Wie leben? Zukunftsbilder gestern und heute
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(2) Wie wollen wir arbeiten? – Die Entwicklung der Industrialisierung bis heute bildet den Hintergrund für viele künstlerische Arbeiten, welche die Bedingungen der realen Arbeits- und Lebenswelt reflektieren und ihnen ein neues Bild entgegenstellen. Die Ausstellung beginnt mit der Darstellung der industriellen Arbeitswelt anhand von Werken unter anderem von Bernd und Hilla Becher sowie Robert Häusser. August Sander ist mit einer Auswahl von Porträts aus seinem Mappenwerk Menschen des 20. Jahrhunderts vertreten, die den gesellschaftlichen Wandel zur Industriegesellschaft festhalten. Die russischen Konstruktivisten setzten ihre Kunst gezielt in den Dienst der Revolution, wobei der Künstler zum "Konstrukteur einer neuen Wirklichkeit" erklärt wurde. Eine hintersinnige Kritik an der zunehmenden Technisierung der Gesellschaft ist in der Nachkriegszeit in den Arbeiten von Konrad Klapheck zu spüren. In den 1970er-Jahren finden sich Visionen für eine radikale Umdefinition des Arbeitsbegriffs unter anderem in den Arbeiten von Mierle Laderman Ukeles. Harun Farocki gewährt schließlich mit der Videoinstallation Eine Einstellung zur Arbeit einen aktuellen Einblick in die Realitäten der globalen Arbeitswelt. Wie wollen wir leben? – Das planvolle Entwerfen, Gestalten und Konstruieren von Bauwerken zielt stets darauf ab, unser Leben in zukünftigen Zeiten zu formen. Das Bild der Zukunft wird in architektonischen Entwürfen besonders deutlich. Der konstruktive, zweckfreie Charakter der Werke der Russischen Avantgarde mit ihren rein fiktionalen, räumlichen Konstruktionen verweist auf eine gesellschaftlich-ästhetische Utopie. Soziale Aspekte wie Krankheit und Wohnungsnot forderten gesundes und bezahlbares Wohnen für die gesamte Bevölkerung und resultierte in Siedlungs- und Wohnbauprojekten, die ein hoher Grad an Funktionalität und eine Typisierung des Bauens auszeichnet. Die bis heute bedeutende, umfassende Verwendung von Glas ermöglichte nicht nur helle, lichterfüllte Räume im Inneren, sondern wurde aufgrund der Transparenz von außen von Architekten wie Bruno Taut als Ausdruck einer demokratischen Architektur verstanden. Der Wunsch, Natur und Architektur miteinander zu verbinden, lässt sich von den organischkristallinen Architekturen von Hermann Finsterlin, über die offenen Grundrisse von Ludwig Mies van der Rohe und den schwebenden Architekturen von Arata Isozaki bis hin zu aktuellen Ansätzen von Sou Fujimoto verfolgen. In der Ausstellung stehen sich Visionen und Entwürfe der Architektur und der bildenden Kunst unter anderem von El Lissitzky, Gerrit Rietveld, Le Corbusier und Walter Jonas gegenüber. Wie gestalten wir die Welt? – Der Bereich des Designs als pragmatische, am Menschen orientierte Gestaltung der Lebenswelt ist die Schnittstelle zwischen den Lebens- und Arbeitsbedingungen und den Zukunftsvisionen in der Architektur. Von Künstlern gegründete Ausbildungsstätten wie das Bauhaus und die Hochschule für Gestaltung Ulm suchten eine Verbindung von Kunst und Alltag zu etablieren und Produkte zu entwerfen, die möglichst in großen Massen produzierbar waren. Die Mitte des 20. Jahrhunderts brachte eine Generation von Designern hervor, die die Grenzüberschreitung und das Experiment wie nie zuvor zelebrierten: Sie entwarfen organische Innenraumgestaltungen und träumten von einem Leben auf dem Mond. Neue Materialien wie Kunststoff sorgten grundsätzlich mit ihrer Ästhetik für ein neues Lebensgefühl, jedoch in späteren Jahren auch für eine starke Auseinandersetzung mit sozialkritischen Gestaltungsentwürfen. Dabei offenbart sich die gegenseitige Beeinflussung von Industrie und künstlerischem Schaffen in Werken von Künstlern wie Piet Mondrian, Theo van Doesburg, Verner Panton, Gerhard Richter oder Tobias Rehberger. Das "Bild der Zukunft" wird stark von den Medien beeinflusst und prägt bereits unsere gegenwärtige Lebenswelt enorm: Heute scheint sich die Welt schneller zu drehen als je zuvor: Wir sind schneller, flexibler, aber auch scheinbar sozialer, bewusster, globaler. Fragen zur Nachhaltigkeit und neue Möglichkeiten der Nutzung unseres Lebensraums beschäftigen die Visionen der Gegenwart. Wenn auch ohne Touchscreens und Social Media waren bereits viele dieser Fragen zu Anfang des vergangenen Jahrhunderts aktuell. Mit der Zusammenstellung.
(3) wesentlicher Zukunftsentwürfe zeichnet das Wilhelm-Hack-Museum eine Kulturgeschichte, deren Zukunft auch in der Vergangenheit liegt. Die Ausstellung wurde von der BASF SE im Rahmen von BASF 150 initiiert und finanziell ermöglicht. Kuratoren: Jana Franze, Astrid Ihle, Theresia Kiefer, René Zechlin. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog. Ebenso ist ein umfangreiches Begleitprogramm geplant. Kontakt: Wilhelm-Hack-Museum, Theresia Kiefer, M.A., Berliner Straße 23, 67059 Ludwigshafen am Rhein, Telefon 0621 504-3403/-3411, E-Mail theresia.kiefer@ludwigshafen.de..
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