETRICH SCHUBERT

d a ß ich m i c h s c hä m e n solle, ein D e u t s c h e r zu sein. Ich k o n n t e ihr aber gerade n o c h zurufen, d a ß ich vier Jahre an der W e s t f r o n t g e k ä m p f t h a b e u n d daselbst gespürt hätte, d a ß der Krieg nicht auf d e m Kanapee ausgefochten w o r d e n wäre. [...] W e n n nicht Ihr Kriegskrüppelbild aufgehängt w o r d e n wäre ( s t a m m t e aus d e m S t a d t m u s e u m ) , würde die Lage für Sie wesentlich günstiger sein, d e n n ich h a b e m i c h des öfteren überzeugen k ö n n e n , d a ß m a n d e n Krieg verstand oder gerade n o c h verstand.3 4

Die Nazifünktionärin, Schriftleiterin der Zeitschrift Das Bild, Bettina Feistel­

Rohmeder, gab in ihrer Sammlung Im Terror des Kunstbolschewismus 1938 über Dix die mehr oder weniger offizielle Sicht: Dix ist der »Verhöhner des heldischen Menschen«, ein Fanatiker von Scheußlichkeiten, ein Dirnenmaler.

Im »Befreiungsjahr« sei er nun unter die Anständigen gegangen und male Va­

terfreuden, die »nationale Presse heftet ihm das Ehrenzeichen der Alt­Meister­

lichkeit an.«

35

Aus der Pariser Emigration schrieb Paul Westheim am 19. Juli 1939 an Ge­

org Schmidt, den Leiter des Kunstmuseums zu Basel, wegen möglichen Er­

werbs des Gemäldes für Basel für 4 000 sFr.:

Es ist mir in d e n letzten W o c h e n berichtet w o r d e n , D i x sei ­ aus Protest wie zur Zeit viele Intellektuelle i m »Dritten Reich« ­ k a t h o l i s c h geworden. Er hat mehrere Chri­

stophorus­Bilder gemalt u n d ist jetzt dabei eine V e r s u c h u n g des hl. A n t o n i u s zu malen.

Das heißt, das, was er sich in d e m Kriegsbild abreagiert hat, versucht er jetzt ­ g e ­ t a r n t ­ in einer V e r s u c h u n g des A n t o n i u s abzureagieren [...].36

Das Gemälde wurde während der Wanderausstellung Entartete Kunst von den Nazis herausgezogen und an den Händler Bernhard Boehmer in Güstrow im Januar 1940 für 200 $ verkauft.

37

Bis heute ist es ungewiß, o b das Gemälde verschollen oder zerstört ist. Bei der Kunstverbrennung der Nazis 1939 in Ber­

lin ­ was Dix früher selbst angenommen hatte ­ war es mit Sicherheit nicht.

Dix schuf 1929­32 eine neue gewaltige Kriegsdarstellung, das vierteilige Werk auf Holz in altmeisterlicher Lasurtechnik, das sich heute in der Dresd­

ner Gemäldegalerie befindet, angekauft erst 1968. Die Mitteltafel (Abb. 5) ist quasi die neue Version des Schützengrabens, auf den Teilen sind in vier Ta­

geszeiten Morgen ­ Mittag ­ Abend u n d zuunterst die Nacht veranschaulicht, also die Zwangsläufigkeit des Kriegsgeschehens als eine kreislaufhafte Wieder­

kehr des Gleichen.

314

Der Künstler stellte dieses Triptychon noch kurz vor der Nazi­Herrschaft im Herbst 1932 in der Preußischen Akademie der Künste in Berlin aus;

39

dann ließ er es in Kästen verpacken und in Dresden in einer Fa­

brik eines Freundes verstecken.

4 Zitiert nach Fischer 1981, 100 (ohne Quellenangabe).

5 Feistel­Rohmeder 1938, 205; vgl. a u c h Merz, in: Marburger Jb. 1999, A n m . 140.

f> Die Kenntnis dieses Briefes verdanke ich Lutz W i n d h ö f e l (Basel); vgl. Kreis 1990, 62­65;

Schubert in: O t t o Dix [Katalog] 1991/92, 279.

7 Andreas H ü n e k e : D u b i o s e H ä n d l e r operieren im D u n s t der M a c h t , in: Alfred Flechtheini [Katalog] 1987, 101 ff

8 Schubert 1980/41996, 97­103; Peters 1998, 207 f.; ferner Schmidt: O t t o Dix ­ Der Krieg, ein

verfemter Künstler u n d ein verstecktes Gemälde, in: Verfolgt und Verführt [Katalog] 1983, 108­116 und Scholz: Das Triptychon Der Krieg, in: O t t o Dix [Katalog] 1991/92, 261­267.

5 Herbstausstellung Akademie der Künste [Katalog] 1932, N o . 24 neben Lieberniann, Kollwitz,

Barlach, Klee, Jaeckel, E. L. Kirchner u. a.

(13)

O T T O DIX, DER SCHüTZENGRABEN ( 1 9 2 3 ) 3 6 3

Daß bereits ein anderer Geist aufzog, belegt die in dieser Akademie-Schau gezeigte plastische Gruppe von Paul Merling, das Modell f

ür ein »Ehrenmal«

(wie es n u n hieß) der Weltkriegstoten, fünf Landser um ihren intakten Kame­

raden am Boden gruppiert (Abb. 5), ­ zu Dix' Gemälde der denkbar stärkste Gegenpol in der Sicht auf die Kriegstoten. Hier wäre auch an die Lösung von Käthe Kollwitz zu erinnern, die auf den aufgebahrten Toten ­ ihr 1914 gefal­

lener Sohn Peter ­ verzichtete, um in jahrelanger Meditation stattdessen die hinterbliebenen Ekern in einer überzeugenden Darstellung als kniende Figu­

ren in Stein zu realisieren, 1932 für Eesen (Roggevelde), heute in Vladslo bei Dixmuiden auf dem Friedhof (Abb. 6).

411

Schluß

Dies alles zeigt, daß ein realistisches Werk ­ trotz Fotografie und Film, die den »Bildhunger« (G. Grosz) bzw. das »Bildbedürfnis« der Menschen (H. Be­

enken) abdecken ­ die Betrachter nachhaltiger affiziert als eine abstrakte Komposition a la Kandinskys Formalkunst.

Die Malerei der 20er Jahre war gespalten in die zwei Ströme der Transzen­

denz und der Immanenz, der »Abstraktion« und der »Einfühlung« (W. Wor­

ringer),

41

d. h. einerseits die Tendenz zur Form­Kunst, Autonomie der Formen und Farben, andererseits die breite Bewegung des neuen Naturalismus u n d des Realismus (als Verdichtung), innerhalb derer der Schützengraben stand.

Der Dichter und Kunstkritiker Carl Einstein formulierte 1923 im Kunstblatt in seinem Dix­Text treffend:

Die Pole heutiger Kunst liegen bis zum Reissen gespannt. Konstrukteure, Gegenstandslo­

se errichten die Diktatur der Form; andere wie Grosz, Dix, Schlichter zertrümmern das Wirkliche durch prägnante Sachlichkeit, decouvrieren diese Zeit ... (Einstein 1923, 97 f.) D a ß die Nazis die kritischen Veristen (Realisten), welche die Kriegsfolgen dar­

stellten und das soziale Elend der 20er Jahre anprangerten, mehr und wütender verfolgten als die ästhetischen Form­Autonomen wie Molzahn, Schwitters, Kandinsky oder die sachlichen Maler wie Schrimpf, Kanoldt, Nebel und Lenk dürfte inzwischen deutlich sein. Dies ist stringent, weil die Nazibewegungen den neuen größeren, rassistischen Krieg als Revision des verlorenen Weltkriegs her­

beiführten. (Fischer 1961/

3

1964)

4 0 Zur Frage der Visualisierung der Kriegstoten vgl. meinen Beitrag in M. Diers (Hg.): Monu­

mente, Berlin 1993, 137­149; Koselleck 1998; ­ das Kollwitzwerk jetzt in einem monographi­

schen Katalog des Kölner Kollwitz­Museums s. Fischer 1999.

4 1 Worringen Schrift Abstraktion und Einfühlung mit seiner breiten Wirkung bei Schaffenden

erschien zuerst bereits 1908; vgl. für die zwei künstlerischen Wege im 20. Jahrhundert der sachlichen Weltdeutung mittels Figur und der bloßen Färb­ und Form­Autonomisierung (Beckmann ­ Franz Marc) Schubert 1983, 207­244.

(14)

364 DIETRICH SCHUBERT

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Abb. 2 Dresden, Rathaus, Ausstellung »Entartete Kunst« (1933/35) Foto: Chronos-Film

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3 6 8 DIETRICH SCHUBERT

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O'ITO Dix, DER SCHüTZENGRABEN (1923) 369

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A b b . 4 O t t o Dix: Mitteltafel des T r i p t y c h o n s Krieg (1928-32) D r e s d e n Gemäldegalerie N e u e Meister

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370 DIETRICH S C H U B E R T

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Abb. 5 Paul Merling: Modell für ein »Ehrenmal« (1932)

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Abb. 6 Käthe Kollwitz: Die trauernden Eltern (1930/32, Vladslo, Belgien)

Referenzen

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