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ie Möbelbranche und insbesondere die Office- Einrichter sind zurzeit un- zufrieden. In Zeiten schlechter Konjunktur sparen Kunden auch im Interieurbereich.Schon die im Herbst durchge- führte „Orgatec“, die sich aus- schließlich dem Büromöbel- markt widmet, hatte Umsatz- einbußen und das Fernbleiben einiger Aussteller zu verkraf- ten.
Die Innovationsfähigkeit der Designer ist von der der- zeitigen Situation nicht betrof- fen – ganz im Gegenteil: Die Bedürfnisse des neuen Mark- tes — zum Beispiel nach multi- funktionalen Möbeln zu einem guten Preis — fordern die Kreativen heraus. Schwer- punkte bei den Novitäten bil- den modulare Interieurlö- sungen, bequeme Sofa- und Sitzgelegenheiten für den Lounge-Stil sowie Möbel, die der wachsenden Anzahl
der Home-Office-Nutzer und Freiberufler in kleinen Büros weiterhelfen.
Viel Farbe ins Spiel bringen die Polstermöbel. Das beque- me Herumsitzen, gerne auch auf flachen Sitzgelegenheiten am Boden, entspricht dem Zeitgeist, und so sind die Ent- würfe in Orange, Pink oder Li- la gehalten. Opulente Sofa- Landschaften sucht man verge- bens. Stattdessen können Kun- den aus verschiedenen Modulen ihre individu- elle Lounge zusam-
menstellen. Zukunftsvisionen stellt das Team von Philips De- sign in Kooperation mit dem italienischen Designbüro Feli- cerossi vor, ihr Prototyp „04 Plugged“ besteht aus vier Ma- tratzen, verschiedenen Arm- und Rückenlehnen, varia- blen Beistelltischen, Lam- pen, einem Web-Pad (Bildschirm mit La- deeinheit für den Internetzugang) und einem Pro- jektor für Decken- und Wandprojektio- nen – alles in ku- bistischen, zeit- losen Formen
und Farben. Basis für den Ent- wurf war das „vernetzte Haus“
und die Integration verschie- dener Funktionen (Fernsehen, Arbeiten, Ruhen, Gesellig- keit) in einem Möbelstück.
Seit längerem beschäftigen sich Hersteller und Designer mit der Frage, wie Individua- lität und Komfort mit den An- forderungen an ein Home- Office kombiniert werden können.Was beim Modell „Q4 Plugged“ so beeindruckt, ist der Variantenreichtum. Denn die einzelnen Module der Pol- sterlandschaft lassen sich zum Beispiel zu einer großen Lie- gezone zusammensetzen, zu getrennten Solitären montie- ren, sie können aber auch als klassisches Sofa mit Rücken- lehne eingesetzt werden. Die Vernetzung erfolgt auch auf elektronischer Ebene: Ein
Hocker hat einen Stroman- schluss, um die Gesamtumge- bung mit einer Netzsteckdose zu verbinden. In den Armleh- nen eingebaut sind außerdem ein CD-Player beziehungswei- se Lautsprecher. „Q4 Plugg- ed“ ermöglicht es seinen Nut- zern, auf ein Sofa konventio- neller Prägung, auf ein Gäste- bett, auf einen Hifi-Turm und eine Arbeitsecke für den Inter- netzugang zu verzichten. In die gleiche Richtung entwickelt wurde auch das Möbel „Cof- fice“ des österreichischen Her- stellers bene. In dem Set ver- schmelzen Café und Office. Ei- ne Plugbox mit Netz- und Stromanschluss ist ebenso in- tegrierbar wie eine schwenk- bare Flatscreen-Halterung.Das modern konzipierte Möbel kann sowohl in privaten wie auch in geschäftlichen Räu- men platziert werden.
Überhaupt konzipieren im- mer mehr Hersteller Möbel so, dass sie möglichst universell eingesetzt werden können.
Gerade bei Thekenelementen, verstellbaren Tischen/Arbeits- platten oder Sitzgelegenheiten lässt sich kaum erkennen, ob der Entwurf für das Eigen- heim oder für die Praxis gestal- tet wurde. „Trend ist, dass es keinen einheitlichen Trend gibt“, sagt Lothar Weinmiller, Geschäftsführer im Bundes- verband des Deutschen Mö- belfachhandels.
Lediglich die Küchenaus- statter bestätigen, dass die Käufer in diesem Segment konsumfreudig sind. Die Halle 14.1 steht unter dem Motto
„imm cuisinale“. Dort präsen- tieren sich Küchenanbieter wie Zeyko oder Leicht mit Herstel- lern von Einbaugeräten. In die- ser Halle finden Veranstal- tungen und Demonstrationen für Besucher statt. (Die Publi- kumstage der Internationalen Möbelmesse sind am 18. und 19. Ja- nuar von 9–18 Uhr. Die Tages- karte kostet zehn Euro.) Frank Bantle V A R I A
Internationale Möbelmesse 2003
High-Tech in der Sofalandschaft
Technik
Futuristisch anmutende Sofa- landschaften mit integrierten technischen Details für Büros, Wartezonen sowie zu Hause prä- sentiert die Internationale Mö- belmesse in Köln 2003.
Variantenreichtum ist ein Merk- mal des Modells „Q4 Plugged“
– einmal als Liegewiese (oben) und Sitzgruppe
(unten) gestaltet.
A
A52 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 1–26. Januar 2003
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