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Anarchie und Demokratie.Die Gleichsetzung desUnvereinbaren

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An a rch i e u n d D em okra ti e.

D i e Gl ei ch setzu n g des U nverei n b a ren

H erbert Weh n er

An arch ie u nd D em o kratie w erden im m er w ie der so m iteinander ver - bu nden , dass sie in Fo rm direkter o der B asisdem o kratie die inn ere O r - ganisieru ngsfo rm der An arch ie b ilden . D ie se Au ffassu ng ist im deutsch sp rachigen Rau m w eitgeh end u nb e stritten u nd w ird au f den m eisten Treffen au ch p raktiziert. Ü b erseh en w ird dab ei, dass die b eiden B egriffe au s zw ei vö llig u nterschie dlich en Ide o lo gien stam m en : Einm al der O rganisieru ng vo n H errsch aft (D em o kratie) u n d einm al der H err - sch aftsfreih eit (Anarchie) .

W ie ko m m t e s dann ab er, dass sich fü r viele M ensch en B asisdem okratie u nd Anarchie als dasselb e anfü hlen , sie also an b eidem h ängen ? Wa - ru m sind Entsch eidu ngsm eth o den der B asisdem o kratie in anarchi - sch en Zu sam m enh ängen w eit verb reitet u nd w erden in vielen ein - schlägigen , sich anarchistisch nenn enden Z eitu ngen , G ru p p en u nd Strö m u ngen , eb enso in Bü ch ern u nd B ro schü ren als Entsch eidu ngs - m eth o de „ der “ An arch ie p ro p agiert?

D as ist u m so verwu nderlich er, als in der P raxis Plen a, en dlo se D eb atten u nd fo rm steif au sgefü hrte Ko nsen sab stim m u ngen viele M ensch en eh er nerven . D o ch die Lu stku rve geht b ei all dem zwar regelm äß ig n ach u n - ten , trifft ab er o ffenb ar au f ein B e dü rfnis nach G em einsch aftsku ltu r u nd fo rm alisierte Klarh eiten . Z eigt sich h ier die Au sw irku ng der S ehn - su cht vieler M ensch en nach neu en , kü n stlich en G eb o rgenh eiten ange - sichts de s Lo sgelö stseins in der N atu r (sieh e Kap itel zu m M ensch in der Textsam m lu ng „ Freie M en sch en in freien Vereinb aru ngen “) ? M u ss m ensch leiden fü r das Gute ?

Eine kritisch e Reflexio n üb er (B asis - )D em o kratie u nd Anarch ie fehlt b islang. S o bleibt u n entde ckt, was im Fo lgen den au fgezeigt w erden so ll:

Keine Fo rm der D em o kratie p asst zu r Anarchie .

Si eben Mal : An arch i e u n d ( B asi s-) D em okrati e si n d u nverei n bar!

1 . Mit u n d oh n e Kol l ektivsu bjekt

D em o kratie ist die H errsch aft de s ,dem o s', also de s Vo lkskö rp ers o der, au f den kleineren M aß stab angew endet, die H errsch aft der als G e sam t - w illen ge dachten Einh eit üb er die Vielfalt u nd U ntersch ie dlichkeit der Einzelnen . D as ist im gro ß en Rah m en das ,Vo lk' (m it der B e so nderh eit, dass die se s erst frei erfu n den w ird) , im kleineren ,die Gru p p e ', ,das C am p ' o der was au ch im m er − ge dacht als Ko llektiv, d .h . als h an delnde Einh eit. D am it tritt das Ko llektiv ko nku rrieren d den Einzeln en u nd de -

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ren Ko o p eratio nen gegenüb er: Re ssou rcen an Au fm erksam keit, D u rch - setzu ngskraft u sw. w erden zw isch en ih nen verteilt. An arch ie kann das nicht sein , denn ein h errsch aftsfreier Rau m ist m it der Existenz eine s üb er o der au ch nu r n eb en den Einzelnen u nd

ihren Ko o p eratio nen steh enden Subj ekts vo ller H andlu ngsko m p etenzen nicht verein - b ar.

Anarchie hingen ist die Abw e senh eit vo n Ko llektivsubj ekten . O b Regieru ng, P arla - m ent, Vo rstand o der Plenu m , im N am en de s Vo lke s o der der Grup p e − im m er b ezieh en sich Grem ien o der Sp re ch erInnen au f eine Ko llektivität, d .h . eine M enge vo n M en sch en , die als G anze s entsch eidet u n d Regeln u nd

N o rm en fe stlegt, die dann au ch fü r alle Einzelnen gelten , die als Teil der G e sam th eit ge dacht w erden . D as m acht vo n der Lo gik h er nu r S inn , w enn au ch erwartet w ird , dass die au fge stellten Regeln u nd N o rm en eine W irku ng h ab en , d .h . b efo lgt u nd im Zw eifelsfall au ch du rch ge setzt w erden .

B asis - u nd direkte D em o kratie w ie deru m sind U nterfo rm en der D e - m o kratie . D as gibt sch o n das Wo rt h er. Sie sind e s au ch p raktisch , denn b eide b rau ch en das fü r alle Fo rm en vo n D em o kratie ko nstitutive M erk - m al de s ab gegrenzten Ko llektivs, das den G em einw illen sch affen o der vo n dem die ser zu m inde st fo rm al ab geleitet w erden kann − eb en den

„ dem o s“. D ie ser ab er w ird gru ndsätzlich h errsch aftsfö rm ig b e stim m t u n d steht nach seiner E rsch affu ng als Ü b erb au üb er den Individu en . D irekte u n d B asisdem o kratie u ntersch eiden sich in der Art, w ie das ab - gegrenzte Ko llektiv Entsch eidu ngen fällt. B asisdem o kratie ist u nverein - b ar m it ein em ab geko p p elten Ü b erb au , direkte D em o kratie kann so gar dam it p roblem frei verbu nden w erden . D o ch b ereits die Existenz de s

„ dem o s“ w idersp richt der An arch ie , denn das eine stam m t au s der Welt der M acht u nd der H errsch aftsm eth o den , das andere ist eine Ide e der H errsch aftsfreih eit.

2. Mit u n d oh n e kol l ektiven E n tsch eidu n gen

Ko llektive E ntsch eidu ngsfin du ng b e deu tet, dass inn erh alb einer nicht fü r einen ko nkreten Zw e ck entstandenen Ru n de vo n M en sch en Ent - sch eidu ngen getro ffen w erden , die fü r alle gelten − au ch fü r die , die sie nicht gut finden , die sich an der E ntsch eidu ng nicht b eteiligt h ab en (w eil sie m ü de waren , andere s m ach en wo llten o der Entsch eidu ngs - p ro ze sse die ser Art ableh nen) o der no ch nicht da waren (sp äter ge - ko m m en , geb o ren . . .) . Kollektive Entsch eidu ngsfindu ng dient der Ko n - stru ktio n eine s „W ir„ , sch afft die se s u nd setzt e s vo rau s. Sie geb iert fü r alle im ko nstru ierten Ko llektiv eingem eindeten Perso nen allgem ein - gü ltige , d .h . geno rm te Verh altensw eisen .

D em o kratie ist ein System de s Treffens ko llektiver E ntsch eidu ngen . D a - b ei w ird zw isch en versch ie denen Fo rm en der D em o kratie entsch ie den , die sich hin sichtlich der M eth o de der Entsch eidu ngsfindu ng u nter - Kritik der D em okra tie au f www.dem okra tie- tota l .de.vu

u n d des

„dem os“

(Vol k) al s

Gru n dl a ge a u f www.

projektwerkstatt.de/

dem okratie/vol k. h tm l

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sch eiden , ab er im m er den Kern ko llektiver Entsch eidu ngsfindu ng au f - w eisen . D .h . e s w ird vo n einem Grem iu m o der in ein em Ab stim m u ngs - gang eine Entsch eidu ng gefällt m it dem Ansp ru ch , dass die se fü r alle b zw. fü r die in der Ab stim m u ng definierten M ensch en zu gelten h at − ob die wo llen o der nicht. D ie B eteiligu ngsm ö glichkeiten der M ensch en , au ch der B etro ffenen , sind j e n ach Fo rm der D em o kratie (rep räsentati - ve , direkte , Räte - o der B asisdem o kratie) versch ie den . In allen ab er b e - steht kein e M ö glichkeit, sich dem gru ndsätzlich zu entzieh en . D em o - kratie steht im m er fü r ein e To talität de s Ansp ru ch s au f Entsch eidu ng.

O b dem o kratisch gewählte Regieru ng, Vo lksab stim m u ng der direkten D em o kratie o der Plenu m sb e schlu ss im Ko n sens − das Ergeb nis gilt fü r alle , au ch die , die sich nicht b eteiligen .

Etwas Verw irru ng stiften Abwan dlu ngen , in denen u nklar ist, ob tat - sächlich der An sp ru ch au f Zu ständigkeit fü r alle erh ob en w ird . E s stellt sich ange sichts de s ko nstitutiven Elem ents de s „ dem o s“ in der D em o - kratie dann ab er die Frage , ob hier no ch ein e Variante der D em okratie b etrieb en w ird o der kein e m eh r. Werden z .B . Entsch eidu ngen au s den zentralen G rem ien in kleinere Treffen verlagert, die dann ab er au ch nu r no ch fü r sich entsch eiden , so wäch st Auto n o m ie − u nd die ist vo n P rinzip h er nicht m ehr dem o kratisch . D em o kratie ist die m eh r o der w eniger entfaltete S elb stb e stim m u ng de s Ko llektivs als Ko llektiv. D ie S elb stb e stim m u ng der E inzelnen fü r sich u nd in der G e staltu ng der ge - sellsch aftlich en Interaktio n o h ne Zu o rdnu ng zu (Zwangs - )Ko llektiven u nd Entsch eidu ngsfindu ng in die sen ist dem gegenüb er nicht m ehr de - m o kratisch .

An arch ie verträgt sich m it der Ko nstru ktio n eine s „W ir “ nicht, w eil die - se s niem als die Vielfalt selb stb e stim m ter M ensch en u nd ihrer Ko o p era - tio nen u n d G rup p en w idersp iegeln kann . D ah er kann Anarchie nu r do rt existieren , wo au f die Ko nstru ktio n de s Ko llektivs als Einh eit u nd die do rthin füh ren de ko llektive Entsch eidu ngsfindu ng verzichtet ist.

Alle s, was ist, ist die Entsch eidu ng der M ensch en u n d die Ko o p eratio n zw isch en ihn en o hne Ansp ru ch au f Vertretu ng anderer o der S ch affu ng eine s üb erindividu ellen „W ir “. U nter Abw e senh eit vo n H errsch aft wü r - den vielfältige , sich üb erlagernde o ffene System e (Räu m e , N etzw erke , Ko m m u nikatio n sfo ren , so ziale Gru p p en . . .) entsteh en , die eine Ent - sch eidu ngsfindu ng im m er nu r (w enn üb erh aup t) zu ko nkreten Fragen u nd in der dann dazu p assenden Zu sam m ensetzu ng vo n M ensch en h erb eifüh ren . D as ab er wäre dann Entsch eidu ng in der Ko o p eratio n , d .h . niem and ist gezwu ngen , sich dem zu u nterw erfen − e s gibt keine ge dachte u n d h andeln de Figu r üb er den M en sch en .

B asis - u nd direkte D em o kratie : Ab stim m u ngen in B asisversam m lu n - gen sch affen w ie direkt - dem o kratisch e Entsch eidu ngen Fe stlegu ngen eine s Ko llektiv m it W irku ng m inde stens im Ko llektiv. D ie se s Ko llektiv b e darf einer klaren Ab grenzu ng, w eil o h ne die se wäre u nklar, w er ab - stim m u ngsb ere chtigt ist. D as ist u m so b e deutender, j e stärker die Re ch - te de s Einzelnen im Ab stim m u ngsp ro ze ss verregelt sin d . In Ko n sens - verfahren ist üb er die Grenzziehu ng vo n Innen u nd Au ß en geregelt, w er ein Veto einlegen kann u nd w er nicht.

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B eisp iele :

• Ab stim m u ngsp ro ze sse aller Art, die in Verb änden , au f C am p s o der Aktio nen das Verh alten vereinh eitlich en , z .B . üb er P ro gram m - abläu fe , N ah ru ngsangeb ote , als gem einsam deklarierte Aktio nen u nd m ehr.

• Vertretu ng de s G anzen nach au ß en , d .h . P re ssetexte , - erkläru ngen , - ko ntakte im N am en eine s Verb ande s, ein er Gru p p e , K am p agn e o der Aktio n ; Vertretu ng gegenüb er B eh ö rden , Eigentü m erInn en u sw.

• Au f versch ie denen so g. D elegiertentreffen in so zialen B ew egu ngen (z .B . D eli - Stru ktu ren in der Anti - Ato m - B ew egu ng) sind Kriterien fü r den D elegiertenstatu s gar nicht fe stgelegt. D enn o ch w ird m it der Zuw eisu ng die se s Statu s üb er die Anw e senh eitsb ere chtigu ng vo n M ensch en entschie den .

3. I n n en u n d Au ßen

D em o kratie : Je de dem okratisch e Ab stim m u ng b rau cht eine D efinitio n darüb er, w er m itstim m en darf o der nicht. D ie Ü b ergänge kö nnen zwar fließ end sein , ab er nicht gänzlich verschw inden , w eil j e de Versam m - lu ng, die als Ko llektivsubj ekt h andelt, zu m inde st h insichtlich der Frage , w er davo n info rm iert b zw. eingeladen w ird u nd so m it au ch nu r m it - stim m en kann , einer Fe stlegu ng b e darf. D am it entsteht im m er ein

„ Innen “ u nd „Au ß en “, also die D azu geh ö ren den u nd die nicht D azu ge - h ö renden .

Anarchie : D ie B ildu ng vo n Innen u n d Au ß en stellt au s m eh reren G rü n - den ein e Au sübu ng vo n H errsch aft dar u nd ist de sh alb nicht ko m p atib el m it der Ide e der An arch ie . Zu m einen ist sch o n die D efinitio n , wo die Grenze eine s Ko llektivs ist, im m er vo n ob en vo rgegeb en , w eil selb st de - m okratisch e Verfahren keinen M e ch anism u s au fw eisen , m it dem sich ein sp ätere s Ko llektiv selb st als so lch e s definiert. D enn vo r der B ildu ng de s Innen u nd Au ß en wäre j a n o ch u nklar, w er w ie m itb e stim m en darf.

D ah er kann sich ein Kollektiv nicht vo llständig au s sich selb st h erau s b ilden .

Zu m anderen entsteht n ach der Entstehu ng eine Grenze , die einer Ü b erwachu ng b e darf. Sie kann nicht au f S elb stdefinitio n der sich dann B eteiligenden b asieren , da sie dann p raktisch nicht existieren u nd das Ko llektiv au fgeh ob en wü rde . Fo lglich b e darf e s einer Ko ntro lle , w er dazu geh ö rt u nd w er nicht. E s m u ss Perso nen geb en , die das P rivileg h ab en , die se s b e stim m en zu kö nn en .

B asis - u nd direkte D em o kratie : In der P raxis b asisdem o kratisch er B e - w egu ngen w ird zwar o ft intern die Gleichb ere chtigu ng erh ö ht, ab er e s entsteht regelm äß ig eine seh r deutlich e Ko nstru ktio n vo n Innen u nd Au ß en . E s gibt nicht nu r eine b e stim m te Lo gik der Einladu ng zu r Ver - sam m lu ng, so ndern ständig so gar die ko nkrete Au sgrenzu ng vo n als nicht zu geh ö rig definierten Perso nen − also üb er das P rivileg de s Ein - geladen seins h inau sgeh end .

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D ie direkte D em o kratie u ntersch eidet sich in der Lo gik der Grenzzie - hu ng gar nicht vo n rep räsentativer D em o kratie .

B eisp iele :

• Au f einem C am p b e schw erte sich ein Anwo h ner üb er die Lau tstär - ke . Er war dafü r (b asisdem okratisch b etrachtet vö llig ko rrekt) zu m Plenu m geko m m en u nd tru g sein Anliegen vo r. Er wu rde ab er als nicht zu m C am p dazu geh ö rend definiert u nd sein Anliegen üb er - gangen . S o zeigte sich ein deutlich e s Inn en u nd Au ß en . Wer wann w ie entsch ie den h atte , w er dazu geh ö rt u nd w er nicht, war zu dem u nklar. D er Au swahlm aß stab war o ffensichtlich am fo rm alen Teil - neh m erInnenstatu s au f dem C am p , vielleicht an cam p typ isch er Kleidu ng o der Äh nlich em o rientiert, nicht ab er an B etro ffenh eit vo n einer Entsch eidu ng. D enn dann h ätte der lärm gep lagte An - wo hn er wo hl Teil de s E ntsch eidu ngsp ro ze sse s sein m ü ssen .

• Au f einem an deren C am p wu rden N azis au sge schlo ssen . D o ch ko l - lektive Entsch eidu ng kann die Au slegu ng u nd D efinitio n im E in - zelfall nicht ersetzen , so ndern legitim iert „ nu r “ m achtfö rm ige s H andeln . Als Fo lge de s B e schlu sse s zu r Au sgrenzu ng vo n M en - sch en entw ickelte sich eine zu m Teil ab enteu erlich e P raxis am Ko ntro llpu nkt ( !) am Eingang, w er als N azi definiert wu rde u n d w er nicht. D as Au sseh en sp ielte dab ei die w ichtigste Rolle .

4. Mit u n d oh n e „Wir“, Gem einwil l e, E in h eit u n d Geborgen h eit

D em o kratie : D er „ dem o s“ ist die E inh eit, au f der alle s b asiert − im G ro - ß en (Vo lk, N atio n) w ie im Kleinen , z .B . im Verein , in der Fam ilie o der Verwandtsch aft, als Fan club , religiö se Grup p e o der was au ch im m er.

D as „W ir “ entstam m t nicht de s selb stb e stim m ten Zu sam m enko m m ens, so n dern w ird definiert − du rch Ab stam m u ng, verm eintlich e Traditio n o der einfach du rch die Verkü nderInnen der erst du rch die Verkü ndu ng p ro du zierten , ab er in der Verkü ndu ng als vo rh er b e steh en d b eh au p te - ten G em einsam keit.

D ie se s kü nstlich e „W ir “ ein er N atio n o der Vo lksgem einsch aft (in D eu tschland w egen der sp ezifisch en G e schichte selten so gen annt, so n - dern verschleiernd u m schrieb en m it Wertegem einsch aft, Leitku ltu r o der Stan do rt) , trifft au f h o h e Akzep tanz . D enn die Zu richtu ng im Le - b en ein e s M ensch en (Erziehu ng, B ildu ng, so ziale s U m feld , M e dien . . .) b ringt fast alle M ensch en dazu , sich selb st lieb er als Rädch en im System zu b egreifen statt als selb stb ewu sste s u nd selb st h andelnde s Individu - u m , das sich so ziale s U m feld u n d Ko o p eratio nseb en en selb st wählt. S o enden fast alle in vo rgegeb en en Ro llen (H au sh alt, Kindererziehu ng, Job su ch e , Au sb ildu ng o der den j ew eiligen Job m it sein en Arb eitsanfo r - deru ngen ; ergänzt du rch die Ro llen in Vereinsvo rstän den u sw.) . D a sie S elb stän digkeit nicht gelernt h ab en , fühlen sie sich in Räu m en m it vo r - gegeb enen O rientieru ngen wo hl. Inso fern p assen Vereinzelu ng (Indi - vidu alisieru ng o hn e S elb stb ewu sstsein u n d S elb stb e stim m u ng) u nd kollektive Identität gut zu sam m en . D as eine füllt die Le ere im an deren .

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Anarchie : Was der D em o kratie Akzep tanz versch afft ange sichts der au f U nselb ständigkeit zu gerichteten M ensch en , m acht e s der Anarchie zu r Z eit seh r schw er. O ffene System e , in denen die M ensch en selb st agie - ren , fü r sich entsch eiden , sich p o sitio nieren , selb st h andeln u nd inter - venieren (z .B . b ei Krisen o der Ü b ergriffen) , sind frem d , b ereiten Angst, erzeu gen U nsich erh eit. Wer ab er Welt verän dern u nd b ish erige N o r - m alität b re ch en w ill, ko m m t daru m nicht h eru m . Statt nu n den Rü ck - zu g in eine neu e G eb o rgenh eit u nd Ko llektivität zu o rganisieren , wäre e s an der Z eit, den gewo llten B ru ch m it dem b ish er Ü blich en u nd (Frem d - ) O rientieru ng G eb enden au ch o ffensiv zu o rganisieren − vo n M eth o den der Ko op eratio nsanb ah nu ng u nd gleichb ere chtigten O rga - nisieru ng üb er o ffene Räu m e u nd o ffenen Zu gang zu allen Re ssou rcen b is zu Reflexio n , S em in aren u n d m ehr, deren Ziel das H interfragen der N o rm alität, das E ntw ickeln vo n U to p ien u n d das Aneignen vo n Know - H ow im selb sto rganisierten Leb en ist.

B asis - u nd direkte D em o kratie : Ähnlich erfo lgreich w ie die D em o kratie ist die B asisdem okratie als Strategie vo n Entsch eidu ngsfindu ng in p o li - tisch en B ew egu ngen , w eil sie ersehnte , externe G eb o rgenh eit ver - sch afft. D ie m eisten Anh ängerInnen der B asisdem okratie wollen zwar etwas andere s als „ die da ob en “, ab er das N eu e so ll keine u ngewo h nten Leb ensverh ältnisse h ervo rru fen − also nicht veru nsich ern , obwo hl das ange sichts der Verh ältnisse nö tig u nd sinnvoll wäre . B asisdem o kratie sch afft Einh eit, O rientieru ng, G eb o rgenh eit u n d ein ko llektive s „W ir “ − au fgru n d der inten siven , gem einsch aftlich en Entsch eidu ngsverfah ren so gar stärker als andere Fo rm en der D em o kratie . B e so nders gilt das fü r Ko nsensverfah ren , die no ch dazu den S ch ein de s Einverneh m lich en hinzu fü gen . D am it ko m m en sie den erzeu gten B e dü rfnissen der u nter den re alen Verh ältnissen au fgewach senen M ensch en entgegen . Au ch

„Linke “ su ch en O rientieru ng vo n au ß en statt den o ffenen P ro ze ss, in dem sie im m er w ie der ih re eigene Po sitio n finden o der klären m ü ssten . D irekte D em okratie füh rt im Vergleich m it der rep räsentativen D em o - kratie o ft zu gar keiner Veränderu ng der „W ir “ - B in du ng. Vo lksent - sch eide kö nn en die Identifikatio n m it der h errsch enden Po litik so gar erh ö h en . D ie ge steigerte Legitim atio n geh ö rt zu den w ichtigsten G rü n - den fü r die D irektwahl vo n Fü hru ngsp ersö nlichkeiten . S o enth alten viele Vo rschläge z .B . zu r D irektwahl vo n Bu nde sp räsidentIn o der - kanzlerIn in D eutschlan d als Argu m ent den H inw eis, dass so ein e akzep tierte Vo lksfü hrerIn als Identifikatio nsfigu r entsteh en wü rde . O ffenb ar m erken die P ro tago nistInnen so lch er Ide en nicht einm al, w elch gefährlich en Entw icklu ngen sie dam it den B o den b ereiten . E s war u n d ist fü r D iktakto rInn en die ser Welt im m er eine intere ssante Le - gitim atio nsb e sch affu ng gerade fü r h arte M achtdu rchgriffe , sich vo m

„Vo lk “ in inszenierten Wahlen b e stätigen zu lassen . Au s die sem B lick - w inkel m ü sste au ch das du nkelste Kap itel deu tsch er G e schichte als di - rekte D em o kratie gew ertet w erden .

Ma il a u s der Redaktion des FAU -Orga n s „D irekte Aktion“ a l s Abl eh - n u n g ein es Texta n gebotes zu r Kritik an der B a sisdem okratie

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5. Mit u n d oh n e Stel l vertretu n g

D em o kratie : D ie üblich e , also rep räsentative D em o kratie ist ein System der Stellvertretu ng. Rep räsentatio n b e deu tet, dass M ensch en legitim iert w erden , fü r das G anze zu re den . O b N atio n , B u n de sland , Stadtverwal - tu ng, Sp o rtverein , P artei o der Firm a − im m er gibt e s Perso nen , die fü r das G an - ze u nd im N am en au ch der u ngefragten Vielen innerh alb die ser Einh eiten re den , Verträge ab schließ en u nd Ko o p eratio nen eingeh en .

An arch ie : Stellvertretu ng u nd Verein - nahm u ngen sind H errsch aftsfo rm en . H errsch aftsfreih eit b e steht nu r do rt, wo Stellvertretu ng fehlt, d .h . alle M ensch en nu r fü r sich re den u nd direkte Verein - b aru ngen schließ en . D as schließt ko m - p lexe Ab sp rach evo rgänge nicht au s − j e - do ch h andeln au ch in ko m p lexen b zw. üb erregio nalen Ko o p eratio nen die Tätigen nie im N am en anderer, so ndern fü r sich . Im gü nstigsten Fall stellen sie ständig Tran sp arenz h er, so dass andere , die b etro ffen sind , sich w ie deru m direkt einm isch en kö nnen . Sie kö nnen dab ei E inzelne ansp re ch en , sie als Ko ntaktp erso nen nutzen , ab er niem als w erden die - se zu ihren VertreterInnen .

B asis - u nd direkte D em okratie : N eb en b asisdem okratisch en Versam m - lu ngen w erden Räte system e als M ö glichkeit fü r h errsch aftsfreie s Ent - sch eiden vo rge schlagen . In den Räten so ll ein im p erative s M andat h errsch en , d .h . die do rt H an delnden sind an die B e schlü sse derer, die sie vertreten , gebu nden . O b das üb erh aup t fu nktio nieren kann , ist b ereits zw eifelh aft, denn der Rü ckflu ss an Info rm atio nen au s dem G e sch eh en in den Räten entsch eidet darüb er, ob die Vertretenen ihre Vo rgab en erfü llt seh en . Steu eru ng üb er Info rm atio n ist ab er ein M ittel der H errsch aft u nd w irkt der tatsächlich en M ö glichkeit im p erativer M andatieru ng entgegen . Zu m Zw eiten ab er ist au ch in der Lo gik de s im p erativen M an dats die Stellvertretu ng integriert. D as Re cht, die Per - so n j e derzeit ab zub eru fen , h eb elt Stellvertretu ng nicht au s, so ndern b egrenzt sie nu r in der zeitlich en D im ensio n . D ie P rivilegieru ng in der Ph ase , in der die Stellvertretu ng andau ert, ist denno ch vo rh anden u nd sich ert sich selb st üb er die genannte Steu eru ng der Info rm atio nsflü sse ab . Was üb er die Vo rgänge in den Räten n ach au ß en dringt, u nterliegt der p rivilegierten B e einflu ssu ng du rch die Perso nen in die sen Räten . S ie steu ern die D isku rse üb er das, was als wah r u nd w ichtig angeno m - m en w ird : Welch e P roblem e liegen vo r ? Was sind die U rsach en ? Wer ist schuld ? G ibt e s eine Krise u nd w elch e ? All das sind D isku rse , die in einer G e sellsch aft ständig w irken u nd deren Steu eru ng in den m o dernen m e dialen o der so zialen System en den w ichtigsten M achtfakto r dar - stellt. B e steh en h ier P rivilegien , ist H o rizo ntalität w eit w eg. Räte sch af - fen solch e P rivilegien , w eil die Au fm erksam keit fü r deren H andlu ngen h ö h er ist als fü r die anderer. S ie zu ko ntrollieren , ist schw ierig, denn Info rm atio nen au s den Treffen w erden gefiltert nach au ß en gegeb en , Text im B u ch „F reie Men -

sch en in freien Verein ba - ru n gen“ (a u ch www.

projektwerkstatt.de/

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wiru n da l l e. h tm l ) Zu r Kritik a n D em okra tie u n ter www. projektwerkstatt.de/

dem okra tie/

stel l vertretu n g. h tm l

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d .h . ein e u nabh ängige Ko ntro lle der Tätigkeit vo n D elegierten ist fü r die vo n ihnen Vertreten en gar nicht m ö glich . D ie M acht der Info rm atio ns - hierarch ie w irkt.

D irekte D em o kratie sch afft in der Rein stfo rm keine Stellvertretu ng, ist ab er in der Regel m it rep räsentativen o der b asisdem o kratisch en Struk - tu ren geko p p elt, d .h . ergänzt die se nu r. D ie ob en b e sch rieb en en P roblem e w erden du rch die direkte D em o kratie nicht gelö st, j a nicht einm al angetastet.

6. Verein h eitl ich te F ragestel l u n gen oder offen e D ebatte

D ie ge sam te Struktu r der D em o kratie dient der D u rchfüh ru ng vo n Ab - stim m u ngen als Akt der N o rm setzu ng o der, da in den Elite stru ktu ren viele Entsch eidu ngen info rm ell vo rb ereitet w erden , der Legitim atio n der N o rm setzu ng. D er „ dem o s“ ist nicht D isku ssio n srau m , so ndern Ab - stim m u ngsgem einsch aft. D as Stellen vo n Entsch eidu ngsfragen m it dem darau f fo lgenden Ringen u m M ehrh eiten o der Ko nsense ist ko n - stitu ierende s Elem ent vo n D em o kratie .

Anarchie : Eine gute An alyse vo n H errsch aft m u ss gen au sein . Wer so hingu ckt, dem fällt au f, dass nicht nu r m it der Ab stim m u ng als Ko llek - tiv m assive Struktu rieru ngsp ro ze sse in einer (eigentlich) vielfältigen M enge an M en sch en ablau fen , so n dern die Vereinh eitlichu ng sch o n b ei der Frage stellu ng b eginnt. Ab stim m en kann m ensch nu r üb er etwas, was ab stim m u ngsko nfo rm fo rm u liert w ird . S o ziale Fragen w erden da - m it au f Ab stim m u ngsfäh igkeit re du ziert, wo du rch Ko m p lexität u nd u ntersch ie dlich e S ichtw eisen der vielen E inzelp erso nen au f das Th em a verlo ren geh en . Wo üb er etwas ab ge stim m t w erden so ll, geht e s u m ,Ja' o der ,N ein ' − au ch w enn der Ab stim m u ngsp ro ze ss so o rganisiert sein so llte , dass die se b eiden Po sitio nen im D isku ssio n sverlau f än derb ar sind . E s bleibt der D ru ck, die Lö su ng vo n Fragen im m er im Rahm en der Ab stim m u ngsfähigkeit zu h alten − u nd nicht als o ffene s System e , u n - geklärt, dynam isch , u ntersch ie dlich interp retiert. D ie Vereinh eit - lichu ng der Frage stellu ng versch ärft die Tendenz vo n Einh eit u nd Ko l - lektiv, sie sch afft Identität, Grup p e , G eb o rgenh eit.

D ie Ide e der Anarch ie , de s p rinzip iell O ffenen u n d der Welt, in der im - m er viele Welten Platz h ab en so llen , w idersp richt der Lo gik vo n Ab - stim m u ngen .

B asis - u nd direkte D em o kratie : B eide versch ärfen die W ichtigkeit der Fo rm ulieru ng einer Frage in ko llektiven E ntsch eidu ngsp ro ze ssen . D enn die Ab stim m u ngen sind b ei ih nen au fw endiger u nd dah er selte - ner als z .B . in rep räsentativen Grem ien w ie P arlam enten o der Vo rstän - den . D o rt kö nnen einm al getro ffene Entsch eidu ngen schn eller w ie der verändert o der au fgeh ob en w erden . B ei Ab stim m u ngen , an den en alle b eteiligt sein kö nn en , ist der Au fwand h ö h er. D ah er ko m m t der Frage - stellu ng eine grö ß ere B e deutu ng zu . E rst re cht gilt das fü r Ko nsen sver - fahren m it Veto re cht. D enn das Veto re cht versch afft denj enigen M acht, die die Frage p assend zu stellen w issen . D ah er b irgt die Sach e m it der

(9)

Frage stellu ng die G efah r, dass die entsch eidenden M achtkäm p fe nu n au f die sem N eb ensch aup latz au sgetragen w erden . Wer sich dab ei du rch setzt, w ie eine zu r Ab stim m u ng steh en de Frage fo rm uliert w ird , h at entsch eidenden Einflu ss au f das G e sch eh en geno m m en . In den ganzen E rkläru ngen zu r B asisdem o kratie ko m m t die ser Pu nkt regel - m äß ig gar nicht vo r. D as ist entw e der ein D efizit an kritisch em D enken o der Taktik . D iej enigen , die w issen , w ie w ichtig die Frage stellu ng ist, h ab en einen D u rch setzu ngsvo rsp ru ng gegenüb er denen , die au s M angel an W issen b ei der entsch eiden - den Ph ase , n äm lich der Fo rm ulieru ng der Frage , nicht au fp assen .

B eisp iel: Wer w ill, dass in ein em Rau m nicht gerau cht w ird , m u ss die Frage stel - len , ob gerau cht w erden darf, u m dann p er Veto die Rau ch freih eit zu erreich en .

7. Regel n , Gren zen u n d San ktion en − oder au ch n ich t

D em o kratie : D er Sinn dem o kratisch er Entsch eidu ng ist, so ziale Räu m e m it allgem eingültigen , also vereinh eitlichten Regeln zu sch affen . D ie se kö nnen Einzelpu nkte b etreffen o der gru ndsätzlich e Verh altensno rm en . Au s der Entsch eidu ngsfindu ng entsteht die Erwartu ngsh altu ng, dass die M ensch en sich den ge sch affen en B e dingu ngen au ch anp assen . S o llte das nicht ge sch eh en , m ü ssten S anktio n en erfolgen o der fe stge - legt w erden , fü r die ein D u rch setzu ngsap p arat eb enso erfo rderlich ist w ie Perso nen , die die D efinitio n sm acht zu r Entsch eidu ng h ab en , ob ein Versto ß vo rliegt u nd nicht − u nd w elch e Sanktio n zu erfo lgen h at. Im m o dern en N atio nalstaat sin d das Po lizei u nd Ju stiz (o der an dere B e - h ö rden) . D as ist in allen Staaten gleich , u nabh ängig ob M o n arch ie , D iktatu r o der D em o kratie , ob kap italistisch o der so zialistisch . In ge sell - sch aftlich en Sub räu m en h ab en fo rm ale G rem ien o der info rm elle Eliten die se Vo llm achten .

An arch ie : D as Fe stlegen vo n B e dingu ngen fü r den Au fenth alt vo n M en - sch en in ein em so zialen Rau m ist ein Akt der H errsch aft. E s m u ss dafü r p rivilegierte Kreise o der G rem ien geb en , die das „Re cht“ h ab en , die se B e dingu ngen fe stzulegen u nd au ch du rchzu setzen . An arch isch ist nu r der o ffene Rau m , d .h . Treffen , G eb äu de , P ro ze sse o der P ro j ekte , in die alle M en sch en frei eintreten kö nnen u nd b ei Ko nflikten ko m m u nikati - ve P ro ze sse o h ne j eglich e Vo rb e dingu ngen au sgetragen w erden . D as b e deu tet nicht die Abw e senh eit vo n Veränderu ngsp ro ze ssen , sie w er - den ab er im m er zw isch en M en sch en in ein em h o rizo ntalen Verh ältnis m iteinander au sgeh andelt, nie üb er Grem ien o der au s p rivilegierten Po sitio nen h erau s. Räu m e , N etzw erke , Ko m m u nikatio nsnetze u nd vie - le s m eh r sind o ffene System e , in den en e s kein e vereinh eitlichten Re - geln gibt, so ndern im Fall vo n Krisen , U nb efrie digu ng u n d als Re aktio n au f alltäglich e Ü b ergriffe , E inschü chteru ngen , D iskrim inieru ngen o der Zu gangsb e schränku ngen die ko m m u nikative u n d direkte Interventio n u nd die o ffene D eb atte − ab er o hne ko llektive Entsch eidu ng.

Meh r B eispiel e u n d I n form a tio- n en im Absa tz zu m Kon sen s (sieh e u n ten ) u n d im Kap itel zu m odern en H iera rch ien .

(10)

D er Sinn vo n b asis - u nd direktdem o kra - tisch en Entsch eidu ngen ist der Gleich e w ie b ei der rep räsentativen D em o kratie . Au ch hier geht e s u m Regeln u nd B e - schlü sse fü r O rte , N etzw erke , virtu elle Räu m e , Aktio nen , Veranstaltu ngen u sw.

Angem erkt sei, dass Innerh alb ko nkreter H andlu ngsgrup p en (Aktio nsgru p p e , WG , B etrieb . . .) b ezü glich seh r ko nkreten Fra - ge stellu ngen o der zu r Fe stlegu ng de s Zw e cke s der G rup p e Entsch eidu ngsfin -

du ngen u nu m gänglich sind . D ie Fo rm , in der die se erfo lgt, ist hinsicht - lich ih rer h errsch aftserzeu gen den Reichw eite zw eitrangig. W ichtiger ist, dass sie nicht üb er den eigenen ko nkreten W irku ngsb ereich , au f N ichtanw e sen de u nd allgem eine Stru ktu ren au sge deh nt w ird , so ndern fü r die ko nkret zu sam m en H andelnden gilt. Plena, Regieru ngen , Ko o r - dinieru ngskreise , Vo rstände u sw. entsch eiden ab er regelm äß ig nicht nu r fü r sich , d .h . die Anw e senden , so ndern fü r alle , das Ko llektiv aller M ensch en , in deren Struktu r das Grem iu m agiert.

D as Ga n ze am B eisp iel : Medien − kon trol l iert oder offen ?

D ie se B e schreibu ng b ringt kein zu sätzlich e s Kriteriu m , so n dern w endet die ob en b en annten U nterschie d au f ein Fallb eisp iel an . E s geht u m die Frage , w ie M e dien (Z eitu ngen , Radio , Intern et - N achrichtenseiten . . .) o rganisiert sein kö nn en .

Ein dem o kratisch e s M e diu m wäre eine s, in dem e s Ab stim m u ngsp ro - ze sse üb er die Inh alte gibt. Ko nse qu enter wäre n o ch , w enn au ch die Eigentu m sverh ältnisse am M e diu m dem o kratisch e P ro ze sse zulassen wü rden , w enn Re dakteu rInnen u n d anderen B eteiligte gewählt wü rden u sw. D as ist so gu t w ie nirgends der Fall, au ch nicht in den sich vo n G e - no ssensch aften getragenen B lättern , die m eist fro h darüb er sind , dass die G eno ssInnen sich w enig fü r das G e sch eh en intere ssieren : G eld j a, M itb e stim m u ng lieb er nicht.

D ie m eisten M e dien in der h eu tigen G e sellsch aft sind staatlich o der ka - p italistisch o rganisiert. Rah m enb e dingu ngen w ie P re ssege setze w erden rep räsentativ dem o kratisch b e schlo ssen . D as reicht, u m die hie sige M e - dienlandsch aft als dem o kratisch e P re sse zu b ezeich nen − schwach , ab er wah r.

Anarchie b e deu tet H errsch aftsfreih eit. In M e dien m ü ß te das b e deuten , dass M e dien als o ffene Plattfo rm en o rganisiert w erden , b ei denen die G renzen vo n S enderInnen u n d Em p fängerInn en au fgelö st w erden . D ie NutzerInn en de s M e diu m s w erden zu gleichb ere chtigten G e stalterIn - nen . Einige w enige B eisp iele au s dem Internet zeigen , w ie das in der W irklichkeit au sseh en kö nnte , z .B . W ikis u nd Indym e dia − au ch w enn b ei näh erem H in seh en zu m inde st in D eutschland selb st da Z ensu r - m e ch anism en au ftreten . E in b e so nders grau envo lle s B eisp iel ist die

Zu r I dee offe- n er Rä u m e sieh e www.

projektwerkstatt.

de/h op p etosse/

em a n zip at/offen . h tm l , zu deren p ra ktisch er U m setzu n g: www.

projektwerkstatt.de/

h op p etosse/h ierarch N I E /offen errau m . h tm l

(11)

Entw icklu ng de s vielfach gehyp ten W ikip e dia0 vo n einer o ffenen En - zyklo p ädie zu einer inzw isch en h o chko ntro llierten Sp h äre . P rintm e di - en , freie Radio s u .ä. kö nnten du rch au s äh nlich e Elem ente verw irkli - ch en w ie e s im te ch nisch flexibleren Internet einfach m ö glich ist. S ie tu n e s ab er fast nie − ein Gru n d fü r die Fe ststellu ng, dass e s anarchisti - sch e M e dien im deu tsch sp rach igen gar nicht gibt, au ch w enn sich eini - ge so nennen .

B asisdem o kratisch sind Z eitu ngen , Internetp lattfo rm en u .ä., b ei denen die Au swahl der B eiträge , die G e staltu ng u sw. vo n den B eteiligten am P ro j ekt entschie den w erden . B asisdem o kratie ist dab ei der Verzicht au f O b rigkeit u n d M eh rh eitsab stim m u ng. Ko nsens u nd gleichb ere chtigte B eteiligu ng aller P ro j ektm itglie der an den Entsch eidu ngen p rägen das G e sch eh en . Z ensu r findet statt − ab er im Ko nsen s. D er U ntersch ie d zu r An arch ie ist gut erkennb ar. O ffene System e kenn en keine Z ensu r, so n - dern nu r Interventio n z .B . in Fo rm vo n P ro & C o ntra.

B eisp iele :

• Ein Text m it Kritik an der Gleich setzu ng o der N äh e vo n Anarchie u nd B asisdem o kratie wu rde an zw ei sich anarch istisch nennende , tatsächlich ab er (h ö ch stens) b asisdem okratisch e Z eitu ngen ge - schickt: D irekte Aktio n u nd G raswu rzelrevolutio n . B eide lehnten den Ab dru ck ab u nd b egrü n deten das o ffen siv dam it, dass sie kein Intere sse h ätten , Texte m it abw eich enden Po sitio nen zu ih ren Ide o lo gien zu verö ffentlich en . Wegen der B asisdem o kratie reicht b ereits ein Veto , u m den Text zu sto p p en u n d eine so lch e Ableh - nu ng als M einu ng de s Ko llektivs nach au ß en zu vertreten . S o legt z .B . in der GW R ein e einzige Perso n (Kü nstlern am e : Lou M arin) seit Jahren ein p rinzip ielle s Veto gegen Texte au s einer b e stim m ten an arch istisch en Richtu ng ein . D ie se s Verh alten w ird w egen der in - fo rm ellen M acht die ser Perso n ge duldet, obwo hl e s p raktisch eine p erm anente Z ensu r b e deu tet. Z ensu r ist hier ko rrekt, w enn sie b asisdem o kratisch zu stande ko m m t. D ie Äh nlichkeit m it dem G e - waltfreih eitsdo gm a, das j a in gleich en Kreisen h o ch geh alten w ird , ist o ffensichtlich : D ie Fo rm ist entsch eidend , der Inh alt w eniger o der gar nicht.

• D as P ro j ekt „Indym e dia“ ist do rt, wo p rivilegierte Z ensu rm ö glich - keiten fehlen , eine s der w enigen M e dien , b ei denen M ach erInnen u nd NutzerInn en ähnlich e G e staltu ngsm ö glichkeiten h ab en . D ie so gen annten „W ikis“ im N etz sind S eiten , die vo n den B etrachte - rInnen eb enso verändert o der erw eitert w erden kö nnen w ie vo n denen , die eine Internetseite anlegen . B eide P ro j ekte sind tatsäch - lich h o ch u m käm p fte Räu m e , w eil die G egnerInnen o ffen er Sys - tem e (in linken B ew egu ngen w ie erst re cht im Re st der G e sell - sch aft klar do m inierend) selb ige im m er w ie der b ekäm p fen o der dann , w enn das nicht geht, erh eblich e Re ssou rcen einsetzen , u m die se dann w enigstens zu do m inieren . S o w erden b ei W ikip e dia fast alle S eiten zu fü hrenden Po litikerInn en vo n deren M itarb eite - rInnenstab ständig ko ntro lliert u nd Kritisch e s entfernt, inzw isch en 0 Fal l beispiel e unter www. projektwerkstatt.de/h oppetosse/

h ierarch N I E /beispiel e/wikipedia. htm l

(12)

h at W ikip e dia zu dem selb st ein u m fangreich e s Z ensu rsystem au f - geb aut, was vo r allem au f p o litisch b risanten S eiten täglich zu spü ren ist. D ass sie ab er so lch e Kap azitäten inve stieren m ü ssen , zeigt dass der Rau m gru ndsätzlich o ffener ist als andere . Wü rde sich die Z ahl o ffener System e vergrö ß ern , wäre Ko ntro llwahn sch nell am E nde .

Fazit

D em o kratie u nd An arch ie u ntersch eiden sich in m ehreren gru ndle - genden Pu nkten . H errsch aftsfrei ist nu r die Abw e senh eit vo n Regeln , deren D u rch setzu ng, ko llektiver Identität, Einh eitlichkeit u nd dah er der Verzicht au f ko llektive Entsch eidu ngsfindu ng. D ie se ist fü r D em o kratie ab er ko nstitu tiv, d .h . nicht w egdenkb ar. U n d au ch die vielgelobte direk - te u nd die B asisdem o kratie sind h ö ch stens ein e M eth o de , die Entsch ei - du ngsfindu ng aller fü r alle gleichb ere chtigter zu o rganisieren . Sie sch affen Ko llektivität u nd ko llektive Entsch eidu ng ab er nicht ab . Jen - seits der Kritik im D etail, z .B . an Ko nsens, Veto re cht o der der Einteilu ng an „ Innen “ u n d „Au ß en “, ist die ser U ntersch ie d zw isch en Abw e senh eit aller Ko llektivsubj ekte (An arch ie) u nd einer nu r an deren O rganisie - ru ng de s Ko llektivs (B asisdem okratie) zentral. B asisdem o kratie sch afft Vereinh eitlichu ng. D as Argu m ent, ein Veto re cht wü rde die abw eich en - den M einu ngen stärken , ist irrig. Tatsächlich zw ingt gerade das Veto - re cht zu Annäh eru ngen der U nterschie dlichkeit u nd Ko m p ro m issen , zu r Au fgab e vo n Versch ie denartigkeit u nd Ko nflikten . D ie Dyn am ik vo n Streit u nd Vielfalt w ird verringert − stärker so gar als in der M ehrh eits - dem o kratie , wo Ab stim m u ngsschlachten zwar eb enfalls am Ende ein e fo rm ale Einh eitlichkeit nach au ß en sch affen u nd D o m inanzen fö rdern , ab er die M inderh eiten erkennb ar bleib en , zu m in de st fü r die U nterlege - nen als interne O p p o sitio n . B asisdem o kratie h ingegen h at die Tendenz, die U ntersch ie dlichkeit zu verschleiern u nd das „W ir “ zu stärken . Ein e anarchistisch e G e sellsch aft w ird nu r entsteh en , w enn Stü ck fü r Stü ck ko llektive Entsch eidu ngsfindu ng u nd ihre D u rch setzu ng au s der G e sellsch aft verdrängt w erden . H o rizo ntalität aller M ensch en , d .h . gleich e H andlu ngsm ö glichkeiten u nd die Steu eru ng vo n P ro ze ssen üb er freie Vereinb aru ng statt Entsch eidu ngsfindu ng wären das Ziel.

Ko nkrete P roj ekte w ie M e dien , alternati - ve Leb ensp roj ekte , B etrieb e o der Lern o r - te vo n u nten h ab en die C h ance , Exp eri - m entierfläch en zu sein fü r den Verzicht au f ko llektive Regeln , Vo rb e dingu ngen o der E ntsch eidu ngsfin du ng. D ann wäre Anarchie nicht nu r eine Werb ep hrase , eb en eine M o gelp acku ng fü r B asisdem o - kratie , so ndern zu m inde st im Ziel der Versu ch eine s Au sgangs au ch der „ Lin - ken “ au s ih rer selb stverschuldeten U n - m ü ndigkeit, sp rich : D er U nterw erfu ng u nter die Ko llektivsubj ekte .

Kon krete Meth oden des H iera rch iea bbau s: www.

h iera rch n ie.de.vu D em okratiekritik: www.

dem okra tie-tota l .de.vu H errsch a ftsfreie U top ien : www.

h errsch aftsfrei.

de.vu D a s p assen de B u ch zu m Th em a D em okratie: www.

a ktion sversa n d.de.vu

(13)

Ein Text, ähnlich den Ab sätzen die se s K ap itels, wu rde an Graswu rzelre - vo lutio n (GW R) u n d D irekte Aktio n (DA) ge schickt m it der B itte u m

Verö ffentlichu ng. B eide lehnten ab . Au szü ge a u s dem B egrü n du n gen . GWR :

D er Text von „D irekte Aktion“:

Zu dem info rm ierte die GW R au ch an dere Z eitu ngen üb er ihre M einu ng

− au ffo rdern d , den Text au ch do rt ab zuleh nen . O ffenb ar war den B a - sisdem o kratInn en w ichtig, dass die abw eich ende M einu ng ganz u nter - drü ckt bleibt.

An arch i sti sch e Kri ti k an Staat u n d D em okrati e

Nu n ist e s nicht so , dass alle An arch istInnen verge ssen h ätten , wo ran sie b ei der D em o kratie sin d . S ch o n in alten , ab er au ch in einigen neu e - ren Texten w erden Ab stim m u ngen u nd der dem okratisch legitim ierte Staat angegriffen .

Au s Mü h sam , E rich (1 933): „D ie B efreiu n g der Gesel l sch aft vom Sta at“, N ach dru ck bei Syn dika t A u n d im I n tern et (S. 25 f. )1

1 www.anarch ism us.at/txt4/m ueh sam1 6. htm D oku -

m en - tiert u n - ter h ttp : //

de. in dym edia . org//2005/11 / 1 33847. sh tm l

(14)

M üh sam s Kritik au ch an der D em o kratie w ird h eute nicht nu r m iss - achtet, so ndern geradezu karikiert. D ie Erich - M üh sam - G e sellsch aft vergibt alle 2 - 3 Jah re einen n ach dem Alt - An arch isten b enannten P reis.2 Ihn erh alten du rchw eg p ro - dem o kratisch e O rganisatio nen , ein - m al so gar die au to ritär - m arxistisch en b is stalinistisch en Ide en zu ge - neigte Ju nge Welt.

Au s Can tzen , Rol f (1 995): „Wen iger Staa t − m eh r Gesel l sch aft“, Trotzdem -Verl ag in Grafen a u (S. 96)

Eb enso finden sich Fo rderu ngen u n d Vo rschläge , dass eine Weiter - entw icklu ng de s D em o kratisch en nö tig u n d m ö glich ist − so gar in Bü ch ern , die im deutsch sp rach igen Rau m fü r Anarch istInnen zu den vielgele senen Werken geh ö ren .

Stowasser, H orst (2007): „An a rch ie! “, N a u til u s H a m bu rg (S. 492 f. )

2 www.erich -m ueh sam .de/?cat= em preis

(15)

Trotzdem : An arch i stI n n en fü r di e ( verbesserte) D em okrati e

Eigentlich also sch eint e s klar: „D ie p arlam entarisch e D em o kratie m ag die b e ste aller m ö glich en Regieru ngsfo rm en sein − die an arch istisch e P arlam entarism u skritik richtet sich j e do ch gegen die Zu m utu ng, üb er - h aup t regiert zu w erden . E s geht dem An arch ism u s nicht u m eine alter - native Regieru ng, so ndern u m Altern ativen zu r Regieru ng.“3 D as gilt im Klein en w ie im G ro ß en . D o ch die W irklichkeit sieht ziem lich anders au s. D em o kratie , selb st im Allgem einen , also au f staatlich er Eb ene , übt au ch in anarchistisch en Kreisen eine seltsam e Anziehu ngskraft au s u nd w ird zu m Inb egriff de s Guten − der m en schlich en Art de s H err - sch ens.

Au s Fotopou l os, Ta kis (2 003): „U m fa ssen de D em okratie“, Trotzdem in Gra fen au (S. 248 ff. )

I n terview m it dem Com ic-Au tor Ja cqu es Tardi, in : Gra swu rzel revol u - tion 4/20074

Au s Stern stein , Wol fga n g: „D ie gewa l tfreie Revol te gegen 'Stu ttga rt 21 '“, in : GWR D ez. 201 0 (S. 7)5

3 Quel l e: www.anarch ism us.at/txt3/al ternative. htm 4 www.graswurzel . net/31 8/tardi. shtm l

5 www.graswurzel . net/354/s21 . shtm l

(16)

Als lo gisch e Ko nse qu enz w erden AnarchistInn en zu m Fanblo ck der D em o kratie − m it der Fo rderu ng zu deren Rettu ng o der Stärku ng. H and in H and steh en sie m it dem bü rgerlich en Re chtsstaatsschützerInnen , träu m en vo n Weltregieru ngen u nd anderen Füh ru ngseb enen , die das Gu te darstellen , w enn sie nu r o rdentlich dem o kratisch ist.

Ral f B u rn icki, „D ie an a rch istisch e Kon sen sdem okra tie“, Tra n skription ein es Videos von O. Ressl er (a u fgen om m en in B iel efel d, D eu tsch - l a n d, 29 Min . , 2005)

Au s dem E n twu rf der Grü n du n gserkl ä ru n g der L ibertä ren − B asis- dem okra tien , in : D a rwin D an te (1 993): „5-Stu n den sin d gen u g“, Ma n n eck Ma in h a tten Verl ag in F ra n kfu rt

Au s ein em B erich t ü ber den G8-Gip fel -P rotest 2007 in der J u gen d-6 zeitu n g „U top ia “, N r. 1 /H erbst 20077

Geh t wä h l en ! Au fru fe u n d Kon zepte fü r n och m eh r D em okratie

G eht die B efü rwo rtu ng der D em o kratie no ch in der allgem einen N eb e - ligkeit anarch istisch er „Th e o rien “ (das Wo rt ist m eist sch o n eine Ü b er - treibu ng) u nter, so w ird sp äte stens dann Ab su rdistan ganz b etreten , w enn An arch istInnen (u nd du rch au s deren füh rende Vielre dn er) so gar das Wählen b efü rwo rten − sei e s in ro m anh aften U top ien o der ganz

6 www. jugendzeitung. net/ausgaben/h erbst-2007/gipfel -h inter-gittern/

6 Downl oad über www. jugendzeitung. net

(17)

p latt im lau fen den Wahlkam p f. S o stand n eb en einem Werb e artikel zu r B asisdem o kratie in der „uto p ia“ im M ai 2 0 0 9 (S . 2 ) gleich der Au fru f

„ Fü r ein Wahlre cht o hn e Altersgrenze “ m it Angab e der Internetadre sse

„ Ich - w ill - waehlen .de “ ( !) u nd dem Satz, dass au sgere ch net das N icht - wählenkö nnen schlim m sei: „Wenn M en sch en ab er au fgru nd ih rer verm eintlich fehlenden Intelligenz das Re cht au f p o litisch e B eteiligu ng ab erkannt w ird , ist das zu tiefst u ndem o kratisch .“

Au s Steh n , J an (1 995): „E in e Stru ktu r fü r die F reih eit“

Ra l f La n dm esser von A-Laden in B erl in im Werberu n dsch reiben fü r den A-Ka l en da a m 1 8. 7. 2005:

O ffenb ar ab er h ö rt das D enken nicht ganz au f. S o blieb den P ro tago nis - tInn en der D em o kratie im A - G ewand do ch nicht verb o rgen , dass e s b e - reits dem o kratisch e G e sellsch aften gibt u n d die se M ensch en au sb eu ten , U mw elt zerstö ren , Kriege fü hren u nd die ge sam te Sam m lu ng vo n alt - h ergeb rachten u nd m o dernisierten S ch re cken der M arken P atriarch at, Antisem itism u s, Rassism u s, K ap italism u s u sw. in sich tragen . Statt da - rau s nu n die Ko nse qu enz zu zieh en , dass dem o kratisch e B o m b en au ch töten u nd de sh alb nicht b e sser sind , w ird verzw eifelt versu cht, die h errsch ende D em o kratie als gar nicht richtige D em o kratie zu definie - ren u nd zu einem Feldzu g fü r die Verw irklichu ng endlich der wah ren Vo lksh errsch aft au fzu ru fen .

Text, gefu n den a u f ein er An a rch ie-I n tern etseite8

Au s Grosch e, Mon a (2003): „An a rch ism u s u n d Syn dika l ism u s in D eu tsch l a n d“, Syn dika t A in Moers (S. 7)

8 www.anarch ism us.at/txt2/anarch ie2. htm

(18)

P rin zip ien erkl ä ru n g der B il du n gssyn dika te in der FAU (Stan d:

29. 9. 2003)9

Au s Col in Wa rd: „An arch ism u s a l s Orga n isa tion sth eorie“, dort zu r An a rch ie1 0

Au s Fotop ou l os, Takis (2003): „U m fassen de D em okra tie“, Trotzdem in Gra fen a u (S. 427 ff. )

Au s FAU Stu ttga rt u.a. : „L ibertä res Position sp a pier zu S21 “, in : GWR D ez. 201 0 (S. 9)

Verwirru n gen

G anz so ein deu tig rollt das G anze ab er

nicht. O ffenb ar entsp ringt der p o sitive B ezu g au f ein e irgen dw ie gute D em o kratie b ei gleichzeitiger D istanzieru ng vo n der re al existierenden

9 www. fau.org/bsy/sel bst. htm l

1 0 www.anarch ism us.at/txt4/col inward. htm

L in ke, sozial e B ewegu n g u n d An a rch @ s fü r ein en Au sba u der D em okra tie u n ter www.

p rojektwerkstatt.

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m eh r. h tm l #a Zu m Fan bl ock der D em okratie:

www. p rojektwerksta tt.

de/dem okra tie/

fa n bl ock. h tm l

(19)

D em o kratie nicht einer An alyse ge sellsch aftlich er H errsch aftsverh ält - nisse , so ndern o ft au ch dem B e dü rfnis, in der M itte der G e sellsch aft An erkennu ng zu finden . O der p latter: Sp enden . D enn w er sich als Kriti - kerIn der D em o kratie zeigt, h at im gut b etu chten , sp endenb ereiten B il - du ngsbü rgerInnentu m schle chte Karten .

B izarr m utet die ser Sp agat vo r allem b ei den gewaltfreien B asisdem o - kratInnen an , die in ihrer Eigenwah rn ehm u ng anarch istisch fü hlen u nd denken . D as zeigte ein e interne D eb atte u m den U m gang m it der Staatsgewalt ru nd u m die Stuttgart - 2 1 - P ro te ste 2 0 1 0 u nd 2 0 1 1 . Au slö - ser war ein G erichtsp ro ze ss gegen einige AktivistInn en , die nicht nu r P ro te stlie der sangen u n d S ch ilder h o chhielten , so ndern einen Ab riss - b agger am Stu ttgarter H aup tb ahnh o f b e stiegen u nd dadu rch blo ckier - ten . Ihren P rote st gegen das dah intersteh en de System setzten sie als Angeklagte im G erichtssaal fo rt. Wo lfgang Sternstein , Auto r der Gras - wu rzelrevo lutio n u nd U rge stein der G ewaltfreienszen e in D eutschland , riss das zu folgenden B em erku ngen h in : „ Ich war vo m Verh alten der angeklagten Aktivistin u nd einiger Zu h ö rer derart angew idert, dass ich nach einer Stu nde den G erichtssaal verließ . . . . D a die Richterin ab er o f - fenb ar der M einu ng war, sie m ü sse die G erichtsverh andlu ng du rch zie - h en , h ätte ich sie gewäh ren lassen , denn zu m gewaltfreien W iderstand geh ö rt der Re sp ekt vo r dem p olitisch en G egner, den G erichten u nd der Po lizei selb st dann , w enn w ir u ns w eigern , den Anw eisu ngen vo n Po li - zeib e am ten Fo lge zu leisten . Au ch so llte die Strafe , so fern sie nicht ganz u nverh ältnism äß ig ist, klaglo s h ingen o m m en w erden . U ngebü hrlich e s B etragen , B eleidigu ngen , B e schim p fu ngen , ganz zu schw eigen vo n G e - walth andlu ngen geh ö ren ab er m it S ich erh eit nicht zu m gewaltfreien W iderstand .“1 1 D o ch dam it nicht genu g. E r setzte ein e Gru n dsatzb em er - ku ng p ro D em okratie ob en drau f: „Wer zivilen U ngeh o rsam leistet, dem geht e s u m die Verb e sseru ng der D em o kratie , nicht u m ih re Z erstö ru ng.

D u rch ihre B ereitsch aft, N achteile u nd Strafen hinzu neh m en , b eku n - den sie ihren Re sp ekt vo r dem Re cht als so lch em u nd ap p ellieren an die Regieru ng u nd die P arlam ente , die angefo chtenen Entsch eidu ngen no ch einm al zu üb erdenken .“1 2

D em nu n w idersp rach in der S o m m erau sgab e 2 0 1 1 b e saline u n d Lou M arin . Letzterer ist GW R - H erau sgeb er, im H erau sgeb erInnenko llektiv b ekannt u .a. fü r Veto s u n d Z ensu r u nerwü nschter Texte u nd dam it eine b e so nders p rägende Perso n der GW R (zu m al der langj ährige C h efre - dakteu r B ernd D rü cke äh nlich e D u rchgriffsm eth o den b efü rwo rtet u nd anw endet) . S eine Entgegnu ng war selb st Au sdru ck der Z errissenh eit, die entsteht, w enn m ensch gleich zeitig gerne An arch ist u nd Fan der D em o kratie sein w ill. In die ser S chizop h renie p o litisch er M o tivatio nen fo rdert M arin erst, die D em o kratie sei „ ein au f G ewalt geb aute s System , das − gewaltfrei, ab er grü n dlich − zerstö rt w erden m u ss“, m acht dann ab er selb st w ie der die Zw eiteilu ng in gute u nd schle chte D em okratie au f m it einem verm eintlich en „ Gru n dsatz direkt - u nd b asisdem o krati - sch er G e sellsch aftsvo rstellu ngen , der in eindeutigem G egen satz steht zu r p arlam entarisch en D em o kratie “.

1 1 Mail vom 4. 5. 201 1 : www. projektwerkstatt.de/gewal t/1 1 0503sternstein. rtf 1 2 Quel l e: GWR Dez. 201 0 ( S. 7) , www.graswurzel . net/354/s21 . shtm l

(20)

Posi ti ver B ezu g au f das Vol k

W ie m it dem D em okratieb egriff geh en viele Anarch istInnen au ch sehr so rglo s m it dem B egriff „Volk “ u m . O ffenb ar steht au ch b ei ih nen die ser B egriff stu m p fer, einh eitlich er M asse fü r etwas Po sitive s − als die B asis u n d dam it das Gute vo n allem . D o ch Vo lk ist eb en nicht B evö lkeru ng. E s negiert die U ntersch ie dlichkeit u nd sch afft ein e Einh eitlichkeit, die nicht existiert, so ndern vo n den Sp re ch erInnen de s Volke s du rch Ver - einnahm u ng u n d Stellvertretu ng inszeniert w ird . W ird üb erh aup t ein Argu m ent gen annt, was eigentlich die U ntersch eidb arkeit eine s Volke s vo n anderen h erb eifü hrt, w ird au f gem ein sam e G e sch ichte , Ab stam - m u ng, Sp rach e o der H eim at als verschwo m m ener ge o grafisch er Le - b ensrau m verw ie sen . D o ch die se Argu m ente sind blanker U nsinn . G e - m einsam e G e schichte gibt e s fü r die m eisten „Vö lker “ nicht, denn die m o dernen Zu schnitte ändern sich lau fend vo r allem als Fo lge vo n Streit u n d Krieg. D as m it der Ab stam m u ng m ag zwar ange sichts der N eigu ng vo n M en sch en , innerh alb b e steh ender so zialer Gru p p en zu verh arren , stim m en , stellt ab er erstens keine Eigen art dar u n d wü rde zw eiten s O stfrie sen u n d Allgäu er m eh r vo neinan der trennen als Letztere vo n ih - rer N achb arregio n am an deren B o dense eu fer. B ei der Sp rach e gibt e s m it der S chw eiz ein p rägnante s G egenb eisp iel, denn schließ lich b ildet au sgere ch net ein Viersp rach enstaat die fe stgefü gte ste N atio n in M ittel - eu ro p a. H eim at als ge o grafisch er Rau m , der die darin wo h nenden M ensch en p rägen so ll, ist nicht nu r u nsinnig ange sichts der h o h en M o - b ilität, so ndern au ch die au ffälligste B lu t - u nd B o denlo gik, die im G e - danken an die Existenz vo n „Vö lkern “ p rinzip iell ste ckt. M it Vielfalt, ei - ner Welt, in der viele Welten Platz h ab en , o ffenen System en , Auto no m ie u n d S elb stentfaltu ng der Einzeln en sow ie freier Ko op eratio n h at die Ide e vo n „Volk “ nichts gem einsam . D enn o ch sch affen e s An arch istIn - nen , sich p o sitiv au f die se s Ko nstrukt zu b ezieh en .

Au s Grosch e, Mon a (2003): „An a rch ism u s u n d Syn dika l ism u s in D eu tsch l an d“, Syn dikat A in Moers (S. 7/8)

Mü h sa m , E rich : „D ie B efreiu n g der Gesel l sch aft vom Staa t“, zitiert in : Grosch e, Mon ika (2003): „An arch ism u s u n d Revol u tion“, Syn dika t A in Moers (S. 1 9)

Au ssa ge von B aku n in , zitiert in : Grosch e, Mon ika (2003): „An arch is- m u s u n d Revol u tion“, Syn dika t A in Moers (S. 42 ff. )

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Au s dem Text „Pa rl a m en tarism u s vs. B a sisdem okra tie“

E s existieren w eitere Texte , in denen zwar der B egriff „Volk “ verm ie den w ird , ab er ähnlich e B eh aup tu ngen vo n der Existenz eine s einh eitlich en W illens au fge stellt w erden . Verschleiernd w ird vo n die sem G em einw illen ge sp ro ch en o der eine Politik gefo rdert, die den o ffenb ar fe ststellb aren einh eitlich en „ In - tere ssen der B evö lkeru ng“ dienen so ll.

Ra l f B u rn icki, „D ie a n arch istisch e Kon sen sdem okratie“, Tran skrip tion ein es Videos von O. Ressl er ( a u fgen om m en in B iel efel d, D eu tsch - l an d, 29 Min . , 2005)

In ganz schwach en Stu nden entsteh en so gar anarchistisch e U to p ien u nd Ide en , in den en P arlam ente u n d der Staat w eiterh in existieren . H ier zeigt sich das au sgep rägte Gu tm ensch entu m in Teilen deutsch - sp rachiger AnarchistInn en , die dam it eine b em erkensw erte N äh e zu bü rgerlich en Kreisen au fw eisen , die b ei so gen annten gewaltfreien Ak - tio nen (Sitzblo ckaden , M en sch enketten u sw.) au ch p raktisch w ird . An arch ie w ird dann zu einem S chm elztiegel vo n Wo hlfühlrefo rm en innerh alb der b e steh enden H ierarchien . D o ch die Ko nzep te fü r die ir - gen dw ie b e ssere O p p o sitio n , schlau er du rch gefüh rte Wahlen , das D en - ken in M in derh eit u nd M eh rh eit, Vertretu ng u nd Ab stim m u ngen ist nichts andere s als das Vo kabu lar der D em o kratie − u n d zwar so gar der ganz üblich en , rep räsentativen .

Au s Steh n , J an (1 997): „Man jan a . I deen fü r ein e a n a rch istisch e Gesel l sch aft“

F iktives I n terview m it Men sch en , die sch on in der zu kü n ftigen U top ie l eben (im gl eich en H eft, S. 24 ff. )

1 3 www.anarch ism us.at/txt4/parl am entarism us6. htm Wa s ist da s

Vol k? An twor- ten u n d m eh r Zita te u n ter www. p rojektwerksta tt.

de/dem okra tie/vol k. h tm l

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