Band 3: Klimawandel in Österreich: Vermeidung und Anpassung
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den Kostenreduktionen. Dies setzt voraus, dass Hemmnissen bei der Entwicklung, der Anschaffung, dem Einsatz und der Verbreitung von Technologien wirkungsvoll begegnet wird.
Kosten und Nutzen von Minderung
Die ökonomischen Kosten von niedrigen Stabilisierungsszena- rien wurden unter anderem in den Modellvergleichsprojekten ADAM, EMF-22 und RECIPE untersucht. Niedrige Stabili- sierungsszenarien sind solche, welche am ehesten geeignet sind, das 2 °C-Ziel zu erfüllen. In allen Modellrechnungen sind die Minderungskosten als % des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) im einstelligen Prozentbereich angesiedelt (bei einer Wahrscheinlichkeit das 2 °C-Ziel mit 30 % zu überschreiten, reichen die Kostenschätzungen von 2 % bis –1 % des globalen BIP) (Knopf et al., 2011). Die niedrigen Kosten resultieren aus den in den Modellen getroffenen Annahmen hinsichtlich tech- nologischer Flexibilität und globaler Beteiligung an der Emissi- onsminderung. Wird Marktversagen etwa in Form beschränk- ter Verfügbarkeit neuer Technologien oder unzureichender globaler Abdeckung der Klimapolitik berücksichtigt, so erhö- hen sich die Kosten erheblich, was die Durchführbarkeit vom ökonomischen Standpunkt aus reduziert (Clarke et al., 2009;
Edenhofer et al., 2009). Weiters hängt die Erreichbarkeit nied- riger Stabilisierungsziele, neben der technologischen Flexibili- tät und der globalen Beteiligung, auch von der politischen und gesellschaftlichen Machbarkeit ab (vgl. Abschnitt 1.4). Bei- spielsweise kann der intensivierte Einsatz von Biotreibstoffen (vor allem jener der ersten Generation) zu Konflikten mit der Nahrungsmittelproduktion führen und erhöhte Anteile von CCS können mit erheblichen Sicherheitsrisiken verbunden sein.
1.1.2 Die europäische Perspektive bezüglich Emissionsminderung
Zentrale politische Minderungsziele auf europäi- scher Ebene
Die EU Staats- und RegierungschefInnen beschlossen auf dem Gipfeltreffen im März 2007 eine umfassende Herange- hensweise an die Klima- und Energiepolitik, welche den Kli- mawandel bekämpfen, die Sicherheit der Energieversorgung erhöhen sowie die Konkurrenzfähigkeit Europas verstärken soll. Das Kernelement ist hierbei das Europäische Energie- und Klimapaket, das die drei Kernziele, nämlich: Reduktion der THG-Emissionen um 20 %, Erhöhung des Anteils er- neuerbarer Energiequellen am Endenergieverbrauch auf 20 % sowie Erhöhung der Energieeffizienz um 20 % („20-20-20- Ziel“) definiert (EK, 2009c). Es setzt sich im Wesentlichen aus folgenden Bestandteilen zusammen (vgl. die grau hinterlegten Zeilen in Tabelle 1.2):
t Richtlinie über die Förderung erneuerbarer Energien (Re- newable Energy Directive, RED).
t Richtlinie über die Verbesserung des Europäischen Emis- sionshandelssystems (ETS).
t Entscheidung über die Emissionsreduktion der Mitglied- staaten betreffend ihre Emissionen in nicht vom ETS er- fassten Sektoren (Effort Sharing Decision, ESD).
t Richtlinie zur Abtrennung und geologischen Speicherung von CO2 (Directive on the Geological Storage of CO2, CCS Directive).
t Richtlinie zur Qualität von Kraftstoffen (Fuel Quality Directive).
Abbildung 1.2 Entwicklung der Primär- energie in einem der GEA-Emissionsmin- derungspfade (mit dem Auslaufen von Kernenergie), der zu einer Stabilisierung der durchschnittlichen globalen Temperatur von 2 °C über vorindustriellem Niveau führt.
Quelle: GEA (2012)
Figure 1.2 Development of primary energy in one of the GEA-mitigation pathways (with a nuclear phase-out) that leads to the stabilization of global mean temperature at 2 °C mean global temperature increase above the pre-industrial levels. Source:
GEA (2012) Geothermal
Solar WindHydro Nuclear Gas wCCS Gas woCCS OilCoal wCCS Coal woCCS Biomass wCCS Biomass woCCS
BiomassCoal Renewables Nuclear Nuclear Oil Gas Geothermal
Solar WindHydro Nuclear Gas wCCS Gas woCCS OilCoal wCCS Coal woCCS Biomass wCCS Biomass woCCS
1850 1900 1950 2000 2050
EJ
0 200 400 600 800 1000 1200
Geothermal Solar Wind Hydro Nuclear Gas wCCS Gas woCCS Oil Coal wCCS Coal woCCS Biomass wCCS Biomass woCCS
BiomassCoal Renewables
Oil Gas Nuclear