Der Markt für
Energiemanagement-
Systeme in kleinen und
mittleren Unternehmen
1 Energiemanagement – Dienstleistungen
Aktuell wächst der Bereich Energiemanagement rasant. Befeuert durch den Trend zur Digitalisierung, der die Transaktionskosten für die Überwachung und Automatisierung von Energieflüssen verringert, und förderliche
regulatorische Rahmenbedingungen, wie die Besondere Ausgleichsregelung und den Spitzenausgleich, nehmen immer mehr Unternehmen in Deutschland Energiemanagement-Dienstleistungen (EnM-DL) in Anspruch.
Die Leistungen im Zusammenhang mit Energiemanagement reichen von der Visualisierung über die Automatisierung bis zum zertifizierten Energiemanagement (siehe Abbildung 1).
Abbildung 1: EnM-DL
Mit der Komplexität des Energiemanagements steigt auch der Anspruch an seine Nutzer sowohl finanziell als auch in Bezug auf die notwendigen Kenntnisse. Parallel erhöht sich der Umfang der im Zusammenhang mit dem
Energiemanagement angebotenen Technologien und Dienstleistungen (siehe Tabelle 1).
Tabelle 1: EnM-Technologien und EnM-DL
Technologien Dienstleistungen
• Sensorik
• Steuerungstechnik
• Software
• Prozesse
• Beratung
• Planung
• Schulung
• Betrieb
• Validierung
Im Rahmen der Marktbeobachtung 2015/16 wurde die Nutzung, das Angebot und die Kosten von
• Energiemanagementsoftware,
• Beratungsleistungen zur Einführung eines zertifizierten Energiemanagement-Systems,
• Externem Energiemonitoring,
• Externem Energiecontrolling und
• Zertifizierungen, sowie Re-Zertifizierungen von Energiemanagement-Systemen
Visualisierung Automatisierung
Monitoring Controlling DIN EN 50001
Management
Die Bundesstelle für Energieeffizienz (BfEE) ist für die Beobachtung und Bewertung des Marktes für Energiedienstleistungen, Energieaudits und andere Energieeffizienzmaßnahmen gesetzlich verantwortlich.
Davon abgeleitet entwickelt die BfEE Vorschläge zur Weiterentwicklung des Marktes. Damit bildet die Marktbeobachtung auch eine empirische Grundlage für die Entwicklung und Weiterentwicklung von Förderprogrammen, die den Markt stimulieren und die Steigerung der Energieeffizienz in Deutschland bewirken.
Der beobachtete Markt umfasst dabei grundsätzlich alle Leistungen, die auf die effiziente Bereitstellung von Energieeffekten abzielt. – Energieeffekte meint z.B. warme, helle Wohn- und Büroräume, Mobilität,
Kommunikation sowie die Arbeit von Maschinen und Geräten. In der Marktbeobachtung ergänzt die BfEE Erkenntnisse aus ihren regelmäßigen deutschlandweiten Markterhebungen um das Expertenwissen von Spezialisten, die sich insbesondere mit den Marktsegmenten Energieberatung, Energiemanagement und Energie-Contracting befassen.
untersucht. Während die Darstellung des eigenen Energieverbrauchs und die Möglichkeit der Fernsteuerung
energieverbrauchender Systeme, wie der Heizung, für Privathaushalte interessant ist, werden weitergehende EnM-DL eher von mittleren bis größeren Unternehmen in Anspruch genommen. Die Markterhebung konzentriert sich daher im Marktsegment Energiemanagement auf die Zielgruppe „Unternehmen“.
In der Befragung einer repräsentativen Stichprobe kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) in Deutschland, gaben 125 der 3001 befragten KMU an, zwischen 2013 und 2016 Dienstleistungen zur Einführung eines Energiemanagement- Systems nach DIN EN ISO 50001 (EnMS) in Anspruch genommen zu haben. Dies entspricht einem Anteil von rund 4%
über alle Branchen hinweg. Im Folgenden konzentriert sich die Analyse auf die Nachfrage für Dienstleistungen zur Beratung und Begleitung der Einführung eines EnMS in KMU.
2 Der Markt für die Beratung und Begleitung zur Einführung eines
Energiemanagement-Systems nach DIN EN ISO 50001
Von den befragten Unternehmen, die ihre Geschäftsräume vollständig oder teilweise besitzen, gaben 125 an in den letzten drei Jahren zur Steigerung der Energieeffizienz eine Dienstleistung zur Einführung eines EnMS in Anspruch genommen zu haben. Mit 23,2 % sind die meisten dieser KMU der sonstigen Industrie (insbesondere dem
verarbeitenden Gewerbe) gefolgt von der energieintensiven Industrie (20,8 %) zuzurechnen. Den geringsten Anteil hingegen machen Unternehmen aus dem Bereich Information und Kommunikation (IKT) aus, von denen nur eines sich zur Einführung eines EnMS beraten ließ (siehe Abbildung 2).
Im Rahmen der Untersuchung des Markts für Energieaudits, Energiedienstleistungen und andere
Energieeffizienzmaßnahmen 2015/16 wurden knapp 1700 Anbieter von Energiedienstleistungen sowie 3015 Privathaushalte und 3001 kleine und mittlere Unternehmen (KMU) rund um Energiedienstleistungen befragt.
Die Befragung der KMU ist repräsentativ für die deutsche KMU-Landschaft hinsichtlich Branchenverteilung, Unternehmensgrößenklassen und regionaler Verteilung. Aus der Gesamtstichprobe von 3001 Unternehmen gaben 1308 an, irgendeine der in der Markterhebung untersuchten Energiedienstleistungen genutzt zu haben.
Fragen zum Themenbereich Energiemanagement wurden Unternehmen gestellt, die ihre Geschäftsräume vollständig oder anteilig besitzen. Daraus ergibt sich für einige der folgenden Auswertungen eine
Grundgesamtheit von 1515 Unternehmen, die ihre Geschäftsräume vollständig oder anteilig besitzen. Die Ergebnisse sind repräsentativ.
Abbildung 2: Inanspruchnahme einer Beratung zur Einführung eines EnMS nach Branche
Im Mittel beschäftigen die 1515 befragten KMU, die Eigentümer oder teilweise Eigentümer der genutzten Gebäude sind, rund 34 Mitarbeiter. Demgegenüber haben Unternehmen, die sich mit der Einführung eines EnMS befassen,
durchschnittlich 65 Mitarbeiter. Insgesamt erfüllen 82,0 % der befragten Unternehmen hinsichtlich der Mitarbeiterzahl die EU-Definition für kleine Unternehmen (weniger als 50 Mitarbeiter). Von diesen 1242 Unternehmen wiederum nahmen 5,4 % eine Beratung zur Einführung eines EnMS in Anspruch. Demgegenüber ist der Anteil der mittleren Unternehmen mit mindestens 150 Mitarbeitern, die sich zur Einführung eines EnMS beraten ließen, mit 35,7 % gut sechsmal so hoch (siehe Abbildung 3).
Abbildung 3: Inanspruchnahme einer Beratung zur Einführung eines EnMS nach Mitarbeiterzahl
KMU, die zugleich Gebäudeeigentümer sind, erwirtschaften zu 86,2 % einen Umsatz von weniger als 10 Millionen Euro pro Jahr und lediglich 13,8 % von mehr als 10 Millionen. Wie auch hinsichtlich der Mitarbeiterzahl steigt innerhalb der Umsatzkategorien der Anteil von KMU, die sich zur Einführung eines EnMS beraten lassen an, je höher der Umsatz wird (siehe Abbildung 4). Während von den insgesamt 610 KMU mit einem Umsatz von weniger als 2 Millionen Euro gerade einmal 20 eine Beratung zur Einführung eines EnMS in Anspruch nahmen, waren es 35 der 181 KMU, die einen Jahresumsatz von mehr als 10 Millionen Euro haben. Die Existenz eines Energiemanagement-Systems ist folglich je wahrscheinlicher, je größer – sowohl hinsichtlich Mitarbeiterzahl als auch Umsatz - ein KMU ist.
23,2%
20,8%
16,8%
14,4%
8,8% 7,2%
4,8% 3,2%
0,8%
0%
5%
10%
15%
20%
25%
Branchenzugehörigkeit
n (EnMS in Anspruch) =125;
KMU 2016
82,0%
14,3%
5,4% 3,7%
17,5%
35,7%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
10 bis 49 50 bis 149 150 bis 249
Mitarbeiteranzahl
KMU MA davon EnMS
n=1515,
KMU 2016, Gebäudeeigentümer
Abbildung 4: Inanspruchnahme einer Beratung zur Einführung eines EnMS nach Umsatzkategorie
Die wichtigsten Motive für die Inanspruchnahme einer Energiedienstleistung ist bei den meisten Unternehmen die Senkung der Energiekosten, Einsparmöglichkeiten erkennen und Umwelt- bzw. Klimaschutz. Sie wurden von jeweils über zwei Drittel der Unternehmen als einer der wesentlichen drei Gründe genannt. Unternehmen, die sich für ein Energiemanagement-System entschieden haben, legen auf den Umwelt- bzw. Klimaschutz besonderen Wert (siehe Abbildung 5).
Abbildung 5: Hauptmotiv für die Inanspruchnahme von Energiedienstleistungen
Unternehmen, die Unterstützung bei der Einführung eines EnMS in Anspruch genommen haben, nannten jedoch im Vergleich zu Unternehmen, die nur andere Energiedienstleistungen genutzt haben, die gesetzliche Verpflichtung, ein Energieaudit durchzuführen, deutlich häufiger, zu 37,6 %, als eines der wichtigsten Motive für die Inanspruchnahme der Dienstleistung versus 17,5 %. Auch die besondere Ausgleichsregelung nach dem EEG motiviert vergleichsweise häufig zur Einführung eines EnMS (39,2 %), wobei der Anteil der Unternehmen, die in die besondere Ausgleichsregelung auf Grund der Begrenzung der Stichprobe auf Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern relativ gering ist. Schließlich wird der Markt für die Unterstützung bei der Einführung von EnMS relativ stark durch staatliche Förderung getrieben:
Während knapp ein Drittel der Unternehmen, die andere Energiedienstleistungen genutzt haben, wesentlich durch
46,5%
39,7%
13,8%
3,3%
10,6%
19,3%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
weniger als 2 Mio Euro 2 bis höchstens 10 Mio Euro mehr als 10 bis höchstens 50 Mio Euro
Umsatz
KMU Umsatz davon EnMS
n=1312;
KMU 2016, Gebäudeeigentümer, bereinigt um keine Angabe
13,0%
17,5%
32,9%
50,6%
63,0%
84,4%
91,8%
37,6%
39,2%
46,4%
60,0%
70,4%
78,4%
90,4%
16,7%
19,8%
32,7%
49,5%
66,9%
84,2%
91,6%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Gesetzliche Energieauditverpflichtung Besondere Ausgleichsregelung im EEG Förderprogramme Stromsteuereinsparung Umwelt- und Klimaschutz Einsparmöglichkeiten erkennen Senkung der Energiekosten
Hauptmotive
alle
EnMS
andere EDL
n(alle)=1308, n(EnMS)=125, n(andere EDL)=662
Förderprogramme motiviert waren, trifft dies auf über 46,4 % der Unternehmen, die Unterstützung bei der Einführung eines EnMS genutzt haben, zu.
Da ein EnMS im Besonderen darauf abzielt, langfristig Energie zu sparen und mittelbar die Energiekosten zu senken, liegt die Vermutung nahe, dass KMU mit einem hohen Energiekostenanteil stärker an der Einführung eines EnMS interessiert sind. Tatsächlich sind nur 3,9 % der KMU mit einem Energiekostenanteil von weniger als 1 % an der Einführung eines EnMS interessiert. Demgegenüber nahm ein Viertel der KMU mit einem Energiekostenanteil von mindestens 30 % in den Jahren 2013-2016 eine Beratung zur Einführung eines EnMS in Anspruch (siehe Abbildung 6).
Abbildung 6: Inanspruchnahme einer Beratung zur Einführung eines EnMS nach Energiekostenanteil
Den Preis, den die KMU für die Beratung und Begleitung zur Einführung eines Energiemanagements zahlen, beurteilt fast die Hälfte als angemessen. Nimmt man diejenigen hinzu, die diesen für eher angemessen halten, bewerten 72,4%
den Preis als angemessen. Ähnlich verhält es sich mit der Zufriedenheit hinsichtlich der Dienstleistung. 56% sind eher zufrieden und 31,2% der Unternehmen, die sich zur Einführung eines Energiemanagement-Systems beraten und begleiten ließen, sogar sehr zufrieden (siehe Abbildung 7).
23,1%
46,4%
18,5%
9,5%
3,9% 2,5%
9,2% 7,7%
15,9%
25,0%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
weniger als 1% 1% bis unter 5% 5% bis unter 10% 10% bis unter 30% 30% oder mehr
Energiekostenanteil
Energiekostenanteil von davon EnMS n=1123;
KMU 2016, Gebäudeeigentümer, bereinigt um keine Angabe
Abbildung 7: Bewertung der Kosten und Kundenzufriedenheit
3 Zusammenfassung
Im Vergleich zu Energieberatungen, nahmen in den Jahren 2013 bis 2016 relativ wenig KMU eine Dienstleistung zur Einführung eines EnMS in Anspruch. Über KMU aller Größen und Branchen, die ihre Geschäftsräume mindestens teilweise besitzen, hinweg, nutzten zwischen 2013 und 2016 rund 8,3% Unterstützung zur Einführung eines EnMS, während rund 36,0% der insgesamt befragten KMU eine Energieberatung in Anspruch nahmen. Bisher implementieren insbesondere KMU der energieintensiven Branchen Energiemanagement-Systeme. Ein weiteres Merkmal der KMU, die sich bei der Einführung eines EnMS beraten oder begleiten ließen, ist, dass sie hinsichtlich Mitarbeiterzahlen und Umsatz tendenziell größer sind. Unabhängig von Branche und Größe motiviert die Senkung der Energiekosten über 90% der KMU, eine Energiedienstleistung in Anspruch zu nehmen. Das Interesse der KMU an der Einführung eines EnMS steigt mit dem Energiekostenanteil. Von den KMU mit einem Energiekostenanteil ab 30% hat sich ein Viertel für zur Einführung eines EnMS beraten lassen. Die hohe Zufriedenheit mit der Beratung und Begleitung zur Einführung eines EnMS sowie die positive Bewertung der Preise durch die Kunden deuten darauf hin, dass das Angebot hierfür die Erwartungen der Nachfrager erfüllt.
15,5%
10,3%
24,1%
48,3%
1,7%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
Bewertung der Kosten
Bewertung der Kosten
weiß nicht, keine Angabe
angemessen
eher angemessen
eher nicht angemessen
unangemesse n
n=58;
KMU 2016, EnMS bereinigt um keine
2,4%
4,8%
56,0%
31,2%
5,6%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
Zufriedenheit
Zufriedenheit
weiß nicht, keine Angabe
sehr zufrieden
eher zufrieden
eher nicht zufrieden
gar nicht zufrieden
n=125;
KMU 2016, EnMS
Impressum
Herausgeber
Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle Leitungsstab Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Frankfurter Str. 29 - 35
65760 Eschborn http://www.bafa.de/
Referat: 511
E-Mail: energieeffizienz@bafa.bund.de Tel: +49(0)6196 908-2704
Fax: +49(0)6196 908-180 Stand
01.08.2017 Bildnachweis BfEE
Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle ist mit dem audit berufundfamilie für seine familienfreundliche Personalpolitik ausgezeichnet worden. Das Zertifikat wird von der berufundfamilie GmbH, einer Initiative der Gemeinnützigen Hertie- Stiftung, verliehen.
Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle ist mit dem audit berufundfamilie für seine familienfreundliche Personalpolitik ausgezeichnet worden. Das Zertifikat wird von der berufundfamilie GmbH, einer Initiative der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, verliehen.