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Auf Kosten der Erinnerung

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Academic year: 2022

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PRAXIS

20 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Sonderheft Senioren | www.diepta.de

D

ie Erinnerungen ma-

chen die Persönlichkeit eines Menschen aus - umso schlimmer ist es, wenn diese im Zusammenhang mit einer Demenz verschwinden. Zu Be- ginn einer demenziellen Erkrankung leiden Betroffene unter einer ver- minderten Merkfähigkeit und ihr Kurzzeitgedächtnis ist beeinträch-

tigt, im Verlauf der Erkrankung gehen auch die Inhalte des Langzeit- gedächtnisses verloren. Doch nicht nur das Gedächtnis ist eingeschränkt, auch die Orientierung, die Sprache, die Aufmerksamkeit sowie das Auf- fassungs- und Denkvermögen sind gestört. Was in Demenzkranken vor- geht, weiß niemand, denn nach dem Anfangsstadium ist es Betroffenen

nicht mehr möglich, sich mitzutei- len, sodass oft nur die Angehörigen einschätzen können, was der Person guttut und was sie braucht.

Erste Anzeichen Es gibt verschie- dene Warnsignale, die auf eine De- menz hindeuten können. Dazu zählen Stimmungsschwankungen, dass Ge- fahren fehleingeschätzt oder kürzlich stattgefundene Ereignisse vergessen werden. Auch Sprach- und Orientie- rungsstörungen, Misstrauen, Ängst- lichkeit und Gereiztheit gehören da- zu. Vielleicht streitet der Betroffene auch Fehler hartnäckig ab, verliert das Interesse an Hobbys, Arbeit und Kon- takten und kann seinen Alltag nur noch schwer bewältigen. Sollten Kun- den über derartige Symptome berich- ten, ist ein Arztbesuch erforderlich.

Verschiedene Arten Man diffe- renziert zwischen der primären und der sekundären Demenz. Meistens liegt eine primäre Demenz vor, die irreversibel ist. Bei einer sekundären

Auf Kosten

der Erinnerung

Demenz kommt aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt

„ohne Verstand“. Die Krankheit beeinträchtigt das Denkvermögen sowie das Verhalten der Betroffenen.

DEMENZ

© chameleonseye / iStock / Getty Images

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Sonderheft Senioren | www.diepta.de

Form ist die Demenz eine Folge an- derer körperlichen Leiden, wie etwa von Vitaminmangelzuständen, chro- nischen Vergiftungserscheinungen oder Stoffwechselerkrankungen.

Die bekannteste, irreversible De- menz-Form ist die Alzheimer-Er- krankung. Die degenerative Erkran- kung wird in drei Stadien eingeteilt:

Zunächst kommt es zu Stimmungs- schwankungen, Gedächtnislücken und Ausfällen im Kurzzeitgedächt- nis. Die Lern- sowie die Reaktionsfä- higkeit sind vermindert und es fällt Betroffenen oft schwer, Gesprächen zu folgen. Die Diagnose sowie die ersten Symptome führen meist zu Verzweiflung, Wut, Scham, Aggres- sion oder zu einem sozialen Rück- zug. Das erste Stadium ist sowohl für Angehörige als auch für Patienten oft das schwerste, da sie lernen müssen, die Erkrankung zu akzeptieren.

In der zweiten Phase, der fortschrei- tenden Alzheimer-Demenz, verstär- ken sich die Beschwerden, sodass eine selbstständige Lebensführung nicht mehr möglich ist. Häufig kön- nen Patienten nicht mehr eigenstän- dig kochen und regelmäßig essen, Körperhygiene betreiben oder ihre Kleidung anziehen. Spätestens jetzt geben sie ihren Beruf sowie das Auto- fahren auf, insgesamt sind sie nun auf Unterstützung angewiesen. De- menz-Kranke können ihre Emotio- nen schlecht kontrollieren und leiden unter plötzlichen Stimmungsschwan- kungen, Gereiztheit oder Depressio- nen. Sie haben außerdem eine hohe Lauftendenz und streunen oft durch die Wohnung. Auch Angehörige lei- den, zum Beispiel, wenn Alzhei- mer-Patienten sie plötzlich nicht mehr erkennen oder sie mit anderen Personen verwechseln.

Im fortgeschrittenen Stadium der Alzheimer-Demenz sind Erkrankte völlig hilflos – sie können nicht mehr selbstständig essen oder trinken, sprechen und gehen. Häufig werden sie bettlägerig und ihr Risiko für In- fektionen ist stark erhöht, sodass sie in diesem Stadium nicht selten an einer Komplikation, beispielsweise an einer Lungenentzündung, sterben.

Mögliche Auslöser Die Ursachen der Alzheimer-Erkrankung sind bis- lang noch nicht ausreichend er- forscht – fest steht, dass es zu Verän- derungen im Gehirn kommt. Die Nervenzellen sterben ab, die Hirn- masse geht zurück (Hirnatrophie), der Botenstoff Acetylcholin ist redu- ziert und es lagern sich Eiweiße im Gehirn ab. Genetische Faktoren hin- gegen sind für die Alzheimer-Krank- heit eher von geringer Bedeutung.

Der gefäßbedingten Demenz liegen Durchblutungsstörungen zugrunde.

Nervengewebe im Gehirn stirbt ab, da es nicht ausreichend versorgt wird. Das Ausmaß der Erkrankung hängt davon ab, wie ausgeprägt die Durchblutungsstörung ist. Die Mul- tiinfarktdemenz geht mit einer Viel- zahl kleinerer Schlaganfälle einher, die zum Absterben von Gehirnzellen führen. Die Beschwerden ähneln den Krankheitsanzeichen der Alzhei- mer-Erkrankung, allerdings beglei- ten körperliche Symptome wie Taub- heitsgefühle oder Lähmungen die kognitiven Ausfälle.

Prophylaxe Grundsätzlich gibt es verschiedene Verhaltensweisen zur Prävention einer Demenz. Geistig und sozial aktive Personen erkran- ken seltener als solche, die intellektu- ell weniger fit sind. Das Alter stellt ebenfalls einen Risikofaktor für eine Demenz dar: Während in der Gruppe der 65- bis 70-Jährigen weniger als drei Prozent erkrankt sind, ist bei den 85-Jährigen bereits jeder Fünfte, bei den 90-Jährigen jeder Dritte be- troffen. Eine gesunde Ernährung sowie körperliche Bewegung min- dern das Erkrankungsrisiko. Eine vaskuläre Demenz wird durch Blut- hochdruck, Rauchen, Diabetes melli- tus sowie Herzerkrankungen be- günstigt, diese Risikofaktoren sollte man entsprechend begrenzen.

Vorsorge treffen PTA und Apo- theker raten Kunden mit Demenz oder Angehörigen am besten dazu, über die Erkrankung offen zu spre- chen und frühzeitig zu planen, wie es weitergehen soll. Zu Beginn der Er-

krankung ist es möglich, eine Betreu- ungsverfügung oder eine Vorsorge- vollmacht aufzustellen, am besten zieht man einen Notar hinzu. Zusätz- lich sollten sich Betroffene über Be- treuungsangebote sowie Hilfsmittel (zum Beispiel ein Ortungssystem) informieren. Der Arzt stellt zusam- men mit dem Demenz-Kranken einen Behandlungsplan auf.

Ganzheitliche Therapie Die Be- handlung der Demenz zielt in erster Linie darauf ab, die Lebensqualität Betroffener und ihrer Angehörigen zu verbessern. Letztere erhalten in der Regel eine psychosoziale Unter- stützung sowie Informationsange- bote. Während primäre Demenzen nicht heilbar sind, ist es bei sekun- dären Demenzen möglich, über die Behandlung der Grunderkrankung die Demenz zu therapieren. Bei der primären Demenz liegt das Therapie- ziel darin, die Alltagskompetenzen sowie die geistige Leistungsfähigkeit zu bewahren.

Antidementiva beeinflussen die Neu- rotransmitter Acetylcholin und Glutamat und verbessern das Ge- dächtnis, die Konzentration, die Denk- sowie die Lernfähigkeit. Alz- heimer-Patienten weisen meist eine verminderte Konzentration des Ace- tylcholins auf, daher hemmen die Wirkstoffe (Donepezil, Galantamin oder Rivastigmin) das Acetylcholin- abbauende Enzym Acetylcholineste- r ase. Galantamin wirkt zusätzlich auf die nikotinergen Rezeptoren und un- terstützt die Bindung des Acetylcho- lins an die Nervenzellen. Gluta- mat-Antagonisten (Memantin) werden bei schweren Demenz-For- men eingesetzt, allerdings spricht nicht jeder auf diese Therapie an. So- lange Patienten die Medikamente gut vertragen, sollte die Therapie nicht beendet werden. Auch Nootropika wie Ginkgo biloba, Piracetam, Nicer- golin oder Nimodipin verbessern die Hirnfunktion.  n

Martina Görz, PTA, M.Sc. Psychologie, Fachjournalistin

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