Research Collection
Journal Article
Freilanduntersuchungen zur Nahrungsökologie der Spinnen:
Beobachtungen aus der Region Zürich
Author(s):
Nyffeler, Martin; Benz, Georg Publication Date:
1981-03
Permanent Link:
https://doi.org/10.3929/ethz-a-005800803
Originally published in:
Anzeiger für Schädlingskunde, Pflanzenschutz, Umweltschutz 54(3), http://doi.org/10.1007/
BF01905916
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ETH Library
Anz. Sclrädlingskde., Pfl anzensdrutz, IJmweltsdrutz 54, 33
-39
(1981)G) 1981, Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg ISSN 0340-733O/InterCode : ASUMDT
Entomologiscbes Institat, Eidgenössische T ecbnische H ochschule Züricb
Freilanduntersuchungen zur Nahrungsökologie der Spinnen:
Beobachtungen aus der Region Züridr"
Von
M, NvrrErnn
und G. BrNzAbstract
Field studies on the feeding ecology
of
spiders:Observations
in
the regionof Zuridr
(Switzerland) The resultsof
studies on the feeding ecologyof
spiders from 1974-1.980 can be summed up as follows:All
speciesof
spiders examinedfed
exclusivelyon
evertebrates ([n- secta-, Aradrnida, Isopoda, Myriapoda, Lumbricidae). In most cases, morethan
90 0/oof the food
consisted of insects,Numerous spiders
living in
the vegetation stratum feed mainly ons-ail
flying insects, sudrai
Diptera and aphids.The same
is true for
the dominant spidersliving
on the surfaceof
the soil, though their Prey spectrum-is supple- mentedby
Collembolaind
apteious aphids. Thusin
theaverage
pi.y ,p".tru- of
spiders small ^insectswith
a soft.,rti"lä db-ittrie.
E*ceptioni are found with Argiope bruen- nicbi,a
predatorof
grasshoppers and bees, Agelena spp.feeding mainly on relätively large insects, Xysticus crista-
trr,
*üid-t, when hunting on the ground, Preys on ants and spiders, Adtaearanea riparia, preying on ant-s and-beetles, öoelotis terrestlis,a
specializid'pre-datorof
beetles, and Pbolcus phalangioides, preying on wood-lice, spiders, opi- lionides 6tc. Thäpr.y sp..it"
of the spider species examined vary considerablyin
briadth. So the food spectrumof
the funnel-web spidärsof
the polyphagorrtg.iut
Agelena islarge comparäd
to that of
the oligophagous C. terrestris.lVhlereas
in
most spider species the sizeof their
prey isrelatively small
or-only
räaches the sizeof
the predator(size of
'pt.y (
sizeof
predator), some species, mainly of Thomisidae'and Theridiidae, prey at timei upon pteylat-
ger than they are.
-
Spiders aie secondary consumers belonging predominant-ly to
herbivor food drains.Volf
spideriliving on
forest grounds intervene alsoin
detritus Tood drains. Scorpion- Tlies (genus Panorpa) often feed on Prey animalsin
spider webs (food robbery).1. Einleitung
Spinnen gehören
zu
den häufigsten Insektenpräda-toren
terrestrischer Okosysteme.Sie werden
daher schon seit längererZeit verdädttigt, in
Ad<erkulturen, Obstanlagen, 'Wiesen,Sümpfen und lfäldern
einewichtige Rolle als
Stabilisatorenund/oder
Regulato-ren von
Insektenpopulationenzu
spielen'Inwieweit den Spinnen tatsächlidr eine soldre
Bedeutung zu-kommt, läßt
sidrzur Zeir
nochnidtt zweifelsfrei
be- urteilen, da die Nahrungsökologievieler
Spinnenarten't
Ausgeführtmit
Unterstützung durdr den Sdr.reizerisdren Nationalfondszur
Förderung der'\üissenschaftlidren For- sdrung.nodr
weitgehendunerforsdrt ist
(verborgene Lebens- weisevieler
Spinnen). Freilandstudien über die Beute-spektren von Spinnen liefern daher der
Okologie wertvolle Grundlagen.1920
hat der Amerikaner
BItsINc in der Arbeit ,,Quantitative
studiesin the food of spiders"
die Beutespektrender häufigsten Spinnen in der Um-
gebung
von
Columbusund
Crestline(Ohio)
besclrie-ben.
Diese vergleichendeStudie lieferte
interessante Aufschlüssedarüber, wie die mit
untersdriedlidren Jagdstrategien ausgestatteten Spinnenarten innerhalb eines Gebietes als Prädatoren zusammenwirken (Über-lappung der
Nahrungsspektren). Bisherfehlten
ver- gleichbare Studien an europäischen Spinnen.Mit vor-
liegenderArbeit mödrten wir einen Einblidr in
dieErnährung
häufiger europäisdrer Spinnen vermitteln.2.
Untersuchungsgebiet und MethodeDie
Studien wurdenvon
1974-7980in
Stadt-, Agro-und
Forst-Okosystemenin der
RegionZüridr
(Schweiz) durchgeführt. Es wurden Spinnenarten aus 8 Netzspinnen- und2
Jagdspinnenfamilien untersudtt. Die,Beutespektren der Spinnön wurdenin
Form von Direktbeobadrtungen im Freiland ermittelt.Bei
den Netzspinnenund
Krabbenspinnen wurden diein
den Netzen bzw. Cheliceren der Spinnen vorgefundenen Beutetierein
der Regeldirekt im
Feld biszur
Ordnung /wenn möslidrbis zur
Familie) bestimmt.Die
Beobar'h-iungrd"t.n"wurden
fortlaufend' protokolliert. Demgegen-übei wurden
\üolfspinnendur&
Handfängemit
einem durdrsidrtigen Kunstitoffbedrer(@
der Offnung 7 cm) imFeld
gesaÄmelt, getötetund
späterim
Labor samt den zwisdren den Chel=iceren sted<enden Beutetieren unter dem Stereomikroskop näher determiniert.Im Verlauf
del- ge;samten Studie konnten viele tausend Spinnen
im
Freiland beim Beutefang und -verzehr beobachtet werden'3.
Resultate3.
1,
N ahrungszusdrnnensetzung der v er schie d enen S pinnengrup p en D icty nidae ( Kr äws elsPinnen)Dictyniden
sindkleine
Spinnen,die
bevorzugt aufBlättern von
Sträudrernund
Gebüschen leben,wo
sieihre
irregulären Fanggewebein die
Blattspreitenhin-
einbauen.Ihre Nahrung
besteht beinahe auss&ließlichaus kleinen
Fluginsekten.So fanden wir in
einemGarten
in
derNahrung von Dictyna ilncinata
haupt-U. S. Cooyright Clearauce Center Code statemenr:
034O_733018115403-0033$02.50/0
34
M.Nvprrrrn
und G. BBNz: Freilanduntersuchungen zur Nahrungsökologie der Spinnen sächlich kleine Dipteren und Blattläuse.In
einem Reb-berg
setztesich die Beute von Dictyniden aus
ca.80
0/o Dipteren, ca.
50/o Hymenopteren, ca.
3 0lo Lepidopterenund ca.
720/o anderenund unidentifi-
zierbaren Beutetieren zusammen. Dieser Befund ded<tsich weitgehend mit jenen
amerikanischer Autoren(BrrsrNc, 1920;
Murrae,1975; Rocrns u.
HonNnn, 1e77).P h olcid ae ( Z itters pinnen )
Pholciden sind langbeinige Netzspinnen
von
weber- knechtartigem Aussehen,die vor allem
Gebäude be- wohnen.In
Kellerräumen fandenwir in
den Netzenvon
Pbolcus pbalangioidesdie
Überrestevon
Asseln (24olo), Spinnen (79o/o),Opilioniden
(160/o),Käfern
(16010)und Tausendfüßern
(110/0). '!?o
Dipteren(2.
B.
Müd<en)häufig sind, können
auch diese einen großenTeil
des Beutespektrums ausmachen. Pholcidensind offensichtlich häufig Spinnenprädatoren
(.ngl.BnIslowr, 1958). \üir fanden in ihren Netzen
ge-fesselte, getötete Spinnen aus den
Familien Clubioni-
dae(Clubiona terrestris),
Lycosidae, Pholcidae und Agelenidae(adulte 6 d und ?9 von
Tegenariaatri-
ca). Aus
der Literatur ist
bekannt, daß Zitterspinnen gelegentlidr sogar Kreuzspinnen attadrierenund
fres- sen(BleNrr,
1922).Eine
ähnliche Beutezusammensetzungwie die
vonuns bei
P.
phalangioidesin
Kellerräumen beobachtetekonnte PörzscH (1966) aucl für die
Kreuzspinne Meta menardlin
Kellerräumenin
derDDR
ermitteln'Er fand in den Netzen
dieser Spinnedie
Überrestevon
Asseln (27 olo), Spinnen (760lo),Käfern
(29 0lo) und Tausendfüßern (11 o/o).T h ornisid ae ( K r ab b ens p inn e n )
Thomisiden sind gut erkennbar an der
krabben-ähnlichen Körpergestalt. Die meisten Arten
dieserFamilie lauern auf Blüten und Blättern auf
anflie- gende Insekten.Die
Beutevon Xysticus
cristatus be-steht in der
Vegetationssdridrtvon
'!üiesenvorwie-
gend aus blütenbesuclenden Insekten (nach NvrrBrEnu. BnNz,
1979a: ca.
60 0/oDipteren I ca.
76010Hymenopteren). Eine ähnliche
Beutezusammenset-zung wurde auch bei Misumena vatia
beobadrtet,Bei den
erbeutetenHympenopteren handelt es
sicl meistum relativ kleine Arten, dodr sind audr
große Insektenwie
Bienenund Flummeln darunter.
Sogar Heusdrreckenwerden von
Krabbenspinnen gelegent- lich überwältigt.Nach der Mahd der
'Wiesenfinden wir
Krabben- spinnenauf der
Bodenoberfläcle.Hier
erbeuten sieepigäisdre
Arthropoden. In der Nahrung von
epi- gäisdr lebendenX.
cristatus fandenwir
hauptsädrlidr Ameisenund
Spinnen (2. B. Lycosidae), daneben aber auchBlattläuse, Collembolen, Carabiden und
sogarkleine Regenwürmer (NvrrELER u. BnNz,7979 a).
Ly c o sidae ( W olt' s pinnen )
'!ü'olfspinnen sind vagabundierende, netzlos jagende Spinnen
mit
charakteristischer Augenstellung.In \7äl-
dern beobachtetenwir
Pardosa lugubris beim Aussau-gen von arthropleonen Collembolen
(v.a.
GeneraTomocerus und Orchesella) und kleinen
Dipteren (NvEEErrn u.BrNz,
1980d). In
'Wiesenund
Getreide-feldern
setzt sic}rdie Nahrung der
häufigsten!üolf-
spinnen (Pardosa agrestis,P. palustris) zur
Flaupt- sadre aus arthropleonen Collembolen (2.B.
Isotomi-dae), Blattläusen und kleinen Dipteren
zusammen(NrrEnr.rn
u.BrNz,
1979 a, 1980 a). Auch diein
Gär- ten lebende \Tolfspinne Pardosa hortensis wurde beim Erbeutenvon kleinen
Fluginsekten (2.B.
Dipteren) beobachtet.A gelenidae (T ricbter s pinnen )
Die Tridrterspinnen fangen ihre Beute mit Hilfe von tridrterartigen
Fanggeweben.Agelena labyrin-
thica undA.
similis bauen ihreTridrter in
der Vegeta- tionssdricht unbewirtsdrafteter 'Wiesen,wo
man häufigein
wahres Massenauftreten dieserArten
beobadrtenkann. Ihr
Beutespektrumist weit aufgefädrert
undumfaßt
Bienen, Heusdrredren,Käfer,
große Dipteren, Lepidopteren, Ameisen, Zrkaden, u.a, (Nvrrrnn
u.BaNz, 1978). Sie sdreinen
folglich
bezüglichihrer
Er- nährungsweise ausgesprodrene Generalisten zu sein.Coelotes terrestris
baut ihre
Bodentricl-rternetzein
der Streusdridrtvon \7äldern. Ihr Trichter,
an dessenEingang sie
auf
insNetz
geratende Beutetiere lauert,mündet in einer mehrere cm tiefen Erdröhre.
Bei)
800/o der in ihren \üohnröhren
vorgefundenen Beutetiere handelt es sichum die Elytren von mittel-
großenKäfern, woraus wir
schließen, daßC.
terre-stris vor allem ein
Käferfresserist. Im
Vergleich zuden Agelena-Arten ist C. terrestris ein
Nahrungs- spezialist.Von den \(inkelspinnen der Gattung
Tegenaria leben mehrereArten
vorzugsweisein
Gebäuden.\flir fanden it
Tegenaria-Netzen gelegentlich Überrestevon Käfern. Es ist allerdings
anzunehmen,daß
das Beutespektrum der Tegenaria-Artenweit
mehr Insek- tenordnungen umfaßt. TrscnrEn (1955)fand in
Tege-naria-I'tretzen die Reste von Fliegen,
Laufkäfern, Rüsselkäfern und Steinkriechern ( Lithobiws).T b eridiid ae ( K w gels pinnen )
Theridiiden
weisen einen kugeligenHinterleib
auf.Viele
Arten
legen ihre Haubennetze zwisdren Blätternund in
Blütenrispenvon
Gräsern,Kräutern,
Sträu-drern und
Bäumenan. In der
Vegetationszone vonKartoffel-,
Getreide-und
Rapsfeldernist
Theridion impressurn eineder
häufigsten Kugelspinnen(Nvrrr- rrR u. BrNz, 1979b). In
Getreide-und
Rapsfeldern absorbiert siemit
ihren Raumnetzenvor
allem kleineDipteren (20-55
0/o) und geflügelte Blattläuse (10 bis 40 0/o).In einem Kartoffelfeld fanden wir
beinaheausschließlich Blattläuse
in
den Netzen dieser Spinnen-art. Die
Kugelspinnensind
auchfähig,
große, wehr-hafte
Beutetierezu
überwältigen.In
den Netzen vonEnoplognatba oaata fanden wir nidrt selten
tote Bienen und Hummeln.Im
Gegensatzzl den
oben beschriebenen Kugel- spinnenartenbaut
Achaearaneariparia ihre
Netze im bodennahen Bereich.An \(egrändern fängt sie mit ihren
Fußangelnetzenvor allem
Ameisen()
90 0/oihrer Nahrung). Nvrruen und
Brr,.Iz (1980a)
konn-M.
Nvrrnrrn
und G. BBNz: Freilanduntersuchungen zur Nahrungsökologie der Spinnen 35 ten sie an \(iesenbordenund in
Getreidefeldern audrbei der Erbeutung von kleinen Carabiden
(GeneraAmara wd Bembidion) und Staphyliniden
beobach- ten. NachNoncaeno
(1956) fängtA. riparia im
Frei-land
aucl-r große Carabiden (2.B.
Pterosticbus niger).T e tr agnat hidae ( S tr ecle er s pinnen )
Die
Streckerspinnender Gattung
Tetragnatba wei- sen einen langgestrecktenHinterleib auf und
fangenihre Beute mit Hilfe von
Radnetzen. Tetragnaiba extensa spanntihre Netze vor allem in der
Vegeta-tionssclidrt von \fliesen,
Getreidefeldernund Sdrilf- feldern auf und erbeutet dorr
hauptsädrlich kleineDipteren (ca.
80 0/o)und
geflügelteBlattläuse
(ca.8
0/o) (BrNz u. Nyrpnrrn, 1980). Im Jura
konnteMerrnry (7971)
beobadrten,daß von 7.
extensamanchmal
Kleinlibellen
(Zygoptera) gefangen werden.Bei
den Stredrerspinnender Gatrung
Pacbygnatba bauennur
die Jungspinnen ein kleines Radnetz, wäh-rend die Adulttiere netzlos jagen. Am Boden
von 'ü/iesenund
Getreidefeldern fandenwir in
denNetz- dren von Pachygnatba degeeri kleine,
weid-rhäu-tige Insekten (Collembolen, Blattläuse,
Dipteren).Die
Nahrungszusammenserzungjuveniler P.
degeeri sdreint ähnlichzu
seinwie
diejenigeder Micryphan- tiden (vgl.
unten). Das Beutespektrumadulter P.
de- geerikonnten wir nidrt ermitteln. In Holland
beob- adrteteven \(rNcrnorw
(1977) mehrmals, daßP.
de- geeri adulte Zwergspinnen (Erigone arctica) erbeutete.Araneidae ( Kre uz s p innen )
Wie
die Strec,kerspinnen bauen auch die Kreuzspin- nen Radnetze.In der
Vegetationssdrichtvon
Gärten, Rebbergen,Getreidefeldern, \(iesen und
\7äldernkonnten wir beobadrten, daß die
Kreuzspinnen(Genera Araneus, Araniella, Aculepeira,
Mangora,Zygiella,
Cyclosa, Nuctenea, Singa,Meta) am
häu-figsten kleine Dipteren (70-900/o) und
geflügelteBlattläuse (4-160lo) fangen (Nxrruen u.
BrNz, 1979 b ,tnd unpubl.).Nur die große
\flespenspinneArgiope
bruennichi,die ihre
starken,mit
Stabilimenten versehenen Netzerelativ
bodennahbaut, maclrt hier eine
Ausnahme.In
bracfiliegenden\(iesen, wo
Heuschrecken sehr abundant sind,ist
sie ein Heusd-rreckenprädator(Nvr-
FELER
u.
BnNz, 7978, 1980c). In
einem verwilderten,mit blühenden Adrerkratzdisteln (Cirsium
antense) durchwadrsenen Brachlandgeländeernährte sidr
eineA.
bruennichl-Populationim Sommer 1976
vorwre- gend von Bienen(NvEErun
u. BnNz, 1978).M icry p h antid ae ( Zwer gs p innen )
Die Micryphanriden stellen
eineGruppe
winziger Spinnen dar, dieauf
der Bodenoberflächevon
\(iesen, Ächernund \(äldern
kleine, horizontale Dedrennetze bauen.In
\fliesenund
Getreidefeldern fandenwir in
den Netzen der dominantenMicryphanriden
(Erigoneatra,
Erigone dentipalpis, Oedothorax apicatus, Oedo-thorax
t'uscas)vor allem
symphypleone Collembolen (Sminthuridae)und
ungeflügelteBlattläuse (BrNz
u.Nvrrnrn,
1980;Nyrrurn
u. BrNz, 1980 a).Liny p hiidae ( B aldacb ins p innen )
In
der FamilieLinyphiidae
treten sowohl p{lanzen- bewohnendeals
auch epigäisdreArten auf. Die Er- nährungsbiologie
bodenbewohnenderArten
wurdenicht
näherstudiert, dürfte
jedoch erwartungsgemäß annäherungsweise derjenigen derMicryphantiden
ent- spredren(vgl.
auchBucnr,
1966;HÄcven,
1923).Eineder
häufigsten Baldaclinspinnender
Vegetationszoneist Linyphia triangularis, die ihre
horizontalen Dek- kennetzeauf
niedrigen Pflanzen, Sträudrern und Bäu-men baut. In Nadelholzjungkulturen kann die
Be- siedlungsdichtedieser Spinnenart so hodr sein,
daß benachbarteNetze unmittelbar
aneinander grenzen(Ktncnxrn, 1964). In Garten- und \(aldbiotopen konnten wir L. triangularis
besondershäufig
beim Erbeutenvon
kleinenDipteren und
geflügeltenBlatt-
läusen beobachten.In einem
englisdren\üaldbiotop
setzte sichihr
Nahrungsspektrumzur
Hauptsadre ausDipteren,
Flymenopteren,Heteropteren und Hom-
opteren zusammen(Tunxnurr,
1960).3.2.
Spinnennetze als N ahrungsquellef är andere T ierordnungen
Die in den
Fangnetzenvon Spinnen
hängenden Insektenkadaver ziehen diverse Nahrungsdiebe (kleine Räuberund
Aasfresser)an. In
Flußuferbiotopen beiZürich konnte relariv
häufig beobadrtet werden, daß Skorpionsfliegen-Imagines(Gattung Panorpa) in
die Fangnetzevon
Spinnen eindrangenund dort
an roten Insekten fraßen(Nvnrnrn u.
BnNz, 19S0b).
Auchin
Nordamerikawar
beobad-rter worden, daß Skorpions- fliegen(Panorpa
spp.) einenTeil ihrer Nahrung
aus Spinnennetzen stehlen(TnonNnrrr,
1975).4.
Diskussion4.1.
Räaber-Beute-Grö$enaerhältnis bei SpinnenIm
Gegensatzzv
den Parasiten ernähren sidr Prä- datorenin
der Regelvon
kleineren oder gleidrgroßen Beutetieren(Scnwrnorrrcrn,
1978).Die
meisten vonuns
beobadrtetenSpinnenarten erbeuten
tatsädrlichkleinere oder
höchstens gleidrgroßeArthropoden.
Sofangen
beispielsweisedie winzigen
Micryphantiden Beutetierevon
Collembolengröße, währenddie
große KreuzspinneA,
bruennicbi voluminöse Feldheusclrek-ken
erbeutet.Es gibt allerdings einige
Spinnenarren(v.
a. Familien Thomisidae und Theridiidae), diemit-
telsraffinierter
Jagdstrategien gelegentlidr überdimen- sionierte Beutetiere erlegen(Libellen, Hummeln,
Bie-nen,
Fleuschred{en,Carabiden; vgl. auch Lovnn,
1915; Brrsrwc,1920;
Monsr,
1979).4.2.
Ernährungszaeisen bei SpinnenAus der Literatur ist bekannt, daß
Spinnen schon beim Fressen der verschiedensten Tiergruppen (Fische, Vögel, Mäuse, Schlangen, Eidedrsen, Frösdre, Everte- braten) beobacltet wurden (Errlrnrow, 1932; Scnrraror, 1957;Bijc:r.ntr,
7962).Bei Züridr
konntenwir
Spin- nen ausschließlidr beim Fressenvon
Evertebraten(In-
secta, Araneae, Opiliones,
Acari,
Isopoda,Myriapo-
da,Lumbricidae)
beobachten.Bei
den meisren unter- sudrtenSpinnen
bestanddie Nahrung zu )9Oo/o
36 M. NyFrrrrn und G. BrNz: Freilanduntersudrungen zur Nahrungsökologie der spinnen
aus Insekten,
weshalbman die
Spinnen gesamthaftbetradrtet als insektivore Prädatoren bezeidrnen muß.
Aus
unseren Untersudtungenging hervor,
daß sichbei den Spinnen versdriedene
Prädatoren-Typen untersdreiden lassen:D ipteren- und B lattlaws t'r e s s er
Die meisten in der Vegetationssdriclt
lebendenNetz- und
Krabbenspinnen (Argiopidae, Tetragnathi- dae,Dictynidae, Linyphiidae, Theridiidae,
Thomisi-dae) sind zvr Flauptsache Dipterenfresser.
Auchdeutsdre, polnische und engliscle
Untersudrungenhaben
ergeben,daß die Spinnen der
Vegetations-sdridrt von \üiesen und !7äldern primär
Dipteren-prädatoren sind (TutNnul.r, 1956; RurrrnrsuornN,
1964;KaJer,
7965,1971; DennowsKA-PRoru. Luc- ztx,
7968;Keyer et
al., 7971iNrNlwrc,
1980)'Dip-
terenmadlen
deshalb einen so essentiellenAnteil
an der Spinnennahrung aus,weil
siein
den meisten Bio-topen die
zahlreidrsten Fluginsektensind und
daheram
häufigstenin die Netze geraten (Nvrrnlrn
u.BnNz, 1978,
1979b).
Daneben bauen audr Blattläusein der
Vegetationszone große Populationenauf
und madren deshalb ebenfalls einen respektablen Prozent-satz in der Nahrung vieler
Spinnenaus (vgi.
auclGalncre, 1966; VlcrrRMAN u.
Suwornr-eNo, 7975;u.a.).
C ollembolent'resser
Die auf der
Bodenoberflächevon Äckern,
'Wiesenund !(äldern dominanten
Spinnen (Micryphantidae, Lycosidae)sind
Collembolenfresser. Daneben erbeu-ten sie aber audr kleine Dipteren und
ungeflügelteBlattläuse, die aus der
Vegetationszone stammen'Collembolen werden deshalb so häufig von
ePi-gäisdren Spinnen erbeutet,
weil
siein und auf
demBoden in
sehrhohen Individuendichten
vorkommenund zugleich die ideale
Beutegrößefür kleine
bismittelgroße Spinnen darstellen. Audr
andereAuto- ren konstatierten, daß
epigäisdreSpinnen
Collem-bolenprädatoren sind (Crenrr u. GneNT,1967;
ScHerrr.n, 7974;
KtJx<
u.Jerurczvt<,
7975;MeurBv et
a1.,7976; GrrrIr,reNu, 1978;t.
a.).\(ährend wir
in der Beute der Lycosidaevor
allem arthropleoneCol-
lembolen nachweisen konnten, fandenwir in
derNah- rung der Micryphantidae vorwiegend
symphypleone Collembolen.H euscbrechenlresser
Heuschredcen
treten in
unbewirtschafteten'Wiesenoft in
hohen Populationsdidrtenauf und
stellen dannein
großesReservoir an Potentieller
Beutebiomassefür
insektivore Prädatorendar. In
solchen 'Wiesen istA.
bruennich,rein
Heusdrredrenprädator(vgl.
audrCnouB u. Cnour, 1961;
LonrrarYERu.
PnrtscHen, 1979;GrrreNor u. MenrENs,
1980).An
den selbenStandorten fallen auch der Triclterspinne A.
laby-rintbica
häufig Heuschredren zumOpfer. In
südlidren Gebietenkönnen ferner
Kugelspinnen ausder
Gat- tung Latrodectas Fleuschred<enprädatoren sein (Cno- ur.,7967).Bienenlresser
'Wiesen mit hohem Anteil blühender
Pfl'anzen lod<en zahlreicheBienen an. Obwohl wir
mehrere Spinnenarten (Familien Argiopidae, Agelenidae' The-ridiidae, Thomisidae) gelegentlidr beim
Aussaugenvon
Bienen beobadrtet haben,wurde bei Züridr
nurA.
bruennichJals eigentlidrer
Bienenfresser erkannt(Nvrrnnn u. BrNz,
1978).Nach
Berichten aus an-deren Gebieten Europas kann allerdings auch
die Tridrterspinne A. labyrinthica ein
Bienenprädator sein (GEnnenor u.Kersturx,Tg3lf 4l;Ornrnc,
1960).In der Literatur liest man
gelegentlich,daß
Bienendie Hauptnahrung der auf Blüten
lauerndenKrab-
benspinne Misumena
uatia
darstellenwürden' und in vielen
Biologiebüdrernist eine
Krabbenspinne beim Aussaugeneiner Honigbiene
abgebildet.Da wir
beiZürich nur relativ
wenige Bienenin der
Beute von Krabbenspinnen nachweisenkonnten, halten wir
esfür
möglidr, daß die Bedeutung vonM' vatia alsBie-
nenfeind überschätztwird.
Diese Spinnenartist
näm-li& farbliü
ausgezeidrnetan ihre
Blütenumgebung angepaßt (Mimese)und wird
dahervon
den meisten Beobadrtern übersehen. Saugt eineM. rtatia
beispiels- weise einekleine
Fliege aus' soist
diesnidrt
augen-fällig. Frißt
jedocheine M. oatia eine
Honigbiene,so ragt die
Bieneoft in unnatürlidrer Stellung
ausder Blüte
heraus,was zu
gehäufter Entdeckung der Spinneführt.
Atneisenlresser
A. riparia ist die
einzige Spinnenart,die wir
alseigentlidren
Ameisenfresser beobadrtet haben. Diese Spinnenartwar
audr sdronvon Nsnceeno
(1956) als Ameisenprädator beschriebenworden. Auch
andere Spinnenarten aus denFamilien Theridiidae,
Drasso-didae,
Salticidaeund
Zodarädaesind
myrmekophag(\(rrurr,
7937, 1953;'ScnNrrorn,
1971; Eowanos et al., 1974;Flrrrr,n,
1976; HenrNnss, 1977).Kälerlresser
A. riparia wurde
1977in
einem 'Winterweizenfeldvorwiegend beim Käferfang
beobadrtet,ist
norma- lerweise aberein
Ameisenprädator(vgl.
oben). Dem- gegenüber scheint diein
Erdröhren lauerndeC.
terre-strls
regelmäßigein Käferfresser zu sein. Tnrtzrr, (1961)
beobachtete ebenfalls,daß die Nahrung
vonC.
terrestriszur
Flauptsache ausKäfern
besteht. Audr anderein
Erdröhren lebende Spinnen (z' B. Atypidae, Eresidae, Ctenizidae) erbeuten häufigKäfer
('Sürrnrr,1953; Kneus u. Beun, 7974; HrcnscH u. Kneusr'
7976; u. a.).
Asselnt'resser
P. phalangioides
ist die
einzige Spinne,die wir
beiZüridr mehrheitlich beim Töten von Nicltinsekten
beobachtenkonnten.
Asseln sdreineneine
essentielle Komponente ihres Beutespektrums darzustellen. Audr anderean Keller-, Höhlen- und
Felswänden lebende Spinnen (2.B.
Filistatidae, Dysderidae, Amaurobiidaeuttd d;.
KreuzspinneM. menardi) sind
Asselnpräda-toren (Nonceeno,
1951;Bnrsrown,
1954;Pörzscu,
1966; Cnouv, 1967; NvrrBrEn u' Brnz,
unpubl.).M.
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eine wichtige Nahrungsquellefür
die \0asserspinne Argyroneta aqudticd (Cnorur, 1967).
Spinnenlresser
\(ir konnten bei Züridr häufig
beobadrten, daß Spinnen andere Spinnentöteten und fraßen
(inter-und
intraspezifischePrädation), fanden
jedoch keinBeispiel einer Spinnenart, die sicl vorwiegend
von anderen Spinnen ernährt.Immerhin
sind Spinnen eine essentielle Komponentein der Nahrung von P,
pba- langioides.Aus der Literatur ist bekannt, daß
dieMimetidae (Gattung Ero) sidr zur
Hauptsache von anderen Spinnen ernähren(\(rrnrr,
1953;Bntsrowr,
1958;Czalre,
7963;PörzscH,
1974).Bei
den\üolf- spinnen
(Lycosidae)kann audr Kannibalismus
eine große nahrungsökologisdre Bedeutung haben (Eocen,1969; FuroN, 1969; FlerLeNorn, 1970;
ScHe.rrrn, 1e74).4.3.
Sind Spinnen N ahrungsgeneralisten oder -spezialisten?Die
untersudrten Spinnenarten weisen untersdried-lidr breite
Nahrungsspektrenauf. Bei den Tridrter-
spinnenA. labyrinthica
undA. sirnilis ist
das Beute-spektrum weit aufgefädrert (polyphag).
Demgegen- über konntenwir
keine Spinnenart finden, derenNah- rung
sich regelmäßigaus nur einer Beutetierart
z1r- sammensetzte (monophag).Die
meisten Spinnenarten nehmen eine Zwisclenstellung zwisdren diesen beiden Extremenein; ihre Flauptnahrung
setzt sich aus nur1-3
Insektenordnungen zusammen, weshalbsie
alsoligophag zu
bezeichnensind (vgl. aucl Luczer,
1e79).
4.4.
Stellung der Spinnen inner b alb v on N abrungske ttenDie
Spinnen ernähren sidrzur
Hauptsachevon Pri-
märkonsumenten(: Phytophage), weshalb sie
im allgemeinenals
Sekundärkonsumenten(:
ZoophageI) zu betradrten sind. Eine
Ausnahmebilden
sicherdie Mimetidae (Gattung Ero), die als
Tertiärkonsu-menten (:
ZoophageII) klassiert werden
müssen.Die
Spinnender
Vegetationssdridrtsind Glieder
vonHerbivoren-Nahrungsketten. !üährend die
meistenepigäisdren Spinnen ebenfalls
Glieder von Herbivo-
ren-Nahrungskettensind,
greifendie auf
dem\7ald- boden lebenden \(olfspinnen als Orchesella-
undT omocerus-Prädatoren auch
in
Detritus-Nahrungsket-ten ein. Aus der Literatur
wissenwir, daß
Spinnenferner
^n
Parasiten-Nahrungskettenbeteiligt
sind(DrNcnn,
1935; Srutrr,r,1942;Gencre
u. ScurrNcrn, 1972, u. a.).Zusammenfassung
Yon
1974-1980 wurdenin
der Umgebungvon
Zürich(Schweiz) Beobadrtungen'über
die
Nahrungsö\ologie _v,on Spinnen durdrgeführt.Die
Resultate lassen sidrwie
folgt zusammenfassen: Sämtlidre untersudrten Spinnenarten fra- ßen ausschließlidr an Evertebraten (Insecta, Arac-hnida, Iso- poda, Myriapoda, Lumbricidae).Bei
den meisten unter- iudrten Spinnen bestand die Nahrung zu)
90 0/o aus Insek- ten. Kleine Fluginsekten (Dipteren,-Blattläuse) stellen für zahlreidre Spinnender
Vegötationssdridrtdie
Hauptnah- rungsquelle -dar.Kleine, wlidrhäutige Insekten (Collem-
bolen, Blattläuse, Dipteren)
sind die
Nahrungsbasis der dominanten Spinnen der Bodenoberflädre. Ein vom Durch-sdrnitt
abweidrendes Beutespektrurn besitzendie
Arten Argiope bruennicbi (Prädator von Heuschredren u. Bienen), Agelena spp. (Prädatorenvon relativ
großen Insekten), Xysticas cristatus (epigäisdr: Prädatorvon
Ameisen u.Spinnen), Acbaearanea
riparia
(Prädarorvon
Ameisen u.Käfern), Coelotes terrestüs (Prädator von Käfern), Phol- cus pbalangioides (Präd,ator von Asseln, Spinnen, Opilioni-
den
etc.),Die
untersuchten Spinnenarten weisen unter- sdriedlich breite Nahrungsspektren auf. So ist beispielsweise das Nahrungsspektrumbei
den Tridrterspinnender
Gat- tung Agelenaweit
aufgefädrert (polyphag).Im
VergleicJr dazuhat
die Trichterspinne C. terrestris ein enges Beute- spektrum (oligophag). Vährend bei den meisten Spinnen- arten die Beutegröße der Räubergröße angepaßt ist (Beute- größe(
Räubergröße), erlegen einige Spinnenarten (v. a.Familien Thomisidae und Theridiidae) gelegentlich Beute- tiere, die größer als sie selber sind. Die Spinnen sind über- wiegend Sekundärkonsumenten innerhalb von Flerbivorcn- Nahrungsketten. Die auf \flaldböden lebenden \0olfspinnen greifen zusätzlich auch
in
Detritus-Nahrungsketten ein. In Flußuferbiotopen ernähren sidr Skorpionsfliegen (Gattung Panorpa) häufig von Beutetierenin
Spinnennetzen (Nah- rungsdiebstahl).Danksagung
'\(iir danken Herrn Prof. Dipl.-Ing.
Dr. Dr.
h. c. EnwrN ScHrrvrrtscnrr(\(ien)
herzlidrfür
die Anregungzu
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