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Ueber das Schatzhaus der Sikyonier in Olympia

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Academic year: 2022

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MITTHEILUNGEN

DES

10/1!

INSTITUTES

IN ATHEN.

A C H T E R . I \ I 1 I S G \ V ( . .

Mit a c h t z e h n T a f e l n u n d s i e b e n B e i l a g e n .

A T H E N ,

IN C O M M I S S I O N BEI K A R L W I L B E R G .

1883

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Ueber das Schatzhaus der Sikyonier in Olympia.

Unter den durch die deutschen Ausgrabungen in O l y m p i a aufgedeckten Gebäuden n i m m t das sikyonische Schatzhaus, welches Pausanias ( V I 19) ausführlich beschreibt, eine der ersten Stellen ein. Seine Bausteine sind trotz seiner totalen Zerstörung in so grosser Vollständigkeit aufgefunden, und seine Architecturglieder sind in ihrer Profilirung u n d B e m a ­ l u n g noch so gut erhalLen, dass eine vollständige Reconstruc- tion des T h e s a u r in Grundrissen, Aufrissen u n d Durchschnit­

ten ermöglicht ist.

o

W e n n man die traurigen Reste sieht, welche von dem Schatzhause noch jetzt in situ erhalten s i n d , w e n n m a n fer­

ner bemerkt, wie die Byzantiner die Bausteine der verschie­

denen Gebäude beim Bau ihrer W o h n u n g e n und ihrer Fest­

ungsmauer zu einem wüsten Chaos zusammengeschleppt h a ­ ben, u n d w e n n m a n endlieh erwägt, dass nicht n u r mehrere Schatzhäuser, sondern auch das Metroon, die Echohalle u n d das Leonidaion dorische Bauglieder von fast gleicher F o r m und gleicher Grösse m i t denen des sikyonischen Schatzhauses haben, so w i r d man k a u m begreifen k ö n n e n , wie es m ö g l i c h w a r , das über das ganze Ausgrabungsfeld zerstreute Material v o m Schatzhause der Sikyonier wieder z u s a m m e n zu finden.

U n d doch haben w i r seine Bausteine, die sogar über die Grenzen der Altis h i n a u s bis in die byzantinische K i r c h e , b i s zu den T h e r m e n nördlich v o m Prytaneion u n d bis z u m Sta­

dion verschleppt w a r e n , sehr leicht und m i t der grössten Sicherheit s a m m e l n k ö n n e n , weil sie eine E i g e n t b ü m l i c h k e i t besitzen, die eine schnelle und sichere Unterscheidung gestat­

tet: sie sind aus einem Materiale hergestellt, welches bei keinem anderen B a u w e r k e O l y m p i a s A n w e n d u n g gefunden hat. W ä h r e n d die T e m p e l des Zeus, der Hera u n d der Götter-

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DAS SCHATZHAUS DER SIKYONIER

mutter, sowie fast alle übrigen Gebäude Olympias aus einem mehr oder weniger groben Muschelconglomerate (nach Pau- sanias gewöhnlich Porös genannt) bestehen, ist das Sikyo- nier-Schatzhaus aus einem kalkhaltigen Sandstein von gelb- lichrother Farbe und feinem Korne erbaut worden. Aehnli- cher, aber nicht vollkommen gleicher Sandstein kommt noch ganz vereinzelt bei einigen, eine besonders feine Arbeit ver­

langenden Baugliedern anderer Gebäude vor, z. B. bei den Kapitalen der Südhalle, des Philippeions und des Südwest­

baues.

Woher haben die Sikyonier dieses Material genommen?

In der Nähe von Olympia kann dieser Sandstein schwer­

lich gebrochen sein, denn käme er daselbst in grösseren La­

gern vor, so würde er unzweifelhaft bei den vielen Bauwer­

ken der Altis öfter als Baumaterial verwendet worden sein, denn er ist nicht nur sehr wetterbeständig, sondern auch leicht und bequem zu bearbeiten. Nach Angabe des Herrn Professor Bücking, welcher die Umgegend Olympias in geo­

logischer Hinsicht untersucht bat, kommt ähnlicher Sand­

stein zwar im unteren Alpheiosthale vor, aber immer nur ganz vereinzelt und meist von weicherer Structur. Wir sind daher zu der Behauptung berechtigt, dass die Sikyonier das Material zu ihrem Schatzhause wahrscheinlich nicht in der Nähe von Olympia gewonnen haben. Da nun anderweitig nachgewiesen ist, dass einige sizilianische Städte alle Terra­

kotten, welche zur Ausschmückung und Eindeckung ihrer Schatzhäuser in Olympia dienen sollten, fertig zu Schiff von Sizilien nach Olympia gebracht haben, so lag die Vermuthung nahe,dass auch die Sikyonier das gesammte Material zu ihrem Schatzhause aus ihrer Heimath nach Olympia geschafft haben.

Auf einer Reise von Athen nach Tegea im Sommer 1882 hatte ich Gelegenheit Sikyon zu besuchen. Aus älteren Reise­

beschreibungen ist bekannt, dass die Gebäude der alten Stadt fast gänzlich zerstört sind, und dass nur noch einige römische Backstein-Ruinen und wenige Reste griechischer Bauwerke aufrecht stehen. Das ganze Gebiet der alten Stadt, ein präch-

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DAS SCHATZHAÜS DER SIKYONIER 69

tiges Hochplateau, das auf fast allen Seiten schroff zur Ebene hinabfäüt, bildet jetzt ein einziges grosses Getreidefeld, das von den Bewohnern des am nördlichen Rande des Plateaus erbauten Dörfchens Vasiliko bestellt wird. Alte Quadermau­

ern sieht man fast nirgends, und nur die Millionen Topf­

scherben und Dachziegelfragmente, welche den ganzen Boden bedecken, verrathen die alte Stadt.Was an guten Bausteinen über der Erde sichtbar war, hat man zum Bau der mittelal­

terlichen und modernen Haüser der herumliegenden Dörfer verwendet, und wer daher die alten Baustücke finden will, muss namentlich die Kirchen und Wohnhäuser von Vasiliko untersuchen.

Als ich das Dorf betrat, fielen mir sofort einige Wandqua­

dern und Kapitäle,die vor dem Wirtshause lagen,wegen ihres Matenales auf. Ich glaubte Steine vom sikyonischen Sehatz­

hause in Olympia vor mir zu haben, so genau stimmte der zu ihnen verwendete Sandstein mit dem mir so wohl bekann­

ten Materiale des olympischen Schatzhauses überein. Es war genau derselbe gelblichrothe Sandstein mit gut erhaltener Oberfläche und sauber ausgearbeiteten Profilen!

Da ich bei weiterem Suchen noch viele ähnliche Baustücke fand, kann es als eine sichere Thatsache angesehen werden, dass manche Gebäude des alten Sikyon aus demselben Mate­

riale erbaut waren, welches das sikyonische Schatzhaus in Olympia besitzt.An welcher Stelle in der Nähe von Sikyon die­

ser Sandstein gewonnen worden ist, habe ich bei meinem kurzen Aufenthalte nicht ermitteln können; die grosse Menge der aus diesem Materiale bestehenden Bausteine lässtuns aber vermuthen, dass der Steinbruch wenigstens nicht sehr weit von der Stadt entfernt ist. Finden wir somit an dem sikyoni­

schen Thesaur ein Material verwendet, welches in Olympia bei keinem anderen Bauwerke, in Sikyon dagegen vielfach vorkommt, so dürfen wir die Vermuthung aussprechen, dass die Sikyonier sämmtliche Steine ihres Schatzhauses fast fer­

tig gearbeitet aus ihrer Heimath nach Olympia transportirt haben.

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70 DAS SCHATZHAUS D E R SIK.YONIER

Diese A n n a h m e erhält noch d a d u r c h eine Bestätigung,dass viele Q u a d e r n des Schatzhauses m i t Versalzmarken versehen s i n d , welche, wie P u r g o l d in der A r c h . Ztg. 1881 S. 173 ff.

nachgewiesen hat, einem speciell s i k y o n i s c h e n Alphabete a n ­ gehören und daher sicherlich v o n s i k y o n i s c h e n W e r k l e u t e n gemacht w o r d e n s i n d . Sie befinden sich an allen denjenigen Steinen, w e l c h e eine g a n z b e s t i m m t e Stelle im Bau e i n n a h ­ m e n u n d also nicht wie die g e w ö h n l i c h e n W a n d q u a d e r n b e ­ l i e b i g verwechselt werden durften. So sind z. B . alle Stücke des Architraves der Laugseiten u n d der Hinterfront mit den fortlaufenden B u c h s t a b e n des A l p h a b e t e s bezeichnet, weil der Fugenschnitt nicht m i t der T r i g l y p h e u - E i n t h e i l u n g ü b e r ­ e i n s t i m m t , sondern ganz unregelmässig zu den regulae a n g e ­ ordnet ist.

W i r dürfen es hiernach w o h l o h n e Bedenken als z i e m l i c h sichere Thatsache bezeichnen, dass s ä m m t l i c h e Bausteine des Schatzhauses in S i k y o n selbst gebrochen u n d bearbeitet, dass sie d a n n zur See bis zur A l p h e i o s m ü n d u n g und vielleicht diesen F l u s s h i n a u f bis nach O l y m p i a geschafft und dass sie e n d l i c h , n a c h d e m das F u n d a m e n t z u m grössten T h e i l e aus e i n h e i m i s c h e m Materials errichtet w a r , zu dem Schatzhause zusammengesetzt u n d vollständig bearbeitet worden sind.

Diese f ü r die A r t u n d W e i s e der B a u a u s f ü h r u n g bei den A l t e n höchst interessante B e o b a c h t u n g schien m i r eine kurze B e s c h r e i b u n g an dieser Stelle zu verdienen.

W I L H . D O E R P F E L D .

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