• Keine Ergebnisse gefunden

Rezension: Feuser, Georg (Hrsg.) (2017): Inklusion – ein leeres Versprechen? Zum Verkommen eines Gesellschaftsprojekts

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Rezension: Feuser, Georg (Hrsg.) (2017): Inklusion – ein leeres Versprechen? Zum Verkommen eines Gesellschaftsprojekts"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

VHN 3 | 2018

265

REZENSIONEN

Feuser, Georg (Hrsg.) (2017):

Inklusion –

ein leeres Versprechen?

Zum Verkommen eines Gesellschaftsprojekts Gießen: Psychosozial-Verlag.

289 S., € 29,90

Der Band versteht sich als Reaktion auf die 29. Jahrestagung der Integrations- / Inklusions- forscherInnen in deutschsprachigen Ländern bzw.

deren Tagungsthema: „Inklusion ist die Antwort – was war nochmal die Frage?“ Diese Formulie- rung und die nachgestellte Präzisierung, dass es da rum gehe, sich darüber auszutauschen, „was wir warum wie im Feld der wissenschaftlichen Aus einandersetzung mit Inklusion tun“ (S. 9), war Stein des Anstoßes.

Ausgangspunkt der kritischen Auseinanderset- zung mit dem genannten Thema bildet die durch die Frage suggerierte Inhaltsleere des Inklusions- begriffs. Die Leerstelle passt gemäß den Autoren – Willehad Lanwer, Erich Otto Graf, Wolfgang Jantzen, Peter Rödler, Anne-Dore Stein, Er- win Reichmann-Rohr und Georg Feuser – gut zu einer konstatierten Geschichtslosigkeit des aka- demischen Diskurses. Als Reaktion auf diese findet sich in den Beiträgen eine ausführliche Zusammenstellung der (historischen) Bedingun- gen, aus denen sich die inhaltliche Bedeutung

PDF bereitgestellt von Reinhardt e-Journals | © 2022 by Ernst Reinhardt Verlag Persönliche Kopie. Zugriff am 14.02.2022

Alle Rechte vorbehalten. www.reinhardt-verlag.de

(2)

VHN 3 | 2018

266

REZENSIONEN

und die Relevanz des Begriffs Inklusion ergeben.

Die von behinderten Menschen erlebte Abwer- tung (bspw. im Kontext des Nationalsozialismus oder in der Perspektive einer utilitaristischen Ethik) und deren Konsequenz ist dabei ebenso Thema wie der Verweis auf den politischen Kampf, dessen es bedurfte und immer noch be- darf, um die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung zu erreichen. In die- sem Sinne wird auch die im Zusammenhang mit dem Begriff Inklusion oft bemühte UN-Behin- dertenrechtskonvention nicht als Ausgangs- punkt verstanden, sondern als Reaktion auf die historische und aktuelle Verweigerung von Men- schenrechten, mit der behinderte Menschen konfrontiert sind. Unter Bezugnahme auf histo- rische Entwicklungen, theoretische Ausführun- gen im Kontext der Behindertenpädagogik und unter Berücksichtigung von „schwer behinder- ten“ Menschen wird eine Enttrivialisierung der Inklusions-Debatte gefordert. Auffallend ist da- bei eine gesellschaftskritische Positionierung, die sich bspw. in der häufigen Bezugnahme auf Beiträge aus dem Feld der kritischen Theorie

(Adorno, Horkheimer, Habermas usw.) zeigt und auf die Relevanz von Aufklärung und Mündigkeit jedes Einzelnen hinweist.

Insgesamt verbinden sich die sieben Beiträge zu einer vielseitigen, in sich stimmigen und ko- härenten Argumentation. Die geäußerte Kri- tik bleibt letztendlich nicht nur auf die Tagung bezogen, sondern ist die Fortführung einer Aus- einandersetzung, die historisch weiter zurücklie- gende Wurzeln hat. Sie schließt an die von Ver- tretern der Behindertenpädagogik geäußerte Kritik am dominierenden sonderpädagogischen Diskurs an, wobei die Beiträge bereits vorgetra- gene Argumente nochmals übergreifend darstel- len, aber auch darüber hinausgehen. Im Sinne einer fundierten Auseinandersetzung mit Inklu- sion ist das Buch deshalb als wichtige Gegenposi- tionierung einzustufen. Es wäre zu wünschen, dass es darin Gehör findet.

Dr. phil. Raphael Zahnd CH-8032 Zürich

DOI 10.2378/vhn2018.art30d

PDF bereitgestellt von Reinhardt e-Journals | © 2022 by Ernst Reinhardt Verlag Persönliche Kopie. Zugriff am 14.02.2022

Alle Rechte vorbehalten. www.reinhardt-verlag.de

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE