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Von der Zeit des ,Abrogans' und des,Hildebrandslieds' an über Otfrid, Notker und Williram und darüber hinaus bis heute hat sich grundsätzlich nichts verändert

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Academic year: 2022

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Birgit Kochskämper: ,Frau' und ,Mann' im Althochdeutschen. F r a n k f u r t / M a i n u.a.: L a n g 1999 ( = Germanistische Arbeiten zur Sprache u n d Kulturge- schichte 37).

Ingrid Strasser

Die für den Druck überarbeitete Kieler Dissertation von 1994 nimmt sich eine Analyse der geschlechterspezifischen Bezeichnungen im Ahd. vor. Ansatzpunkte sind die durch die feministische Linguistik entfachte Diskussion um strukturelle Asymmetrien im Personenbezeichnungssystem des Nhd. und die jüngst um neue Erklärungsansätze erweiterte Theoriebildung zu Auffälligkeiten von Veränderungen im Wortfeld ,Frau'. Man ahnt das Ergebnis: Die Asymmetrie hat Tradition. Von der Zeit des ,Abrogans' und des,Hildebrandslieds' an über Otfrid, Notker und Williram und darüber hinaus bis heute hat sich grundsätzlich nichts verändert.

K.s Quellen decken den zeitlichen Rahmen vom 8. bis zum 11. Jahrhundert nahezu lückenlos ab, umfassen neben sämtlichen „literarischen" Denkmälern Predigtsamm- lungen ( Α - C ) , Beichten, Glaubensbekenntnisse und auch Glossare erst späterer Überlieferung. Ausgeschlossen sind bis auf wenige Ausnahmen Urkunden, die leges barbarorum und Namen. Der erste Durchgang bereits lässt einen Überhang der Maskulina erkennen. 488 , , , F r a u ' - W ö r t e r n ' " , 397 Text- und 91 Glossenbelegen, stehen weit über 2.000 ,Mann'-Nennungen, zumeist in Texten, gegenüber. Das Teilfeld „ F r a u " zeigt 9 Lexeme, magad, magatîn, thiorna, jungfrouwa, itis, frouwa, hêr(ô)ra, quena und wîb, während sich der männliche Bereich aus 13 Lexemen zusammensetzt, jung(o) Jungeling, knabojknappe, kneht, thegan, gomo,frô, truhtîn, hêr(i)ro, karl, wer, gommati und man.

Den onomasiologischen Befund unterstreicht K. folgend durch die semasiologi- sche Untersuchung. Die Bezeichnungen definieren die Frau weitestgehend relational zum männlichen Geschlecht: das am häufigsten auftretende wîb „relativ" eindimen- sional als verheiratet oder unverheiratet, jungfräulich oder sexuell erfahren; mit magad ! thiorna-quena und wituwa werden deutliche Oppositionen in dieser Richtung markiert. Weitere sexuelle und eheliche Verhältnisse sind allein auf weiblicher Seite ausdifferenziert, als „Hure, Geschiedene, Nebenfrau" u.a. Sozialspezifische Merk- male zeigen lediglich frouwa, jungfrouwa und itis, belegt mit 52, 8 bzw. 7 Stellen, wobei die Bezugsobjekte jedoch kaum irdisch, sondern vielmehr religiös oder allegorisch gesetzt sind. Nach Lebensalter unterscheiden nur magatîn und jungfrou- wa, ersteres jünger als ein wîb und infantiler als eine magad, letztere jünger als eine frouwa. Der weibliche Alltagsbereich nach Arbeit oder Beruf erscheint höchst

peripher, man erfahrt nur über dionôstwîb, kamarwîp und spilawîb.

Abweichend präsentiert sich das Subsystem der Maskulina. Der man mit den meisten Belegen ist schlichtweg der „Mensch", v.a. im Hinblick auf den Jahwisti- schen Schöpfungsbericht, ebenso wie das gleichlautende Indefinitpronomen „männ- lich" ist. Der „ M a n n " ist weiterhin ausgezeichnet durch unterschiedliche Stände, Tätigkeiten und Funktionen, ebenso wie seiner im Hinblick auf etwa Wissen, Moral oder Glauben gedacht wird.

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142 Kurzrezensionen

gomo (24 Belege) als „Prestigebezeichnung" meint „herausragende M ä n n e r " , politisch bedeutende oder h o h e Persönlichkeiten, die Stammväter Jesu, einen Bischof (Salomo von Konstanz bei Otfrid). gomman (56 Nennungen), hat als Opposition zu wîb geschlechtsspezifische Markierung und darüber hinaus das soziale M e r k m a l

„frei"; die Ableitungen stehen f ü r Beherrschtheit und Vernunft im Gegensatz zu Schwachheit und weiteren Fehlern des Weibes, thegan u n d kneht (72 und 83 Einträge) fassen den M a n n in seinen kämpferischen Vorzügen und, ebenso wie die beiden vorhergehenden Lexeme, in der sozialen Beziehung zu anderen M ä n n e r n , zu Heerführern, zu Königen, zu G o t t . Einmal sicher belegtes wer ließe sich eventuell als

„ E h e m a n n " interpretieren, die Ableitungen wie z.B. wer-alt setzen „ M e n s c h " und

„ M a n n " in eins. Selteneres karl (24 Einträge) gesellt sich als „ E h e m a n n " zu quena, k a n n jedoch auch die „ S t ä r k e " des M a n n e s hervorheben. Bezeichnungen f ü r sexuell unerfahrene M ä n n e r gibt es nicht, knabo/knappe wie auch kneht vertreten „ f r ü h e J u g e n d " , „ U n m ü n d i g k e i t " und „Abhängigkeit", wobei letzteres auch erwachsene Abhängige mitmeint, jungo (17) u n d jungeling (8) bilden vor allem den Gegensatz zu

„allgemein-menschlich alt", Diminutivbildungen fehlen, hêriro/herro ist der „Ältere und Würdigere", ein 316mal verwendeter Herrschaftstitel, der frô mit nur 9 bzw. 10 Nennungen, und truhtin, zahlreich belegt, aber nur mehr formelhaft f ü r G o t t verwendet, verdrängt.

K.s Buch imponiert durch intensive und extensive Korpusarbeit, theoretischen Diskussionen geht es klug aus dem Weg. Das sperrige Material ist übersichtlich nach Tabellen und Kurzkapiteln aufbereitet, Zwischen- und Schlussresümees mit Querver- weisen gewährleisten die Zusammenschau. Abkürzungs-, ausführliche Quellen- und Literaturverzeichnisse, Stellenregister sowie eine gute Lektorierung runden den positiven Eindruck ab. Mit philologischer Exaktheit k a n n K . Meinungen von einer ehemaligen Ausgewogenheit und Kippen des Systems zuungunsten der F r a u erst in mhd. Zeit korrigieren. „ M a n n " und „ F r a u " als sprachliche Konstrukte - ein wertvoller Beitrag zur genrfer-Forschung.

Ingrid Strasser, Wien

Wolfgang Kehrein/Richard Wiese (Hgg.): Phonology and Morphology of the Germanic Languages. T ü b i n g e n : N i e m e y e r 1998. ( = Linguistische A r b e i t e n 386)

Imre Szigeti

Es ist vielleicht nicht übertrieben zu behaupten, dass das vergangene Jahrzehnt das ,große Jahrzehnt' der Morphologie war. Ein wesentlicher Schwerpunkt der m o r p h o - logischen Forschung lag dabei (neben der Diskussion um die Stellung der M o r p h o l o - gie selber) auf der Schnittstellenproblematik. Diese hat zu verschiedenen m o r p h o -

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