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eGovernment Review: Grenzüberschreitendes E-Government

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Academic year: 2022

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Grenzüberschreitendes E-Government

Prozeßorientierte Verwaltungsforschung | European E-Government Awards

Ausgabe Nr.

Juli 2011

ISSN 1997-4051

8

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Titelbild: Rathaus Hamburg COPYRIGHT: Peter Swan

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Liebe E-Government Interessierte,

Open Data und Open Government sind derzeit die wohl am häufigsten diskutieren Themen im E-Government.

Open Data bezieht sich auf Daten, die ohne Einschrän- kungen zur freien Nutzung zur Verfügung stehen (unein- geschränkte elektronische Verfügbarkeit, keine Gebühren, keine Copyrightrechte). In Bezug auf E-Government be- zieht sich das naturgemäß auf Verwaltungsdaten. In der offensten Form bedeutet dies, das sämtliche Daten, die nicht personenbezogen sind oder als geheim eingestuft werden, öffentlich frei zugänglich sind. In Skandinavien gibt es erst Ansätze dazu. Dabei sollen alle Verwaltungs- dokumente, die weder geheim noch personenbezogen sind, automatisch veröffentlicht werden.

Damit werden sehr große Datenmengen zugänglich, die für potentielle Nutzer nicht mehr überschaubar sind.

Herkömmliche Suchalgorithmen stoßen hier sehr rasch an ihre Grenzen. Der Einsatz von fortgeschrittenen Technologien und Methoden ist daher eine wesentliche Voraussetzung für den Umgang mit diesen Daten (z.B.

semantische Netzwerke).

eGovernment Review fühlt sich auch dem Gedanken von Open Data verpflichtet. Alle Ausgaben und alle Ar- tikel sind uneingeschränkt elektronisch zugänglich.

Im Europäischen eGovernment-Aktionsplan 2011–

2015 ist explizit erwähnt, dass die freigegeben Daten von Bürgern und Unternehmen in welcher Form auch im- mer genutzt werden können. Darauf aufbauend können neue innovative Produkte und Dienste entwickelt wer- den. Unternehmen erhalten dadurch die Möglichkeit ihr Geschäftsmodell auf diesen Daten aufzubauen (geogra- fische, demografische, statistische und Umweltdaten).

Es bleibt abzuwarten, wie sich dieses spannende Thema weiterentwickeln wird.

Open Government bedeutet ein Öffnen der Verwaltung, aber auch des politischen Systems, gegenüber der Bevöl- kerung und anderen Interessierten, wie Unternehmen und NGOs. Ziel ist eine erhöhte Transparenz, eine inten- sivere Zusammenarbeit der Verwaltung und Politik mit der Bevölkerung, aber auch die Möglichkeit zu vermehr- ter Innovation in der Verwaltung. Auch hier sind im

Europäischen eGovernment-Aktionsplan 2011– 2015 Ziele definiert. Den Bürgern soll bis 2014 elektronischer Zugang zu den über sie gespeicherten personenbezoge- nen Daten gegeben werden. Außerdem sollen die Bürger automatisch informiert werden, wenn diese Daten auf au- tomatische Weise verarbeitet wurden.

Im Sinne der Partizipation sollen IKT-Lösungen entwickelt werden, sodass Unternehmen und Bürger sich an öffentli- chen politischen Konsultationen, Diskussionen und Gestal- tungsprozessen beteiligen können. Umgekehrt sollen diese Lösungen den Regierungen helfen, bessere Maßnahmen zu ergreifen und gleichzeitig die Kostenwirksamkeit und die Folgen der Maßnahmen besser abschätzen zu können.

In der vorliegenden Ausgabe erwarten Sie wieder inter- essante Artikel über aktuelle Projekte und Vorhaben im E-Government. Der Bogen spannt sich von grenzüber- schreitendem E-Government in Europa, prozessorien- tierte Verwaltungsforschung, Prozessketten zwischen Wirtschaft und Verwaltung, Qualitätssicherung von Bür- gerbeteiligungsprojekten bis hin zu elektronischem Da- tenmanagement in der Umwelt- und Abfallwirtschaft.

Wir wünschen Ihnen viel Lesevergnügen bei der achten Ausgabe von eGovernment Review.

FH-Prof. Dr. Wolfgang Eixelsberger Fachhochschule Kärnten

Studienbereich Wirtschaft

Editorial

FH-Prof. Dr. Wolfgang EIXELSBERGER Fachhochschule Kärnten Studienbereich Wirtschaft

eGovernment Review veröffentlicht ausgewählte Artikel zu verschiedensten Aspekten von E-Government. Wenn Sie einen Artikel in eGovernment Review veröffentlichen möchten, dann senden Sie eine Kurzbeschreibung (zwi- schen 150 und 300 Worte) an w.eixelsberger@fh-kaernten.

at. Die Kurzbeschreibung kann sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache verfasst sein. Der eGovern- ment-Review-Beirat bewertet die eingereichten Artikel und gibt ausgewählte Artikel zur Veröffentlichung frei.

Einreichungen für die neunte Ausgabe werden bis zum 10. Oktober 2011 angenommen.

aufruf beiträge

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FH-Prof. Dr. Dietmar Brodel

Rektor der Fachhochschule Kärnten, Leiter Studienbereich Wirtschaft Fachhochschule Kärnten

FH-Prof. Dr. Wolfgang Eixelsberger Professur aus Wirtschaftsinformatik Fachhochschule Kärnten

Dr. Peter Parycek, MSc

Zentrumsleiter Zentrum für E-Government Donau-Universität Krems

Lektor FH Kärnten

Prof. Dr. Reinhard Posch

Leiter des IAIK (Institute for Applied Information Processing and Communications) TU Graz

CIO des Bundes

Prof. DI Dr. Reinhard Riedl

Leiter Kompetenzzentrum Public Management & E-Government Berner Fachhochschule

Prof. Dr. Jürgen Stember

Dekan Fachbereich Verwaltungswissenschaften Hochschule Harz

DI Manfred Wundara CIO der Stadt Villach

Mitglied des Präsidiums des Fachausschusses für Informationstechnologie des Österreichischen Städtebundes

Leiter der Arbeitsgruppe Q-SKF der Plattform Digitales Österreich

Der Beirat wählt die zu erscheinenden Artikel aus, schlägt

Interviewpartner vor und gibt Input zur generellen Ausrichtung

von eGovernment Review.

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Inhalt

Ausgabe Nr. 8 | Juli 2011

„Viele E-Government-Lösungen der Schweiz sind Top“ 6

Interview mit Stephan Röthlisberger (Programm-Manager E-Government Schweiz)

Grenzüberschreitendes E-Government in Europa 8

Klaus Stranacher | Arne Tauber | Thomas Zefferer | Bernd Zwattendorfer (E-Government Innovationszentrum)

Prozessorientierte Verwaltungsforschung in Deutschland 10

Jörg Becker (Westfälische Wilhelms-Universität Münster) I Helmut Krcmar (Technische Universität München)

Priorisierung von Prozessketten zwischen Wirtschaft und Verwaltung 12

Thomas Jeswein | Norman Riegel | Dieter Rombach (Fraunhofer IESE)

Qualitätssicherung von Bürgerbeteiligungsprojekten 14

Melanie Bicking (Universität Koblenz-Landau)

The Case for the European eGovernment Awards 2.0 16

Christine Leitner (Donau-Universität Krems)

Wissensmanagement zum Schutz Kritischer Infrastrukturen 18

Niels Proske | Tanja Röchert-Voigt (Universität Potsdam)

Qualitätssicherung in interdisziplinären eGovernment-Projekten:

Adaption bewährter Praktiken im P23R-Projekt 20

Thomas Zehler (Fraunhoer IESE) | Petra Steffens (Fraunhofer FOKUS Berlin)

Elektronische Abfertigung entlastet kommunale Haushalte 22

Elvira Christine Regenspurger (PUMA - Public Management Consulting) | Tamara Winkler (IT-Kommunal)

Die Digitale Amtstafel im Rathaus ist Realität 24

Reinhard Haider (OÖ Gemeindebund | Amtsleiter Marktgemeinde Kremsmünster)

amtstafel 2.0 - das erste Social Network für Bedienstete aus Städten und Gemeinden 26

Johannes Eschenbacher (Österreichischer Städtebund) | Thomas Tropper (PUMA - Public Management Consulting)

LOD2: Einstiegspunkt zu vernetzten Regierungsdaten in Europa 28

Martin Kaltenböck (Semantic Web Company)

Elektronisches Datenmanagement in der Umwelt- und Abfallwirtschaft 30

Franz Mochty | Christian Mannert (Lebensministerium)

E-Government Tagungen, Konferenzen und Messen 32 E-Government Publikationen 34

fachartikel aktuelles ser vice

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„Viele E-Government-Lösungen der Schweiz sind Top“

inter view Stephan Röthlisberger ist Programm-Manager E-Government Schweiz. Er leitet die Geschäfts-

stelle E-Government Schweiz seit deren bestehen 2008. Zuvor war Röthlisberger bei der Verwaltung des Kantons Zürich als Leiter der Abteilung Datenlogistik ZH für diverse Datenaus- tausch- und Datenregisterprojekte verantwortlich. Ursprünglich hatte Röthlisberger jedoch an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich Geophysik studiert und war danach einige Jahre am Schweizerischen Erdbebendienst als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig.

Welche Aufgaben hat die Geschäftsstelle E-Government Schweiz?

Die Geschäftsstelle E-Government Schweiz ist das zent- rale Dienstleistungszentrum für die koordinierte Umset- zung der nationalen Strategie und wirkt als Stabsorgan des Steuerungsausschusses sowie des Expertenrates. Sie ist u.a.

die Anlaufstelle für die federführenden Organisationen, pflegt die Umsetzungsinstrumente und ist sowohl für das strategische Controlling, die Kommunikation, sowie den Informationsaustausch mit weiteren Organisationen, For- schung und Wirtschaft zuständig. Die Geschäftsstelle wird durch den Bund finanziert und ist beim Informatikstrate- gieorgan Bund (ISB) angesiedelt.

Wie sehen Sie den aktuellen E-Government Stand in der Schweiz?

Wird das E-Government Benchmark der EU betrachtet, so schneidet die Schweiz dabei noch immer schlechter ab, als der Durchschnitt der EU-Länder. Ihre Position hat sich aber im Jahr seit der vorhergehenden Messung stär- ker verbessert als der EU-Durchschnitt. Einen deutlichen Schub hat die Schweiz insbesondere auch dank einem Paket E-Government aus den Konjunkturellen Stabilisie- rungsmassnahmen erfahren. Da diese Gelder jedoch auf das Jahr 2010 beschränkt waren, so lässt sich nun wieder eine gewisse Verlangsamung feststellen. Gleichwohl sind nun bereits 10 der 45 priorisierten Vorhaben, welche im Rahmen der E-Government-Strategie Schweiz koor- diniert umzusetzen sind, in Betrieb. Mit der geplanten Erneuerung der Rahmenvereinbarung, soll ein weiterer Schub bei der Umsetzung der E-Government-Strategie er- reicht werden. Im Detail betrachtet muss sich die Schweiz

aber den Vergleich mit Österreich, Deutschland oder an- deren EU-Ländern nicht scheuen. Viele E-Government- Lösungen in der Schweiz zählen zu den Top-Lösungen in Europa. Jedoch sind diese, dank des Föderalismus, nur in einzelnen Kantonen in Betrieb. Damit fehlt die flächende- ckende Ausbreitung über die ganze Schweiz. Dies hat na- türlich direkte Auswirkungen auf das schlechte Abschnei- den der Schweiz in den internationalen Vergleichsstudien wie zum Beispiel dem E-Government Benchmark der EU.

Zurzeit werden viele neue Kooperationen, insbesondere unter den Kantonen geschaffen, mit welchen der Aus- tausch von bestehenden Lösungen zwischen den Kanto- nen gefördert wird.

Was sind zukünftig geplante E-Government Aktivitäten auf der nationalen Ebene in der Schweiz?

Die aktuelle Rahmenvereinbarung über die E-Govern- ment Zusammenarbeit zwischen Bund und den Kan- tonen gilt bis Ende 2011. Um die Kontinuität der E- Government-Strategie Schweiz und deren Umsetzung zu gewährleisten, hat der Steuerungsausschuss die Ge- schäftsstelle E-Government Schweiz beauftragt, unter Einbezug der wichtigsten E-Government-Akteure die Erneuerung der Rahmenvereinbarung durchzufüh- ren. Im Juni 2011 hat der Steuerungsausschuss bereits einen Entwurf der erneuerten Rahmenvereinbarung verabschiedet. Dieser ist nun bei den Kantonen und Bundesstellen in einer Vernehmlassung. Die neue Rahmenvereinbarung soll unter anderem eine noch stärkere Steuerung, eine Fokussierung auf ausgewählte Vorhaben und eine bessere Zusammenarbeit auf allen föderalen Ebenen bringen.

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Die Geschäftsstelle E-Government Schweiz hat das Projekt

„E-Government in den Gemeinden“ initiiert. Welche Maßnah- men sind hier geplant?

Die Studie „Verwaltung und E-Government“ des For- schungsinstituts gfs.bern hat deutlich gezeigt, dass E- Government in kleinen Verwaltungen der Schweiz nur langsam umgesetzt wird. Oft fehlen in den Gemeinden die nötigen Ressourcen dazu, sowohl finanziell als auch fach- lich. Demzufolge schreitet E-Government in der Schweiz mit unterschiedlicher Geschwindigkeit voran. Der Hand- lungsbedarf wurde erkannt und in den Zielen des Bundes- rates aufgenommen. Die Geschäftsstelle E-Government Schweiz hat daher das Projekt „E-Government in den Gemeinden“ initiiert.  Das erste Hilfsmittel „E-Gov für Gemeinden“ liegt in Form einer Faltmappe vor und gibt auf folgende vier Fragen eine Antwort: „Was ist E-Govern- ment?“, „Warum soll E-Government auf kommunaler Ebene eingesetzt werden?“, „Wie können Gemeinden E- Government Projekte realisieren? „ und „Wer kann zum Erfolg von kommunalen E-Government-Projekten beitra- gen?“. Diese Faltmappe wurde in den drei Amtssprachen erstellt und kann gratis bestellt oder online heruntergela- den werden. Weiter möchten wir noch weitere Massnah- men, welche auf Grund der umfassenden Analyse vorge- schlagen wurden, umsetzen.

Die Themen Open Data und Open Government werden ak- tuell häufig diskutiert. Gibt es Ansätze zur Umsetzung in der Schweiz?

Open Data und Open Government sind auch in der Schweiz ein aktuelles Thema. Insbesondere auf der eid- genössischen Ebene wurden in diesem Frühling diverse politische Vorstösse eingereicht. Der Nutzen des Zugangs zu Government Daten ist in die Bereiche „Transparenz der Verwaltung“ und „wirtschaftliche Wertschöpfung“

zu unterteilen. Im Bereich der Transparenz ist bereits seit 2006 das Bundesgesetz über das Öffentlichkeitsprinzip in der Verwaltung eingeführt worden. Damit wurde der der Wandel vom Geheimhaltungs- zum Öffentlichkeitsgrund- satz vollzogen. Amtliche Dokumente können auf Gesuch eingesehen werden – vor Ort oder als Kopien. Ein beson- deres Interesse muss dabei nicht geltend gemacht werden – ein formloses Gesuch an die zuständige Behörde genügt.

Um diesem Grundsatz noch verstärkt Rechnung zu tragen wurde das Schweizerische Bundesarchiv mit dem Projekt für einen Single Point of Orientation beauftragt. Es handelt

sich dabei um ein zentrales Register amtlicher Dokumente, welches online zur Verfügung gestellt werden wird. Es wird somit Bürgerinnen und Bürgern einen Überblick über die vorhandenen Unterlagen der Bundesverwaltung verschaf- fen, in welche Einsicht verlangt werden kann. In Bezug auf Daten die von wirtschaftlichem Interesse sein könnten, wurde insbesondere in den Bereichen von Geo-, Meteo- und Statistikdaten bereits ein grosser Teil freizugänglich gemacht. Die Thematik von Open Government Data ist erkannt und soll im Rahmen der Aktualisierung der bun- desrätlichen Strategie für eine Informationsgesellschaft in der Schweiz, welche voraussichtlich Ende 2011 abgeschlos- sen sein wird, berücksichtigt werden.

Die Schweiz ist bekannt als Land der direkten Demokratie. Wel- che Aktivitäten gibt es bei der Umsetzung von e-Democracy?

Die Schweiz hat eine sehr lange Tradition der direkten Demokratie. Auf allen föderalen Ebenen werden die wichtigen Beschlüsse mit Volksabstimmungen entschie- den. Wobei zum Beispiel im Kanton Zürich im letzten Jahr  jeweils etwa 80% per Brief, 18% an der Urne und ca. 2% per eVoting abgestimmt haben. Im Kanton Zü- rich werden seit einigen Jahren Pilotversuche in eVo- ting durchgeführt. Dies jedoch vorerst nur in einzelnen Gemeinden. Dabei werden die Stimmen über ein Web- portal via Internet abgegeben. Ein grosses Augenmerk wird dabei auf den Schutz vor Betrug aber auch auf die Wahrung des Stimmgeheimnisses gelegt. Die Unge- wissheit, bezüglich der Systemsicherheit und möglicher politischer Veränderungen durch flächendeckende Ein- führung von eVoting in der Schweiz, hat den Bundesrat dazu bewogen vorerst einen maximalen Anteil an eVo- ting auf 10% festzulegen. Es gibt auch  ein Projekt um weitere demokratische Prozesse, wie das Sammeln von elektronischen Unterschriften für Initiativen und Refe- renden, in der Schweiz zukünftig elektronisch abgewi- ckelt werden könnten. Des Weiteren werden Überlegun- gen gemacht, wie mittels E-Government die Beteiligung der Bevölkerung oder Interessengruppen an den Prozes- sen der Gesetzgebung und den bestehenden Verfahren wie Vernehmlassungen.

Wir danken für das Gespräch.

Das Interview wurde geführt von Wolfgang Eixelsberger.

(8)

Grenzüberschreitendes E-Government in Europa

Klaus Stranacher | Arne Tauber | Thomas Zefferer | Bernd Zwattendorfer

abstract

Die Europäische Kommission hat sich zum Ziel gesetzt, innerhalb der nächsten Jahre einen digitalen Binnenmarkt im EU-Raum zu schaffen, um die Effizienz von E-Business und E-Government Lösungen zu erhöhen und damit die Wettbewerbsfähigkeit der EU zu steigern. Im Rahmen der Umsetzung dieses Ziels wurden von der Europäischen Kommission die fünf Großpilotprojekte STORK, SPOCS, epSOS, PEPPOL und e-CODEX ins Leben gerufen, die eine länderübergreifende Interoperabilität von E-Govern- ment Diensten und Technologien in unterschiedlichen Verfahrensbereichen ermöglichen sollen.

Durch das Verschwinden der Grenzen innerhalb Europas und der damit erhöhten Mobilität von Bürgern und Un- ternehmen müssen behördliche Verfahren zunehmend auch grenzüberschreitend abgewickelt werden. Informa- tions- und Kommunikationstechnologien (IKT) erhöhen nicht nur die Effizienz und Verfügbarkeit solcher Verfah- ren, sie sorgen auch für Komfort und Transparenz. Aus diesem Grund hat sich die Europäische Kommission in der Digitalen Agenda für Europa (1) das Ziel gesetzt, In- teroperabilität und Standardisierungsaktivitäten zu un- terstützen, um so einen digitalen Binnenmarkt innerhalb der Europäischen Union zu schaffen. Die Gewährleistung von Interoperabilität durch eine EU-weite Umsetzung länderübergreifender Dienste ist im kürzlich veröffent- lichten E-Government Aktionsplan (2) der Kommission manifestiert.

Mit dem Competitiveness and Innovation Framework Programme (CIP) hat die Europäische Kommission be- reits vor einigen Jahren begonnen diverse Großpilotpro- jekte (Large Scale Pilots – LSP) zu fördern, die eine Ver- wendung von bestimmten IKT-basierten Diensten über nationale Grenzen hinweg ermöglichen. Dabei sollen Nutzer auf bereits vorhandene nationale (E-Government) Infrastrukturen im europäischen Kontext zurückgreifen können. Mit Hilfe der in diesen Großpilotprojekten ge- wonnen Erfahrungen soll für Mitgliedsstaaten eine Basis geschaffen werden, mit Hilfe derer zukünftig auch grenz- überschreitende Dienste angeboten werden können. Im Folgenden werden die fünf von der Europäischen Kom- mission geförderten Großpilotprojekte und deren Ziel- setzung kurz beschrieben.

STORK (Secure idenTity acrOss boRders linKed). Auf- grund der steigenden Anzahl an E-Business und E-Govern-

ment Diensten, durch welche sensible Daten verarbeitet werden, besteht ein erhöhter Bedarf an sicheren und zuverlässigen Identifizierungs- und Authentifizierungs- mechanismen im Internet. Dieses Problem wurde in den letzten Jahren bereits durch einige EU-Mitgliedsstaaten aufgegriffen, indem nationale elektronische Identitätslö- sungen (eID) flächendeckend ausgerollt wurden. Unter- schiedliche rechtliche Anforderungen (z.B. Datenschutz- bestimmungen) führten jedoch zu länderspezifischen Lösungen und einer heterogenen eID-Landschaft in Eu- ropa. Das LSP-Projekt STORK (3) versucht diesen Miss- stand aufzugreifen und auf Basis einzelner nationaler Lösungen ein Interoperabilitäts-Framework zu schaffen, welches eine sichere elektronische Identifizierung und Authentifizierung von natürlichen Personen auch über Ländergrenzen hinweg ermöglicht. Ein wesentlicher As- pekt dabei ist die Einführung von Authentifizierungsle- vel, um die heterogene eID-Landschaft in Europa sowohl quantitativ als auch qualitativ abzubilden und so die ge- genseitige Akzeptanz zu vereinheitlichen. Seit Juni 2010 werden die Lösungen des STORK-Projekts innerhalb sechs länderübergreifender Pilotanwendungen erprobt.

SPOCS (Simple Procedures Online for Cross-border Ser- vices). Die EU-Dienstleistungsrichtlinie legt fest, dass sämtliche Verfahren, die mit der Ausübung oder Auf- nahme von Dienstleistungstätigkeiten in Zusammen- hang stehen, elektronisch abgewickelt werden können müssen. Die Umsetzung der Dienstleistungsrichtlinie bedingt auch die Einrichtung so genannter „Einheitli- cher Ansprechpartner (EAP)“. Ein EAP agiert dabei als Vermittler zwischen den national zuständigen Behörden und dem antragstellenden (ausländischen) Dienstleister.

Das Projekt SPOCS (4) zielt darauf ab, Verbesserungen in diesen Verfahren herbeizuführen. Im Speziellen soll eine

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grenzüberschreitende Ausübung von Dienstleistungen vereinfacht werden. Das Projekt wurde 2009 gestartet und befindet sich derzeit in der Pilotierungsphase, in der die erarbeiteten Lösungen in mehreren grenzüber- schreitenden Pilotanwendungen getestet werden.

epSOS (Smart Open Services for European Patients). Das in- ternationale Projekt epSOS(5) verfolgt das Ziel die Inter- operabilität zwischen E-Health Lösungen verschiedener europäischer Staaten herzustellen bzw. zu verbessern.

Konkret werden im Rahmen verschiedener Pilotanwen- dungen der länderübergreifende Zugriff auf Patienten- dossiers (Patient Summary), die grenzübergreifende Ausstellung elektronischer Rezepte (E-Prescription), sowie die internationale Ausgabe von Medikamenten (E-Dispensation) implementiert. Auf diese Weise soll ein sicherer Datenaustausch zwischen Gesundheits- dienstanbietern verschiedener Länder ermöglicht wer- den. Das Projekt wurde im Juli 2008 gestartet. Aktuell sind 20 EU-Mitgliedsstaaten und drei Nicht-EU Länder in die Durchführung des Projekts involviert.

PEPPOL (Pan-European Public Procurement Online). PEP- POL (6) ging als erstes der fünf Großpilotprojekte an den Start. Ziel des Projekts ist es, die Wettbewerbsfähigkeit – insbesondere jene von KMUs – durch ein EU-weites Online-System für öffentliche Beschaffungsverfahren bereitzustellen. Dies wurde dadurch erreicht, dass na- tionale Beschaffungssysteme über Standards und eine entsprechende Interoperabilitätsarchitektur miteinander verbunden wurden. Das PEPPOL Interoperabilitäts- framework deckt dabei die folgenden fünf Komponenten von Beschaffungsverfahren ab: (Elektronische) Signatu- ren, die virtuelle Unternehmensakte (Virtual Company Dossier) als Eignungsnachweis, virtuelle Verzeichnisse als Basis für die Veröffentlichung von Produktinforma- tionen, Beschreibungen und Preise durch Unternehmen,

die virtuelle Beschaffung und das elektro- nische Verrechnungswesen. Die Resultate des Interoperabilitätsframeworks werden dabei in einer einjährigen Pilotierungs- phase bis November 2011 in operativen Umgebungen auf ihre Praktikabilität getestet.

E-CODEX (e-Justice Communication via Online Data Exchange). Aufgrund des kontinuierlichen Verschwindens in- nereuropäischer Grenzen nimmt auch die Anzahl grenzüberschreitender Jus- tizverfahren stetig zu. Daher hat sich das EU-Projekt e-CODEX (7) zum Ziel gesetzt, grenzüberschreitende Justiz- verfahren effizienter, transparenter und kostengünstiger zu machen. Eine bessere Vernetzung bestehender Infrastrukturen sowie der Zugriff von Bür- gern und Organisation auf diese stehen dabei im Vor- dergrund. Der Schwerpunkt des Projekts liegt in der grenzüberschreitenden qualitativen Identifikation von Bürgern und Organisationen, einheitlichen Standards für grenzüberschreitende Erkennung und Verarbeitung von elektronischen Dokumenten, sowie dem grenzüber- schreitenden Austausch dieser Dokumente.

Pilotprojektübergreifende Zusammenarbeit. E-Government Basisbausteine wie E-ID, E-Signature, E-Delivery oder die virtuelle Unternehmensakte kommen mehrfach in unterschiedlichen Pilotprojekten zum Einsatz. Um hier Synergien maximal zu nutzen, werden im Rahmen von pilotübergreifenden Aktivitäten bestehende Bausteine von anderen Pilotprojekten übernommen und gegebe- nenfalls entsprechend den eigenen Anforderungen er- weitert bzw. modifiziert (siehe Abbildung 1). Neben den einzelnen Pilotprojekten bringt also auch die Nutzung gemeinsamer Synergien die Vision eines digitalen euro- päischen Binnenmarkts einen weiteren Schritt näher.

(1) Eine digitale Agenda für Europa, Mitteilung der Europäischen Kommission

(2) Europäischer eGovernment-Aktionsplan 2011-2015, Mitteilung der Europäischen Kommission

(3) https://www.eid-stork.eu

(4) http://www.eu-spocs.eu

(5) http://www.epsos.eu

(6) http://www.peppol.eu

(7) http://www.e-codex.eu

litera tur

Abb. 1 : Pilotprojektübergreifender Einsatz von Basiskomponenten

DI Thomas ZEFFERER Wissenschaftlicher Mitarbeiter, E-Government Innovationszentrum;

thomas.zefferer@

egiz.gv.at

DI Klaus STRANACHER, Leiter Arbeitspaket

„eDocuments“ von SPOCS, E-Government Innovationszentrum;

klaus.stranacher@

egiz.gv.at

DI Bernd ZWATTENDORFER Wissenschaftlicher Mitarbeiter, E-Government Innovationszentrum;

bernd.zwattendorfer@

egiz.gv.at DI Arne TAUBER Leiter des STORK Piloten

„eDelivery“, E-Govern- ment Innovationszentrum;

arne.tauber@egiz.gv.at

(10)

Deutschland ist auf dem Weg hin zu einer prozessorientier- ten Verwaltung. Es gibt vielfältige Bestrebungen, den Pro- zessgedanken, insbesondere bei der Modernisierung von Verwaltungsabläufen, in den Verwaltungen des Bundes, der Länder und der Kommunen zu etablieren. Das wird bei der Analyse der Daten in der Forschungslandkarte Pro- zessorientierte Verwaltung, die im Auftrag des deutschen Bundesministeriums des Innern erstellt wurde, deutlich(1). Nichtsdestotrotz ist der Weg bis zu einer ganzheitlichen Prozessorientierung und Nutzung der Vorteile einer ab- lauforientierten Gestaltung der Verwaltungsstrukturen noch weit.

Auf dem Weg zur Erstellung der Forschungslandkarte Prozessorientierte Verwaltung und der begleitenden Stu- die wurden zahlreiche Literaturquellen und -datenban- ken sowie Projektdatenbanken systematisch durchsucht.

Die so identifizierten Forscherinnen und Forscher, die in Deutschland in der Community der prozessorientierten Verwaltungen arbeiten und forschen, wurden gebeten, den Stand ihrer Forschung im aufgebauten Forschungsportal zu dokumentieren. Es konnten 115 Projekte, 155 Forschungs- ergebnisse, 143 Organisationen, 215 Personen und 104 Pu- blikationen erfasst und für die Auswertung genutzt werden, die interaktive Landkarte wächst stetig weiter. Dabei konn- ten im Status quo 14 Forschungsfelder identifiziert werden (Vernetzung von Forschungsinstitutionen, Theoretische Grundlagen, Einfluss der Forschung auf die Praxis, Wie- derverwendung von Forschungsergebnissen, Standardisie- rung und Harmonisierung, Prozessketten, Schnittstellen zu spezifischen Akteuren, Langfristigkeit und Kontinuität des Prozessmanagements, Integration der Finanzflusssicht in das Prozessmanagement, Prozessmanagement und Recht, Risikomanagement, Arbeitsmarkt, Marketing so-

wie Akzeptanz und Erfolgswirkung), innerhalb derer sich die Forschungslücken der prozessorientierten Verwaltung strukturieren lassen und die Basis der Handlungsempfeh- lungen sind. Besonders hervor zu heben sind zwei Hand- lungsempfehlungen.

1. Die Forschungsinstitutionen, die im Themenfeld Prozessorientierte Verwaltung arbeiten, sind wenig miteinander vernetzt.

Die derzeitige Vernetzung von Forschungsinstitutionen im deutschsprachigen Raum, die sich mit der prozessori- entierten Verwaltung beschäftigen, ist gering. Das wird u.

a. durch die geographische Auswertung der Forschungs- landkarte belegt. So sind beispielsweise knapp 47% der aufgelisteten Forschungsorganisationen nicht durch ein Forschungsergebnis, das in der Forschungslandkarte gespeichert ist, mit einer anderen Institution vernetzt.

Findet eine Zusammenarbeit zwischen Forschungsein- richtungen statt, so beschränkt diese sich zumeist auf ein einziges Forschungsergebnis. Synergiepotenziale, welche die Zusammenarbeit verschiedener Experten mit sich brächte, bleiben so ungenutzt. Abbildung 1 bietet einen Überblick über die Vernetzungsstruktur, erhoben auf der Basis gemeinsam erstellter Forschungsergebnisse. Sobald zwei Institutionen gemeinsam an einem Forschungser- gebnis gearbeitet haben, sind sie mittels einer Linie ver- bunden. Je mehr gemeinsame Forschungsergebnisse es gab, desto dicker wird die Verbindungslinie dargestellt.

Die Kooperationsbeziehungen können in starke, mitt- lere und schwache Verknüpfungen unterschieden wer- den. Der Großteil der 285 Verknüpfungen besteht aus schwachen Kooperationen, d. h. Institutionen, die über maximal zwei Forschungsergebnisse miteinander koope- rieren. Darüber hinaus gibt es eine mittlere Kooperation,

abstract

Prozessmodellierung und Gestaltung von organisationsübergreifenden Prozessketten sind zu führenden Forschungs- fragen für Verwaltungen geworden. Einzelne Forschungsdisziplinen veröffentlichen und diskutieren ihre Forschungs- ergebnisse in eigenen Fachzeitschriften und Tagungen, eine Harmonisierung über Disziplinengrenzen hinweg findet derzeit nur punktuell statt. Dies adressierend wurde die Forschungslandkarte Prozessorientierte Verwaltung erstellt, welche einen ganzheitlichen Blick auf den Status quo der prozessorientierten Forschung wirft und als Basis für konkrete Handlungsempfehlungen dient.

Prozessorientierte Verwaltungs- forschung in Deutschland

Jörg Becker I Helmut Krcmar

(11)

die durch vier Forschungsergebnisse verbunden ist, so- wie eine starke Kooperation, die sich durch fünf gemein- schaftlich bearbeitete Forschungsergebnisse auszeichnet.

Ein weiteres Indiz für die geringe Vernetzung von For- schungsinstitutionen ist die Aufspaltung des Gesamt- überblicks in Teilnetze. So lassen sich für die Forschungs- landkarte 7 Teilnetze ausmachen, die isoliert voneinander existieren und nicht durch gemeinsame Forschungsergeb- nisse zwischen Organisationen verknüpft sind. Darüber hinaus sind 67 der 143 Organisationen überhaupt nicht vernetzt. Die Dichte des gesamten Netzwerkes beträgt 2.81%, gemessen als Anzahl der tatsächlich existierenden Kooperationen geteilt durch die Anzahl der möglichen Ko- operationsbeziehungen. Die Daten in der Forschungsland- karte spiegeln damit eine verhältnismäßig stark isolierte Forschung im Bereich der prozessorientierten Verwaltung wider. Demgegenüber steht der Bedarf nach einer Intensi- vierung kooperativer Forschung, die für viele Forschungs- aufgaben, wie z. B. die Definition allgemein gültiger Stan- dards oder Harmonisierungsbestrebungen, unerlässlich ist.

2. Theoretische Grundlagen zur prozessorientierten Verwaltung werden kaum erforscht.

Im Bereich der prozessorientierten Verwaltung wird ein starker Fokus auf die Umsetzung von Ergebnissen und dabei vor allem auf IT-technische Veränderungen gelegt.

Ein Defizit wird im Bereich der theoretischen Grundla- gen deutlich, da sich keines der 155 Forschungsergebnis- se mit einer Theorie bzw. insbesondere mit der Entwick- lung einer solchen Theorie befasst. Auch gibt es lediglich 2 Forschungsergebnisse, die sich mit Terminologien be- schäftigen.

Die Typisierung gliedert die in der prozessorientierten Verwaltung erzielten Forschungsergebnisse in vorgegebe- ne Klassen, die teilweise zusätzlich differenziert werden.

Der starke Fokus der Forschung zur prozessorientierten Verwaltung auf Umsetzungen manifestiert sich in den vorliegenden Daten, die Hälfte aller Forschungsergebnis- se sind solche Umsetzungen. Knapp ein Viertel der For- schungsergebnisse sind empirische Untersuchungen, an- schließend folgen Modelle mit 15%, Terminologien und

Literaturanalysen sind mit jeweils 2 Nennungen vertreten.

Aus den Ergebnissen der Forschungslandkarte wird deut- lich, dass viele empirische Untersuchungen spezifischer Phänomene im Kontext der prozessorientierten Verwal- tungsforschung existieren. Demgegenüber steht eine ge- ringe Anzahl an Forschungsergebnissen, die sich mit den theoretischen Grundlagen auseinandersetzen. Die prozes- sorientierte Verwaltungsforschung bedient sich aber der verschiedensten theoretischen Grundlagen aus den an- grenzenden Disziplinen, wie z. B. der Politikwissenschaft, Verwaltungswissenschaft, Organisations- bzw. Arbeitswis- senschaft, Psychologie und (Wirtschafts )Informatik. Auch die Literatur sieht einen Bedarf für eine Verstärkung der theoretischen Basis (2). Forschung an einer ganzheitlichen, auf das Forschungsfeld der prozessorientierten Verwaltung zugeschnittenen Theorie, einer E-Government-Theorie, ist daher notwendig.

Prof. Dr. Helmut KRCMAR

Lehrstuhlinhaber, Lehr- stuhl für Wirtschaftsin- formatik der Technischen Universität München;

krcmar@in.tum.de Prof. Dr. Jörg BECKER Geschäftsführender Di- rektor, European Research Center for Information Systems (ERCIS) der Westfälischen Wilhelms- Universität Münster;

becker@ercis.uni- muenster.de Abb. 1 : Geographische Darstellung der institutionellen Vernetzung

(1) http://prove.yourresearchportal.com. Realisiert wurde das Forschungsportal mit Hilfe von yourResearchPortal.

com, dessen Entwicklung am ERCIS vom Bundesmi- nisterium für Bildung und Forschung gefördert wurde und das eine Infrastruktur zum Aufbau von Forschungs- landkarten für unterschiedliche Themenbereiche zur Verfügung stellt. Die Forschungslandkarte zur hybriden Wertschöpfung (http://forschungslandkarte-hybride- wertschoepfung.de) ist ein Beispiel für ein weiteres Forschungsportal, das diese Infrastruktur nutzt.

(2) Janssen, M.; Charalabidis, Y.; Kuk, G.; Cresswell, T.:

Special Issue on E-government Interoperability, Infrastructure and Architecture: State-of-the-art and Challenges. Journal of Theoretical and Applied Electro- nic Commerce Research, 6 (2011) 1.

litera tur

(12)

Priorisierung von Prozessketten zwischen Wirtschaft und Verwaltung

Thomas Jeswein I Norman Riegel I Dieter Rombach

abstract

In den vielfältigen Diskursen um E-Government und Verwaltungsmodernisierung werden immer wieder die Geschäftsbeziehungen und Prozesse zwischen Wirtschaft und Verwaltung in den Blick genommen. Vor dem Hintergrund allgemein knapper Finanzres- sourcen wird das Interesse bei Unternehmen und Behörden immer deutlicher, nach Verbesserungsmöglichkeiten in ihren Aus- tauschbeziehungen zu suchen, die sich auf Informationstechnologien (IT) stützen. Jedoch kostet es wiederum Mühe und Aufwand, diejenigen Prozesse und Prozessketten zu identifizieren, die das größte Optimierungspotenzial aufweisen und den höchsten Nut- zen versprechen – sei es im Sinne eines verbesserten Mitteleinsatzes, eines erhöhten Steueraufkommens oder der gesteigerten Kundenzufriedenheit. Deshalb muss es das vorrangige Ziel von Unternehmen und Behörden sein, insbesondere solche Prozesse zu identifizieren, deren IT-Optimierung für beide Seiten zu einer spürbaren Verbesserung und zu einem nachweisbaren Gewinn führt. In diesem Aufsatz werden wir eine Methode vorstellen, die durch ein Priorisierungsverfahren die Anwender in Wirtschaft und Verwaltung in die Lage versetzt, genau die aussichtsreichsten Kandidaten einer Prozessverbesserung zu erkennen.

Paradigmenwechsel oder Episode? In der theoretischen Beschäftigung mit und der praktischen Umsetzung von E- Government ist ein Paradigmenwechsel zu erkennen – weg von der Funktionsorientierung in den Verwaltungen hin zu einer Prozessorientierung. Dabei sind insbesondere zwei Aspekte an diesem Paradigmenwechsel interessant. Zum einen lenkt die Prozessorientierung ihren Blick von den verwaltungsrechtlich legitimierten Zuständigkeiten in den Behörden auf einen dort möglichst optimal zu konstruie- renden Arbeitsfluss. Zum anderen bemüht sich dieser An- satz darum, die „Kunden“ von Verwaltungsleistungen, d.h.

vor allem Unternehmen aus der Wirtschaft, in den eigent- lichen Leistungserstellungsprozess einzubeziehen. Nach dieser Sichtweise sollen Geschäftsprozesse zu übergreifen- den Prozessketten integriert, Informationswege verkürzt, Organisationsbrüche gering gehalten sowie Medienbrüche ganz vermieden werden(1). Diese Entwicklung ist mehr als nur eine kurze Episode, sie löst tiefgreifende Veränderun- gen im Verhältnis zwischen Staat und Unternehmen aus, die irgendwann zur Normalität gehören werden(2).

Interoperabilität und der gemeinsame Blick. Um diese Nor- malität tatsächlich herzustellen, also insbesondere die Ar- beitsabläufe zwischen Staat und Wirtschaftsunternehmen zu integrieren, ist es notwendig, dass die IT-Systeme auf beiden Seiten interoperabel sind. Jedoch ist die technische Interoperabilität, beispielsweise Datenpräsentation und Datenaustausch, nicht hinreichend. Um nämlich die Ge- schäftsprozesse zwischen den Beteiligten wirklich erfolg-

reich miteinander verknüpfen zu können, muss zwischen den Beteiligten zunächst eine gemeinsame Sicht auf „die Welt“ hergestellt werden. Angesichts von limitierten Res- sourcen (Zeit, Geld, Interesse) muss entschieden werden, welche Anwendungsdomänen behandelt und welche Ge- schäftsprozesse integriert werden können, sowie welcher Einsatz von allen Beteiligten geleistet und welcher Nutzen aus der Prozessintegration erwartet werden kann. Ein Ver- fahren, diese gemeinsame Sicht herzustellen und in einem möglichst objektiven Vorgehen die betreffenden Prozesse auszuwählen, ist die Priorisierung von Prozessketten zwi- schen Wirtschaft und Verwaltung.

Methodischer Hintergrund. Das Fraunhofer Institut für Ex- perimentelles Software Engineering (IESE) wurde 2005 von der Landesverwaltung Rheinland-Pfalz beauftragt, in bestimmten Unternehmen im Land eine Untersuchung mit dem Ziel durchzuführen, Möglichkeiten zur Optimie- rung der IT-gestützten Arbeitsabläufe zwischen Unterneh- men und öffentlicher Verwaltung in Rheinland-Pfalz fest- zustellen(3). Die hierbei vom Fraunhofer IESE eingesetzte Untersuchungsmethode zeichnete sich dadurch aus, dass nur Unternehmen bestimmter Branchen einbezogen wur- den (Branchenorientierung), dass parallele Erhebungen und Analysen in Wirtschaft und Verwaltung durchgeführt wurden (die verwaltungsseitige Untersuchung übernahm die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Mayen) und das schließlich zwei Kriteriendimensionen (Nutzwert und E-Government-Eignung) zur Bewertung der identi-

(13)

fizierten Prozesse herangezogen wurden. Diese Methode wurde vom Fraunhofer IESE danach für den spezifischen Projektkontext einer Machbarkeitsstudie des Bundesmi- nisterium des Innern (BMI) adaptiert und weiterentwi- ckelt(4). Gegenwärtig wird dieser Priorisierungsansatz im Projekt „P23R

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Prozess-Daten-Beschleuniger“(5) im Rah- men des IT-Investitionsprogramms der Bundesregierung in einer erneut weiterentwickelten und formalisierten Fas- sung eingesetzt und auf seine generelle Anwendbarkeit ge- prüft. Das folgende Kapitel beschreibt diesen Ansatz.

Priorisierung von Prozessketten zwischen Wirtschaft und Verwaltung. Die Priorisierungsmethode besteht aus fünf grobgranularen Schritten, s. Abb. 1.

Schritt 1: Bestimmung der quantitativen und qualitativen Priorisierungskriterien. In Schritt 1 des aus fünf Schritten bestehenden Ansatzes werden zunächst die quantitativen und qualitativen Kriterien bestimmt, die im Priorisie- rungsverfahren berücksichtigt werden sollen. Mit diesen Kriterien werden die Prozessketten bewertet. Als quanti- tative (auch objektive) Kriterien gelten beispielsweise Fall- zahlen, als qualitative (auch subjektive) Kriterien gelten solche schwer zu fassenden bzw. zu messenden Phäno- mene wie „Politische Relevanz“. Aus den vorhergehenden Untersuchungen wurde inzwischen ein Katalog aus über zwanzig verschiedenen Kriterien gebildet. Die Priorisie- rungsmethode beschreibt darüber hinaus, wie diese eher generischen Kriterien in spezifischen Projektkontexten eingesetzt werden sollen und wie weitere Kriterien be- stimmt werden können. Die Auswahl der Kriterien sollte unbedingt auf die Auswahl der relevanten Stakeholder aus- gerichtet sein, die in Schritt 2 des Verfahrens stattfindet.

Schritt 2: Identifikation der Stakeholder. Die Hauptaufgabe der in Schritt 2 zu bestimmenden Stakeholder besteht da- rin, Prozessketten anhand der ausgewählten Kriterien zu priorisieren. Deshalb muss bei der Wahl der Stakeholder darauf geachtet werden, dass sie fachlich dazu in der Lage sind, die Prozesse bzw. die anzustrebenden Prozessketten anhand der Kriterien beurteilen zu können. Die Stakehol- der können sowohl Einzelpersonen als auch ganze Orga- nisationen sein.

Schritt 3: Bestimmung der Priorisierungstechnik. In Schritt 3 erfolgt die Auswahl der anzuwendenden Priorisierungs- technik. Zweck dieses Schrittes ist es, die bestmögliche Methode auszuwählen, mit der die in Schritt 1 bestimmten Kriterien von den in Schritt 2 bestimmten Stakeholdern beispielsweise anhand von Werteskalen bewertet werden.

Schritt 4: Gewichtung von Stakeholdern und Kriterien. Im (optionalen) Schritt 4 werden die Kriterien und Stakeholder gewichtet. In spezifischen Projektkontexten kann es not- wendig werden, bestimmten Kriterien und Stakeholdern ein größeres Gewicht gegenüber anderen einzuräumen.

Dadurch wird sichergestellt, dass alle relevanten Kriterien bzw. Stakeholder im Priorisierungsverfahren tatsächlich angemessen berücksichtigt werden.

Schritt 5: Berechnung der Rangfolge und Auswertung des Ergebnisses. Im letzten Schritt 5 werden die gewichteten Kriterien und damit die Prozessketten von den Stakehol- dern anhand der in Schritt 3 ausgewählten Priorisierungs- technik bewertet. Das Ergebnis dieser Bewertung bringt die betrachteten Prozessketten in eine bestimmte Reihenfolge.

Aufgrund der unterschiedlichen Interessenslagen der betei- ligten Stakeholder (Wirtschaft und Verwaltung) ist es sinn- voll, die Ergebnisse der Bewertungsrunden dahingehend zu analysieren, in wie weit sich die Rangfolgen der Prozessket- ten in den verschiedenen Sichten unterscheiden. Dadurch können mögliche Interessenskonflikte aufgedeckt werden.

Diese objektiven Resultate stellen die Interpretation und Aushandlung zwischen den Beteiligten auf eine solide Ba- sis. Anschließend wird mit allen Beteiligten sowie durch die Einbeziehung weiterer Experten und mittelbar Betroffener (z.B. Intermediäre und Interessensvertretungen) das Ge- samtergebnis reflektiert und verifiziert, um ein möglichst umfassendes und valides Bild zu erhalten.

Ausblick. Die Ergebnisse der gegenwärtig laufenden Evalu- ation des hier vorgestellten Priorisierungsansatzes fließen kontinuierlich in seine Weiterentwicklung ein. Geplant ist, dass im Rahmen des „P23R

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Prozess-Daten-Beschleuniger“

eine Methodensammlung („Methodenleitfaden“) erstellt und der Fachöffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Darin wird auch die ausführliche Dokumentation der hier in Kurz- form dargestellten Priorisierungsmethode enthalten sein.

Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter ROMBACH Geschäftsführender Direktor, Fraunhofer IESE, Kaiserslautern dieter.rombach@iese.

fraunhofer.de Dipl.-Bibl. Thomas JESWEIN

Geschäftsfeldmanager eGovernment, Fraunho- fer IESE, Kaiserslautern thomas.jeswein@iese.

fraunhofer.de

Dipl.-Wirtsch.-Inf.

Norman RIEGEL Researcher, Fraunhofer IESE, Kaiserslautern norman.riegel@iese.

fraunhofer.de (1) Ziekow, Jan: Vom Verwaltungsverfahren über den Geschäftsprozess

zum IT-Workflow, in: Hill, Hermann/Schliesky, Utz (Hrsg.), Herausforde- rung e-Government: E-Volution des Rechts- und Verwaltungssystems, Baden-Baden 2009, S. 69-87.

(2) Schallbruch, Martin: E-Government wird sich als Thema ein bisschen auflösen. Interview. In: eGovernment Review (2011), Heft 7, S. 6-7.

(3) Steffens, Petra et al: Branchenprozesse mit Schnittstelle zur Landesverwaltung Rheinland-Pfalz. IESE-Report 004.09/D, Fraunhofer IESE, Kaiserslautern.

(4) Autorenteam Los 3: Machbarkeitsstudie zum Forschungsauftrag

„Entwicklung von Prozessketten zwischen Wirtschaft und Verwaltung”, 2009. [Online] http://www.iese.fraunhofer.de/de/Images/Machbarkeits- studie_101_300309_tcm122-7428.pdf

(5) P23R | Prozess-Daten-Beschleuniger. [Online] http://www.p23r.

de, 2011.

litera tur

Abb. 1: Das Priorisierungsvorgehen

(14)

Qualitätssicherung von

Bürgerbeteiligungsprojekten

Melanie Bicking

Heutzutage, mangelt es in Demokratie und demokratischen Prozessen an aktiver Bürgerbeteiligung. Um dem ent- gegen zu wirken hat die Europäische Kommission die eParticipation Preparatory Action ins Leben gerufen. Dieses Programm finanzierte eine Reihe von E-Partizipationsprojekten, wobei MOMENTUM die Europäische Kommission in ihrer Arbeit unterstützt, Einblicke in die Auswirkungen der Pilotprojekte zu erlangen und die erreichten Ergebnisse hinsichtlich Nachhaltigkeit zu bewerten.

Durch das ständige Auftreten neuer Krisen (Immobilien- krise, Finanzkrise, Wirtschaftskrise) sind die öffentlichen Kassen stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Der öf- fentliche Druck auf die politische Riga, Rechenschaft über geleistete Ausgaben abzulegen, wächst unaufhaltsam.

Diese Entwicklungen machen auch vor der durch öffent- liche Kassen finanzierten Forschung und Entwicklung (FuE) keinen Halt. Leistungsbezogene öffentliche Finan- zierung von FuE tritt immer weiter in den Vordergrund.

Gemeinsam mit Partnern aus ganz Europa evaluiert das MOMENTUM Projekt die von der Europäischen Kommission im Rahmen der eParticipation Preparatory Action mitfinanzierten Pilotprojekte zum Schwerpunkt E-Partizipation.

Die eParticipation Preparatory Action wurde vom Eu- ropäischen Parlament initiiert. Sie umfasst insgesamt 21 E-Partizipationsprojekte . Ziel dieser Initiative ist es, durch die Nutzung moderner Internetwerkzeuge und Webanwendungen den Bürgern die Teilnahme an Ge- setzgebungsprozessen zu ermöglichen bzw. zu erleich- tern. Mithilfe aktiver Bürgerbeteiligung soll somit auch zu einer besseren Gesetzgebung beigetragen werden.

MOMENTUM ist im Gegensatz zu den Pilotprojekten der eParticipation Preparatory Action eine Koordinierungs- aktivität. Ziel war es hierbei, die Ergebnisse und Beiträge der Pilotprojekte in Bezug auf aktive Bürgerbeteiligung, Akzeptanz und höhere Transparenz in Demokratie und Politik zu überwachen, zu bewerten und zu unterstützen.

MOMENTUM Evaluierungsmethode. Die in MOMENTUM entwickelte Evaluierungsmethode wurde verwendet um die 20 E-Partizipationspilotprojekte zu bewerten(1).

Sie basiert auf der Analyse artverwandter Evolutionsthe- orien und Rahmenwerke (vgl. (3), (5), (4)). E-Partizipation ist ein komplexes Gebilde aus vielen Partizipationsgebie- ten, involvierten Interessengruppen, Stadien des politi- schen Entscheidungsfindungsprozesses und Ebenen des Dialogs(6). Um diese Komplexität zielgerichtet handha- ben zu können, entwickelte MOMENTUM ein einfaches und effektives Rahmenwerk, um die E-Partizipations- projekte zu kategorisieren.

Fokus der Evaluierung bestand darin den Grad der Bürger- beteiligung im Zeitverlauf zu beobachten und hieraus Aus- sagen über den Wirkungsgrad der einzelnen Projekte hin- sichtlich ihrer Nachhaltigkeit zu bewerten. Ausgangspunkt und gleichzeitig Zweck der Evaluierung waren die zentralen – und ehesten sichtbaren – Ergebnisse der E-Partizipations- projekte, d.h. ihre Pilotsysteme. Darauf aufbauend wurden folgende Bezugspunkte der Bewertung zugrunde gelegt(1):

a) Eingesetzte Werkzeuge und Technologien, b) Unterstützte politische Entscheidungsprozesse, c) Zur Entscheidung stehende Themenfelder, und d) Anvisierte politische Rahmenwerke.

Evaluierungskriterien wurde detailliert um die verschiede- nen oben genannten Bezugspunkte zu bewerten. Die fol- gende Darstellung zeigt das gesamte Evaluationsrahmen- werk (siehe Abbildung 1).

Da Evaluierungsansatz umfasst eine Kombination aus inter- ner und externer Bewertung. Die Selbsteinschätzung der Pro- jekte lieferte Informationen, die nur durch das Projekt selbst bereitgestellt werden konnten. Subjektive und zu positive Er- gebnisse der Selbsteinschätzung wurden anhand von externer Bewertung (d.h. durch Experten und Kollegen) kompensiert.

Fragebögen wurden verwendet um die Daten zu sammeln.

abstract

(15)

Der Projektfortschritt wurde in einem iterativen Prozess be- wertet. Die erste Evaluierung fand Anfang 2009 statt und die zweite Evaluierung Anfang 2010.

Ergebnisse der Evaluierung. Basierend auf der hohen An- zahl an Personen, die in den verschiedenen Mitglieds- staaten durch die Projekte kontaktiert wurden, konnte die eParticipation Preparatory Action in der EU weitreichendes Bewusstsein für E-Partizipation schaff en. Obwohl die Mit- tel zur Kontaktherstellung mit den unterschiedlichen Nut- zergruppen sehr projektunterschiedlich waren, zeigt doch die Anzahl an potentiellen Nutzern, die durch die Projekte erreicht wurden, dass sich der Aufwand gelohnt hat und eine kritische Masse in der Nutzung erlangt wurde.(2) Grundsätzlich ist die Gestaltung der meisten E-Partizi- pationssysteme hinsichtlich Zugänglichkeit gut gelungen, obwohl eine stärkere Ausrichtung hinsichtlich Konfor- mität mit den Richtlinien für barriere-freie Webinhalte (WCAG) 2.0 empfohlen wurde.(2)

Im Allgemeinen wurden die Projektansätze zur Unterstüt- zung politischer Entscheidungsprozesse positiv bewertet. Al- lerdings wurde bemängelt, dass der Einfl uss durch die Nutzer im Prozess eher gering ist, d.h. sie dürfen zwar mitdiskutie- ren, aber die fi nale Entscheidung obliegt weiterhin den Poli- tikern. Experten empfehlen das Angebot an Funktionalitäten reich zu gestalten, um für die Nutzer attraktiv zu bleiben.

Ein attraktives Th emenfeld ist ebenfalls ein wichtiger Er- folgsfaktor für E-Partizipationsprojekte. Daher fokussier- ten sich alle Projekte auf wichtige und aktuelle Th emenfel- der wie z.B. Klimawandel.

Nur wenige Projekte gaben an ein übergeordnetes politi- sches Rahmenwerk wie z.B. die i2010 oder die Lissabon- Strategie anzuvisieren, an dem sie ihre Projektaktivitäten ausrichten. Die Hälft e der befragten Experten haben den

Projekten nahegelegt ihre Aktivitäten an einem politischen Rahmenwerk auszurichten wie z.B. an der i2010, die sich auf E-Partizipation bezieht, sowie auf den Bedarf nach Zu- gänglichkeit zu öff entlichen Dienstleistungen (d.h., no one is left behind). Schließlich gilt es eine stärkere Außenwir- kung zu erreichen und Synergieeff ekte zu nutzen.

Weitere Informationen zum Projekt und dessen Ergebnis- sen fi nden Sie unter: http://www.ep-momentum.eu/.

Abb. 1: MOMENTUM Evaluationsrahmenwerk zur Bewertung der im Rahmen der eParticipation Preparatory Action mitfi nanzierten E-Partizipationspilotprojekte

(1) Bicking, Melanie, Wimmer, Maria A. Evaluation Framework To Assess eParticipation Projects In Europe. In: Electronic Participation: Proceedings of Ongoing Research, General Development Issues and Projects of ePart 2009. Universitätsverlag Rudolf Trauner, 2009. S. 73-82.

(2) Bicking, Melanie, Triantafi llou, Anna, Henderson, Fraser, Koussouris, Sotiris, Wimmer, Maria A. Lessons from Monitoring and Assessing EC-funded ePartici- pation Projects: Citizen Engagement and Participation Impact. In: Proceedings of the IST-Africa, 2011

(3) Dawes, Sharon S., Pardo, Teresa A. Critical Issues and Practical Challenges of IT Tools for Policy Analysis and Program Evaluation. 2008

(4) Tambouris, E., Liotas, N., Kaliviotis, D., Tarabanis, K. A Framework for Scoping e-participation. In:

Proceedings of d.go, ACM International Conference Proceeding Series, 2007. S. 288 – 289

(5) Macintosh, Anne, Whyte, Angus Towards an evalu- ation framework for eParticipation. In: Transforming Government: People, Process & Policy 2 (1):16-30, 2008.

(6) Wimmer, Maria A. Ontology for an e-Participation Vir- tual Ressource Centre. In: Proceedings of the ICEGOV, 2007.

litera tur

Dr. rer. pol.

Melanie BICKING Forschungsgruppe E-Government am Ins- titut für Wirtschafts-und Verwaltungsinformatik der Universität Koblenz- Landau, Wissenschaftli- che Mitarbeiterin bicking@uni-koblenz.de

(16)

Facts and Figures about the European eGovernment Awards 1.0.

Launched in 2001, the European eGovernment Awards have been a pioneer experience at the EU level, aimed at supporting the policy objectives of the i2010 and the eEurope initiatives and, more specifically, the European action plans for e-government(2). In a nutshell, the Euro- pean eGovernment Awards were not just about finding the best e-solutions in government across Europe, and as such not just another competition. In the first place, they aimed to identify innovative solutions to provide better governance and government. Secondly, they supported policy action at the EU level and served as incentive for community building and knowledge transfer.

Four eGovernment Awards took place in the period 2003 to 2009 (plus two Awards on eHealth in 2003 and 2005 within the framework of the eEurope Awards programme).

Over the years, more than 200 finalists from approximately 30 countries have showcased their projects at four minis- terial e-government conferences (in Como, Manchester, Lisbon and Malmö). For almost a decade the Awards have provided a source for knowledge sharing and have helped to bring the EU´s e-government community to life (in particular through ePractice.eu, and the Large Scale Pilots such as SPOCS or PEPPOL).

In the first phase (2002-2005) the consolidation of the ex- pert evaluation process was a key concern. The challenge

here was to find a balanced approach to assess good prac- tice in a cross-cultural context. In the second phase (2007- 2009) the main interest of the European Commission was to develop the ePractice.eu portal and community. For this reason, the ‘Public Prize for the most inspiring good prac- tice’, an e- vote on the finalists, was introduced in 2007.

Overall, the 2003 Awards remain the most popular edition in terms of participation, with 357 submissions and 66 fi- nalists.(3) In 2007 and 2009, 31 out of 34 eligible countries participated with 310 and 259 submissions respectively, 52 finalists (representing 20 and 17 nations respectively) and 56 good practice label recipients.(4) (1) Over the years coun- try participation and results have varied depending on a multitude of influencing factors. In general, however, in- ternational e-readiness rankings (e.g. UN and Waseda) and EU benchmarking results tend to support the results of the European eGovernment Awards.(1)

Perceived benefits. Various studies have shown that the EU’s action plans for e-government (2) have influenced na- tional e-government strategies and programmes. In this context, the alignment of priorities, the length of existence and the level of implementation of national action plans seem to have correlated with the sophistication of projects submitted to the Awards during the last ten years.(1) For the purpose of the 2009 research report a stakehold- er survey was conducted which included the 52 finalists

The Case for the European eGoverment Awards 2.0

Christine Leitner

abstract

Der folgende Beitrag fasst die Ergebnisse des Forschungsberichtes zu den Europäischen eGovernment Awards zusam- men.

(1)

Im Mittelpunkt stehen die Analyse der Ergebnisse und Empfehlungen für eine Neuauflage der Awards 2.0. Der renommierte europäische Preis wurde 2001 im Rahmen der Lissabon Strategie initiiert. Knapp ein Jahrzehnt hindu- rch haben die European eGovernment Awards die Entwicklung der europäischen E-Government Strategie und des europäischen Good Practice Portals (www.epractice.eu) nachhaltig unterstützt.

The following article outlines the report conducted for the European Commission during 2009 and 2010 within the

framework of the European e-Government Awards Programme.

(1)

The report includes recommendations for a fu-

ture European award scheme in the field of e-government. The European eGovernment Awards have supported the

development of the EU’s e-government policy framework during the last decade and have brought the ePractice.eu

community to life.

(17)

selected in the 2009 Awards, 16 experts (jury members) and a number of additional conference participants. In total, 88 questionnaires were returned. In addition, 20 interviews were conducted. Where appropriate, the results were com- pared with previous surveys (conducted in 2005 and 2007).(1) The survey results confirmed that the Awards have enabled the creation of a Europe-wide e-government practitioners’

network. Stakeholders also acknowledged that the Awards have demonstrated the benefits of the use of ICT in gov- ernment to a wider community. In addition, in their view, the Awards have inspired innovative approaches to gov- ernance and public sector reform, as well as to improved service delivery and citizen orientation, and, more recently, cross-border collaboration.

Benefits mentioned at the project level include promo- tion and marketing value, the validation of the success of a given solution (i.e. the Awards are considered a seal of approval/quality), knowledge transfer among peers, and, not least, the motivation of staff. Furthermore, the Awards and exhibitions at the ministerial conferences have drawn the attention of politicians to the fact that e-government can deliver results and benefits for citizens, businesses and public administrations.

The case for the European eGovernment Awards 2.0.

At the policy level, the survey results suggested that the European Commission should continue to support e- government development through a more coherent and sustainable policy framework with a clear focus on cross- border applications. Legal and financial sustainability are required to enable administrative support, including ex- pert mobility. The Awards should continue to form part of this framework. The report’s recommendations for a future award scheme can be summarised as follows:

• The Awards should have a clear European policy focus and promote multi-country cross-border solutions.

• The objectives and criteria should be clear and distin- guish: 1) innovation in government through the use of ICT; 2) the replication of existing solutions or their suc- cessful transfer (awarding the recipient organisation!);

and 3) the sustainability of e-government solutions.

• The data collected in the Awards should be used for a wider purpose, including for policy analyses and evalu- ation, or, for example, the development of standard im- plementation models.

• The knowledge transfer should be taken beyond the

current state which is lacking in depth. More innova- tive learning formats and activities (such as for example Awards road shows, European eCase studies in cur- ricula and joint training programmes, etc.) are required.

• The Public Prize should be reviewed. Other forms of engagement of and interaction with peers (such as the virtual exhibition or peer reviews) should be taken into account.

With the launch of the new strategy Europe 2020 [5] the Awards programme was discontinued. It is interesting to note that the stakeholder survey had recommended con- tinuing the Awards for the following reasons: the unique op- portunity for networking (beyond the biannual conferences and exhibitions), the structured exchange of experience across Europe, and the fact that the Awards have served as a data source for analysis of progress made in e-government across Europe.

Instead, the European Commission has introduced a new process: good practice cases are nominated by the Member States for the 6th European eGovernment Conference to be held during the Polish EU Presidency at the end of 2011. It is worth mentioning in this context, that the survey respond- ents had recommended ‘not to politicise’ the process, but to continue the independent expert evaluation process at the European level to achieve more balanced results.

(1) Leitner, Christine (ed.). Beyond Good Practice: The Case for the eGovernment Awards 2.0. European eGovern- ment Awards Research Report 2009. European Commission, Vilnius: 2010. The full report can be found at www.donau-uni.ac.at/verwaltung. For more informa- tion on the Awards see also www.epractice.eu/awards.

(2) European Commission. i2010 eGovernment Action Plan:

Accelerating eGovernment in Europe for the Benefit of All, COM (2006) 173 final, Brussels, 25 April 2006

(3) Leitner, Christine (ed.). eGovernment in Europe: The State of Affairs. Report presented at the eGovernment Conference 2003, Como, Italy, 7 – 8 July. European Institute of Public Administration (EIPA), Maastricht:

2003.

(4) Leitner, Christine (ed.). Taking Good Practice Forward:

The Case for the eGovernment Awards. European Institute of Public Administration (EIPA), Maastricht:

2006

(5) European Commission. EUROPE 2020, A strategy for smart, sustainable and inclusive growth, COM (2010) 2020, Brussels, March 3rd, 2010.

litera tur

Dr. Christine LEITNER Center for European Public Administration (CEPA), Donau-Universität Krems;

christine.leitner@donau- uni.ac.at

(18)

Wissensmanagement zum Schutz Kritischer Infrastrukturen.

Infrastrukturen sind untereinander infolge der Gobali- sierung, Liberalisierung und Privatisierung um ein Viel- faches stärker vernetzt als in der Vergangenheit, so dass ein Ausfall erhebliche Kaskadeneffekte auch in anderen Infrastrukturbereichen auslösen kann. Auch agieren Kritische Infrastrukturen deutlich autonomer, staatli- che Einflussmöglichkeiten auf die Funktionsfähigkeit von Kritischen Infrastrukturen schwinden. Gleichwohl, die Sicherheit bleibt weiterhin die wichtigste vom Staat bereitgestellte Ressource, ohne die etwa eine funktionie- rende Wirtschaft unvorstellbar wäre.

Sicherheit durch geteiltes Wissen. Der Umgang mit Kri- senfällen hat einen bedeutenden Wandel erfahren, in dessen Folge sich die Behandlung von Krisenfällen ver- lagert. Statt Verbot und Kompensation gilt es nun, Ge- fährdungen im Vorfeld als solche zu erkennen und de- ren Eintreten präventiv zu verhindern; dies mit Wissen als spezifischem Mittel. Ebenso hat sich der Umgang mit Wissen gewandelt. Statt sich auf das in einer Verwaltung akkumulierte Wissen zu begrenzen, ist ein kooperati- ver und organisationsübergreifender Ansatz zwischen Sicherheitsbehörden und der Wirtschaft als Betreiber Kritischer Infrastrukturen aber auch als Dienstleister zu deren Schutz erforderlich. Teil dieser Wissenskoopera- tion sind zudem die Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung, die es einzubeziehen gilt.

Jeder beteiligte Akteur – seien es Betreiber Kritischer Infrastrukturen selbst oder zuständige Behörden – hat aufgrund gesetzlicher Vorschriften Schutzkonzepte für den Fall einer Not- oder Krisensituation vorzuhal- ten. Dies betrifft etwa den Organisationsaufbau und

Ablaufpläne, die festlegen, wer was im Fall des Eintritts einer Krise zu tun hat. Um eine effektive und effiziente Bewältigung von Krisenlagen zu gewährleisten, sollten Schutzkonzepte der einzelnen Akteure deshalb auf ein Zusammenspiel aller Akteure ausgerichtet werden. Das ist nur unter der Voraussetzung möglich, dass sich die beteiligten Akteure kennen, Zuständigkeiten, Interes- senlagen und Handlungsmöglichkeiten gegenseitig ver- traut sind und eine Kultur der Zusammenarbeit gepflegt wird.

Forschungsprojekt EKRITIS II. Eben diesen Problembe- reich – das Zusammenwirken von öffentlicher Ver- waltung, Wirtschaft und Wissenschaft beim Schutz kritischer Infrastrukturen – zu untersuchen und Kon- zeptionen für ein nachhaltiges und effektives Wissens- management zu entwickeln, bildet den Gegenstand eines von der Europäischen Union (DG Humanitari- an Aid & Civil Protection) geförderten Forschungs- projekts - Akronym EUKRITIS II - des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik und Electronic Government an der Universität Potsdam, unter wissenschaftlicher Lei- tung von Prof. Dr.-Ing. Norbert Gronau.

Erster Schritt war eine empirische Erhebung zum Wissen- saustausch im Land Brandenburg und in der Wojewod- schaft Westpommern (Polen), bei der Kommunal- und Landesbehörden, Infrastrukturbetreiber, Hilfsorganisa- tionen, Einrichtungen aus Wissenschaft und Forschung, Unternehmen der Sicherheitswirtschaft und Verbände befragt wurden. Im Ergebnis konnten hemmende sowie fördernde Faktoren des Wissensaustausches im Kontext Kritischer Infrastrukturen identifiziert werden.

Der Schutz Kritischer Infrastrukturen ist als Folge von Globalisierung, Liberalisierung und Privatisierung deutlich komplexer geworden als in der Vergangenheit. Gefährdungen gilt es im Vorfeld als solche zu erkennen und so die Ver- wirklichung von Krisen und Katastrophen zu verhindern. Ein kooperatives und organisationsübergreifendes Wissens- management zwischen Sicherheitsbehörden und der Wirtschaft als Betreiber Kritischer Infrastrukturen aber auch als Dienstleister zu deren Schutz wird erforderlich. Eine verschiedene Social-Software-Werkzeuge integrierende Online- Plattform soll die technische Basis des Wissensaustauschs bilden.

Wissensmanagement zum

Schutz Kritischer Infrastrukturen

Niels Proske I Tanja Röchert-Voigt

abstract

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