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Alarmierende Nebenwirkungen

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Academic year: 2022

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12 P H A R M A K O T H E R A P I E

B R E M E R Ä R Z T E J O U R N A L09 08

Für Erwachsene mit mäßiger bis schwerer Plaque-Psoriasis stehen mittlerweile vier Biologika zur Verfügung. Angesichts sich häufender schwerwiegender Neben- wirkungen sollten sie der besonders schweren und therapieresistenten Psoriasis vorbehalten bleiben.

Wenn herkömmliche systemische Therapien wie Cyclosporin, MTX oder PUVA für die Therapie erwachsener Patienten mit mäßiger bis schwerer stabiler Psoriasis vulgaris vom Plaque-Typ nicht ausreichend wirken, kontra- indiziert sind oder nicht vertragen werden, dann werden heutzutage Biologika einge- setzt. Von den TNF--Blocker (TNFB), die schon seit einigen Jahren zur Behandlung anderer Autoimmunerkrankungen zuge- lassen sind, erhielten 2004 Etanercept (ETA), 2005 Infliximab (INF) und 2007 Adalimu- mab (ADA) diesbeszüglich Zulassungserwei- terungen; der T-Zell-Inhibitor Efalizumab (EFA) wurde 2004 in dieser Indikation erst- zugelassen. Wirksamkeitsdaten basieren fast ausschließlich auf placebokontrollierten Stu- dien und wurden vorrangig an mittelschwer erkrankten Patienten durchgeführt, die - falls systemisch vorbehandelt - nicht unbe- dingt eine Therapieresistenz aufweisen mussten. Die Wirksamkeit wurde definiert als eine Besserung des Psoriasis Area and Severity Index (PASI) um mindestens 75 Pro- zent nach 10- bis 16-wöchiger Behandlung.

Diesen Endpunkt erreichten ca. 80 Prozent der Behandelten unter INF, 70 Prozent unter ADA, 30 Prozent bzw. 50 Prozent unter ETA (dosisabhängig) und 25 Prozent unter EFA im Vergleich zu zwei bis sieben Prozent unter Placebo. In der einzigen Vergleichsstudie zeigte ADA (80 Prozent) einen Vorteil gegen- über MTX (35,5 Prozent) und Placebo (19 Pro- zent). Eine Aussage darüber, ob der The- rapieerfolg anhält, lässt sich aufgrund der im Design sehr unterschiedlichen Exten- sions-Phasen der Wirksamkeitsstudien und der offen durchgeführten Verlängerungs- studien nicht ableiten. In letzter Zeit häu- fen sich Meldungen über schwerwiegende Nebenwirkungen unter Biologika, von denen wir über einige berichten wollen.

Infektionen

Hinlänglich bekannt ist, dass TNFB eine latente Tuberkulose (TBC) reaktivieren kön- nen, weshalb vor Therapiebeginn streng- stens darauf zu achten ist, eine TBC mittels negativem Tuberkulintest auszuschließen bzw. eine inaktive TBC prophylaktisch zu behandeln; eine aktive TBC gilt als absolute Kontraindikation. Die gleiche Empfehlung gilt auch für EFA. Damit ist das Infektionsri- siko jedoch nicht vollständig gebannt. Viele Berichte über ungewöhnlichste bakterielle, fungale und virale mitunter tödlich ver- laufende Infektionen sind sowohl für TNFB als auch für EFA dokumentiert. An- lässlich einer Umfrage durch das Emerging Infections Network der Infectious Diseases Society wurde im Juni 2008 festgestellt, dass mittlerweile nicht-tuberkulöse myko- bakterielle Infektionen, Staphylococcus aureus-Infektionen und Histoplasmose- Erkrankungen sogar häufiger auftreten als TBC-Erkrankungen.

Hautschäden

Die FDA warnt vor Erythema multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom und toxischer epidermaler Nekrolyse unter den TNFB.

Der Behörde lagen hierzu im April 2008 50 Berichte vor, darunter zwei Todesfälle, überwiegend aus dem Zeitraum nach der Zulassung. Betroffen sind vor allem Frauen mit rheumatoider Arthritis (RA). Der zeit- liche Aspekt, Besserung nach Absetzen und Berichte über positive Reexposition spre- chen für einen ursächlichen Zusammen- hang. Unter EFA sind bisher nur vereinzelt schwerwiegende Hautschäden (z. B. DRESS- Syndrom, Exfoliation) beschrieben worden.

In den aktuellen Fachinformationen werden die lebensbedrohlichen Hautschäden noch nicht bei allen Biologika erwähnt.

Krebserkrankungen

Bei Erwachsenen werden Neoplasien als sel- tene Komplikation mit TNFB assoziiert. Ein dosisabhängig erhöhtes Krebsrisiko wurde durch eine 2006 publizierte Metaanalyse anhand von Daten aus INF- und ADA-Stu- dien bei Patienten mit RA nachgewiesen.

2006 warnten die INF-Hersteller in einem Rote-Hand-Brief vor hepatosplenalem T- Zell-Lymphom bei Patienten, die den mono- klonalen Antikörper wegen Morbus Crohn (MC) anwenden. Die kausale Assoziation zwischen Biologika und Lymphomen ist

noch nicht abschließend geklärt. 2007 wurde an- hand von Daten aus einer achtjährigen Longitudinal-Studie an Biologika-behandelten RA-Patien- ten geschlussfolgert, dass zwar das Haut- krebsrisiko, nicht aber das Risiko an soliden Tumoren oder lymphoproliferativen Neo- plasien erhöht sei. Derzeit prüft die FDA 30 Fälle von Lymphomen und anderen Krebs- erkrankungen (Leukämien, solide Tumore, Melanome), die bei an juveniler idiopathi- scher Arthritis (JIA) oder MC erkrankten Kindern und Jugendlichen nach dem Ein- satz von TNFB aufgetreten sind. Bei der Hälfte handelt es sich um Non-Hodgkin- Lymphome (NHL) und Morbus Hodgin-Er- krankungen. Da Lymphome keine bekannte Komplikation von JIA oder MC sind, ist eine Auslösung durch die TNFB vorstellbar. Ob EFA kanzerogen wirkt, ist aus den wenigen Fallberichten über assoziierte Neoplasien noch nicht deduzierbar, aber vorstellbar.

Weitere Nebenwirkungen

Demyelinisierungserkrankungen des ZNS, die als Multiple Sklerose, Myelitis und Opti- kusneuritis in Erscheinung treten können, wurden schon 2000 für ETA beschrieben.

Kürzlich wurde eine Sammlung von TNFB- induzierten Neuropathien publiziert, die ei- nen ursächlichen Zusammenhang nahe legen. Schwere Blutschäden (z. B. hämoly- tische Anämien, Panzytopenien) und Neu- auftreten und Verschlechterungen von Auto- immunerkrankungen (z. B. Vaskulitiden, Sarkoidose, MC, systemischer Lupus erythe- matodes) werden mit Biologika in Verbin- dung gebracht. Abschließend sei hier von einer 2007 veröffentlichten Fallserie von 120 Patienten berichtet, die unter der Gabe von TNFB eine Psoriasis entwickelt haben, oder bei denen eine bestehende Psoriasis exazerbierte.

Fazit

Auch wenn auf den ersten Blick Biologika vielversprechend erscheinen, sollten sie auf- grund fehlender Vergleichs- und Lang zeitdaten und schwerwiegednder Neben- wirkungen zurückhaltend verordnet wer- den.

Isabel Püntmann, Institut für Pharmakologie, Klinikum Bremen-Mitte

Alarmierende Nebenwirkungen

B i o l o g i k a b e i P s o r i a s i s

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