V A R I A
um Wettbewerb „Jugend forscht“ hatten sich 6 980 Jugendliche aus 16 Bun- desländern angemeldet, 180 kamen nach den Regional- und Landes-Ausscheidungen in die Endrunde. Das Finale fand im Heinz Nixdorf Mu- seumsForum in Paderborn statt, dem größten Computer- museum der Welt. Dort ermit- telten 36 Juroren aus Wissen- schaft, Wirtschaft und den ein- schlägigen Fachver-
bänden die Bundes- sieger. Zu begutach- ten waren hundert Projekte aus den Fachgebieten Bio- logie, Chemie, Geo- und Raumwissen- schaften, Mathema- tik/Informatik, Phy- sik, Technik und Arbeitswelt.
Knifflige Aufgaben Die jungen Forsche- rinnen und Forscher (13 bis 21 Jah- re alt) beschäftigten sich mit so kniffligen
Aufgaben wie „Simulation ei- ner halbautonomen Univer- salsonde, gesteuert durch ein neuronales Netz“ oder „Er- zeugung starker Magnetfelder zur Untersuchung dia- und pa- ramagnetischer Eigenschaften von Materie“. Die Frage, ob es unter Affen Rechts- und Linkshänder gebe, konnte Le- na Oesterlin (19) aus Göttin- gen mit Ja beantworten; sieben von zwölf über längere Zeit beobachtete Tiere gebrauch- ten bei ein und derselben Tätigkeit nur die linke, fünf die rechte Hand. Timon Pott und Sebastian Sachweh (beide 18) aus Bremen verfolgten die Drift des Eisberges A-38b im antarktischen Weddellmeer; in einem Jahr legte der Koloss 1 100 Kilometer zurück.
Doch auch sehr prak- tischen Dingen haben die Wettbewerbsteilnehmer nach- gespürt: Ist Fast Food denn nun wirklich das „Letzte“?
Anja Nitzsche (19), Martin Kalkstein (21) und Kerstin Lardong (20) aus Hamburg fanden heraus, dass hausge- machte Frikadellen sogar stärker mit mutagenen Stof- fen belastet sind als Fast- Food-Produkte, weil sie län-
ger und bei höherer Tempera- tur gebraten werden. Sven Niewiadomski (19) aus Bran- denburg untersuchte Spinat auf Nitrat, Nitrit, Ascor- binsäure und Ballaststoffe; er weist nach: Zu intensive Dün- gung schadet dem Gemüse.
Auch zeigen seine Untersu- chungen, dass Spinat gesün- der ist, wenn man ihn mor- gens erntet. Thessa Rudolf (20) aus Bremen entwickelte den auf Ultraschall basieren- den akustischen Kopfschutz
„Vediamolo“ für Blinde. Das unauffällige Gerät lässt sich an fast jeder Kopfbedeckung befestigen und warnt den Trä- ger vor Gefahren in Kopf-
höhe. Wie lange verweilt ein Medikament im Körper des Kindes? Michael Rodamer (19), Verena Jakob (18) und Timothy Armstrong (19) aus zwei bayerischen Gymnasien gingen der Sache mit einem (Kinder nicht belastenden) Speicheltest auf den Grund.
Als Versuchssubstanzen wähl- ten sie Coffein und Theobro- min. Die Versuchsreihen las- sen sich pharmakologisch
nutzen und dienen der verträglicheren Dosierung von Medikamenten. Schwer- punkte im „Jugend forscht“- Wettbewerb 2000 überhaupt:
Gesundheit und Umwelt.
Nur große Mengen schaden Ist Aspartam giftig? Tatsäch- lich wird bei Verdauung des Süßstoffs giftiger Methylalko- hol freigesetzt. Das fanden Sil- via Görlach (16) und Sebasti- an Frank (17) von der Albert- Einstein-Schule in Schwal- bach heraus. Ihre Unter- suchungen mit dem Gaschro- matografen zeigten aber auch:
Nur der Verzehr sehr großer
Mengen des Süßstoffs könnte zu Vergiftungen führen. Zum Beispiel m ssten ein 75 kg schwerer Mann pro Tag 160, seine 55 kg wiegende Ehefrau 120 Tabletten des Fabrikats Canderel zu sich nehmen, um mit beider Gesundheit zu spielen.
Nina Donner (20) aus Ger- mering untersuchte neun ver- schiedene Honige, um heraus- zufinden, wie Licht und Tem- peratur die bakterielle Hemm- wirkung beeinflussen. Selbst Honige, die noch in Verdün- nungen von 1 :1/8antibakteri- ell wirkten, verloren schon nach kurzer Erhitzung auf 40° C oder nach zehn Tagen in hellem Licht ihre Hemmfähig- keit. Den Imkern und Fabri- kanten ins Stammbuch: Honig kalt schleudern und abfüllen.
Astronomische Uhr
Auch Joghurt nahm die jun- ge Forscherin unter die Lupe.
Sie verglich herkömmliche Sorten mit probiotischen (die als besonders gesund gelten).
Doch nur einer der untersuch- ten probiotischen Joghurte entsprach den angezeigten Keimzahlkriterien. Wer sei- nen Joghurt selber macht, soll- te wissen: Mit Fertigfermen- ten gesäuerte Ansätze ver- gären den Milchzucker sehr viel langsamer als Kulturen, die mit einem Löffel Joghurt angesetzt werden. Joghurt aus Fertigfermenten schmeckt deshalb milder und bildet we- niger Molke.
Die astronomische Uhr der St. Marienkirche in Ro- stock ist ein Meisterwerk aus dem Mittelalter: Sie zeigt Da- tum und Uhrzeit an, aber auch Fest- und Feiertage so- wie den Stand von Sonne und Mond im Tierkreis. Aller- dings nur bis zum Jahr 2017.
Dann muss die Kalender- scheibe ersetzt werden. Ingolf Söllig (18), Konstantin Wehr- hahn (18) und Juliane Heike (18) vom Rostocker Goethe- Gymnasium wissen, wie die neue Scheibe aussehen m sste. Per Computer haben sie das umfangreiche Kalen- darium in die Zukunft fortge- schrieben. Günther Dressler
Deutsches ÄrzteblattJg. 97Heft 277. Juli 2000 AA1913
Z
„Jugend forscht“
Ist Aspartam giftig?
Der Bundeswettbewerb „Jugend forscht“ fand dieses Jahr zum 35. Mal statt.
Nina Donner untersuchte Honig und Joghurt.
Foto: Günther Dressler
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