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Anfallsauslöser bei einer Epilepsie

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Academic year: 2022

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Anfallsauslöser bei einer Epilepsie

epilepsie selbsthilfe nrw

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Ursachen von Epilepsien

Epilepsien entstehen auf Grundlage unter- schiedlicher Ursachen. Bei strukturellen Epilepsien lässt sich eine Schädigung des Gehirns in der Magnet Resonanz Tomographie (MRT) wie z.B. Verletzung, Tumor, Entzündung und Durchblutungsstörung oder eine Anlage- störung des Gehirns nachweisen. Bei meta- bolischen Epilepsien liegt eine Stoffwechsel- störung vor. Im Falle genetischer Epilepsien können bestimmte Genabschnitte verändert sein. Die Anlage zur Anfallsbereitschaft kann sehr unterschiedlich sein. Hinsichtlich der Aus- lösung wird unterschieden zwischen von innen kommenden Ursachen und äußeren Reizen, die die Schwelle zur Anfallsbereitschaft verändern.

Dabei kann sich eine chronische Epilepsie mit wiederholten spontan, d.h. ohne äußeren

Anlass, auftretenden Anfällen entwickeln. Tritt nur ein Anfall durch eine auslösende Situation auf, spricht man von einem provozierten Anfall.

Gene tische F akt or en

Ursachen Epileptischer Anfälle

Auslöse fakt or en

Provozierter Anfall

Ein Anfall, der nur unter gewissen Bedingun- gen ausgelöst wird, ohne dass spontan epi- leptische Anfälle auftreten, wird provozierter Anfall genannt (früher häufig verwendeter Begriff „Gelegenheitsanfall“). Bei entsprechend massiver Einwirkung auf das Nervensystem kann bei vielen Menschen ein Anfall auftreten.

Es liegt dann ein provozierter (Gelegenheits-) Anfall vor. Dabei kann der Anfall durch einen äußeren Umwelteinfluss (z.B. Blutzuckerabfall, Sauerstoffmangel) einmalig auftreten, ohne dass eine Epilepsie entsteht und im Laufe des Lebens spontane Anfälle hinzukommen.

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Art der Auslösung von Anfällen

Im Folgenden werden die wichtigsten An- fallsauslöser aufgeführt. Ihre Kenntnis ist von großer Bedeutung, da durch ihre Vermeidung das Auftreten eines Anfalles verhindert werden kann. Bei vielen Betroffenen ist dann keine zusätzliche Behandlung mit Antiepileptika er- forderlich.

Alphabetisch geordnet sind besonders folgen- de Anfallsauslöser zu beachten:

• Alkoholentzug

• Elektrolytentgleisung (Natrium-, Kalzium- mangel)

• Emotionale Krise

• Fieber

• Flackerlicht

• Hormonschwankung

• Medikamentenentzug

• Mehratmung ohne körperliche Anstren-

• Musikgung

• Müdigkeit

• Schlafentzug, plötzliches Aufwachen

• Sonnenstich

• Stress

• Überwässerung

• Zuckerentgleisung

Eine Studie / Befragung von 405 Epilepsie-Pa- tienten ergab, dass bei 89% der Anfälle min- destens ein Auslöser vorlag.

Hier eine Auflistung der genannten Anfallsaus- löser aus dieser Studie (Mehrfachnennungen möglich):

40,9% ausgefallene Medikamenteneinnahme 31,3% emotionaler Stress

19,9% Schlafentzug 15,3% Müdigkeit

9,1% ausgelassene Mahlzeiten 6,4% Fieber

6,4% Rauchen

Leichter Alkoholkonsum ist meistens nicht problematisch, allerdings sollte auch die Leberfunktion bei chronischer Medikamen- teneinnahme bedacht werden. Stress kann u.a. beruflich, familiär (z.B. Scheidung), durch finanzielle Schwierigkeiten oder Verlustsitu- ationen ausgelöst werden. Temperatur spielt nicht nur bei Fieber eine Rolle, sondern auch bei Betroffenen mit bestimmten Epilepsie- Syndromen.

So können bei dem Dravet-Syndrom Anfälle durch heißes Baden ausgelöst werden. Die Bedeutung des Flackerlichtes z.B. bei Disco- Besuchen wird gelegentlich überbewertet.

Allerdings kann Flackerlicht nicht nur in der Disco, sondern auch bei Befahren von Straßen mit Baumalleen oder bei Sonnenreflexion von Wasser Anfälle auslösen. In selteneren Fällen löst das Ansehen bestimmter Muster ohne Flackerlicht (z.B. Fischgrätenmuster im Anzug, Streifen, Karos) sowie das Hören bestimmter Musikstücke einen Anfall aus. Eine forcierte Mehratmung kann zum Abrauchen von CO2 führen und den Organismus zur basischen Seite (Alkalose) verschieben. Dieses erhöht die Anfallsbereitschaft. Mehratmung bei gleich- zeitiger körperlicher Anstrengung verhindert die Alkalose. Die Hormonveränderung während der Menstruation führt bei einigen Frauen zu Anfällen. Bei einer Darmspiegelung kann Schlafmangel, Medikamentenausscheidung und Stress eine Rolle spielen.

Medikamente und Drogen können ebenfalls zu Anfällen führen. Bei erforderlicher Einnahme von Antibiotika oder Psychopharmaka emp- fiehlt es sich einen ärztlichen Rat einzuholen.

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Reflexanfälle

Reflexanfälle sind Anfälle, ausgelöst durch einfache sensorische Reize, Bewegungen oder auch komplexe Reize, wie z.B. komplizierte mentale Prozesse.

Der Begriff Reflexanfall stellt eine Vereinfa- chung des Sachverhaltes dar, da es sich bei der Auslösung oft nicht nur um einen einzelnen Reiz handelt. Licht-, Seh-, Hör- oder Berüh- rungswahrnehmungen können Anfälle veran- lassen.

Andere Trigger bestehen in komplexen Ereig- nissen wie Lesen, das Hören bestimmter Me- lodien, Karten- oder Computerspiele sowie die Notwendigkeit einer schnellen Entscheidung unter Stress. In Freizeitparks und bei bestimm- ten Vorführungen wird vor Eintritt auf diese Gefahr hingewiesen.

Bei bekannter Epilepsie wird den Betroffenen empfohlen, im Anfallskalender nicht nur An- fallstyp, Uhrzeit des Auftretens, sondern auch mögliche auslösende Situationen zu notieren.

Diese Informationen können bei der ärztlichen Betreuung in die Behandlungsstrategie integ- riert werden.

Werden auslösende Faktoren erkannt, können dadurch bereits Anfälle ganz oder teilweise unterbunden werden. Es werden auf diese Weise nicht nur Anfälle verhindert, sondern die Betroffenen werden in die Lage versetzt, aktiv an ihrer Behandlung teilzunehmen. Damit kann die Antiepileptikatherapie unterstützt werden oder bei bestimmten, ausschließlich provozierten, Anfällen eventuell auf die Dauer- therapie von Antiepileptika verzichtet werden.

Die aktive Einflussnahme führt zur Ichstärkung in der Krankheitssituation und trägt dazu bei, sich den Belastungen lösungsorientiert mit ge- stärktem Selbstvertrauen zu stellen.

Unter: www.epilepsie-online.de finden Men- schen mit Epilepsie und Angehörige weiterfüh-

Quellen und Literaturhinweise:

Schmitt, F., Stefan, H., Holtkamp, M. Epilepti- sche Anfälle und Epilepsien im Erwachsenen- alter. Springer Verlag 2021

Balamurugan, E., Aggarwal, M., Lamba, A. et al.

Perceived trigger fac-tors of seizures in per- sons with epilepsy. Seizure 2013; 22:743–747.

Koepp, MJ, Caciagli, L., Pressler, RM, Lehnertz, K., Beniczky, S. Reflex seizures, traits, and epi- lepsies: from physiology to pathology. Lancet Neurol. 2016 Jan;15(1):92-105

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Impressum:

Thomas Porschen

und Prof. Dr. med. Hermann Stefan Landesverband für Epilepsie Selbsthilfe Nordrhein-Westfalen e.V.

Postfach 10 09 30 50449 Köln

E-Mail: kontakt@epilepsie-online.de www.epilepsie-online.de

Gefördert nach §20h SGB V durch die KNAPPSCHAFT

09.2021/5.000

Referenzen

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