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Tramadol

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PRAXIS

DIE PTA IN DER APOTHEKE | August 2021 | www.diepta.de

T

ramadol und sein Meta- bolit o-Methyl-Tramadol binden unspezifisch als Agonisten an Opioid-Re- zeptoren mit größerer Affinität an µ-Rezeptoren im zentralen Nerven- system. Diese sind für die Regulie- rung der Schmerzweiterleitung ver- antwortlich. Die schmerzlindernden Effekte sind im Vergleich zu Mor- phin deutlich schwächer einzustu- fen. Die analgetische Wirkung wird zusätzlich über eine Hemmung der Wiederaufnahme der Monoamine Noradrenalin und Serotonin erzielt.

Tramadol liegt als Racemat vor.

(+)-Tramadol hemmt überwiegend die Wiederaufnahme von Serotonin, (-)-Tramadol die von Noradrenalin.

Tramadol gibt es zur oralen und i.v.-Anwendung. Nach oraler Ein- nahme wird Tramadol zu etwa 95 Prozent resorbiert, seine Bioverfüg- barkeit liegt bei etwa 70 Prozent. Bei den oralen Darreichungsformen un- terscheidet man die retardierten und nichtretardierten Tabletten, Kapseln oder Tropfen. Die Dosierung wird an die Stärke der Schmerzen und in- dividuellen Besonderheiten des Pati- enten angepasst. Vorzugsweise wird langsam eintitriert. Grundsätzlich wird die kleinste analgetisch wirk- same Dosierung ausgewählt. Als Do- sierungsintervall sollte die nächste Dosis frühestens acht Stunden nach der vorherigen Gabe eingenommen werden. Üblich ist die zweimal tägli- che Anwendung morgens und abends. Die maximale Tagesdosis von 400 Milligramm sollte nicht überschritten werden. Bei älteren

Patienten über 75 Jahren und Vorlie- gen einer Leber- oder Niereninsuffi- zienz kann eine Dosisreduktion er- forderlich sein. Die Einnahme von Tramadol kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen. Wenn der Behandlungsgrund nach längerer Therapie nicht mehr gegeben ist, sollte das Arzneimittel schrittweise mit einer Dosisreduktion um 50 Pro- zent pro Woche ausgeschlichen werden, um Absetzphänomene zu vermeiden.

Im Gegensatz zu den stärker wirken- den Opioiden zeigen sich unter Tra- madol nahezu keine atemdepressi- ven Nebenwirkungen. Häufig klagen die Patienten aber über gastrointesti- nale Beschwerden, wie Übelkeit, Erbrechen und Obstipation. Die Übelkeit wird vermutlich von der Wiederaufnahmehemmung des Serotonins verursacht und tritt dosi- sabhängig auf. Auch zu Beginn der Behandlung sind diese Symptome sehr häufig, sodass PTA und Apo- theker darauf hinweisen sollten. Das langsame Eintitrieren ist zur Reduk- tion der Nebenwirkungen wichtig.

Weitere übliche Nebenwirkungen sind übermäßiges Schwitzen, Sedie- rung, Kopfschmerzen, Benommen- heit und Schwindel.

Tramadol wird über CYP 3A4 und CYP 2D6 metabolisiert, deshalb sind Interaktionen mit Inhibitoren und Induktoren dieser Enzyme möglich.

Bisher sind jedoch keine klinisch re- levanten Wechselwirkungen berich-

tet worden. Pharmakodynamische Wechselwirkungen können mit zen- tral wirkenden Arzneistoffen, wie Se- dativa oder Alkohol auftreten. Die Kombination mit serotonergen Sub- stanzen, wie zum Beispiel SSRI, SSNRI, trizyklischen Antidepressiva oder MAO-Hemmern ist wegen der Gefahr des Serotoninsyndroms zu vermeiden. Wurde innerhalb der letzten 14 Tage mit MAO-Hemm- stoffen therapiert, ist die Gabe von Tramadol kontraindiziert. Trama- dol kann die Krampfneigung erhö- hen und sollte deshalb mit Arznei- mitteln mit krampfauslösendem Potenzial nicht zusammen ange- wendet werden.

In Schwangerschaft und Stillzeit sollte Tramadol nur nach strengster Risiko-Nutzen-Abwägung verordnet werden. Tramadol passiert die Pla- zenta und geht in geringen Mengen in die Muttermilch über. Die wieder- holte Gabe in der Schwangerschaft kann zur Gewöhnung des ungebore- nen Kindes an Tramadol und nach der Geburt zu Entzugserscheinun- gen führen.  n

Dr. Katja Renner, Apothekerin

STECKBRIEF

Tramadol

Neben Tilidin ist Tramadol das zweite häufig verordnete schwach bis mittelstark

wirkende Opioid. Wegen seines geringen Abhängigkeitspotenzials unterliegt es nicht

der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung (BtmVV).

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Juli 2021 | www.diepta.de

© magicinfoto / iStock / Thinkstock

PTA

Tramadol

Wirkung

Durch agonistische Wirkung an Opioid-Rezeptoren Hemmung der Schmerzweiterleitung

Hauptindikationen

Analgetikum bei mäßig starken bis starken Schmerzen zum Beispiel nach Operationen, Verletzungen, akuten oder chronischen Knochen- oder Gelenkerkrankungen, Tumorschmerzen, Zosterschmerzen

Einnahme

Oral (Tropfen, Tablette) oder i.v.

Nebenwirkungen

Schwindel, Benommenheit, gastrointestinale Beschwerden (Übelkeit, Obstipation und Erbrechen), Atemdepression, vermehrtes Schwitzen, Müdigkeit und Kopfschmerzen

Kontraindikationen

Schwangerschaft und Stillzeit, Drogenmissbrauch, Epilepsie, Abhängigkeitserkrankung

Wechselwirkungen

Zentralwirkende Wirkstoffe wie Benzodiazepine, Sedativa, serotonerge Wirkstoffe (SSRI, SSNRI, MAO-Hemmer, etc.), Alkohol, Verstärkung der krampfauslösenden Wirkung von

SSRI, SSNRI, Mirtazapin etc., Verstärkung der Blutungsneigung mit Cumarinen

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