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Gürtel, Schärpe und Fibelpaar

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Frühmittelalter

Gürtel, Schärpe und Fibelpaar

Dem Gürtel (lat. cingulum) kam in der Antike wie auch im Frühmittelalter eine vielschichti­

ge Bedeutung zu, die über das reine Gürten hinausging. Frauen und Männern sollte der Leibgurt, in dem nicht selten auch Berüh­

rungsreliquien mitgeführt wurden, Schutz vor drohenden Gefahren bieten.

Seit dem späteren 4. Jh. finden wir im Mit­

telmeerraum an weiblichen Darstellungen prächtige, mit Edelsteinen besetzte Gürtel, die aber keine Verschlussvorrichtung erken­

nen lassen (Abb. 22). Mit derartigen Gürteln wurde das im mediterranen Raum übliche Obergewand (lat. tunica) geschmückt, das keine Fibeln benötigte.

Um 400 kamen dann bei den ins Imperium Romanum übertretenden ostgermanischen Völkern, insbesondere den Ost- und West­

goten, in der vornehmen Frauentracht große Gürtelschnallen mit markanter, meist recht­

eckiger Beschlagplatte auf. Auch dort gehörte der sichtbare Schmuckgürtel zum Haupt­

kleid - einem röhrenförmigen, ärmellosen peplos -, dessen über die Schultern gezogener oberer Saum mit einem Fibelpaar zusammen­

geheftet wurde (Abb. 23).

Auch bei den Alamannen, Thüringern, Langobarden, Franken und Bajuwaren kam im mittleren 5. Jh. in der weiblichen Tracht ein auffälliger 'Gürtel' in Mode. Mit ihm wurde die tunica gegürtet, die bei den Westgerma­

nen - anders als bei den Ostgermanen - um 400 den peplos abgelöst hatte. Als Verschluss diente dem Gürtel aber überraschenderweise keine Schnalle, sondern ein Paar Bügelfi­

beln! Der 'Gürtel' bestand oft aus Bändern in Brettchenwebtechnik und sollte besser als Schärpe bezeichnet werden, die durchaus mit den wenige Jahrzehnte zuvor aufgekom­

menen Schmuckgürteln mediterraner und ostgermanischer Ausprägung vergleichbar

ist. Während sich frühe Schärpen durch hoch sitzende, nicht selten waagrecht ausgerichte­

te Fibeln auszeichnen und demnach unmit­

telbar unter der Brust durchführten (Abb. 24), wurden jüngere Fibelpaare zunehmend tiefer und vertikal übereinander getragen, sodass man sich nun eine Befestigung an einem oder an beiden Enden der Schärpe vorstellen darf (Abb. 25). Den unteren Abschluss der Schär­

pe bildete fast immer ein einzelnes kostbares Amulett.

Mit Bügelfibeln besetzte Schärpen kenn­

zeichneten nicht nur einen höheren sozialen Stand, sondern zeigten durch ihre unter­

schiedlichen Formen in vielen Fällen auch die Herkunft, sprich: ethnische Zugehörigkeit ihrer Trägerin an. Aus der großen Menge der westgermanischen Bügelfibeln lassen sich thüringische, alamannische, fränkische und - besonders deutlich - langobardische

„Typen" aussondern. Dem Ensemble aus Schärpe, Bügelfibelpaar und Amulett kam ganz offensichtlich die wichtigste Zeichen­

funktion in der westgermanischen Frauen­

tracht des frühen Mittelalters zu.

22 Serena, Nichte des Kaisers Theodosius d. Gr.

und Gattin des Stilieho, mit steinbesetztem Schmuckgürtel.

Ausschnitt aus dem Diptychon des Stilieho, um 400.

Max Martin

24-25 Grabpläne und Rekonstruktion der Kleidung zweier alamanni- seher Damen mit Schärpe und daran befestigtem Bügelfibelpaar in der Tracht der westgermani­

schen Oberschicht aus Basel-Kleinhüningen Grab 126 (oben) und Altenerding (49) Grab 607.

23 Grabpläne westgoti­

scher Frauenbestattungen des 6. Jh. aus Duraton (Spanien), mit Bügelfibel­

paar als Peplosverschluss und Schmuckgürtel mit großer Gürtelschnalle.

255 Originalveröffentlichung in: Archäologie in Bayern - Fenster zur Vergangenheit, Regensburg 2006, S. 255

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