• Keine Ergebnisse gefunden

Politik beschliesst, 300 Hausärztezu «vernichten»!

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Politik beschliesst, 300 Hausärztezu «vernichten»!"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Da platzt einem doch der Kragen: Wer einen derartigen Unsinn mitbeschliesst, der oder die hat im Nationalrat nichts verloren. Egal, welcher Partei er oder sie angehört. Basta! Die nationalrätliche Gesund- heitskommission* hat nach über einjähriger Beratung zur zweiten HMG-Revision nämlich bestimmt, dass für jedes von einem Arzt direkt abgegebene Medikament zunächst ein Rezept ausgestellt werden muss – auch wenn der Pa- tient gar keines will, sondern die Medis gleich mitnimmt. Das wäre etwa so, als ob jeder Er- wachsene vor dem Mittagessen zwingend auf- schreiben müsste, was er gleich essen wird.

Angesichts eines solchen Schmarrens bringt einen nicht einmal mehr Asterix zum Lächeln («Sie spinnen, die …»). Das ist einfach nur dämlich (sorry: dümmlich).

Natürlich ist die Absicht klar: Wieder einmal soll die Selbstdispensation oder DMA mit einem politischen

Trick ausgehebelt werden: nämlich dermassen büro- kratisch verkompliziert, dass man sich als Arzt den Aufwand am Ende nicht mehr leisten kann. Und das machen Politiker mit, die jahraus, jahrein beteuern, ihnen liege die Hausarztmedizin am Herzen. Für diese Damen und Herren gilt: Entweder sie lügen schamlos, oder sie sind zu dumm, um zu merken, was sie anrichten.

Man stelle sich vor, was diese bürokratische, fachlich absolut nicht zu begründende Schikane bewirkt: Rund 5500 Ärzte müssen täglich durchschnittlich 20 bis 30 Rezepte ausstellen. Überflüssigerweise! Zeitauf- wand pro Rezept: zirka 2 Minuten. Macht nach Adam Riese – den manche Politiker nicht kennen – rund 40 Minuten pro Tag. Über 3 Stunden pro Woche. Woche für Woche. Betriebswirtschaftlich gerechnet gehen damit von der 50-stündigen Wochenarbeitszeit eines Praktikers mehr als 5 Prozent für einen politisch moti- vierten Kokolores drauf. Auf Kosten der Patienten, für die der Arzt dann noch weniger Zeit hat. Unglaublich.

Man kann die verschleuderten Stunden aber auch in Franken oder – noch eindrücklicher – in Hausärzte um-

rechnen. Mehrkosten (für die ganz Dummen: es geht hier nicht um verdientes oder nicht verdientes Geld, sondern um in Franken umgerechnete Arbeitszeit):

rund 150 Millionen. Der Verlust (an Arbeitszeit) von 5 Prozent von 5500 selbstdispensierenden Ärzten be- deutet: rund 300 Ärzte, vornehmlich Hausärzte, fehlen in der Sprechstunde. Eine hirnverbrannte Idee, jene Gruppe von Ärzten (arbeitszeitlich) zu dezimieren, für die man sich angeblich einsetzt, die den Hauptanteil der medizinischen Versorgung sicherstellt und volks- wirtschaftlich weitaus am günstigsten arbeitet. Oder sollen etwa die Apotheker (die den ganzen Zauber wohl inszeniert haben) die Basisversorgung mittels Triage sicherstellen?

Bleibt noch das scheinheilige Argument, mit der neuen Rezeptpflicht bringe man die Ärzte zu einem bewusste- ren und sparsameren Umgang mit Medikamenten.

Frage: Warum wird die neueste Studie – veranlasst vom

BAG – von ebendiesem BAG zurückgehalten? Weil sie nachweist, dass die DMA kostengünstiger ist als die Rezeptur? Natürlich, genau deswegen! Die für manche unbequeme Kostenwahrheit soll offenbar bis nach der Revision des HMG dem Parlament vorenthalten wer- den. Hat hier jemand NICHT «Skandal» gerufen?

Dres. med. Richard Altorfer und Peter H. Müller

EDITORIAL

ARS MEDICI 9 2014

457

Politik beschliesst, 300 Hausärzte zu «vernichten»!

Präsident: Guy Parmelin, SVP, VD Vizepräsident: Ignazio Cassis, FDP, TI Roland F. Borer, SVP, SO

Toni Bortoluzzi, SVP, ZH Marina Carobbio Guscetti, SP, TI Raymond Clottu, SVP, NE Thomas de Courten, SVP, BL Jacqueline Fehr, SP, ZH Sebastian Frehner, SVP, BS Yvonne Gilli, Grüne, SG Bea Heim, SP, SO Lorenz Hess, BDP, BE Ruth Humbel, CVP, AG

Maja Ingold, CVP, ZH Christian Lohr, CVP, TG Isabelle Moret, Radikale, VD Bruno Pezzatti, Radikale, ZG Stéphane Rossini, SP, VS Silvia Schenker, SP, BS Barbara Schmid-Federer, CVP, ZH Jean-François Steiert, SP, FR Daniel Stolz, Radikale, BS Christian van Singer, Grüne, VS Thomas Weibel, Grünliberale, ZH Jürg Stahl, SVP, ZH

*Mitglieder der vorberatenden Kommission:

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die Abrechnung der Symbolnummern erfolgt quartalsweise wie gewohnt über Ihre Kassenärztliche Vereinigung. In der Vergütungspauschale ist der Verwaltungskostensatz für die

24 DSGVO sind die Vertragspartner des Versorgungsvertrags verpflichtet, den teilnehmenden Arzt über die Datenverarbeitung im Rahmen seiner Teilnahme an der besonderen Versorgung nach

20d (neu) Hatte die steuerpflichtige Person nicht während der gesamten Zeitspanne zwischen Erwerb und Entstehen des Aus- übungsrechts der gesperrten Mitarbeiteroptionen (Art.

Bangladesch, Bhutan, Indien, Nepal, Pakistan, Sri Lanka: für diese Gebiete Prophylaxe mit Chloroquin und Proguanil unter Mitnahme einer Notfall-Medikation empfohlen (Ge- biete

Das Bundesgesund- heitsministerium stellte zu- gleich klar, dass der erneute Nachweis des Vorliegens ei- ner schwerwiegenden chroni- schen Erkrankung nur dann erbracht werden muss,

Entsprechend wird das Stromsystem zu einem neuen Paradigma wechseln, bei dem die Nachfrageelastizität eine hohe Bedeutung erhält, um durch temporäre Reduktionen des Konsums

Abbildung 4: Abhängigkeit von Preisen und Deckungsbeiträgen von der Ange- botsstruktur: Im fossil-nuklearen System definiert insbesondere die Variabilität der Nachfrage die Position

Das heißt, auch wenn Menschen zwischenzeitlich unglück- lich sind, Krisen und Schicksalsschläge erleben, erholen sie sich doch immer wieder und kehren zurück auf ihre indivi-