Karlsruher Institut f¨ur Technologie Institut f¨ur Theorie der Kondensierten Materie Ubungen zur Theoretischen Physik F¨ SS 12
Prof. Dr. J¨org Schmalian Blatt 4: L¨osungen
Dr. Igor Gornyi Besprechung 11.5.2012
1. Maxwell-Verteilung:
Die Gesamtenergie eines idealen Gases mitN Teilchen ist gegeben durch H[{pn},{xn}] =
N
X
n=1
p2n 2m,
wobeipnder Impuls desn-ten Teilchens bezeichnet. (pnist ein 3-komponentiger Vektor) (a) Die 1-Teilchen-Verteilungsfunktion ergibt sich durch Integration
ρ1(x1, p1) =C0 Z N
Y
n=2
d3pnd3xnδ
N
X
n=1
p2n 2m −E
!
ρ1(x1, p1) =C0VN−1 Z N
Y
n=2
d3pn δ
N
X
n=2
p2n 2m −
E− p21 2m
!
ρ1(x1, p1) =C0VN−1
E− p21 2m
3N−52 Z N Y
n=2
d3p˜n δ
N
X
n=2
˜ p2n 2m −1
!
ρ1(x1, p1) = A
E− p21 2m
3N−52 ,
wobei A eine Normierungskonstante ist. Die Integration von Zeile 2 nach Zeile 3 l¨asst sich wie folgt begr¨unden. Wir f¨uhren neue Impulsvariablen ein
˜ pn =pn
E− p21 2m
−12
F¨ur jede Impulskomponente (es gibt 3(N −1) davon) ergibt die Substitution im Integral einen Faktor
E−2mp21 12
. Zus¨atzlich wird die Deltafunktion skaliert δ
N
X
n=2
p2n 2m −
E− p21 2m
!
=
E− p21 2m
−1 δ
N
X
n=2
˜ p2n 2m −1
!
und gibt einen Faktor h
E− 2mp21i−1
. Die 1-Teilchen-Impulsverteilung ist dann
f(p1) =A0
E− p21 2m
3N−52 ,
mit A0 =V ·A.
(b) Benutzen wir jetzt die Energie pro Teilchen ¯=E/N, ergibt sich f¨ur die 1-Teilchen- Impulsverteilung
f(p1) =A00
1− p21 2m¯N
3N−52
im Limes N 1 die Vereinfachung f(p1)→B
1− p21 2m¯N
3N2
→Bexp
−3p21 4m¯
.
Im letzten Schritt haben wir den Hinweis vom Blatt 1− NxN
≈e−x benutzt.
Das ist die Maxwell-Verteilung:
f(p) =Bexp
− p2 2mkBT
, (1)
wo wir die Relation ¯= 3kBT /2 benutzt haben. Die Normierungskonstante ist B =
3 4πm¯
3/2
= 1
[2πmkBT]3/2.
2. Kanonische Gesamtheit:
(a) Kanonische Gesamtheit: (T, N, V) :N, V sind Randbedingungen f¨ur die Zust¨ande, die zur Zustandssumme beitragen; T durch angekoppeltes W¨armebad.
Zustandssumme:
Z(T, N, V) = X
α
e−βEα, U(T, N, V) = hEi= 1 Z
X
α
Eαe−βEα. Schwankungen: Betrachten wir
∂Z
∂β = −X
α
Eαe−βEα ⇒ hEi=−1 Z
∂Z
∂β,
∂2Z
∂β2 = X
α
Eα2e−βEα ⇒ hE2i= 1 Z
∂2Z
∂β2. Die Varianz
∂hEi
∂β = 1 Z2
∂Z
∂β 2
| {z } hEi2
− 1 Z
∂2Z
∂β2
| {z } hE2i
=−h(∆E)2i.
Deswegen
h(∆E)2i=− ∂U
∂β
N,V
=kBT2 ∂U
∂T
N,V
| {z }
=CV
=kBT2CV.
(b) Die Kleinheit der Schwankungen:
hEi ∝N, weil die Energie extensiv ist.
Ahnlicherweise¨
U ∝N ⇒ CV = ∂U
∂T
N,V
∝N ⇒ h(∆E)2i ∝N.
Deswegen
ph(∆E)2i hEi ∝
√N N = 1
√ N.
3. Gaußverteilung f¨ur mehrere Variablen:
Wir betrachten die charakteristische Funktion
φ(λ1, . . . , λM) =heiPMj=1λjξji
mit deren Hilfe sich viele Erwartungswerte einfach berechnen lassen (siehe unten).
Es ergibt sich
φ(λ1, . . . , λM) =
pdet(A) (2π)M/2
Z ∞
−∞
dMξ e−12PMi,j=1ξiAijξj+iPMj=1λjξj
Zur Berechnung des Integrals wird der Exponent mittels quadratischer Erg¨anzung um- geschrieben:
−1 2
M
X
i,j=1
ξiAijξj+i
M
X
j=1
λjξj +1 2
M
X
i,j=1
λiGijλj− 1 2
M
X
i,j=1
λiGijλj
mit Gij = [A−1]ij. Es gilt
Aij =Aji ⇒ Gij =Gji,
M
X
j=1
AijGjk =δik,
M
X
j=1
GijAjk =δik.
Die ersten drei Summanden k¨onnen zusammengefasst werden zu
−1 2
M
X
i,j=1
ξi−iX
k
λkGki
!
Aij ξj−iX
k
Gjkλk
!
=−1 2
M
X
i,j=1
yiAijyj
mit yj =ξj −iP
kGjkλk =ξj −iP
kλkGkj.
Wir erhalten somit schließlich φ(λ1, . . . , λM) =
pdet(A) (2π)M/2
Z ∞
−∞
dMy e−12PMi,j=1yiAijyj
| {z }
=1 (Normierung)
e−12PMi,j=1λiGijλj
φ(λ1, . . . , λM) = e
−1
2 M
P
i,j=1
λiGijλj
.
Die benutzte Normierungsbedingung war auf dem Aufgabenblatt gegeben. Zum Wer sie nachpr¨ufen m¨ochte, kann die MatrixAmittles einer orthogonalen Matrix diagonalisieren und eine entsprechenden Ersetzung der Integrationsvariablen durchf¨uhren. Das Integral zerf¨allt dann in viele ein-dimensionalen Gauß-Integrale, die einfach ausgerechnet werden k¨onnen.
(a) Mit hilfe dieser charakteristischen Funktion k¨onnen wir nun die Mittelwerte be- rechnen:
– Mittelwert (Der “Trick” ist, die Erwartungswerte in Ableitungen der charak- teristischen Funktion umzuschreiben):
hξii=hξi·1i=
ξi·eiPMj=1λjξj
λ1=...=λM=0
= 1
i d
dλi ·eiPMj=1λjξj
λ1=...=λM=0
= 1 i
d
dλiφ(λ1, . . . , λM)
λ1=...=λM=0
=−1 i
M
X
j=1
Gijλj λj=0
= 0
– Standardabweichung hξi2i − hξii2
|{z}
=0
=hξ2ii=− d2
dλ2iφ(λ1, . . . , λM)
λ1=...=λM=0
=Gii – Korrelator
hξiξji=− d2
dλidλjφ(λ1, . . . , λM)
λ1=...=λM=0 =Gij
– Exponentialfunktion
*
exp iβ
M
X
k=1
ξk
!+
=φ(β, β . . . , β) = exp −β2 2
M
X
i,j=1
hξiξji
!
Hier setzen wir λ1 =λ2 =· · ·=λM =β und substituieren hξiξji f¨urGij. (b) Wir definieren ti =i∆t, ∆t = Mτ , i= 1, . . . , M.
(Genau betrachtet erhalten wir damit das Intervall [∆t, τ] und nicht [0, τ], aber f¨ur große M verschwindet diese Diskrepanz.)
Integale diskretisieren wir folgendermaßen Z τ
0
dtf(t) → X
i
∆t·f(ti).
Damit wird
ρ({ξ(t)})∼exp −1 2
M
X
ij=1
ξ(ti)(∆t)2g−1(ti−tj)ξ(tj)
!
Um die Verbindung zur diskreten Verteilungsfunktion aus Aufgabe (a) herzustel- len, setzen wir
ξi =ξ(ti), Aij = (∆t)2g−1(ti−tj).
Wir diskretisieren hexp iRτ
0 dtξ(t)
ic, und erhaltenhexph
i∆tPM k=1ξki
id. (Der In- dex d oder c am Mittelwert errinert uns daran, ob dieser diskret oder kontinuierlich ist.)
Aus Aufgabe (a) wissen wir jedoch, dass
* exp
"
i∆t
M
X
k=1
ξk
#+
d
= exp
"
−(∆t)2 2
M
X
ij=1
hξiξjid
# .
Damit ergibt sich, nachdem wir auf der rechten Seite die Doppelsumme im Expo- nenten wieder durch ein Doppelintegral ersetzen, die gesuchte Beziehung:
exp
i
Z τ 0
dtξ(t)
c
= exp
−1 2
Z τ 0
dt Z τ
0
dt0hξ(t)ξ(t0)ic
.
(c) Wir w¨ahlen dasti das am n¨achsten antliegt (undtj am n¨achsten zut0). Dies ist der Diskretizierung geschuldet, da es f¨ur die meistent, t0 nicht mit den Diskretisierten Werten ¨ubereinstimmen.
Da hξiξjid =Gij = [A−1]ij, ben¨otigen wir A−1.
Ein kurzer Ausflug in die Theorie der (linearen) Integralgleichungen:
Die Gleichung x=Ky sei wie folgt zu verstehen:
x(r) = Z
K(r, r0)y(r0)dr0 , (2) wobeiK(r, r0) der Integralkern ist. Die L¨osung dieser Gleichung ist dann
y(r) = Z
K(r, r¯ 0)x(r0)dr0 . (3) Mit ¯K ≡ K−1 erhalten wir y = K−1x. Also K−1 ist einfach das Inverse des Integralkerns.
Nun betrachten wir als definierende Gleichung f¨urg(t−t0) folgenden Ausdruck:
Z τ 0
dt00 g−1(t−t00)g(t00−t0) = δ(t−t0).
Diskretisiert lautet diese Gleichung
∆t
M
X
j=1
g−1(ti−tj)g(tj −tk) = δik
∆t
|{z}
(diskretisierte Deltafunktion)
Warum? Die diskretisierte Form der Deltafunktion,δD(ti−tj), erh¨alt man aus der Normierung f¨ur die Deltafunktion:
Z τ 0
dt δ(t−t0) = 1 ⇒ ∆t
M
X
j=1
δD(ti−tj)
| {z }
δij/∆t
= 1.
Also folgt PM
j=1[g−1]ijgjk = δik/(∆t)2. Da aber andrerseits (∆t)2[g−1]ij =Aij ⇒ PM
j=1Aijgjk =δik ist, folgt [A−1]ij =gij =g(ti−tj).
Damit erhalten wir die gesuchte Beziehung:
hξ(t)ξ(t0)ic
| {z }
“Korrelationsfunktion”
= g(t−t0)
| {z }
(Maß f¨ur Korrelationen)
.
N¨aherung gut, wenn ∆t klein gegen¨uber der Reichwerte der Korrelationen ist, d.h.
g(∆t)≈g(0).
4. Ising-Modell (Bonusaufgabe):
In dieser Aufgabe betrachten wir ein Ising-Modell mit unendlich reichweitiger Wechsel- wirkung. Jeder SpinSi wechselwirkt mit jedem anderem Spin (und nicht nur mit seinen n¨achsten Nachbarn). Die Hamiltonfunktion ist gegeben durch
H =−J N
N
X
i=1 N
X
j=1
SiSj−µBB
N
X
i=1
Si,
=−J N
N
X
i=1
Si
!2
−µBB
N
X
i=1
Si =−J
NStot2 −µBBStot,
(4)
wobei in der letzten Umformung der Gesamtspin Stot =
N
X
i=1
Si (5)
eingef¨uhrt wurde. Die Gesamtenergie h¨angt also nur vom Gesamtspin ab und nicht von der mikroskopischen Konfiguration der Einzelspins. Im folgenden gehen wir davon aus, dass die beiden erlaubten Werte f¨ur den Spin ±1. Den typischen Faktor ~2 sei in die Kopplung J bzw. in das Magnetfeldes B definiert. Wir sind am thermodynamischen Limes mit N → ∞ interessiert.
B bezeichnet das von externe an das System angelegte Feld. Damit w¨are eigentlich der Buchstabe H angebrachter. Da dieser aber bereits f¨ur die Hamiltonfunktion benutzt wird, wird hierBgenutzt. Gemeint ist aber trotzdem die magnetische Feldst¨arke/Erregung und nicht die magnetische Flussdichte/Induktion.
Exkurs: Hubbard-Stratonovich-Transformation In dieser Aufgabe benutzen wir eine Hubbard-Stratonovich-Transformation um die quadratische Spinabh¨angig- keit in der Hamiltonfunktion zugunsten einer weiteren Variable zu entfernen. Dies geschieht mit Hilfe des Integrals
eax
2
N =
+∞
Z
−∞
dy √
N a
π e−N ay2+2ayx. (6)
Wir tauschen also ein quadratischesxim Exponenten gegen eine weitere Integration aus.
Die Idee der Hubbard-Stratonovich-Transformation ist, eine quadratische Wechsel- wirkung zwischen zwei Spins/Teilchen/o.¨a. durch die Wechselwirkung mit einem Hilfsfeld (hier: y) auszudr¨ucken.
Wer m¨ochte, kann Gl. (6) mit Hilfe eines Gauß’schen Integrals beweisen (Quadrati- sche Erg¨anzung; Schift der Integrationsvariablen):
+∞
Z
−∞
dy e−ay2 = rπ
a f¨ur a >0.
(a) Berechnung der Zustandssumme Z:
Z =
P
S1=±1
P
S2=±1
··· P
SN=±1
z }| { X
{Si=±1}
e−βH
= X
{Si=±1}
e+βJNStot2 e+βµBBStot
Einsetzen der Hubbard-Stratonovich-Transformation mit a = βJ und x = Stot ergibt:
Z (6)= X
{Si=±1}
+∞
Z
−∞
dy√
N βJ
π e−N βJ y2+2βJ yStote+βµBBStot (7) Damit haben wir erreicht, dass der TermStot nur noch linear im Exponenten steht.
Ziehen wir nun die Summe unter das Integral und berechnen nur die von Stot- abh¨angigen Terme ist die Berechnung analog zur Zustandssumme f¨ur nicht wech- selwirkende Teilchen und f¨uhrt zur ¨ublichen Faktorisierung.
X
{Si=±1}
e+(2βJ y+βµBB)Stot = X
{Si=±1}
e+(2βJ y+βµBB)PNi=1Si = X
{Si=±1}
N
Y
i=1
e+(2βJ y+βµBB)Si
=
N
Y
i=1
X
Si=±1
e+(2βJ y+βµBB)Si =
N
Y
i=1
e+(2βJ y+βµBB)+ e−(2βJ y+βµBB)
=
2 cosh(2βJ y+βµBB)N
(8) Dies wird in Gl. (7) eingesetzt:
Z (7)(8)=
+∞
Z
−∞
dy √
N βJ
π e−N βJ y2
2 cosh(2βJ y+βµBB)N
=
+∞
Z
−∞
dye−N f(y) (9)
In der neu definierten Funktion f(y)
f(y) := βJ y2−ln cosh(2βJ y+βµBB)−ln 2− 1
2N lnβJ N π
| {z }
→0 f¨urN→ ∞
(10)
kann der letzte Term im thermodynamischen LimesN → ∞vernachl¨assigt werden.
Das Integral in Gl. (9) wird f¨ur N → ∞ nur vom Maximum des Integranden bestimmt. Wir bezeichnen mity0 das Minimum vonf(y) (und damit das Maximum von e−N f(y)). Dann gilt:
Z = e−N f(y0) f¨ur N → ∞ (11) Bevor wir y0 berechnen, schauen wir uns zuerst seine physikalische Bedeutung an.
(b) Untersuchung der Magnetisierung abh¨angig von Temperatur und Magnetfeld:
Wir berechnen die Magnetisierung mit Hilfe der freien Energie:
F =−1
β lnZ (11)= N
βf(y0) (12)
M =−∂F
∂B
(12)= −1 βN ∂f
∂B y=y0
(13) Wir betrachten nun die ersten beiden Terme von f (vgl. Gl. (10)). Die Ableitung des cosh-Terms nachB ist bis auf die innere Ableitung identisch mit der Ableitung nachy. Anstattf nachB abzuleiten, k¨onnen wir also auchf nachyableiten, wenn wir den zus¨atzlich auftretenden Beitrag 2βJ y vom ersten Term abziehen und das Ergebnis bzgl. der inneren Ableitung im cosh korrigieren:
∂f
∂B = ∂f
∂y −2βJ y
·µB 2J
Der Vorteil ist nun, dass y0 definitionsgem¨aß ein Minimum von f ist und damit die Ableitung ∂f∂y
y=y0
verschwindet:
∂f
∂B y=y0
=
"
∂f
∂y y=y0
| {z }
0
−2βJ y0
#
·µB
2J =−µBβy0 (14)
Die Magnetisierung M ist damit gegeben durch:
M (13)(14)= N µBy0 (15)
Damit isty0 die mittlere Magnetisierung pro Spins, also y0 =hSiimit den erlaub- ten Werten: −1 < y0 < +1. Da y0 das Minimum von f bezeichnet folgt durch Nullsetzen der Ableitung
f0(y)(10)= 2βJ y− 1
cosh(2βJ y+βµBB)sinh(2βJ y+βµBB)2βJ
= 2βJ
y−tanh(2βJ y+βµBB) !
= 0 die folgenden Bedingung f¨ur y0:
y0 = tanh(2βJ y0+βµBB) (16) Wir betrachten zuerst den Fall ohne ¨außeres Magnetfeld B = 0. Hier gilt
y0 = tanh(2βJ y0) (17)
Wir bestimmen die L¨osungen der transzendente Gleichung grafisch als Schnitt- punkte der linken und rechten Seiten also Funktion von y (siehe Abb. 1). F¨ur 2βJ < 1 ⇔ kBT > 2J ergibt sich die L¨osung y0 = 0. Das System ist also unmagnetisiert. F¨ur 2βJ >1⇔kBT < 2J ergeben sich zwei weiteren L¨osun- gen mit endlichen Wert f¨ury0. Der Schnittpunkt bei y= 0 stellt nicht l¨anger ein Minimum von f(y) dar. Das System baut also eine endliche Magnetisie- rung auf. Der ¨Ubergang dazwischen findet bei kBT = 2J statt. Damit ist dies die kritische Temperatur TC, unterhalb deren das System eine endliche Magnetisierung auch ohne angelegtes Feld zeigt:
kBTC = 2J
F¨ur kleine Werte von y0 (also nahe der kritischen Temperatur TC) l¨asst sich Gl. (17) entwickeln (tanh(x) =x− 13x3+O(x5)):
y0 = 2βJ y0− 1
3(2βJ y0)3
Zus¨atzlich zur L¨osung y0 = 0 (g¨ultig f¨ur T > TC) ergibt dies eine L¨osung f¨ur T < TC bei
y0 =± s 3
(2βJ)3(2βJ−1)
-2 -1.5 -1 -0.5 0 0.5 1 1.5 2 2.5
-2 -1.5 -1 -0.5 0 0.5 1 1.5 2
Abbildung 1: F¨ur kleine Werte vonβJ (gepunktete Kurve) ergibt sich nur f¨ury = 0 ein Schnittpunkt mit der Ursprungsgeraden. In diesem Fall ist dies das Minimum vonf(y).
F¨ur gr¨oßere Werte vonβJ schneidet der tanh die Ursprungsgerade dreimal (gestrichelte Kurve). Der Schnittpunkte bei y = 0 ist nun ein Maximum von f(y) und die beiden anderen Schnittpunkte liegen symmetrisch um den Ursprung und bezeichnet nun die Minima von f(y). Der ¨Ubergang zwischen beiden F¨allen findet genau dort statt, wo der tanh bei y = 0 die gleiche Steigung wie die Ursprungsgerade (also 1) hat. Daraus ergibt sich als Bedingung f¨ur die kritische Temperatur 2βJ = 1.
oder sch¨oner mit 2J =kBTC:
y0 =± s
3T2
TC3 (TC −T) (18)
In der linken H¨alfte von Abb. 2 ist die Magnetisierung skizziert.
Nun betrachten wir den Fall mit ¨außerem Magnetfeld B 6= 0.
und untersuchen die isotherme magnetische Suszeptibilit¨at χT = ∂M
∂B T
(15)= N µB ∂y0
∂B T
. (19)
Um die Ableitung ∂y∂B0
T zu berechnen, differenzieren wir Gl. (16) auf beiden
0 2 4 6 8 10
0 1 2 3 4 5 6 7
-1 -0.5 0 0.5 1
0 1 2
Abbildung 2: Die Magnetisierung (links) und die magnetische Suszeptibilit¨at (rechts) des Systems als Funktion der Temperatur.
Seiten nach B (bei konstantemT):
∂(“Gl. (16)”)
∂B T
⇒ ∂y0
∂B T
=
1 + tanh2(2βJ y0 +βµBB)
| {z }
y20
βµB+ 2βJ ∂y0
∂B T
∂y0
∂B T
= (1 +y20)βµB (1−2βJ(1 +y20)) oder sch¨oner mit 2J =kBTC:
∂y0
∂B T
= (1 +y02)µB
kB(T −TC(1 +y02)) (20)
χT (19)(20)= N(1 +y02)µ2B kB(T −TC(1 +y20))
Besonders einfach wird damit die Nullfeld-Suszeptibilit¨at χT|B=0 f¨urT > TC, da dort y0 = 0 gilt. Wir finden das Curie-Weiss-Gesetz
χT|B=0 = N µ2B
kB(T −TC) ∝ 1
T −TC f¨ur T > TC
F¨urT →TC divergiert die Suszeptibilit¨at, da nahe des Phasen¨uberganges ein beliebig kleines Feld ausreicht, um das gesamte System von der Phase ohne Magnetisierung in die Phase mit makroskopischer Magnetisierung ¨ubergeben zu lassen. Die magnetische Suszeptibilit¨at ist f¨urT > TC in der rechten H¨alfte von Abb. 2 skizziert.
(c) Spezifische W¨arme
Die EnergieU ist durch die Hamiltonfunktion in Gl. (4) gegeben. Durch Einsetzen von Stot =N y0 erh¨alt man
U =H =−N(J y02+µBBy0). (21) F¨ur die spezifische W¨arme gilt dann
CV = ∂U
∂T
(21)= −N
J∂(y02)
∂T +µBB∂y0
∂T
. (22)
Wir untersuchen zwei F¨alle mitB = 0 genauer. Hier gilt (wieder mit 2J =kBTC):
CV (22)= −1
2N kBTC∂(y02)
∂T (23)
T < TC : Im ersten Fall ist das System direkt unterhalb TC und es gilt Gl. (18).
Damit ist die Ableitung gegeben als
∂(y02)
∂T
(18)= ∂T3T2
TC3 (TC−T) = 6 T
TC3(TC−T)− 3T2
TC3 (24) und CV ist damit
CV (23)(24)= 3
2N kBT2
TC2 −3N kB T
TC2(TC −T) oder direkt bei T =TC
CV T=T=C 3 2N kB
T > TC : In diesem Fall ist y0 strikt null und damit verschwindet auch die Ablei- tung und die spezifische W¨arme
CV T >T=C 0
Dies bedeutet, dass das System ¨uberhalb von TC keine zus¨atzliche Energie mehr aufnehmen kann. Die innere Energie des Systems hat (f¨ur B = 0) beiy0 = 0 ihr Maximum (vgl. Gl. (21)). Es gibt keine weiteren Freiheitsgrade, die angeregt werden k¨onnten.
Diese L¨osung des unendlich reichweitigen Ising-Modells wurde im Mai 2012 von Michael Walz formuliert. Referenz: Quantum many-particle systems; John W. Negele und Henri Orland;
Addison-Wesley; Kapitel 4.2
Exkurs: Kombinatorische L¨osung Da die Hamiltonfunktion nur vom Gesamt- spin und nicht von der mikroskopischen Konfiguration der Einzelspins abh¨angt,
kann man die Zustandssume auch kombinatorisch ansetzen. Anstatt ¨uber alle Spin- konfigurationen zu summieren
Z = X
{Si=±1}
exp
−βH(Stot =X
i
Si)
k¨onnen wir auch ¨uber den Gesamtspin summieren Z =X
Stot
ρ(Stot) exp
−βH(Stot)
wobeiρ(Stot) eine Art Zustandsdichte ist und angibt wieviele verschiedenen M¨oglich- keiten es gibt den Gesamtspin Stot zu realisieren. Zuerst, stellen wir uns vor, dass alle N Spins nach unten zeigen. Damit ist Stot = −N. Diese M¨oglichkeit gibt es genau einmal. Als n¨achstes ¨uberlegen wir uns, was passiert, wenn wir k Spins nach oben umklappen. F¨ur jeden umgeklappten Spin ¨andert sich der Gesamtspin um 2.
Damit ist Stot =−N + 2k. Der Faktor ρ(Stot) gibt dann an wieviele M¨oglichkeiten es gibt, sich aus N Spins genau k Spins zum Umklappen herauszusuchen. Das ist die Definition des Binomialfaktors Nk
. Es ergibt sich
Z =
N
X
k=0
N k
exp
−βH(Stot =−N + 2k) .