V O M K AI S E R R E I C H Z U R R E P U B L I K 1 9 1 8 / 1 9
NOVEMBER
REVOLUTION
MILITÄRISCHE LAGE
• Von Seite der militärische Führung der Versuch, eine Revolution von Oben in der Wege zu leiten und eine
„Revolution von Unten“ (wie in Russland) verhindern.
• Beschluss der „sofortigen“ Übermittlung eines Waffenstillstandsangebotes an den alliierten Kriegsgegner.
• Am 3. Oktober bittet Prinz in einer diplomatischen Note den amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson, alle kriegsführende Staaten zu Friedensverhandlungen
einzuladen. (Grundlage dazu sollte Wilsons 14 Punkte Programm dienen).
REAKTIONEN IM INNEREN
• Die kaiserliche Propaganda und die versprochene
„Siegfrieden“ löste sich in nichts auf.
• Die Bevölkerung ist empört: alle Anstrengungen, Entbehrungen und Opfer vergeblich gewesen!
Starke Wünsch nach einen schnellen Frieden
• Durch die Wilson-Note vom 23. Oktober entstand der Eindruck, dass Wilhelm II. einem schnellen
Friedensschluss im Wege stand.
"Der Kaiser muss weg!"
REAKTIONEN IM INNEREN
• OHL (Oberste Heeresleitung) mischt sich erneut in der Politik, behauptet, man könne die Bedingungen nicht akzeptieren.
• Am 22. Oktober bereitete die Seekriegsleitung (ohne Wissen der Reichsregierung) einen Angriff auf die
britische Flotte im Ärmelkanal vor.
"Wenn auch nicht zu erwarten ist, dass hierdurch der Lauf der Dinge eine entscheidende Wendung erfährt, so ist es doch aus moralischen Gesichtspunkten Ehren- und
Existenzfrage der Marine, im letzten Kampf ihr Äußerstes getan zu haben," heißt es in der Eintragung im
Kriegstagebuch der Seekriegsleitung vom 25. Oktober 1918.
REAKTIONEN IM INNEREN
Matrosenrevolte 29./30. Oktober in Wilhelmshaven und Kiel.
Als die Seekriegsleitung mehr als 1000 Meuterer verhaften und in Wilhelmshavener und Kieler Militärgefängnisse bringen ließ, wo ihnen das Kriegsgericht und die Todesstrafe drohten, eskalierte die Entwicklung.
Am Morgen des 4. November wählten die Mannschaften Soldatenräte, bewaffneten sich und entwaffneten ihre Offiziere. Der Kieler Militärgouverneur wurde gezwungen, die gefangenen Meuterer freizulassen. Matrosen und Marinesoldaten besetzten die wichtigsten militärischen und zivilen Dienststellen. Als die Aufständischen am Abend bereits die ganze Stadt kontrollierten, erhielten sie Unterstützung von den solidarisch in Streik getretenen Werft- und Industriearbeitern.
REVOLUTION IN BERLIN
Am 9. November begann die Revolution mit einem Generalstreik der größeren Betriebe, ausgerufen von den Revolutionären Obleuten und der
Spartakusgruppe, mitgetragen von der MSPD und
den ihr nahestehenden Gewerkschaften, unterstützt
von den zunehmend MSPD-orientierten Soldaten.
ABDANKUNG DER HOHENZOLLERN
Zur selben Zeit versuchte der Kanzler, Prinz Max, die Monarchie zu retten. Vergeblich beschwor er den
Kaiser in Spa telefonisch und telegrafisch zur Übergabe des Throns an einen "Regenten„. Gegen 11.30 Uhr sah der Kanzler keine andere Möglichkeit mehr, als
eigenmächtig den Verzicht von Kaiser und Kronprinz auf den deutschen Kaiserthron und den preußischen Königsthron bekannt zu geben.
Ende der Monarchie
AUSRUFUNG DER REPUBLIK I
Gegen zwei Uhr nachmittags wurde Philipp Scheidemann von Parteifreunden genötigt, an ein Fenster des Reichstags zu treten und zu der versammelten Menge zu sprechen.
Er ließ sich spontan dazu hinreißen, nicht nur das Ende der Hohenzollernherrschaft und des „Militarismus" zu verkünden, sondern auch die "deutsche Republik" auszurufen.
Reichskanzler Ebert werde eine Regierung aller sozialistischen Parteien bilden.
Die Menge reagierte begeistert, Ebert jedoch war entsetzt:
"Du hast kein Recht, die Republik auszurufen! Was aus Deutschland wird, ob Republik oder was sonst, entscheidet eine Konstituante (verfassunggebende Nationalver- sammlung)!", schrie er seinen Parteifreund an.