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Alle Karten auf den Tisch legen | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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24 Die VolkswirtschaftDas Magazin für Wirtschaftspolitik 12-2013

Die externen Kosten des Strassenverkehrs beliefen sich 2009 gemäss Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) auf 8,459 Mrd.

Franken. Dass sie nicht in den Verkehrspreis einbezogen sind, wirkt sich in doppelter Hin- sicht negativ aus. Zum einen muss jemand anderes als der autofahrende Konsument für diese ungedeckten Kosten aufkommen. Und das ist die Allgemeinheit. Was den Klimawan- del und den Bodenverschleiss betrifft, belas- ten wir sogar künftige Generationen.

Zum anderen heizen zu billige Produkte die Nachfrage über Gebühr an. Die Folge ist ein übermässiger Konsum. Kein Wunder also, wenn die Schweizerinnen und Schweizer – alle Verkehrsträger zusammengerechnet – jährlich im Durchschnitt 20 500 Kilometer zurückle- gen. Ob dies volkswirtschaftlich nützlich ist, kann man mit gutem Grund bezweifeln.

Nachhaltig ist es ganz bestimmt nicht.

Eine Verkehrsabgabe für alle Strassenfahrzeuge

Eine CO2-Abgabe auf Treibstoffen wäre ein möglicher Weg, um mehr Kostenwahr- heit zu schaffen und den Konsum in vertret- bare Bahnen zu lenken. Denkbar wäre auch, die Leistungsabhängige Schwerverkehrsab- gabe (LSVA) auf alle Strassenfahrzeuge aus- zuweiten. Beide Wege sind erfolgsverspre- chend: Die CO2-Abgabe auf Heizöl hatte zur Folge, dass die Emissionen aus Heizungen deutlich sanken. Die LSVA führte beim Gü- terverkehr auf der Strasse zu spürbaren Pro- duktivitätssteigerungen.

Im Strassenverkehr deckt heute – dank der LSVA – einzig der Schwerverkehr seine externen Kosten. Die Schwerverkehrsabgabe erstreckt sich jedoch bloss auf jene Fahrzeu- ge, die mehr als 3,5 Tonnen wiegen. Autos, Kleinlaster, Motorräder oder Roller verursa- chen aber ebenfalls Lärm und Unfallkosten und belasten Umwelt sowie Klima. Eine

«Leistungsabhängige Individualverkehrsab- gabe (LIVA)» für den gesamten motorisier- ten Individualverkehr ist deshalb überfällig.

Mit mehr Kostenwahrheit gingen die Kon- sumentinnen und Konsumenten einen Auto- kauf rationaler an. Autofahrende erhielten ei- nen Anreiz, unnötige Fahrten zu vermeiden und ihr Auto mit Carpooling besser auszulas- ten. Im Lieferverkehr würde es wieder interes-

santer, das Lager in der Nähe der Verkaufsstel- le zu haben. Manche Boutiquen im städtischen Raum werden bis zu drei Mal täglich von «rol- lenden Lagerhäusern» beliefert. Der Strassen- verkehr ginge dadurch spürbar zurück.

Weniger Verkehr hiesse weniger Unfälle, weniger Staus und eine geringere Belastung der Umwelt. Dies würde mehr Lebensquali- tät und geringere Kosten für die Volkswirt- schaft bedeuten. Auch müssten weniger Steuergelder für die Beseitigung von Engpäs- sen auf unseren Strassen eingesetzt werden.

Diese könnten anders verwendet werden.

Erst die Strasse, dann die Bahn

Auch die Bahn verursacht externe Kosten.

Diese lagen 2009 bei 494 Mio. Franken. Die elektrifizierte Schweizer Eisenbahn ist und bleibt der Strasse punkto Umweltverträglich- keit also bei weitem überlegen.

Es ist deshalb unverständlich, wenn der Strassenverkehr indirekt subventioniert wird, indem sich seine relevanten externen Kosten nicht im Preis fürs Autofahren nie- derschlagen. Doch hier blockt die bürgerli- che Mehrheit im Parlament: Die Mineralöl- steuer wurde seit 1993 nie mehr erhöht, der Mineralölsteuerzuschlag gar seit 1974. Das zuständige Departement für Umwelt, Ver- kehr, Energie und Kommunikation (Uvek) stuft eine CO2-Abgabe auf Treibstoffen als derzeit politisch nicht durchsetzbar ein.

Demgegenüber können Preiserhöhungen bei der Bahn relativ einfach realisiert werden.

Solange aber bei der Strasse nicht entschei- dende Schritte in die richtige Richtung un- ternommen werden, besteht überhaupt kein Grund, bei der weitaus umweltgerechteren Bahn vorzupreschen. Eine zu teure Eisen- bahn würde die Reisenden dazu animieren, wieder häufiger das Auto zu benutzen. Diese Rückverlagerung von der Schiene auf die Strasse wäre volkswirtschaftlich wie umwelt- politisch falsch.

Wenn von Vollkosten die Rede ist, sind Luft- und Schienenverkehr natürlich mitge- meint. Volkswirtschaftlich ist die flächende- ckende Integration der externen Kosten bei allen Verkehrsträgern das einzig Richtige. Im Flugverkehr stösst man sich an den nationa- len Regelungen. Dennoch besteht auch dort

Handlungsbedarf.

Alle Karten auf den Tisch legen

Der Verkehr in unserem Land wächst stetig. Dies liegt vor allem daran, dass Mobilität heute sehr günstig ist. Eine Besserung ist nur möglich, wenn wir alle Karten auf den Tisch legen und für mehr Kostenwahrheit sorgen – beginnend beim Strassenverkehr.

Denn der Strassenverkehr verursacht externe Kosten in Milliardenhöhe, welche

nicht durch die Verursachenden getragen werden. Besonders stark zu Buche schlagen Unfälle, Luftverschmutzung,

Klimaschäden, Lärm sowie Schäden an Landschaft und Natur.

Caroline Beglinger Co-Geschäftsleiterin Verkehrs-Club der Schweiz (VCS)

Gerhard Tubandt Mediensprecher Verkehrs-Club der Schweiz (VCS)

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