iitschrift fürlUlgemeinmedizm 12/94
70. Jahrgang • Heft 12 • 20. Juni 1994
J
Gastkommentar:
Thesen der AOK zur Zukunft des Gesund
heitswesens Metastasierendes Nierenzellkarzinom:
neue Chancen durch Zytokine?
Wichtig für die Nach
sorge: immunologische Werte hei
Mammakarzinom Taxol und Taxane -
was ist an diesen neuen Mitteln wirklich
dran?
Zytostatische Chemo
therapie: Heilung, die zu Zweittumoren füh
ren kann...
Forum Qualität:
Alte Patienten in der Praxis
HIPPOKRATES VERLAG GMBH • STUTTGART
-2-
Alles im grünen Bereich
Neu seit 15.12.1993:
Der erste treibgasfreie Nitrogiycerin-Spray ohne hochkonzentrierte Aikoholiösung.
Glycef(rttrinit»al
”■6 9 (14,8 ml) Lösun«
p’*yj*be Zu 48 fng entha't
* Gtycwottf initrat (N tfogtyc«»'''
^ Zur Post-FCKW-Ära:
Der gewohnte Standard mit angenehmer Anwendung und bekannter Pharmakodynamik bieibt bewahrt.
Nitrolingual -Spray N
Der gewohnte Standard in Bestform.
NitrolinguaP-Spray N. Zus.: 1 Gabe enthält 0,4 mg Glyceroltrinitrat. Hilfsst.: Mittelkettige Triglyceride, mittelkettige Partialglyceride, Ethanol abs., Pfefferminzöl. Anw.- Geb.: Angina pectoris AnfallsbehandL/Prophylaxe, akute Linksherzinsuffizienz, akuter Herzinfarkt, katheterinduz. Koronarspasmen. Gegenanz.: Nitratüberempfindlich- keit, akutes Kreislaufversagen, ausgeprägte Hypotonie, kardiogener Schock, hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie, konstriktive Perikarditis, Perikardtamponade, primäre pulmonale Hypertonie {Alveolarhypoxie). Bes. ärztl. Überw. bei akutem Herzinfarkt mit niedrigen Füllungsdrücken (nur mit Vorsicht, RR syst. < 90 mm Hg vermei
den), Aorten- und/oder Mitralstenose, orthostatischen Kreislaufregulationsstörungen, erhöhtem intrakraniellen Druck (Anstieg bisher nur bei hoher i.v. Dosis beobachtet).In der Schwangerschaft und Stillzeit nur auf Anordnung des Arztes einzunehmen (tierexp. Unters, unauffällig). Nebenw.: Anfangs häufig Kopfschmerz und gelegentl. Hypotension mit Reflextachykardie, Benommenheit, Schwindel- und Schwächegefühl. Selten Übelkeit, Erbrechen, Flush, Hautallergien, Kollapszustände mit Bradykardie und Synkopen. In Einzelfällen exfoliative Dermatitis. Bei starkem Blutdruckabfall selten Verstärk, der Angina pectoris. Bei kontinuierl. Anw. von Nitroverbin
dungen innerh. v. 24 h Toleranz und Kreuztoleranz beobachtbar. Beeinträchtig, der aktiven Verkehrsteilnahme oder Maschinenbedien. möglich, insbes. im Zusammen
hang mit Alkohol. Wechselw.: Vasodilatatoren, Antihypertensiva, ß-Blocker, Ca-Antagonisten, Neuroleptika, trizyklische Antidepressiva und Alkohol können die Blut
drucksenkung verstärken. Bei Nitratvorbehandlungen ggf. höhere Dosis für gewünschte Effekte. Verstärkung der Dihydroergotaminwirkung. Wirkungsabschwächung von Heparin. Dos./Anw.: 1 bis 3 Spraygaben ggf. unter RR-Kontrolle wiederholt sublingual. Vor erstem Gebrauch und nach längerer
Nichtbenutzung 1 x ansprühen. Weiteres siehe Fachinfo. Hinw.: Inhalt und Verfalldatum beachten. Spray rechtzeitig ersetzen. Nach
Gebrauch nicht gewaltsam öffnen oder verbrennen. Nicht gegen Flammen oder auf glühende Körper sprühen. Handelst.: 1 Flasche PoHL BOSKAMP DM 17,83; Klinikpackung. G. Pohl-Boskamp GmbH & Co., 25551 Hohenlockstedt. (11.93/Inpress 3048 / Bild: Stock Imagery/BAVARIA).
Glosse
Die zehn AOK-Thesen zur Weiterentwicklung
des Gesundheitswesens
Wenn man auf den nächsten Seiten den Gastkommentar des neuen Vorstands
vorsitzenden des AOK-Bundesverbandes, Peter Kirch, liest, stößt man zunächst auf einige Ungereimtheiten: So ist z. B. von einer »neuen Patientenorientierung der Ärzte« die Rede (für Allgemeinärzte alter Kaffee) oder von der (Fehl-) Einschätzung, dem Hausarzt würde die Neuregelung des Labors »im Durch
schnitt netto .. . ein zusätzliches Einkommen von 9000-10000 DM jährlich bringen«. Dies sollte jedoch niemand dazu verleiten, in den Thesen nicht auch grundsätzlich Neues und Interessantes zu entdecken.
Zum ersten Mal spricht die AOK nicht nur von der Stärkung des Hausarztsy
stems und von Hausärzten als strategischen Partnern, sondern auch vom Pri
märarztsystem (als einem von mehreren Angeboten) mit eingeschriebenen Patienten und der Koordinationsrolle des Hausarztes als »gate-keeper«. Mehr noch: »Über kombinierte Budgets, die Morbiditätsaspekte der eingeschriebenen Patienten und Patientinnen berücksichtigen müßten, könnte der Hausarzt auch alle veranlaßten Leistungen steuern«. Das hieße, daß Hausärzte auch z. B.
Krankenhäuser oder Spezialisten auswählen könnten, die für ihre Patienten die besten Leistungen zum günstigsten Preis anbieten. In Großbritannien und Schweden bestehen bereits positive Erfahrungen mit dieser Budgetverwaltung.
Das neue Hausarztmodell soll sich, so die AOK-Thesen, im Wettbewerb mit verschiedenen anderen Versorgungsformen (z. B. »Gesundheitszentren, ob nun in kommunaler, freigemeinnütziger oder privater Trägerschaft oder mit Eigen
einrichtungen der Krankenkasse«) bewähren. Da wird man sicherlich noch einmal genau hinsehen müssen, unter welchen Umständen sich ein derartiges Konkurrenzsystem in die Realität umsetzen läßt. Von vornherein abschrecken lassen sollte man sich aber durch solche Zusatzpläne nicht.
Die Thesen der AOK sind im Zuge der gesetzlich vorgegebenen Öffnung und konkurrenzbetonten Neuorientierung entstanden, der sich auch alle anderen Krankenkassen stellen müssen. Die AOK hat anscheinend einen Anfang ge
macht, ihre bisherige Zuschauerrolle zugunsten einer aktiven Unterstützung der primärärztlichen Position aufzugeben. Andere Kassenverbände werden folgen.
Von der Thesenformulierung bis zur überprüfbaren Politik wird noch einige Zeit vergehen, die wir Hausärzte - in erster Linie Fachärzte für Allgemeinmedizin - nutzen müssen. Wir sollten die Chance ergreifen und uns an der jetzt verstärkt aufkommenden Diskussion um die Neugestaltung des künftigen Gesundheits
wesens an vorderster Stelle beteiligen.
Ihr
Prof. Dr. med.
Michael M. Kochen, MPH Abteilung Allgemeinmedizin Georg-August-Universität Robert-Koch-Str. 42 37075 Göttingen
TRANSDERMAL PREIS VON ORAL ZUM
Nitrattherapie mit Minitrans
* Durchschnittliche Tagestherapie-Kosten: DM 1,54 (10mg)
Ml N I T R A N S
Der Herzschutz-Film
Transdermal zum Preis von oral*
MinitranS 5/MinitranS 10. Zusammenset
zung; 1 Pilaster MinitranS 5 enthält U mg, 1 Pflaster MinitranS 10 enthält 36 mg Glyceroltrinitrat. Durchschnittliche Wirkstoff-Freigabe auf der Haut: 0,2 mg bzw. 0,4 mg/Stunde. Anwendungsgebie
te; Zur Dauerbehandlung der koronaren Herzkrankheit. Zur Vorbeugung von Angina pectoris-Anfällen. Gegenanzei- gen: Oberempfindlichkeit gegenüber Nitroverbindungen; Schock oder Kreis
laufkollaps, ausgeprägte Hypotonie, {systolischer Blutdruck < 90 mm Hg), kardiogener Schock, hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie, konstrikti- ve Perikarditis, Perikardtamponade, primäre pulmonale Hypertonie. Eine besonders sorgfältige ärztliche Überwa
chung ist erforderlich bei akutem Herzin
farkt mit niedrigen Füllungsdrücken: eine Blutdrucksenkung unter 90 mm Hg sollte vermieden werden; Aorten- und, oder Mitralstenose, Neigung zu orthostati- schen Kreislaufregulationsstörungen, Erkrankungen, die mit einem erhöhten intrakraniellen Druck einhergehen.
Minitrans 5 bzw. 10 ist nicht geeignet zur Behandlung des akuten Angina pectoris- Anfalls. Schwangerschaft und Stillzeit Strenge Indikationsstellung. Nebenwir kungen: Häufig bei Behandlungsbeginn Kopfschmerzen (“Nitratkopfschmerz") Gelegentlich wird bei der Erstanwen dung, aber auch bei einer Dosiser
höhung, ein Abfall des Blutdrucks und/oder eine orthostatische Hypotensi
on beobachtet, die mit einer reflektori
schen Erhöhung der Pulsfrequenz (Reflextachykardie), Benommenheit sowie einem Schwindel- und Schwä^he- gefühl einhergehen können. Selten: Übel
keit, Erbrechen, flüchtige Hautrötungen (Flush), allergische Hautreaktionen, Kol
lapszustände, gelegentlich mit bradykar- den Herzrhythmusstörungen und Synko
pen. ln seltenen Fällen kann mit einem starken Blutdruckabfall eine Verstärkung der Angina pectoris-Symptomatik auftre- ten (paradoxe Nitratwirkung). An der Applikationsstelle des Pflasters können gelegentlich Hautrötungen mit oder ohne Juckreiz sowie ein brennendes Gefühl oder eine allergische Kontaktder- matitis auftreten. Eine leichte Hautrö
tung verschwindet in der Regel ohne Gegenmaßnahmen nach Entfernung des Pflasters. In Einzelfällen kann eine exfo
liative Dermatitis auftreten. Eine Tole
ranzentwicklung sowie das Auftreten einer Kreuztoleranz gegenüber anderen Nitroverbindungen wurde beschrieben.
Dieses Arzneimittel kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, daß die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammen
wirken mit Alkohol. Wechselwirkungen;
Verstärkung der blutdrucksenkenden Wirkung von MinitranS durch die gleich
zeitige Anwendung von: Vasodilatatoren, Antihypertensiva, ß-Blockern, Kaiziu- mantagonisten, Neuroleptika, tricycl, Antidepressiva, Alkohol. GTN verstärkt die Wirkung von DHE und schwächt die Wirkung von Heparin ab. Art und Dauer der Anwendung: Jedes MinitranS 5 bzw.
10 Pflaster ist in einem kleinen und zum Schutz versiegelten Behälter verpackt.
Die Klebeschicht ist mit einer Schutzfolie überzogen, welche kurz vor der Anwen
dung auf die Haut zu entfernen ist. Das Pflaster soll wegen möglicher Toleranz
entwicklungen täglich nur ca. 12 Stunden auf die Haut geklebt werden, so daß ein therapiefreies Intervall von 12 Stunden erreicht wird. Das gebrauchte Pflaster ist so zu beseitigen, daß ein Mißbrauch (z.B. durch Kinder) verhindert wird. Eine zusätzliche antianginöse Therapie mit Arzneimitteln, die keine Nitroverbindun
gen enthalten, sollte für das nitratfreie Intervall in Betracht gezogen werden.
Darreichungsformen, Packungsgrößen und Preise: MinitranS 5; 10 Pflaster (NI) 14,35 DM, 30 Pflaster (N2) 39,50 DM, 100 Pflaster (N3) 121.45 DM; MinitranS 10: 10 Pflaster (NI) 18,15 DM, 30 Pflaster (N2) 49,98 DM, 100 Pflaster (N3) 153,65 DM.
3M Medica GmbH, Postfach 1462, 46322 Borken. Stand: März 1994
* Durchschnittliche Tagestherapie-Kosten:
DM 1,54 (10mg)
3M Medica GmbH Postfach 1462 46322 Borken
INHALT *** INHALT *** INHALT ***
Hippokrates Verlag GmbH Stuttgart 70. Jahrgang, Heft 12
Gastkommentar
Thesen zur Weiterentwicklung des Gesundheits
wesens P. Kirch
471
Schwerpunkt
Zytokine heim Nierenzellkarzinom
W. Höppner, G. Gebert, R. Werdin und K. Dreikorn Mammakarzinom: Veränderungen im zellulären Immunsystem
U. Müller, S. Leippold, W. Bayer und K. Schmidt Taxol und Taxane
M. Jaeger
latrogene Karzinogenese nach zytostatischer Chemotherapie
M. R. Berger Service Box
Infizierungen durch Blutprodukte U. M. Moebius
473
480
489
494
479 500
Therapiestudie
Der Einfluß von mikronisiertem Fenofibrat auf
kardiovaskuläre Bisikofaktoren 510 A. Pfützner, A. Ambrosch, Th. Forst und J. Beyer
-
5
-Serie
Ultraschallphänomene (39):
Fischauge H. D. Bundschu Online Magazin Pharma News Kongreß extra Kongreßberichte Forum Qualität Buchbesprechungen Medizinische Baritäten Impressum
516
-7- 502 504 517 506 519 499, 515 -41- 504
SPARTIOi:
verlangsamt die zu frequente Schlagfolge, dämpft eine erhöhte Erregbarkeit im Reizleitungs
system des Herzens.
Funktionelle Herz- und Kreislauf
beschwerden.
Zusammensetzung: 100 g enthalten: Extr.
fl. Sarothamnus scoparius, stand, auf 1 mg Spartein pro ml.
Dosierung: 3mal täglich 20-30Tropfen nach dem Essen in etwas Flüssigkeit.
Handelsformen und Preise incl. MwSt.:
Spartiol-Tropfen: 20 ml DM 7,15 50 ml DM 14,42 100 ml DM 24,20
Dr. Gustav Klein, Arzneipflanzenforschung, 7615 Zell-Harmersbach/Schwarzwald
-6-
InhaltWie wird das Gesundheitswesen in Zukunft ausse- hen? Wenn es nach der AOK geht, könnte sich für die Hausätze einiges ändern, er soll als »Lotse«
mehr »Steuerungskompetenz« erhalten. So könnte z. B. dafür gesorgt werden, daß Patienten nicht mehr im Gesundheitssystem »umherirren«.
Gastkommentar: Thesen zur Weiterentwicklung des Gesundheitswesens
Seite 471
§
aV A 9> sV eV
~ ® ^ B^2 * 83 ' 04'85 ' 06 ' 87 ' 88 ' 89 S= ”
Wenn Patienten mit Nierenzellkarzonimen Metastasen haben, ist die Prognose im allgemeinen schlecht: Weniger als 20% überleben nach deren Erstfeststellung noch 2 Jahre. Könnten Zytokine hier Erfolge bringen? Die Auto
ren sprechen zumindest davon, daß die Therapieansätze zu »gewisser Hoffnung berechtigen« ...
Zytokine heim metastasierenden Nierenzellkarzinom Seite 473
Ein bereits stark gestörtes Immunsystem bei einem Tumorpatienten kann man durch immun- modulatorisch wirksame Biosubstanzen unter
stützen, um einem Rezidiv oder einer Meta
stasierung vorzubeugen. Grundlage dafür ist allerdings die Kenntnis des derzeitigen Zustan
des des Abwehrsystems, um Fehlbehandlungen zu vermeiden!
Mammakarzinom: Veränderungen im zellulären Immunsystem Seite 480
Abbildungen:
Titelbild: Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme von Mäuse- leukämie-Zellen für die experimentelle Krebsforschung (Foto:
Bayer AG).
Seite -6- oben: H.-J. Klemann, Mitte: H. Beider, unten: aus Silber
nagel. A. und Despopoulos, A.: Taschenatlas der Physiologie.
Thieme Verlag Stuttgart 1991.
I-*—VtV"--►
iOtochenmark
Granulozyten < ^ "■» Ihrombozyien Monozyten ^ Erythrozyten
Vortäuferzelle
Prägung Im .Bursaäquivalent"
Immunkompetenzerwerb im Thymus
T- und B-Lymphozyten kreisen im Blut- und Lymphsystem
T-Lymphozyt B-Lymphozyt
Antigen-KontaktX
Aktivierung Aktivierung ^
^Vermehrung Vermehrung;
Makrophage Lymphoblasten
y
Lytnphokine aktivieren" •Lymphoblasten
Plasma-
Lymphokin- produzierertde
y f- Gedächtnis- Immunglobuline
online *** online *** online ***
-7
-RAGE - Selbsthilfegruppe nach Radiotherapie
Die Radiotherapie ist für viele Frauen ein essentieller Bestandteil einer Brust
krebstherapie. Leider werden die langfri
stigen Nebenwirkungen einer Radiothe
rapie vielfach ärztlicherseits nicht ange
messen wahrgenommen. Das gilt insbe
sondere für neurologische Beein
trächtigungen, obwohl seit 1966 über 100 Arbeiten zu der Entwicklung irreversi
bler Schädigungen des Plexus brachialis nach Bestrahlung veröffentlicht worden sind. Die Inzidenz wird mit 1-4% ange
geben, eine effektive Therapie ist bisher nicht bekannt. Betroffene Frauen bekom
men mitunter zu hören, sie sollten sich nicht beklagen, schließlich sei ihr Krebs geheilt, ln Großbritannien hat sich eine Selbsthilfegruppe, Radiotherapy Action Group Exposure, gegründet. Die Frauen, die sich zusammengefunden haben, lei
den an schweren Schmerzen oder Bewe
gungsunfähigkeit im Arm, was teilweise Amputationen erforderlich machte. Die wesentlichen Ziele von RAGE sind: be
troffenen Frauen bestmögliche Hilfe zu vermitteln, Behandlungsweisen zu for
dern, die Frauen künftig derartige Pro
bleme ersparen und ein Recht auf Kom
pensation gerichtlich klären zu lassen.
Die Ergebnisse der Befragungen von über 1000 Frauen durch RAGE zeigen, daß sich die Schädigungen in bestimmten Krankenhäusern und Behandlungsjah
ren häufen. Ist weniger die individuelle Empfänglichkeit als vielmehr die Tech
nik das Problem? Bezüglich der notwen
digen Strahlendosen und Bestrahlungs
technik besteht unter Radiologen keine
Einigkeit. (ChR)
Sikora, K.: Enraged about radiotherapy.
BMJ 1994; 308: 188-189.
OTC-Analgetika; häufig Ursache für Ulkusblutungen
Der anerkannte Zusammenhang zwi
schen dem Gebrauch nichtsteroidaler Antiphlogistika, vor allem Acetylsalicyl
säure (ASS), und peptischen Ulzeratio- nen wurde vornehmlich in Studien be
legt, in denen die Medikamente ärztlich verschrieben worden waren.
Während 2 Jahren wurde in einer Klink in Atlanta, USA, bei allen erwachsenen Patienten mit endoskopisch belegten Blu
tungen im oberen Gastrointestinaltrakt (421) die Einnahme freiverkäuflicher und verschriebener nichtsteroidaler An
tiphlogistika erfragt. Häufigste Blu
tungsursachen waren peptische Ulzera in Magen (31%) und Duodenum (26%).
Seltener waren Ösophagusvarizen (9%) und akute Gastritiden (6%). Bei 10% der
Patienten wurde keine Blutungsursache gefunden. 56% aller Patienten berichte
ten, während der Woche vor der Klinik
aufnahme nichtsteroidale Antiphlogi
stika eingenommen zu haben. Am häu
figsten wurde der Gebrauch freiverkäuf
licher ASS (35%) oder anderer Mittel (9%) angegeben. Ärztlich verschriebene ASS oder andere Antiphlogistika wurden deutlich seltener eingenommen (6 bzw.
14%). Die Medikamenteneinnahme war eher mit Magen- als mit Duodenalblutun
gen und eher mit Ulkusblutungen als mit Blutungen anderer Ursache assoziiert.
Einen kausalen Zusammenhang kann die Studie nicht belegen. Dennoch halten die Autoren freiverkäufliche Analgetika an
gesichts ihrer häufigen Einnahme für eine wesentliche Ursache von Ulkusblu
tungen. (ChR)
Wilcox, C. M., et al: Striking prevalence of over-the-counter nonsterroidal anti
inflammatory drug use in patients with upper gastrointestinal hemorrhage.
Arch. Intern. Med. 1994; 154: 42-46.
Klimakterische Beschwerden:
Nachtkerzenöl wirkungslos
Bisher wurde der medikamentösen Be
handlung von Frauen mit klimakteri
schen Beschwerden, die keine hormonel
len Präparate einnehmen können oder wollen, relativ wenig Aufmerksamkeit geschenkt.
In der Laienpresse wird mitunter das freiverkäufliche Öl der Nachtkerze als wirksames Mittel gegen vasomotorische klimakterische Beschwerden propagiert.
Das Öl enthält Gamolensäure, eine Vor
läufersubstanz des Prostaglandins E^, welches theoretisch keinen positiven Ef
fekt auf vasomotorische Symptome ha
ben kann. Trotzdem wurde in einer randomisierten Doppelblindstudie dem klinischen Nutzen dieses Öls nachgegan
gen. 56 Frauen, die täglich mindestens dreimal Hitzewallungen oder Schweiß
ausbrüche hatten, erhielten 6 Monate lang Nachtkerzenöl (2 x täglich 4 x 500 mg + 10 mg Vitamin E) oder Plazebo.
Nur 18 Frauen in der Verumgruppe und 17 in der Plazebogruppe führten über den ganzen Zeitraum Tagebücher über ihre Symptomatik. Verglichen wurden die Symptome während des Zyklus vor Therapiebeginn und des letzten Behand
lungszyklus. Alle Frauen tendierten zu einer Abnahme der Symptomatik, wobei die Verbesserungen in der Plazebo
gruppe deutlicher, teilweise signifikant waren. Nachtkerzenöl hat somit keinen Vorteil gegenüber Plazebo in der Behand
lung klimakterischer Beschwer den.(ChR) Chenoy, R.. et al.: Effect of oral gamole- nic acid from evening primrose oil on menopausal flushing. BMJ 1994. 308:
501-503.
(0 o
BASF Pharma knoll
-
8
-online *** online *** online *** online *** online
Akuter Herzinfarkt; erfolgrei
che Ultraschallangioplastie
Thrombotische Verschlüsse peripherer Arterien können seit kurzem durch Ul
traschallangioplastie erfolgreich rekana- lisiert werden. Inzwischen ist ein System mit derart flexiblem Katheter entwickelt worden, daß auch ein Einführen in die Koronararterien möglich ist. Die Anwen
dung dieses Systems wurde jetzt bei ei
ner 48jährigen Frau mit akutem Myo
kardinfarkt beschrieben. Durch einen angiographisch nachgewiesenen Throm
bus in der linken Koronararterie wurde zunächst ein Führungsdraht geschoben, über den die Ultraschallsonde geschoben wurde. Nach fünfminütiger Ultraschall
applikation war der Verschluß passier
bar. Die verbliebene Stenose betrug 64%.
Eine Ballonangioplastie am folgenden Tag verbesserte diesen Wert auf 40%.
Während durch die Ballondilatation der Thrombus nicht aufgelöst und die Gefäß
wand unkontrollierbar verletzt wird, kann durch die Ultraschallenergie ein Thrombus aufgelöst werden, zumindest teilweise. Die Autoren sehen in der Ul
traschallangioplastie eine potentielle Al
ternative zur Ballonangioplastie plus
Thrombolyse. (ChR)
Hamm, Ch., et al: Coronary ultrasound thrombolysis in a patient with acute myocardial infarction. Lancet 1994;
343: 605-606.
Neuer Malariaimpfstoff?
Weltweit sind über 100 Malaria-Anti- gene, also Moleküle der Malariaparasi
ten, die eine Immunantwort stimulieren, bekannt. Der Gen-Pool von Plasmodium falciparum, dem gefährlichsten Malaria
parasiten in Afrika, wandelt sich ständig.
Entsprechend schwierig ist die Entwick
lung eines wirksamen Impfstoffes. Wäh
rend man früher nach Möglichkeiten suchte, den Parasiten während seines Weges vom infizierenden Moskito zur Le
ber des infizierten Menschen zu zerstö
ren, richten sich die neueren Vakzine- Entwicklungen gegen spätere Stadien des Parasitenzyklus. Diese „Anti-blood- stage“-Vakzinen sollen die Vermehrung des Parasiten verhindern. Plasmodium falciparum vermehrt sich alle 2 Tage um das Zehnfache. Bei der von dem kolum
bianischen Wissenschaftler Manuel Pa- tarroyo entwickelten Malaria-Vakzine
»SPf66« handelt es sich um ein syntheti
sches Peptid, welches drei Antigene aus der asexuellen Blutphase des Parasiten und ein Sporozoitenantigen enthält.
Nachdem diese Vakzine bereits in Süd
amerika an etwa 20000 Menschen ge
prüft worden war, liegen nun die Ergeb
nisse von Phase-l/2-Studien im Kilom-
bero-Distrikt, Tansania, vor. Die Einwoh
ner von Kilombero werden jährlich rund SOOmal von malariainfizierten Moskitos gestochen, während der Regenzeit 20-25mal pro Nacht; mehr als zwei Drit
tel der Einwohner sind infiziert, und knapp 20% der Parasiten sind gegen Chloroquin resistent. Die Phase-1/2-Stu- dien wurden an 45 tansanischen Kin
dern ausgeführt, um herauszufmden, ob die Vakzine unter Bedingungen intensi
ver Malaria-Übertragung inakzeptable Nebenwirkungen verursachen kann. Da das nicht der Fall zu sein scheint, haben nun Phase-3-Studien an über 600 Klein
kindern begonnen, die zeigen müssen, ob die Vakzine tatsächlich die Zahl und Schwere von Malariafällen reduzieren kann. Mit Ergebnissen ist gegen Ende dieses Jahres zu rechnen. In 3-8 Jahren könnten die Vakzine für den routinemä
ßigen Gebrauch zur Verfügung stehen.
WHO Press Release 13/94. (ChR)
Ambulante Brustkrebsopera
tionen ohne Komplikationen
In aller Regel werden Brustkrebsopera
tionen im Krankenhaus vorgenommen, mit einem postoperativen Aufenthalt von 1 bis 7 Tagen Dauer. Eine an einer chir
urgischen Klinik in Florida durchgeführte Untersuchung zeigt, daß die meisten die
ser Operationen ohne erhöhtes Kompli
kationsrisiko auch ambulant möglich sind. Während zwei Jahren wurde dort allen Frauen mit bioptisch belegtem, operablem Mammakarzinom die Mög
lichkeit der ambulanten oder stationären Operation angeboten. Das ambulante Vorgehen war kontraindiziert, wenn nach Meinung des Hausarztes oder des Anästhesisten eine postoperative Über
wachung notwendig war ; das war wäh
rend des Studienzeitraums bei drei Frauen der Fall. Bei 221 Patientinnen im Alter zwischen 34 und 90 Jahren wurden 223 Operationen vorgenommen: 31 mo
difizierte radikale Mastektomien, 101 partielle Mastektomien mit Entfernung der axillären Lymphknoten, 11 totale Mastektomien, 69 partielle Mastekto
mien und 11 axilläre Lymphknotenresek
tionen (ohne Mastektomie). Es traten keine Todesfälle, keine Wundinfektionen und keine Komplikationen auf, die eine IClinikeinweisung notwendig gemacht hätten.
Im Vergleich zu stationär behandelten Patientinnen scheint der ambulante Ein
griff von den Frauen leichter verarbeitet zu werden. Auch war der Gebrauch von Schmerzmitteln geringer, doch wurden häufiger langwirkende Lokalanästhetika
benutzt. (ChR)
Goodman, A., et al : Definitive surgery for breast cancer performed on an out
patient basis. Arch. Surg. 1993; 128:
1149-1152.
Dynorm* 0,5/1,072,5/5,0. Wirkstoff: Cilazapril 1 H2O. Zusam
mensetzung: 1 Filmtablette Dynorm 0,5 enthält 0,522 mg, 1 Film
tablette Dynorm 1,0 enthält 1,044 mg, 1 Filmtablette Dynorm 2,5 ent
hält 2,61 mg, 1 Filmtablette Dynorm 5,0 enthält 5,22 mg Cilazapril 1 H2O. Anwendungsgebiet: Essentielle Hypertonie. Gegenanzei
gen: Überempfindlichkeit gegen Cilazapril. Angloneurotlsches Odem (auch in der Anamnese). Nierenarterienstenose (beidseitig oder bei Einzelniere). Zustand nach Nierentransplantation. Hämody- namisch relevante Aorten- oder Mitralklappenstenose bzw. hyper
trophe Kardiomyopathie. Primärer Hyperaldosteronismus. Schwan
gerschaft, Stillzeit. Mangels Therapieerfahrungen: renale Hyperto
nie, schwere Nierenfunktionsstörungen (Kreatinin-Clearance <
40 ml/min), Dialyse, primäre Lebererkrankung oder Leberinsuffi
zienz, unbehandelte, dekompensierte Herzinsuffizienz, obstruktive Atemwegserkrankungen, Kinder. Kritische Nutzen-Risiko-Abwä- gung bei Proteinurie (< 1 g/Tag), klinisch relevanten Elektrolytstö
rungen, gestörter Immunreaktion oder Koilagenkrankheiten und bei gleichzeitiger immunsuppressiver Therapie. Hinweis: Zu Therapie
beginn intensive Überwachung von Biutdruck und/oder repräsen
tativen Laborparametern bei Patienten mit Salz- und/oder Flüssig- keltsmangel, bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion (Do
sisreduktion!), bei Patienten mit schwerer Hypertonie, bei Patienten mit gleichzeitig vorhandener Herzinsuffizienz, bei älteren Patienten (> 65 Jahre). Während Therapie keine Dialyse oder Hämofiltration mit Polyacrylnitril-methallylsulfonat-high-flux-Membranen. Ne
benwirkungen: Herz, Kreislauf: Gelegentlich zu Therapiebeginn, sowie bei Salz- und/oder Flüssigkeitsmangel (z. B. Diuretika- Vorbe
handlung), Herzinsuffizienz, schwerer Hypertonie und bei Erhöhung der Diuretika- und/oder Cilazapril-Dosierung, zu starker Blutdruck
abfall (incl. orthostatische Hypotonie), mit Schwindel, Schwächege
fühl, Sehstörungen, selten mit Synkope. Einzelfälle: Tachykardie, Palpitationen, Herzrhythmusstörungen, Angina pectoris, Myokardin
farkt, TIA, cerebraler Insult. Niere: Gelegentlich Auftreten oder Ver
stärkung von Nierenfunktionsstörungen, in Einzelfällen akutes Nie
renversagen. Selten Proteinurie. Atemwege: Gelegentlich Husten, Bronchitis; selten Atemnot, Sinusitis, Rhinitis, vereinzelt Broncho
spasmus, Glossitis, Mundtrockenheit. Für/tCE-Hemmer in Einzelfäl
len beschrieben: angioneurotisches Ödem mit Beteiligung von Kehl
kopf, Rachen und/oder Zunge. Gastrointestinaltrakt: Gelegentlich gastrointestinale Störungen; selten Erbrechen, Durchfall, Verstop
fung, Appetitlosikeit, Für ACE-Hemmer in Einzelfällen beschrieben:
cholestatischer Iktems, Hepatitis, Pankreatitis, Ileus. Haut, Gefäße:
Gelegentlich allergische Hautreaktionen, selten ürtikaria, Pruritus oder angioneurotisches Ödem, In Einzelfällen schwere Hautreaktio
nen (z. B. Erythema multiforme). Hautveränderungen mit Fieber, My
algien, Arthralgien, Vaskulitiden, Eosinophilie, Leukopenie und/oder erhöhten ANA-Titern. Für ACE- Hemmer in Einzelfällen beschrieben:
psoriaiforme Hautveränderungen, Photosensibilität, Alopezie, Ony- cholyse, Verstärkung einer Raynaud-Symptomatik. Nervensystem:
Gelegentlich Kopfschmerzen, Müdigkeit, selten Benommenheit, De
pressionen, Schlafstörungen, Impotenz, Parästhesien, Gleichge
wichtsstörungen, Vferwirrtheit, Dhrensausen, Geschmacksverände- rungenZ-verlust. Labor: Gelegentlich /\bfall von Hämoglobin, Häma
tokrit, Leukozyten- oder Thrombozytenzahl. Selten Anämie, Throm
bozytopenie, Neutropenie, Eosinophilie. Einzelfälle: Agranulozy- tose/Panzytopenie; Hämolyse/hämolytische /tnämie (Zusammen
hang mit ACE-Hemmer nicht gesichert). Selten Anstieg von Harn
stoff, Kreatinin oder Kalium (Diabetiker!), /\bfall von Natrium. In Ein
zelfällen Erhöhung von Bilirubin und Leberenzymen. Hinweise: Bei notfallmäßiger Dialyse/Hämodialyse mit Polyacrylnitril-methallyl- sulfonat-high-flux-Membranen während Therapie mit Cilazapril, Gefahr anaphylaktoider Reaktionen bis hin zum lebensbedrohlichen Schock. Durch individuell auftretende unterschiedliche Reaktionen kann die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt werden. Dies gilt im verstärkten Maße bei Behandlungsbeginn und Präparatewechsel sowie im Zusammenwirken mit Alkohol. Wechselwirkungen: Anal
getika, Antiphlogistika (z. B. Acetylsalicylsäure, Indometacin), Koch
salz (Blutdrucksenkung vermindert). Antihypertensiva (insb. Diure
tika), Narkotika, Anästhetika (Blutdrucksenkung verstärkt). Kalium, kaliumsparende Diuretika (z. B. Spironolacton, Amilorid, Triamteren) sowie andere Arzneimittel (z. B. Heparin) (Kaliumspiegel erhöht). Al
kohol (Wirkungsverstärkung von Alkohol). Lithium (Lithiumausschei
dung verlängert. Regelmäßige Kontrolle der Lithium-Serumkonzen
tration). Allopurinol, Z^ostatika, Immunsuppressiva, systemische Corticoide, Procainamid (Leukopenie, Blutbildveränderungen ver
stärkt). Handelsformen und PackungsgröBen: Dynorm 0,5: 30 Filmtabletten DM 37,51; 50 Filmtabletten DM 58,39; 100 Filmtablet
ten DM 104,82. Dynorm 1,0:30 Filmtabletten DM 41,39; 50 Filmtab
letten DM 64,65; 100 Filmtabletten DM 115,86. Dynorm 2,5; 30 Filmtabletten DM 48,54; 50 Filmtabletten DM 75,75; 100 Filmtablet
ten DM 140,88. Dynorm 5,0: 30 Filmtabletten DM 65,91; 50 Film
tabletten DM 100,88; 100 Filmtabletten DM 189,76. Dynorm 0,5/
1,072,5/5,0 ist verschreibungspflichtig. Angaben in der Packungs
beilage aufmerksam lesen. Stand: 11/93.
E. Merck, 64271 Darmstadt;
Hoffmann-La Roche, 79630 Grenzach-Wyhlen.
MERCK
Ein Traum
G
m..
von einem
Mit Dynorm liegen Ihre Patienten richtig, weil es die Hyper
tonie auch nachts während der problematischen REM-Phasen wirksam bekämpft.
ACE-Hemmer.
Dynorm® 2,5
Wirkstoff: Citazaprii 1 HzO 30 Fiimtabletten NI
MERCK
Dynorm.
So vielseitig
kann ein
Ä CE-Hemmer
sein.
Ein Prinzip
setzt sich durch!
._vetv
verteilen freisetzen wirken
Panzytraf 10.000
Panzytrat* 25.0QQ
Panzytrat* 40.000
Zusammensetzung: 1 Kapsel Panzytrat’* 10.000 mit magensaftresistenten Mikrotabletten enthält: Pankreatin aus Schweinepankreas mit Lipase 10000 E., Amylase 9000 E., Proteasen 500 E.
(E. nach Ph.Eur.). 1 Kapsel Panzytrat® 25.000 mit magensaftresistenten Mikrotabletten enthält: Pankreatin aus Schweinepankreas mit Lipase 25000 E., Amylase 12000 E., Proteasen 800 E. (E.
nach Ph. Eur.). 1 Kapsel Panzytrat* 40.000 mit magensaftresistenten Pellets enthält: Pankreatin aus Schweinepankreas mit Lipase 40000 E., Amylase 15000 E., Proteasen 900 E. (E. nach Ph.
Eur.). Anwendungsgebiete: Zum Ersatz von Verdauungsenzymen bei Verdauungsschwäche (Maldigestion) infolge einer gestörten Funktion der Bauchspeicheldrüse. Gegenanzeigen: Die Anwendung ist bei akuter Pankreatitis und bei akuten Schüben einer chronischen Pankreatitis während der floriden Erkrankungsphase sowie bei
nachgewiesener Schweinefleischallergie nicht angezeigt. Nebenwirkungen: Keine bekannt.
Dosierung: Siehe Gebrauchsinformation. Packungsgrößen und Preise (einschi. MwSt.): Panzytrat* 10.000:50 Kps. (NI) DM 28,08,100 Kps.
(N2) DM 51,49. 200 Kps. (N3) DM 94,42. Klinikpackung. Panzytrat' 25.000:50 Kps. (NI) DM 52,24. 100 Kps. (N2) DM 93,61.200 Kps. (N3) DM 171,81 .Klinikpackung. Panzytrat' 40.000:50 Kps. (NI) DM 88,04.100 Kps. (N2) DM 161,40.200 Kps. (N3) DM 295,91. Klinikpackung. (Stand:
1.1.1994) Nordmark Arzneimittel GmbH, 25430 Uetersen.
[1 Nordmark
Gastkommentar 471
Peter Kirch
Thesen zur Weiterentwicklung
des Gesundheitswesens
Vorstandsvorsitzender des AOK- Bundesverbandes
Alternativen zur
Kostendämpfungspolitik
Reformpolitik im deutschen Gesundheitswesen war in den letzten Jahrzehnten zumeist reine Kostendämpfungspolitik. Doch trotz wiederhol
ter Eingriffe des Gesetzgebers wollte sich Sta
bilität nicht einstellen. Kaum war das Ausga
benniveau in der gesetzlichen Krankenversi
cherung um einige Milliarden abgesenkt, kaum waren die Leistungen für die Versicherten wie
der einmal gekürzt, so stellte sich die alte Ko
stendynamik wieder ein und führte zu erneu
ten Defiziten und zur nächsten politischen In
tervention. Erst die außergewöhnliche politi
sche Konstellation im Jahre 1992 machte echte Reformen möglich.
Nachdem sich endlich die Erkenntnis durchge
setzt hat, daß auch im Gesundheitswesen die Ressourcen begrenzt sind, schöpfen Ärzte, Krankenhäuser und Krankenkassen nun ge
meinsame Rationalisierungsreserven, ln die
sem Stabilisierungsprozeß sind wichtige Er
folge zu verzeichnen. So ist es den Kranken
kassen inzwischen gelungen, mit der Kassen
ärztlichen Bundesvereinigung einen Vertrag über die hausärztliche Versorgung abzuschlie
ßen. Damit wird die ambulante ärztliche Ver
sorgung zum Nutzen der Patienten neu geglie
dert in eine hausärztliche Versorgung und eine fachärztliche Versorgung. Weiter wurde zu
mindest ein erster Schritt zur Verbesserung der Vergütung der hausärztlichen Leistungen durch Einsparungen im Laborbereich getan.
Die AOK geht davon aus, daß die Neuregelun
gen dem Hausarzt im Durchschnitt netto, d. h.
abzüglich der Verluste durch die Neuregelung des Labors, ein zusätzliches Einkommen von 9000,— bis 10000,— DM jährlich bringen wird.
Dies stellt eine merkliche Verbesserung der hausärztlichen Vergütung dar. Wichtig ist auch, daß es sich hier um eine Pauschalvergütung handelt. Der Hausarzt erhält diese Vergütung für fast alle von ihm abgerechneten Behand
lungsfälle. Die Vergütung wird also auch für
jene Fälle gewährt, in denen ein besonderer hausärztlicher Betreuungs- oder Koordinie
rungsaufwand nicht entsteht. Die Höhe der Be
wertung ist daher nur mit Blick auf das Gesamt
ergebnis beurteilbar, also unter Berücksichti
gung der Gesamtfallzahl und der sich dadurch ergebenden Umsatz- bzw. Einkommenssteige
rung. Das aus der Umstrukturierung des La
bors freiwerdende Honorarvolumen läßt eine höhere Bewertung der hausärztlichen Vergü
tung zur Zeit nicht zu. Die Spitzenverbände der gesetzlichen Krankenkassen und die Kassen
ärztliche Bundesvereinigung wollen jedoch ge
meinsam bis Anfang 1996 eine weitere Verbes
serung der hausärztlichen Vergütung errei
chen. Die Umsetzung aller Regelungen des Ge
sundheitsstrukturgesetzes wird frühestens 1995 geschafft sein. Im deutschen Gesundheits
wesen wird es dann freie Kassenwahl für die Versicherten geben, eine engere Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung mit einer Stärkung des Hausarztsystems, die Umstellung des Honorierungssystems in der stationären Versorgung im Interesse der Pati
enten, Ärzte und Pflegekräfte sowie eine Posi
tivliste verordnungsfähiger Medikamente im Interesse einer qualitativ hochstehenden Arz
neimittelversorgung.
Weitere Reformpläne
Die AOK betrachtet die Reform des deutschen Gesundheitswesens damit jedoch nicht als ab
geschlossen. Eine weitere Reform ist notwen
dig, um mit einer Steigerung von Qualität und Wirtschaftlichkeit das Gesundheitswesen den gewandelten gesundheitlichen, sozialen und ökonomischen Anforderungen anzupassen.
Den Startschuß zu einer neuen Reformdebatte hat Bundesgesundheitsminister Seehofer mit einem Gutachtenauftrag an den Sachverstän
digenrat der Konzertierten Aktion im Gesund
heitswesen gegeben. Ein erster Sachstandsbe- richt, der jetzt von den Sachverständigen über
geben wurde, deutet jedoch daraufhin, daß die
Einsparungen im Laborbe
reich - ein er
ster Schritt zur Verbesserung der haus
ärztlichen Vergütung
Die AOK rech
net mit zusätz
lichen Haus
arzteinkommen von etwa 10000 DM jährlich
Z. Allg. Med. 1994; 70: 471-472. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1994
472
GastkommentarDer Hausarzt als »Lotse«:
mehr Steue
rungskompe
tenz
Versicherte sollen wählen können, oh sie die übliche Versorgung wollen oder sich bei einem Hausarzt ein- schreiben
Gutachter auf dem falschen Weg sind. Zwar fordern sie selbst in ihrem Zwischenbericht, Rationalisierung müsse vor Rationierung im Gesundheitswesen gehen. Bevor Leistungen für die Versicherten zu kürzen seien, müßten Wirt
schaftlichkeitsreserven mobilisiert werden.
Nach konkreten Möglichkeiten systemkonfor
mer Rationalisierung sucht man jedoch verge
bens. Statt dessen führen die vom Sachverstän
digenrat vorgestellten Modelle zu einer Ratio
nierung von Gesundheitsleistungen durch Aus
grenzungen aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung.
Leistungen ausgrenzen?
Diese Optionen mag mancher Arzt mit dem Blick auf die Honorardeckelung zunächst für interes
sant halten, denn eine Ausgrenzung von Lei
stungen aus dem Paket der gesetzlichen Kran
kenversicherung könnte ja neue Möglichkeiten zur privaten Abrechnung ohne Kostenbegren
zung eröffnen. Doch diese Vorstellungen sind nicht realistisch. Wer meint, auf ein Zurück
schneiden der gesetzlichen Krankenversiche
rung setzen zu können, um sich neue Einkom
menspotentiale zu erschließen, macht seine Rechnung ohne die Politik und ohne Rücksicht auf die Interessen der Versicherten. Auch Ärzte können kein Interesse an der Differenzierung des Versorgungsniveaus je nach Geldbeutel ih
rer Patienten haben. Nicht nur die ärztliche Ethik steht dem entgegen. Auch die Einkommen vieler Ärzte würden bei einer Niveauabsenkung stark sinken. Die AOK hat der bisher auf Lei
stungsausgrenzungen ausgerichteten Diskus
sion jetzt ihre eigenen Vorstellungen zur Wei
terentwicklung des Gesundheitswesens in Form von 10 Thesen entgegengesetzt und in die öf
fentliche Diskussion eingebracht.
Nach Ansicht der AOK sollen Versicherte künf
tig wählen können, ob sie die heute übliche Versorgung wollen oder ob sie sich verbindlich für eine bestimmte Zeit bei einem Hausarzt einschreiben lassen. Wenn die Krankenkasse mit Hausärzten Verträge vereinbaren kann, die ein Umherirren der Patienten im Gesundheits
system ausschließen und Doppel- und Mehr
fachuntersuchungen, unnötige Labortests und Röntgenuntersuchungen vermeiden helfen, können solche Versorgungsformen kostengün
stiger als heute sein. Gedacht ist in diesem Zusammenhang auch daran, dem Hausarzt als
»Lotse« der gesundheitlichen Versorgung mehr Steuerungskompetenz zu geben. Über kombi
nierte Budgets, die Morbiditätsaspekte der ein
geschriebenen Patienten berücksichtigen müß
ten, könnte der Hausarzt auch alle veranlaßten Leistungen steuern.
Die AOK verspricht sich von alternativen Struk
turangeboten eine höhere Qualität wie auch mehr Wirtschaftlichkeit der medizinischen Versorgung. Das Hausarztmodell ist dabei eine Versorgungsstruktur, die sich im Wettbewerb der verschiedenen Versorgungsformen bewäh
ren soll. Zusätzlich könnten sich Gesundheits
zentren, ob nun in kommunaler, freigemein
nütziger oder privater Trägerschaft, im Wett
bewerb mit dem Hausarztmodell und den üb
lichen Einzel- oder Gruppenpraxen oder mit Eigeneinrichtungen der Krankenkassen um die Patienten bemühen. Sinnvoll und politisch machbar sind Reformen, die das bestehende System optimieren, Fehlsteuerungen ausschal
ten und den Krankenkassen die Möglichkeit geben, im Interesse von Patienten, Versicher
ten und Beitragszahlern aktiv zu werden. Die AOK setzt dabei auch auf die Bereitschaft ihrer Vertragspartner von seiten der Ärzteschaft, neue Versorgungsstrukturen zu erproben. Die AOK will die gesundheitliche Versorgung nicht revolutionieren, sondern reformieren. Dazu brauchen wir Spielraum für Erprobungsrege
lungen und Modellversuche.
Mit Interesse und Sympathie beobachtet die AOK einen Einstellungswandel in der Ärzte
schaft und deren Vertretungen. Hinter den in
ternen Auseinandersetzungen der Ärzteschaft um Einkommenszuwächse deutet sich eine neue Patientenorientierung der Ärzte an. In Zukunft werden Ärzte im sich wandelnden Ge
sundheitssystem vor allem dann medizinisch wie wirtschaftlich erfolgreich sein, wenn sie den kranken Patienten als mündige Person se
hen und sich stärker an seinen Bedürfnissen orientieren. Die AOK sieht vor allem in den Hausärzten strategische Partner für die jetzt anlaufende Diskussion und lädt sie ein, sich an dieser Diskussion um die Ausgestaltung von Reformoptionen zur patientengerechten die Weiterentwicklung des Gesundheitswesens ak
tiv zu beteiligen.
Peter Kirch
Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes Kortreiker Str. 1
53177 Bonn
Originalarbeit 2SXIA 473
W. Höppner, G. Gebert, R. Werdin und K. Dreikorn
Zytokine beim metastasierenden Nierenzeiikarzinom
Neue Behandlungsmöglichkeiten
Urologische Klinik (Direktor: Prof. Dr.
K. Dreikorn), Zentralkrankenhaus St.-Jürgen-Straße, Bremen
Das Nierenzeiikarzinom (NCC) kann bislang nur durch eine operative Therapie kurativ be
handelt werden (19, 22, 45, 46). Der Eckpfeiler in der Therapie des Nierenzellkarzinoms ist die radikale Tumornephrektomie. Dabei wird die tumortragende Niere enbloc mit Fettkapsel so
wie die ipsilaterale Nebenniere entfernt (Ahh. 1) und eine lokoregionäre Lymphknotenausräu
mung durchgeführt (46). War der Tumor lokal
Frühere Ansätze in der Behandlung des me
tastasierenden Nierenzellkarzinoms
Die lokale Bestrahlungstherapie prä- oder post- operativ erbrachte keine besseren Überlebens
raten gegenüber der alleinigen Operation (26), das gleiche gilt für die Radiatio lokoregionärer Metastasen (15).
Das Nierenzeiikarzinom erwies sich in zahlrei
chen Studien der letzten Jahre als besonders resistent gegen Chemotherapeutika (19, 66). Als eine Ursache dieser Multidrugresistance konnte das P 170 Glykoprotein nachgewiesen werden (33), möglicherweise kann in Zukunft die Chemoresistenz des NCC medikamentös durchbrochen werden (29). Als derzeit effektiv
stes Mono-Chemotherapeutikum gilt Vinblastin (63), allerdings werden kaum Ansprechraten über 10% beschrieben. Im übrigen läßt sich der natürliche Krankheitsverlauf des metastasier
ten NCC zur Zeit durch eine Mono- oder Poly
chemotherapie kaum beeinflussen (51). Diese Feststellung gilt auch für die Hormontherapie z.B. mit Gestagenen (19, 23), s. Tabelle 2.
Verschiedene Immuntherapieformen sind in den späten siebziger und frühen achtziger Jah
ren auch klinisch eingesetzt worden. Hier sind zu nennen das BCG durch Morales (1976), der Transferfaktor durch Montie (1977), eine aktive Immunisierung mit behandeltem Tumormate
rial durch Tykkä und Tallberg (1978) und die passive Immunisierung mit xenogener Immun- RNA durch Skinner (1976). Von Ansprechraten zwischen 0 und 14% wurde berichtet. Trotz ermutigender Anfangsberichte ist ein wirklicher Vorteil vor allem im Hinblick auf die Überle
bensraten bei diesen Therapieformen gegen
über einer wirkungslosen Hormontherapie im Endeffekt kaum erkennbar (17, 22).
begrenzt (Tab. 1), d. h. auf die Niere be
schränkt, liegt die 5-Jahres-Überlebenswahr- scheinlichkeit bei über 60% (55). Auch die Aus
bildung eines Tumorthrombus in die V. renalis oder V. cava ohne Metastasen (Stadium III b, Tab. 1) verschlechtert die Prognose nur unwe
sentlich (3, 27). Die 2- wie auch die 5-Jahres- Überlebensrate sinkt drastisch, wenn bei der Operation bereits Metastasen gefunden wer
den oder diese im weiteren Verlauf neu auftre- ten (Abb. 2). Von den Patienten mit Lymphkno
tenmetastasen zum Operationszeitpunkt leben nach einem Jahr etwa nur noch 50%, bei sol
chen mit Fernmetastasen nur 25%. Bei Patien
ten im Stadium I oder II nach Robson leben nach einem Jahr mehr als 90%. Metastasen stellen den entscheidenden Prognosefaktor dar.
Die Suche nach therapeutischen Möglichkeiten für die Patienten im fortgeschrittenen Stadium des Nierenzellkarzinoms stellt heute wie auch
Lediglich lokal begrenzte Nierenzellkarzinome (Tl/2 NO MO) haben nach einer radikalen Tu
mornephrektomie eine gute Prognose. Lokal fortgeschrittene Tumoren (T3/4 NO MO oder Tl-4 NI-3 MO) weisen ein hohes Risiko auf, Fernmetastasen zu entwickeln. Eine kurative Therapie metastasierender Nierenzellkar
zinome ist nicht verfügbar. Allerdings konnten neuere Therapieansätze mit Kombinationen von Zytokinen Ansprechraten von über 30%
erzielen. Ob »Response« dann auch Lebensver
längerung bedeutet, ist zur Zeit noch nicht zu sagen. Wir berichten über frühere und aktuelle Behandlungsschemata und stellen ein eigenes Therapieregime vor, bei dem das Zytostatikum Vinblastin mit den Zytokinen alpha 2b-lnterfe- ron und Interleukin 2 kombiniert wird. Die An
sprechrate liegt vorläufig bei 33%, die Neben
wirkungen sind in den meisten Fällen vertret- und beherrschbar.
Eckpfeiler der Therapie ist die radikale Tumor
nephrektomie
Metastasen stellen den ent
scheidenden Prognosefaktor dar
Zum InhaK
Z. Allg. Med. 1994; 70: 473-479. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1994
Zytokinei
Tabelle 1: Stadieneinteilungen beim NCC
TNM-Stadium Robson-Klassifikation
Tl: Tumor innerhalb der Niere und < 2,5 cm Durchmesser T2; Tumor innerhalb der Niere und > 2,5 cm Durchmesser T 3 a; Kapselüberschreitung, aber innerhalb der Gerotaschen
Faszie
T3b; Thrombus in V. renalis/cava
T 4: Infiltration auch außerhalb der Gerotaschen Faszie
I: Tumor innerhalb der Niere II; Invasion ins perirenale Fett III a: regionale Lymphknoten positiv III b: Einbruch in die V. cava
IV: Einbruch in benachbarte Organe, extraregio
närer Lymphknotenbefall, Fernmetastasen
Zytokine sind immunologisch aktive Pro
teine: Inter- ferone, Inter- leukine und Wachstums
faktoren
in den letzten Jahrzehnten eine große Heraus
forderung in der urologischen Onkologie dar.
Einsatz von natürlichen und rekombinanten Zytokinen
Seit Quesada et al. vor 10 Jahren erstmals über die Behandlung des Nierenzellkarzinoms mit Interferon berichteten (38), ist das wissen
schaftliche Interesse an den Interferonen und
<M « <» u> <o K oe; <» P.: Mi P»l Ifti tO| Kl eo! Ö»1 o
<Ml «Mi Ml Ml Mi Mi Mi Mi M: Mi «
Abbildung 1: Tumornepbrektomie-Präparat. Niere längs aufgescbnitten. Typisches Nierenzellkarzinom im oberen Pol
Stadium II Stadium III b
Stadium I
Stadium IV Stadium III a
Jahre
Zytokine (biological response modifiers):
immunologisch aktive Proteine
• Koordination interzellulär ablaufender Kom
munikationssignale (z.B. Entzündung)
• Interaktion mit Makrophagen, Lymphozyten und Fremdgewebe
• Agieren in einem integrierten, kaskadenartig ablaufenden Netzwerk
• Unterteilung in Interleukine, Interferone, Wachstumsfaktoren.
den weiteren »biological response modifiers«
(Zytokine) explosionsartig gestiegen. Es han
delt sich bei den Zytokinen um immunologisch aktive Proteine, die in Interaktion mit Makro
phagen, Lymphozyten und Fremdgewebe tre
ten und an der Koordination interzellulär ab
laufender Kommunikationssignale (z. B. bei ei
ner Entzündung) beteiligt sind. Die Zytokine werden unterteilt in Interferone (alpha, beta, gamma), Interleukine (bislang sind mehr als 10 bekannt), Tumornekrosefaktoren und Wachs
tumsfaktoren (G-CSF, GM-CSF u. v. a.). Anwen
dung in der Therapie des metastasierten NGC fanden in sehr unterschiedlichen Dosierungen die drei Interferone, alpha-Tumornekrosefak- tor und das Interleukin 2 (1, 7, 30, 34, 37, 41, 49, 65).
In der Monotherapie scheinen nach Litera
turübersicht die alpha-Interferone (alpha 2 a oder alpha 2 b) gegenüber beta- und gamma- Interferonen eine höhere Wirksamkeit zu zei-
Tabelle 2; Remissionsraten bei metastasiertem NCC (Literaturübersicht nach Rühben/Weißbach 1989)
Therapie n Remission
Abbildung 2: Überlebensraten von 346 Patienten nach radikaler Tumornepbrektomie (nach Schmiedt et al., 1982).
Spontan Nephrektomie Gestagene Chemotherapie Autovakzination Interferone
1380 571 657 407 193 840
0,4%
0,7%
3,4%
5,7%
13,6%
18,3%
Zytokine Originalarbeit
4
gen (21, 30, 42). Verglichen mit dem zunächst eingesetzten humanen Leukozyten Interferon können die rekombinanten Interferone als gleich wirksam eingestuft werden (13, 21, 65).
Ähnliche Ergebnisse (bis 20% Ansprechraten) wie mit Interferon alpha konnten mit Inter
leukin 2 (1) erzielt werden (Abb. 3), allerdings waren die Nebenwirkungen (intravenöse Ap
plikation) vor allem bei den Bolus-Injektionen erheblich höher. Erst Atzpodien und Kirchner konnten 1991 zeigen, daß mit subkutan verab
reichtem Interleukin wesentlich geringere Ne
benwirkungen auftraten und keine Einbußen in der Wirksamkeit beobachtet wurden (5).
Die Kombination von Zytokinen zeigt höhere Ansprechraten als die Monotherapie (21, 30, 42, 48), dies gilt insbesondere für die Kombi
nation von alpha-Interferon und Interleukin 2 (Abb. 3), wobei die nebenwirkungsreiche i.v.- Applikation offensichtlich zugunsten der sub
kutanen Gaben verlassen werden kann (4, 13).
In etwa einem Drittel der Fälle mit metastasier
tem NGC kann bei Anwendung dieser Zytokine mit einem Ansprechen gerechnet werden (9, 13, 37, 42, 50).
Rosenberg stellte bereits 1987 ein weiteres Verfahren vor (47). Seine Arbeitsgruppe inku
bierte Patienten-Lymphozyten mit IL 2 ex vivo und erhielt nach 3 bis 4 Tagen sogenannte
»Lymphokinaktivierte Killerzellen« (LAK), die dann reinfundiert und mit Interleukin 2 (i.v.) kombiniert wurden. Mit diesem aufwendigen und nebenwirkungsreichen Regime wurden von Rosenberg bis zu 35% Remissionsraten, von anderen Arbeitsgruppen jedoch zum Teil auch deutlich schlechtere Ergebnisse mitgeteilt (35), so daß der Stellenwert unklar ist (13).
Eigene Erfahrungen mit Kombinationen von Zytokinen
Von Januar 1989 bis zum Juni 1992 wurden in unserer Klinik 30 Patienten mit einem metasta
sierten Nierenzellkarzinom durch Einsatz von Zytokinen unter Studienbedingungen behan
delt. Jeder Fall wurde ausführlich im Verlauf dokumentiert. Die wichtigsten Einschlußkrite
rien: Radikale Tumornephrektomie, radiolo
gisch nachgewiesene Progression, Karnofsky- Index über 70% bei Studienbeginn, schriftli
ches Einverständnis, Kreatinin unter 1,5 mg/%, keine gravierenden Blutbildveränderungen, kein Zweitkarzinom. 23 Patienten waren
□ Interleukin 2 (IL 2) lnterferon(INF)alpha 1 1 INF alpha'^Vinblastin INF alpha * IL 2
%
30
15
Ansprechraten
14
%/
27
%1
. ■öö
% ,CR + PR
Abbildung 3: Mono- versus Kombinationstberapie beim metastasierten NCC (nach de Riese et al., 1991).
Die Kombina
tion von Zyto
kinen zei^
höhere An- sprechraten als die Monothera
pie
Abbildung 4: Patient F. W., 66 Jabre. Ein Jabr nach Tu
mornephrektomie pulmonale Filialisierung. Beginn der Be
handlung mit Gamma-Interferon und alpha-Tumornekrose- faktor
Es wurden 30 Patienten mit metastasiertem Nierenzellkar
zinom behan
delt
Abbildung 5: Patient F. W. Röntgen-Thoraxaufnahme 4 Mo
nate nach Therapiebeginn. Vollständige Rückbildung der Lungenmetastasen
Originalarbeit Zytokine
Erhebliche Nebenwir
kungen: Fieber bis 40 °C, grip
peähnliche Symptome und Knochen
schmerzen
Eigenes Thera
pieschema:
alpha 2-Inter- feron, Inter
leukin 2 und Vinblastin
männlich, 7 weiblich mit einem Altersdurch
schnitt von 55,4 (42-66) Jahren. Metastasen
lokalisation bei Behandlungsbeginn: Lunge 19 X, Retroperitoneum 13 x, Mediastinum 10 x, Pleura 7 x, Skelett 6 x, Leber 3 x.
Abbildung 6: Patient F. W. Abdomen-CT bei Feststellung der Metastasierung. Linksseitige Tumorformationen auf dem M. psoas (Nierenloge)
Abbildung 7: Patient F. W. 4 Monate nach Therapiebeginn mit Zytokinen. Progression der retroperitonealen Filialisie- rung, »mixed response« (bei simultaner Rückbildung der Lungenfiliae)
W 350 C 40
.Abbildung 8: Patient F. W. Vollständige Rückbildung auch der retroperitonealen Metastasen weitere 9 Monate später.
Insgesamt nun komplette Remission (CR)
Therapieschemata und Ergebnisse
Die ersten 10 Patienten wurden im Rahmen einer multizentrischen Studie (57) mit wöchent
lichen Infusionen (24 Stunden stationär) von Tumornekrosefaktor alpha (TNF) sowie subku
tanen Gaben dreimal wöchentlich durch den Patienten selbst von Gamma-Interferon behan
delt. Die Nebenwirkungen insbesondere der TNF-Gaben waren erheblich. Sie bestanden in erster Linie in Fieber bis 40 °C und ausgespräg- ten grippeähnlichen Symptomen mit z. T. star
ken Knochenschmerzen. Wir beobachteten eine Ansprechrate (komplette Remissionen = CR und partielle Remissionen = PR) von 20%, wobei der Patient mit kompletter Remission interessanterweise einen sogenannten »mixed response« zeigte. Zunächst bildeten sich die Lungenmetastasen völlig zurück (Abb. 4 und 5), während die retroperitonealen Tumorrezidive zunächst progredient waren (Abb. 6 und 7). Im Verlauf bildeten sich aber auch diese komplett zurück (Abb. 8). Inzwischen lebt der Patient völlig beschwerde- und tumorfrei seit 41 Mo
naten.
Nach Abschluß dieser Studie setzten wir kon
trolliert Alpha-Interferon zur Behandlung der fortgeschrittenen Nierenzellkarzinome ein. In einer Serie von 8 konsekutiven Fällen gaben wir nach einer Einschleichphase Alpha 2 b-INF in einer Dosierung von dreimal 10 Mio. Einhei
ten pro Woche sowie zusätzlich gemäß den Schemata von Getto et al. (1986) und Bergerat et al. (1988) Vinblastin 0,1 mg/kg Körperge
wicht alle 3 Wochen i.v. Wir beobachteten ein Ansprechen (PR) bei einem Patienten und keine komplette Remission. Ermutigt durch positive Ergebnisse (10, 28, 49, 50) und anwendungs
freundlichere Applikationsmöglichkeiten (4) kombinierten wir in einem eigenen Thera
pieschema alpha 2-Interferon mit Interleukin 2. Wir verzichteten dabei nicht auf Vinblastin, so daß unser Dreifachkombinationsschema als
»Immunchemotherapie« zu bezeichnen ist. Ein Therapiekurs läuft über 6 Wochen, wobei die Interleukin-Gaben unter stationären Bedingun
gen verabreicht werden (s. Abb. 9). Das Inter
feron spritzt sich auch hier der Patient selbst.
Nach 2 Zyklen ist das erste komplette Re-Sta- ging vorgesehen.
12 Patienten sind mittlerweile nach diesem Schema behandelt worden, wobei insgesamt 39 Zyklen verabreicht wurden. Resultate (Abb. 10): 2 komplette Remissionen (16,7%), 2 partielle Remissionen (16,7%). Ein Patient mit