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Der WWF Deutschland ist eine der nationalen Organisationen des WWF – World Wide Fund For Nature – in Gland (Schweiz).
Hintergrundinformation
Juni 2008UN-Übereinkommen zur biologischen Vielfalt (CBD)
Biologische Vielfalt und die Millennium-Entwicklungsziele
Eine nachhaltige Entwicklung ist nur möglich, wenn Funktions-, Leistungs- und Regenerationsfähigkeit der Naturressourcen langfristig gesichert sind. Die internationale Staatengemeinschaft hat sich deshalb beim Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung im Jahr 2002 zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2010 die gegenwärtige Rate an aussterbenden Tier- und Pflanzenarten deutlich zu verringern (so genanntes 2010-Ziel). Dadurch soll ein wesentlicher Beitrag zur Umsetzung der Millenniumserklärung und der Erreichung deren Entwicklungsziele (Millennium Development Goals, MDGs) geleistet werden.
Biologische Vielfalt ist eine existenzielle Grundlage für das menschliche Leben: Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen sind Träger des Stoffkreislaufs, sie reinigen Wasser und Luft, sorgen für fruchtbare Böden und angenehmes Klima, dienen der menschlichen Ernährung und Gesundheit und sind Basis für zukunftsweisende Innovationen.
„Biodiversität und Entwicklung sind zwei Seiten einer Medaille“, sagt Ahmed Djoghlaf, Exekutivsekretär der Konvention über die biologische Vielfalt des UN-Umweltprogramms.
Die biologische Vielfalt verringert sich zurzeit als Folge menschlicher Aktivitäten so schnell wie seit Jahrtausenden nicht mehr. Veränderungen des Habitats, Überausbeutung und Umweltver- schmutzung reduzieren die biologische Vielfalt und behindern die Ökosysteme in ihrer Funktion:
• Jahrtausendelang wurden mehr als 7 000 Pflanzenarten für den menschlichen Bedarf genutzt. Heute sind es nur noch 150, und die meisten von uns nutzen nicht mehr als zwölf Sorten.
• Neunzig Prozent der Exporteinnahmen Afrikas werden durch den Verkauf von natürlichen Ressourcen erzielt.
• Mehr als 1,6 Milliarden Menschen, darunter eine Milliarde Arme, sind für ihren Lebensunterhalt auf Wälder angewiesen.
• In den Wäldern befinden sich 80 Prozent der verbleibenden terrestrischen Biodiversität.
Wälder schützen Wasserressourcen und verringern das Risiko von Naturkatastrophen, zum Beispiel Erdrutschen. Dennoch verschwinden weltweit jedes Jahr zwölf bis 15 Millionen Hektar Wald.
• Die Armen leiden am stärksten unter der abnehmenden biologischen Vielfalt.
• Siebzig Prozent der Armen in der Welt leben auf dem Land, wo Veränderungen in Wassereinzugsgebieten und unkontrollierter Holzeinschlag die Pufferfähigkeit von Ökosystemen verringern. Bei extremem Wetter müssen die Landbewohner dies mit Ernteausfällen und einer unterbrochenen Wasserversorgung bezahlen.
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Juni 2008 · Biologische Vielfalt und Millennium-Entwicklungsziele
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Nachhaltige Entwicklung
Biodiversität muss daher zum Kernstück der internationalen Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung werden. Hier spielt die Konvention über biologische Vielfalt eine wichtige Rolle. Ihre Ziele sind der Schutz, die nachhaltige Nutzung und der gerechte Vorteilsausgleich bei der Nutzung der genetischen Ressourcen. Diese drei Aspekte bilden das Fundament für einen nachhaltigen Umgang mit der biologischen Vielfalt.
Die Milleniums-Entwicklungsziele
Im September 2000 kamen Vertreter von 189 Ländern zu einem Gipfeltreffen der Vereinten Nationen in New York zusammen. Als Ergebnis des Treffens verabschiedeten sie die Millenniumserklärung mit acht globalen Herausforderungen und Zielen für die internationale Politik zu Beginn des 21.
Jahrhunderts.
Biologische Vielfalt ist eine existenzielle Grundlage für das menschliche Leben: Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen sind Träger des Stoffkreislaufs, sie reinigen Wasser und Luft, sorgen für fruchtbare Böden und angenehmes Klima, dienen der menschlichen Ernährung und Gesundheit und sind Basis für zukunftsweisende Innovationen.
Wissenschaftliche Schätzungen gehen davon aus, dass sich 80 Prozent des natürlichen Vorkommens an biologischen Ressourcen weltweit in Entwicklungsländern befinden. Der gerade dort rapide fortschreitende Verlust biologischer Vielfalt gefährdet daher in dramatischer Weise die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Lebensgrundlage gerade armer Menschen.
Gleichzeitig zwingt ein Leben in Armut die Menschen häufig zur Übernutzung natürlicher
Ressourcen. Daher geht die Bedeutung der biologischen Vielfalt über das Handlungsfeld
„Schutz der gemeinsamen Umwelt“ weit über Ziel 7 der Millenniumserklärung „Ökologische Nachhaltigkeit sichern“ hinaus.
So ist die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt auch für die Halbierung des Anteils der extrem Armen bis zum Jahr 2015 (Ziel 1) entscheidend. Vor allem für arme Bevölkerungsschichten besteht im Verkauf von Produkten, die aus biologischen Ressourcen gewonnen werden, oft die einzige Möglichkeit, Finanzmittel für den Unterhalt ihrer Familien zu erwirtschaften. Zum anderen beruhen auf der biologischen Vielfalt durch ihre Vielzahl von Arten und Genen wichtige so genannte ökosystemare Dienstleistungen. Hierzu zählen unter anderem die Bereitstellung sauberen Trinkwassers, der Schutz vor Erosion, die Erhaltung der Bodenqualität und die Bestäubung von Feldfrüchten. Die Stärkung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit lässt sich mithin nur auf der Basis funktionsfähiger Ökosysteme erreichen.
Biodiversität kann zudem erheblich die Bereitstellung von Nahrung sichern helfen – auch bei wachsender Weltbevölkerung. Voraussetzung hierfür ist ein ausreichend großer landwirtschaftlich nutzbarer Genpool – also eine möglichst hohe Agrobiodiversität.
Frauen und Mädchen spielen eine eigene und wichtige Rolle bei der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt. Ihre traditionellen Aufgaben wie die Versorgung der Familie mit Nahrungsmitteln und Wasser sowie das Sammeln von Brennholz durch weitere Entfernungen der Ressourcen nehmen immer mehr Zeit in Anspruch. Dies führt oft dazu, dass Mädchen der Schulbesuch unmöglich ist (relevant für Ziel 2) und für Frauen die ohnehin höhere
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Juni 2008 · Biologische Vielfalt und Millennium-Entwicklungsziele
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Arbeitsbelastung weiter steigt. Im Erhalt der Biodiversität liegt deshalb auch ein Beitrag zur Gleichstellung der Geschlechter und zur Stärkung der Rolle der Frauen (Ziel 3).
Biodiversität ist zudem von zentraler Bedeutung für die medizinische Versorgung der Menschen.
Sie bietet ein enormes Reservoir für die Entwicklung von Wirkstoffen gegen bereits bekannte sowie in der Zukunft möglicherweise neu auftretende Krankheiten. Der Verlust jeder einzelnen Art schränkt deshalb das der Menschheit zur Verfügung stehende Potenzial zur Entwicklung neuer Medikamente weiter ein, was für die Erreichung der Ziele 4 bis 6 relevant ist. In Heilpflanzen liegt insbesondere für arme Menschen häufig die einzig verfügbare und bezahlbare Möglichkeit zur Behandlung von Krankheiten. Die biologische Vielfalt spielt darüber hinaus eine wichtige Rolle für gesundheitliche Prävention: Stabile und intakte Ökosysteme verhindern umweltbedingte Krankheiten. Gerade arme Bevölkerungsgruppen in Entwicklungsländern sind einerseits besonders anfällig für umweltbedingte Krankheiten (z.B.
durch Wasser- und Luftverschmutzung sowie Agrargifte) und verfügen andererseits über geringe Mittel zur Bekämpfung einmal aufgetretener Krankheiten.
Durch die Unterstützung der Entwicklungsländer bei der Umsetzung der CBD wird schließlich zu Ziel 8 beigetragen, dem Ziel globale Partnerschaften einzugehen und die Entwicklungs- länder bei der Erreichung gemeinsamer Ziele zu unterstützen.
Ziel 1 - Verminderung von extremer Armut und Hunger:
Zwischen 1990 und 2015 soll die Zahl der Menschen, die mit weniger als einem US-Dollar pro Tag auskommen müssen, um die Hälfte gesenkt werden. Auch der Anteil der Hungernden
(1990 rund 817 Millionen Menschen) soll bis dahin halbiert werden.
Ziel 2 – Grundbildung für alle:
Bis 2015 soll ermöglicht werden, dass alle Kinder auf der Welt, Mädchen wie Jungen, eine Grundschulausbildung erhalten.
Ziel 3 – Gleichstellung der Geschlechter und Stärkung der Rolle der Frauen:
Bis 2005 sollte erreicht werden, dass ebenso viele Mädchen wie Jungen eine Primar- und Sekundarschulbildung erhalten. Die meisten Regionen der Welt hatten bis dahin ein ausgeglichenes Verhältnis der Geschlechter auf Grundschulebene erreicht. Bis 2015 soll das Geschlechtergefälle auf allen Bildungsebenen beseitigt werden.
Ziel 4 - Senkung der Kindersterblichkeit:
Die Sterblichkeitsrate der Kinder unter fünf Jahren soll zwischen 1990 und 2015 um zwei Drittel gesenkt werden.
Ziel 5 - Gesundheit von Müttern verbessern:
Zwischen 1990 und 2015 soll die Müttersterblichkeit um drei Viertel reduziert werden.
Ziel 6 - Bekämpfung von HIV/AIDS, Malaria und anderen schweren Krankheiten:
Bis 2015 soll die weltweit zunehmende Ausbreitung von HIV/AIDS gestoppt werden, eine Trendumkehr soll eingeleitet sein. Auch bei Malaria, Tuberkulose und anderen schweren Krankheiten soll dieses Ziel erreicht werden.
Ziel 7 - Ökologische Nachhaltigkeit sichern:
Die Grundsätze der nachhaltigen Entwicklung sollen in die Politik und die Programme aller Staaten einfließen. Beim Verlust von natürlichen Ressourcen soll eine Trendwende eingeleitet werden. Außerdem soll der Anteil der Menschen,
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Juni 2008 · Biologische Vielfalt und Millennium-Entwicklungsziele
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die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, bis 2015 halbiert werden. Im Jahr 2006 waren es schätzungsweise noch 1,1 Milliarden Menschen. Bis 2020 soll außerdem eine bedeutende Verbesserung der Lebensbedingungen von mindestens 100 Millionen Slum-Bewohnern erreicht werden.
Ziel 8 - Weltweite Entwicklungspartnerschaft aufbauen:
Eine nachhaltige Verwirklichung der Millenniumsentwicklungsziele wird nur gelingen, wenn eine weltweite Partnerschaft zwischen Industrie- und Entwicklungsländern aufgebaut wird. Es sollen Fortschritte bei der Entwicklung eines offenen, regelgestützten, berechenbaren Handels- und Finanzsystems gemacht werden, das die Entwicklungsländer nicht benachteiligt.
Weitere Informationen:
Jörg Roos, WWF Deutschland, Tel.: 069/7 91 44-206, Fax: -2 31, roos@wwf.de
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