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Academic year: 2022

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Die Zeit vergeht viel zu schnell…

In der heutigen Zeit schneller, allge- genwärtiger Informationen, Smart- phones, Tablets etc. entsteht zuwei- len der Eindruck, dass Minuten zu Sekunden, Tage zu Stunden, ja Wochen zu Tagen werden und letzt- lich beschleicht mich das Gefühl, immer irgendetwas vergessen oder nicht geschafft zu haben.

Geht es Ihnen anders? Neben Patien- tenströmen und täglicher Arbeit, getriggert durch bürokratische und/

oder andere Vorschriften, ist ein Innehalten schwer. Letztlich scheint aber auch ein „Rentnerdasein“ keine Abhilfe zu schaffen, denn für unsere ärztlichen Senioren gilt auch schon lange das alte geflügelte Wort „Rent- ner haben niemals Zeit“. Ich habe den Ausweg noch nicht gefunden.

Weshalb leite ich mein heutiges Edi- torial so ein? Weil schon ein Jahr ver- gangen ist, seit mich die Kammerver- sammlung zum Präsidenten der Sächsischen Landesärztekammer ge - wählt hat. Ein Amt mit vielfältigen Aufgaben, welches ich nach wie vor sehr gern für die sächsische Ärzte- schaft und auch unsere Patienten wahrnehme.

Meine Amtszeit begann mit einem Paukenschlag, dem Flüchtlingsstrom.

Die damit verbundenen Herausforde- rungen haben wir dank gemeinsa- mer Anstrengungen sehr gut ge - meistert. Ein anderer Aspekt wurde dabei immer wieder angesprochen.

Wir werden die Herausforderungen der Zukunft in unserem Freistaat, in

der Bundesrepublik Deutschland und auch in Europa nicht ohne Zuwande- rung meistern können. Wir in Sach- sen können bereits jetzt auf eine hervorragende Bilanz gelungener Integration hinweisen – zwei Jahre zurückliegende und aktuelle Umfra- gen unter ausländischen Ärzten be - weisen dies. Wir müssen mit Neugier und Offenheit unseren Mitmenschen begegnen, nur so kann die Zukunft gelingen. Davon bin ich überzeugt.

Trotz des Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union halte ich fest: In Europa liegt eine Chance, auch für unser Gesundheitswesen.

Wir profitieren von den Entwicklun- gen außerhalb Deutschlands ge - nauso wie die Menschen dort von uns profitieren. Die Gesellschaft des längeren Lebens ist auf Entwicklun- gen in der Medizin und eine schnelle breite Anwendbarkeit angewiesen.

Negative Entwicklungen, wie Sen- kung der ethischen Standards, Nor- mierungsbestrebungen und mögli- che Folgen von Freihandelsabkom- men, sind aber dennoch strikt abzu- lehnen.

Letztlich wirkt sich dies aber auch auf unsere tägliche Arbeit aus. Ich möchte hier nur das Antikorruptions- gesetz anführen. Der Bundesgesetz- geber wäre nie aufgefordert worden, diesen Bereich zu regeln, wenn den Grund dafür die Ärzteschaft nicht selbst geliefert hätte. Das müssen wir uns bei unserem Tun immer vor Augen halten.

Die von manchen Kollegen misstrau- isch beäugten Qualitätssicherungs- maßnahmen können ebenso in zwei- erlei Richtung wahrgenommen wer- den. Qualitätssicherung ist als Füh- rungsinstrument durchaus positiv besetzt. Qualitätssicherung ist aber auch eine Aufforderung, sich an Qualitätsstandards zu halten. Nun sind Ärzte meist Individualisten, täg- lich in der Pflicht, Entscheidungen zu treffen und zu beraten – letztlich aber bei immer knapper werdender Zeit kaum mehr in der Lage, in jeder Situation absolut richtig zu erwägen, auch da benötigt es Hilfe. Ich habe es mir daher zum Ziel gesetzt, die hohe Qualität unseres ärztlichen Tuns entsprechend einzufordern und abzubilden. Dies beginnt bereits in

der ärztlichen Weiterbildung, umge- setzt durch unsere Weiterbildungs- befugten.

Zentral ist dabei aber auch die Indi- kationsstellung. Ich möchte hier nicht tiefer darauf eingehen, dazu gibt es sehr empfehlenswerte Schrif- ten, festhalten möchte ich aber, weder Patientenwunsch, noch öko- nomische Zwänge, noch alleiniger fragwürdiger juristischer Absiche- rungszwang sind Gründe für eine Indikationsstellung. Daher haben sich die Bundesärztekammer und viele ärztliche Fachverbände der Initi- ative „Gemeinsam klug entscheiden“

angeschlossen. Sie ist Meilenstein und wegweisend für unsere High- tech-Medizin. Mithin gehört auch dazu, dass medizinische Versorgung in Deutschland auf einem Solidarsys- tem basiert. Zuweilen scheint mir, dass dies etwas aus dem Bewusst- sein gerückt ist. Eine uneinge- schränkte Inanspruchnahme ist nicht wünschenswert. Dies gilt für Anbie- ter wie auch Empfänger gleicherma- ßen. Im Vordergrund unseres Han- delns sollten immer die Patientensi- cherheit und eine gerechte Vertei- lung von Gesundheitsleistungen ste- hen.

Ein weiterer Aspekt ist die Notwen- digkeit der gemeinsamen Arbeit mit anderen Gesundheitsfachberufen.

Wir konkurrieren hier mit anderen Sektoren unserer Wirtschaft um Fachkräfte, da verwundert es mich schon, dass die sächsischen Vertrags- ärzte ihre Angestellten im Bundes- durchschnitt nach wie vor am schlechtesten bezahlen.

Die Zeit und der Raum sind zu knapp bemessen, um all meine Gedanken und Vorstellungen abzubilden. Ich bin aber der festen Überzeugung, dass wir in den nächsten Jahren eine tiefe Veränderung unseres ärztlichen Tuns weiter erfahren werden. Wir haben zwei Möglichkeiten – entwe- der wir gestalten mit oder wir wer- den gestaltet. Auch die Ärzteschaft sollte erkennen, dass mit den Mitteln der Vergangenheit die Zukunft nicht geformt werden kann. Dies heißt nicht, dass wir unsere Wurzeln ver- gessen sollten.

Erik Bodendieck Präsident

Editorial

272 Ärzteblatt Sachsen 7 / 2016

Erik Bodendieck © SLÄK

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